Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

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Realist2014
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(14 Dec 2021, 22:38)

Übrigens ist im neuen Koalitionsvertrag eine Stärkung der Betriebsräte vorgesehen. Dürfte für viele hier ein Alptraum sein.

Warum?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Liegestuhl hat geschrieben:(15 Dec 2021, 14:23)

n. Werkverträge sind inzwischen verboten. .
Ganz sicher nicht....:

"Ein Werkvertrag ist ein Typ privatrechtlicher Verträge über den gegenseitigen Austausch von Leistungen, bei dem sich ein Teil (Unternehmer) verpflichtet, ein Werk gegen Zahlung einer Vergütung (Werklohn) durch den anderen Vertragsteil (Besteller) herzustellen. Vertragstypisch ist der geschuldete Erfolg. In Deutschland sind Werkverträge nach § 631 ff. BGB geregelt. "

https://de.wikipedia.org/wiki/Werkvertrag_(Deutschland)
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Tom Bombadil
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Liegestuhl hat geschrieben:(15 Dec 2021, 14:23)

Diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren aber einiges getan. Werkverträge sind inzwischen verboten. Die Arbeitnehmer aus den Werkverträgen wurden (zumindest bei uns im Ort) in feste Arbeitsverhältnisse übernommen.
Das ist prima und zeigt, dass die soziale Marktwirtschaft funktioniert :thumbup:
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(15 Dec 2021, 15:01)

Ganz sicher nicht....:
Es geht ja auch um die weiter unten im Text genannten Scheinwerkverträge.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Dec 2021, 16:29)

Es geht ja auch um die weiter unten im Text genannten Scheinwerkverträge.
Ganz konkret ging/geht es ja um den Missbrauch von Werkverträgen:

"Solo-Selbstständige

Werkverträge kann ein Unternehmen aber auch an einzelne Personen vergeben. In diesem Fall sind die Einzelpersonen, die die konkreten Wervertrags-Arbeiteiten erledigen, arbeitsrechtlich keine Arbeitnehmer, sondern Solo-Selbstständige. Oft mit allen Risiken einer Selbstständigkeit.

Um die verschiedenen Formen von Missbrauch der Werkverträge einzudämmen sind Lösungen für folgende Konstellationen notwendig:

Werkverträge von Unternehmen an andere Unternehmen, so genannte Subunternehmen
Werkverträge mit einem ausländischen Subunternehmen
Werkverträge mit Soloselbstständigen, präzisere Abgrenzung von Soloselbstständigkeit und abhängiger Beschäftigung
"

https://www.dgb.de/themen/++co++5c19a3f ... 540023ef1a
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(15 Dec 2021, 16:35)

Ganz konkret ging/geht es ja um den Missbrauch von Werkverträgen:
Sicher, worum auch sonst. Aber auch Subunternehmer mit mehreren Angestellten, die nur für einen Auftraggeber arbeiten, muss man im Blick haben. Ich habe das nicht mehr verfolgt, aber vor geraumer Zeit lief das noch unter Scheinselbständigkeit.
Solche Auswüchse des Systems müssen bekämpft werden.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Dec 2021, 16:37)

Sicher, worum auch sonst. Aber auch Subunternehmer mit mehreren Angestellten, die nur für einen Auftraggeber arbeiten, muss man im Blick haben. Ich habe das nicht mehr verfolgt, aber vor geraumer Zeit lief das noch unter Scheinselbständigkeit.
Solche Auswüchse des Systems müssen bekämpft werden.

Das wäre mir neu. Bei größeren Aufträgen sind manche Handwerksbetriebe oft mehrere Jahre mit einem Auftrag ausgelastet.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Das stimmt, vllt. habe ich das falsch in Erinnerung.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Liegestuhl »

Realist2014 hat geschrieben:(15 Dec 2021, 15:01)

Ganz sicher nicht....:
Es ging um Werkverträge in den Großschlachtereien und die sind seit dem 1. Januar verboten.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Liegestuhl hat geschrieben:(15 Dec 2021, 17:25)

Es ging um Werkverträge in den Großschlachtereien und die sind seit dem 1. Januar verboten.
Das ist korrekt.

Somit habe ich deine Text falsch interpretiert- sorry.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von H2O »

Liegestuhl hat geschrieben:(15 Dec 2021, 17:25)

Es ging um Werkverträge in den Großschlachtereien und die sind seit dem 1. Januar verboten.
Aus dem allgemeinen Gewirr der Nachrichten hatte ich vor Monaten auch abgespeichert, daß die unmenschliche Unterbringung der ausländischen Arbeitskräfte in Gerümpel und Baracken deutlich verbessert wurde. Den Wahrheitsgehalt dieser Meldungen kann ich aber nicht bestätigen. Weiß hier jemand mehr darüber?
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Ehrlich
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Ehrlich »

Progressiver hat geschrieben: Montag 6. April 2020, 13:35 Der Kapitalismus ist nicht besser als andere Systeme. Auch er sieht die Menschen als Lemminge. Beispiel Konsumverhalten: Er fördert den unmündigen Konsumenten, der am besten wie im Rausch irgendwelche Dinge konsumiert und stundenlang ansteht, um das neueste Apple iPhone zu erhalten. Weiterhin vermittelt er die Illusion, dass sich Leistung immer lohne und es jeder vom „Tellerwäscher zum Millionär“ bringen könne. Mit seiner Gehirnwäsche verkauft er sich als Meritokratie. Dies ist er jedoch nicht.
Kapitalismus ist eine Hausfassade die Schönheit, Wohlstand und Reichtum suggeriert. Aber hinter der Hausfassade lauern Armut, Hässlichkeit und Grausamkeit. Der materialistische Kapitalismus ist eines Menschen Geistes Krankheit.

Die Menschen sind eine traurige Spezies. Verdorben vom Schatten, finden sie ihren Weg nicht mehr.
Die Archonten aus der Gnostik sind immer Kriegsgewinner. Egal welcher Mensch im Krieg gewinnt - Er verliert als Spezies! Das Leid der Lebendmasse ist ihr Nährzeug und zerstörerische Gefühle ihre Methode!
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Ehrlich hat geschrieben: Freitag 6. Mai 2022, 01:05 Kapitalismus ist eine Hausfassade die Schönheit, Wohlstand und Reichtum suggeriert. Aber hinter der Hausfassade lauern Armut, Hässlichkeit und Grausamkeit. Der materialistische Kapitalismus ist eines Menschen Geistes Krankheit.

Die Menschen sind eine traurige Spezies. Verdorben vom Schatten, finden sie ihren Weg nicht mehr.
Dann solltest du auf die Vulkanier warten... :x
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Teeernte »

Ehrlich hat geschrieben: Freitag 6. Mai 2022, 01:05 Kapitalismus ist eine Hausfassade die Schönheit, Wohlstand und Reichtum suggeriert. Aber hinter der Hausfassade lauern Armut, Hässlichkeit und Grausamkeit. Der materialistische Kapitalismus ist eines Menschen Geistes Krankheit.

Die Menschen sind eine traurige Spezies. Verdorben vom Schatten, finden sie ihren Weg nicht mehr.
Hinter diesen Worten stecken 50 Jahre "Mucke" im Stahlwerk"....oder 25 Jahre bei Mutti ? "Erfahrung"

Was meist Du - währe in Deiner Gesellschaft - das "Triebmittel" zur Arbeit//Eigenversorgung+Gesellschaftskosten ??

Worte ?
Erasmus

Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Erasmus »

Ehrlich hat geschrieben: Freitag 6. Mai 2022, 01:05 Kapitalismus ist eine Hausfassade die Schönheit, Wohlstand und Reichtum suggeriert. Aber hinter der Hausfassade lauern Armut, Hässlichkeit und Grausamkeit. Der materialistische Kapitalismus ist eines Menschen Geistes Krankheit.

Die Menschen sind eine traurige Spezies. Verdorben vom Schatten, finden sie ihren Weg nicht mehr.
Kapitalismus ist das metaphorische Paradies der Kulturpessimisten.
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Teeernte
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Teeernte »

Erasmus hat geschrieben: Freitag 6. Mai 2022, 10:19 Kapitalismus ist das metaphorische Paradies der Kulturpessimisten.
Im Sozialismus und Kommunismus sind "Kulturtreibende" wichtige Funktionäre.. - Staatsbedienstete -

Und im Feudalismus waren das - die NARREN..

