georges cadoudal » Fr 27. Sep 2013, 21:46 hat geschrieben:
weißte Ермолов, meine polnischen Kollegen sagten mir mehrmals, daß Polen und Ukraine das Lackmuspapier für homo sovieticus sind. dein pawlowscher Rfelex bestätigt diese Aussage zu 100% - ich danke dir dafür.
Eine selten dämliche Einführung. Den Mangel an grundlegenden Geschichtskenntnissen deinerseits kann sie jedoch nicht verbergen.
georges cadoudal » Fr 27. Sep 2013, 21:46 hat geschrieben:
zur Sache: Die Ukraine wurde zum ersten oder zweiten Opfer der bolschewistischen Aggression und war nicht in der Lage - sogar im Verbund mit Polen, ihre Unabhängigkeit zu retten,
Natürlich nicht. Denn Polen war selbst, dort wo es konnte, darum bestrebt die Ukraine anzugreifen und ins eigene Staatsgebiet einzugliedern. Das gelang in der Westukraine (Galizien, Wolhynien, Transkarpatien). Die Auflösung der West-Ukrainischen Volksrepublik war die Grundbedingung für die Unterstützung Petljuras gegen die Bolschewiki, weshalb dieser Pakt der Ukrainischen Volksrepublik (=Zentral-Ukraine) mit Polen bis heute von den westukainischen Nationalisten als ein Verrat betrachtet wird (zu Recht).
Man kann nicht mit der einen Hand die ukrainische Staatlichkeit als Puffer und Schwächung der Bolschewiki fördern und mit der anderen die selbe ukrainische Staatlichkeit auflösen und das Land annektieren.
Mitten im russischen Bürgerkrieg, mit japanischer Besetzung des Fernen Ostens Russlands und einem Haufen an Unabhängigkeitsbewegungen im westlichen Landesteil hatte Lenin die unmittelbare Vision der Weltrevolution vor Augen! Der Marsch nach Paris und London war zum Greifen nahe!
Nur mit den ukrainischen Armeen hat er nicht gerechnet, die auf diese Weise die Welt gerettet haben.
georges cadoudal » Fr 27. Sep 2013, 21:46 hat geschrieben:
Durch seine annektion der Westukraine hat Polen Ukrainer vor den Hungernöten, Massenterror, Sowjetisierung, u.a. Realien der brave new world passiv gerettet, obwohl so ein Ziel Polen sicher nicht hatte.
Stattdessen hat Polen ein brutales Unterdrückungregime eingeführt, welches das erklärte Ziel einer Polonisierung der Ukraine hatte. Mit Verhaftungen ukrainischer Lehrer und orthodoxer Priester, gezielter Umsiedlung ethnischer Polen in die weißrussischen und ukrainischen Gebiete sowie weiteren Maßnahmen zur Verdrängung der ukrainischen Kultur.
Das Ganze ging soweit, dass als Dank für diese Politik Polens zwischen 1921 und 1939 in Wolhynien in den Jahren 1941-1944 massenweise polnische Zivilisten von ukrainischer UPA massakriert wurden.
Aber auch in Galizien empfing man aufgrund dessen 1939 die Rote Armee feierlich als Befreier von polnischen Besatzern.
Stramme deutsche Kameraden, die mit angeblichem Wissen glänzen wollen, sollten übrigens wissen, dass "Annexion" und nicht "annektion" die richtige Schreibweise ist.
Weil niemand wirklich Lust hatte, für ein neues großpolnisches Reich den Statisten zu spielen.
Du hast eine offenkundige Kommi-Paranoia.
Im Polnisch-Sowjetischen Krieg von 1920 (auf russisch Советско-польская война/ Transkription: Sowetsko-polskaja woina; auf polnisch Wojna polsko-bolszewicka) versuchte einerseits das wiedererrichtete Polen, im Osten den historischen Grenzverlauf von 1772 wiederherzustellen und eine osteuropäische Konföderation unter polnischer Führung zu schaffen.
[...]
Polen wiederum versuchte seine wiedergewonnene Unabhängigkeit zu erhalten bzw. die eigene Machtposition an seiner Ostflanke zu stärken. Über die angestrebte Grenze zu Sowjetrussland gab es in der polnischen Politik keine Einigkeit. Marschall Piłsudski, der die polnischen Streitkräfte kommandierte, strebte eine möglichst weit nach Osten reichende Einflusssphäre in Form einer osteuropäischen Konföderation unter polnischer Führung an. Als Bezug diente dabei der Verlauf der Ostgrenze Polen-Litauens am Vorabend der Teilungen Polens (1772)
http://de.wikipedia.org/wiki/Polnisch-S ... cher_Krieg
General Josef Pilsudski, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, etablierte sich als Diktator Polens und widmete sich dem Aufbau einer Armee, um sie in den verschiedenen Grenzkonflikten einzusetzen. Während des russischen Bürgerkrieges besetzten die Polen Teile Weißrusslands, der Ukraine und vertrieben die Russen aus der litauischen Hauptstadt Wilna. Die von den Alliierten ausgearbeitete "Curzon-Linie", die die polnische Ostgrenze entlang des Bugs zog, war für die Polen völlig inakzeptabel. Pilsudski strebte die Wiedererrichtung des neuen Staates auf dem Territorium Polens vor der ersten Teilung 1772 an.
