Tantris » So 19. Aug 2012, 17:23 hat geschrieben:
Ok, ich denke du willst sowas lesen:
hiermit bestätige ich, dass in einer bestimmten zeit des 19.JH zumindest ein nicht geringer teil der burschenschaften zur politischen avantgarde gehörte. Damals war avantgarde eine art nationalismus, im vergleich zu miefiger kleinstaatelei mit lauter klitzekleinen absoluten sonnenkönigleins.
Der größere Teil der Nationalbewegungen des 19. Jahrhunderts richtete sich nicht gegen Kleinstaaterei sondern gegen den Vielvölkerstaat. An erster Stelle natürlich das Habsburgerreich. In Polen, Böhmen, Ungarn, Kroatien, Italien ging es um die Errichtung eigenständiger Nationalstaaten. Diese Bewegungen waren aber nicht nur revolutionär sondern in Teilen auch antiaufklärerisch. Oder "romantisch" - wenn man es beschönigend ausdrücken will.
Auch Preußen war ein Vielvölkerstaat.
Ich zitiere mal aus einem Radio-Essay 2007 bei dradio:
Otto Langels hat geschrieben:
Auch 60 Jahre nach der Auflösung durch die Alliierten wird Preußen in erster Linie als Militär-, Obrigkeits- und Beamtenstaat wahrgenommen. Doch allmählich setzt ein Wandel im Geschichtsbild ein. Preußen war nicht nur ein Hort des Militarismus und Revanchismus, sondern auch ein toleranter Vielvölkerstaat mit einer enormen kulturpolitischen und wissenschaftlichen Entwicklung.
Ich will - wie schon oben dargelegt - nicht im Mindesten irgendwas an dem Zustandekommen dieses Vielvölkerstaats durch Raub, Militär und Gewalt - beschönigen. Nur: Ich beobachte mit großen Misstrauen die Renaissance der Nationalstaaterei als antiaufklärerischer Gegenentwurf zum Vielvölkerstaat. Aktuell natürlich: Zur europäischen Gemeinschaft.
Einer der großen Helden der Nationalbewegungen - neben Josef Bem in Polen oder Garibaldi in Italien war in Ungarn Lajos Kossuth. Im heutigen Orbán-Ungarn kann man diese pseudoromantische Helden- Rückbesinnung am besten beobachten. Dieses schwülstige Besinnen auf das "Ungarntum".
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)