Selbstmord
Verfasst: Sonntag 6. Januar 2013, 09:30
Nun ist es mir schon ein zweites Mal passiert, dass sich jemand aus meinem engeren Freundeskreis das Leben genommen hat (... das erste Mal war vor langer Zeit und kam genau so unerwartet wie dieses Mal).
Jedes Mal weht einen dabei so ein dämonisches Gemisch von schauriger Betroffenheit und gruseligem Respekt vor dem (Todes-)Mut an.
Ich will jetzt nicht über den Lebenswandel des Freundes und mögliche Auslöser und Gründe - die einem da ja zwangsläufig durch den Kopf gehen - hier rumspekulieren, sondern es zum Anlass nehmen, das Thema Selbstmord mal einer allgemeinen Betrachtung zuzuführen. Schließlich gibt es genug allseits bekannte, prominente Beispiele, um das Thema anschaulich zu machen.
Ist Selbstmord akzeptabel ? Gibt es Unterschiede in der Akzeptanz, ja kann einem sowas unter entsprechenden Umständen vielleicht sogar richtig und vernünftig erscheinen ?
Die Position der Kirche zum Suizid ist mehr oder weniger eindeutig: Nämlich inakzeptabel und nach dem Rasenmäherprinzip stets eine Todsünde, was wohl ewige Verdammnis heißen soll.
Aber was sind schon die Ansichten von Kirche und Theologen wert ? Die könnt ihr immer getrost zum Klo runterspülen, glaubt es mir.
Ich persönlich sehe sehr wohl Unterschiede in der Akzeptanz für einen Suizid und stelle sie zur Diskussion:
Ganz unten siedle ich da jene durchgeknallten Amokläufer an, die erst mordend und ballernd durch die Gegend rennen und sich zum Schluß selber die Kugel geben. Mögen sie, falls möglich, ruhig in der Hölle braten, dort, wo auch das feige Selbstmörder-Bürschchen Hitler hingehört.
Etwas höher, aber nicht viel, siedle ich freiwillige Selbstmörder vom Schlage der Kamikaze-Piloten an, die Hurra-schreiend zum Wohle des Vaterlandes sich ballernd in den Tod stürzen. Jede Solidarität, auch die zum eigenen Vaterland, sollte ihre Grenze haben, und die ist bei derartigen Kamikaze-Aktionen für mich überschritten. Die Wertschätzung des eigenen jungen Lebens sollte jeder Mensch jedenfalls höher einstufen als die Befehle irgendwelcher Vorgesetzter oder Generäle.
( Es soll übrigens nicht wenige Kamikaze-Piloten gegeben haben, die aus der Formation ausscherten, zurückflogen und irgendwo auf einem Acker landeten, um sich aus dem Staub zu machen. Diejenigen, die erwischt wurden, sollen hingerichtet worden sein, einige mögen es geschafft haben unterzutauchen, auf jeden Fall wurden diese Vorfälle von den Japanern totgeschwiegen.)
Verlassen wir jetzt diesen Bereich dieser ganzen Suizid-Idioten und kommen wir zu den traurigen Selbstmorden, den Tragödien, wo es diskutabel und eher nachdenklich wird:
Ein bekanntes, aber immer noch ziemlich fragwürdiges Beispiel eines Selbstmordes ereignete vor kurzem in Australien, nachdem ein dortiges Moderatorenpärchen sich einen Scherz mit einer Krankenschwester erlaubte, indem es sich telefonisch bei der King-Edward-VII-Klinik in London als Königin Elizabeth II. und Prinz Charles ausgab und es glatt schaffte, zur Station der dort darnieder liegenden Kate Middleton durchgestellt zu werden, wo den Fake-Royals eine eifrige Krankenschwester beflissen und ausführlich Auskunft über das Befinden der schwangeren Gattin von Prinz William erteilte.
Der Scherz wurde im Radio gesendet und führte erst zu einer großen, allgemeinen Erheiterung der Öffentlichkeit, jedoch, nachdem sich die Krankenschwester, welche den Anruf an die Station weitergeleitet hatte, vor lauter Selbstvorwürfen das Leben genommen hatte, zu einer gewaltigen Entrüstung der gleichen Öffentlichkeit gegen die Radiomoderatoren. ( http://www.fr-online.de/panorama/tote-k ... 68674.html)
Da kann ich nur sagen: Also was denn nu, liebe Öffentlichkeit, furchtbar lustig oder furchtbar böse ? Ich bleibe jedenfalls bei furchtbar lustig und habe mit diesem suizidalen Krankenschwesterlein nur sehr bedingt Mitleid, und wenn, dann nur wegen seiner Dämlichkeit, sich wegen so was umzubringen. Man kann sich als Scherz-Opfer in so einem Fall durchaus verkriechen oder aufregen, von mir aus auch wegen Rufschädigung einen Prozess anstrengen, alles ok, nicht jeder ist schließlich mit ausreichend Humor gesegnet.