Reifekultur - gibt es nun in der Salami.
Adam Smith
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Adam Smith »

Ehrlich hat geschrieben: Freitag 6. Mai 2022, 01:05 Kapitalismus ist eine Hausfassade die Schönheit, Wohlstand und Reichtum suggeriert. Aber hinter der Hausfassade lauern Armut, Hässlichkeit und Grausamkeit. Der materialistische Kapitalismus ist eines Menschen Geistes Krankheit.
Ab 1917 hat sich der Neue Mensch in Russland entwickelt der freier, stärker, klüger und feiner ist, als der kapitalistische Mensch. Er ist frei von Lüge, Betrug, Grausamkeit, Diebstahl, Faulheit und Trunksucht. Natürlich gab es Verräter die das verhindern wollten. Die wurden aber umgebracht. Pol Pot wollte sogar den Naturzustand wiederherstellen. Im Naturzustand sind alle Menschen gleich, glücklich und zufrieden. Die Folgen davon, die es in Kambodscha gab, hören die Menschen aber nicht so gerne.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von MBM »

Ehrlich hat geschrieben: Freitag 6. Mai 2022, 01:05 Kapitalismus ist eine Hausfassade die Schönheit, Wohlstand und Reichtum suggeriert. Aber hinter der Hausfassade lauern Armut, Hässlichkeit und Grausamkeit. Der materialistische Kapitalismus ist eines Menschen Geistes Krankheit.
Das könnte man sehr gut auch über den real existierenden Kommunismus sagen.

Um zum Thema zurückzukehren: Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem, keine Ideologie! Wenn ihr "Neoliberalismus" gesagt hättet, hätte ich euch eher zustimmen können.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

MBM hat geschrieben: Freitag 1. Juli 2022, 17:01 Das könnte man sehr gut auch über den real existierenden Kommunismus sagen.

Um zum Thema zurückzukehren: Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem, keine Ideologie! Wenn ihr "Neoliberalismus" gesagt hättet, hätte ich euch eher zustimmen können.
Welche "Ideologie" soll Neoliberalismus sein?

Wobei dir ja in D unsere soziale Marktwirtschaft haben...
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Oliver Krieger
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Oliver Krieger »

Eins vorweg. Dieser gesamte "Kapitalismus"-kritische Diskursteil ist eigentlich nicht philosophisch, sondern politisches Pamphlet. Sämtliche von Progressiver formulierten Traktate sind antikapitalistische Propaganda und, weil es sich um ein öffentliches Forum eines Vereins, und um klare Handlungsvorgaben von Seiten Progressiver handelt, auf der Schwelle zwischen ideologischer Agitation und Demagogie. Ich denke, vor allem weil das politisch interessierte Debattieren der Zweck des gesamten Forums ist, stört sich niemand an dem Ort des Diskurses innerhalb des Forums.

Zur "Justiziabilität" einzelner Formulierungen will ich hier nichts schreiben, weil die Person, die hier vorrangig standgerichtlich verurteilt und abgestraft wird, d.i. der Kapitalismus, nicht existiert.

Ich bewundere, wie einzelne Forennutzer, hierunter dreimal schwarzer Kater und BlueMonday, sich um Objektivität im Stil bemüht haben, und ich wundere mich darüber, dass der Thread nicht bereits seit dem Zeitpunkt seiner Eröffnung, wegen seines reißerischen und falschen Titels in den Teil verschoben wurde, der entweder für Veröffentlichung wilder politische Propaganda vorgesehen ist, oder für deren Zensur.

Ich las den gesamten, 21 Seiten langen Diskurs, und kenne darum die Inhalte fast aller Beiträge, und habe nicht die Absicht, hierzu zu schweigen, weil ich ja sonst nur ein Mitläufer wäre.

Der Diskurs eröffnet mit dem Vorwurf, der Kapitalismus sei eine Ideologie, doch hernach gelangten wir nicht zu einer einzigen Definition von Kapitalismus, und von Ideologie.

Aus der Sicht der kritischen Philosophie, ist das nicht hinnehmbar, als das Ergebnis eines sokratischen Gesprächs oder Dialogs könnte man das stehen lassen, worauf ich mich jetzt beziehen will. Als das Ergebnis ernstzunehmender philosophischer Tätigkeit taugt es nicht. Zu dieser zählen der gegenseitige Respekt, und die Unterlassung propagandistischer, reißerischer, spektakulärer, emotionaler, und brandmarkender Phrasen, sowie der völligen, und bedingungslosen Negation widriger Meinungen.

Von alle dem hat man seitens Progressiver überhaupt nichts gesehen.

Ich will darum eine philosophische und zugleich juristische Methode demonstrieren, damit deutlich wird, was philosophischer Stil ist. Bei dieser handelt es sich um das Gutachten. Es wird eröffnet durch einen Obersatz, der den Zweifel an der Richtigkeit der Prämisse erlaubt, die hier lauten würde : Der Kapitalismus könnte eine Herrschafts-Ideologie sein.

Diese Formulierung ist wichtig, weil sie bedeutet, dass man über ihre Richtigkeit ein Urteil zu fällen hat, nicht bevor man gründlich, und hier öffentlich, sämtliche Argumente und Definitionen ausgetauscht, und sich auf deren Einheitlichkeit geeinigt hat.

Täte man das nicht, dann handelte es sich bei der angewandten Methode um ein Vorurteil (ähnlich wie beim Rassismus, vgl. hierzu Allport, "The Nature of Prejudice", und bei dem hierauf folgenden Schrieb, um ein Pamphlet.

Wenngleich es mich also wundert, dass dem korrigierenden Grünstift des Moderators in diesem Fall andere zum Opfer fielen, so will ich mich hierauf nicht fokussieren, besonders, weil hier außerdem der falsche Ort für eine solche Kritik an der Moderation wäre.


1. Der Kapitalismus könnte eine der Herrschaft des Menschen über den Menschen zuliebe geschaffene Ideologie sein.

Um diese Frage zu erörtern, bedarf es der Definition der wichtigsten Begriffe. Bei diesen handelt es sich um
* Kapitalismus und
* Ideologie

Außerdem, so hat der Diskurs erwiesen, wäre es sinnvoll, wenn wir weitere Begriffe definieren könnten, zu diesen zähle ich, egal was Progressiver demzumtrotz einwenden wird, um den Kommunismus und den Sozialismus zu entlasten :
* Regierungssystem, Staatsform und Wirtschaftssystem
* Kommunismus, Sozialismus und Staatskapitalismus
* Kolonialismus
* Sklaverei

Verteidigung der gebotenen Definitionen : Ohne gemeinsame Begriffe tauschen wir hier nichts weiter aus, als den Idiolekt, und das ist weder philosophisch, noch führt es zu einem Ergebnis. Wenn das der Zweck dieses Diskurses ist, so bitte ich bereits an dieser Stelle darum, meine Bemühung zu entschuldigen, denn sie würde in solchem Fall kein Ergebnis befördern.


Definition von Kapitalismus zum Kommunismus und Sozialismus

Über den Beginn des Kapitalismus ist man sich uneins. Manche Definitionen sehen den Kapitalismus bereits am Ende des 15. Jhdts. (Definition von Friedrich Lenger), manche erst im 17., und manche erst im 18. Eine Unterteilung des Kapitalismus in Frühkapitalismus, Hochkapitalismus und Spätkapitalismus ist sinnvoll, weil die erwähnten Phasen sich voneinander sehr unterscheiden. Zumindest ist die Abgrenzung des modernen Kapitalismus seit dem 20. Jahrhundert wichtig, besonders weil zu dieser Zeit die politischen Systemiken des Sozialismus und des Kommunismus praktisch erprobt wurden.

Der Begriff selbst kursiert eigentlich erst seit dem 19. Jhdt.

Der Kapitalismus ist ein Oberbegriff für Wirtschaftssysteme, zu diesen zählen die Marktwirtschaft, die Subsistenzwirtschaft, und der Korporatismus.

Der Kapitalismus wird dadurch, dass es Staatsformen gibt, die ihn als eigene Wirtschaftssystemik annehmen, nicht zur politischen Ordnung. Die Plutokratie, die Herrschaft der Reichen, ist ein von der Wirtschaftssystemik unabhängiger Begriff, es könnte sie im Kapitalismus, und in jeder anderen Systemik geben.

Der Kapitalismus wird auch dadurch, dass man ihm zum Trotze den Sozialismus und den Kommunismus schuf, nicht zur politischen Ordnung - die Herrschaft der Reichen nennt man Plutokratie.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... aftsformen

Zu den Staatsformen, durch die der Kapitalismus (ein Oberbegriff der Wirtschaftssystemik) hier bereits synonym eingetauscht wurde, zählt u.a. die Kleptokratie.

Dass der Staatskapitalismus ein Kapitalismus genannt wird, ist logisch, denn Kapitalismus ist ein Oberbegriff, und der Sozialismus, der Kommunismus, und selbst die Diktatur, die Autokratie und das Einparteiensystem, sind Staats- und Regierungsformen, also etwas völlig anderes, als eine Wirtschaftssystemik.

Ich weise noch einmal darauf hin, dass der Versuch, den Diskurs von bestimmten Thematiken, wie Kommunismus und Sozialismus, fernzuhalten, unlogisch ist, denn der Kapitalismus ist, im Gegensatz zu diesen beiden, keine Herrschaftsform, sondern eine Wirtschaftssystemik.

Es wundert darum auch nicht, dass der Sozialismus und der Kommunismus scheiterten. Beide - Herrschaftsformen - sollten den Kapitalismus - eine Wirtschaftsform - überwinden, und mussten darum scheitern, weil ihnen eine konkurrenzfähige Wirtschaftssystemik ermangelte.

