Seidenraupe hat geschrieben: ↑Mittwoch 25. Oktober 2023, 00:08
natürlich gefällt mir (wie jedem anderen) nicht jede Sendung, darum geht es nicht.
So war e sja auch nicht gemeint, sondern schon darauf bezogen, was Du anschließend schreibst:
Seidenraupe hat geschrieben: ↑Mittwoch 25. Oktober 2023, 00:08
Wenn der ÖRR aber wie 2015 in der Flüchtlingskrise, in der überwiegend junge alleinstehende Männer einwanderten, durchaus bemüht ist, vorallem Bilder von Familien mit kleinen Kindern und braunen Kulleraugen zu zeigen, dann läuft das unter Manipulationsversuch.
Vom Antisemitismus in den ÖRR, vom Selbstbedienungsladen und den Skandalen, wie zB beim RBB , nicht zu schweigen.
1. Über die Vorgänge im RBB müssen wir nicht diskutieren, die sind skadalös. ABER: Wäre es nicht ein wenig naiv zu glauben, dass Mechanismen, die wir in allen anderen Organisationsformen in unserer Gesellschaft finden können (cholerische, narzisstische Vorgesetzte mit einer Art "Gott-Komplex", Gier, Seilschaften, Abhängigkeiten, Korruption) ausgerechnet im ÖRR nicht vorkommen?
Das Gute daran ist doch: Es kommt in unserem Rechtsstaat nicht nur raus, es passiert dann auch etwas. Das unterscheidet uns von vielen Ländern (auch manch anderer Demokratie...).
Weiteres Beispiel: Der Fall Relotius beim SPIEGEL - übel, dass da die internen Mechanismen, die Recherchen vor Veröffentlichung überprüfen und absichern, in erster Instanz versagt haben. Oder gar nicht stattfanden, weil man "Wunderkind" Relotius blind vertraute. Aber letztlich war es dann eben doch ein SPIEGEL-Kollege, der dem Betrüger auf die Spur kam. Und dann wurde da nicht etwa vertuscht, sondern selbstkristisch und transparent aufgearbeitet. Insofern wird auch deutlich, dass wir hier kein systemishces Problem haben (vgl. "Katholische Kirche und Missbrauichsfälle"...).
Das sind für mich Belege, dass die Selbstkontrolle solcher Institutionen bei uns regelmäßig funktioniert. Die Erwartung, dass das solche Skandale niemals überhaupt stattzufinden haben, kann niemadn ernsthaft haben. Diese Haltung kann man lediglich vorgeben zu haben, weil man ein bestimmtes Ziel verfolgt ... Oder?
2. Antisemitismus
Hier gilt im Prinzip dasselbe; es wäre naiv zu glauben, dass der ÖRR hier kein Spiegel der Gesellschaft wäre; so wie es in der Gesamtbevölkerung ein gewisses Maß an offenem oder versteckten Antisemitismus gibt, wird es das auch im ÖRR geben.
Dafür aber bereits die verfrühte Aussage zur Herkunft der Rakete, die das Krankenhaus in Gaza getroffen hat, als ausreichenden "Beweis" zu bemühen, halte ich für ähnlich konstruiert wie den unter 1. schon kommentierten Anspruch von "Unfehlbarkeit" und "Skandalfreiheit" des ÖRR.
3. Bilder von Geflüchteten
Das ist ein Punkt, dem ich zustimme. Redakteure und Verantwortliche haben da offensichtlich bewusst entschieden, oftmals Bilder zu verwenden, die bei der zu informierenden Bevölkerung eher eine positive Stimmung zu dem Thema unterstützen sollen, als Bedenken und Ängste.
Wobei es in meiner Erinnerung nicht so war, dass nun 2015/2016 nicht regelmäßig
auch immer wieder die Gruppen junger Männer gezeigt worden wären, die zu Fuß entlang der Bahnlinien unterwegs waren, über Grenzzäune kletterten usw. Ich fühlte mich da diffenrenziert informiert - aber wer sich das bereits zu dem Zeitpunkt nicht mit einer gegenüber Flüchtlingen neutralen/wohlwollenden Haltung angeschaut hat, den konnte das offensichtlich triggern. Das kann ich nachvollziehen ...
Meine Wahrnehmung/Erinnerung ist die: Als im Spätsommer die Bilder der aus Ungarn ankommenden Züge und der herzliche Empfang der Menschen gezeigt wurden, stand dies durchaus nicht im Widerspruch zur "mehrheitlichen Warnehmung" der Bevölkerung.
Das auch das schon einigen nicht "gefallen" hat, ist klar. Aber das kann eine Nachtredaktion nun wirklich nicht bei jeder Nachricht und jedem Bereicht berücksichtigen, denn ein individualisierter Kontext lässt sich ja auf nahezu jeden Beitrag anwenden:
"Warum schon wieder zerstörte Häuser aus der Ukraine zeigen? Als wenn ich nicht wüsste, dass da Krieg herrscht." "Warum immer nur tote ukrainische Soldaten? Sterben russische etwa nicht?" "Warum wird Trump vor Gericht gezeigt? Wäre da nicht mehr Respekt angesagt?" "Erdbeben in Afghanistan? Das Hochwasser an der Ostsee interessiert mich mehr, sollen sich halt die Taliban kümmern". Usw.
Kurz: Mit der auf die Frage der "Bilder der Flüchtlinghskrise" angewandten Strategie kann man nahezu jede Nachricht angreifen und in irgendeinen Kontext stellen, der einer vermeintlichen Beeinflussung dient, wenn man will: Soll mir etwa ein schlechtes Gewissen gemacht werden? Was kann ich dafür? Soll ich jetzt auch noch für diese Erdbebenopfer spenden? Immer dieses Leid aus aller Welt, als wenn ich das ändern könnte, wenn ich weniger Strom verbrauche?
Aber auch ich bin der Meinung: Als im Herbst/Winter 2015 klar wurde, welche Menge an Menschen da bereits in Europa in Richtung Deutschland unterwegs war, bzw. schon im Land und dann die Silversternacht in Köln mit den Übergriffen gegen Frauen stattfand (für die allerdings nicht die aktuell Geflüchteten verantwortlich waren, sondern fast ausschließl länger in Köln lebende Nordafrikaner), da begannen viele Menschen, sich Sorgen zu machen.
Un dass in dieser Phase keine offener, ehrlicher gesellschaftlicher Diskurs stattfand - für die neben den seriösen Printmedien auch der ÖRR ein Treiber hätte sein sollen - sehe ich auch so und halte ich für einen großen Fehler.
Meiner Meinung nach haben da Politik und Medien zu früh vor "der Straße" (Pegida etc.) gekuscht und Angst davor gehabt, eine nicht optimistisch eingefärbte Berichterstattung würde die Leute scharenweise ins Lager der AfD treiben. Aber genau das hat man ja damit erreicht, indem dies bei einigen zum Eindruck einer "Erziehung" durch den ÖRR auslöste - auch, wenn das so nicht der objektiven Wahrheit entspricht, sondern eher einer subjektiv übersteigerten Wahrnehmung geschuldet ist.