sünnerklaas hat geschrieben: ↑Fr 7. Apr 2023, 23:42
Es scheint sich bei den Bayern einiges angestaut zu haben. Matthäus bekommt Unterstützung von Bastian Schweinsteiger und Hermann Gerland. Gerland war - eigenem Bekunden nach - die Lust vergangen.
Allerdings glaube ich, dass sich da auch der Umbruch in der Clubspitze niederschlägt. Die Urgesteine Hoeneß, Rummenigge, Beckenbauer, Breitner sind Geschichte, Gerd Müller ist tot. Man mag ja von denen halten, was man will, aber den Abgang von solchen Kalibern steckt ein Club nicht einfach mal so weg. Erst als herausragende Spieler, danach als Funktionäre haben die fünf den Club 50 Jahre lange dominiert.
Abgesehen von den vier genannten "Bayern"-Ikonen, zu denen auch Sepp Maier gehörte, wenn man schon diese Aufzählung als Beweis anführen will, waren weder Gerd Müller noch Paul Breitner einflußreiche oder den Vereinserfolg prägende "Funktionäre" nach Ende ihrer sportlichen Erfolgskarriere.
Auch ihre sportlichen Abgänge waren alles andere als "harmonisch" oder gar "mia san mia"-familiär geprägt. Der zweifellos sportlich dominante Breitner, der mit seinem großen "Maoistenmundwerk" (nach seiner erneuten Rückkehr) und fairerweise 100% sportlicher Leistung und Einsatzwillen einige Zeit die Mannschaft aufstellte und sie wieder in Erfolgsspur zurückbrachte, war sich gerade mit Hoeneß eher in Wiederholschleifen bitter über Kreuz, was der FCB verkörpern bzw. wohin sich der Verein entwickeln solle. Vor allem, wie dauerhaft sportlicher Erfolg sichergestellt werden kann.
Gerd Müller war erst recht nicht als "Funktionär" bei Bayern München in einem Amt an der Vereinsspitze. Der Weg der Bayern zur heutigen Dominanz war eher von einem wenig familiärem Dauerzwist vor allem zwischen Höneß und Breitner geprägt. Letztlich setzte sich Hoeneß durch. Und wurde später, und lange, dabei von Inter Mailand-Rückkehrer "Uhren-Karl-Heinz" und dem "Kaiser Franz" unterstützt, der sowieso nationale Narrenfreiheit genoß. Sagen konnte, was er wollte...Die Rollenverteilung war auch immer klar: Hoeneß war der
bad cop und der "smarte Rummenigge/Sternzeichen Waage" der
good cop. - Wenn es um wichtige Entscheidungen und den Erfolg des Vereins ging, waren sich die beiden "glimmer twins" aber meist einig, zumindest nach aussen hin.
Was Trainer angeht, konnte selbst einer wie Guardiola (Thiago oder nix") auf Dauer nicht gegen die Dominanz der zwei prägenden Machtfiguren Hoeneß und Rummenigge bestehen bzw. strich er irgendwann die Segel. Guardiolas Dauerstreit mit einer weiteren Bayern-Ikone, Müller-Wohlfahrt, dem von der Vereinsführung hochverehrten Medizinmann und Geistheiler, der dafür dem "Pep" quer im Hals lag, sollte auch noch in Erinnerung sein.
Insgesamt war Bayern München noch nie der gerne kolportierte "mia san mia-Familienverein". Zu diesem Spruch, zu dem Kahn zurecht nachfragte, was dieses Narrativ im Hirn des Loddar darstelle? und keine Antwort auf diese Worthülse bekam, kann man sagen, dieses "mia san mia" war schon immer der Ausdruck einer knallharten Erfolgspolitik der Bayern- Anführer rund um die ewige Machteminenz Hoeneß. Mit der man sehr gut die
Entscheidungen zu Trainern und Spielerwechseln, kurzum die sportlich relevanten Zu- und Abgänge kaschieren oder in Harmoniewatte verpacken konnte.
Wenn man an der Vereinsspitze der Meinung war, man müsse den Trainer wechseln, um weiteren, sportlichen und geschäftlichen, Erfolg sicherzustellen, hoppelte die Vereinsführung schon immer recht leichtfüßig über jeden Trainer hinweg wie ein Feldhase über eine schnöde Ackerfurche.
Das fast schon mystische oder besser misteriöse "mia san mia" ist mehr ein Entscheider-Markenzeichen der Vereinsführung, die jeden absägt, wenn er den gewünschten Erfolg nicht erbringen kann oder man auch nur meint, er könne es nicht.
"Mia san mia und mia is wo mia san und wer mia san" ist vor allem der Markenkern für die Entscheidungen der Vereinsführung, nicht des gesamten Vereins. Ins Einfache übersetzt wäre der Leitspruch der ehemaligen Spitzenbiathletin Dahlmeier zwar besser und ehrlicher: "scheiss da nix, dann feid da nix", aber Bayern München ist eben Bayern München. Ein ganz eigener Schlangengrubenkosmos. Wo eine chronisch hungrige Erfolgsanakonda haust, die alles und jeden notfalls erwürgt, der einer erfolgreichen Beutejagd im Wege steht. Selbst "Grzimeks Steinlaus" wäre davor nie sicher.
Putin ist kein Politiker, sondern ein krimineller Schwerverbrecher. Wie Israel sich wehrt, ist nicht verkehrt.