http://www.regis-net.de/krieg/ruspol20.html
Die polnische Offensive in der Ukraine im Frühling 1920 wurde im Westen meistens eindeutig verurteilt. Die polnische Auslegung der Ostpolitik, die sich auf das Prinzip der „Nichtannexion“ stützte und gegen jegliche Form des Imperialismus gerichtet war, fand weder Anerkennung noch Verständnis.31 Der britische Politiker und ehemalige Premierminister Herbert Asquith, Abgeordneter des britischen Unterhauses, bezeichnete am 10. August 1920 das Postulat der Grenzen von 1772 als „ein rein aggressives Abenteuer“ und „übermütiges Unterfangen“ (wanton enterprise).32 Der amerikanische Gelehrte Harold H. Fisher sprach in diesem Zusammenhang von einem „romantischen Schema“ (audacious romantic scheme), mit dem „die polnische Öffentlichkeit vergiftet wurde“.33 Lloyd George, der das polnische territoriale Programm im Osten und im Westen im Namen des „ethnographischen Polens“ konsequent bekämpfte, schrieb in seinen Memoiren, daß Piłsudski „seinen ganzen Verstand und Willen der Politik der territorialen Expansion widmete, indem er sich von einem „rücksichtslosen und inbrünstigen Patriotismus“ leiten ließ und den Willen des Obersten Rats der alliierten Großmächte, also der internationalen Öffentlichkeit, in Frage stellte.34
Vor allem wegen seiner sich auf die Ostpolitik beziehenden Entscheidungen in den Jahren 1919 und 1920 fand Józef Piłsudski, der die polnische Außenpolitik leitete, keine Akzeptanz bei führenden westlichen Politikern – der Anführer der zerfallenden Entente, die das Programm der Selbstbestimmung der Völker befürworteten und die die Verwirklichung dieses Rechts auf Selbstbestimmung in einem Polen mit „ethnographischen Grenzen“ sehen wollten.
http://www.ku.de/forschungseinr/zimos/p ... pilsudski/
Pilsudski betrachtete die jüngst erlangte Staatlichkeit Polens nicht als ein Phänomen, das erst kürzlich völlig neu in die Welt eingetreten wäre, sondern als Wiederherstellung jenes Status, den die drei Teilungsmächte von 1772 an widerrechtlich getilgt hatten. Seine kognitive Karte Polens war insofern im Osten umrissen von den Grenzen der alten Adelsrepublik Polen-Litauen im Jahre 1772, die im Norden entlang der westlichen Düna und im Süden am Dnipro verliefen, hier also noch jene Abgrenzung darstellten, auf die sich Polen-Litauen und Russland im Waffenstillstand von Andrusovo 1667 und im Ewigen Frieden 1686 geeinig hatten. Auch lag Pilsudskis Zukunftsvision die Vorstellung des Intermariums zugrunde, eines Herrschaftsraumes zwischen Ostsee und Schwazem Meer. Dem Staatschef schwebte ein jagiellonisches Polen vor, das jene Applizierung Litauens und der Rus' wiederaufnehmen sollte, die die Jagiellonenherrscher im späten Mittelalter hergestellt hatten - freilich in einer zeitgemäßen Form, deren Gestalt allerdings unerkennbar bleiben sollte.
http://books.google.de/books?id=IFqYoat ... &q&f=false
Im Großen und Ganzen war das ein Projekt zur Wiederherstellung der Polnisch-Litauischen Union bzw. der Rzeczpospolita, die bis Ende des 18. Jahrhunderts bestand.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenmeerland
georges cadoudal » Fr 27. Sep 2013, 21:46 hat geschrieben:
u.a. weil Pilsudski mehrmals seine Bereitschaft betonte, das durch die Polen befreite Kyiv an der Ukraine abtreten zu wollen, um sie eben an Intermarum anzubinden
Dummchen. Kiew gehörte auch nicht zu Polen 1772, sondern seit 1654 zu Russland.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... german.png
Ich brauche auch wohl nicht zu erwähnen, dass es äußerst unklug wäre - nachdem man gerade die West-Ukrainische Volksrepublik militärisch erobert und aufglöst und die übrig gebliebene Ukrainische Volksrepublik (=Zentralukraine ) zum alleinigen Kampf gegen Bolschewiki (und nicht mehr gegen Polen) bewogen hatte - auch noch dieser die Hauptstadt wegzunhemen bzw. sie ebenfalls aufzulösen. Den um Kiew entstandenen ukrainischen Rest-Staat hätte in einem neuen polnischen Reich das Schicksal des Großfürstentums Litauen (politischer und Kultureller Untergang in einer ungleichen Union) schon früh genug ereilt.
Genauso gut könnte man argumentieren, dass auch die Bolschewiki, nachdem sie den Großteil der ukrainisch besiedelten Gebiete zurück erobert hatten, diese einem ukrainischen Staat übergeben haben. Und nur im Kleingedruckten erwähnen, dass es ein Marionettenstaat gewesen ist. Merkst du das nicht?
georges cadoudal » Fr 27. Sep 2013, 22:07 hat geschrieben:so entblößt du deine geschichtlich-geographische Ignoranz, als du schreibst "Litauen/wilna", obwohl die Hauptstadt Litauens Vilnius heißt. und Logik gehört wohl offensichtlich auch nicht zu deinen Stärken, weil dieser Satz
irgendwie unverständlich wirkt:
Hatte Polen in Litauen nur Vilnies überfallen? oder - wenn Vilnius die haptstadt Litauens ist, ist dann Oberschlesien - die Hauptstadt Deutschlands
Absolut idiotisches Geschreibsel.
Wilna ist eine verbreitete historische Bezeichung des Gebietes um Vilnius.
Z.B.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gouvernement_Wilna
Vilnius ist die litauische Bezeichung der Stadt, die letztendlich von den Sowjets durchgesetzt wurde. In den Jahrhunderten zuvor hieß die Stadt praktisch überall Wilna (Weißrussisch) oder Wilno (Polnisch).
Dass du hier auf solchen begrifflichen Lappalien herumreitest, zeigt wie oberflächlich dein Wissen zum Thema ist.