Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Moderator: Moderatoren Forum 4

Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Atue001 hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 19:10 Kleiner Hinweis am Rande - über die Strombörse wird lediglich der kleinere Teil des Stroms überhaupt gehandelt. 75% sind klassische OTC-Verträge und damit auch unabhängig von der Strombörse.
Hinweis 2: Die zum Beleg der fragwürdigen allgemein aufgestellten Behauptung genutzten Zahlen sind aus wenigen Monaten von 2023.
Hinweis 3: Nachweislich importiert Deutschland dafür inzwischen deutlich weniger Kohle, Öl und Gas. Wenn man schon bilanzieren will, dann bitte ganzheitlich.
Hinweis 4: Uran für AKWs wird gar nicht mehr importiert - weil nicht mehr benötigt.
Hinweis 5: Deutschland könnte auch heute größter Netto-Exporteur sein - denn es hat sich nichts daran geändert, dass Deutschland deutlich mehr Stromerzeugungskapazitäten hat, als es selbst benötigt. Allerdings - und das ist tatsächlich eine Lehre aus der Transformation - es ist günstiger, den in weiten Teilen grünen Strom von der Strombörse zu beziehen, als selbst teurere Kohle- und Steinkohlekraftwerke anzuschmeissen.
Die Idee, dass ein gesunkener Export und gestiegener Importanteil ein Indiz für was anderes wäre, als dass der Import günstiger als die Eigenproduktion war, ist falsch.
Und wenn man schon auf den importierten Strom schaut - dann sollte man schauen, was wir da importieren - das ist zum größten Teil grüner Strom aus unseren Nachbarländern, wenn diese Überschuss haben. Erst der zweitgrößte Posten ist Atomstrom aus Frankreich - der ist nämlich teurer als der grüne Strom.....
Hinweis 6: Es fehlen keine 30 TWh an Produktion - vielmehr wurde seit der Abschaltung neue Kraftwerkskapazität deutlich oberhalb ovn 30 TWh zugebaut - bei gleichzeitig stagnierendem oder sogar sinkenden Bedarf.


Über die Zusammenhänge des europäischen Energiemarktes solltest du dich mal ganzheitlich informieren - dann wird dir auch klar, dass du unter Betrachtung eines kleinen und willkürlich gewählten Ausschnitts der Gesamtdatenlage zwar irgendwas Schlussfolgern kannst - nur wird es der Gesamtgemengelage nicht gerecht.
Aus Sicht der Verbraucher sind die Strompreise relevant, die am Ende rauskommen. Und die sind wieder auf einem Niveau vor der Ukrainekrise - trotz all der Veränderungen, die seitdem bewältigt werden mussten.
Aus Sicht der Erzeuger lohnt der Bau von AKWs nicht - weshalb sich international keine privaten Geldgeber ohne staatliche Garantien finden lassen. Hingegen werden nach lockerung der bürokratischen Hemmnisse nicht nur international, sondern inzwischen auch wieder in Deutschland die preiswertesten Energieerzeuger massenweise nachgebaut - also PV und Windkraft.

Manchmal lohnt es, nicht nur kurzsichtige und kurzfristige Ideen umzusetzen, sondern mal ein wenig visionärer an die größeren Themen ranzugehen.
Um mal aufzuzeigen, wie 100% regenerativ aussehen könnte, lies ruhig mal folgenden Beitrag, der in der Tendenz noch deutlich zu negativ mit den Rahmenparametern umgeht, aber dennoch beschreibt, wie unsere Energieversorgung 2040 aussehen könnte:
https://www.golem.de/news/solar-und-win ... 87290.html
Die Zahlen zum Import des Strommixes sind Augenwischerei. Wenn Deutschland dänischen Windstrom importiert, dann kann es Polen nicht mehr tun. Jetzt kann sich Deutschland freuen, dass sie ja Grünen Strom importiert haben, oder man betrachtet die Sache eben ganzheitlich und sieht dann schnell, dass die größeren Verschiebungen letztendlich bedeuten, dass der deutsche Import über lange Zeiträume hinweg den gleichen Mix hat wie der Strommix des Verbundnetzes, das sind ca. 55% Fossile und Atom und ca. 25% Wind und Solar.


