Hier mal die aktuelle Lage bei der "Sonntagsfrage":Seidenraupe hat geschrieben: ↑Do 20. Okt 2022, 01:18 mal gaaanz langsam. Mit Lindner hat die FDP wieder an Profil gewonnen und -- was du evt vergessen hast, lag bei den Erstwählern bei der letzten BTW auf Platz eins (23%) vor den B90/Grü (22%).
Man kann also berechtigt annehmen , dass die FDP von den Grünen Politikern und Grünen Wählern als Konkurrenz wahrgenommen und deswegen ganz besonders vehement angefeindet wird.
https://www.infratest-dimap.de/umfragen ... tagsfrage/
Da steht: Grüne 20 Prozent (plus 1), FDP 6 Prozent (minus 1). Es kann sicher nicht die Rede davon sein, dass die Grünen die FDP als "Konkurrenz" wahrnehmen müssen oder wahrnehmen. Ich kann auch nicht erkennen, dass die FDP insbesondere aus den Reihen der Grünen angefeindet wird. Viel eher muss man feststellen, dass die FDP grundsätzlich mit der Ampelkoalition "fremdelt". In dieser Koalition fühlt sich die FDP überhaupt nicht wohl, weil sie angesichts der aktuellen Lage zu viele Kröten schlucken muss, die ihre wenigen Grundpositionen betreffen. Alle anderen demokratischen Parteien sind breiter aufgestellt. Denen fällt es leichter, an der einen oder anderen Stelle mal Kompromisse zu machen, auch wenn sie schmerzhaft sind. Ihnen bleiben noch genug andere Politikfelder, in denen sie dann wieder "Gewinne" verbuchen können. Dass es einen scheinbaren Konflikt zwischen FDP und Grünen gibt, liegt allein daran, dass Lindner Finanzminister ist und Habeck Wirtschaftsminister. Selbstverständlich geraten die ständig aneinander. Ganz unabhängig von parteipolitischen Fragen sollte man vielleicht darüber nachdenken, das Finanz- und das Wirtschaftsministerium zusammenzulegen. Die Aufgaben dieser beiden Ministerien sind so miteinander verflochten, dass man sie nicht wirklich auseinander halten kann.
Jedenfalls hat Lindner seiner Partei einen Bärendienst erwiesen, als er für sich das Finanzministerium beansprucht hat. Es war schon bei der Koalitionsbildung absehbar, dass die FDP mit ihren wenigen Grundsatzpositionen (schwarze Null, keine neuen Schulden, keine Steuererhöhungen etc) auf die Klappe fallen würde. Es war schon damals klar, dass die Vereinbarungen der Ampel-Koalition auf dieser Grundlage nicht finanzierbar sind. Dann kam noch das Ukraine-Desaster hinzu, und damit war dann alles was die FDP politisch wollte, für die Tonne. Lindner hat versucht, das durch die Zustimmung zu gewaltigen Schattenhaushalten zu vertuschen. Aber die Wähler merken das und handeln dann entsprechend. Die FDP scheitert nicht am Widerstand der Koalitionspartner. Sie scheitert, weil ihre eigenen Ansprüche in der gegenwärtigen Situation nur noch utopisch und unerfüllbar sind.