Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

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Tom Bombadil
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Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Tom Bombadil »

Ich verfolge mit großem Interesse politische Diskussionen in meiner Umgebung und auch in anderen Foren, die eigentlich nichts mit Politik zu tun haben. Auffallend ist, dass es zwei starke, gegensätzliche Pole gibt, zwischen denen es starke Spannungen gibt und jeder wird irgendwie auf diese Pole aufgeteilt. Ein dazwischen scheint es nicht mehr zu geben, entweder gehörst du zu uns oder zu denen.

Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will? Ich lehne die Asylpolitik seit 2015 ab, allerdings verabscheue ich das, was von rächts veranstaltet wird, immer mehr. Was da während und am Rande der "Trauermärsche" geschieht, ist einfach nur noch abstoßend und auch GG-feindlich. Die Antworten der anderen Parteien und der Medien finde ich aber nicht wirklich besser, pauschale Beschimpfungen und Propaganda, so präsentiert sich der "Kampf gegen Rächts", dass es damit nur immer noch schlimmer wird, scheint niemand der Protagonisten zu merken.

Ich weiß auch nicht genau, was hier diskutiert werden soll, ich fühle mich gerade wie im falschen Film, in einem Alptraum, der nicht endet und man kann anscheinend nichts dagegen tun. Kann man sich irgendwie gegen rächts positionieren, auch ohne die Asylpolitik gutzuheißen, ohne die "Kuscheljustiz" gutzuheißen und kann/darf man auch gewalttätige "Schutzsuchende" verabscheuen? Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?

Anmerkung: "rächts" = rechtsextrem
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Skull
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Skull »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)

Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will?
Allen unsachlichen, populistischen und unwahren Äusserungen...
...im wahren Leben entgegenzutreten.

Und im Forum immer mal genau DA dazwischengrätschen. Blödsprüche...KONKRET zu hinterfragen.

Immer wieder auf das GG verweisen und den verfassungsdeutenden Gerichten Gehör zu verschaffen.

mfg
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Stoner

Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)

Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will?
Versuchen, man selbst zu bleiben und sich, sofern man überhaupt politisch mitreden will, (s)einen beinharten Individualismus gegen alle Vereinnahmungs- und Diskreditierungsversuche unbeirrt zu wahren gegen die Kleingeister mit ihren Priester-, Blockwart- und IM-Allüren. Und immer dran denken, dass es sowieso ein Sein außerhalb politischer Räume gibt.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Troh.Klaus »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)
Ich weiß auch nicht genau, was hier diskutiert werden soll, ich fühle mich gerade wie im falschen Film, in einem Alptraum, der nicht endet und man kann anscheinend nichts dagegen tun. Kann man sich irgendwie gegen rächts positionieren, auch ohne die Asylpolitik gutzuheißen, ohne die "Kuscheljustiz" gutzuheißen und kann/darf man auch gewalttätige "Schutzsuchende" verabscheuen? Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?
Ich finde nicht, dass diese Positionen rääächts sind. Es ist imho absolut legitim, mit der aktuellen Politik und ihrer praktischen Umsetzung nicht einverstanden zu sein, auch wenn es um solche strittigen Themen wie die Asylpolitik oder die "Kuscheljustiz" geht. Wenn dem nicht so wäre, könnten wir uns doch den ganzen Disput sparen, denn dann wären wir wohl in einem System mit erheblichen Demokratie-Defiziten unterwegs.

Die Frage ist halt, wie denn die Gegenpositionen ausschauen und wie die in praktische Politik umgesetzt werden sollen. Da kann's dann irgendwo rääächts werden.
Mal ganz plakativ (und ohne damit einen aktuellen Fall anzusprechen): Eine Verschärfung der Abschiebepraxis in der Hoheit der dafür zuständigen Behörden ist a priori zustimmungsfähig. Die Mithilfe selbsternannter Bürgerwehren nach eigenen Abschieberegeln wäre für mich rääächts, die politische Zustimmung zu einer solchen Praxis unter dem Stichwort "Widerstandsrecht" wäre für mich räääääääächts. (Selbstverständlich wäre Ersteres auch gesetzwidrig und Zweites vermutlich auch).
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MoOderSo
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von MoOderSo »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will? Ich lehne die Asylpolitik seit 2015 ab, allerdings verabscheue ich das, was von rächts veranstaltet wird, immer mehr.
Das ist halt das Problem des Konservatismus. Er taugt nicht zum Protest. Das machen dann wir. Wenn es euch nicht gefällt, müsst ihr euch bewegen. Ansonsten sitzt ihr halt weiter zu Haus und denkt euch weiter "Ja, eigentlich irgendwie schon, aber bitte nicht so".
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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H2O
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)

Ich verfolge mit großem Interesse politische Diskussionen in meiner Umgebung und auch in anderen Foren, die eigentlich nichts mit Politik zu tun haben. Auffallend ist, dass es zwei starke, gegensätzliche Pole gibt, zwischen denen es starke Spannungen gibt und jeder wird irgendwie auf diese Pole aufgeteilt. Ein dazwischen scheint es nicht mehr zu geben, entweder gehörst du zu uns oder zu denen.

Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will? Ich lehne die Asylpolitik seit 2015 ab, allerdings verabscheue ich das, was von rächts veranstaltet wird, immer mehr. Was da während und am Rande der "Trauermärsche" geschieht, ist einfach nur noch abstoßend und auch GG-feindlich. Die Antworten der anderen Parteien und der Medien finde ich aber nicht wirklich besser, pauschale Beschimpfungen und Propaganda, so präsentiert sich der "Kampf gegen Rächts", dass es damit nur immer noch schlimmer wird, scheint niemand der Protagonisten zu merken.

Ich weiß auch nicht genau, was hier diskutiert werden soll, ich fühle mich gerade wie im falschen Film, in einem Alptraum, der nicht endet und man kann anscheinend nichts dagegen tun. Kann man sich irgendwie gegen rächts positionieren, auch ohne die Asylpolitik gutzuheißen, ohne die "Kuscheljustiz" gutzuheißen und kann/darf man auch gewalttätige "Schutzsuchende" verabscheuen? Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?

Anmerkung: "rächts" = rechtsextrem
Mich treibt solches Denken überhaupt nicht an! Ich will ganz einfach in einem Staat leben, in dem Gesetze so gestaltet sind, daß sie auch vernünftig in amtliches Handeln umgesetzt werden können.

Gegen Asylgewährung habe ich nichts, im Gegenteil. Aber ich erwarte dann doch, daß erkannte Trittbrettfahrer postwendend vor die Tür gesetzt werden, ob nun mit Papieren oder ohne. Daß da ein Schriftverkehr zwischen Behörden für tagelange Verzögerungen verantwortlich gemacht wird, gelegentlich gar nicht an der zuständigen Stelle ankommt... ein Skandal und eine Schlamperei! Wer organisiert so einen Mist? Ich habe auch nichts gegen eine erzieherische Bestrafung junger Straftäter, wenn die Straftat eher im Bereich "jugendlicher Übermut" angesidelt ist. Wenn da aber Dritten mutwillig ernster körperlicher Schaden zugefügt wurde, dann wäre bei mir schon beim ersten Male Schluß mit lustig. Mehrfache Wiederholungstäter dürfte es eigentlich gar nicht geben. Da ist doch etwas faul in der Duchführung.

