Europa2050 hat geschrieben:(20 Apr 2016, 16:23)
7 Jahrzehnte lang galt in Europa die gemeinsame Überzeugung (über die verschiedenen Ideologien hinweg) die Einsicht, daß die Unverrückbarkeit von Grenzen einer der Grundpfeiler des Friedens sei. Siehe auch Helsinki 1975.
Hatten doch die Enthemmung die zum WK1 führte, Ursachen in der mehrmaligen (fast jährlichen) gewaltsamen bzw. durch Gewaltandrohung erzeugten Grenzverschiebungen am Balkan seit 1908 und der WK2 in den Grenzverschiebungen (Österreich, 1. Wiener Schiedsspruch, Tschechoslowakei) seit 1938.
Deshalb galt - bei gleichzeitigem Anspruch an den Umgang mit Minderheit die Unverrückbarkeit der Grenzen als ehernes Gesetz das alle, (einige mit Murrren, z.b dt. Ostgebiete) akzeptierten - an der A-I Grenze, der D-PL der PL-LT/BY/UA und auch sonst wo.
Selbst im Kosovo ging es ursprünglich nicht um eine Abtrennung - sondern um eine Garantie der Minderheitenrechte. So wirklich voll und ganz abgetrennt ist das Kosovo völkerrechtlich ja auch nach 20 Jahren nicht - und einem anderen Staat einverleibt sowieso nicht.
Also: Höchste Anforderungen an mögliche Gebietsveränderungen, wenn überhaupt nötig (DDR, CSFR, Schottland ...).
Bei Bundesstaaten (CSFR, SFRJ und UdSSR) sah man es etwas lockerer, da die Teilstaaten ja definierte Grenzen hatten.
Und dann kam die Krim:
- Russland als Schutzmacht der Ukraine lt. Budapester Memorandum,
- destabilisiert die Staatsautorität durch Entsendung von Spezialisten (Girkin etc.),
- lässt seine Soldaten vertragswidrig ausserhalb der vertraglich geregelten Räume aktiv werden,
- droht ukrainischen Organen Gewalt an,
- beschlagnahmt ukrainisches Eigentum,
- sorgt mit Gewalteinwirkung für ein ihm zuarbeitendes Regionalparlament,
- hält eine Wahl ab, die keinerlei Standards in Bezug auf Meinungsdarstellung, Geheimhaltung, Fairness entspricht
- akzeptiert eine Trennungs- und Vereinigungserklärung binnen 24 Std.
Ich bin der Meinung, daß der Wille der Bevölkerung in dieser Aktion von beiden Seiten nie reell abgefragt, geschweige denn berücksichtigt wurde.
Aber die Büchse der Pandora hat Putin aufgemacht, wie bereits 1908 und 1938. Und die war (Respekt an Eisenhower, Churchill und in diesem Fall ausdrücklich Stalin!) seit 1945 zu. Und das geht eben gar nicht - wie er jetzt lernt.