Tja, oder man hätte eben keine Kohle verbrannt, sondern 30TWh sauberen Atomstrom produziert - dann hätte Deutschland nichts importiert, sondern hätte exportieren können, wodurch im Ausland weniger Kohle verbrannt worden wären, oder eben gleichbleibender Import und dafür weniger Kohle im Inland. Das ist übrigens eine Gesetzmäßigkeit, dass AKW genau Kohle einsparen, weil in der merit order AKW genau vor Kohle kommt. D.h. jede kWh Strom aus einem AKW ist eine kWh Strom weniger aus einem Kohlekraftwerk (entweder im Inland oder Ausland).

Ich weiß auch nicht, was der Hinweis 1 soll. Ich hab zwar gar nicht von Strombörsenpreisen geredet, ist aber auch egal, weil Frankreich sowieso in allen Kategorien günstiger ist.
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

Cobra9 hat geschrieben: Donnerstag 15. August 2024, 08:44 (...)
Nur billig, leicht und einfach wird der Weg auch bei EE nicht. Meine Meinung. Nicht mehr oder weniger. Das die neuen Reaktoren eventuell eine Möglichkeit anbieen seh Ich mal so wie geschrieben. Und ich habe auch immer geschrieben- mehrere Säulen wird man brauchen für die Versorgung mit Energie, Wärme usw.
(...)
Hier sind wir "Gefangene" der Kugel Eis! :D Das war natürlich ein dicker Hund. Man muß schon die Systemkosten insgesamt für eine gesicherte CO2-neutrale Energieversorgung mit EE betrachten... also Netze, Trassen und Speicher mit unterschiedlichen Einsatzprofilen. Das Thema wird uns in den kommenden Jahrzehnten bewegen... wenn wir es nicht bewegen möchten. Die von Ihnen genannten "Säulen der Energieversorgung" könnte man auch in den unterschiedlichen EE-Quellen unterbringen...

Von AKW halte ich gar nichts, wenn weiterhin strahlende Abfälle gelagert werden müssen, AKW und strahlende Abfälle als mögliche Ziele kriegslüsterner Zeitgenossen dienen könnten. Mit einem Streichholz einen Benzintank zünden... pervers, aber möglich! Irgendwelchen Hoffnungen auf nutzbare Verwendung der Abfälle folge ich nicht... aber daran forschen sollte man ganz unbedingt, wenn man auf diese Weise die Abfälle gefahrlos und vom Energieeinsatz her bezahlbar unschädlich machen könnte. Diese Kosten sind aber systematisch den AKW zuzuordnen... auch künftigen Dampferzeugern dieser Art.
Benutzeravatar
Cobra9
Beiträge: 45984
Registriert: Montag 10. Oktober 2011, 11:28

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Cobra9 »

Anderer Punkt mit den neuen Reaktoren wohl zum Teil:

Zitat:

Ein neuartiges nukleares Risiko
Derzeit entwickelte Kernreaktoren brauchen mittelstark angereichertes Uran. Damit verschwimmt die Grenze zwischen kommerziellem Nuklearbrennstoff und Bombenmaterial.

https://www.spektrum.de/kolumne/springe ... wtab-de-de

Kann man für ein Problem halten. Positiv seh Ich es eher auch nicht. Es brigt neue Gefahren, da auch die Reaktoren günstiger werden ect.
Bedeutet für Mich die Verbreitung muss überacht werden
Atue001
Beiträge: 4375
Registriert: Freitag 2. August 2019, 00:00

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Atue001 »

Emin hat geschrieben: Donnerstag 15. August 2024, 08:50 Die Zahlen zum Import des Strommixes sind Augenwischerei. Wenn Deutschland dänischen Windstrom importiert, dann kann es Polen nicht mehr tun. Jetzt kann sich Deutschland freuen, dass sie ja Grünen Strom importiert haben, oder man betrachtet die Sache eben ganzheitlich und sieht dann schnell, dass die größeren Verschiebungen letztendlich bedeuten, dass der deutsche Import über lange Zeiträume hinweg den gleichen Mix hat wie der Strommix des Verbundnetzes, das sind ca. 55% Fossile und Atom und ca. 25% Wind und Solar.


