Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

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Corella
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

schokoschendrezki hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 13:09 ...dass eine langzeitig stabile Systemlage kippt und in eine andere stabile Lage hinübergleitet.
oder das Narrativ "stabiles System" schon tückisch ist und was auch immer in ein viel weiger stabiles rüberkippt.
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Trutznachtigall
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

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Corella
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Trutznachtigall hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 08:36 ...
Hatte H2O schon berichtet. Ergänze: die Einleitung war synchronisiert mit einer Welle nach Starkregenfällen im Oberlauf. Spricht gegen völlige Naivität.
Behördenversagen: passiert im Dunkelfeld beständig und was schleichend geschieht, dazu ist die missratene Verklappung ein "kleiner Fisch". Zustand der Erhaltungsziele in den Natura2000- Gebieten etwa. Und da geht es wirklich um, zunächst lokales, Aussterben. Verschleppung WRRL. Übernutzung/Erosion der Böden.
Ist halt zunächst nicht so spektakulär, wenn keine Braunkehlchen mehr wo brüten...
Und die Gesetze vollziehen: das wäre wohl ein anderer Staat. Wir kommen mit unseren Prozessen im Land so schon nicht mehr weiter. Käme da noch jemand mit Sachverhalten daher, weil er mal was gelernt hat...
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H2O
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Allmählich wird den Bewohnern der Oder-Region bewußt, was sie sich selbst angetan haben. Stimmen werden laut, eine übergreifende "Oderbehörde" zu gründen, die ständig tätig ist mit Mitarbeitern in Tschechien, Polen und Deutschland. Die Gazeta Wyborcza beschreibt das derzeitige polnische Überwachungssystem. Das ist streng hierarchisch aufgebaut. Der Katastrophenfall wird an der Spitze festgestellt, und danach werden Behörden auf der Ebene der Wojewodschaften und der Kreisverwaltungen, aber eben auch in dieser Reihenfolge, in Bewegung gesetzt. Die dienstliche Benachrichtigung benutzt den Postweg mit Briefen und Unterschrift... was bedeutet, daß der Hinweg "Alarm" und der Rückweg "Maßnahmen" einige Tage in Anspruch nimmt.

Nicht nur in Deutschland ist die Digitalisierung im Behördenverkehr mangelhaft bis gar nicht vorhanden... Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wenn politische Befindlichkeiten dazu kommen, dann sagt ein Wojewode auch schon einmal, daß eine Untersuchung der Ursachen der Vergiftung nicht notwendig sei. So geschehen und nur durch Alarm auf der deutschen Seite vereitelt. Da mußte die polnische Ministerin für Umweltfragen 'ran und ein Verfahren in Gang setzen. Und nun läuft da ja auch einiges; Ergebnis nach wie vor offen.

Die Lösung, dem Gerangele mit einer länderübergreifenden "Oderbehörde" ein Ende zu machen, scheint viele Vorteile zu haben: Dicht am Ort des Geschehens, Meldeweg "Anruf genügt" oder verschlüsselte e-mail im Briefkasten. Und ein Staatsvertrag, daß diese Behörde gleich auf der Ebene der Landkreise an der Oder Zugriffsrechte hat... ansonsten aber wirklich länderübergreifend arbeitet. Nix mit Parteipolitik und Chauvinismus!

Neueste Schlagzeile in der Gazeta Wyborcza:
https://szczecin.wyborcza.pl/szczecin/7 ... B.1-L.2.zw
Zatrucie Odry jak Czarnobyl. Wszędzie widzimy martwe ryby. Trucizna nie rozpuszcza się, płynie dalej i zabija
  • Odervergiftung wie Tschernobyl. Überall sehen wir verendete Fische. Das Gift löst sich nicht auf, fließt dahin und tötet
Zatruta Odra. Kostrzyn nad Odrą. Ptaki jedzą martwe ryby
  • Vergiftete Oder. Küstrin an der Oder. Die Vögel fressen vergiftete Fische
    (Ein Bild zeigt einen Storch, der im seichten Wasser zwischen den verendeten Fischen herum watet)
Zatruta Odra. Niemcy mówią „katastrofa"
  • Vergiftete Oder. Deutschland sagt "Katastrophe".
Zatruta Odra. Brat ogląda TVP i nic nie wie
  • Vergiftete Oder. Der Bruder sieht das polnische Fernsehen und weiß (davon) gar nichts
Zatruta Odra. Bielinek. Te ryby zabija już u nas
  • Vergiftete Oder. Bielinek: Diese Fische sterben schon vor uns (selbst)
    (Bilder etlicher toter Fische im Uferbereich der Oder)
Marszałek Geblewicz (Bürgerplattform PO): Państwo abdykowało nad Odrą
  • Parteivorsitzender Geblewicz: Der Staat sagt sich von (der Verantwortung) für die Oder los
Der zugehörige Beitrag in der Gazeta Wyborcza ist ellenlang. Er lohnt das Durchlesen, sprengte hier aber jeden Rahmen. Ich meine, daß allein die Überschriften schon bedrückend genug sind! Gut , daß es die Gazeta Wyborcza gibt. Das polnische Fernsehen verschleiert die Katastrophe ... siehe "Der Bruder schaut sich das Fernsehen TVP an... und erfährt nichts von dieser Katastrophe!"

Vor allem sollte Deutschland den Fall auf die EU-Ebene heben, damit Polen und oder Tschechien die Ursache der Katastrophe nicht verschleiern können. Da ist viel Parteipolitik im Spiel, und die geht wohl über Leichen... nicht nur über tote Fische! Da wird denn auch schon einmal mit "fake news" und ähnlichen Albernheiten der Versuch gemacht, der deutschen Seite Schuld zu zu weisen... Mücke und Elefant sind da nahe Anverwandte!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 10:50 ...
Und während die durchaus zurecht empörten den Elefanten groß machen, um auf der Welle der Aufmerksamkeit etwas zu bewegen, ist das Algentoxin für die Vögel gar nicht giftig, die Fischfauna aus Seitengewässern, Nationalpark und durch großzügig geförderten Besatz (Stichwort Nutztierhaltung, aber mit Etikette) schnell regeneriert und zuletzt der Wojewode halb rehabilitiert.
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Trutznachtigall
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 10:50
Vor allem sollte Deutschland den Fall auf die EU-Ebene heben, damit Polen und oder Tschechien die Ursache der Katastrophe nicht verschleiern können.