Ich lasse mir meine Hoffnung nicht nehmen, daß wir unser Gemeinwesen geduldig weiter entwickeln können und es an die Erfordernisse unserer Zeit anpassen können. Ich halte diese Grundeinstellung für "links". Weil ich aber darauf bestehe, daß unsere öffentliche Ordung im gesetzlich vorgesehenen Rahmen gehalten wird und unsere Behörden und Ämter in vernünftigen Zeiträumen zu vernünftigen Ergebnissen kommen, sehe ich mich noch lange nicht als "rechts"... etwa, wenn ich bestimmte autoritäre Staaten für die gewährleistete Ordnung und Sauberkeit lobe. Das möchte ich auch, wenn auch durch die Wirkung demokratisch kontrollierter Gesetze, die dann auch zielgenau angewandt werden.

Ich möchte ein Staatswesen, das nicht im Ist-Zustand erstarrt, das sich mit dem Bürgerwillen weiter entwickelt, das aber dabei gestaltbare Regeln auch durchsetzt, wenn sie denn gültig sind. Mir ist Wurst ob eine solche Haltung links oder rechts oder liberal oder grün bezeichnet wird. Insgesamt vernünftig und offen soll es zugehen.
Zuletzt geändert von H2O am Di 11. Sep 2018, 00:42, insgesamt 1-mal geändert.
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imp
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von imp »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)

Ich verfolge mit großem Interesse politische Diskussionen in meiner Umgebung und auch in anderen Foren, die eigentlich nichts mit Politik zu tun haben. Auffallend ist, dass es zwei starke, gegensätzliche Pole gibt, zwischen denen es starke Spannungen gibt und jeder wird irgendwie auf diese Pole aufgeteilt. Ein dazwischen scheint es nicht mehr zu geben, entweder gehörst du zu uns oder zu denen.
Oh weh, was sind das nur für Kreise!
Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will? Ich lehne die Asylpolitik seit 2015 ab, allerdings verabscheue ich das, was von rächts veranstaltet wird, immer mehr. Was da während und am Rande der "Trauermärsche" geschieht, ist einfach nur noch abstoßend und auch GG-feindlich.
Ja, dann sag doch einfach deine Meinung? Wozu ist dir wichtig, wer das wo einordnet?
Die Antworten der anderen Parteien und der Medien finde ich aber nicht wirklich besser, pauschale Beschimpfungen und Propaganda, so präsentiert sich der "Kampf gegen Rächts", dass es damit nur immer noch schlimmer wird, scheint niemand der Protagonisten zu merken.
Demokratische Kritik an Nazis ist immer ein wenig unscharf, man weiß nie, wer noch gemeint ist und wer nicht. Ich finde das schade. Persönlich finde ich es besser, im Zweifelsfall nicht zu sagen, "aber wenn der von der XY-Partei das auch sagt, muss es doch gut sein". Auch, wenn die XY-Partei eben keine Nazipartei ist.
Kann man sich irgendwie gegen rächts positionieren, auch ohne die Asylpolitik gutzuheißen, ohne die "Kuscheljustiz" gutzuheißen und kann/darf man auch gewalttätige "Schutzsuchende" verabscheuen? Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?

Anmerkung: "rächts" = rechtsextrem
Klar kannst du das. Kommt drauf an, was deine Kritik nun genau ist, aber es ist doch kein Problem, zu sagen, öhm, ja, diese ganzen Übergriffe und so, das finde ich jetzt voll nicht gut, die sollen halt alle in den Knast, die so was machen. Wo ist Problem? Du musst doch nicht diesen ganzen Abschiebefetisch abziehen, bloß weil du gern möchtest, dass alle, also eben auch die, die noch nicht so doll deutsch können, in der Disco etwas rücksichtsvoller sind und halt beim Baggern auch mal aufhören, wenn's einer nicht passt. Du musst doch nicht diese dümmliche "Islamkritik" mitmachen, bloß weil du bestimmten gewaltverherrlichenden Predigten und Ansprachen, die du dir von Google hast übersetzen lassen, höchst bedenklich und möglicherweise strafbar findest.

Ich denke, du machst das schon ganz richtig. Gib einen Scheiß auf Einsortierungen. Keep on rockin' in the free world.
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H2O
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 00:41)

Oh weh, was sind das nur für Kreise!


Ja, dann sag doch einfach deine Meinung? Wozu ist dir wichtig, wer das wo einordnet?


Demokratische Kritik an Nazis ist immer ein wenig unscharf, man weiß nie, wer noch gemeint ist und wer nicht. Ich finde das schade. Persönlich finde ich es besser, im Zweifelsfall nicht zu sagen, "aber wenn der von der XY-Partei das auch sagt, muss es doch gut sein". Auch, wenn die XY-Partei eben keine Nazipartei ist.


Klar kannst du das. Kommt drauf an, was deine Kritik nun genau ist, aber es ist doch kein Problem, zu sagen, öhm, ja, diese ganzen Übergriffe und so, das finde ich jetzt voll nicht gut, die sollen halt alle in den Knast, die so was machen. Wo ist Problem? Du musst doch nicht diesen ganzen Abschiebefetisch abziehen, bloß weil du gern möchtest, dass alle, also eben auch die, die noch nicht so doll deutsch können, in der Disco etwas rücksichtsvoller sind und halt beim Baggern auch mal aufhören, wenn's einer nicht passt. Du musst doch nicht diese dümmliche "Islamkritik" mitmachen, bloß weil du bestimmten gewaltverherrlichenden Predigten und Ansprachen, die du dir von Google hast übersetzen lassen, höchst bedenklich und möglicherweise strafbar findest.

Ich denke, du machst das schon ganz richtig. Gib einen Scheiß auf Einsortierungen. Keep on rockin' in the free world.
Ja, so bewege ich mich auch! :thumbup:
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)
(..)


Ich weiß auch nicht genau, was hier diskutiert werden soll, ich fühle mich gerade wie im falschen Film, in einem Alptraum, der nicht endet und man kann anscheinend nichts dagegen tun. Kann man sich irgendwie gegen rächts positionieren, auch ohne die Asylpolitik gutzuheißen, ohne die "Kuscheljustiz" gutzuheißen und kann/darf man auch gewalttätige "Schutzsuchende" verabscheuen? Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?

