H2O hat geschrieben:(04 Jun 2017, 02:41)
So lange solche Orientierungszeiten nicht zu Lasten der Allgemeinheit gehen, ist dagegen gar nichts ein zu wenden. Aber ich erinnere daran, daß die Vertreter der Wirtschaft auch wieder laut gejammert haben, daß unsere jungen Leute so lange mit ihrer Ausbildung befaßt sind. Orientierungszeiten sind in dem Sinne ein Zeitverlust, wenn dem jungen Menmschen ohnehin klar ist, was er anstreben will.
Die schönste Orientierungszeit wird nicht den Mangel an fachlicher Eignung aufdecken, der erst während eines wissenschaftlichen Studiums erkannt wird.
Man kann Menschen nicht vor allgemeinen Lebensrisiken bewahren; ein wenig schon, aber zu steigenden Kosten für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Wie das Gleichgewicht absichern von Risiken und Kosten?
Die Wirtschaftsvertreter jammern ja immer. Erst jaulen sie, dass zu wenig junge Leute Abitur haben, wo doch die Anforderungen im Berufsleben immer größer werden. Die Politik kommt dem nach, baut bürokratische Barrieren ab, weitet das Schülerbafög aus, investiert in Ganztagsschulen und Nachhilfeprogramme... und dann jammert man, dass die Abiturienten nicht nur in die Berufsausbildung strömen, sondern oft das Studium bevorzugen. Dann sind die Absolventen viel zu alt und man wünscht schnellere Wege. Und siehe da: Bachelor-Absolventen sind zwar fachlich für die meisten Tätigkeiten qualifiziert, aber ein Absolvent mit 21 hat nicht die Reife eines Diplomers mit Ende 20.
Beim freiwilligen Orientierungsprogramm, das ich verlinkt hatte, ist das aber nicht generell ein Problem, da man sich die Leistungen für ein späteres Studium anrechnen lassen kann. Sprich, wer die Klausuren im Orientierungsjahr absolviert und sich für ein fünfjähriges MINT-Studium immatrikuliert, hat nur noch vier Jahre in der Regelstudienzeit vor sich. Und klar, manch einer wird feststellen, dass der Bereich gar nichts für ihn ist. Der "verliert" ein Jahr, wenn man die erworbene Erkenntnis als "Verlust" betrachten möchte. Aber das wäre ja auch der Fall, wenn sich die Person in ein Studium einschreibt und nach zwei Semestern das Handtuch wirft, weil sie feststellt, dass die Interessen in einem anderen Bereich liegen.