Ger9374 hat geschrieben:(19 Sep 2017, 23:13)
Viele Wähler fühlen sich durch unsere etablierten
Parteien mehr verarscht wie gut vertreten.
Auch wenn das eine Minderheit darstellt will sie
doch wahrgenommen werden!
Als Nazis,geistig minder bemittelte, braune,pack
erhalten sie nur ignoranz statt antworten auf ihre
bedenken und sorgen. Nur mit einer Protestwahl
wird sich das vielleicht ändern!
Die altparteien sind träge und fern vom alltag des Durchschnittbürgers. Selbst Deutsche mit ausländischen Wurzeln verstehen unsere Politik nicht mehr. Das sagt alles! Mittelmass ist das was Deutsche Realpolitik abliefert, das reicht nicht auf dauer.
Ich finde zwar, dass du vollkommen recht hast und diese Sichtweise in keinsterweise von der Hand zuweisen ist - jedoch tust du genau das, was man der AfD nicht ohne Grund nachsagt: Probleme aufzeigen, aber nichts zur Lösung beitragen.
Warum fühlen sich immer mehr Menschen von der etablierten Parteipolitik nicht mehr vertreten und tw. gänzlich missverstanden? Weil wir ihnen nicht
demonstrativ unter die Nase binden, was uns bewegt, was uns Probleme bereitet, was uns Sorgen und Ängste beschert. Sie kennen die unsere Probleme zwar sehr gut, aber sie sehen keinen ernsthaften Handlungsbedarf, weil die Bevölkerung nicht entsprechend aufbegehrt. Demonstrativ ist hier wortwörtlich gemeint. Wogegen wurde (und wird immernoch, wenn auch kaum noch praktisch) in den letzten beiden Jahren demonstriert? Richtig, gegen Flüchtlinge, gegen Islamisierung und gegen den angeblich drohenden Untergang des christlichen Abendlandes. Und, was hat es gebracht? Die Gesellschaft ist gespalten in "linksgrüne Traumtänzer" und "rechtsbraunes Nazipack" - findest du nicht auch, dass das, also dieser Zustand, herzlich unnütz ist?
Ich will gar nicht behaupten, dass es falsch war/ist, sich gegen die merkelsche Flüchtlingspolitik ("Wir schaffen das!") und Islampolitik ("Der Islam gehört zu Deutschland.") einzusetzen - ganz im Gegenteil, ich bin auch unzufrieden. Nur ist die Art und Weise - nach Gangart und Verständnis von Pegida und AfD - ganz offenkundig die völlig falsche. Warum? Weil sie es eben den etablierten Parteien und Politikern erlaubt, jemanden in eine bestimmte Schublade zustecken, in eine bestimmte Ecke zu drängen. Es stimmt nicht, dass allgemein besorgte Bürger automatisch Nazis, Rassisten und Demokratiefeinde sind, aber wenn sie an Anti-Flüchtlingsdemos teilnehmen, Schilder mit Aufschriften wie "Deutschland muss deutsch bleiben!", "Keine Flüchtlinge in unserer Stadt" oder "Islam ist scheiße!" in die Höhe strecken und rechte Parolen mitgrölen, dann liegt der Verdacht eben nahe. Desweiteren, wenn sich diese allgemein besorgten Bürger für sonst nichts demonstrativ einsetzen, dann brauchen sie sich auch nicht wundern, dass eben allgemeine Sorgen-Themen wie bspw. soziale Ungerechtigkeit, Arbeitslosigkeit, unbezahlbare Mietpreise, sanierungsbedürftige Schulen und Straßen, überbordende Bürokratie, Rentenunsicherheit usw. kein nachhaltiges Gehör bei den etablierten Parteien und in deren Politik finden.
Statt all diese gesellschaftlich relavanten Probleme anzusprechen und demonstrativ dagegen vorzugehen, fokusiert man sich lieber auf den (ebenfalls von Pegida und AfD inszenierten) "Lügenpresse"-Glauben und unterstellt der der etablierten Politik, hinlänglich der Flüchtlings-Problematik, Presse und Medien zu manipulieren. Tatsache ist hierbei für mich, dass das so nicht stimmen kann, weil eben ziemlich gleichzeitig mit dem Flüchtlingsgedöns fing der Disput Deutschlands mit der Türkei an - auffälligerweise wird diesbezüglich die Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland gelobt bis dort hinaus. Würde der "Lügenpresse"-Vorwurf zutreffen, müsste das ausgesprochen kritische Meinungsbild aus Presse und Medien über Ergogan und die undemokratischen Zustände in der Türkei doch der vorsichtigen und aushaltenden merkelschen Umgangsweise damit entsprechen, oder nicht? Dem ist aber in keinsterweise so!