Anmerkung: "rächts" = rechtsextrem
Kann man, Tom, darf man auch.
Ich habe wiederholt versucht, diese Links-Rechts-Rächts-Klassifizierung in verschiedenen Threads anzusprechen, ohne nennenswerten Erfolg.
In RL begegnet mir das sehr selten, dass ich in eine Schublade gesteckt werde, selbst unter Menschen, die mich nicht oder kaum kennen.
Hier, also im Forum (oder auch anderen Foren) ist das schwierig bis unmöglich, weil leider viele versuchen, jemanden abzustempeln, weil sie nicht wirklich argumentieren können/wollen.
Kann daran liegen, dass die Themen sozusagen geballt auftreten in einer kleinen virtuellen Welt, und man sich dauernd irgendwie "begegnet"
Es ist einfach leichter, zu sagen: wer Probleme mit Flüchtlingen oder Integration anspricht, muss ja rechts bis rächts sein, als Israel-Supporter/in ist man zusätzlich reaktionär.
Ist man gegen die AFD oder schreibt gegen Neonazis an, ist man linksgrünversifft oder lügt, das gilt auch, wenn man sich gegen Hetze gegen Flüchtlinge ausspricht.
Ich hab mir einfach angewöhnt, meine Meinung zu sagen, ich versuche, sachlich zu argumentieren (was mir nicht immer gelingt), und mich damit abzufinden, dass ich es nicht jedem recht machen kann,
und auch nicht will.
Lass es einfach nicht zu sehr an dich ran, auch wenn hier einige gerne vergessen, dass hinter jeder Tastatur ein Mensch sitzt.
Letztendlich musst du morgens in den Spiegel gucken können, ohne rot zu werden, und nur darauf kommt es letztendlich an.
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Brainiac
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Brainiac »

Es geht doch wohl weniger darum, wie man "sein" will, sondern wie man wahrgenommen werden will? Letzteres sollte einen aber möglichst wenig interessieren, da schließe ich mich den anderen an. In diesem epischen Fight um den Komplex Flüchtlinge/AfD/Islam wird man halt einsortiert. Wenn man was schreibt, was das eine Lager unterstützt, gehört man für die anderen dazu. Das ist normal.

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imp
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(11 Sep 2018, 06:51)

Es geht doch wohl weniger darum, wie man "sein" will, sondern wie man wahrgenommen werden will? Letzteres sollte einen aber möglichst wenig interessieren, da schließe ich mich den anderen an. In diesem epischen Fight um den Komplex Flüchtlinge/AfD/Islam wird man halt einsortiert.
Nicht zwingend. Man kann gegen Flüchtlinge sein und die AfD trotzdem ablehnen. Man kann auch das Islam-Thema doof finden und trotzdem nichts gegen Flüchtlinge haben. Oder andersrum. Freilich, um heutzutage an der AfD was zu finden, wird man vermutlich schon sehr gegen Flüchtlinge und Islam sein müssen. Mir fällt jedenfalls keiner ein, bei dem das nicht passt.
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Skull
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Skull »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 07:26)

Nicht zwingend. Man kann gegen Flüchtlinge sein und die AfD trotzdem ablehnen.
Man kann auch das Islam-Thema doof finden und trotzdem nichts gegen Flüchtlinge haben.
Und genau an solchen Sätzen und Ausdrucksweisen kann man die Problematik festmachen.
(Damit meine ich nicht Dich persönlich, sondern an unbedachte Ausdrucksweisen)

Wie kann man per se ... für oder gegen Flüchtlinge sein ?
Es gibt eine Menge Flüchtlinge, die gute Gründe haben, hier aufgenommen zu werden.
Und genauso kann man Flüchtlinge ablehnen, deren Gründe man wenig bis kann nicht akzeptieren kann.

Wie kann man das Islam-Thema "per se doof finden". Unser Gundgesetz gebietet ausdrücklich Religionsfreiheit.
Natürlich kann vieles oder einiges am Islam und deren Auslebung auf verschiedenste Art kritisieren und ablehnen.

Alles aber eben differenziert ... und unterschiedlich.

Nicht jede Äusserung und jeder Gedankengang der AfD und deren Mitglieder sind abzulehnen.
Da sollte man sich ebenfalls differenziert und mit jedem konkreten Sachverhalt beschäftigen.
Ich lehne die AfD seit Jahren komplett ab. Halte sie auch für extrem gefährlich. Für mich...unwählbar.
Es ändert aber nichts daran, das sie seit Jahren Zulauf hat, von Menschen aus welchen Gründen auch immer,
gewählt wird und in den Parlamenten sitzt. Da muss man sich ebenfalls mit auseinander setzen.

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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Billie Holiday »

Zu seiner Meinung stehen und nicht versuchen, everybody‘s darling zu sein. Sich überzeugen, aber nicht überreden lassen.
Ob man linksgrünversifft oder Nazi ist, ist oft bloß das subjektive Empfinden anderer.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von imp »

Skull hat geschrieben:(11 Sep 2018, 07:44)

Und genau an solchen Sätzen und Ausdrucksweisen kann man die Problematik festmachen.
(Damit meine ich nicht Dich persönlich, sondern an unbedachte Ausdrucksweisen)

Wie kann man per se ... für oder gegen Flüchtlinge sein ?
Es gibt eine Menge Flüchtlinge, die gute Gründe haben, hier aufgenommen zu werden.
Und genauso Flüchtlinge ablehnen, deren Gründe man wenig bis kann nicht akzeptieren kann.
Tatsächlich wird die Liste derer, die akzeptiert werden, sehr kurz. Da ist dann der christliche Syrer, der jüdische Iraner, der homosexuelle Flüchtling schnell raus. Eine Debatte darüber, wie "sicher" Afghanistan wiklich für Rückkehrer ist, könnte man schon führen. Das findet aber nicht statt. Die Differenzierung ist auch deshalb unsinnig, weil jegliche Aufnahme zur Prüfung von Fluchtgründen vielen schon zu viel ist.

Wie kann man das Islam-Thema "per se doof finden". Unser Gundgesetz gebietet ausdrücklich Religionsfreiheit.
Das ist einfach gemacht. Islam zur Nichtreligion erklären, fertig. Kannst du vielfach nachlesen. Zudem ist die Religionsfreiheit für Privatmeinungen nur bedingt anwendbar.

Nicht jede Äusserung und jeder Gedankengang der AfD und deren Mitglieder sind abzulehnen.
Das ist banal. Lass einen NPD, Kifi oder sonstwen sagen "heute ist es aber heiss". Das ist nicht wesentlich für ihre genannte Eigenschaft. Ansonsten kommt aus der Ecke reiner Müll.