Was ich überhaupt nicht verstehe, ist die polnische behördliche Erlaubnis der Salzwasserverklappung bei dem niedrigen Wasserstand der Oder. Auch einem Laien ist klar, dass das wenige Oderwasser dadurch viel zu salzhaltig wird.
Ist das behördlicher Schlendrian nach dem Motto: " Haben wir immer so gemacht. Die Verklappung haben wir bisher in jedem Jahr genehmigt, also auch in diesem Jahr". ?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Trutznachtigall hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 14:10 Was ich überhaupt nicht verstehe, ist die polnische behördliche Erlaubnis der Salzwasserverklappung bei dem niedrigen Wasserstand der Oder. Auch einem Laien ist klar, dass das wenige Oderwasser dadurch viel zu salzhaltig wird.
Ist das behördlicher Schlendrian nach dem Motto: " Haben wir immer so gemacht. Die Verklappung haben wir bisher in jedem Jahr genehmigt, also auch in diesem Jahr". ?
Behörde braucht Rechtsgrundlage. Wurden festgelegte Werte überschritten? So Verkettungsmöglichkeiten finden Juristen abstrakt und unkonkret, für Beurteilung braucht es Sachverstand, der in Behörden nur Abläufe stört.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

Corella hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 15:36 Behörde braucht Rechtsgrundlage. Wurden festgelegte Werte überschritten? So Verkettungsmöglichkeiten finden Juristen abstrakt und unkonkret, für Beurteilung braucht es Sachverstand, der in Behörden nur Abläufe stört.
Verzeihung bitte. Ich verstehe dich nicht. :?:
Meinst du, dass man mit den zuständigen polnischen Behörden Nachsicht üben soll ?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Trutznachtigall hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 14:10 (...)
..." Haben wir immer so gemacht. Die Verklappung haben wir bisher in jedem Jahr genehmigt, also auch in diesem Jahr". ?
Hatte ich doch weiter oben schon ausgeführt: Die grundsätzliche Erlaubnis zu Verklappung der Salzlauge hatte die Firma JackPol als Dauereinrichtung. Allerdings hätte im Einzelfall das Wasserwirtschaftsamt Wody Polskie um Freigabe gebeten werden müssen. Dort war aber in der Urlaubszeit "niemand" erreichbar, und so erteilte sich JackPol vorauseilend die Genehmigung selbst. Das ist natürlich ein sehr dicker Hund... aber inzwischen kommen ja auch Zweifel auf, ob dieser Wahnsinn der Auslöser für die Vergiftung und das Algenwachstum in der Oder war... denn auch flußaufwärts wurden Vergiftungen festgestellt.

Man hat es vermutlich mit einem Riesensaustall der Verwaltungen und der Verklapper zu tun, der von Grund auf aufgeklärt werden müßte. Ich glaube aber nicht an nationale Selbstreinigung der Geschaftelhuber. Dann bleibt nur noch internationales Recht und internationaler Zugriff übrig... sprich die EU als Oberbehörde oder ein Staatsvertrag, der Tschechen, Polen und Deutsche zum gemeinsamen Schutz der Oder grenzüberschreitend verpflichtet. Ein Grenzfluß als polnischer Abwasserkanal... das geht doch niemals gut!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

So, nun ist die Giftbrühe vor Stettin angekommen... und sorgt dort für das Fischsterben:
https://szczecin.wyborcza.pl/szczecin/7 ... 1-L.1.duzy
Dramatyczny spadek poziomu tlenu w Odrze zabija kolejne ryby koło Szczecina. Wojewoda: "Mamy duży problem"
  • Der dramatische Abfall des Sauerstoffgehalts der Oder tötet weitere Fische um Stettin herum. Der Wojewode:"Wir haben ein großes Problem"
Man versucht, mit kräftigen Pumpen Flußwasser in die Oder zurück zu sprühen, um erstickende Fische mit Sauerstoff zu versorgen. Weiterhin werden erstickende Fische gefangen und in großen Plastikwannen mit Sauerstoff versorgt. Ich sehe darin Tierliebe und vergebliches Bemühen. Dazu muß man sich die Abmessungen des Stettiner Haffs vergegenwärtigen... da sind diese Maßnahmen nur verzweifeltes Bemühen... leider!

Bei der Fließgeschwindigkeit von etwa 2 bis 4 m/sec kann ich damit rechnen, daß die Brühe bei mir morgen schon am Schilfrand vorbei zieht. Eine riesige Population von Kormoranen dürfte tödlich bedroht sein, denn die nehmen ja vergiftete Fische als leichte Beute auf. Die Angler und Berufsfischer wird das nun gar nicht erfreuen, denn sie sahen in den (geschützten) Kormoranen einen Wettbewerber um den Fisch. Aber ohne Fisch sind Kormorane allenfalls zu bemitleiden. Vielleicht wechseln sie ja in andere Gewässer außerhalb des Stettiner Haffs. Den Fischadlern dürfte es ebenfalls an den Kragen gehen, denn auch sie mögen leichte Beute... und Kormorane und Enten. Reiher und Störche sehe ich ebenfalls bedroht. Vielleicht machen sich die Störche ja rechtzeitig auf in sonnigere Gefilde in Afrika. Reiher machen solche Reisen nicht. Unsere Biber sehe ich nicht in Gefahr, jedenfalls nicht durch Erstickungstod.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Trutznachtigall hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 18:43 Verzeihung bitte. Ich verstehe dich nicht. :?:
Meinst du, dass man mit den zuständigen polnischen Behörden Nachsicht üben soll ?
Behörden sind selten für echte Aufsicht ein- und ausgerichtet! Nachsicht nicht.
Mit berufsmäßiger Einsicht ist es mein Anliegen, auf allgemeine Wahrnehmumgsverzerrung aufmerksam zu machen. Hier: Deine Erwartungshaltung an Behörden mehr mit der Realität abzugleichen. Ein jeder Ortsverband hat mehr Aktive, als eine Behörde MitarbeiterInnen in Zuständigkeit für einen Landkreis. Und für letztere ist der Aktionsraum juristisch geknebelt. Theoretisch mit der Möglichkeit, der Sanktionierung, sogar der Wiedergutmachung. Aber nur auf gerichtsfesten Nachweis.
Ich habe keine Lösung parat, bin nur ein Freund guter Diagnose, bevor wir über Therapien sprechen!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Dark Angel »

H2O hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 10:50 Vor allem sollte Deutschland den Fall auf die EU-Ebene heben, damit Polen und oder Tschechien die Ursache der Katastrophe nicht verschleiern können. Da ist viel Parteipolitik im Spiel, und die geht wohl über Leichen... nicht nur über tote Fische! Da wird denn auch schon einmal mit "fake news" und ähnlichen Albernheiten der Versuch gemacht, der deutschen Seite Schuld zu zu weisen... Mücke und Elefant sind da nahe Anverwandte!
Inwieweit und ob überhaupt hier ein Schwarzer Peter hin-und-her geschoben wird, kann ich nicht sagen.
Auf alle Fälle scheint es bezüglich des Fischsterbens in der Oder, mehr Fragen als Antworten zu geben.
Habe ich gerade gefunden:
Die im Auftrag des Landes Bandenburg arbeitenden Fachleute gehen offenbar weiter davon aus, dass das Fischsterben ein „multikausales Ereignis“, so Zelt, gewesen sein könnte, also mehrere Ursachen sich addiert und möglicherweis potenziert haben dürften.