Tja, oder man hätte eben keine Kohle verbrannt, sondern 30TWh sauberen Atomstrom produziert - dann hätte Deutschland nichts importiert, sondern hätte exportieren können, wodurch im Ausland weniger Kohle verbrannt worden wären, oder eben gleichbleibender Import und dafür weniger Kohle im Inland. Das ist übrigens eine Gesetzmäßigkeit, dass AKW genau Kohle einsparen, weil in der merit order AKW genau vor Kohle kommt. D.h. jede kWh Strom aus einem AKW ist eine kWh Strom weniger aus einem Kohlekraftwerk (entweder im Inland oder Ausland).

Ich weiß auch nicht, was der Hinweis 1 soll. Ich hab zwar gar nicht von Strombörsenpreisen geredet, ist aber auch egal, weil Frankreich sowieso in allen Kategorien günstiger ist.
Mit Märkten ist es so, dass der eine was anbietet, was andere kaufen können. Wenn die Polen Interesse am dänischen Windstrom gehabt hätten, hätten sie wohl mitgeboten - und Deutschland wäre dann und genau dann ausgestiegen, wenn es sich gelohnt hätte, statt dann teurerem Windstrom aus Dänemark ggf. eigene Kraftwerke anzuschmeißen - auch Kohlekraftwerke oder Braunkohlekraftwerke. Aus polnischer Sicht war der dänische Windstrom aber nicht die richtige Antwort auf deren Herausforderungen, deshalb haben sie nicht ausreichend hoch mitgeboten. Also nix Augenwischerei, sondern normales Marktgeschehen.

Ansonsten kann ich nicht aus den Zahlen, Daten, Fakten herauslesen, dass deutscher Strom billiger gewesen wäre, wenn auch nur ein AKW länger gelaufen wäre. Übrigens auch nicht das Gegenteil - weil viel zu viele andere Effekte deutlich relevanter waren, als die 4 Rest-AKWs. Und faktisch ist der Strompreis seit der Abschaltung der AKWs gesunken - übringens sage ich bewußt nicht "wegen" der Abschaltung - denn das wäre inhaltlich bei der geringen Bedeutung der Rest-AKWs genauso falsch.

Und um die Relationen mal ein wenig zu verdeutlichen - hätte man wirklich vollumfänglich durch den Weiterbetrieb der 4 AKWs 30 TWh Strom aus AKW statt Braunkohle erzeugt (was so völig übertrieben ist) - wir hätten in Deutschland im Jahr weniger als 0,2% des deutschen CO2-Ausstoßes eingespart. Der deutsche Anteil weltweit liegt bei ungefähr 2% - bezogen auf den weltweiten Ausstoß wäre das dann unterhalb der Messgrenze gewesen. Um gleiches zu erreichen, gäbe es andere sinnvollere Maßnahmen.

Was gerne vergessen wird - Wirtschaft braucht vor allem möglichst verlässliche Rahmenbedingungen. Wenn diese sich aber ständig ändern, ist es für die Wirtschaft insgesamt schwer. Den Steuerzahler hat der Schwenk der CDU vom Ausstieg aus der Atomkraft zum Wiedereinstieg - nur um kurz danach wieder auszusteigen, Milliarden Steuergelder gekostet. Diese mussten als Ausgleichszahlungen geleistet werden, weil man mal wieder auf die Schnelle die Energiestrategie gewechselt hatte. Ich denke, diese Milliarden hätten dem Steuerzahler gut getan - oder auch der Finanzierung der Energiewende. Es tut insofern dann doch mal ganz gut, wenn der Geldbeutel des Steuerzahlers geschont wird, und eine langjährig beschlossene Strategie dann auch einfach mal umgesetzt wird.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20986
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von schokoschendrezki »

Emin hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 15:54 Ein AKW ist nicht unversicherbar. Eine Deckungssumme von bspw. 300 Milliarden € hätte eine EU-weite Reaktorversicherung schnell zusammen. Da würde jede Versicherung der Welt Freudensprünge machen, dass sie die Rendite auf diese Deckungssumme einsammeln darf für einen Schadensfall, der sowieso niemals eintreten wird.
Gute Idee. Ich könnte ja mal versuchen, vor dem Bundesverfassungsgericht die Unrechtsmäßigkeit meiner Haftpflichtversicherungspflicht mit der Begründung einklagen, dass bei mir, über 60, soundsolange Fahrerfahrung usw. ein Schadensfall sowieso niemals eintreten wird.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20986
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von schokoschendrezki »

Unabhängig von aller Marktwirtschaft .. die Situation ist absurd. Die Luft hier aktuell im Raum Wien in Mitteleuropa und noch mehr in Südeuropa ist voller Energie. Alles ist aufgeladen. Gewitter wabern umher. Aber man sucht nach Energiequellen! In spaltbarem Material zu Beispiel. Das Problem des Energieüberschusses wird mit einer Suche nach neuen Energiequellen angegangen. Es ist absurd und paradox. Da kann man mit Steuergeldern und Investitionsmodellen noch so herumrechnen. Es ist absurd und paradox.

