Madammecken Kiki, eine hochbeinige schlanke Abessinierin, ist heute 4 Jahre alt geworden. 4 Jahre Katzenglück für uns Menschen... und ich hoffe doch auch für die Katze. Mit unserem Gast, der Hauskatze Mira, kann und will sie sich nicht abfinden. Da ist aufmerksames Katzenmanagement Pflicht... ansonsten fließt Blut. Mira hat bei uns Asyl, solange bei unserem Sohn umfassende Sanierungsarbeiten am Wohnhaus außen und innen dröhnen, das Lüftungssystem und Fenster ausgetauscht werden. Beide Katzen haben Freilauf... und draußen gehen sie sich weiträumig aus dem Wege.
Mira war schon einmal unser Pensionsgast, als wir unsere Kiki noch gar nicht hatten. Sie kennt sich hier bestens aus; ein ganz liebes und umgängliches Tier... angeblich in anderen Haushalten unleidlich, wenn dort auch Haustiere zu Hause sind. Naja, hatten wir nicht, wenn auch verwundete Seelen, nachdem wir unsere Pippi unter schrecklichen Umständen verloren hatten. Als Mira nach 12 Wochen wieder von unserem Sohn zurück nach Hause geholt worden war, hielten wir die Aussicht auf einen Leerstand nicht lange aus. Und so kam es mitten in der Pandemie zum konspirativen Mietzentausch an der Staatsgrenze bei Kolbaskowo. Mira als Rückwanderin nach Deutschland, Katzenfloh Kiki als Auswanderer wider Willen nach Polen. Mira brav an der Leine gehend und unserem Sohn um die Beine streichend, Kiki, die gewesene Berlinerin im Katzenkennel mit schreckgeweiteten Augen.
Gleitender Übergang... und wir waren wieder von Katzenpflegern zu Katzeneltern geworden. Kiki betrat ihr neues Haus etwas unsicher, aber auch neugierig, genoß angebotenes Futterchen und suchte sich eine Schlafstätte aus. Auf Stühlen, Betten, Schränken, dem Schreibtisch, sogar in Bettkästen... überall gab es die Möglichkeit, sich gemütlich zusammenzurollen und dem Rest der Welt zu entsagen. Unser Tagesthema in den nächsten drei Wochen: "Wo ist Kiki?" Ganz bestimmt nicht draußen... da waren wir auf der Hut. Auf Dauer kein Zustand... und wir wagten es, unseren kleinen Schatz in den Garten zu lassen... ein offenes Grundstück mit schier unendlichen Ausmaßen. Das ging einige Tage gut... und plötzlich war Kiki weg!
Rufen, locken, Feldweg hoch und herunter, Nachbarn fragen, Vermißtmeldung mit Bild... nichts. Staatstrauer angesagt... und dann plötzlich das Faktotum Wojtek mit der Meldung: "Ich habe heute Eure Katze gesehen!" In Nachbars Scheune, hinter einem hohen Holzstapel verkrochen. Nun, das war auch besser so, denn dort leben Schäferhund Ronnie und Jagdhund Morus. Ronnie, das riesige Spielkalb, und Morus als Hansdampff in allen Gassen; Katzen bestenfalls als Jagdbeute im Sinn. Und Kiki unter dem Holzstapel in Sicherheit. Nach einiger Räumarbeit kam Kiki in den Sichtbereich... aber ließ sich nicht greifen, wehrte sich ausdauernd. Weitere Räumarbeit mit Lederhandschuhen... und endlich Zugriff. Morus und Ronnie natürlich ausgesperrt.
Nach dieser Aufregung ist Ruhe eingekehrt: Kiki meidet das gefährlich Pflaster auf dem Hof unseres Nachbarn. Mira war das gleich höchst verdächtig... sie wäre gar nicht auf den Gedanken gekommen, sich dort blicken zu lassen. Unser lieber alter Kalle ging immer mit aufgerichtetem Schwänzchen vor dem Zaun des Nachbarhofs hin und her und genoß die Aufregung der Hofhunde... haben wir nie gesehen, aber Wojtek diese Geschichte geglaubt. Pipi war so ängstlich, daß sie kaum die Sichtweite unseres Hauses verließ. Tja, und Kiki ist nun durch Schaden klüger geworden... seit diesem Schrecken sind nun fast 3 Jahre vergangen.
Der Katzenfloh Kiki verteidigt mit Heldenmut sein zu Hause, auch gegen die deutlich kräftigere Mira. Die läßt sich inzwischen aber solche Unverschämtheiten nicht mehr bieten... und keilt zurück. Ihr gutes Recht... aber dadurch ist eben Mietzenmangement angesagt. Mira ist inzwischen durch ein Schlitzohr geadelt worden. Kiki hat den einen oder anderen Schmiß ertragen müssen. Nun herrscht gespannter Burgfrieden. Muttern ist immer sehr besorgt, aber ich sehe die Sache etwas kühler. Die beiden Biester wissen genau, daß sie hier miteinander leben müssen. Eine Freundschaft wird daraus nicht mehr... obwohl ich schon beobachtet habe, wie die eine Katze sich nach der anderen neugierig suchend umgesehen hat.
So kann es also auch auf dem platten Lande für Katzen und Katzenhalter aufregend werden. Tja, worüber regen wir uns auf, wenn Mira wieder in ihr eigentliches zu Hause zurück gekehrt ist? Kiki wird ihr Augenmerk dann sicher wieder ganz dem Mäusevolk zuwenden. Krähe Antek und Kater Monsieur Noir werden Kikis Jagdglück begeistert wahrnehmen...
Antek kommt nicht in unser Haus, aber Monsieur Noir darf nicht... der würde die Duftnote "Pumakäfig" hier fest einprogrammieren. Madame hat dafür kein bißchen Verständnis... und ich schließe mich in dieser Angelegenheit lieber dem Haushaltungsvorstand an. Ist sicher besser so...
