Ist Dir aufgefallen, wie oft in der zitierten Passage das Wort „Gruppe“ sowie verschieden Gruppenbezeichnungen vorkommen?Haegar hat geschrieben: ↑Mittwoch 14. Februar 2024, 15:53 Hast Du Dir schon mal Gedanken über das überbordende "Ich" gemacht ?
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"Analysen über die Zustimmung zu abwertenden Meinungen in verschiedenen Einkommensgruppen zeigen einen seit 2009 teils sprunghaften Anstieg von Menschenfeindlichkeit in höheren Einkommensgruppen. Für diejenigen Gruppen, die im Zuge der Ökonomisierung des Sozialen als Zielscheibe von Menschenfeindlichkeit an Konjunktur gewinnen, da sie für das Stigma der ökonomischen Nutzlosigkeit beziehungsweise verminderten Leistungsfähigkeit besonders passgenau infrage kommen (Langzeitarbeitslose, Obdachlose, Ausländer, Menschen mit Behinderung, aber auch allgemein neu Hinzugekommene), ist sehr deutlich zu sehen, dass auch und insbesondere bei Befragten aus den höheren Einkommensgruppen in den vergangenen drei Jahren die Abwertungen signifikant angestiegen sind. Dies kann als Indiz für die Verteidigung bestehender Statushierarchien durch die starken Gruppen in Krisenzeiten, in denen diese ins Wanken geraten könnten, gewertet werden. Für die als "nutzlos" und "Minderleister" etikettierten Gruppen konnten wir zum letzten Erhebungszeitpunkt auch einen Anstieg der Abwertungen in der Gesamtbevölkerung beobachten (vgl. Abbildung 2 in der PDF-Version)."
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Ja, das ist ja das Übel.
Der Rechte sieht nur die Gruppe „Ausländer“, ohne den Menschen Ali dahinter zu sehen, der vielleicht ganz anders gestrickt ist als Mohamad. Alle in den Kollektivtopf der Messermörder.
Der Linke sieht nur die Gruppe „Reiche“ ohne darüber nachzudenken, dass es dem einen zugeflogen ist und der andere dafür ein Pensum auf dich nimmt, das man selbst nie haben möchte und auch nicht könnte. Alle in den Kollektivtopf der Söhnchen.
Was in der zitierten Passage zurecht angeprangert wird, ist doch gerade das aufeinander rumgehacke der verschiedenen Gruppen. Jeder ist „besser“ als der andere, weil er ja „…“ ist und der andere nicht. Mit dem individualistischen „Leben und Leben lassen“ gäbe es das ja nicht.
Individualismus, natürlich in geordneten , niedergeschriebenen und für alle geltenden Regeln heißt ja gerade nicht nur Selbstverwirklichung, sondern auch den anderen sich selbst verwirklichen lassen. Egal wie (innerhalb der Gesetze) schräg er ist. Machen muss er es aber schon selbst.
Versuch mal, einen Hochbegabten (getestet) durch das deutsche Schulsystem (wohlgemerkt: Bayern!) zu bringen. Jeder Lernbehinderte wird gefördert (was ja auch o.k. ist), aber da heißt es: Du nervst, warte, bis alle so weit sind, deine Luxusprobleme möchten man haben. Passe Dich an!
Heute ist er durch, studiert, die Gesellschaft hat ihn nicht zerstört, nicht zuletzt, weil wir ihm immer gesagt haben:
Der Einzige, der über Dich befinden darf bist Du. Das ist aber auch eine Verpflichtung zur regelmäßigen Selbstbeurteilung.