Was man ins Spiel bringen muss, um gedanklich ein adäquates Bild von der paradoxen Wirklichkeit zu bekommen, ist der Begriff der Entropie. Der Klimawandel ist natürlich nicht einfach nur ein Problem Energieüberschuss sondern ein Problem Überschuss an Energie mit hoher Entropie. Entwertete, diffuse Energie in Form von Wärme oder auch durch Wärme erzeugter atmosphärischer Unruhe. Eine WIndkraftanlage sollte man sich insofern vielleicht nicht als Energieerzeugungs- sondern als Energieaufwertungsanlage vorstellen. Aus diffuser Energie mit hoher ENtropie wird geordneter elektrischer Strom. Die Windkraftanlage denkt über die atmosphärischen Makrozustände nach und ordnet sie in nutzbare Mikrozustände.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20986
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von schokoschendrezki »

Noch idiotischer wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, dass bei Kernspaltung ja auch zunächst mal die in spaltbarem Material enthaltene hochgeordnete Energie als Wärme entwertet wird. Um diese dann in Form eines konventionellen Wärmekraftwerks wieder aufzuwerten. Ich bin mir nicht sicher, ob es zutreffend ist: Aber gibt es nicht diese populäre Vorstellung, diese Erzählung von der "Nutzung der Kernenergie". In der Gesamtrechnung nutzt man ja tatsächlich Kernenergie. Aber nur durch Verbrennung in Form von Spaltung und anschließender Wärmenutzung. Verschleiert das nicht irgendwie das Prinzip, nach welchem das ganze läuft? Warum nicht einfach gleich direkt oder indirekt die Wärme nutzen, die das Problem des Klimawandels und in ungesǘndestem Übermaß ohnehin vorhanden ist? Warum erst noch zusätzlich von irgendwoher Wärme erzeugen?

In der Sahelzone wissen die Menschen nicht, wie sie sich vor der Hitze schützen sollen. Sammeln aber die letzten Reste Brennholz, um Feuer für die Zubereitung der Mahlzeiten zu haben. Absurd.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 04:07 Noch idiotischer wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, dass bei Kernspaltung ja auch zunächst mal die in spaltbarem Material enthaltene hochgeordnete Energie als Wärme entwertet wird. Um diese dann in Form eines konventionellen Wärmekraftwerks wieder aufzuwerten. Ich bin mir nicht sicher, ob es zutreffend ist: Aber gibt es nicht diese populäre Vorstellung, diese Erzählung von der "Nutzung der Kernenergie". In der Gesamtrechnung nutzt man ja tatsächlich Kernenergie. Aber nur durch Verbrennung in Form von Spaltung und anschließender Wärmenutzung. Verschleiert das nicht irgendwie das Prinzip, nach welchem das ganze läuft? Warum nicht einfach gleich direkt oder indirekt die Wärme nutzen, die das Problem des Klimawandels und in ungesǘndestem Übermaß ohnehin vorhanden ist? Warum erst noch zusätzlich von irgendwoher Wärme erzeugen?

In der Sahelzone wissen die Menschen nicht, wie sie sich vor der Hitze schützen sollen. Sammeln aber die letzten Reste Brennholz, um Feuer für die Zubereitung der Mahlzeiten zu haben. Absurd.
Danke für diesen Beitrag; mich juckte es auch schon in den Fingern, über AKW als Wasserdampferzeuger zu lästern. Das haben Sie viel besser auf die Reihe gebracht... gekonnt ist gekonnt!

