ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben:
Warum entwickelte sich der Kapitalismus parallel dazu zwischen 13. und 15. Jahrhundert erst in katholischen Stadtstaaten Norditaliens, dann auch in calvinistisch-reformieten Gebieten heutiger Benelux-Staaten?
Oh Mann - in welche Baumschule bist Du denn gegangen?
Im 13 bis 15 Jh. entwickelte sich KEIN Kapitalismus und schon gar nicht in den Stadtstaaten Norditaliens. Im 13. - 14. Jh. endeten die Kreuzzüge, zerfiel das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, grassierte in Europa die Pest und raffte bis zu 50% der Bevölkerung der (großen) Städte dahin. Da war von Kapitalismus keine Spur. Und mit "Monogamie" hat diese ganze Entwicklung nichts - gaar nichts zu tun! Mit den Teilnehmern der Kreuzüge gelangte verlorenens antikes Wissen wieder nach Europa und legte den Grundstein für die
Renaissance - ausgehend von den Kultur"metropolen" Norditaliens. Es war die Zeit der "großen" Mäzene - den Borgias, den Medicis u.a. Viele derjenigen, die die Entwicklung voranbrachten (insbesondere in Kultur und Wissenschaft) waren schwul.
Kapitalismus (Frühkapitalismus) bildete sich ab den 1750igern heraus und zwar zuerst in England ==> Entwicklung der Dampfmaschine und führte ab dem 19. Jh zur Industrialisierung, welche wiederum in England und parallel dazu in den USA ihren Anfang hatte.
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben: "Gesellschaftliche Wandel" entsteht nicht aus dem "Nichts", sondern ist ein Prozess, an dem der Katholizismus als dominierender sowie zentralistisch aus Rom organisierter Glaube jedenfalls maßgeblich beteiligt war. Selbst wenn die Ehe nicht kodifiziert war und unterschiedliche gewohnheitsrechtliche Regelungen nebeneinander koexistiert haben, das katholische Sakrament der Ehe hat sich früh ab dem 11. Jh. entwickelt.
Falsch! Katolizismus hat gesellschaftlichen Wandel NICHT dominiert - im Gegenteil Katholizismus und Kirche verloren DURCH den gesellschaftlichen Wandel - insbesondere während der Renaissance - an Macht und Einfluss. Durch die Wiederentdeckung antiken Gedankenguts entwickelte sich die Idee des Humanismus, welche(r) wiederum das Christentum maßgeblich beeinflusste.
Die RKK hat die gesellschaftliche Entwicklung mehr gebremst (Gallilei, Giordano Bruno etc) als vorangetrieben.
Und wieder hat Monogamie auf diese Entwicklung nicht den geringsten Einfluss. Sie ist nichts weiter, als das Ergebnis, der vom Christentum geprägten Sexualmoral. Sexualität wurde nur als Sexualität zwischen Mann und Frau geduldet - daher IST (die) homophobe Einstellung auch das Ergebnis christlicher Sexualmoral - und galt als minderwertig. Als der Ehe überlegen galt (und gilt teilweise sogar heute noch ==> Zölibat) die keusche, asketische lebensweise ==> Paulus.
Nochmal: Monogamie/das Verständnis von Ehe ist NICHT - ich betone NICHT Triebkraft gesellschaftlicher Entwicklung, sondern deren Ergebnis.
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben:Ja, für eine Tröpfcheninfektion reicht das aus. Das ändert nichts an der Gültigkeit des Grundsatzes: Je mehr und inniger der Körperkontakt, desto höher die Wahrscheinlichkeit der Infektion. Wenn das monogam lebende Paar lieber auf seinem Hof bleibt und das Feld bestellt, statt sämtliche Freudenhäuser der Stadt zu besuchen, wird es auch nur mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit sowohl mit sexuell übertragbaren als auch mit anderen Erregern anstecken.
Diesen Grundsatz gibt es eben NICHT! Bei Übertragung von Infektionskrankheiten ist NICHT der "innige" Körperkontakt maßgeblich. Da reichen schon große Menschenansammlungen z.B Gottesdienste, Markttreiben etc, insbesondere bei Tröpfchen- und Schmierinfektion. Derartige Erreger gelangen über die Atemwege oder die Haut in den Körper. Weitere Infektionsmöglichkeiten sind Insektenstiche und dann weiter über Tröpfchen bezw Schierinfektion z.B bestimmte Fieberarten, Pest etc. Wasser - also die gemeinsam genutzte Wasserstelle - ist ein Übertragungsweg von Infektionskrankheiten und hier bedarf es gar keines Körperkontaktes. Da bringt Monogamie gar nix. KEIN Mensch lebt vollkomen isoliert und kommt NIE mit anderen Menschen in Kontakt - das ist völliger Humbug
Der einzige Grundsatz der gilt, ist WISSEN über die Übertragungswege der einzelnen Krankheiten UND medizinische Erkenntnisse.
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben:Dann warst Du z.B. wohl auch noch nie Blutspenden: o.g. Risikogruppen sind aufgrund höheren Infektionsrisikos von der Spende ausgeschlossen. Das ist aber nur ein Bereich, der öffentlich allgemein bekannt ist.