Zum Angst-Thema "Islamisierung" kann ich nur sagen, es ist schade, dass die Generationen, die die letzten beiden Weltkriege mit- und überlebt haben, nicht mehr unter uns weilen - ich bin ziemlich sicher, die würden uns gehörig den Marsch blasen und uns vor Augen halten, was Angst wirklich ist. Wenn sie sich nicht vor Lachen ausschütten würden, weil in Deutschland einige Menschen in helle Panik geraten und den zeitnahen Untergang Deutschlands und ganz Europas herbeireden, nur weil einige Muslime aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch essen wollen und Frauen nicht selbstverständlich die Hand zum Gruß hinhalten. Haben wir sonst keine Probleme in Deutschland? Und dann auch immer wieder dieses "...und das ist erst der Anfang!". Was bitteschön wird denn noch kommen, hm? Gesetzlich verordneter Kopftuchzwang für alle Frauen? Abschaffung des christlichen Glaubens und Umwandlung aller Kirchen in Moscheen? Wird das Grundgesetz durch den Koran ersetzt? Ich vestehe nicht, was "...und das ist erst der Anfang!" bedeuten soll; bislang konnte mir diesbezüglich auch noch keiner, der davon überzeugt ist, konkrete und sichere Angaben machen. Wer A sagt sollte auch B sagen können. Hilfreich ist diese Panikmache aber ganz bestimmt nicht. Was ich festellen kann ist, dass AfD und Pedida zwar vor "Islamisierung" warnen, damit jedoch im Grunde selbst "Islamisierung" betreiben - wenn mir etwas Angst macht, dann bestimmt mich diese Angst.
Wieso soll ich Angst vor etwas haben und mich von etwas bestimmen lassen, dass bislang und auch zukünftig keine Rolle in meinen Leben spielt? Ich habe andere Probleme, Sorgen und Ängste, die mein Leben bestimmen - diese ganze pegidasche und afdsche Angstmacherei vor Flüchtlingen, dem Islam, vor Kopftüchern und Minaretten usw. sichert mir nicht meinen Arbeitsplatz, zahlt mir nicht meine stetig steigenden Miet- und sonstige Lebenshaltungskosten, sie macht es mir nicht möglich eine Familie finanzieren zu können, die bildet unsere Kinder nicht besser aus, sie saniert nicht öffentliche Einrichtungen, sie macht die Umwelt nicht sauberer, sie unterbindet nicht Korruption und Misswirtschaft und sie sichert mir auch ganz bestimmt nicht meine Rente. Warum also in Dreiteufelsnamen soll ich mich mit dem Islam auseinandersetzen und ihn Teil meines Lebens werden lassen? Nur weil Pegida und AfD es sich so gerne wünschen, damit ihre politischen Strategien aufgehen; damit sie nicht als Nullnummern dastehen? Armes Deutschland!
Fassungslos machen mich auch immer wieder der Umgang mit Flüchtlings- und Migrantenkriminalität und das Thema Wirtschaftsflucht. Ich kein Mensch für halbe Sachen, für mich gilt: Wenn schon, denn schon! Das heißt in meinem Fall, wenn wir schon über Flüchtlings- und Migrantenkriminalität sprechen, dann bitteschön nicht minimal reduziert auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik, sondern ganzheitlich. Wenn schon die kriminellen Flüchtlinge raus sollen, dann gefälligst all die kriminellen Migranten, die wir schon lange vor den "jetztigen" Flüchtlingen aus Syrien und Nordafrika aufgenommen haben, ebenso. Ist zwar wohl sehr rechtslastig und fremdenfeindlich, aber dann sollte man auch dazu stehen und sich nicht grunddemokratisch schimpfen, wie es bspw. die AfD ständig tut, aber nicht ist. Gleiches gilt bei Wirtschaftsflucht - wir haben seit dem Zusammenfall der SU und dem Mauerfall wahrscheinlich zig Millionen reine Wirtschaftsflüchtlinge aus Osteuropa in Deutschland und Westeuropa aufgenommen, die eben nicht aus Gründen von Krieg und Leid oder politischer Verfolgung zu uns gekommen sind, sondern rein aus wirtschaftlichen, bzw. finanziellen Gründen. Raus mit ALLEN und nicht nur diejenigen aus arabischen und nordafrikanischen Ländern!