Ich lehne die AfD seit Jahren komplett ab. Halte sie auch für extrem gefährlich. Für mich...unwählbar.
Es ändert aber nichts daran, das sie seit Jahren Zulauf hat, von Menschen aus welchen Gründen auch immer,
gewählt wird und in den Parlamenten sitzt. Da muss man sich ebenfalls mit auseinander setzen.
Hätte es keinen Zulauf, könnte man darüber akademisch diskutieren oder es auch ganz lassen, es wäre irrelevant. Der Zulauf ist aber kein Argument dagegen, diese Positionen und ihre Vertreter klar und mit Konsequenzen abzulehnen. Im Gegenteil.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Milady de Winter »

Ich verstehe das Problem nicht. Steh' zu Deinen Ansichten, egal wie sie sind. Nur darum geht es, wenn Dir Rückgrat wichtiger ist als das, was der Rest der Welt davon hält. Ein und dieselbe Botschaft wird immer anders ankommen, je nach Empfänger. Folglich müsstest Du Dich entweder entscheiden, für wen Du der Hero und für wen das Arschloch sein willst, oder Du kümmerst Dich um Dich selbst. Dann trennt sich für Dich die Spreu vom Weizen ganz automatisch.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Skull »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 07:58)

Das ist einfach gemacht. Islam zur Nichtreligion erklären, fertig. Kannst du vielfach nachlesen.
???
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Billie Holiday »

Milady de Winter hat geschrieben:(11 Sep 2018, 08:00)

Ich verstehe das Problem nicht. Steh' zu Deinen Ansichten, egal wie sie sind. Nur darum geht es, wenn Dir Rückgrat wichtiger ist als das, was der Rest der Welt davon hält. Ein und dieselbe Botschaft wird immer anders ankommen, je nach Empfänger. Folglich müsstest Du Dich entweder entscheiden, für wen Du der Hero und für wen das Arschloch sein willst, oder Du kümmerst Dich um Dich selbst. Dann trennt sich für Dich die Spreu vom Weizen ganz automatisch.
Inhaltlich ist Dein Beitrag ähnlich meinem. Dennoch weiß ich, wer Zustimmung erhält und wer nicht. :D
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Milady de Winter »

Billie Holiday hat geschrieben:(11 Sep 2018, 08:04)

Inhaltlich ist Dein Beitrag ähnlich meinem. Dennoch weiß ich, wer Zustimmung erhält und wer nicht. :D
Würde ich nicht drauf wetten. Ein Unterschied besteht jedoch darin, dass ich keine Kategorisierung vornehme. Weder in rechts oder links, noch in linksgrünversifft oder Nazi. Das sind inflationär gebrauchte Kampfbegriffe, die für mich nur rhetorische Kapitulation bedeuten. Aber auch das sieht jeder anders. So be it.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von think twice »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 07:26)

Man kann gegen Flüchtlinge sein und die AfD trotzdem ablehnen.
Nein, das geht eben nicht. Das ist ja das Dilemma mancher Rechten und denen, die keine Rechten sein wollen. Sie wollen nichts mit der AfD zu tun haben, ticken aber genauso wie sie. Denken und sagen genau das Gleiche.
Ist dann irgendwie blöd, dass bekennende, Nazi-Parolen bruellende Rechtsextreme, mit denen sie noch weniger zu tun haben wollen, sich dazu gesellen und Hand in Hand mit denen marschieren, die doch nur "gegen die Fluechtlinge" sind.
Irgendwie scheint es Manchen dann doch zu daemmern, dass sie sich eigentlich alle auf einer Linie bewegen und diese Erkenntnis stürzt sie dann in eine Identitätskrise.
Zuletzt geändert von think twice am Di 11. Sep 2018, 08:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von imp »

Skull hat geschrieben:(11 Sep 2018, 08:03)

???
Du hast sicher schon Beiträge gelesen, in denen der Islam als eine Ideologie oder ein Herrschaftssystem diffamiert wird. Das ist kein ganz neuer Trick.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Skull »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 08:14)

Du hast sicher schon Beiträge gelesen, in denen der Islam als eine Ideologie oder ein Herrschaftssystem diffamiert wird.
Das ist kein ganz neuer Trick.
Du schreibst ja von Diffamierung und Trick.

Das sind ja die Dinge, auf die ich in meinen ersten Beitrag verwies.

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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von imp »

think twice hat geschrieben:(11 Sep 2018, 08:13)

Nein, das geht eben nicht. Das ist ja das Dilemma mancher Rechten und denen, die keine Rechten sein wollen. Sie wollen nichts mit der AfD zu tun haben, ticken aber genauso wie sie. Denken und sagen genau das Gleiche.
Das ist kein Widerspruch. Mir fallen hunderte Gründe ein, warum jemand speziell die AfD nicht brauchbar findet für seine dem Buchstaben nach ähnlichen Politikvorstellungen. Daneben ist auch nicht jeder, der bei dunkelhäutigen Menschen oder Frauen mit Kopftuch die Krätze kriegt, automatisch gegen Klimapolitik, Sozialstaat, öffentliche Fernsehsender und was alles noch im Sudelmix von Storch & co mitschwimmt. Es gibt ja auch Leute, die der CSU anhängen und in einzelnen Fragen komische Positionen haben. Umgekehrt muss nicht besonders links sein, wer beispielsweise Merkels Politik richtig findet - wie etwa die breite Mehrheit der CDU.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

Vongole hat geschrieben:(11 Sep 2018, 00:51)

Kann man, Tom, darf man auch.
Ich habe wiederholt versucht, diese Links-Rechts-Rächts-Klassifizierung in verschiedenen Threads anzusprechen, ohne nennenswerten Erfolg.
In RL begegnet mir das sehr selten, dass ich in eine Schublade gesteckt werde, selbst unter Menschen, die mich nicht oder kaum kennen.
Hier, also im Forum (oder auch anderen Foren) ist das schwierig bis unmöglich, weil leider viele versuchen, jemanden abzustempeln, weil sie nicht wirklich argumentieren können/wollen.
Kann daran liegen, dass die Themen sozusagen geballt auftreten in einer kleinen virtuellen Welt, und man sich dauernd irgendwie "begegnet"
Es ist einfach leichter, zu sagen: wer Probleme mit Flüchtlingen oder Integration anspricht, muss ja rechts bis rächts sein, als Israel-Supporter/in ist man zusätzlich reaktionär.
Ist man gegen die AFD oder schreibt gegen Neonazis an, ist man linksgrünversifft oder lügt, das gilt auch, wenn man sich gegen Hetze gegen Flüchtlinge ausspricht.
Ich hab mir einfach angewöhnt, meine Meinung zu sagen, ich versuche, sachlich zu argumentieren (was mir nicht immer gelingt), und mich damit abzufinden, dass ich es nicht jedem recht machen kann,
und auch nicht will.
Lass es einfach nicht zu sehr an dich ran, auch wenn hier einige gerne vergessen, dass hinter jeder Tastatur ein Mensch sitzt.
Letztendlich musst du morgens in den Spiegel gucken können, ohne rot zu werden, und nur darauf kommt es letztendlich an.
Das größte Problem ist die Ausweitung des politischen Raumes, sodass Kategorisierungen sich unter Umständen bis ins alltägliche Leben auswirken. Ein Kolumnist wie Harald Martenstein lebt heute unter übelsten Beleidigungen, Schmähungen, Verunglimpfungen bis hin zu physischen Drohungen, als würde die Zeit jetzt auch schon Nazis beschäftigen. TTs Argument, Rechte wollten keine sein, zeigt dabei die Methode, mit der es heute gelingt, einen, der wie Martenstein gnaden- und erbarmungslos auf sein Eigenes besteht, plötzlich in der rechten Schublade landet. Wer also keinen großen Namen und kein dickes Fell hat, sollte sich einfach aus allem politischen Diskurs raushalten. Diskurstheoretisch war Deutschland ohnehin von jeher eine Sahelzone. Vor 30 Jahren fiel es nur nicht so auf. Man sollte es wohl halten wie mit dem Nichts: Es einfach sein lassen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von becksham »