Nach dem aktuellen Stand komme eine Kombination aus Pestizid, hoher Salzfracht, durch diese möglicherweise gefördertem Wachstum von für Fische giftigen Algen, Fische stressenden hohen Wassertemperaturen, stellenweisen durch Aufwirbeln des Sediments verursachten erhöhten Quecksilberwerten und möglichen anderen Faktoren infrage.

Die weiteren Ergebnisse vom 19. August bestätigten „im Großen und Ganzen die bisherigen Erkenntnisse“, hieß es aus dem Ministerium. Die Werte hätten sich auch in den weiteren Proben nicht verschlechtert.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Dark Angel hat geschrieben: Montag 22. August 2022, 10:02 Inwieweit und ob überhaupt hier ein Schwarzer Peter hin-und-her geschoben wird, kann ich nicht sagen.
Auf alle Fälle scheint es bezüglich des Fischsterbens in der Oder, mehr Fragen als Antworten zu geben.
(...)
Ja das ist wohl tatsächlich Stand der Untersuchungen: Viele Sünden wirken zusammen, und der niedrige Wasserstand und die verhältnismäßig hohen Wassertemperaturen haben die Oder umgebracht. Ist jetzt eben ein Schmutzwasserkanal für Niederschlesien und das Sudetenland. Ich möchte Brandenburg keine Schuld zuweisen, weil bisher von nichts dergleichen die Rede war.

Doch, doch, die polnische Regierung weist Deutschland fake news zu. Das staatliche Fernsehen belästigt seine Zuschauer auch nicht mit Teppichen verendeter und im Todeskampf zappelnder Fische. (Quelle: Gazeta Wyborcza)

Mein Anliegen ist hier, daß auf das Schwarze-Peter-Spiel nun schleunigst eine ständige gemeinsame tschechisch-polnisch-deutsche Behörde folgt, die sich mit sämtlichen Einleitungen der Siedlungen, der Wirtschaft und Landwirtschaft in die Oder und ihre Zuflüsse befaßt und abstellt, was immer davon abstellbar ist.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Dark Angel »

H2O hat geschrieben: Montag 22. August 2022, 10:52 Mein Anliegen ist hier, daß auf das Schwarze-Peter-Spiel nun schleunigst eine ständige gemeinsame tschechisch-polnisch-deutsche Behörde folgt, die sich mit sämtlichen Einleitungen der Siedlungen, der Wirtschaft und Landwirtschaft in die Oder und ihre Zuflüsse befaßt und abstellt, was immer davon abstellbar ist.
Davon abgesehen, wäre es wohl nicht verkehrt, innerhalb der EU solche "zwischenstaatlichen Behörden zur Überwachung der Wasserqualität für alle Grenzflüsse einzurichten. Dann wäre es möglich ein solchen Tauziehen, um den Schuldigen, zu verhindern.
Schwarze Schafe, die sich nicht an Regelungen, Vorgaben und Grenzwerte halten, die ihre Abwässer bei Nacht-und-Nebel-Aktionen einleiten, gibt es immer wieder.
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H2O
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

@ Dark Angel:
Schon durch meine polnischen Nachbarn habe ich nur gute Gefühle, wenn ich an Polen denke. Ich würde am liebsten eine EU-Naturschutzbehörde mit Durchgriff in alle EU-Mitgliedsstaaten sehen. NATURA 2000 ist doch ein EU(EWG)-Projekt. Die EU kann Strafen verhängen, wenn ein Land diese ausgewiesenen Flächen nicht schützt.

Vielleicht hilft es uns Europäern, wenn diese EU-Behörde in den EU-Mitgliedsstaaten international besetzt wird, also nationale parteipolitische Besetzungen weitgehend vermieden werden? Uns Naturfreunden und Europäern ist offensichtlich nicht damit geholfen, daß nationale Kreise solche Vorfälle bearbeiten oder aus Kumpanei "übersehen".

Heute ist es die Oder, morgen die Elbe, übermorgen die Weichsel, der Rhein oder die Donau.. Die Weser überschreitet keine Staatsgrenzen... könnte aber auch vor Ort von dieser europäischen Behörde beobachtet werden.

Ich weiß schon, weshalb ich mir so sehr einen europäischen Bundesstaat wünsche....
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von PeterK »

H2O hat geschrieben: Montag 22. August 2022, 11:44 Ich weiß schon, weshalb ich mir so sehr einen europäischen Bundesstaat wünsche....
Kurz OT: Ich erhoffe mir zunächst einen Staatenbund, der demokratischer - und daher vor allem ohne Veto-Rechte - organisiert ist. Das wäre IMO schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
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H2O
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

PeterK hat geschrieben: Montag 22. August 2022, 13:10 Kurz OT: Ich erhoffe mir zunächst einen Staatenbund, der demokratischer - und daher vor allem ohne Veto-Rechte - organisiert ist. Das wäre IMO schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
Klar, das wäre ein Quantensprung, der im Grunde aber die Souveränität des Einzelstaats schon abschafft zugunsten von Gemeinschaftsbelangen. Das wäre schon ein Traum! "Demokratischer" könnte aber nur heißen, daß das EU-Parlament Gesetzgeber für Gemeinschaftsrecht wird. Obwohl, so undemokratisch ist die EU doch gar nicht aufgestellt, wenn wir an qualifizierte Mehrheiten im EU-Ministerrat denken: 2/3 der Staaten die 2/3 der Mitbürger vertreten.