Grenzdebil auch wieder die AfD in puncto Integration. Ja, es ist richtig, dass die Flüchtlinge, sollten sie in Deutschland bleiben wollen/können, ganz schnell deutsch lernen und sich generell anpassen müssen - gilt dies aber auch für die große Anzahl der Russen in Deutschland, welche die AfD mit Flyern, Plakaten und Wahlprogrammen in
kyrillischer Schrift (Ist kyrillisch deutsch?) umwirbt und im Grunde somit eigentlich nur deren Intergration erschwert/Intergrationsunwillen fördert? Was soll der Mist? Und sowas deutschlandfeindliches soll ich "aus Protest" wählen? NIEMALS!
Gerade unter den Russen in Deutschland ist die Angst vor Flüchtlingen und die Zustimmung für die AfD und Putin sehr groß - man sollte meinen, die Russen fühlen sich in Deutschland nicht mehr wohl. Eigentlich müsste eine spürbare Abwanderungswelle heim ins russische Reich erfolgen, zumal sich die Russen über ausgebliebene Integration durch uns böse Deutsche beschweren - aber nix da. Die Russen wissen sehr wohl, dass es ihnen in Russland unter Putin wesentlich schlechter ergehen würde, wogegen es sich in Deutschland (trotzallem!) sehr gut (zu gut...) für sie leben lässt. Kann gut sein, dass es ihnen an Intergration mangelt; dass wir und die Politik hier Fehler gemacht haben - aber Integration haben sie auch gar nicht nötig; es gibt von ihnen genügend in Deutschland, so dass sie unter sich bleiben können und weiterhin ihre Parallelgesellschaft behalten und sogar ausbauen können.
Selbiges gilt freilich auch für die Türken, von welchen nicht minder viele reine Wirtschaftsflüchtlinge sind, integrationsunwillig weil aus Gründen der Vielzahl unnötig, vielmals Erdogan anbetend, aber Rückreise auschließend, weil in Deutschland halt alles so viel besser, freier und flüssiger ist.
Problem ist neben der sicher dem otto-normal-bürgerlichen Alltag entfremdeten etablierten Parteipolitik gleichermaßen auch die tatenlose, faule und bequeme Gesellschaft. Wir wollen dieses und wollen jenes, aber wollen nichts ernsthaftes dafür tun - aber Protestwählen, da sind wir dabei! So ein himmelschreiender Dummfug! CDU, SPD & Co. werden rein gar nichts daraus lernen, wenn die AfD voraussichtlich drittstärkste Partei im zukünftigen Bundestag wird, sondern alles dafür tun, sich selbst und ihre bisherige Politik zu bestätigen. Und die AfD selbst hat keine Problemlösungen parat, sondern will nur alles auf den Kopf stellen und verdrehen, bis keiner mehr - sie selbst eingeschlossen - durchblickt, womit niemandem in unserem Land geholfen sein wird. Und hinterher würden für sie sowieso wieder die anderen an allem Schuld sein. Die Lügenpresse, die Altparteien, die Flüchtlinge, der Islam, die EU. Nur nicht sie selbst. Dann doch lieber gar nicht wählen gehen. Lieber raus auf die Straße und kundgeben, was wirklich wichtig ist. Aber wie schon angedeutet, das will ja keiner, außer wenn's gegen Flüchtlinge geht.
Wie steht's denn eigentlich bspw. mit den Panama-Papers? Oder der Fifa-Korruption? Warum sind vergleichsweise nebensächliche Dinge, wie bspw. medial aufgebauschte AfD-Skandälchen soviel interessanter und entscheidungskräftiger für die Gesellschaft? Da bedienen sich Leute, die bereits reicher als reich sind, an unseren Steuergeldern; wiederrum andere machen mit ihren kriminellen Aktivitäten den Sport im Allgemeinen unglaubwürdig und keinen juckt's - aber wenn ein Flüchtling auf einen deutschen Bürgersteig ausspuckt, dann ist die Hölle los! Trump droht Nordkorea mit der "totalen Vernichtung" und keiner gerät in Panik. Sorry, aber solche Aussichten; ein eventueller dritter Weltkrieg, gar unter Anwendung von Atomwaffen, DAS macht mir Angst! Was scheren mich da noch kopftuchtragende Muslimas auf deutschen Straßen?
Hm. Nein, Deutschland driftet nicht nach rechts - dafür ist unsere Gesellschaft zu gespalten. Wäre schön, wenn wir den unnützen Graben zuschütten würden und uns ALLE in der goldenen Mitte träfen - und die Probleme angingen, die wirklich alltäglich und somit gegenwärtig sind und - wenn schon - radikal aber dafür ehrlich wären, anstatt den Eisberg nur auf seine sichtbare Spitze zu reduzieren. Und vorallem Überzeugungsarbeit leisten, ohne Ängste zu schüren. Das ist nur fair und böte den etablierten Parteien auch keine Ausweichmöglichkeiten mehr.