Es ist völlig logisch, dass Progressiver noch keine Alternative zum Wirtschaftssystem Kapitalismus genannt hat, weil der intelligentere und gebildetere Teil von etwa 8 bis 9 Milliarden Menschen auf Erden untentwegt darüber nachdenkt, welche Alternative dies sein könnte, und noch zu keinem wirklich originellen und zugleich effektiven Ergebnis gekommen ist.

Worüber sich fast alle einig sind, ist, dass der Kapitalismus (ein Oberbegriff der Wirtschaftssystemik) allenfalls verbessert werden kann, und darum kritisiert werden muss.

Versuche, ihn zur Strecke zu bringen, führten zu solchen Stilblüten wie dem Akzelerationismus (Accelerationism), also dem Versuch, den Kapitalismus durch seine Beschleunigung, seinen Exzess und seine Validation, zu einem katastrophalen Crash zu zwingen, weil erst dann die 8 bis 9 Milliarden Menschen, die über seine Verbesserung nachgrübeln, begreifen, dass er insgesamt schlecht war.


2. Ideologie

Ich habe Bücher von Wissenschaftlern wie Matthew Giobbi gelesen, die grundsätzlich jede Denklehre als Ideologie bezeichnen, also auch mathematische, naturwissenschaftliche und so präzise wie objektive Theorien.

Karl Marx hievte das gesamte "falsche Bewusstsein" der Gesellschaft auf den Begriff Ideologie.

Darüber hinaus kursieren Definitionen des Begriffs "Ideologie", die neben politischen auch wirtschaftliche Theorien hierunter subsumieren, außerdem gibt es Gelehrte, die zwischen politischen, sozialen, epistemologischen und ethischen Ideologien differenzieren.

Diese weite Auslegung des Begriffs "Ideologie" ist meines Erachtens nicht nötig, weil alle Ideologien, sofern sie es wirklich sind, eine enge Bedingung erfüllen müssen: Sie alle müssen die praktische Handlung der Menschen zum Zweck haben. Etwas, das nur theoretische Form hat, aber nicht die zielgerichtete praktische Konsequenz einer Gesellschaft bezweckt ist nur Lehre, oder Irrlehre, aber nicht Ideologie.

Der Zweck - und die Konsequenz jeder Ideologie ist politisch.

Ihr Schöpfer, Antoine Destutt de Tracy, nannte sie die Wissenschaft von den Ideen.

Die politische Wissenschaft unterteilt die Ideologien in Konservatismus, Liberalismus und Sozialismus.

Weitere Aufteilungen differenzieren zwischen Anarchismus, Kommunismus, Konservatismus, Environmentalismus, Faschismus, Feminismus, Liberalismus und Nationalismus.

Die englischsprachige Wikipedia nennt sehr viele Ideologien, aber keine naturwissenschaftlichen Lehren :
https://simple.wikipedia.org/wiki/List_ ... ideologies

Sie benennt auch solche Wirtschaftssystemiken wie den Öko-Kapitalismus, oder den Wohlfahrtskapitalismus, als Ideologien, vermutlich weil ein Teil dieser Ideologien auf der Verbreitung von praktischen Imperativen basiert, also einem Kanon an Aufforderungen, und Handlungsanleitungen, zur praktischen Umsetzung ideologisch formulierter Ziele und Zwecke.

Inmitten all der auf dieser Seite aufgelisteten Ideologien, wird einer nicht genannt: Das ist der Kapitalismus (Ein Oberbegriff für Wirtschaftssystematiken).

Hiermit beschließe ich die Definition des Begriffes "Ideologie" : Dieser ist in weiter und veralteter Definition ein Begriff für eine Lehre der Ideen, die vormals gut, weil der affektierten Gewalt der nach Revolution krakeelenden Straße entgegengesetzt (Destutt de Tracy), hernach aber schlecht war, weil sie einzig Irrlehren und falsches Bewusstsein bezeichnete (Karl Marx).

Außerdem gibt es, wie erwähnt Marginaldefinitionen zeitgenössischer Wissenschaftler, für die alles eine Ideologie ist, solange sie entweder Theorie, oder Theorie und Praxis zugleich ist.

Gemäß moderner, und enger Interpretation, ist die Ideologie ein Kanon von Vorstellungen, die entweder einen Bezug zur Realität haben, und der Wahrheit entsprechen, oder auch nicht, die aber in jedem Fall eine praktische Komponente haben, deren Zweck es ist, die Veränderung der Gesellschaft auf letztendlich politischer Ebene durchzuführen.

3. Kolonialismus und Sklaverei

Sklaverei ist so alt wie die Menschheit, denn der Mensch entwickelte sich aus dem Tier, durch den Gebrauch, und Missbrauch, von Dingen, oder dem, was zu diesem Zweck zum Ding gemacht wurde, dies nennt man Objektifizierung. Die Erbeutung von Sklaven war ein verbreiteter Brauch unter nomadischen, und sesshaften Stammesgemeinschaften bereits vor deren Historizität, und führte zu sozialer Anerkennung, sowie dem Wohlergehen der versklavenden Gemeinschaft.

In Afrika versklavten die Stämme der schwarzafrikanischen Urbevölkerung sich gegenseitig, bevor der Islam schwarzafrikanische Sklaven erbeutete, und das, bevor die Europäer in Afrika Sklaven erbeuteten, und nach Europa, und in die Neue Welt verschleppten, unter teils horrenden menschlichen Verlusten, während der Überquerung des Atlantiks.

Die Sklaverei in Afrika, und der Handel u.a. mit afrikanischen Sklaven dauert bis heute an, und floriert auf der arabischen Halbinsel.

Außerdem gab es Sklaverei selbstverständlich an vielen weiteren, wenn nicht an so gut wie allen anderen Orten der Welt, an denen Menschen lebten und leben, besonders in Nah- und Mittelost-, sowie in Süd- und Fernostasien, und ganz Amerika.

Das bedeutet, dass die Sklaverei mit Kapitalismus zunächst einmal überhaupt nichts zu tun hat, außer, dass beide irgendwann am selben Ort waren. Sklaverei gab es im Kommunismus und im Sozialismus, im Staatskapitalismus, in der Monarchie, in der Autokratie, der Tyrannei und in allen möglichen weiteren Staats- und Regierungsformen.

Der Kolonialismus ist ebensowenig ein dem Kapitalismus einzig zuschreibbares Phänomen, denn auch die Staaten Russland und China, in ihren jeweils kommunistischen, und staatskapitalistischen Formen, sind imperialistische Akteure. Der Kolonialismus aber ist nur ein Teil des Imperialismus, und bezeichnet die Expansion eines Imperiums in Kolonien.

Imperien gibt es seit der Historizität der Menschheit. Imperien sind Organisationsformen, die eine Hochkultur, und eine Ballung großer politischer, und militärischer Macht vorraussetzt, einen Verwaltungsapparat, und eine Form der Schriftkultur und Intellektualität der Bevölkerung : Eine Gesellschaft ohne diese Errungenschaften könnte kein Imperium gründen, und Kolonien erobern.

Der Kapitalismus ist keine Bedingung für ein Imperium, auch, wenn es noch keinem Menschen einfiel, eine Alternative zum Kapitalismus zu schaffen, also nicht nur, diesen zu modifizieren, sondern zu ersetzen.


4. Sozialismus

In diesem Diskurs kam es häufig zu einer affektiven Form der Diskussion. Man solle den Sozialismus nicht mit dem Nationalsozialismus vergleichen - selbst die deutsche Wikipedia tut das. Oder es sei irgendeine Form von nationalem Sozialismus nicht gemeint gewesen, doch von wem eigentlich ? Ist der Sozialismus diese Person, die der Kapitalismus sein soll ?

Doch es kam bislang noch niemand auf die Idee, Merkmale des Sozialismus, als ein Katalog der Kriterien, beim Namen zu nennen. Hier und da nannte man Dinge wie Gleichschaltung, Freiheits- und Gleichheitsgedanke, Arbeiterbewegung, doch zugleich versuche man zu differenzieren zwischen dem, was der Sozialismus konkret hervorbrachte - bspw. den Gulags - und dem, was "so nicht gemeint gewesen ist".

Bei allem schuldigen Respekt : Aber es gibt nicht nur einen sehr pragmatischen Ansatz zu dieser politischen Thematik, demgemäß die durch ein politisches Phänomen hervorgebrachten Wirkungen, diesem auch zugerechnet werden, sondern man darf auch vermuten, dass nur die Sympathie der Forennutzer für den Sozialismus, diese dazu veranlasst, seine Fehl-Interpretation zum Anlass angestrengter Korrekturen zu nehmen.

Lenin sprach übrigens von einer Sozialdemokratie, und nicht von einem Sozialismus. Arbeitslager gab es im dt. Kaiserreich, in Spanien, in den englischen Kolonien, und auch im russischen Zarenreich. Die durch Solschenyzin's Archipel Gulag bekannt gewordene Zwangsarbeit in Verbannungslagern wie in Kolyma, kennzeichnet eine Systematisierung und Totalitarisierung des Prinzips des Arbeitslagers durch den sozialistischen, russischen Staat.

