sunny.crockett hat geschrieben: ↑Montag 24. Juli 2023, 18:16
Entscheidungen dann natürlich schon mehrheitlich, aber damit es Entscheidungen geben kann, muss ja irgend jemand Anträge oder Vorschläge gemacht haben.
Natürlich kann ein Bürgermeister auch Anträge stellen, wenn dann aber wegen Brandmauer immer dagegen gestimmt wird, dann passiert genau das, von dem ich gesprochen habe. Wenn ein AfD-Bürgermeister einen dringend benötigten Kita- Ausbau, eine Schulrenovierung oder einen Spielplatz vorschlägt, müssen die anderen wegen Brandmauer dagegen stimmen. Das wird nicht funktionieren, deshalb wird es in Kommunen immer auch dazu kommen, dass man FÜR das gleiche wie die AfD ist und man wird auch MIT der AfD stimmen.
Mir ist schon klar, was Du meinst.
Der Bürgermeister stellt nicht nur Anträge. Der hat auch den Überblick über die Finanzen, stellt als Kämmerer den Haushalt auf, kann "Zukunftsprojekte" auflegen (...Sanierung der Kanalisation im Ortsteil A oder Kindergartenneubau im Ortsteil B... etc). Sein Einfluss ist größer als man auf den ersten Blick meint. Er muss nur für alles, was er plant oder anstrebt, eine Mehrheit in seinem "Parlament" herstellen. Anträge können auch die Fraktionen stellen. Das muss nicht der Bürgermeister machen. Der hat nur viel tieferen Einblick in die meisten Sachverhalte und kann viel mehr fundiert tun. Wenn er es will und einigermaßen fähig ist!
Recht hast Du in folgender Hinsicht: Es kann überhaupt nicht ausbleiben, dass in einer Gemeindevertretung mal Fraktionen einen Antrag beschließen, dem auch die AfD zustimmt. Das geht gar nicht anders. Auf dieser "tiefen" kommunalen Ebene spielen da in den allermeisten Fällen so "ideologische" Gräben zwischen Parteien auch gar keine Rolle. Es geht um ganz konkrete Sachfragen. Wenn über die Erhaltung eines Feuerlöschteichs entschieden werden muss, spielt es nicht die geringste Rolle, ob ein Feuerwehrmann AfD oder SPD wählt.
Erstens gibt es da aber dann "Tricks", mit denen sich die "Parlamentarier" behelfen können. Beispiel: Die AfD-Fraktion stellt einen Antrag. Die anderen Fraktionen schimpfen lautstark darüber und stellen ihrerseits einen geänderten Antrag zum gleichen Thema. Vielleicht sogar nur leicht "modifiziert". Am Ende lehnt die "Parlamentsmehrheit" dann den AfD-Antrag ab und verabschiedet den Mehrheitsantrag. Ob die AfD dem zustimmt oder nicht (wird sie in den meisten Fällen wohl nicht machen), spielt keine Rolle mehr. Am nächsten Tag steht in der Zeitung: AfD-Antrag abgeschmettert, Koalitions-Antrag wurde beschlossen. Auch wenn in beiden Anträgen fast dasselbe drinstand.
Zweitens hat Merz mit seinen Aussagen aber etwas anderes "angedeutet" oder zumindest als möglich erscheinen lassen. Er hat MÖGLICHERWEISE (!) sagen wollen, dass seine "Brandmauer" auf kommunaler Ebene nicht existiert und dass es dort denkbar wäre, wenn CDU und AfD GEMEINSAME Anträge zur Abstimmung stellen! Wenn von "Zusammenarbeit" die Rede ist, dann geht es nicht um Abstimmungsverhalten in der Gemeindevertretung. Es geht um die Erarbeitung gemeinsamer Initiativen im Vorfeld von Abstimmungen. Deshalb gab es diese Entrüstung in der Union.
Die Brandmauer kann natürlich nicht so aussehen, dass die Union stumpfsinnig alles ablehnt, wo die AfD zustimmt. Wäre ja völlig unmöglich, weil alle gleichzeitig abstimmen und die Unionsabgeordneten im Zweifel gar nicht wissen können, wie die AfD-Leute abstimmen werden.