Kibuka » Mi 29. Jan 2014, 23:08 hat geschrieben:
Die Grünen überholen sich bei ihrem "viel weiter" permanent selbst. Das ist das Problem!
Zum einen muss die Welt überhaupt nichts "umstellen" und zum anderen stellt der Mensch seine Umwelt um, seit er denken kann. Die Kernkraft gibt es seit wenigen Jahrzehnten. Energiegewinnung aus Wind und Sonne seit Jahrhunderten!
Welche Technologie den Primärenergiebedarf in 1000 Jahren decken wird, wissen weder ich, noch du.
Das müssen wir aber auch nicht wissen, weil der Markt das entscheidet. Dazu benötigen wir keine grünen Gutmenschen, die glauben die Zukunft genau zu kennen und beginnen entsprechende Vorschriften zu verabschieden.
Die regenerativen Energien wurden hochsubventioniert und der Strom wird aufgrund des EEG zwanghaft eingespeist. Das hat zu einem massiven Boom geführt und zu absurden Blasen mit anschließenden Masseninsolvenzen (Solon, Q-Cells, Conergy, Prokon bis hin zu Solar Millennium). Die Probleme, nämlich nicht mehr konkurrenzfähige Energiepreise (der direkte Beweis sind die EEG-Befreiungen) hat man dem Endverbraucher aufgebürdet. Gleichzeitig pumpt man seinen Strom in die Nachbarstaaten, die als eine Art "Energieklo" mißbraucht werden.
Das geht gegenwärtig noch verhältnismäßig gut, wenngleich die Braunkohle in Deutschland boomt. Der CO²-Ausstoß stieg zuletzt sogar an. Aber die Kosten werden weiter steigen. Und die Probleme der Speicherung werden zunehmen, vorallem wenn die Nachbarstaaten ebenfalls verstärkt auf Wind- und Sonnenkraft setzen sollten.
Diese Energiewende ist miserabel und völlig überstürzt geplant und umgesetzt worden. Damit verbunden sind enorme Kosten, die wir alle tragen müssen. Die Politik eilt von einer Korrektur zur nächsten. Eine Gesetzesänderung jagt die andere. Gabriel plant nun eine Komplettreform.
Man kann sich naturgemäß viel leisten. Deutschland ist reich. Wir können auch die Strassen mit Statuario-Marmor pflastern. Fragt sich nur, ob das sinnvoll und nachhaltig ist.
Technologieentscheidungen können nicht im Bundestag getroffen werden. Nicht einmal die Industrie weiß, wie diese in 20 Jahren aufwärts aussehen wird. Siehe Elektromobilität.
Ich habe mit der Zeit gelernt, Vertrauen in die Flexibilität einer freien Wirtschaft viel abzugewinnen. Aber das hat Grenzen. Natur- und Artenschutz, Übernutzung von Grundwasser, Flüssen, Böden, Wäldern, Atmosphäre ... Ressourcen, nicht zuletzt Öl: Die erlebten Ölkrisen zeigten auch, wie abhängig Weltwirtschaft von dem Stoff war und ist. Wir hatten unlängst einen durchaus dramatischen Verteuerungsschub. Es scheint, dass eine unerwartete, offenbar erfolgreiche, nicht-konventionelle Fördertechnik den Schub aufgehalten hat. Aber das ganze steht auf wackeligen, zu dem politisch heiklen Fundamenten und hat sehr hohe Nebenkosten, die auf nachfolgende Generationen verschoben werden. So ungefähr ist die Situation, das würde wohl die den Wirtschaftsakteuren nahe stehende und die Regierungen der Welt beratende Internationale Energie Agentur nicht mal bestreiten. Wenn alle den nächsten Ernstfall bloß abwarten, könnte die Entwicklung von Alternativen nicht mehr leistbar sein, schon gar nicht schnell genug. Das ist eine zentrale und m.Mn.n. berechtigte Sorge deiner sogenannten Gutmenschen.
Es ist nun keineswegs so, dass die Alternativen auf irgendwelchen Fantasien beruhen. Energiequellen, die nicht versiegen, sind entweder utopisch oder müssen direkt oder indirekt von der Sonne auf großen Flächen eingesammelt werden. Das ist naturgesetzlich, Alternativen dazu sind Fantasie! Fusionsreaktoren wären die einzige denkbare Alternative, ihre Entwicklung ist nicht absehbar und die Technik wäre wahrscheinlich sündhaft teuer. Ist die Technik des Einsammelns von EE noch vergleichsweise weniger herausfordernd (low-tech jedenfalls auch nicht), ist es die Logistik und nötige Kombination schon. Soweit das ein einzelnes Fraunhofer Institut etc. pp. machen kann, ist schon vieles bereits jetzt in Schubladen parat. Zur Umsetzung sind große Flächen und eine sehr große Menschenzahl zwingend notwendig, wie schon viele technische Entwicklungsstufen von der Größe der Kulturen abhingen.
Irgendwelche tollen Überraschungen, auf die du zu hoffen scheinst, sind nach bestem Wissen und Gewissen unwahrscheinlich. Es gibt einfach nichts in genügendem Maße Verfügbares, was der Energiedichte von Öl auch nur im entferntesten nahe kommt, außer Kohle und Gas. Wenn deren Verfügbarkeit klemmt, oder sich die Erkenntnis endgültig breit macht, dass die Nebenwirkungen nicht tragbar (Klimawandel, Versauerung der Böden und Ozeane, Flächen- und Energieverbrauch der nicht-konventionellen Fördertechniken) sind, dann ist es sehr wahrscheinlich zu spät, mit dem Entwickeln anzufangen.
Hast du persönlich denn etwa aus dem Tepco-Fall gelernt? Die Firma hat versucht, durch Verzicht auf Sicherheitstechnik Geld zu machen. Findest du das Beispiel vertrauenerweckend, dass wenn Güter wie fruchtbare Böden, Fische, Wasser, komfortable Energie... knapp werden, die Wirtschaft schon die Lösungen finden wird? Beim höchst einfach zu lösenden Überfischungsproblem hat bestehende Wirtschaft glänzend versagt, so wie zuvor der Forst bei uns die Nachhaltigkeit auch erst auf die harte Tour als Erfindung in die Welt gesetzt hat. Mit dem ganzen Globus können wir das so nicht wiederholen. Wir produzieren irreversible Schäden und darum muss sich jemand kümmern. Die Wirtschaft tut das nicht. Frag nicht mich, warum sie das nicht tut. Ich halte es für eine Denk- oder Subkulturschwäche.