Man kann an dieser Stelle versuchen, zu trennen, und sagen, Russland sei nur zufälligerweise totalitär, und auch nur zufälligerweise so riesig groß, aber nicht zufällig, sondern ausdrücklich gewolltermaßen sozialistisch gewesen, und es habe darum der Gulag nichts mit dem Sozialismus, und nur mit dem Totalitarismus, und Russlands Größe zu tun - ich halte solche logischen Verrenkungen für unnütz.

Ich beziehe mich auf ein bemerkenswertes Buch, welches den Zusammenhang der Entstehung des Nationalsozialismus mit zunächst den weißen, und später den roten Russen, recht gut erklärt.

Michael Kellogg "The Russian Roots Of Nazism, White Émigrés and the making of National Socialism 1917 - 1945", Cambridge University Press, 2008

Sicher ist, dass Hitlers NSDAP ein Versuch war, mit Lenins SDAPR zu konkurrieren. Sicher ist auch, dass Hitler anfangs auf ein Bündnis mit den weißen Russen schielte, weil seine Gesinnung eher mit der der konservativen, zaristischen und antisemitischen Russen übereinstimmte. Doch die russischen Revolutionen wollten es anders, und das Erfolgsmodell von Lenin's SDAPR führte zu einer beinahe äffischen Imitation desselben, durch Hitler.

Das heißt, der "Sozialismus" der Hitleristen war gewiss kein intellektueller, oder allzu ernst gemeinter, sondern nur eine äffische Verzerrung des ursprünglichen sozialdemokratischen Gedankens von Lenin. Dass beide Regime hierüber hinaus sehr vieles gemein hatten (Gleichschaltung, Planwirtschaft, staatliche Dominanz, Arbeiterfront, Zwangsarbeiterlagersystem...) muss nicht zwangsläufig am Sozialismus liegen.

Auch beißen sich Zwangsarbeitslagersystem und Kapitalismus durchaus nicht, wie man an den chinesischen Laogai erkennen kann, die es bis 2010 gegeben hat, und die durch die Erziehungslager in Xinjiang ersetzt wurden.

Allerdings würde ich dieselbe Logik auch auf den Kapitalismus anwenden : Auch dieser hat das Zwangsarbeitslager nicht hervorgebracht : Diese monströsen Lagersysteme florierten erst in den Staaten, die sich selbst als "sozialistisch", "kommunistisch" und "nationalsozialistisch" bezeichneten.

Ich vermeide an dieser Stelle eine Auseinandersetzung mit der Problematik, inwieweit Phänomene, die kausal während der ausdrücklichen und gewollten Praxis zweier bestimmter politischer Ideologien, wie dem Sozialismus und dem Totalitarismus, in allen den Staaten hervorgerufen wurden, die sich beider befleissigten, nur dem Totalitarismus zugerechnet werden können, aber nicht dem Sozialismus, sehe es allerdings wenigstens als erwiesen an, dass der Sozialismus - auch wenn er bevölkerungsweite, monströse Arbeits- und Erziehungslager selbst nicht hervorbringt - die Menschheit vor diesen ebensowenig beschützen kann.

Desweiteren kann man jetzt noch einwenden, dass der Sozialismus "wie er eigentlich gemeint war, und hätte sein sollen", einfach nicht umgesetzt wurde. Dies macht den Sozialismus erstens zur Utopie, Staatsmänner wie Lenin, Stalin, Mao und Hitler allesamt und gleichermaßen zu politischen Stümpern allerhöchster Ausprägung - denn die haben den ja nicht hingekriegt, und die Frage, ob es sinnvoll ist, den Sozialismus weiterzuverfolgen, zur brisantesten politischen Frage, seit dem Ende der ersten zwei Weltkriege.

Ich beschließe den ersten Teil meines Gutachtens, der nur die Auseinandersetzung mit Definitionen umfasst. Die Nennung der Begriffe Kommunismus und Sozialismus sind keine Ablenkungen vom Thema, dieses muss hier erlaubt sein, um keine gelenkte, und autoritär korrumpierte Debatte, oder die Validation eines weltfernen, aber kleinkarierten Greises durch eine Gruppe von Altenpflegern zu sein, deren Rolle darin besteht, jede noch so abstruse Idee zu bekräftigen, um das Gefühl von Akzeptanz, Fürsorge, und Seelenpflege zu vermitteln.
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Oliver Krieger
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Oliver Krieger »

Der zweite Teil meines Gutachtens umfasst eine Argumentation. Sie ist wichtig, denn in ihr werden Argumente für und wider die eingangs erwähnte These vorgebracht, die gemäß den erarbeiteten Definitionen einen bestimmten Sinn ergeben, und dem Zweck dienen, den Diskurs um die These zu erarbeiten.

Es könnte demnach trotzdem sein, dass es Argumente gibt, die für eine Kategorisierung des Kapitalismus als ideologisierter Herrschaftsform sprechen, hierzu ist es notwendig, sich mit den Zwangsmaßen, und Zwangsformen auseinanderzusetzen, die der Kapitalismus, und nur der Kapitalismus, nicht der Kolonialismus, nicht der Totalitarismus, nicht die Monarchie, nicht der Imperialismus hervorbringt.

Es könnte sein, dass es Formen von politischem Kapitalismus gibt, der entweder durch an die breite Masse gerichtete kommerzielle Imperative, oder durch nicht öffentliche Kollaborationsformen, Verschwörungen, und Korruptionsweisen, eine ideologische Wirkung entfaltet. Wenn das der Fall ist, so müssten diese erwähnten Phänomene, exklusiv dem Kapitalismus, und nichts anderem, zugerechnet werden, und als Ideologie identifiziert werden können.

Es könnte ferner sein, dass Kapitalismus als ideologisierte Herrschaftsform kein allgemeines, sondern nur ein regionales, oder epochenbedingtes, oder durch andere Bedingungen hervorgebrachtes Phänomen ist. Progressiver hat hierzu eigentlich nichts geschrieben, wenn man seinen Anwandlungen folgt, so könnte man meinen, der Kapitalismus wäre ganz allgemein und ausnahmslos schon immer eine ideologisierte Herrschaftsform gewesen, und müsse dies zwangsläufig auch in alle Ewigkeit sein, weshalb er aber trotzdem hier und da zu verbessern sei, weil er ja nicht ersetzt werden kann.

Der Hauptteil meiner Argumentation ist indes eine Auseinandersetzung mit einigen zentralen Inhalten der antikapitalistischen Ideologie von Progressiver, seiner Logik, seinen Motiven, und seiner Art von Brainwashing, zu dessen Methoden die ständige, stereotype Wiederholung immer derselben einfachen Parolen und Phrasen zählt, die den zentralen Kern einer Ideologie ausmachen, die zur Realität nur einen interessebedingten Bezug, aber zur Praxis einen unbedingten Bezug hat.

Es ist ein Merkmal der Ideologien, dass sie den Menschen gering schätzen, denn dieser ist nur Erfüllungsgehilfe der ihm vorherbestimmten Imperative, und zugleich Gefäß für die ihn indoktrinierenden Inhalte.

Mit dieser mittels Ideologien allgemein dem Menschen gegenüber zum Ausdruck gebrachten Verachtung, korrespondieren einige grobe Beleidigungen, die in diesem Diskurs von Progressiver und anderen formuliert wurden:

* Die Argumente der Diskursteilnehmer seien "das letzte Röhren derer Hirsche, was wir gerade noch dazu hören/wahrnehmen".

* Die Herrschaftsideologie scheine ja schon voll zu wirken, die blinden Flecke des Kapitalismus würde der Diskursteilnehmer nie erkennen

* Kein Mensch unterwerfe sich einem Diktator, aber alle unterwürfen sich dem Kapitalismus (eine haarsträubende Lüge, wie Hitler, Mao-Tse-Dong, Progressiver, Nordkorea und Putin beweisen)

* Die Hauptprotagonisten des Kapitalismus täten, wie Drogendealer, alles, um das System am Laufen zu halten

* Der einzige ethisch und moralisch nicht korrumpierbare, und nicht korrupte Mensch sei Progressiver, er ließe sich einfach nicht mit Geld schmieren

* Wer reich ist, könne nur Lottomilliardär, oder kriminell sein

* Die ganze Welt liefe in ihrem Hamsterrad umher

* Man würde dressiert von der Wiege bis zur Bahre, man lebe, um zu arbeiten, aber arbeite nicht, um zu leben

* Die Kapitalismusjünger in diesem Diskurs zeigten gegenüber einem Sozialismus oder Kommunismus immer Beißreflexe


Gleichwohl nennt Progressiver selbst keine Alternative zum Kapitalismus, sondern beschränkt sich darauf, seine eigene Erhabenheit anzudeuten, also der einzige zu sein, der von all den heimtückischen Methoden des Kapitalismus unbeeinflusst geblieben ist, gleich einem Propheten oder Messias, mit einem lauteren Sendungsbewusstsein, und seine Audienz zur Revolte anzustacheln.