Aber sich deswegen gleich umzubringen ist mir dann doch zu dämlich. Auch den ganz besonderen Sensibelchen sollten durch die "Öffentlichkeit" durchaus Grenzen gesetzt werden. Sonst bringt sich demnächst wer um, weil er sich eine Zigarette anzünden wollte aber das Feuerzeug nicht ging, und dann müssen wir alle auf den Feuerzeughersteller schimpfen. Ihr seht, irgendwann wird's sowieso dämlich, wenn man keine Grenze setzt. (Und außerdem will ich auch weiterhin über manche Scherze von Stefan Raab & Co. lachen dürfen. Wenn man bedenkt, wie viele Leute sich wegen dem schon hätten umbringen können, wenn übertriebene Humorlosigkeit in der Öffentlichkeit zu sehr gehätschelt würde ... )
Ein prominentes Beispiel eines (für mich) akzeptablen Selbstmordes - auch noch nicht so allzulange her - ist der Suizid des großen Playboys, Kunstsammlers und Fotografen Gunter Sachs, der in der Öffentlichkeit damals zu einer erregten Diskussion über das Recht auf Selbstmord führte.
Anscheinend war bei ihm beginnender Alzheimer diagnostiziert worden, jedenfalls schrieb er in seinem Abschiedsbrief von einer "ausweglosen Krankheit A" und dass der Verlust der geistigen Kontrolle über sein Leben ein würdeloser Zustand wäre, dem er beschlossen habe "entschieden entgegenzutreten".
Hier wird der Suizid dann zumindest nachvollziehbar, vielleicht sogar akzeptabel oder richtig im Sinne von berechtigt.
Wenn man schon das Glück hat, der Spezies Mensch anzugehören, die zum Suizid überhaupt befähigt ist (Tiere können das ja in der Regel nicht), sollte man dann ein durch eine Krankheit wie Alzheimer auswegloses Leben nicht selbst vorzeitig beenden dürfen, bevor es in absoluter Würdelosigkeit und Leid endlich von selbst zugrunde geht ?
Jedes Mal weht einen dabei so ein dämonisches Gemisch von schauriger Betroffenheit und gruseligem Respekt vor dem (Todes-)Mut an.
Ich will jetzt nicht über den Lebenswandel des Freundes und mögliche Auslöser und Gründe - die einem da ja zwangsläufig durch den Kopf gehen - hier rumspekulieren, sondern es zum Anlass nehmen, das Thema Selbstmord mal einer allgemeinen Betrachtung zuzuführen. Schließlich gibt es genug allseits bekannte, prominente Beispiele, um das Thema anschaulich zu machen.
Ist Selbstmord akzeptabel ? Gibt es Unterschiede in der Akzeptanz, ja kann einem sowas unter entsprechenden Umständen vielleicht sogar richtig und vernünftig erscheinen ?
Die Position der Kirche zum Suizid ist mehr oder weniger eindeutig: Nämlich inakzeptabel und nach dem Rasenmäherprinzip stets eine Todsünde, was wohl ewige Verdammnis heißen soll.
Aber was sind schon die Ansichten von Kirche und Theologen wert ? Die könnt ihr immer getrost zum Klo runterspülen, glaubt es mir.
Ich persönlich sehe sehr wohl Unterschiede in der Akzeptanz für einen Suizid und stelle sie zur Diskussion:
Ganz unten siedle ich da jene durchgeknallten Amokläufer an, die erst mordend und ballernd durch die Gegend rennen und sich zum Schluß selber die Kugel geben. Mögen sie, falls möglich, ruhig in der Hölle braten, dort, wo auch das feige Selbstmörder-Bürschchen Hitler hingehört.
Etwas höher, aber nicht viel, siedle ich freiwillige Selbstmörder vom Schlage der Kamikaze-Piloten an, die Hurra-schreiend zum Wohle des Vaterlandes sich ballernd in den Tod stürzen. Jede Solidarität, auch die zum eigenen Vaterland, sollte ihre Grenze haben, und die ist bei derartigen Kamikaze-Aktionen für mich überschritten. Die Wertschätzung des eigenen jungen Lebens sollte jeder Mensch jedenfalls höher einstufen als die Befehle irgendwelcher Vorgesetzter oder Generäle.
