Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven
Verfasst: Sonntag 20. April 2014, 21:15
Mal zur Abwechslung zu BER, FRA, MUC und S-Bahn München, U-Bahn Nürnberg, Stadtbahn Köln, S21 usw. nun etwas aus dem Norden, wo es (ebenfalls) nicht so rund läuft. Deutschlands einziger Tiefseehafen für Containerschiffe, der bei allen Tiden angefahren werden kann, kommt nicht in die Pötte.
Kleine Vorgeschichte: Nachdem die Planung relativ sauber lief, kam es im Bau zu Verzögerungen und Kostensteigerungen, da unter anderem an den Kaianlagen Risse entdeckt wurden und man auf Weltkriegsbomben stieß, die man nicht einkalkuliert hatte. Mittlerweile ist der Hafen aber so weit fertig und die Zufahrt zur Autobahn ist ebenso hergestellt. Die Bahnstrecke nach Oldenburg wird trotz aller Proteste zweigleisig und soll im kommenden Jahr vollständig elektrifiziert und weiter ausgebaut werden. Ob durch Ausbau des Ems-Jade-Kanals auch die Binnenschifffahrt in Zukunft bedient wird, steht jedoch in den Sternen.
Mittlerweile reißen die Negativmeldungen nicht ab. Das liegt vor allem daran, daß die Umschlagszahlen weit hinter den Prognosen blieben. Im ersten (kompletten) Geschäftsjahr schlug man in Schlicktau 75.000 Standardcontainer (TEU) um, wovon 90% sogenannte Leercontainer waren. Angepeilt wurden ursprünglich 700.000 (und langfristig 2,7 Mio. ohne Kapazitätsausbau)*, wofür man unter anderem mit der weltgrößten Reederei Maersk Verträge abschloß und mit Subventionen (in Form von Hafenrabatten von bis zu 70%) den Umschlag anschieben wollte bis sich dieser selbst finanziert. Viele Arbeiter wurden auf Zeitarbeit gesetzt und es kam zu Lohnkürzungen, was ebenfalls durch die Medien geisterte. Auch verklagen die angesiedelten Unternehmen den Hafen, da ihnen mehr Umschlag versprochen wurde. Helfen soll eine teure Werbeoffensive in Absatzmärkten und eine Vermarktung des Hafens als "Container Terminal Wilhelmshaven", da der Stadtname aufgrund der anderen Wilhelmshavener Häfen international deutlich bekannter ist als das jetzige Namenskonstrukt. Da half auch nicht die Jade-Weser-Hochschule in Elsfleth, die vermutlich den meisten Deutschen nicht einmal bekannt sein dürfte.
Darüber hinaus nimmt selbst Maersk lieber Vertragsstrafen in Kauf und löscht seine Container bevorzugt im gegenüberliegenden Bremerhaven. Und nachdem die Hoffnung vor einem halben Jahr noch war, daß die P3-Allianz (Zusammenschluß der drei größten Reedereien, um die Schiffe effizienter einzusetzen) mit ihren neuen Linien auch automatisch eine größere Berücksichtigung für Wilhelmshaven finden würde, ist nun auch dort Ernüchterung eingetreten: Es wird nur ein weiteres, mittelgroßes Schiff hinzukommen, das zudem bis Bremerhaven standardmäßig fährt. Zumal noch nicht ganz sicher ist, ob das Kartellrecht die Allianz nicht zunichtemacht.
'n Paar weiterführende Links:
Tiefseehafen JadeWeserPort seit einem Jahr in Betrieb
Eurogate zieht Bilanz. Jade-Weser-Port bleibt das Sorgenkind
"Wilhelmshaven wird keine Rolle mehr spielen"
Jade-Weser-Port: Einigung auf Lohnkürzung
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Lies wirbt in China für Jade-Weser-Port
Jade-Weser-Port will erneut Löhne kappen
JadeWeserPort wird zum Problemhafen
Gut Ding will Weile haben? Viel hilft viel? Oder wäre es an der Zeit bei einem Großprojekt auch mal die Reißleine zu ziehen und es für gescheitert zu erklären, um das Geld anderweitig sinnvoll(er) zu verwenden?