An dieser Stelle möchte ich diese Beleidigungen gerne erwidern : Progressiver, du selbst bist der Lemming, der Hamster und der Hund, wenn du glaubst, auf diese Weise Menschen fangen und überzeugen zu können. Ich möchte dir empfehlen, dir den Film "Network" anzuschauen. Er handelt von einem Journalisten, der zum Fernsehprediger wird, und er ist sowohl lustig, als auch ernsthaft und anspruchsvoll zugleich.

Ein Merkmal totalitärer Diktaturen und politischer Religionen, ist deren zur Indoktrination der Massen angewandte Methodik. Man findet diese nicht nur in Schulen, wo bereits Kindern die ideologischen Inhalte beigebracht werden, sondern auch in eigens für diese Indoktrination geschaffenen Einrichtungen, wie der Putin- oder der Hitler-Jugend. Im Totalitarismus findet man dieselben Indoktrinationsmethoden in von staatlichen Institutionen geführten Medien, und man findet dieselben Methoden und Inhalte an Arbeitsplätzen, wie in hierfür eigens eingerichten Erziehungslagern.

Ich fordere dich, Progressiver, hiermit auf, mir Belege dafür zu geben, wo im heutigen Deutschland, in den heutigen USA, im heutigen Südamerika, Australien, Frankreich und Griechenland, Schulkinder beigebracht bekommen, als Tellerwäscher Millionäre werden zu können.

Ich fordere dich auf, Belege zu geben dafür, wie in von den USA geleiteten Arbeitslagern den zwangsweise internierten Arbeitssklaven diesen eingetrichtert wird, dass man lebe, um zu arbeiten, aber nicht arbeite, um zu leben.

Ich fordere dich auf Belege zu liefern dafür, wie der "äußere Sklaventreiber internalisiert wird", bis den Menschen in Griechenland keine individuelle Freiheit mehr bleibt, zu erkennen, ob sie etwas moralisch Richtiges, oder Falsches tun.

Ich fordere dich auf Belege dafür zu geben, wie die australischen Medien den Australiern ein Brett vor den Kopf nageln, damit deren Gehirn an den alten Zöpfen festhängen bleibt.

Ich fordere dich auf, Belege dafür abzuliefern, wie die CDU den Deutschen erzählt, dass Deutschland ein Schlaraffenland ist.

Schließlich fordere ich dich auf, Belege dafür zu geben, warum der heutige Kapitalismus totalitär ist - nicht die USA unter Trump, oder der chinesische Staatskapitalismus, oder der Putinismus, sondern der von fast allen Staaten der Welt praktizierte, allgemeine, heutige Kapitalismus.

Das bedeutet, ich erwarte von dir eine Beweisführung, aus der hervorgeht, dass der Totalitarismus des heutigen Kapitalismus ein globaler, und global verifzierbarer Aspekt des Kapitalismus ist. Und in einem gebe ich dir Recht : Ein Hamster, ein Hund, und ein Lemming, kann derlei gewiss nicht leisten, denn die sind alle viel zu sehr beschäftigt damit, zu beißen, im Rad zu laufen, oder über eine Klippe ins Meer zu springen.

Bestandteil einer Ideologie ist, wie schon gesagt, ein pragmatischer Aspekt. Dieser umfasst ein Narrativ, welches eine Handlungsnotwendigkeit beschreibt, also die Gründe nennt, für eine nötige Konsequenz des Handelns, und ein Narrativ, welches die Handlungsformen beschreibt, also die möglichen Praktiken. Bei den Nationalsozialisten lautete das Narrativ zur Bestimmung der Handlungsnotwendigkeit, dass dem deutschen Volke Siedlungsraum mangele, was nicht stimmte, oder, dass das "Weltjudentum", welches in dieser Form nie existierte, des deutschen Volkes größter Feind sei. Das Narrativ, welches die nötigen Handlungsformen der Nationalsozialisten beschrieb kennst du, es führte zum Holocaust, und zum totalen, Zweiten Weltkrieg.


Bei dir, Progressiver, umfasst das Narrativ zur Bestimmung einer Handlungsnotwendigkeit Wendungen wie :

* "Das ganze System ist korrupt",
* "Unfähigkeit kapitalistischer Protagonisten und Mitläufer wird die Erde in den Abgrund reißen",
* "Wir haben die Hölle auf Erden",
* "Die Menschheit erfüllt den Tatbestand von Wahnsinn, weil sie mit denselben Methoden aus
der Katastrophe rasen will, mit denen sie in sie hineinraste"
* "Das Klima vergibt nie !"
* "Ansonsten kriegt die gesamte Gesellschaft, wenn nicht der ganze Planet, einen Burnout-Kollaps."


Und das Narrativ zur Bestimmung gebotener praktischer Konsequenz durch die von dir ideologisch indoktrinierten und manipulierten Hamster, Hunde und Hirsche umfasst Parolen wie :

* "Der Staat und die Zivilgesellschaft müssen sich wehren"
* "Die fossile Lobby hierzulande ist mindestens genau so mächtig wie die KPCh in China.
Beide müssen entmachtet werden. "
* "Es wird Zeit, den Milliardären ihr Spielzeug wegzunehmen."
* "Entschleunigen. Loslassen. Innehalten."
* "Das Wirtschaftswachstum zu beenden"

Hiermit ist grob dein Inventar an Logiken, Slogans und Parolen skizziert, durch das du auf die Menschen einwirkst, um sie zu politischem Handeln zu mobilisieren, gleich einem Einpeitscher Mao Tse-Tungs, Putins, oder Hitlers.

In meiner Auseinandersetzung mit Theorien zum kommunikativen Handeln, ist mir eines aufgefallen : Dass viele Menschen normalerweise den Aspekt ihrer Artikulation ignorieren, der sie selbst offenbart. Ihre Gefühle, ihre Ansichten, ihre Sprache, ihre Perspektiven, ihren Horizont, ihren Willen.

Menschen können sich nicht beliebig verstellen. Sie können nur das sagen, was sie wissen, sie können nicht sagen, was sie nicht sagen wollen, sie können in keiner Sprache sprechen, die sie nicht kennen. Menschen offenbaren über sich selbst so vieles, in nur wenigen Worten, dass ein wahrhaftiger Menschenkenner nicht mehr benötigt, als wenige Worte und Gesten, um zu einem Bild eines Gegenübers zu gelangen. Die Psychologie seit Freud nennt dieses Phänomen, wenn es professionellen Psychologen unterläuft, "Gegenübertragung". Man macht den Fehler, den eigenen Mangel, den eigenen Affekt, den eigenen Komplex, die eigene Pathologie und Negativität auf den untersuchten Patienten zu projizieren, man veräußert nur das, was in einem selbst steckt, und begeht den Fehler, zu glauben, man habe stattdessen das Gegenüber "von innen" erkannt.

Ich denke, das Meiste von dem, was du, Progressiver, hier verbreitest hast, ist eine solche Projektion dessen, was in dir selbst vor sich geht, deine eigenen Ängste und Selbstverständnisse, auf deine Umgebung.

Der zitierte Max Weber hat ein Beispiel genannt von Protestanten, die auf den Kapitalismus abgingen, in etwa so, wie es Händler an der Börse tun, die sich darauf spezialisieren, aus dem Nichts Geld zu schöpfen. Dies belegt aber nicht, dass der Kapitalismus eine Ideologie der Herrschaft ist, es belegt lediglich, dass der Kapitalismus Menschen auf solche Weise inspirieren kann.

Erkläre bitte auch, inwiefern die Freiheit des Willens durch den Kapitalismus wahrhaftig eingeschränkt wird. Sämtliche willensspezifischen Phänomene, die im Kapitalismus typisch sind : Die Qual der Wahl, Die Auswahl eines Berufes, der Urnengang bei einer politischen Wahl, die Auswahl einer Lebenspartnerin, all dies sind Dinge, die nie von vornherein einfach, oder selbstverständlich, oder vorherbestimmt sind. In all diesen Fällen gibt es keine Zwänge, im Gegenteil. Es gibt mehr als nur 1 Auto zu kaufen, es gibt zumeist neue Berufe, von denen die Eltern keine Ahnung mehr haben, zu denen sie also auch nicht raten können, es gibt die Zwangsheirat im Islam, aber nicht im Kapitalismus, und es gibt den Zwang, Putin zu wählen, für die Ostukrainer, aber nicht im Kapitalismus per se.

Eine Methode der Öko-Fanatiker ist die Personifizierung der Erde, als Gaia, oder auch nicht. Eine weitere ist die Kreation dramatischer Szenarien, in denen diese personifizierte Erde in irgendeiner Weise untergeht, damit der Eindruck der Dringlichkeit zu ökologischem Handeln entsteht. dieses aber kann nur ein sofortiger Wachstumsstop sein. Ich werde mich nun diesen drei Kernelementen der öko-fanatischen Ideologie zuwenden.


1. Personifizierte Erde

Die Erde ist kein Mensch. Nicht die Erde fühlt, sondern die Lebewesen auf ihr. Im Laufe ihres Lebens, hat die Erde seit ihrer Entstehung sehr viel katastrophalere, sehr viel extremere Zustände erlebt, als die, die sie gerade jetzt durchmacht, und auch als die, die ihr in Zukunft bevorstehen. Das bedeutet, die Erde wird keinesfalls zerstört werden. Die Erde, und das Leben auf ihr, sind zweierlei Dinge. Aber selbst das Leben auf der Erde hat bereits ein halbes Dutzend globale Massensterben erlebt.
Der Mensch, ist ein drittes. Für ihn - für uns, wird es in Zukunft katastrophaler, und anstrengender.