Milady de Winter hat geschrieben:(11 Sep 2018, 08:00)

Ich verstehe das Problem nicht. Steh' zu Deinen Ansichten, egal wie sie sind. Nur darum geht es, wenn Dir Rückgrat wichtiger ist als das, was der Rest der Welt davon hält. Ein und dieselbe Botschaft wird immer anders ankommen, je nach Empfänger. Folglich müsstest Du Dich entweder entscheiden, für wen Du der Hero und für wen das Arschloch sein willst, oder Du kümmerst Dich um Dich selbst. Dann trennt sich für Dich die Spreu vom Weizen ganz automatisch.
Eben. Warum soll es wichtig sein, in welche Schublade einen andere Menschen packen. Man selber muss sich morgens im Spiegel angucken können. Das ist wichtig.


Allerdings frage ich mich, was das jetzt hier im Unterforum "innere Sicherheit" zu suchen hat?
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Wähler »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)
Ich verfolge mit großem Interesse politische Diskussionen in meiner Umgebung und auch in anderen Foren, die eigentlich nichts mit Politik zu tun haben. Auffallend ist, dass es zwei starke, gegensätzliche Pole gibt, zwischen denen es starke Spannungen gibt und jeder wird irgendwie auf diese Pole aufgeteilt. Ein dazwischen scheint es nicht mehr zu geben, entweder gehörst du zu uns oder zu denen.
Das alte Rechts-Links-Schema passt aber nur noch einigermaßen, wenn man neben der Migrationspolitik alle anderen Politiken ausblendet. Nimmt man die Sozialpolitik hinzu, schaut es schon ganz anders aus.
Was mir mehr Sorgen macht, ist das sinkende Diskussionsniveau in den entsprechenden Threads über Flüchtlingspolitik. Sachliche Differenzierungen spielen kaum noch eine Rolle, während die Methode des politischen Spins inzwischen einen großen Teil des Diskussionsraumes eingenommen hat. So wird Wirklichkeit ausgeblendet, weil anscheinend emotionale Empörung und rhetorische Manipulation unausgesprochene Bedürfnisse besser befriedigen.
Wir müssen hier auch aufpassen, dass wir nicht alle politischen Themen und die Unzufriedenheit damit in dem einen Topf Flüchtlingspolitik miteinander vermischen. Das ist dann eher eine Frage der intellektuellen und emotionalen politischen Bildung.
Zuletzt geändert von Wähler am Di 11. Sep 2018, 09:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von zollagent »

Was kann man tun? Sich nicht mit Extremrechten oder Extremlinken zusammentun und sich nicht ihrer Thesen zu bedienen. Das wäre das einfachste. Wenn man Gruppierungen deutlich als nicht auf der gleichen Grundlage des politischen Verständnisses stehend erkennen kann, ist es schlichtweg falsch, solchen Thesen auch noch zuzustimmen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 07:26)

Nicht zwingend. Man kann gegen Flüchtlinge sein und die AfD trotzdem ablehnen.
"Gegen Flüchtlinge sein" .... ich glaub', das wirst du schon nach kurzem Überlegen einsehen, ist eine Formulierung, die ziemlich daneben ist. Man kann eine konkrete Flüchtlingspolitik kritisieren. Klar. Oder meinetwegen auch gänzlich ablehnen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von schokoschendrezki »

Vongole hat geschrieben:(11 Sep 2018, 00:51)

Kann man, Tom, darf man auch.
Ich habe wiederholt versucht, diese Links-Rechts-Rächts-Klassifizierung in verschiedenen Threads anzusprechen, ohne nennenswerten Erfolg.
In RL begegnet mir das sehr selten, dass ich in eine Schublade gesteckt werde, selbst unter Menschen, die mich nicht oder kaum kennen.
Hier, also im Forum (oder auch anderen Foren) ist das schwierig bis unmöglich, weil leider viele versuchen, jemanden abzustempeln, weil sie nicht wirklich argumentieren können/wollen.
Aber besteht das eigentliche Problem nicht möglicherweise darin, dass RL und Social Media zunehmend verschmelzen und für ziemlich viele Menschen das eine vom anderen kaum noch unterscheidbar ist?
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von zollagent »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 07:26)

Nicht zwingend. Man kann gegen Flüchtlinge sein und die AfD trotzdem ablehnen. Man kann auch das Islam-Thema doof finden und trotzdem nichts gegen Flüchtlinge haben. Oder andersrum. Freilich, um heutzutage an der AfD was zu finden, wird man vermutlich schon sehr gegen Flüchtlinge und Islam sein müssen. Mir fällt jedenfalls keiner ein, bei dem das nicht passt.
Wenn man "gegen Flüchtlinge" ist, ist man auch gleichgültig gegenüber den Ursachen, warum sie Flüchtlinge sind. Schon mal darüber nachgedacht, daß du hier den Begriff Humanität komplett ausklammerst? So argumentieren in der Tat Rechtsradikale. Bisher hatte ich eher nicht den Eindruck, daß du deren Argumentation verwendest und auch plausibel findest.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Sep 2018, 09:56)

"Gegen Flüchtlinge sein" .... ich glaub', das wirst du schon nach kurzem Überlegen einsehen, ist eine Formulierung, die ziemlich daneben ist. Man kann eine konkrete Flüchtlingspolitik kritisieren. Klar. Oder meinetwegen auch gänzlich ablehnen.
Nein, das trifft auf diese Diskussionen längst nicht mehr zu. Diese kleinkarierten Übungen in Dublin 3, das Gerede von der angeblichen Machtergreifung Merkels, die Asyltourismusvokabel - wie reiht sich das ein in eine Methodenkritik? Da geht es um Flüchtlinge in toto. Das kann man ruhig ansprechen. Wer es nicht so gemeint haben will, kann das ausführen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2018, 10:04)

Nein, das trifft auf diese Diskussionen längst nicht mehr zu. Diese kleinkarierten Übungen in Dublin 3, das Gerede von der angeblichen Machtergreifung Merkels, die Asyltourismusvokabel - wie reiht sich das ein in eine Methodenkritik? Da geht es um Flüchtlinge in toto. Das kann man ruhig ansprechen. Wer es nicht so gemeint haben will, kann das ausführen.
Ja, vielleicht läufts inzwischen so. Traurig genug.

"Flüchtlingspolitik kritisieren" und nicht "gegen Flüchtlinge sein" ... ich glaub' das hat der Threadersteller unter anderem gemeint. Und das geht tatsächlich in diesen fast schon bürgergkriegsähnlichen Auseinandersetzungen unter. Und das geht auch in diesem Parteiengerangel vor der Bayernwahl unter. Selbst der letzte Dumme sollte mitbekommen haben, dass Merkel am Ende des Jahres nicht als eine infolge ihrer Flücthlingspolitik Gescheiterte dastehen will und dabei auf eine CSU-Schlappe am 14. Oktober setzt.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Sep 2018, 10:13)

Ja, vielleicht läufts inzwischen so. Traurig genug.

