heute in Berlin: Reli oder Ethik
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- Olifant
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Tja, si lassen jetzt immer noch nicht locker. Die Verlierer der Abstimmung fordern - trotz des deutlichern Votums! - weiterhin Zugeständnisse vom Senat. Und die bürgerliche Presse ist weiterhin dabei behilflich... Unglaublich so ein Demokratieverständnis...
Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Wie gestern im Radio vernommen habe, war es vorallem der gottlose Ex-DDR Teil unserer Hauptstadt, welcher zur Niederlage der Pro-Reli Fraktion beigetragen hat. Ich will die Mauer wiederhaben!
- Olifant
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Nö, die Wessis waren zu inaktiv...MarcinMaximus hat geschrieben:Wie gestern im Radio vernommen habe, war es vorallem der gottlose Ex-DDR Teil unserer Hauptstadt, welcher zur Niederlage der Pro-Reli Fraktion beigetragen hat. Ich will die Mauer wiederhaben!

Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Als ob die Kirchen je was mit Demokratie und Glaubensfreiheit am Hut gehabt hätten!Olifant hat geschrieben:Tja, si lassen jetzt immer noch nicht locker. Die Verlierer der Abstimmung fordern - trotz des deutlichern Votums! - weiterhin Zugeständnisse vom Senat. Und die bürgerliche Presse ist weiterhin dabei behilflich... Unglaublich so ein Demokratieverständnis...

