Veteranen

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NMA
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Veteranen

Beitrag von NMA »

In diesen Strang darf alles zum Thema Veteranen rein!


Animiert von der Erwähnung des Films "Der Soldat James Ryan" im "beste Filmszenen"-Strang möchte ich hier einen Beitrag zum eigenartige Verhalten von Veteranen einstellen.

Zu den anonymen MG-Schützen aus den Bunkerschlitzen:
http://www.google.com/search?client=ope ... 8&oe=utf-8

Erst vor einer Woche gelesen: Dieser deutsche Veteran hat am D-Day an Omaha Beach innerhalb von rund 10 Stunden über 2000 US-Soldaten erschossen.
http://www.amazon.de/WN-62-Erinnerungen ... 3932922115


Was ich sehr beeindruckend finde, ist immer wieder die gleiche Szene, wenn sich, wie auch im Buch, gegnerische Veteranen treffen: Kein Hass, kein Argwohn, kein Misstrauen, sondern eine eigenartige Verbundenheit.

Das Buch bringt Zeitzeugenberichte vom MG-Schützen und von den beschossenen US-Soldaten, Grotesk, wenn die sich erzählen, "als du auf mich geschossen hast ..." oder "... als wir in die Boote verschifft wurden, waren wir 200 Mann, als wir endlich im toten Winkel deines MGs waren, waren wir noch 24 ..."

So eine absurde und ebenso ergreifende Szene hatte ich neulich auf der Buchmesse, als sich Horst Koske und Sigurdur Gudmundsson in die Armee fielen.
http://www.google.com/search?client=ope ... 8&oe=utf-8
Zuletzt geändert von NMA am Mittwoch 26. Oktober 2011, 11:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Liegestuhl
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Re: Veteranen

Beitrag von Liegestuhl »

Ich nehme an, diese Verbundenheit resultiert aus der Erkenntnis, dass man mit der Teilnahme am selben Krieg das gleiche Schicksal teilt und niemand eine wirkliche Wahl hatte, auf welcher Seite er kämpft. Das hat letztlich nur die Geburt bestimmt.

Den deutschen wie auch den amerikanischen Soldaten wurde befohlen, den Gegenüber unbekannterweise zu töten. Beide werden froh sein, dass sie das heute nicht mehr müssen.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Veteranen

Beitrag von Cattrell »

Graf Besuchow » Mi 26. Okt 2011, 08:38 hat geschrieben:Animiert von der Erwähnung des Films "Der Soldat James Ryan" im "beste Filmszenen"-Strang möchte ich hier einen Beitrag zum eigenartige Verhalten von Veteranen einstellen.
Was findest Du daran eigenartig? Versöhnung ist etwas ganz normales und menschliches. Versöhnung findet nur dort nicht statt, wo der Hass künstlich aufrechterhalten wird.
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Quatschki
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Re: Veteranen

Beitrag von Quatschki »

Liegestuhl » Mi 26. Okt 2011, 09:02 hat geschrieben:Beide werden froh sein, dass sie das heute nicht mehr müssen.
Heute gibt es Kampfdrohnen und der Mann am Joystick muß dazu vielleicht noch nicht mal in das Land hinein, dem die Aggression gilt.
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yogi61
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Re: Veteranen

Beitrag von yogi61 »

Quatschki » Mi 26. Okt 2011, 09:21 hat geschrieben: Heute gibt es Kampfdrohnen und der Mann am Joystick muß dazu vielleicht noch nicht mal in das Land hinein, dem die Aggression gilt.
Das stimmt nur zum Teil und genau das kann zu einer gefährlichen Fehleinschätzung der Riskiken eines Kriegseinsatzes führen. Den Soldaten sollte man auch weiterhin klar machen, dass man einen Krieg nicht am Joystick führen kann. Es werden auch weiterhin die "einfachen Soldaten" sein, die Arme und Beine, oder ihr Leben verlieren,wenn sie sich in den Krieg begeben und es muss ihnen auch klar sein, dass hinterher kein Hahn mehr nach ihnen kräht.
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NMA
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Re: Veteranen

Beitrag von NMA »

Cattrell » Mi 26. Okt 2011, 09:04 hat geschrieben: Was findest Du daran eigenartig? Versöhnung ist etwas ganz normales und menschliches. Versöhnung findet nur dort nicht statt, wo der Hass künstlich aufrechterhalten wird.

Ich halte es aber nicht für selbstverständlich, dass hier Versöhnung so einfach klappen kann. Ein Deutscher erschießt über 2000 Menschen. Während der Schlacht wurde Severloh von den Amerikanern nur fatalistisch "damned beast" genannt. Später kommt Severloh auf eigene Initiative auf einen US-Veteranen zu und erzählt diesem, ich war der, der euch zusammengeschossen hat. "Ja, du hast mich schwer verwundet...Viele von uns sind ständig auf dem Blutschlamm am Ufer ausgerutscht und blutiger Sand verstopfte unsere Gewehre...". Viele von uns sind hinter aufgetürmten Leichen in Deckung gegangen ..." So ein Trauma kann sich doch kaum jemand vorstellen. Das muss eine sehr eigenartige Stimmung sein, sich zu sehen und sich so etwas zu erzählen. Auch was @Liegestuhl schreibt leuchtet ein. Das aber Menschen dazu in der Lage sind, besonders in so einem Extemfall, das halte ich nicht gerade für ganz normal und menschlich. Das ist eine übermenschliche Leistung!
Auch für Severloh, der es schaffte, sich zu stellen.