"Flüchtlingspolitik kritisieren" und nicht "gegen Flüchtlinge sein" ... ich glaub' das hat der Threadersteller unter anderem gemeint.
Es ist nicht so, dass es jenseits dieser dargestellten Position keinen politischen Streit über Flüchtlingspolitik gäbe. Wie ist zu prüfen, wie soll sich Europa die finanziellen und organisatorischen Lasten verteilen? Wie umgehen mit Problemregimes in Osteuropa? Was tun mit Verbrechern? Was tun mit denen, die sich gut einfügen, aber keinen zwingenden Grund zu bleiben (mehr) haben? Was tun mit denen, die schwierig sind, aber klar Schutz benötigen? Was ist die richtige Politik gegenüber Krisenländern? Darüber kann man diskutieren. Damit macht man sich nicht schmutzig.
Und das geht tatsächlich in diesen fast schon bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen unter. Und das geht auch in diesem Parteiengerangel vor der Bayernwahl unter. Selbst der letzte Dumme sollte mitbekommen haben, dass Merkel am Ende des Jahres nicht als eine infolge ihrer Flücthlingspolitik Gescheiterte dastehen will und dabei auf eine CSU-Schlappe am 14. Oktober setzt.
Eine vernünftige Auseinandersetzung innerhalb der Union, zumal in Regierung, wird immer anderen Spielregeln folgen als ein Streit zwischen Parteien oder zwischen einzelnen Menschen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Dark Angel »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)

Ich verfolge mit großem Interesse politische Diskussionen in meiner Umgebung und auch in anderen Foren, die eigentlich nichts mit Politik zu tun haben. Auffallend ist, dass es zwei starke, gegensätzliche Pole gibt, zwischen denen es starke Spannungen gibt und jeder wird irgendwie auf diese Pole aufgeteilt. Ein dazwischen scheint es nicht mehr zu geben, entweder gehörst du zu uns oder zu denen.

Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will? Ich lehne die Asylpolitik seit 2015 ab, allerdings verabscheue ich das, was von rächts veranstaltet wird, immer mehr. Was da während und am Rande der "Trauermärsche" geschieht, ist einfach nur noch abstoßend und auch GG-feindlich. Die Antworten der anderen Parteien und der Medien finde ich aber nicht wirklich besser, pauschale Beschimpfungen und Propaganda, so präsentiert sich der "Kampf gegen Rächts", dass es damit nur immer noch schlimmer wird, scheint niemand der Protagonisten zu merken.

Ich weiß auch nicht genau, was hier diskutiert werden soll, ich fühle mich gerade wie im falschen Film, in einem Alptraum, der nicht endet und man kann anscheinend nichts dagegen tun. Kann man sich irgendwie gegen rächts positionieren, auch ohne die Asylpolitik gutzuheißen, ohne die "Kuscheljustiz" gutzuheißen und kann/darf man auch gewalttätige "Schutzsuchende" verabscheuen? Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?

Anmerkung: "rächts" = rechtsextrem
Mir geht es in vieler Hinsicht wie dir.
Allerdings muss ich auch Userin Vongole zustimmen, dieses "Einsortieren in Schubladen" begegnet mir im realen Leben selten, in Foren, bei ganz bestimmten Themen, von bestimmten Usern dafür um so öfter.
Das Problem besteht m.M.n. darin, dass zu wenig differenziert wird, sich noch weniger inhaltlich mit Argumenten auseinander gesetzt wird. Schubladendenken - nach vorgefassten Meinungen, Selbstzensur - ist einfacher.
Die "Diskussionskultur" verschiebt sich (einseitig) immer mehr in Richtung Ausgrenzen von Meinungen, die nicht dem eigenen Weltbild entsprechen aus der öffentlichen Diskussion (auch in Foren), in Stigmatisierung und Diffamierung von Menschen, die diese Meinungen äußern. Dabei bemerken die Betreffenden, die sich vehement gegen Ausgrenzung aussprechen nicht, dass sie selbst am meisten ausgrenzen.
Ich denke, man sollte weiter seine Meinung äußern, diese mit sachlichen und fachlichen Argumenten "unterfüttern".
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Sep 2018, 11:20)


Ich denke, man sollte weiter seine Meinung äußern, diese mit sachlichen und fachlichen Argumenten "unterfüttern".
Das nutzt in der Regel überhaupt nichts, wenn man erst einmal in einer Schublade steckt. Auf dieses Forum speziell bezogen muss man eben genau hinschauen, auf wessen Beiträge man überhaupt antwortet. Aber insgesamt klappt das nicht außerhalb der Schubladen. Seit etwa 2011 hat sich die Euphorie über die Möglichkeiten solcher Foren gelegt, und übrig geblieben sind in zu großer Zahl jene, die nicht argumentieren wollen. Am Ende und vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen seit 2015 hat sich das digitale Diskussionsformat eigentlich zu 80% überlebt. Hilft nur, wieder analog zu werden und die aufgeheizten politischen Räume zu meiden oder eben das, was der User im Eingangsbeitrag nachfragte, heroisch zu ertragen. Und dann ist halt die Folgefrage, ob man dem einen Sinn abgewinnen kann oder nicht.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

zollagent hat geschrieben:(11 Sep 2018, 11:55)

Ein pauschales "Du Nazi" ist dummes Zeug. Vergleichen von Handlungen und Äußerungen des Kritisierten mit den Handlungen und Äußerungen anderer ist aber sachlich richtig. Und wenn diese Vergleichsperson ein Nazi, oder vielleicht besser, ein Rechtsradikaler sein sollte, dann muß man diese Parallelen offenlegen. Dabei sind Botschaften wie "Du bist...." wenig hilfreich. "Du tust..." oder "Du sagst..." allerdings sind hilfreich.
Klingt ein bisschen wie bei den Instruktionen in "Das Leben der anderen" oder aus einer Art "Hexenhammer". Fällt so etwas niemandem auf? So hat man in christlichen Fundamentalistenkreisen seine Kinder, die man liebte und strafte, bei Vergehen vorgeführt. Das hieß dann Erziehung. Wirklich: Originalton. Verhörsituation.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von zollagent »

MäckIntaier hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:00)

Klingt ein bisschen wie bei den Instruktionen in "Das Leben der anderen" oder aus einer Art "Hexenhammer". Fällt so etwas niemandem auf? So hat man in christlichen Fundamentalistenkreisen seine Kinder, die man liebte und strafte, bei Vergehen vorgeführt. Das hieß dann Erziehung. Wirklich: Originalton. Verhörsituation.
Wie bildest du dir deine Meinungen, ohne Vergleiche? Hexenhammer, das klingt schon sehr gewaltig.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

zollagent hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:04)