Bei allem Schmunzeln aber erinnere ich doch daran, daß unser Problem Erderwärmung auf eingefangener Sonneneinstrahlung und verhinderter Abstrahlung von Wärmestrahlung in den Weltraum entsteht. Und da tritt nun einmal das Tun der Menschheit in den Vordergrund... nicht nur beim Brennholzsammeln in der Sahelzone.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20986
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 07:27 Danke für diesen Beitrag; mich juckte es auch schon in den Fingern, über AKW als Wasserdampferzeuger zu lästern. Das haben Sie viel besser auf die Reihe gebracht... gekonnt ist gekonnt!

Bei allem Schmunzeln aber erinnere ich doch daran, daß unser Problem Erderwärmung auf eingefangener Sonneneinstrahlung und verhinderter Abstrahlung von Wärmestrahlung in den Weltraum entsteht. Und da tritt nun einmal das Tun der Menschheit in den Vordergrund... nicht nur beim Brennholzsammeln in der Sahelzone.
Umso unverständlicher sind mir die marktwirtschaftlichen Entwicklungen im Bereich Energieerzeugung. Es ist offenbar richtig, was User Emin schrieb, dass EDF von einem Milliardenschuldner zu einem Gewinnbringer wurde. So sehr, dass im Juni 24 in Frankreich mehrere AKWs zeitweilig abgeschaltet wurden. Warum? Weil es zuviel Strom gab. Warum das? U.a. weil es zuviel Sonne und Wind gab. Und weil wie aus Zauberhand die französischen AKWs generalüberholt wurden. Wie macht man das eigentlich mit 60 Milliarden Schulden? Na jedenfalls, Stand Juni 24:
An der französischen Strombörse ergab sich am Wochenende eine skurrile Situation: Wer am Samstag spontan Strom einkaufen wollte, hat dafür sogar Geld bekommen. Auf dem sogenannten „Day Ahead“-Markt kostete eine Megawattstunde Strom am Samstag minus 5,76 Euro.
https://www.focus.de/earth/analyse/neue ... 57969.html

Ich würde auch keine Eier verkaufen, wenn ich den Käufern für den Kauf Geld geben müsste.

Da ist doch etwas schief. Oder ich verstehe das ganze System grundsätzlich nicht. Hat diese französische Energieverstaatlichungspolitik irgendwas mit dem Phänomen "Merkantilismus" zu tun? Das ja irgendwie glaub ich historisch in Frankreich entstanden ist. Ich habe mir immer nur gemerkt: "Merkantilismus" bedeutet so etwas wie Meißner Porzellanmanufaktur. Der König von Sachsen regiert nicht nur und feiert nicht nur Feste und betätigt sich nicht nur als Kunstmäzen oder Kriegsherr sondern will mit Porzellan Geld verdienen. So wie der französische Staat nicht nur Staat ist sondern mit Atomstrom Geld verdienen will. Nicht durch Steuereinnahmen sondern direkt als Atomstromeur. Dafür muss er natürlich auch Geld ausgeben. In Sachsen ist dieses Modell glaub ich schon vor längerer Zeit gescheitert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20986
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von schokoschendrezki »

Es ist offenbar jedenfalls so, dass es eine grundlegende Neuordnung und Neustrukturierung im ganzen Bereich Energieerzeugung gibt. Frühere Grundsätze wie "Erneuerbare Energie kann immer nur Ergänzung sein" gelten offenbar nicht mehr. Ich kann dazu nur sagen, dass ich mich an die Umbruchprozesse im IT-Bereich Mitte Ende der 70er Jahre noch gut erinnere. Da hast Du dauernd gehört, dass Mainframetechnologie, Großrechner niemals durch vernetzte kleinere Einheiten ersetzt werden können. Dass es für alle Ewigkeit sowas wie Grundlastgroßrechner geben werde. Es ist bekanntlich völlig anders gekommen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 03:48 (...)
...Eine WIndkraftanlage sollte man sich insofern vielleicht nicht als Energieerzeugungs- sondern als Energieaufwertungsanlage vorstellen. Aus diffuser Energie mit hoher ENtropie wird geordneter elektrischer Strom. Die Windkraftanlage denkt über die atmosphärischen Makrozustände nach und ordnet sie in nutzbare Mikrozustände.
Oha, da ist dem @Schoko ein für Laien nicht ganz faßbarer "philosophischer Gedankenansatz" gelungen. Aber mit den mehr technischen Gedanken kann ich mehr anfangen:

Ja, Windräder erzeugen mit wenigen Umwegen die bisher edelste Form der Energie, die unser Leben verändert hat: Elektrische Energie. Ein Windrad kann aber nur einen Teil der Windenergie in elektrischen Strom verwandeln; so hat das der Ingenieur Betz sehr anschaulich im Betz'schen Gesetz erfaßt. Hinzu kommt, daß Windkraft erst von einem Schwellenwert der Windgeschwindigkeit an genutzt werden kann... meist so ungefähr ab 2,5 bis 3,5 m/sec. Darunter verbraucht eine Windkraftanlage nur elektrische Energie für Regelung und Steuerung der untätigen Anlage... Immerhin, wenn die Voraussetzungen für den Betrieb einer Windkraftanlage ausreichen, dann nkann eine solche Anlage zwischen 40% und 45% der Windenergie in elektrische Energie umwandeln: "ganz anständig", meine ich.

In dieser Betrachtung sollten Photovoltaiksysteme nicht fehlen. Bisher verfügbaren PV-Systemen gelingt es, ungefähr 20% bis 25% der im Licht enthaltenen Energie in elektrische Energie umzuwandeln. 75% der Lichtenergie heizen dann unsere Umwelt weiter auf... ermöglichen Pflanzenwachstum und für uns Menschen noch erträgliche Temperaturen. Wenig ist besser als gar nichts, und wenn die PV-Anlage im Dunkeln steht, dann verbraucht sie Energie aus ähnlichen Gründen wie Windkraftanlagen bei nicht ausreichender Windgeschwindigkeit. Dann muß man die Stromerzeugung abschalten... was in der Praxis auch geschieht.

Immerhin, wenn es uns als Menschheit gelingt, einen Anteil der Sonnenenergie (in Strahlung und Wind enthalten) zu nutzen, dann muß dieser Teil unserer nutzbaren Energie nicht zusätzlich mit geringen Wirkungsgraden unsere Erde erwärmen, nur weil wir gern elektrische Energie einsetzen wollen.

Blöd nur, daß wir auch Pufferspeicher aufbauen und betreiben müssen, weil wir Wind und Sonne nicht auf Zuruf empfangen können.
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 08:16 ...Frühere Grundsätze wie "Erneuerbare Energie kann immer nur Ergänzung sein" gelten offenbar nicht mehr....
Ich meine, daß der deutsche Plan für eine CO2-neutrale Lebens-und Wirtschaftsweise auf derartige "Ergänzungen" verzichtet... durch Entwicklung einer an EE angepaßten Technik. Dabei werden kostspielige Fehler wohl nicht zu vermeiden sein. Eine Operation am offenen Herzen mit vergleichbaren Risiken.

Bei derzeit 8 bis 10 Mrd Menschen mit ihren berechtigten Ansprüchen auf Teilhabe an den Gütern der Erde dürfte es Konflikte geben, die diese äußerst dringliche technische Entwicklung überlagern.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 81420
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Tom Bombadil »

Da ist der erhöhte CO2-Ausstoß für die Pharisäer plötzlich egal. Nur gut, dass andere Länder nicht auch so dumm sind, der Klimawandel wäre ohne KKW schon viel weiter fortgeschritten.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
---
- Don't feed the trolls
- AgD=Alternative gegen Deutschland
- Diffamierer der Linken
Atue001
Beiträge: 4375
Registriert: Freitag 2. August 2019, 00:00

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Atue001 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 10:05 Da ist der erhöhte CO2-Ausstoß für die Pharisäer plötzlich egal.
Manches ist eine Frage der Relevanz.
Als Alternative biete ich dem wahren Pharisäer an: Tempolimit mit Tempo 100 auf Autobahnen, Tempo 80 auf Landstraßen und Tempo 30 in den Innenstädten - das bringt mehr als die veralteten AKWs weiter zu betreiben.