Aber das Vetorecht muß weg. Wer das behalten will, der soll wirklich sein eigenes Ding machen, der ist für die Gemeinschaft ein Klotz am Bein!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von PeterK »

H2O hat geschrieben: Montag 22. August 2022, 13:31 Aber das Vetorecht muß weg. Wer das behalten will, der soll wirklich sein eigenes Ding machen, der ist für die Gemeinschaft ein Klotz am Bein!
So ist es.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Dark Angel hat geschrieben: Montag 22. August 2022, 10:02 Inwieweit und ob überhaupt hier ein Schwarzer Peter hin-und-her geschoben wird, kann ich nicht sagen.
Auf alle Fälle scheint es bezüglich des Fischsterbens in der Oder, mehr Fragen als Antworten...
Genau deswegen, könnte ich die Welt überbacken, täte wer auf Ökologen hören, hätte ich gern die schnelle Diagnose gehabt. Haste wo Fischsterben, machste von dort solange rauf, bis kein Fischsterben mehr. Wenn weiter oben noch eins, dort das gleiche nochmal.
Hole jemand an die Übergangszone, der/die was davon versteht und finde z.B. die Einleitung. Haste die und unterhalb sterben die Fische, oberhalb nicht, die Probleme der Fische mit dem Zeugs korrelierbar, hat der Einleiter das Problem und nicht mehr die, die den Nachweis führen müssen.
Behörden, Gutachter, Verfahren, Juristen und gute fachliche Praxis - eine einzige Suppe von Missständen, auch bei uns. Wenn Verbände nicht aktiv sind, ist das Land von guter Praxis verlassen!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Wenn man die Nachrichtenlage checkt: lebende Fische in Westpommern entdeckt, sie schwimmen an der Oberfläche, man bemühe sich um Belüftung.
Kann ja sein, aber schaut man nach der Toxikologie der Alge nur schon auf Wiki: dieselbe Symptomatik. Das ist nach wievielen Wochen noch immer ein völlig erschütternder Laienkram da. Geschaftelhuberei trifft's.

https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... r-101.html

Anfangs hieß es zuviel O2, Meldungen mit "zu wenig" folgten auf den Fuß. Passt zur Vermutung der Algenblüte. Ihre Toxikologie lässt die Fische genauso "nach Luft schnappen".
Also was nun? Es ist nicht so, dass die unterschiedlichen, möglichen Ursachen nicht Oderabschnitten differenziert zuzuordnen wären. Ist es wirklich O2-Mangel, sind die Anstaubereiche der vielen Wehre die empfindlichsten Strecken. Wenn solches nach 3 Wochen munter verschwurbelt wird, dann ist das Vorsatz.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Samstag 20. August 2022, 23:01 ...Stettiner Haffs...
Wie ist die Nachrichtenlage bei Dir?
Ich habe kaum Recherchemöglichkeiten und muss auch versuchen, mir aus Zeitungen einen Reim zu machen. Vom Haff heißt es, es sei eine Blaualgenblüte problematisch. Das wäre dann was anderes, als die vermutliche, fischtoxische Prymnesium parvum in der Oder.
Es braucht für eine Giftwelle bis runter oben auch ziemlichen Overkill, denn eine gewisse Selbstreinigungskraft und Austausch mit Grundwasser hat ein Fluss selbst begradigt noch. Nachteil: Belastungen bleiben im Sediment...
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

@ Corella:
Ich war durch Besuch in Bremen gehindert, ausgiebig in der Gazeta Wyborcza zu stöbern. Gegen 12:00 Uhr mehr. Der Skandal ist vielen im Lande sehr bewußt, aber Leute, die ihre Nachrichten aus dem Staatsrundfunk beziehen, bekommen keine Bilder von Teppichen verendeter Fische.

Eine Meldung gestern abend: Noch lebende Fische halten sich in Abwasserzuführungen auf, weil sie dort noch überleben können. Und in Stettin stinkt es im Boulevardbereich zu beiden Armen der Oder (Ost. West) ganz schlimm nach verwesendem Fisch. Das wird wohl nicht besser geworden sein. Klar, da stehen Otto Normalverbraucher die Haare zu Berge...

Die Gazeta Wyborcza hat eine ganze Folge von Berichten der vergangenen Woche und dieser Woche gesammelt vorgestellt.
https://wroclaw.wyborcza.pl/wroclaw/7,3 ... entsAnchor
Die Sammlung beginnt mit diesem Bericht; sie ist unter Stadtnachrichten aus Breslau zusammengestellt... Überschrift "Wrocław"
Dort findet man mindestens 20 erschütternde Berichte, die die Gazeta Wyborcza im Laufe von 2 Wochen veröffentlicht hatte. Einige davon habe ich in vorangehenden Beiträgen kommentiert. Die Menge kann man nicht immer wieder und erneut durchkauen.

Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, dann klammern sich Regierungspolitiker der PiS an wechselnde Untersuchungsergebnisse (gar nicht so ungewöhnlich in Fließgewässern?...), um nun eigenen und deutschen Behörden schlechte Arbeit und "fake news" an zu hängen.

Ein Punkt ist dabei der Nachweis von Quecksilberverbindungen im Flußwasser, der zu Beginn der Vergiftungsberichte großes Aufsehen erregte. Dann kam schwere Versalzung, hohe Wassertemperaturen, Gülle, zu viel und zu wenig Sauerstoff, Veralgung dazu. Diese Nachrichtenkette entspricht wohl der üblichen Reihenfolge von Analyseverfahren in Gewässern, ist also gar nicht anders zu erwarten bei einem Fuß, der wie ein Abwasserkanal genutzt wird. Das muß ich jetzt erst einmal so glauben, weil ich von diesen Analysen nichts verstehe.

Dem stellvertretenden Minister für Umweltfragen, Jacek Ozdoba (PiS), geht das nicht besser als mir. Er kegelt diese Ergebnisse durcheinander, um den Untersuchungsbehörden Versagen vor zu werfen. Dabei haben die nichts weiter getan, als ihre jeweiligen Tagesergebnisse zu veröffentlichen. Neues Untersuchungsverfahren zum Nachweis von Belastungen, neues Ergebnis. Aber die alten Ergebnisse stimmen ja auch immer noch... nur war die Teiluntersuchung mit dem Ergebnis dann abgeschlossen. Dem Minister fehlt das Vorstellungsvermögen, wie Fachleute solche großen Analysen durchführen, und den Forschern fehlt das Vorstellungsvermögen, wie fachliche Laien auf diese Kette von Ergebnissen ansprechen.

Dabei wären für einen Laien die treibenden Teppiche verendeter Fische schon Ergebnis genug, daß die Oder durch Einleitungen nahezu jeder Art ...industriell, kommunal... stark vergiftet worden ist.