Nebenbei: am Abschnitt "Omaha Beach" trafen angeblich über 30.000 Amerikaner, innerhalb von Stunden in mehreren Angriffswellen, auf 300 Deutsche. Letztlich wurde die Schlacht dort durch Masse und durch die Tatsache, dass den deutschen die Munition ausging, nach "dem längsten Tag" entschieden. An "Omaha Beach" lag die amerikanische Tragödie aber nicht allein an einer Handvoll MG-Schützen, sondern weil dort auch schiefging, was schiefgehen konnte.
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Re: Veteranen

Beitrag von Cattrell »

Graf Besuchow » Mi 26. Okt 2011, 10:08 hat geschrieben:

Ich halte es aber nicht für selbstverständlich, dass hier Versöhnung so einfach klappen kann. Ein Deutscher erschießt über 2000 Menschen.
Ein deutscher Soldat erschießt über 2000 gegnerische Soldaten, die ihn angreifen!
Während der Schlacht wurde Severloh von den Amerikanern nur fatalistisch "damned beast" genannt. Später kommt Severloh auf eigene Initiative auf einen US-Veteranen zu und erzählt diesem, ich war der, der euch zusammengeschossen hat. "Ja, du hast mich schwer verwundet...Viele von uns sind ständig auf dem Blutschlamm am Ufer ausgerutscht und blutiger Sand verstopfte unsere Gewehre...". Viele von uns sind hinter aufgetürmten Leichen in Deckung gegangen ..." So ein Trauma kann sich doch kaum jemand vorstellen.
Kannst Du Dir das Trauma vorstellen, welches die unbewaffneten deutschen Zivilisten in den bombardierten Städten erlitten haben?
Das muss eine sehr eigenartige Stimmung sein, sich zu sehen und sich so etwas zu erzählen. Auch was @Liegestuhl schreibt leuchtet ein. Das aber Menschen dazu in der Lage sind, besonders in so einem Extemfall, das halte ich nicht gerade für ganz normal und menschlich. Das ist eine übermenschliche Leistung!
Auch für Severloh, der es schaffte, sich zu stellen.
Auch englische Bomberpiloten haben sich mittlerweile ihren Taten gestellt.
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Re: Veteranen

Beitrag von NMA »

Das ist alles richtig, man denke auch die U-Boot-Kommandanten. Ein Spaziergan ist es sicher trotzdem nicht.

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Re: Veteranen

Beitrag von Liegestuhl »

Quatschki » Mi 26. Okt 2011, 09:21 hat geschrieben:Heute gibt es Kampfdrohnen und der Mann am Joystick muß dazu vielleicht noch nicht mal in das Land hinein, dem die Aggression gilt.
Darunter leidet auch die Kommunikation zwischen Täter und Opfer.
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Re: Veteranen

Beitrag von Quatschki »

Liegestuhl » Mi 26. Okt 2011, 13:14 hat geschrieben:
Darunter leidet auch die Kommunikation zwischen Täter und Opfer.
Die Lebenswirklichkeiten sind zu verschieden.
Du lenkst so eine Drohne zum Ziel, gehst danach in die Cafeteria, checkst die E-Mails und Fußballergebnisse, surfst vielleicht ein bißchen im Katy-Perry-Fanforum herum oder schreibst was im pf.eu und danach gehts weiter.
Der Taliban hingegen ist nicht bei Twitter, sonst könnte er vielleicht schreiben:
"@amiknecht hat mir gerade eine rakete ins Eigenheim gedrückt
Frau und Kinder sind hopps: pic.twitter.com/krcztqwe41 "
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Re: Veteranen

Beitrag von frems »

Und ich dachte schon, es ginge um mich.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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Re: Veteranen

Beitrag von NMA »

Wieviele hast du denn erwischt, seinerzeit?
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gallerie
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Re: Veteranen

Beitrag von gallerie »

Graf Besuchow » Mi 26. Okt 2011, 16:30 hat geschrieben:Das ist alles richtig, man denke auch die U-Boot-Kommandanten. Ein Spaziergan ist es sicher trotzdem nicht.