2. Drama

https://en.wikipedia.org/wiki/Extinction_event

Bemühen wir uns, die Lebensbedingungen auf der Erde in einem Rahmen zu halten, in dem wir gut leben können, dann tun wir das in erster Linie für uns selbst, und danach für das restliche Leben auf der Erde. Wie gesagt - es gab bereits ein halbes Dutzend globaler Superkatastrophen, durch die fast alles Leben ausgerottet wurde, doch wir leben trotzdem, und allem Anschein nach, waren diese Superkatastrophen um einiges schlimmer, als das, was uns bevorsteht.

Die Prognosen der Klimawissenschaftler sind sich einigermaßen ähnlich. Ernstzunehmende Szenarien sehen die Klimaveränderung als bis zu einem gewissen Punkt in der langfristigen Zukunft als zu diesem Zeitpunkt unaufhaltbar an. Das heißt, wir - die gesamte Menschheit - kann heute tun, was immer sie will, auch sofort damit aufhören die Umwelt zu verschmutzen - und sie wird doch nicht verhindern können, dass sich das Klima noch weitere 100 bis 200 Jahre, oder auch länger, verschlechtern wird.

Außerdem gibt es Konsens hinsichtlich eines sich selbst verstärkenden Effekts : Durch die Erwärmung der Erde, kommt es zur Schmelze riesiger, kohlenstoffhaltiger Böden in der russischen Tundra. Diese schmelzen gerade jetzt, und haben eine gewisse Tiefe, doch durch die Schmelze wird der Kohlenstoff in diesen Böden in die Atmosphäre freigesetzt werden.

Dies ist ein Beispiel, für eine Form der Selbstverstärkung der globalen Erwärmung, die den bereits erwähnten, nicht aufzuhalten Effekt, der uns die nächsten 100, 200 Jahre bevorsteht, verstärken wird.

Keinesfalls wird es dazu kommen, dass das Klima sich nie mehr auf einen bestimmten Zustand einpendeln, und auch nie mehr verbessern wird - die Erde hat sich in 4,5 Milliarden Jahren auf äußerst viele, unterschiedliche Zustände eingepegelt, und Kälte- wie Hitzephasen, sowie Phasen äußerst extremer und atmosphärischer Zusammenssetzungen durchgemacht, Leben gab es trotzdem, und so wird es bleiben.


3. Wir müssen aufhören, zu wachsen (Schuld ist nur der Kapitalismus)

Von den Lügen, die bislang verbreitet wurden : Die Erde ist kein Lebewesen, die Erde wird nicht untergehen, ist diese die auffälligste.

Sie wird - wie der Feminismus auch - grundsätzlich an den Orten verbreitet, wo man ein offenes Ohr für sie hat, und wo den Aktivisten und Lügnern im Namen des Öko-Fanatismus keine eigentliche Gefahr droht. Progressiver muss nicht befürchten, dass ein Agent des "totalitären Kapitalismus" morgen vor seiner Türe steht, ihn zu verhaften, im Gegenteil, die Grünen wurden - entgegen seiner Prognose [sic!] - gewählt, zusammen mit der SPD, und auch schwarz-grün hat es als Koalition in Deutschland, gegenwärtig.

An den politischen Orten, an denen den grünen Aktivisten lebensgefährdende Sanktionen drohen würden, also in Russland, oder in China, in Afrika und im Iran, gibt es diesen Aktivismus eher seltener, und auch der in Deutschland aktive Öko-Fanatismus legt großen Wert darauf, nicht an den Orten im Ausland aktiv zu werden, die dafür bekannt sind, die größten Dreckslöcher der Menschheit zu sein.

Anstatt dass also Progressiver sinnvollerweise seine Totalitarismus-Kritik bei Putin, oder Xi Jinping, oder Kim-Jong-Un vorträgt, müssen wir in Deutschland seine beleidigenden Ergüsse über uns ergehen lassen. Ich finde das sehr ungerecht.

Dass das Wachstum schädlich sei, ist eine Lüge, weil der Begriff "Wachstum" relativ ist. Nehmen wir einfach mal an, Deutschland würde zum Vorbild einer ökologischen Industrie, dann wäre selbst das eine Form von Wachstum. Nehmen wir an, Deutschland würde führend sein bei der Entdeckung von Methoden zur Entsorgung von Müll jeglicher Art, sei es im Erdkern, oder außerhalb des Erdorbits, dann wäre selbst das eine Form von Wachstum.

Manches Wachstum wird sich nicht aufhalten lassen, wie der Asteroiden-Bergbau. Das heisst, manche "Argumente" der Wachstumsgegner, sind heute schon auf absehbare Zeit begrenzt. Sehr bald wird es mehr Rohstoffe geben, als die Menschheit verarbeiten kann, weil man auf die Rohstoffe im erdnahen Weltraum wird zugreifen können.

Das bedeutet, je nach dem, wie man Wachstum definiert, ist sein Ende noch nicht einmal besonders gut. In einiger Zeit, werden wir nicht nur auf der Erde, sondern auch im Weltall leben. Zu diesem Zeitpunkt werden wir das erste Mal wirklich sicher sein, nämlich vor allen Katastrophen, die über die Erde hereinbrechen können.

Ich glaube du, Progressiver, meinst eigentlich etwas anderes. Du willst einen anderen, besseren, neuen Menschen heranziehen. Denn welches Wirtschaftssystem auf der Erde angewandt wird, ist eigentlich egal. Manche Dinge, wie die Korruption, werden sich nie ändern, ob man kapitalistisch lebt, oder nicht, denn bevor der Mensch Kapitalist ist, ist er korrupt.

Zu diesen typisch menschlichen Neigungen und Unzulänglichkeiten zählen sehr viele Dinge, wie die Gier, die Aggression, die Religiosität, der Drang, andere zu kontrollieren. Aber Kapitalisten sind wir nicht, bevor wir Menschen sind. Erst sind wir Menschen, darum gierig, aggressiv, religiös, und scharf darauf, Kontrolle auszuüben. Erst danach, finden wir - oder auch nicht - dass sich der Kapitalismus hierfür eignet. Darum wirst du wohl eher bis an dein Ende damit beschäftigt sein, aus den Menschen bessere Menschen zu machen, anstatt sie effektiv davon überzeugen zu können, den Kapitalismus gegen etwas einzutauschen, was ohnehin wieder nur Kapitalismus sein wird.


Zu deinen sonstigen Fragen und Problemchen

Seltene Erden gibt es in :
Platz Land Marktanteil in %
1 China 61,0
2 USA 15,5
3 Myanmar 9,4
4 Australien 8,0

Coltan gibt es in Regenwaldgebieten: darunter Brasilien, Mosambik, Ruanda, Australien und die DR Kongo.

Dass 80 % des Coltan im Kongo abgebaut werden, bedeutet nicht, dass man es nicht auch anderswo abbauen könnte, wenn man es nur wollte. Mein Handy habe ich aus China, ich erfuhr von seiner Herkunft erst während des Kaufes, und ich freue mich eigentlich, dass es möglicherweise kein Coltan aus dem Kongo enthält.


Zu den Zwangsformen des Kapitalismus

Ich hörte oft von Kapitalismuskritikern, dass sie durch unterschwellige Werbung beeinflusst würden. Ich machte mir die Mühe, und befasste mich mit dieser unterschwelligen Werbung, von der behauptet wurde, dass sie auf das Unterbewusstsein einwirke, und die Menschen dazu brächte, bestimmte Produkte, wie vor allem die bekannten, viel beworbenen Marken zu kaufen. Ich selbst habe festgestellt, dass ich entweder diese unterschwellige Werbung eben tatsächlich nicht wahrnehme, oder aber, wenn ich sie wahrnehme, dann nicht durch mein Unterbewusstsein.

Dieses habe ich viele Male überprüft, indem ich Kopfhörer aufsetzte, vor dem Schlafengehen, und sicher stellte, körperlich sehr erschöpft zu sein, also mit den Kopfhörern auf den Ohren, und laufender Musik oder Dokumentation und Werbung, einzuschlafen. Ich habe nie irgendwelche Träume gehabt, oder im Anschluss hieran Verhaltensweisen an mir bemerkt, die nicht durch das erklärbar gewesen wären, was mir durch mein Wachbewusstsein ging. Das heißt, man muss wohl ein besonders sensibler Mensch, mit einem wirklich aktiven, und vom Wachbewusstsein in besonderer Weise getrennten Unterbewusstsein sein, wenn man durch unterschwellige Werbung wirklich beeinflusst wird.

Ich will nicht abstreiten, dass es überhaupt möglich ist, Menschen auf diese Weise zu beeinflussen, allein bei mir funktionierte es einfach nicht. Ich halte mich darum aber nicht für einen Propheten des Antikapitalismus, der der Meinung ist, alle anderen müssten ferngesteuerte, leere Hülsen sein, die nur darauf warten, zum nächsten Konsumtempel abbestellt zu werden, um dort alles verfügbare Geld zu verpulvern.