Auch wird ein Übersetzungsfehler einer Frage an den Brandenburgischen Minister Vogel gern ausgeschlachtet. Gefragt werden sollte, ob seine Labors Quecksilberverbindungen im Flußwasser der Oder gefunden hätten; übersetzt wurde aber, ob man sich im Flußwassser der Oder die Hände verätzen könne.... Und darauf antwortete der Minister dann ausführlich. Also gar kein Quecksilber, sondern nur saures Wasser... Der Übersetzungsfehler der Fragestellung wurde längst klargestellt, aber die amtliche polnische Politik bleibt dabei: Die Deutschen schüren nur Panik.

Ich ahne mit meinen Polnischkenntnissen auch die Ursache des Übersetzungsfehlers: Quecksilber = rtęć gesprochen
"rtangsch"; Hände = ręce gesprochen rangsche. Wenn da einer genuschelt hat, dann liegen diese Worte untrennbar übereinander. Gut, ich mag mich da irren... aber so können kleine Kriege entstehen... wenn der gute Wille zur Nachfrage fehlt.

Das alles ist neben der vergifteten Oder eben auch ein Nachweis eines vergifteten nachbarlichen Verhältnisses, zumindest seitens der polnischen Chauvinisten in der PiS-Regierung, die schon auf Wahlkampf für 2023 geschaltet hat... und den Wahlkampf wohl mit Haßkampagnen gegen die polnische Opposition und den deutschen Nachbarn zu führen gedenkt, der die Opposition "gekauft" hat. Was nur fängt man mit solchen Jammergestalten an?!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

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H2O hat geschrieben: Dienstag 23. August 2022, 09:01 Was nur fängt man mit solchen Jammergestalten an?!
Da bin ich ratlos! Aber hintergründiger Beobachtungsbericht von Dir! Bin gespannt, wie sich unsere zusammengetragene Einordnung validieren wird.
Polnische Wissenschaftler sind gut ausgebildet, Angelvereine werden das Gehabe der PiS schon mal nicht sehr schätzen und nach neuen Standards fragen. Und sie werden nach Geld für neuen Besatz fragen, dafür braucht man eine Rechnungsadresse. Naturschutz geht völlig anders, aber das Spiel unter Konservativen können wir uns ja trotzdem mal anschauen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Wie quasi angekündigt, ist Licht im Dunkelfeld mindestens ähnlich spannend, wie das Schlüsselereignis:
https://www.tagesschau.de/inland/oder-f ... n-111.html

Die bestehende Fischerei ist an der Oder noch groß. Entsprechend haben auch die bezifferbaren Schaden.

Mit dem Titel kann ich nicht viel anfangen, solche Werte müsste man besser auf Abschnitte und Ereignisse beziehen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Die stumme Katastrophe nimmt weiterhin ihren Lauf und tötet Wasserbewohner in Massen. Die jüngsten Regenfälle im Unterlauf der Oder und am Stettiner Haff nähren Hoffnungen, daß die Drecksbrühe so weit verdünnt wird, daß sie nicht mehr zum Tod des höheren Lebens im Wasser führt. Aber das sind Hoffnungen, nicht etwa Gewissheiten.

Die Gazeta Wyborcza befaßt sich hingebungsvoll mit den laufenden Untersuchungen und Untersuchungsergebnissen der polnischen Fachstellen:
Zatruta Odra wciąż zabija ryby, ale wojewoda wziął się do pracy: Niech łowią
  • Die vergiftete Oder tötet weiterhin die Fische, aber der Wojewode macht seine Arbeit: Sollen sie doch fischen
Da fragt unsereiner sich, weshalb der Wojewode nicht öffentlich diesen Fisch genießt...
Hipoteza ekspertów: to kopalnie i KGHM wyhodowały zabójcze dla Odry złote algi. Trzeba zbadać zbiorniki
  • Annahme der Experten: Bergbau und Papierfabriken führten mit "Goldalgen" den Tod der Oder herbei
    Die Experten meinen, daß diese Algen in stark salzhaltigem Wasser gedeihen.
Onet: Zanieczyszczenie Kanału Gliwickiego może być efektem prac Bumaru-Łabędy. Świadczy o tym dokument Wód Polskich
  • [Nachrichtenkanal] ONET: Die Verunreinigung des Gleiwitzer Kanals kann von der Arbeit der [Firma] Bumar-Labęd her rühren. Einem Dokument des [polnischen] Wasserwirtschaftsamts zufolge
W Dąbiu i Zalewie Szczecińskim jest potencjał genetyczny". Naukowcy z ZUT pomogą odbudować Odrę
  • Im Damber See und im Stettiner Haff wachsen Abwehrkeime. Forscher der West-Pommerschen Technischen Universität helfen beim Wiederaufbau der Oder
Der Beitrag zitiert den Wojewoden mit: "Entschärfung einer biologischen Bombe!"
Wojewoda dolnośląski wydał pozwolenie na łowienie ryb w Odrze
  • Wojewode Niederschlesiens gab Erlaubnis zum Fischfang in der Oder
Dazu fällt mir nur noch "Petri Heil!" ein....
Zieloni chcą wprowadzić "Pakt Dla Wody". "Nie musimy czekać na wybory"
  • Die Grünen wollen einen Bund für Gewässer [...schutz gründen]. "Wir müssen [damit] nicht bis zu den Wahlen warten"
Erinnert mich ein wenig an die Gründungszeit der deutschen Grünen Bewegung: Fehlende Verantwortung für die Lebensgrundlagen der Menschen.
Jeśli nie odejdziemy od planów przebudowy Odry, to złota alga będzie zabijać nadal. A także toksyczne cyjanobakterie
  • Wenn wir die Ausbaupläne für die Oder nicht aufgeben, werden die Goldenen Algen weiterhin Fische morden. Aber auch sehr giftige Zyanbakterien.
Na ja; und so weiter und so fort... gemäß dem Leitspruch: "Alles wurde gesagt, aber nicht jeder hat schon alles gesagt...."
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Heute sind meine Frau und ich in unser Fischrestaurant unseres Vertrauens in Kamień Pomorski gegangen; offenbar hat doch die menschgemachte Vergiftung der Oder die Gäste dieses Fischrestaurants zu kritischer Nachfrage veranlaßt:

Gleich an der Eingangstür eine Seite DIN A4 mit der Zusicherung, daß der angebotene Fisch aus unbedenklichen Gewässern der Ostsee stammt. Nun ja, Dorsch ist in Brackwasser eher selten zu fangen; bei Zander wäre ich mir da nicht so sicher.