In diesen Strang darf alles zum Thema Veteranen rein!
...ich habe sehr gute Kontakte zu US-Veteranen des Vietnam-Krieges. Das mag daran liegen, dass ich 1973 sechs Wochen den Postboten für NBC in Saigon spielen durfte/musste.
Die meisten hier lebenden Veteranen leiden noch heute, deshalb leben sie hier und nicht in den USA.
pittbull

Re: Veteranen

Beitrag von pittbull »

Liegestuhl » Mi 26. Okt 2011, 09:02 hat geschrieben:Ich nehme an, diese Verbundenheit resultiert aus der Erkenntnis, dass man mit der Teilnahme am selben Krieg das gleiche Schicksal teilt und niemand eine wirkliche Wahl hatte, auf welcher Seite er kämpft. Das hat letztlich nur die Geburt bestimmt.

Den deutschen wie auch den amerikanischen Soldaten wurde befohlen, den Gegenüber unbekannterweise zu töten. Beide werden froh sein, dass sie das heute nicht mehr müssen.
Ich finde sowas sehr befremdlich.

Wäre ich ein ehemaliger Soldat und würde jemandem von "der anderen Seite" gegenüberstehen, der mich, ohne mit der Wimper zu zucken, über den Haufen geschossen hätte, weil ihn seine Vorgesetzten dazu nötigten, oder schlimmer noch, weil er überzeugt war das Richtige zu tun, wäre ich nicht sehr erfreut. Ich denke, ich würde ein solches Treffen vermeiden.

Wir können uns alle sehr glücklich schätzen, dass uns nie jemand zwang Menschen zu töten.
Zuletzt geändert von pittbull am Mittwoch 26. Oktober 2011, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Veteranen

Beitrag von Welfenprinz »

in "Der Weg zurück " von Remarque sagt der wegen mordes angeklagte Veteran vor Gericht
"ich habe viele menschen getötet".
"Wie, Sie haben viele menschen getötet?"
"im krieg"
"im Krieg.......... das ist doch was ganz anderes".

nein, es ist nichts anderes. Die Sondersituation krieg dauert 2,3 oder 4 jahre. Danach lebt der Überlebende 20, 30 oder 40 jahre noch im "normalen" Leben. mit dem Bewusstsein menschen getötet zu haben.

ich finde nichts befremdliches daran, dass eine der Wege damit fertig zu werden, der ist auf die ehemaligen Feinde zuzugehen.
Übrigens auch von der anderen Seite nicht. Ich denke, jedem von beiden ist klar, dass es reiner Zufall ist, wer überlebt hat und wen es erwischt hat, dass es genausogut andersherum hätte sein können.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
pittbull

Re: Veteranen

Beitrag von pittbull »

Welfenprinz » So 30. Okt 2011, 09:32 hat geschrieben: ich finde nichts befremdliches daran, dass eine der Wege damit fertig zu werden, der ist auf die ehemaligen Feinde zuzugehen.
Im Fall dass man selbst im Krieg Menschen ermordete, mag ein Treffen ehemaliger Gegner sicherlich der Vergangenheitsbewältigung dienen.
Ein schaler Beigeschmack bleibt dennoch, wenn man darüber nachdenkt, wie wenig es braucht, um aus zivilisierten Menschen Auftragskiller zu machen.
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gallerie
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Re: Veteranen

Beitrag von gallerie »

pittbull » So 30. Okt 2011, 15:56 hat geschrieben: Im Fall dass man selbst im Krieg Menschen ermordete, mag ein Treffen ehemaliger Gegner sicherlich der Vergangenheitsbewältigung dienen.
Ein schaler Beigeschmack bleibt dennoch, wenn man darüber nachdenkt, wie wenig es braucht, um aus zivilisierten Menschen Auftragskiller zu machen.
....Quatsch! Niemand sah sich als Auftragskiller!
Im Gegenteil, die meisten Veteranen waren überzeugt von dem was sie taten.
Das Schlimme ist, sie sind noch heute davon überzeugt.
Mein alter Freund Don schreibt heute Bücher über seine Einsätze über Vietnam. Als A-6E Intruder Pilot wurde er drei Mal über dem Golf von Tonkin abgeschossen (USS Kitty Hawk). Und er ist sogar stolz darauf!
pittbull

Re: Veteranen

Beitrag von pittbull »

gallerie » So 30. Okt 2011, 21:20 hat geschrieben: ....Quatsch! Niemand sah sich als Auftragskiller!
Im Gegenteil, die meisten Veteranen waren überzeugt von dem was sie taten.
Das Schlimme ist, sie sind noch heute davon überzeugt.
Umso schlimmer. Wie würdest du denn jemandem gegenübertreten, der dir ins Gesicht sagt: "Äy Alter, wenn sie es wieder von mir verlangen, mache ich aus dir Hackfleisch"? :eek:
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Re: Veteranen

Beitrag von Welfenprinz »

gallerie » So 30. Okt 2011, 21:20 hat geschrieben: ....Quatsch! Niemand sah sich als Auftragskiller!
Im Gegenteil, die meisten Veteranen waren überzeugt von dem was sie taten.
ja hoffentlich, oder?
Das Schlimme ist, sie sind noch heute davon überzeugt.
!
#
Das ist schlimm, ja.
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