denkmal hat geschrieben: ↑Do 3. Mär 2022, 08:52
Ok. Wenn ich das so richtig verstehe, wilst du eigentlich eine separate KV/PV für Menschen ohne eigenes Einkommen, die nur aus Steuermitteln finanziert wird?
Daneben die "normale" GKV / GPV wie bisher, die dann aber nur über Beiträge finanziert wird (nach meinem Verständnis dann keine Steuerzuschüsse mehr) inklusive derf Familienmitversicherungen?
Daneben die PKV / PPV die wie bisher auch nur über persönliche Beiträge finanziert wird?
Ich habe da persönlich nix dagegen (für mich würde sich da nichts ändern
)... wenn wir trennen sollen, dann eben grundsätzlich, oder?
Du interpretierst zu viel in meine Aussagen rein - auch einiges, was ich so nicht gesagt habe.
Es gibt einen Missstand bei der solidarischen Finanzierung der Kranken- und Pflegekassenbeiträge von H4-Empfängern. Dieser äußert sich darin, dass H4 generell als eine Aufgabe gesehen wird, die über Steuereinnahmen finanziert wird, und damit der Solidargemeinschaft der Steuerzahler unterliegt.
Bei der Finanzierung der Krankheitskosten gibt es aber einen Bruch in der Systematik - weil dort die Kosten für die H4-Empfänger überwiegend über die Minimalbeiträge der GKV/GPV abgewickelt werden. Damit wird nicht mehr die Solidargemeinschaft der Steuerzahler bemüht, sondern die Solidargemeinschaft der GKV/GPV-Versicherten. Die aber ist kleiner, weil ca. 10% der Bevölkerung nicht in dieser Solidargemeinschaft enthalten ist.
Zunächst wäre also wichtig, dass dieses Problem auch mal als Problem wahrgenommen wird, und thematisiert wird.
Lösungsansätze dafür kann man viele finden.
Relativ einfach wäre es, die Krankheits- und Pflegekosten für H4-Empfänger zukünftig konsequent aus dem Haushalt in voller Höhe zu bezahlen, anstatt diese Kosten über die GKV/GPV abzuwickeln. Es mag aber organisatorische Gründe geben, warum dies zwar konsequent, aber vielleicht auch unpraktisch und teuer wäre.
Alternativ könnte man die tatsächlichen Kosten über die GKV/GPV ermitteln, und einfach dem Staat/Steuerzahler in Rechnung stellen. Das erfordert aber, dass die entsprechenden Kosten detailliert erfasst und dann weiter verrechnet werden. Es kann sein, dass das teuer und unpraktisch ist.
Alternativ könnte man die durchschnittlichen Kosten von H4-Empfängern oder noch allgemeiner von GKV/PKV-Versicherten ermitteln, und diese Beiträge aus steuermitteln finanziert in das GKV/PKV-System einfließen lassen. Das wäre etwas ungenauer, aber pragmatisch und auch hinreichend gerecht.
Alternativ könnte man auch für H4-Empfänger eine eigene GKV/GPV gründen, die rein über Steuermittel finanziert würde.
Alternativ könnte man auch die PKV/PPV bezüglich der Grundversorgung abschaffen, und generell die Grundversorgung für alle Bürger einheitlich organisieren. Dann wären Krankheitskosten in einem einheitlichen Solidarsystem organisiert.
Alternativ könnte man eine Bürgerversicherung für alle Bürger einführen.
Alternativ könnte man das Thema "Solidarische Kostenverteilung" konsequent aus dem GKV/GPV-System heraus operieren - dann wären wir bei einer Art Kopfpauschalen. Die Kopfpauschale für die H4-Empfänger würden dann über Steuermittel bezahlt.
Alternativ könnte man die GKV/GPV-Versicherungen auflösen, und im Gegenzug allen Bürgern ermöglichen (aber auch auferlegen) dass sie sich privat versichern. H4-Empfänger würden dann aus Steuermitteln privat versichert werden......
Klar habe ich meinen persönlichen Favorisierten Ansatz - der aber ist für das Thema insgesamt gar nicht relevant. Relevant ist lediglich, dass wir DERZEIT ein Gerechtigkeitsthema haben, welches gelöst werden sollte. Ob und wie stark man dafür die Systematik der GKV/PKV bzw, GPV/PPV verändert - ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass es konsequent gemacht wird, und nicht wie heute.
Netto würde eine gerechte Anpassung für die meisten Betroffenen bedeuten, dass sich ihr Nettogehalt um 10-20€ je Monat in die ein oder andere Richtung verändern würde. Das sind keine Welten - aber derzeit zahlen PKV-Versicherte ungefähr in dieser Größenordnung zu wenig an Steuern und Abgaben, während GKV-Versicherte ungefähr in dieser Größenordnung zu viel bezahlen......und zwar systematisch. WEIL das systematisch ist, sollte man es ändern.