Am Stettiner Haff sind durch die Vergiftung der Oder etliche Existenzen der örtlichen Fischerei vernichtet worden. Eine Meldung sprach von 200 Tonnen erstickter Fische, die aus Uferzonen entsorgt werden mußten. Die Vergiftungsursache wird weiterhin verschleiert: Einleitungen von Grubenabwasser aus Niederschlesien und aus Kommunen ohne wirksame Abwasserklärung. Da sind dann eben alle irgendwie schuld, und damit niemand wirklich zu belangen. Die absehbare Energiekrise in Verbindung mit der russischen Mordbrennerei in der Ukraine hat dieses Thema inzwischen aus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.

Wann sich die Oder von diesem Schlag wieder erholt haben wird, ihre Fischbestände wieder nachgewachsen sein werden... schwer zu sagen. Viel dürfte davon abhängen, ob die Politik Polens nun doch strengere Regeln für die Klärung von Schmutzwassser und die Einleitung von geklärtem Abwasser in öffentliche Gewässer erläßt und vor allem ihre Behandlung und Einleitung ständig überwacht.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Freitag 16. September 2022, 22:25 Wann sich die Oder von diesem Schlag wieder erholt haben wird, ihre Fischbestände wieder nachgewachsen sein werden... schwer zu sagen. Viel dürfte davon abhängen, ob die Politik Polens nun doch strengere Regeln für die Klärung von Schmutzwassser und die Einleitung von geklärtem Abwasser in öffentliche Gewässer erläßt und vor allem ihre Behandlung und Einleitung ständig überwacht.
Vor zwei Jahren ist auch die Bartsch - ein Nebenfluss der Oder - vergiftet worden.
Leftist political party Razem expressed support for the proposals and initiatives of the Save the Rivers Coalition. Razem stated, “The catastrophe in Oder river is not the first case of an ecological disaster in a Polish river. Two years ago the Barycz river was contaminated. It has not taught the rulers anything. Releasing chemicals into the river or throwing garbage into the forest is still normal.”

https://peoplesdispatch.org/2022/09/05/ ... pollution/
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Gute Nachrichten vom östlichen Abfluß des Stettiner Haffs in die Ostsee, der Dziwna. Hier treffen in zunehmender Zahl wieder Kormorane ein, fliegen schon wieder die Dziwna entlang auf der Suche nach Futter... und finden offenbar auch welches. Mit anderen Worten: Die Fischbestände erholen sich hier rascher, als man hoffen durfte. Dazu ist zu sagen, daß der Unterlauf der Dziwna durch oft überflutetes Land führt, wo vermutlich Jungfische in Tümpeln überleben konnten, die keinen Zufluß von der Dziwna haben, sich bei starken Regenfällen aber mit der Dziwna verbinden. Nach Jahren mit ganz spärlichen Regenfällen hat es hier sehr ergiebige Regenfälle gegeben, die vermutlich auch die Oder, das Stettiner Haff und die Abflüsse des Haffs in die Ostsee durchgespült haben.

Nun wollen wir einmal hoffen, daß die polnischen Ämter mit Zuständigkeit für Gewässer und Naturschutz vorgewarnt sind, daß sie sich nicht erneut durch Nichtstun überflüssig machen. Abwasserentsorgung von Großbetrieben in Flüsse... das gibt es offenbar immer noch; vielleicht nicht nur in Polen?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben: Donnerstag 16. März 2023, 08:31 Gute Nachrichten vom östlichen Abfluß des Stettiner Haffs in die Ostsee, der Dziwna. Hier treffen in zunehmender Zahl wieder Kormorane ein, fliegen schon wieder die Dziwna entlang auf der Suche nach Futter... und finden offenbar auch welches. Mit anderen Worten: Die Fischbestände erholen sich hier rascher, als man hoffen durfte. Dazu ist zu sagen, daß der Unterlauf der Dziwna durch oft überflutetes Land führt, wo vermutlich Jungfische in Tümpeln überleben konnten, die keinen Zufluß von der Dziwna haben, sich bei starken Regenfällen aber mit der Dziwna verbinden. Nach Jahren mit ganz spärlichen Regenfällen hat es hier sehr ergiebige Regenfälle gegeben, die vermutlich auch die Oder, das Stettiner Haff und die Abflüsse des Haffs in die Ostsee durchgespült haben.

Nun wollen wir einmal hoffen, daß die polnischen Ämter mit Zuständigkeit für Gewässer und Naturschutz vorgewarnt sind, daß sie sich nicht erneut durch Nichtstun überflüssig machen. Abwasserentsorgung von Großbetrieben in Flüsse... das gibt es offenbar immer noch; vielleicht nicht nur in Polen?
Das klingt schon mal gut.
Aber, ich befürchte, dass die polnische Regierung nicht wirklich gegen giftige Abwässer tun wird. Besonders, wenn sich die Natur ja wohl von allein wieder "heilt".
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben: Donnerstag 16. März 2023, 10:36 Das klingt schon mal gut.
Aber, ich befürchte, dass die polnische Regierung nicht wirklich gegen giftige Abwässer tun wird. Besonders, wenn sich die Natur ja wohl von allein wieder "heilt".
Na ja, der Schrecken saß ganz allgemein schon recht tief, als die Tonnen gestorbener Fische entsorgt werden mußten. Der Hintergedanke, daß bei vergleichbarem Leichtsinn einmal unfaßbar viele Mitbürger "zu entsorgen" sind, liegt ja nicht sonderlich weit ab von der Spur. Also, ich meine dann doch (bis zum Nachweis des Gegenteils!), daß die polnischen Behörden vorgewarnt sind... nachdem auch von der Weichsel ähnliche Vorfälle berichtet wurden. Ich meine auch, daß die deutsche Seite nicht immer wieder freundlich reagieren dürfte... nach der x-ten Wiederholung des Schauspiels.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Donnerstag 16. März 2023, 08:31Nun wollen wir einmal hoffen, daß die polnischen Ämter mit Zuständigkeit für Gewässer und Naturschutz vorgewarnt sind, daß sie sich nicht erneut durch Nichtstun überflüssig machen. Abwasserentsorgung von Großbetrieben in Flüsse... das gibt es offenbar immer noch; vielleicht nicht nur in Polen?
Und wieder schwimmen Fischkadaver
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Vor einigen Tagen hat sich unsere Umweltministerin Steffi Lemke mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa getroffen:
https://www.deutschlandfunk.de/bundesum ... n-106.html
Nach einem Treffen mit ihrer Kollegin Moskwa in Słubice bekräftige die Grünen-Politikerin ihre Forderung, dass weniger oder gar kein Salz mehr in den Fluss eingeleitet wird. Das sei die einzige Stellschraube gegen eine erneute Umweltkatastrophe, sagte Lemke. Für Polen betonte Moskwa, dass illegale Einleitungen in die Oder identifiziert und gestoppt worden seien. Europaweit sei die Oder vermutlich der Fluss, der derzeit am besten untersucht werde. So gebe es ein ständiges Monitoring von vielen Überwachungspunkten.
Tatsächlich scheint es so zu sein, daß das Meldewesen der polnischen Seite inzwischen funktioniert. Aus meiner Sicht bestehen aber Zweifel, ob die polnische Seite wirklich auf Salzeinleitungen aus Industrieanlagen verzichtet. Entsprechende Äußerungen findet man in der FAZ, in der ein Woiewode davor warnt, mit dieser Maßnahme die Industrie in Niederschlesien zu beschädigen.

