M.E. könnte man auch gut auf das eine oder andere Selbstständigenmodell verzichten. Vor allem dann, wenn man sich komplett am Bedarf vorbei selbstständig gemacht hat und von seinem Einkommen selbst kaum leben kann. Das wäre dann in meinen Augen aber primär das Problem dessen, der sich selbstständig gemacht hat und nun freiwillig am Existenzminimum krebst. Wie so jemand dann allerdings noch eine oder mehrere weitere Personen einstellt, denen er bei einem VOLLZEITJOB (ich beziehe mich bewusst nur darauf und nicht auf Aushilfstätigkeiten, die nicht das Profil einer Vollzeitstelle haben) nicht so viel zahlen kann, dass diese für sich alleine nicht noch aufstocken müssen, erschließt sich mir nicht. Entweder läuft es so schlecht, dass er kaum Einnahmen hat - wozu sind dann die anderen da? - oder er zahlt eben bewusst weniger als er könnte.Herr Bert » Fr 29. Nov 2013, 15:08 hat geschrieben:
Wäre ein, auch aus sozialer Sicht wünschensertes und immer den ökonomischen Gesetzmäßigkeiten genügende Geschäftsmodell immer das Hauptkriterium für das Motiv von Menschen, sich selbständig zu machen, dann gäbe es noch nicht einmal 50% der heutigen Selbständigen. Das ist jedoch den wenigsten Menschen bewusst, die immer nur in einem Angestellten- oder Beamtenverhältnis lebten.
Peace, Love & Happiness! Ich habe kein Problem mit Ideologie. Die Lösung einer nicht tragfähigen solchen nennst Du ja gleich mit: nebenher jobben. Ist aber deren freiwillige Entscheidung. Und die ist nicht mein Anliegen. Mir geht es nur um die Abhängigkeit Dritter von solchen Modellen.Der vielleicht extremste Fall ist in dieser Hinsicht der Künstler, der natürlich auch ein Selbständiger ist. Welche Hauptmotivation würdest Du ihm unterstellen? Ich kenne einige dieser Spezies persönlich. Die jobben allesamt nebenher noch was anderes, gezwungenermaßen.
Ich bin nicht ganz sicher auf welchen Aspekt Du genau hinauswillst, daher greife ich mal die zwei für mich offensichtlichen auf:Ein sehr schönes Beispiel zum Schluss: Ich laufe immer wieder an Häusern vorbei, an denen ein Schild des Typs "Erna Müller, Heilpraktikerin" hängt. Unabhängig davon, was man von solchen Methoden inhaltlich auch halten mag, sind diese Geschäftsmodelle in nicht mehr als 10% der Fälle in der Lage, eine Familie zu ernähren, weil hier das Geschäft keine staatlich oder kollektiv zugesicherten Einnahmen vorsieht. Deshalb wundert es auch nicht, wenn ich meistens neben einem solchen Schild ein weiteres Schild des Typs "Max Müller, Immobilien" entdecke.
1) Du sagst, Erna kann ihren Heilpraktikerladen nur deshalb halten - oder besser: ihn sich leisten - weil Ihr Mann Max die Kohle ranschafft. Dazu sage ich: von mir aus. Das betrifft i.a. wieder keine Dritten, ergo ist keine staatliche Subvention notwendig.
2) Du willst darauf hinaus, dass das Modell der beiden indirekt DOCH staatlich subventioniert ist, weil Max als Makler Gebühren einnimmt, die mir als Kunden quasi aufgezwungen werden. Der Vergleich mit regulärer staatlicher Subvention hinkt aber in meinen Augen, da der Staat ja nicht die Maklergebühr zahlt sondern ich. Und ich könnte darauf verzichten, wenn mir das wichtiger ist als die Immobilie.
Nein, ganz sicher nicht. Aber wie gesagt: es ist ultimativ meine eigene Entscheidung, ob ich das Geld für die Immobilie latze oder es lasse. Das ist bei staatlicher Subvention nicht der Fall. Unabhängig davon bin ich absolut der Meinung, dass der Auftraggeber die Maklergebühr zu entrichten hätte und nicht der Kunde. Aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich mich hier ja andernorts schon geäußert habe.Oder denkst Du, dass die meisten Käufer von Häusern freiwillig bereit wären, 10.000 Euro Vermittlungsgebühren für vermutlich nicht viel mehr als 5 Stunden Arbeit des Maklers zu bezahlen, wenn der Preis Basis direkter Verhandlungen wäre?