Wie bildest du dir deine Meinungen, ohne Vergleiche? Hexenhammer, das klingt schon sehr gewaltig.
Die Antwort war ein Vergleich, weil die Empfehlungen nun einmal wie aus einem Verhörhandbuch entnommen klingen. Man könnte ja dem Opponenten auch sagen, dass etwas sich nicht so und so verhält, sondern eben anders. Dann bleibt der Sprecher als Person erst einmal unbeschädigt. Aber Formulierungen wie "du sagst" sind eine klassische Verhörtaktik, denn der Angesprochene wird zur Rechtfertigung, nicht zur sachlichen Entgegnung gezwungen, was zu einer wunderbaren Treibjagd führt. Dafür gibt's richtige Spezialisten in den Foren.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Alexyessin »

zollagent hat geschrieben:(11 Sep 2018, 11:55)

Ein pauschales "Du Nazi" ist dummes Zeug. Vergleichen von Handlungen und Äußerungen des Kritisierten mit den Handlungen und Äußerungen anderer ist aber sachlich richtig. Und wenn diese Vergleichsperson ein Nazi, oder vielleicht besser, ein Rechtsradikaler sein sollte, dann muß man diese Parallelen offenlegen. Dabei sind Botschaften wie "Du bist...." wenig hilfreich. "Du tust..." oder "Du sagst..." allerdings sind hilfreich.
Die vernünftigste Lösung ist: "Ich habe das so verstanden" Ohne frage und ohne vorgefertigte Feststellung.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:27)

Die vernünftigste Lösung ist: "Ich habe das so verstanden" Ohne frage und ohne vorgefertigte Feststellung.
Das bleibt die subtile Form: Hier sitzt einer, der verhört, dort einer, der sich rechtfertigt, denn Sie als Frager bleiben ja mit Ihrer Sicht der Dinge im Verborgenen. Sie setzen dem Argument kein eigenes entgegen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Alexyessin »

MäckIntaier hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:30)

Das bleibt die subtile Form: Hier sitzt einer, der verhört, dort einer, der sich rechtfertigt, denn Sie als Frager bleiben ja mit Ihrer Sicht der Dinge im Verborgenen. Sie setzen dem Argument kein eigenes entgegen.
Um ein Gegenargument seriös anbringen zu können ist eine Nachfrage ob ich es richtig verstanden habe ein wichtiger Aspekt - damit lassen sich im Vorfeld schon manche falschen Eindrücke vermeiden.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von zollagent »

MäckIntaier hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:30)

Das bleibt die subtile Form: Hier sitzt einer, der verhört, dort einer, der sich rechtfertigt, denn Sie als Frager bleiben ja mit Ihrer Sicht der Dinge im Verborgenen. Sie setzen dem Argument kein eigenes entgegen.
Die Rechtfertigung beginnt doch bereits bei "Ich bin kein Nazi, aber.....". Ganz ohne vorhergehende Befragung.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Neandertaler »

zollagent hat geschrieben:(11 Sep 2018, 09:45)

Was kann man tun? Sich nicht mit Extremrechten oder Extremlinken zusammentun und sich nicht ihrer Thesen zu bedienen. Das wäre das einfachste. Wenn man Gruppierungen deutlich als nicht auf der gleichen Grundlage des politischen Verständnisses stehend erkennen kann, ist es schlichtweg falsch, solchen Thesen auch noch zuzustimmen.
Thesen werden doch nicht deshalb falsch weil sie von einer bestimmten Seite geäußert werden. Sowohl Rechtsextremisten, Linksextremisten, Mitteextremisten, gemäßigte Mitte als auch weiß der Kuckuck wer können richtige als auch falsche Thesen aufstellen. Denen man dann entsprechend zustimmen oder wiedersprechen kann.
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von zollagent »

Neandertaler hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:51)

Thesen werden doch nicht deshalb falsch weil sie von einer bestimmten Seite geäußert werden. Sowohl Rechtsextremisten, Linksextremisten, Mitteextremisten, gemäßigte Mitte als auch weiß der Kuckuck wer können richtige als auch falsche Thesen aufstellen. Denen man dann entsprechend zustimmen oder wiedersprechen kann.
...und vor allem muß man sich nicht gemein machen mit denen, die mit Hilfe ihrer Thesen mehr erreichen wollen, als nur eine "richtige These" aufzustellen.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Großer Adler »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)

Ich verfolge mit großem Interesse politische Diskussionen in meiner Umgebung und auch in anderen Foren, die eigentlich nichts mit Politik zu tun haben. Auffallend ist, dass es zwei starke, gegensätzliche Pole gibt, zwischen denen es starke Spannungen gibt und jeder wird irgendwie auf diese Pole aufgeteilt. Ein dazwischen scheint es nicht mehr zu geben, entweder gehörst du zu uns oder zu denen.

Was kann man tun, wenn man sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen will? Ich lehne die Asylpolitik seit 2015 ab, allerdings verabscheue ich das, was von rächts veranstaltet wird, immer mehr. Was da während und am Rande der "Trauermärsche" geschieht, ist einfach nur noch abstoßend und auch GG-feindlich. Die Antworten der anderen Parteien und der Medien finde ich aber nicht wirklich besser, pauschale Beschimpfungen und Propaganda, so präsentiert sich der "Kampf gegen Rächts", dass es damit nur immer noch schlimmer wird, scheint niemand der Protagonisten zu merken.

Ich weiß auch nicht genau, was hier diskutiert werden soll, ich fühle mich gerade wie im falschen Film, in einem Alptraum, der nicht endet und man kann anscheinend nichts dagegen tun. Kann man sich irgendwie gegen rächts positionieren, auch ohne die Asylpolitik gutzuheißen, ohne die "Kuscheljustiz" gutzuheißen und kann/darf man auch gewalttätige "Schutzsuchende" verabscheuen? Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?

Anmerkung: "rächts" = rechtsextrem
Wenn Du Dich weder rechts noch links wiederfinden kannst, dann bedeutet das für mich, dass du überwiegend zufrieden mit der derzeitigen Politik zu sein scheinst oder Dich anscheinend einfach nur selbst belügst.
Das Abwandern der Wähler ins rechte oder linke Spektrum passiert ja nicht ohne Grund. Parteien sind das Sprachrohr der Wähler, das vergessen viele, vor allem die Politiker.
Auch ist es völlig normal, dass es diese rechten und linken Pole gibt, denn sie zeigen der politischen "Mitte" (damit meine ich alle Etablierten Parteien) ihre Grenzen auf, die sie nicht überschreiten sollten. Die Mitte sollte ja bekanntlich die Masse der Bürger vertreten. Das tut sie nicht mehr. Deswegen gliedern sich viele Wähler an den politischen Rändern der Demokratie ein. Mit dem Ziel, dass die politische Mitte, wieder zurück zum Volk findet und das verlorengegangene Vertrauen wieder herstellt.