Da hilft wohl nur Geduld und der immer wieder erhobene Zeigefinger, wenn wieder tote Fische angeschwemmt werden.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

In der heutigen Ausgabe der Gazeta Wyborcza wird eine Untersuchung des NIK (Najwyższa Izba Kontroli = Oberster Rechnungshof) zur Vergiftung der Oder in 2022 vorgestellt.

https://wroclaw.wyborcza.pl/wroclaw/7,3 ... entsAnchor
NIK przedstawia wyniki kontroli po katastrofie: "Woda w Odrze bardziej słona niż w Bałtyku. Wojewodowie nie ostrzegli ludzi na czas"
  • NIK stellt die Ergebnisse der Nach-Katastrophe-Kontrollen vor: "Das Wasser in der Oder ist salziger als in der Ostsee. Die Wojewodschaften haben die Menschen nicht rechtzeitig gewarnt. "
Mir ist auch nicht klar, welche Menschen hätten gewarnt werden sollen... die Katastrophe hätte dann doch auch ihren Lauf genommen.

Es ist leider so, daß es keine organisierte Überwachung der Oder von der Quelle bis zur Mündung gab, daß Einleitungen willkürlich genehmigt und zeitlich/mengenmäßig nicht mehr überwacht wurden. Ein zusammenhängendes Register von der Quelle bis zur Mündung gab es auch nicht. Das polnische Umweltamt hat seine zugewiesene Aufgabe ganz einfach nicht wahrgenommen.

Der Salzgehalt der Oder lag lange Zeit dreifach höher als der Salzgehalt der Ostsee. 250 t gestorbener Fische wurden auf der polnischen Seite der Oder eingesammelt, 100 t auf der deutschen Seite der Oder. Das sei aber nur die Spitze eines Eisbergs gewesen... man schätze den Verlust auf insgesamt 1.000 t.

Ein niederschmetternder Bericht! Das kann ja nur besser werden. Hoffen wir auf die neue polnische Regierung und ihren Kampf gegen Wurstigkeit und Korruption!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Die Gazeta Wyborcza meldet erneut ein massenhaftes Fischsterben in der Nähe von Gleiwitz/Gliwice. Ursache noch unbekannt; Vermutung erneut "goldene Algen" durch stark salzhaltige Einleitungen von Industriebetrieben. Man kann nur hoffen, daß die neue Regierung Polens in diesem Falle ohne Samthandschuhe nachfaßt.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Montag 19. Februar 2024, 11:18 Die Gazeta Wyborcza meldet erneut ein massenhaftes Fischsterben in der Nähe von Gleiwitz/Gliwice. Ursache noch unbekannt; Vermutung erneut "goldene Algen" durch stark salzhaltige Einleitungen von Industriebetrieben. Man kann nur hoffen, daß die neue Regierung Polens in diesem Falle ohne Samthandschuhe nachfaßt.
Mitte Februar bei hohem Wasserstand?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Corella hat geschrieben: Dienstag 20. Februar 2024, 06:32 Mitte Februar bei hohem Wasserstand?
Hilft ja nichts... die Gazeta Wyborcza berichtet unabhängig von Wasserständen. :) Meine Vermutung: Man hat den hohen Wasserstand der Fließgewässer genutzt, um gespeicherte Abwässer nun ganz schnell zu entsorgen. Vielleicht gibt es ja noch weitere Meldungen zu diesem Vorfall und seinen Hintergründen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Tom Bombadil »

Solch große Abwasserbecken müssten doch aber eigentlich auffallen, oder? Solche Bauwerke kann man imho nicht geheimhalten. Das ist aber eine Riesensauerei, hoffentlich können die Verursacher gefunden und hart bestraft werden.
Das muss ja irgendein Industriebetrieb in der Nähe vom Fluß sein. Vllt. diese Papierfabrik in Kostrzyn oder ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Ganz klar! Während des Skandals 2022 habe ich gelernt, daß es tatsächlich ein Einleitungsrecht für diese Abwässer in die Fließgewässer gab, sogar mit Regeln, unter welchen Bedingungen das nicht zugelassen ist. Aber damals haben die Firmen sich ganz offenbar nicht daran gehalten... vielleicht, weil die Brühe schon aus den Sammelbecken überfloß. Das ist aber ebenso meine Vermutung wie im vorliegenden Fall des Fischsterbens bei Gleiwitz/Gliwice.

Immerhin wird Polen derzeit von einer Regierung geführt, die höchstwahrscheinlich weniger abhängig ist von polnischen Unternehmen, die sich mit gut bezahlten Posten für "verdiente Parteigänger der PiS" von tätiger Aufsicht freikaufen konnten. Die PiS-Umweltministerin, Frau Anna Moskwa, verfiel in völliges Schweigen, als die Tatsachen unbestreitbar auf dem Tisch lagen. Vorsätzliches Amtsversagen... oder wie nennt man so etwas?