Wenn man sich mal die Mitgliederzahlen der beiden Kirchen in Berlin ansieht, merkt man, mit welcher Dreistigkeit diese religiösen Minderheiten (!) sich in Szene setzen und große Forderungen aufstellen: Die Katholiken machen in Berlin einen Anteil von 9,4%, die Protestanten einen Anteil von immerhin 19,8% aus (Daten jeweils Ende 2007 von der DBK bzw. der EKD). Über 70% der Berliner sind also keine Christen!
Aber auch auf Deutschland als Ganzes bezogen machen beide (!) Kirchen zusammen nur noch ca. 60% aus. Relativ gesehen sind die Konfessionslosen in Deutschland die größte Peer Group. Hamburg hat übrigens auch "nur" 40% Christen, Bremen 55% und Schleswig-Holstein (60,4%) kann man wohl als deutschen Durchschnitt bezeichnen. Die wirklich "christlichen" Bundesländer sind allenfalls noch Bayern, Rheinland-Pfalz (je ca. 77%) und das Saarland (stolze 85% Christen, davon allein 65% Katholiken). Am wenigsten Christen gibt es übrigens in Sachsen-Anhalt: 15% Protestanten und 3,6% Katholiken.
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- Olifant
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Also, ich habe nichts gegen die Kirchen und findes es richtig, wenn wertneutraler Unterricht über religiöse Themen erteilt wird. Die Kirchen haben eine große gesellschaftliche Relevanz, sie sind einer der wichtigsten Arbeitgeber und können etwas zum gesellschaftlichen Diskurs beitragen. Die Kirchen sind Ort großen ehrenamtlichen Engagements und Betätigungsfeld vieler Menschen, die positives bewirken wollen. Insofern kann man den Kirchen - trotz sinkender Mitgliederzahlen - ihre gesamtgesellschaftliche Bedeutung nicht absprechen.
Was mich aber maßlos aufregt, ist die Art und Weise, wie manche Kirchenfürsten meinen, der Politik Vorgaben machen zu dürfen. Auch hier ist es richtig und wichtig, wenn sich die Kirchen in die politische Diskussion einbringen. Wenn sie sich aber parteipolitisch verwenden bzw. sich in entsprechende Kampagnen unwidersprochen einbinden lassen, ist die Grenze eindeutig überschritten. Genau so ist dies der Falle, wenn sie - wie jetzt - das demokratische Votum der Bürger schlicht ignorieren und weiterhin Forderungen stellen. Sie haben verloren und die Niederlage zu akzeptieren, wenn sie weitergehende Vorschläge unterbreiten, können diese - sie müssen aber nicht - in den politischen Diskurs einfließen.
Was mich aber maßlos aufregt, ist die Art und Weise, wie manche Kirchenfürsten meinen, der Politik Vorgaben machen zu dürfen. Auch hier ist es richtig und wichtig, wenn sich die Kirchen in die politische Diskussion einbringen. Wenn sie sich aber parteipolitisch verwenden bzw. sich in entsprechende Kampagnen unwidersprochen einbinden lassen, ist die Grenze eindeutig überschritten. Genau so ist dies der Falle, wenn sie - wie jetzt - das demokratische Votum der Bürger schlicht ignorieren und weiterhin Forderungen stellen. Sie haben verloren und die Niederlage zu akzeptieren, wenn sie weitergehende Vorschläge unterbreiten, können diese - sie müssen aber nicht - in den politischen Diskurs einfließen.
- Dampflok94
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Gerade weil wir in einer Demokratie leben darf man das. Und der Senat kann das Ansinnen zurückweisen. Also, wo ist dein Problem?Olifant hat geschrieben:Tja, si lassen jetzt immer noch nicht locker. Die Verlierer der Abstimmung fordern - trotz des deutlichern Votums! - weiterhin Zugeständnisse vom Senat. Und die bürgerliche Presse ist weiterhin dabei behilflich... Unglaublich so ein Demokratieverständnis...
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
- Olifant
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Pro Reli hat verloren, der Wähler hat gesprochen. Das Ergebnis lautet: So wie es ist, trägt es die Mehrheit mit. Gespräche über Verbesserungen waren und sind immer möglich gewesen. Wer aber derart polarisiert, Unsinn verbreitet und dann eine solche Klatsche bekommt, sollte zunächst demütig sein, Nachdenken und vorsichtig anfragen, ob man nicht noch mal reden könne. Aber schon jetzt werden wieder die Gewinner diskreditiert, das Ergebnis als falsch bewertet und vor allem weitere Gespräche eingefordert. Hierzu gibt es nach dem Spruch der Berliner aber keinerlei Anlass. Dieser Zug ist durch diese (partei-)politische Kampagne der Kirche abgefahren.Dampflok94 hat geschrieben: Gerade weil wir in einer Demokratie leben darf man das. Und der Senat kann das Ansinnen zurückweisen. Also, wo ist dein Problem?
Nachtrag: Ich meine derlei Aussprüche "Wer jetzt nicht bereit ist aufeinander zuzugehen, versöhnt die Stadt nicht, sondern spaltet sie. Jetzt ist der Senat am Zug."
http://www.pro-reli.de/volksentscheid/
Zuletzt geändert von Olifant am Dienstag 28. April 2009, 13:50, insgesamt 1-mal geändert.
Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
"Religion ist vor allem die Begründung allen Handelns, aller Ethik im Glauben an Gott."
Versteh ich das jetzt falsch oder wird hier postuliert, dass es außerhalb der Religion keine Ethik gäbe?
Versteh ich das jetzt falsch oder wird hier postuliert, dass es außerhalb der Religion keine Ethik gäbe?
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Nun, die Aussage ist nicht eindeutig, aber viele haben das so - unwidersprochen - aufgefasst.daimos hat geschrieben:"Religion ist vor allem die Begründung allen Handelns, aller Ethik im Glauben an Gott."
Versteh ich das jetzt falsch oder wird hier postuliert, dass es außerhalb der Religion keine Ethik gäbe?
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Nur mal zu den Fakten: Die Befürworter hätten mindestens 611 400 Stimmen gebraucht und dann hätten es auch noch mehr Ja- als Neinstimmen sein müssen. Für Ja haben aber nur ca. 346 000 gestimmt. Mit Nein über 365 000.
Der Volksentscheid Pro Reli ist also unabhängig des Wahlverhaltens in den einzelnen Bezirken in doppelter Hinsicht gescheitert.
Der Volksentscheid Pro Reli ist also unabhängig des Wahlverhaltens in den einzelnen Bezirken in doppelter Hinsicht gescheitert.
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
Diese Aussage lehnt sich direkt an eine Plakatkampgne an, die die Evangelische Kirche vor ein paar Jahren nach der Einführung des Ethik-Unterrichts in Berlin hat schalten lassen. Der Slogan lautete damals "Keine Werte ohne Gott!"Olifant hat geschrieben:
Nun, die Aussage ist nicht eindeutig, aber viele haben das so - unwidersprochen - aufgefasst.
Es scheint das religiöse Selbstverständnis zu sein. Aber jenes Selbstverständnis und die damit verbunde Überheblichkeit hat dazu geführt, dass die Initiative nicht nur an den 25 Prozent (aus einer Mehrheit der abgegenen Stimmen hätte man ja noch Profit schlagen können), sondern auch an einer größeren Anzahl Nein-Stimmen gescheitert ist.
- Rainald de Gien
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Re: heute in Berlin: Reli oder Ethik
figlio di papa hat geschrieben:
Diese Aussage lehnt sich direkt an eine Plakatkampgne an, die die Evangelische Kirche vor ein paar Jahren nach der Einführung des Ethik-Unterrichts in Berlin hat schalten lassen. Der Slogan lautete damals "Keine Werte ohne Gott!"
Es scheint das religiöse Selbstverständnis zu sein. Aber jenes Selbstverständnis und die damit verbunde Überheblichkeit hat dazu geführt, dass die Initiative nicht nur an den 25 Prozent (aus einer Mehrheit der abgegenen Stimmen hätte man ja noch Profit schlagen können), sondern auch an einer größeren Anzahl Nein-Stimmen gescheitert ist.
Uppsi, "keine Werte ohne Gott" ? Richtig, aber Gott ist nicht Mitglied in meiner Kirche, ganz sicher, ich habe das Vereinsregister studiert.

"Ich bin lieber jeden Tag glücklich als im Recht." - Slartibartfaß