Es scheint schwer auszuhalten, dass der Drops "Kernkraftwerke länger betreiben" gelutscht ist. Daran wird auch die nächste Regierung nichts ändern.
Wenn überhaupt müsste man über Neue AKWs reden - eine andere Diskussion

Unterschiedliche Länder gehen unterschiedliche Wege für die Transformation ihres Energiemixes - massive Investitionen in Richtung erneuerbarer Energien sind dabei der Standard. AKWs bedienen die Nische. Sofern die betroffenen Länder damit kein Problem haben,
und die Investoren dort das als richtig empfinden, spricht ja auch nichts dagegen.
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

schokoschendrezki hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 02:27 Gute Idee. Ich könnte ja mal versuchen, vor dem Bundesverfassungsgericht die Unrechtsmäßigkeit meiner Haftpflichtversicherungspflicht mit der Begründung einklagen, dass bei mir, über 60, soundsolange Fahrerfahrung usw. ein Schadensfall sowieso niemals eintreten wird.
Das wird bereits vom Versicherer berücksichtigt (SF-Klassen).
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Atue001 hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 15:35 Manches ist eine Frage der Relevanz.
Als Alternative biete ich dem wahren Pharisäer an: Tempolimit mit Tempo 100 auf Autobahnen, Tempo 80 auf Landstraßen und Tempo 30 in den Innenstädten - das bringt mehr als die veralteten AKWs weiter zu betreiben.

Es scheint schwer auszuhalten, dass der Drops "Kernkraftwerke länger betreiben" gelutscht ist. Daran wird auch die nächste Regierung nichts ändern.
Wenn überhaupt müsste man über Neue AKWs reden - eine andere Diskussion

Unterschiedliche Länder gehen unterschiedliche Wege für die Transformation ihres Energiemixes - massive Investitionen in Richtung erneuerbarer Energien sind dabei der Standard. AKWs bedienen die Nische. Sofern die betroffenen Länder damit kein Problem haben,
und die Investoren dort das als richtig empfinden, spricht ja auch nichts dagegen.
Das ist faktisch eben komplett falsch. Die AKW-Schließungen haben Milliarden Tonnen an CO2 freigegeben, bei Dingen wie dem Tempolimit geht es im Bereich um Millionen. Ein Unterschied vom Faktor 1000. Aber natürlich leistet kognitive Dissonanz beim deutschen AKW-Gegner volle Arbeit und deswegen wird eben verdrängt, dass man mit seinem Begehren selbst die größte CO2-Sau im Land ist ;)
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

schokoschendrezki hat geschrieben: Samstag 17. August 2024, 08:05 Umso unverständlicher sind mir die marktwirtschaftlichen Entwicklungen im Bereich Energieerzeugung. Es ist offenbar richtig, was User Emin schrieb, dass EDF von einem Milliardenschuldner zu einem Gewinnbringer wurde. So sehr, dass im Juni 24 in Frankreich mehrere AKWs zeitweilig abgeschaltet wurden. Warum? Weil es zuviel Strom gab. Warum das? U.a. weil es zuviel Sonne und Wind gab. Und weil wie aus Zauberhand die französischen AKWs generalüberholt wurden. Wie macht man das eigentlich mit 60 Milliarden Schulden? Na jedenfalls, Stand Juni 24:
https://www.focus.de/earth/analyse/neue ... 57969.html

Ich würde auch keine Eier verkaufen, wenn ich den Käufern für den Kauf Geld geben müsste.

Da ist doch etwas schief. Oder ich verstehe das ganze System grundsätzlich nicht. Hat diese französische Energieverstaatlichungspolitik irgendwas mit dem Phänomen "Merkantilismus" zu tun? Das ja irgendwie glaub ich historisch in Frankreich entstanden ist. Ich habe mir immer nur gemerkt: "Merkantilismus" bedeutet so etwas wie Meißner Porzellanmanufaktur. Der König von Sachsen regiert nicht nur und feiert nicht nur Feste und betätigt sich nicht nur als Kunstmäzen oder Kriegsherr sondern will mit Porzellan Geld verdienen. So wie der französische Staat nicht nur Staat ist sondern mit Atomstrom Geld verdienen will. Nicht durch Steuereinnahmen sondern direkt als Atomstromeur. Dafür muss er natürlich auch Geld ausgeben. In Sachsen ist dieses Modell glaub ich schon vor längerer Zeit gescheitert.
An der Unberechenbarkeit der Märkte ist nun also nicht der Schuld, der unberechenbar mal sehr viel mal überhaupt keine Energie liefert, sondern der, der zuverlässig immer die gleiche Menge liefert. Genau mein Humor.