Nur nebenbei und zur Abrundung: Fast sämtliche Fließgewässer Polens sind skandalös belastet. Da wartet auf die Regierung Tusk ein Riesenberg Arbeit. Polen befindet sich diesbezüglich in einer Lage, die wir in Deutschland vor einigen Jahrzehnten (noch vor der Wiedervereinigung!) erlebt haben und dann auch abgebaut haben: Erinnern wir uns noch an Jürgen Todenhöfers Rheindurchquerung im Gummianzug... zum Nachweis, daß die Verschmutzung des Rheins so schrecklich nicht sein könne. :D
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Tom Bombadil »

Das war wimre der Töpfer, damals Umweltminister, ein völlig sinnfreies Spektakel war das, aber wenigstens hat er seine Wette durchgezogen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Dienstag 20. Februar 2024, 07:40 ...unabhängig von Wasserständen. :) Meine Vermutung: Man hat den hohen Wasserstand der Fließgewässer genutzt...
Das ergibt zwar "Sinn", einer Algenblüte fehlte immernoch Sonne und Wärme, wäre extrem.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Corella hat geschrieben: Dienstag 20. Februar 2024, 15:17 Das ergibt zwar "Sinn", einer Algenblüte fehlte immernoch Sonne und Wärme, wäre extrem.
Hier hatte ich wirklich ohne Argwohn die Vermutung der Redaktion der Gazeta Wyborcza übernommen. Ja sicher, Licht und Wärme sind für die Algen vorauszusetzen... die Bedingung war in Oberschlesien kaum erfüllt. Die erstickten Fische sind aber gesichtet worden... nehme ich doch an. Vielleicht berichtet die Gazeta ja in den folgenden Tagen etwas über das Untersuchungsergebnis. Ich lese die Zeitung täglich. Bisher gab es keine weiteren Nachrichten dazu.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Dienstag 20. Februar 2024, 13:05 Das war wimre der Töpfer, damals Umweltminister, ein völlig sinnfreies Spektakel war das, aber wenigstens hat er seine Wette durchgezogen.
Ja, richtig; ich konnte zu meiner Überraschung nichts dergleichen unter "Jürgen Todenhöfer" finden; naja, Kleinigkeit... dachte ich noch. Aber nun fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren... Danke für den Hinweis! :thumbup:
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Dienstag 20. Februar 2024, 18:08 Hier hatte ich wirklich ohne Argwohn die Vermutung der Redaktion der Gazeta Wyborcza übernommen. Ja sicher, Licht und Wärme sind für die Algen vorauszusetzen... die Bedingung war in Oberschlesien kaum erfüllt. Die erstickten Fische sind aber gesichtet worden... nehme ich doch an. Vielleicht berichtet die Gazeta ja in den folgenden Tagen etwas über das Untersuchungsergebnis. Ich lese die Zeitung täglich. Bisher gab es keine weiteren Nachrichten dazu.
Schöner Artikel zur in Rede stehenden Alge:
https://www.igb-berlin.de/news/oder-kat ... ium-parvum

Möglich also ist es, dann aber ne Brühe, das Wasser.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Ja, in der Tat ein sehr lesenswerter Forschungsbericht! Zu meiner Überraschung tauchten darin auch Gewässer um Gleiwitz/Gliwice als Brutstätte für die Goldene Alge auf. Genau dort wurde aber gemäß Gazeta Wyborcza das erneute Massensterben von Fischen beobachtet.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Dienstag 20. Februar 2024, 19:02 Ja, in der Tat ein sehr lesenswerter Forschungsbericht! Zu meiner Überraschung tauchten darin auch Gewässer um Gleiwitz/Gliwice als Brutstätte für die Goldene Alge auf. Genau dort wurde aber gemäß Gazeta Wyborcza das erneute Massensterben von Fischen beobachtet.
Der an die Oder angeschlossene Gleiwitzer Kanal:
1. Stillwasser ist ein Schlüsselfaktor zur Blütenbildung
2. geht da noch irgendein Warmwasser rein, das Stickstoffwerk dort oder ähnliches?

Dann würde es schon weniger unwahrscheinlich, dass es schon jetzt wieder losgehen könnte
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Corella hat geschrieben: Dienstag 20. Februar 2024, 20:19 Der an die Oder angeschlossene Gleiwitzer Kanal:
1. Stillwasser ist ein Schlüsselfaktor zur Blütenbildung
2. geht da noch irgendein Warmwasser rein, das Stickstoffwerk dort oder ähnliches?

Dann würde es schon weniger unwahrscheinlich, dass es schon jetzt wieder losgehen könnte
zu 2.:
Wirklich keine Ahnung; so tief bin ich in die Gegebenheiten vor Ort nicht eingestiegen.

Auf jeden Fall wäre das ein sehr ernster Skandal, mit dem sich die neue polnische Regierung Tusk befassen müßte. Wird sie wohl auch tun. Diese Regierung ist sehr wahrscheinlich gewillt, sich an die EU-Vereinbarungen zu halten, sie nicht als Eingriff in ihre Unabhängigkeit zu werten.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Vermutlich eine erfreuliche Beobachtung: "Unsere" Kormorane fliegen wieder. Noch nicht in großen Schwärmen wie vor Jahren, vor der Vergiftung der Fischbestände in der Oder und den Oderhaffs, aber immerhin kreuzen sie unser Grundstück auf der Suche nach Nistmaterial. Leider kleckern sie dabei auch auf unsere Photovoltaik...
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Goldalgen seien nach dpa aus dem Gleywitzer Kanal in die Oder gespült, inkl. gewissen Fischsterbens.

Ansonsten dieses Jahr besonders viele Meldungen zu Blaualgenblüten. Seehr früh schon im Jahr.

Als Ursachen genannt:
Sehr warmer Winter hat die halbjährliche Durchmischung vorgezogen oder die übliche Sprungschicht gar nicht erst ausbilden lassen. Daher frühe Nährstoffzufuhr zur Oberfläche hin.
Nasses Jahr hat Nährstoffe in Gewässer gespült.
Daneben neobiotische Krebse, die Nährstoffe am Grund mobilisieren können, lokale Winde etc.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von schokoschendrezki »

Das große Problem aktuell besteht darin, dass von Seiten Deutschlands, in viel größerem Ausmaß aber von polnischer Seite ein Ausbau der Oder zur Nutzung für die Binnenschifffahrt geplant oder wenigstens angedacht wird. Der hätte mindestens eine künstliche Vertiefung als Voraussetzung. Es geht bis hin zum Plan, mit einem Donau-Elbe-Oder-Kanal eine Wasserstraße von der Nordsee bis hin zum Schwarzen Meer betreiben zu können.

Die Oder ist mittlerweile der einzige große Fluss Europas, der weitgehend (allerdings nicht vollständig) unbegradigt und ungehindert dahinfließt.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Polnische Fließgewässer sind angeblich stark mit Abwässern belastet. Offenbar werden Regeln zur Einleitung von Abwässern nicht beachtet oder sogar wissentlich mißachtet. Ein Zustand, unter dem unsere west-deutschen Fließgewässer bis in die Zeit der Wiedervereinigung litten... und dann kam der Sanierungsfall der "neuen Bundesländer" dazu. Die Weser zur Ableitung salziger Abwässer aus dem Kalibergbau ist mir noch in Erinnerung.
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