Es gibt Experimente besonderer Art, auch solche, die die Tätigkeit des Unterbewusstseins vor der des Bewusstseins messen (Libet-Experiment, aus dem Jahr 1980) und hierdurch den Nachweis erbracht haben wollen, dass der Wille des Menschen nicht frei ist. Ich behaupte, er ist es trotzdem, und das Resultat dieses Experiments ist Gegenstand einer bewundernswerten Bemühung der Neurowissenschaft, die Unfreiheit des Menschenwillens herbeizudeuteln.

Aber eben das ist auch der Punkt : Selbst wenn der Wille der Menschen nicht frei wäre, es bräuchte zumindest die Vorstellung, dass er frei sein könnte, wenn man es nur wollte, denn das ist sein Prinzip : Die Verwirklichung dessen, was nicht existiert, weil es der Existenz würdig ist. Darum ist es wichtiger, ob ein Mensch will, dass sein Wille frei ist, als der Umstand der Freiheit oder Unfreiheit seines gegenwärtigen Willens.

Mit anderen Worten, aufgrund der auf den Willen anzuwendenden praktischen Vernunft, spielt der Zustand des Menschenwillens selbst, nur eine untergeordnete Rolle.

Ich behaupte, dass es keinen Menschen gibt, der nicht ebensogut den Fernseher ausschalten könnte, wenn er oder sie es nur wollte, und dass die Gewöhnung, also die Faulheit, das Einzige ist, was die Menschen an das Fernsehen bindet. Ebenso verhält es sich mit der Werbung am Straßenrand, im Kino, in der Zeitung, im Radio, und im Supermarkt : Nichts und niemand zwingt uns, sie anzuhören, sie anzuschauen, vor ihr zu verweilen, über sie nachzudenken, sie zu mögen, oder ihr zu folgen. Tun wir es trotzdem, dann tun wir es, weil wir es wollen, und weil wir die Zeit und Mühe dafür übrig haben.

Dinge, die einem Hamster bereits sehr schwer fallen dürften. Aber hierbei handelt es sich nicht um den einzigen Widerspruch in der Logik von Progressiver. Zur Freiheit verdammt zu sein, bedeutet, mit Hamsterrädern eigentlich nichts zu schaffen zu haben. Aber vielleicht verhält es sich bei Progressiver ja anders. Wohin hast du dich so schnell verdrückt ? Find ich wirklich schlimm - kaum will man sich seiner Beschwatzung nicht fügen, schon ist er auf und davon !

Ich möchte den Hauptteil meines Gutachtens abschließen mit einer für die Sache zentralen Problematik. Wieder und wieder wurde von Progressiver vorgebracht, der Kapitalismus sei schlecht, weil Politiker so korrupt sind. Dieses Argument ist unlogisch, weil Politiker nichts mit dem Kapitalismus zu tun haben, sondern nur die Kapitalisten. Politiker sind keine Kapitalisten. Politiker sind Politiker in jedem möglichen Wirtschaftssystem, und in jeder möglichen Staatsform. Politiker wären Politiker sogar dann, wenn man eine Wirtschaftsform finden würde, die mit dem Kapitalismus nichts zu tun hat.

Und auch in dieser, wären Politiker korrupt, machthungrig, gierig, fanatisch, ausbeuterisch, diktatorisch, weil sie zu aller erst Menschen sind, danach Politiker, und danach etwaig kapitalistisch, oder auch nicht.

Prinzipiell würde ich dir fast zugestimmt haben - Korruption ist ein profundes, ein schlimmes Problem der Politik und der Wirtschaft ebenfalls. Aber auch hier gilt : Korruption, wie die Sklaverei auch, ist so alt wie die Menschheit, so alt wie die Prostitution auch.

Man könnte ebensogut argumentieren, dass der Kapitalismus auch schuldig ist an dieser, doch selbst das ist er nicht, er entstand viel später, und die ersten zweihundert Jahre seines Wirkens, wusste man kein Wort für ihn, weil man über ihn überhaupt nicht nachgedacht hatte. Das heisst, es gab ganz bestimmt keinen ideologischen kapitalistischen Propheten, wie den Marx für den Antikapitalismus, oder Jesus Christus für das Christentum - man dachte eben nicht. Es gab keine kapitalistische "Idee", und noch weniger gab es eine Lehre derselben.

Der Kapitalismus entstand so natürlich, und die Menschheit ist angesichts seiner so ratlos, ihn zu ersetzen , dass man sich eigentlich zu der Erkenntnis durchringen könnte, dass es keinen Ersatz für ihn gibt, sondern nur eine Verbesserung seinerselbst, und dass die gegen ihn zu Felde geführten Argumente besserenfalls auf nichts weiter beruhen als auf seiner bislang falschen Umsetzung. Was ihn vom Sozialismus unterscheidet und abhebt, denn dieser kann offenbar überhaupt nicht dauerhaft und effektiv umgesetzt werden.

Die folgenden Links sind Nachrichten zum Thema Insekten und Klimawandel. Sie belegen das Gegenteil von dem, was Progressiver hier behauptet hat. Offensichtlich führt der Klimawandel und der Einsatz von Pestiziden nicht zu einer Ausrottung und einem Mangel an Insekten, sondern es werden im Gegenteil Insektenplagen zu befürchten sein :

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/ ... 83ced.html

https://nyota-ev.de/heuschreckenschwaer ... gersnoete/
Zuletzt geändert von Oliver Krieger am Freitag 14. Juni 2024, 16:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Oliver Krieger »

Ich eröffne den dritten Teil meines Gutachtens mit einem Zitat von Progressiver, aus diesem Diskurs :

"Schließlich möchte ich aber daran erinnern, dass dies hier das Philosophieunterforum ist.
Hier wiederum ist sicher jeder willkommen, der das Ganze ideologiekritisch betrachten oder "verteidigen" will."


Das Ganze, ist sein ideologisches Pamphlet und seine Agitation zur Umsetzung seiner Ideologie, und gewiss will ich dies kritisieren. Hier gleich noch eines :

" " Es gibt da diesen lateinischen Spruch: "Si tacuisses, philosopham erisses." Oder sinngemäß auf deutsch übersetzt: Hätten hier einige geschwiegen, dann wären sie Philosophen geblieben. Aber nicht einmal das stimmt! " "

Ich lege Wert darauf, dass es sich bei manchen anders herum verhält - sie wären keine Philosophen mehr, würden sie zu bestimmten Dingen schweigen. Zu diesen zähle ich mich selbst.

Und noch ein Zitat von Progressiver :

" Kapitalismus war nie der Wegbereiter des Humanismus. "

Er könnte es gewesen sein, obschon er zur Zeit des Kolonialismus - und auch danach nicht - keine Ideologie war. Aber realer Humanismus war doch auch der Stolz der DDR, und der "Neue Mensch" ein sowjetisches, materialistisches Projekt. Ich denke, Progressiver hat hier nur aus seiner eigenen Seele gesprochen, sein Ziel ist die Bildung des neuen, besseren Menschens, der den alten Menschen ablöst, nur braucht es einen Sündenbock, anstelle des Menschen, der an dessen Stelle schuld sein muss für alles, und das scheint hier passenderweise der Kapitalismus zu sein.

Das entspräche in etwa der Sündenbocktheorie - das ist die Vorstellung davon, dass die Gesellschaft funktioniert, weil es für jedes Projekt von gravierender Bedeutung einen Sündenbock gibt, auf den sich die Gesellschaft während der Verwirklichung des Projekts konzentrieren kann.

Wenn Progressiver also Dinge schreibt wie dieses :

"Das Problem ist, dass dieses nimmersatte, nihilistische, geschichtsvergessene, zukunftslose Etwas namens Kapitalismus einen extremen Tunnelblick hat. Darüber hinaus ist er total blind. Woher kommen die Ressourcen? Ach, die sind schon da. Da nimmt er sich auch das Recht heraus, alles auszuplündern. Und das Ergebnis? Es werden immer mehr Abgase, Müll, Schrott, Elektroschrott ausgestoßen ohne Rücksicht auf Verluste."

... dann muss die Frage beantwortet werden : Von wem spricht er eigentlich ? Spricht er von einem Kapitalismus, der keine Person ist, oder von einem Kapitalismus, der eine Person sein könnte ?

Wenn man die Sündenbocktheorie hernimmt, dann ist das von Progressiver gesponnene Narrativ eine kaum maskierte, und ziemlich gnadenlose, sowie durchaus gegen Menschen gerichtete Hetztirade.

Ich will darum eigentlich nicht mehr auf sein Urteil warten, dass da schlicht und ergreifend lauten könnte "Du bist es."

Ein weiteres Zitat von ihm :

"Die Philosophie entstand wiederum ursprünglich mal selbst aus Mythen."

Doch auch das ist falsch. Die Philosophie entstand nicht ursprünglich aus Mythen, sondern sie entstand aus dem Denken der Philosophen. Sie ist die Liebe zur Weisheit, nicht die Liebe zum Mythos, und die von Platon erwähnten Mythen, sind nicht der Stoff, aus dem die Philosophie ist.