* zum Vergleich bzw. zur Größenordnung: Die Binnenhäfen von Mannheim-Ludwigshafen (220.000 TEU), Nürnberg (420.000) und Wien (300.000) sind größer. Antwerpen und Hamburg kommen jeweils auf ca. 9-10 Mio. TEU und Rotterdam als größter Hafen Europas auf 11-12 Mio. TEU.
Kleine Vorgeschichte: Nachdem die Planung relativ sauber lief, kam es im Bau zu Verzögerungen und Kostensteigerungen, da unter anderem an den Kaianlagen Risse entdeckt wurden und man auf Weltkriegsbomben stieß, die man nicht einkalkuliert hatte. Mittlerweile ist der Hafen aber so weit fertig und die Zufahrt zur Autobahn ist ebenso hergestellt. Die Bahnstrecke nach Oldenburg wird trotz aller Proteste zweigleisig und soll im kommenden Jahr vollständig elektrifiziert und weiter ausgebaut werden. Ob durch Ausbau des Ems-Jade-Kanals auch die Binnenschifffahrt in Zukunft bedient wird, steht jedoch in den Sternen.
Mittlerweile reißen die Negativmeldungen nicht ab. Das liegt vor allem daran, daß die Umschlagszahlen weit hinter den Prognosen blieben. Im ersten (kompletten) Geschäftsjahr schlug man in Schlicktau 75.000 Standardcontainer (TEU) um, wovon 90% sogenannte Leercontainer waren. Angepeilt wurden ursprünglich 700.000 (und langfristig 2,7 Mio. ohne Kapazitätsausbau)*, wofür man unter anderem mit der weltgrößten Reederei Maersk Verträge abschloß und mit Subventionen (in Form von Hafenrabatten von bis zu 70%) den Umschlag anschieben wollte bis sich dieser selbst finanziert. Viele Arbeiter wurden auf Zeitarbeit gesetzt und es kam zu Lohnkürzungen, was ebenfalls durch die Medien geisterte. Auch verklagen die angesiedelten Unternehmen den Hafen, da ihnen mehr Umschlag versprochen wurde. Helfen soll eine teure Werbeoffensive in Absatzmärkten und eine Vermarktung des Hafens als "Container Terminal Wilhelmshaven", da der Stadtname aufgrund der anderen Wilhelmshavener Häfen international deutlich bekannter ist als das jetzige Namenskonstrukt. Da half auch nicht die Jade-Weser-Hochschule in Elsfleth, die vermutlich den meisten Deutschen nicht einmal bekannt sein dürfte.
Darüber hinaus nimmt selbst Maersk lieber Vertragsstrafen in Kauf und löscht seine Container bevorzugt im gegenüberliegenden Bremerhaven. Und nachdem die Hoffnung vor einem halben Jahr noch war, daß die P3-Allianz (Zusammenschluß der drei größten Reedereien, um die Schiffe effizienter einzusetzen) mit ihren neuen Linien auch automatisch eine größere Berücksichtigung für Wilhelmshaven finden würde, ist nun auch dort Ernüchterung eingetreten: Es wird nur ein weiteres, mittelgroßes Schiff hinzukommen, das zudem bis Bremerhaven standardmäßig fährt. Zumal noch nicht ganz sicher ist, ob das Kartellrecht die Allianz nicht zunichtemacht.
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* zum Vergleich bzw. zur Größenordnung: Die Binnenhäfen von Mannheim-Ludwigshafen (220.000 TEU), Nürnberg (420.000) und Wien (300.000) sind größer. Antwerpen und Hamburg kommen jeweils auf ca. 9-10 Mio. TEU und Rotterdam als größter Hafen Europas auf 11-12 Mio. TEU.