odiug » So 4. Aug 2013, 12:45 hat geschrieben:Das Problem bei Protestparteien ist, dass sich aus einer "Gegenhaltung" keine tragende, die Gesellschaft veraendernde Bewegung mobilisieren laesst.
Gegen den Euro zu sein allein bringt nichts, wenn man nicht gleichzeitig eine wirkliche, positive Vision fuer eine Alternatve entwickelt.
Und ein Zuerueck zu nationalen Waehrungen ist keine positive Alternative.
zB Die Anti-Atomkraftbewegung wurde erst dann zu einer gesellschaftlich relevanten Kraft die in der Lage war, alt, eingesessene Strukturen ernsthaft herauszufordern, als sie mit der Vision der regenerierbaren Energien ein neues, zukunftgewantes und positives Energieversorgungsmodell der Atomlobby entgegenstellen konnte.
Ein "Zurueck" zu alten, angeblich besseren Zeiten vermag das nicht zu leisten.
Von daher sehe ich in der Alternative fuer Deutschland keine wirklich tragende Alternative zu den derzeit etablierten Parteien.
Da ist was dran. Erkennbar ist bei der AfD erstmal eine Ablehnung gegenüber allem, was Europa betrifft, egal ob es einen Bezug zur Währung hat oder andere Bereiche der EU betrifft. Was sie aber stattdessen haben wollen, wird nicht klar, vom "Der Binnenmarkt gefällt uns" abgesehen. Nicht einmal die eigentlichen Forderungen kann man gewiß sein. Mal sagt man konkret: Wir wollen den Euro abschaffen, zumindest für Deutschland. Kann man ja durchaus fordern und sich die Vor- und Nachteile anschauen und diese gewichten. Immerhin ist es eine Forderung, wo man weiß, was man hat. Bloß dann kommen die Ideen eines Nord- und Südeuros wieder auf, auf einmal will man gar nicht mehr die D-Mark und nur die Griechen rauswerfen, dann doch wieder die D-Mark und keiner weiß so recht, wofür die Partei eigentlich sonst noch so steht. Das gesamte Parteiprogramm wird dann möglichst schwammig geschrieben, sodaß man versucht viele Interpretationen zuzulassen a la "Wir wollten nie den Euro abschaffen, sondern sagten nur, es dürfe keine Tabus geben" (die es gar nicht gibt).
Dann beklagt man, was auch durchaus seine Berechtigung hat, gewisse Demokratiedefizite in Brüssel, z.B. durch sehr einflußreiche Nationalregierungen, aber macht keine Vorschläge, wie man diese Defizite verbessern könnte -- und bei jedem Vorschlag, z.B. einer Stärkung des Parlaments, schreckt man hingegen auch wieder auf, weil da irgendwie "Europa" drauf steht und will lieber eine Renationalisierung, obwohl es gerade die genannten Nationalregierungen sind, die man so verteufelt. Da weiß halt niemand so recht, wofür die Partei denn in etwa einsteht, wenn sie in den Bundestag käme. Zu sonstigen Themen wie "Klassische Bildung statt Multikulti-Umerziehung" muß man wohl auch nicht viel sagen.