Die Philosophie war und ist eine Kritik der Religion, sowie der Politik. René Girard hat dies sehr treffend formuliert, er erwähnte nebenbei, bei einem Fernsehauftritt, dass die Religion der Sündenbock sein sollte.

Ein anderer, Eric Voegelin, schuf den Begriff der politischen Religion, nach der Katastrophe des Nationalsozialismus, und während der Kalte Krieg noch jung war.

Ich will mich in diesem dritten Teil dem Vorwurf widmen, Kapitalismus sei eine Art Religion. Es gibt Merkmale einer Religion, und es gibt für fast alles in dieser Liste ein mit dem Kapitalismus verbundenes Ding, welches als dessen Entsprechung gesehen werden könnte, wenn man will. Das heißt, man könnte mittels einer kapitalistischen Lehre, die Welt erklären. Man könnte auch die Werke von Adam Smith als einen kapitalistischen Kodex definieren, selbst dann, wenn man bedenkt, dass Smith durchaus kritisch gewesen ist. Man könnte die Börse als Kathedrale des Kapitalismus auffassen, die Schwerreichen als Halbgötter und Hohepriester, Dinge wie den Fiskus als den Klerus identifizieren, die Methoden zur Bestimmung von Börsenkursen als kapitalistische Form der Weissagung, die regelmässige Löhnung als ein Sakrament deuten.

~ # ~

Allerdings könnte es sich auch hier wieder um etwas eher radikal Menschliches handeln, etwas, das viel früher schon den Menschen charakterisierte, und von ihm praktiziert wurde, und das ist die possessive Suggestion, und die praktische Vernunft.

Die possessive Suggestion bewirkt, dass wir zu der Auffassung gelangen, wir könnten in Besitz dessen gelangen, was wir vor Augen haben oder uns nur vorstellen: Den Gegenstand, auch die bloße Idee oder Komposition, das Tier, den Baum, den Menschen, das Privileg, und die Zeit selbst.

Es handelt sich um eine Suggestion, nicht um ein Wissen, und die Suggestion wirkt, weil wir es wollen, denn Menschen sind gierig. Wir denken, dass Besitz an allem möglich ist, weil wir gierig sind, und besitzen möchten - und nicht, weil ein Gott es uns erlaubt hat.

Der Kapitalismus ist insofern ehrlicher, weil er auf solche außerirdischen, metaphysischen Selbstrechtfertigungen eigentlich verzichtet, und sich damit begnügt, sein bloßes Recht auf Besitz in einem weltlichen Rechtskodex erwähnt zu wissen, doch der Kapitalismus ist kein Mensch - er kann nicht ehrlich sein, und sich begnügen.

Das andere ist die praktische Vernunft, also das, was keine theoretische Vernunft ist. Dies umfasst eine erstaunliche Anzahl von Propositionen und Logiken, hierunter die mimetische Logik der Nachahmung, die Logik der reinen Praxis, und die Logik des Willens. Für uns erscheint bloße Betätigung sinnvoll - sich regen bringt segen. Für uns ist die Auseinandersetzung mit den rechten Vorbildern von großer Wichtigkeit, es ist logisch, diesen nachzueifern.

Ein zentrales Motiv in Girards mimetischer Theorie ist die des Opfers. Praktische Vernunft hat die Menschheit dazu gebracht, anstelle des Menschen, das Tier zu opfern, und dieselbe praktische Vernunft schuf das Ritual, und regulierte die Opferung im Verlauf einer sozialen Krise. Mythen waren und sind die Narrative, die gekennzeichnet sind durch das, was in ihnen verschwiegen wird. Will man Mythen deuten, so muss man das berücksichtigen, was in ihnen nicht zum Ausdruck kommt, wie den Kollektivmord, der diesen zugrunde liegt.

Der Mensch hat zu Beginn seiner Hominisation nicht so viel gedacht, sondern viel gemacht. Der frühe Mensch war in erster Linie praktisch, und seine Veranlagung zu praktischer Vernunft führte zu den Dingen, die wir heute dem Kapitalismus anlasten : Prostitution, Gier, Korruption, Eitelkeit, Statusdenken, Standesdünkel, Sklaverei, Ausbeutung. Doch all das gibt es seit Beginn der Menschheit, im sehr starken Gegensatz zum Kapitalismus.

Das einzige, was man dem Kapitalismus vorwerfen kann, so, wie man dem Sozialismus vorwerfen kann, Übel wie die monströsen Laogai- und Gulag-Systeme nicht moralisierend verhindert zu haben, ist, die genannten Übel der Prostitution, der Korruption, der Eitelkeit, der Gier, der Sklaverei, und des Statusdenkens nicht verhindert zu haben.

Aber schon früh gab es Gegenentwürfe : Der Buddhismus und das frühe Christentum legen großen Wert auf die Entsagung von allem Materiellen. Die Abscheu vor allem Weltlichen, ist ausdrücklicher, wesentlicher Bestandteil der Weltreligionen. Diese sind vor allem ein Ausdruck antikapitalistischer, sozialistischer Ethik des Weltverzichts, des Fastens, des Zölibats, des Eremitenlebens, und der Armut.

Das heißt, man wusste schon 2.000 Jahre und mehr vor der Entstehung des Kapitalismus, was eigentlich gemeint ist, und man ahnte auch, warum solches Verhalten, entstehend aus possessiver Suggestion und praktischer Vernunft, nicht für jeden Menschen und in jeder Hinsicht gut und richtig ist.

Mit anderen Worten, es geht - und ging eigentlich nicht - um den Kapitalismus, sondern um einen Menschen, der sich an weltlichen Dingen orientiert, materiell orientiert ist, und dementsprechende Gelüste hat, und dementsprechende Verhaltensweisen kultiviert, rechtfertigt, nachahmt, und verfeinert. Hierbei, dürfte es sich um die Determination des Kapitalismus handeln, denn dieser ist aus diesen hervorgegangen.

Somit spielt es auch eigentlich keine wirkliche Rolle, ob der Kapitalismus, so wie seine frühen Gegenentwürfe - die Weltreligionen - eine Religion ist, es ist egal, ob man in der Börse eine kapitalistische Kathedrale erachtet, und die Methoden der Spekulanten als kapitalistische Weissagung, denn es ändert nichts, es macht die Sache nur plastischer, als sie ist, und zu sein verdient.

Der Kapitalismus verändert dadurch nicht sein Wesen - er ist dadurch nicht weniger Wirtschaftssystem, weil er noch immer auf denselben, archaischen, die Hominisation begleitenden menschlichen Eigenschaften basiert.

Der Kapitalismus ist keine Ideologie, er ist seinem Wesen nach unpolitisch. Er ist keine Herrschaftsform, sondern ein Oberbegriff der Wirtschaftsystemik. Er entstand, ohne dass irgendwer ihn als System entworfen hätte, durch eine Synthese praktisch vernünftiger kommerzieller Handlungsweisen. Die ihm zur Last gelegten Dinge - die ich zuvor benannte - sind allesamt Missbräuche, und Schlechtigkeiten des Menschen, die um tausende Jahre älter sind als der Kapitalismus selbst. Nicht dieser hat diese hervorgebracht, sondern diese haben den Kapitalismus hervorgebracht. Es ist darum müßig, ihn als Religion definieren zu wollen, weil es nicht nötig ist, ihn auf diese Weise zu schärfen, oder zu systematisiern. Er genügt als Wirtschaftssystem, aber nicht als politische Herrschaftsform, und er hat keine wirksamen, kodifizierten ideologischen Bestandteile : Er definiert an keiner Stelle eine Handlungsnot, und er definiert an keiner Stelle eine Handlungskonsequenz, diese Not zu kompensieren. Er kann das nicht tun, weil er keine Person ist. Er ist kein Prophet, er hat keine Propheten.

Ich schließe mit einem letzten Zitat von Progressiver :
" Wie soll man den Kapitalismus wertfrei definieren können? Ist er eine heilige Kuh, die irgendwie vom Himmel gefallen ist? Sehen wir uns doch einmal die Geschichte an. Ja, die ganze Geschichte. Ohne Auslassung der unangenehmen Seiten. "

Das habe ich an dieser Stelle versucht. Ob ich es geschafft habe, beurteilen Andere, ich behaupte, ebendas ist Philosophie.
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Bogdan
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Bogdan »

Die Enteignung der Aktionäre ist zwar auf Basis des StaRUG völlig legal, aber für Kleinanleger ein harter Schlag. Anlegervertreter haben bereits Widerstand angekündigt. Schon lange kritisieren Aktionärsschützer, dass es den Unternehmen zu leicht gemacht werde, die Anteilseigner hinauszudrängen.
https://www.t-online.de/finanzen/boerse ... ignet.html

Das ist mir neu, dass es das gibt und möglich ist.
Eine persönlich-abwertende Bemerkung gegenüber einem anderen User
zeigt die Unfähigkeit, einen sachlichen Disput zu führen.
Aktiver Friedenshetzer
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