Ich war 20 Jahre lang Blutsprender. Was da an "Risikogruppen" ausgewiesen wird, ist eigentlich verfassungswirdig, weil hier Menschen nur aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Ein Homosexueller bringt kein größeres Risiko mit als ein Heterosexueller. Letztere werden nämlich NICHT gefragt ob sie monogam oder promisk leben und die werden auch nicht von der Sprende ausgeschlossen.
Nee sindse nich. Die sind genauso alt geworden wie wir. Bei den 40 Jahren handelt es sich um Durchschnittsalter und da zählen alle mit rein - auch die Säuglinge, die das erste Lebensjahr nicht überleben, die Frauen die im Kindbett sterben etc p.p.
Und selbst wenn, die nicht älter geworden wären, konnten sie vier und mehr Kinder in die Welt setzen UND groß ziehen.
Und wieder hat das nix mit Monogamie zu tun.
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben:Diese wunderbar kräftige Vermehrung bei zeitgleicher Bereicherung des Genpools sieht man z.B. vielerorts im heuten Afrika. Wen stört's, wenn die Würfe infolge von HIV oder anderen Viren oder Bakterien elendig verrecken. Hauptsache die absoluten Zahlen stimmen, relatives Verhältnis hat da nicht weiter zu interessieren.
Fakt IST, dass strikte Monogamie zur Verarmung des Genpools und damit zur Häufung lethaler Mutationen führt.
Nach wenigen Generationen sind alle miteinander verwandt, rezessive Gene werden dominant heißt auch die Vererbung rezessiv vorhandener Erbkrankheiten werden zunehmend dominant, wie man bis ins 19. Jh. an europäischen Herrscherhäusern unschwer erkennen konnte. Da ist nicht ohne Grund die "Bluterkrankheit" gehäuft aufgetreten.
Und was die hohen Todesraten in Afrika betrifft, die sind NICHT auf Promiskuität zurückzuführen, sondern auf Rückständigkeit, mangelnde Bildung und vor allen Dingen auf mangelnde medizinische Ausrüstung und Versorgung i.w.S.
Und wer da einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat, ist die RKK mit ihren Kondomverbot.
Aber NICHT ohne einen Wirt!
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben: Genauso wie einzelne Menschen und Tiere. Zudem hat jeder von uns ohnehin Milliarden von Mikroorganismen in sich nach jeweils individuellem Profil. Woran der eine nicht erkrankt, ist für den anderen lebensgefährlich.
EBEN! Und dieser Mensch - der selbst nicht erkrankt - IST der Wirt und der muss KEINEN "innigen" Kontakt mit anderen Menschen haben!
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben: Und wenn unter den 100 Menschen sich einer mit besonders exotischen Erregern befindet, nun... dann stirbt die ganze Population mit etwas Pech ganz aus. Das ist normal, kommt in der Natur ständig vor. Der Imker kann darüber ein Lied singen.
Nee können Imker nicht, weil da keine Population ausstirbt, sondern nur ein oder mehrere Völker. Bienen (Population) sind deshalb noch lange nicht ausgestorben.
Gleiches gilt für die Menschen. Deshalb IST genetische Variabilität ja so wichtig, weil ständig neue genetische Rekombination auch zur Immunität führen kann. Ist bei BVerarmung der genetischen Variabiltität durch Monogamie NICHT der Fall.
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben:Die Tuberkulose spielte im frühen Mittelalter in Europa aufgrund der dünnen Besiedelung eine untergeordnete Rolle. Stärker war sie lediglich in den wenigen Ballungsgebieten vertreten. Dazu gehörte in erster Linie Byzanz. Unter den Tuberkuloseopfern der Zeit finden sich Opfer aus allen Klassen bis hin zu Angehörigen des Kaiserhauses.
Wir sprechen hier aber nicht vom frühen Mittelalter, wo grade mal'n paar Millionen Menschen z.B. in Deutschland und ein paar Hundert Millionen weltweit lebten, sondern von einer Zeit als die Weltbevölkerung die Milliardengrenze erreichte und knackte, wo viele Menschen auf engsten Raum zusammen leben MUSSTEN - wir sprechen vom Zeitalter der Industrialisierung.
Und ind DIESER Zeit waren Tuberkuloseopfer vorrangig die Armen - die Arbeiter!
ein_Bürger » Di 18. Feb 2014, 23:01 hat geschrieben:Ja, Schamanen gab's schon in der Steinzeit. Die eingesetzten Wirkstoffe waren jedoch nicht effektiv genug, vielfach haben sie durch (Kreuz-)nebenwirkungen den Körper sogar noch stärker geschwächt als nötig. Das besserte sich erst mit gezieltem Einsatz möglichst reiner und potenter Wirkstoffe.
Hast Du ne Ahnung, wie effektiv diese einfachen Antibiotika sind - ne haste nich, weil ja von nix Ahnung hast, wie Du gerade wieder eindrucksvoll bewiesen hast.