( Es soll übrigens nicht wenige Kamikaze-Piloten gegeben haben, die aus der Formation ausscherten, zurückflogen und irgendwo auf einem Acker landeten, um sich aus dem Staub zu machen. Diejenigen, die erwischt wurden, sollen hingerichtet worden sein, einige mögen es geschafft haben unterzutauchen, auf jeden Fall wurden diese Vorfälle von den Japanern totgeschwiegen.)
Verlassen wir jetzt diesen Bereich dieser ganzen Suizid-Idioten und kommen wir zu den traurigen Selbstmorden, den Tragödien, wo es diskutabel und eher nachdenklich wird:
Ein bekanntes, aber immer noch ziemlich fragwürdiges Beispiel eines Selbstmordes ereignete vor kurzem in Australien, nachdem ein dortiges Moderatorenpärchen sich einen Scherz mit einer Krankenschwester erlaubte, indem es sich telefonisch bei der King-Edward-VII-Klinik in London als Königin Elizabeth II. und Prinz Charles ausgab und es glatt schaffte, zur Station der dort darnieder liegenden Kate Middleton durchgestellt zu werden, wo den Fake-Royals eine eifrige Krankenschwester beflissen und ausführlich Auskunft über das Befinden der schwangeren Gattin von Prinz William erteilte.
Der Scherz wurde im Radio gesendet und führte erst zu einer großen, allgemeinen Erheiterung der Öffentlichkeit, jedoch, nachdem sich die Krankenschwester, welche den Anruf an die Station weitergeleitet hatte, vor lauter Selbstvorwürfen das Leben genommen hatte, zu einer gewaltigen Entrüstung der gleichen Öffentlichkeit gegen die Radiomoderatoren. ( http://www.fr-online.de/panorama/tote-k ... 68674.html)
Da kann ich nur sagen: Also was denn nu, liebe Öffentlichkeit, furchtbar lustig oder furchtbar böse ? Ich bleibe jedenfalls bei furchtbar lustig und habe mit diesem suizidalen Krankenschwesterlein nur sehr bedingt Mitleid, und wenn, dann nur wegen seiner Dämlichkeit, sich wegen so was umzubringen. Man kann sich als Scherz-Opfer in so einem Fall durchaus verkriechen oder aufregen, von mir aus auch wegen Rufschädigung einen Prozess anstrengen, alles ok, nicht jeder ist schließlich mit ausreichend Humor gesegnet.
Aber sich deswegen gleich umzubringen ist mir dann doch zu dämlich. Auch den ganz besonderen Sensibelchen sollten durch die "Öffentlichkeit" durchaus Grenzen gesetzt werden. Sonst bringt sich demnächst wer um, weil er sich eine Zigarette anzünden wollte aber das Feuerzeug nicht ging, und dann müssen wir alle auf den Feuerzeughersteller schimpfen. Ihr seht, irgendwann wird's sowieso dämlich, wenn man keine Grenze setzt. (Und außerdem will ich auch weiterhin über manche Scherze von Stefan Raab & Co. lachen dürfen. Wenn man bedenkt, wie viele Leute sich wegen dem schon hätten umbringen können, wenn übertriebene Humorlosigkeit in der Öffentlichkeit zu sehr gehätschelt würde ... )
Ein prominentes Beispiel eines (für mich) akzeptablen Selbstmordes - auch noch nicht so allzulange her - ist der Suizid des großen Playboys, Kunstsammlers und Fotografen Gunter Sachs, der in der Öffentlichkeit damals zu einer erregten Diskussion über das Recht auf Selbstmord führte.
Anscheinend war bei ihm beginnender Alzheimer diagnostiziert worden, jedenfalls schrieb er in seinem Abschiedsbrief von einer "ausweglosen Krankheit A" und dass der Verlust der geistigen Kontrolle über sein Leben ein würdeloser Zustand wäre, dem er beschlossen habe "entschieden entgegenzutreten".
Hier wird der Suizid dann zumindest nachvollziehbar, vielleicht sogar akzeptabel oder richtig im Sinne von berechtigt.
Wenn man schon das Glück hat, der Spezies Mensch anzugehören, die zum Suizid überhaupt befähigt ist (Tiere können das ja in der Regel nicht), sollte man dann ein durch eine Krankheit wie Alzheimer auswegloses Leben nicht selbst vorzeitig beenden dürfen, bevor es in absoluter Würdelosigkeit und Leid endlich von selbst zugrunde geht ?