Derzeit ist es aber so, dass sie nicht gewillt ist oder völlig überfordert zu sein scheint ein sogenannten politischen Frieden wieder herzustellen, da sie ihre Grenzen weit überschritten haben, sowie das Vertrauen der Bürger missbraucht haben und es immer noch tun.

Das bedrohliche an dieser ganzen Misere ist ja, der Schaden, welcher ja vorrangig der derzeitigen Flüchtlingspolitik zu verschulden ist, lässt sich womöglich nicht reparieren. Die EU und ihre Länder sind von Krisen geprägt, durch ihrer Misspolitik rutschten wir immer weiter in die nächste Krise.

Wenn Du etwas verändern willst, dann positioniere Dich. Wenn nicht, dann wird der Zeitpunkt kommen wo du Dich früher oder später für eine Seite entscheiden musst. Die politische Mitte löst sich auf und es scheint auch noch kein Ende in Sicht, denn sie ignoriert das Sprachrohr der Bürger und überschreitet immer noch Grenzen, die die Demokratie gefährden können.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:42)

Um ein Gegenargument seriös anbringen zu können ist eine Nachfrage ob ich es richtig verstanden habe ein wichtiger Aspekt - damit lassen sich im Vorfeld schon manche falschen Eindrücke vermeiden.
Das kann man tun. Es kommt darauf an, ob man es als Rhetorikmethode (die wenigsten erkennen das) oder als Entlarvungsmethode (das Verhör) einsetzt. Der Unterschied liegt darin, dass es im ersten Fall darum geht, eine Diskussion zu gewinnen, im zweiten Fall darum, dass der andere als Person entlarvt, sprich: diskreditiert werden soll. Gemeinsam ist beiden Fällen, dass man bis zur Sachdiskussion und dem Austausch von Argumenten gar nicht vordringt, weil eben, wie ich sagte, der Nachfrager sich immer allem Eigenen enthält und einem Argument kein anderes entgegensetzt, was eigentlch Voraussetzung für einen Diskurs wäre.
Stoner

Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

zollagent hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:47)

Die Rechtfertigung beginnt doch bereits bei "Ich bin kein Nazi, aber.....". Ganz ohne vorhergehende Befragung.
Ist häufig zu sehen dieser Einstieg, auch in Leserbriefen an Zeitungen. In einen Diskurs einzusteigen scheint, so die Botschaft, bei bestimmten Themen eine Vorababgrenzung oder eine Rechtfertigung zu erfordern. Wer alt genug ist, weiß, dass er es früher vielleicht einmal selbst tun musste, denn so rasch wie man heute Nazi ist, war man in den Siebzigern u.a. "RAF-Sympathisant", wenn man bestimmte Rechtsänderungen nicht wollte oder die Weisheit von Regierung und Polizeibehörden usw. hinterfragte. Auch dort wurde die Sachdiskussion verweigert und stattdessen der Sprecher angegangen, sodass man erst einmal sagen musste, dass man keinerlei Sympathien für Bader & Co. empfand, bevor man kritisieren durfte. Nur dass es damals keinen Meinungskrieg im Internet gab.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Neandertaler »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2018, 22:40)
Oder gehört man dann automatisch zu den Rächten?

Anmerkung: "rächts" = rechtsextrem
A) es ist absurd dich als rechtsextrem einzuordnen

B) was findest du so negativ darin als rechts eingeordnet zu werden? Was verbindetest du mit rechts was überhaupt nicht zu dir passt?
Rechts Links war ja ursprünglich Mal ein Überblick über das politische Spektrum. Wenn es sich aber durchgesetzt rechts eher für das böse und außerhalb des Spektrums steht hat der Begriff und die Einteilung im normalen politischen Spektrum keinen Sinn mehr. Und folglich müsste es heißen ich bin kein rechter aber...
Und Linksextremisten und Islamisten müsste man eventuell als Rechts qualifizieren.

Zu am anderen denke ist es wichtig relativ sachlich zu diskutieren und auch Dinge im "eigenen" Lager zu kritisieren um das dämliche Lagerdenken zu überwinden.
Und darauf zu achten auf das einzugehen was der Gegenüber wirklich geschrieben hat und nicht Stereotyp loszupoltern. Eigentlich noch viel wichtiger wenn man sich einem Lager zuordnet denn das sollte keineswegs man das eigenständige Denken aufgibt.
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Dark Angel »

MäckIntaier hat geschrieben:(11 Sep 2018, 11:45)

Das nutzt in der Regel überhaupt nichts, wenn man erst einmal in einer Schublade steckt. Auf dieses Forum speziell bezogen muss man eben genau hinschauen, auf wessen Beiträge man überhaupt antwortet. Aber insgesamt klappt das nicht außerhalb der Schubladen. Seit etwa 2011 hat sich die Euphorie über die Möglichkeiten solcher Foren gelegt, und übrig geblieben sind in zu großer Zahl jene, die nicht argumentieren wollen. Am Ende und vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen seit 2015 hat sich das digitale Diskussionsformat eigentlich zu 80% überlebt. Hilft nur, wieder analog zu werden und die aufgeheizten politischen Räume zu meiden oder eben das, was der User im Eingangsbeitrag nachfragte, heroisch zu ertragen. Und dann ist halt die Folgefrage, ob man dem einen Sinn abgewinnen kann oder nicht.
Das ist leider wahr und das meine ich auch mit Diskussionskultur. Eigentlich gibt es keine mehr.
Foren bieten eigentlich sehr viel mehr Möglichkeiten des Meinungs- und Informationsaustausches als soziale Netzwerke sie bieten.
Immer voraus gesetzt, man will wirklich diskutieren, will Argumente austauschen.
In sozialen Netzwerken bilden sich nur allzu leicht Filterblasen, in denen sich Gleichgesinnte zusammen finden, die sich gegenseitig in ihren Meinungen/Ansichten bestätigen und andere/anderlautende Meinungen/Ansichten grundsätzlich ablehnen. Dazu bedarf es keiner Argumente, da reicht die Ausgrenzung Andersdenkender.
Es stellt sich die Frage ob nicht die Gruppenbildung und Ausgrenzung Andersdenkender in den sozialen Netzwerken zur Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft beiträgt und damit auch Auswirkungen auf demokratische Strukturen hat.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
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Dark Angel
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Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Dark Angel »

zollagent hat geschrieben:(11 Sep 2018, 12:52)

...und vor allem muß man sich nicht gemein machen mit denen, die mit Hilfe ihrer Thesen mehr erreichen wollen, als nur eine "richtige These" aufzustellen.
Thesen sind Behauptungen und als solche müssen sie entweder belegt oder widerlegt werden.
Es gibt keine falschen oder richtigen Thesen.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Stoner

Re: Was kann man tun, wenn man weder rächts noch links sein will?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Sep 2018, 13:22)

Es stellt sich die Frage ob nicht die Gruppenbildung und Ausgrenzung Andersdenkender in den sozialen Netzwerken zur Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft beiträgt und damit auch Auswirkungen auf demokratische Strukturen hat.
Würde ich ganz persönlich uneingeschränkt bejahen.
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