odiug hat geschrieben:(08 May 2017, 07:09)
Ja ... 1945 bestimmt ... zumindest im Westen.
Unter Freunden, denen man vertraute, verabschiedete man sich damals mit den Worten:"Bleib uebrig".
Das trifft es wohl ganz gut, was die Deutschen ... zumindest die mit Realitaetssinn, wirklich dachten.
Die Deutschen mit Realitätssinn gab es aber erst in größerer Anzahl, nachdem die bedingungslose Kapitulation das Ende aller Hoffnungen auf ein Wunder besiegelte. "Bleib' übrig!" gibt doch keinen Hinweis auf die politische Überzeugung dessen, der das sagt
Warum haben deutsche Soldaten bis in die letzten Kriegstage noch Leib und Leben zu Markte getragen, wo der Realitätssinn ihnen spätestens nach der Ardennenschlacht hätte sagen müssen, daß es für das Reich keine Rettung mehr geben konnte? Dann halfen solche Legenden wie die, daß die westlichen Alliierten sich mit der Wehrmacht zusammen gegen die Sowjetunion stellen könnten.
Man glaubt eben gern an Wunder, wenn ansonsten nichts mehr helfen kann. Realitätssinn...
Zum Thema "Neonazis in der Truppe":
Mit "Rechtsextremismus" wird diese furchtbare Nazi-Ideologie der Gewalt nur verbrämt. Unsere Streitkräfte stehen vor dem Widerspruch, daß sich deutsche Soldaten einerseits zu schlimmsten Verbrechen mißbrauchen ließen und andererseits ohne Rücksicht auf ihr Leben und ihre Gesundheit in tödliche Gefechte gingen, was auch ihren Gegnern ziemliche Achtung abnötigte.
Darum ist es schwer, heutigen deutschen Soldaten Bezüge zur Wehrmacht aberziehen zu wollen. Denn im Einsatz werden dann diesen Soldaten genau die Tugenden abverlangt, die die Wehrmacht eben auch in hohem Maße bewiesen hat.
Aus meiner Sicht kann es nur darum gehen, soldatische Tugenden von Verbrechen zu trennen und im politischen Unterricht heraus zu arbeiten, wie auch ein Normalverbraucher zur Bestie gemacht werden kann. Ich bin davon überzeugt, daß eine sehr hohe Anzahl unserer Mitbürger auch heute solchen Gruppenzwängen erliegen würde.
Mit Blick auf die Deutsche Bundeswehr wäre eine Folgerung aus den peinlichen Entdeckungen, daß sie zur Wehrpflicht zurück kehrt. Denn ich halte es für naheliegend, daß sich zum Dienst in Streitkräften freiwillig eher Leute bewerben, die dem Umgang mit Gewalt näher stehen als Leute, die lieber von vornherein Kaufmann oder Maurer oder Architekt oder Ingenieur werden möchten. Und dann kommen doch diese überlieferten soldatischen Leitbilder wieder hoch, und mit ihnen dann auch ihr Mißbrauch. Das Wichtige ist wohl der politische Unterricht, in dem klar gemacht wird, wie solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit entstehen. Vor Jahren wurde einmal ein Aufklärungsfilm gezeigt: "Die Welle". Da konnte man verstehen, wie Menschen in den völligen Wahnsinn getrieben werden können... und wann alle Alarmglocken schrillen müssen.
Das Thema ist allgegenwärtig, überall; ein zivilisiertes Gemeinwesen muß darüber aufklären und Abwehrkräfte einüben.