Die Situation der negativen Strompreise ist EE-gemacht, deswegen gibt es sie in Deutschland auch sehr oft, in allen anderen Ländern sehr selten, und teilweise wegen Deutschland.
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

Emin hat geschrieben: Montag 19. August 2024, 18:32 Das ist faktisch eben komplett falsch. Die AKW-Schließungen haben Milliarden Tonnen an CO2 freigegeben
Schon interessant, dass der CO2-Ausstoß von D trotzdem deutlich geringer ausfällt, seit die Pilgerstätten der Atomfans abgeschaltet sind.
https://de.statista.com/statistik/daten ... seit-1990/
(Nur während der Corona-Delle war der Ausstoß noch ein klein wenig geringer.)
Und das, obwohl seitdem hunderttausende Wärmepumpenheizungen installiert und zehntausende E-Autos neu zugelassen wurden.
Deine "Milliarden an Tonnen CO2" könnten also um den Faktor 10.000-100.000 zu hoch geschätzt sein. ;)
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

Emin hat geschrieben: Montag 19. August 2024, 18:36 An der Unberechenbarkeit der Märkte ist nun also nicht der Schuld, der unberechenbar mal sehr viel mal überhaupt keine Energie liefert, sondern der, der zuverlässig immer die gleiche Menge liefert.
Google mal "Wetterprognose" - da könnte dir ein Licht aufgehen. ;)
Die Erzeugungsleistung der EE-Anlagen lässt sich inzwischen mit größerer Genauigkeit vorhersagen, als der Verbrauch.
Dumme Dauerläufer, die kaum bis garnicht regelbar sind, sind einfach in keiner Weise mehr zeitgemäß.
Die Situation der negativen Strompreise ist EE-gemacht, deswegen gibt es sie in Deutschland auch sehr oft, in allen anderen Ländern sehr selten, und teilweise wegen Deutschland.
Jo - EE sind unschlagbar billig, und können den Preis schon mal gegen 0 drücken.
Die negativen Preise kommen von dummen Dauerläufern, die in diesem Falle nicht abschalten können, aber trotzdem zusätzlich zum "überschüssigen" Strom noch für Brennstoff bezahlen müssen. Blöd für die Betreiber dieser schlecht regelbaren Anlagen - gut für alle Anderen.
Mit dynamischen Tarifen kann man davon auch als Privatperson ganz unmittelbar profitieren. :thumbup:
Mit Zunehmendem EE-Anteil werden die Zeiten negativer Strompreise aber immer seltener werden, da diese sicher nicht draufzahlen werden und sehr gut, schnell und einfach abregelbar sind.
Eine Weile werden wir da evtl. noch von Frankreichs schlecht regelbarer Kraftwerksflotte profitieren, aber vermutlich nicht mehr all zu lange, da auch dort der EE-Anteil stetig steigt.
Die Zeiten mit Strompreisen nahe 0 werden in den nächsten Jahren aber vermutlich noch deutlich mehr werden.
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Cobra9
Beiträge: 45984
Registriert: Montag 10. Oktober 2011, 11:28

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Cobra9 »

Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

Polen geht bisher unbeirrt weiter voran in der Planung von AKW:
https://wyborcza.biz/biznes/7,179190,31 ... f3233ca57d
W ostatnim kwartale rząd ma przyjąć projekty nowelizacji specustawy jądrowej, które pozwolą przyspieszyć budowę pierwszej dużej elektrowni atomowej w Polsce i zapewnią do 60 mld zł z publicznej kasy na tę inwestycję.
  • Es wird erwartet, dass die Regierung im letzten Quartal einen Entwurf zur Änderung des Gesetzes über die Kernenergie verabschiedet, der den Bau des ersten großen Kernkraftwerks in Polen beschleunigen und bis zu 60 Mrd. PLN aus öffentlichen Mitteln für die Investition bereitstellen wird.
Aus dem Artikel geht hervor, daß 2 von zunächst 3 Kraftwerksblöcken an der Ostsee auf Gelände der Ortschaft Choczewo bei Gdingen geplant sind... für die das US-Unternehmen Westinghouse 40 Mrd $ oder 160 Mrd PLN veranschlagt hat. Es geht also erst einmal um die Vorbereitung des Baus.

Die Finanzierung ist noch nicht endgültig festgelegt. Polen geht offenbar von einem sehr großen Kredit der USA aus... Polen steuert also auf eine riesige Staatsverschuldung zu, um sein Energieversorgungsproblem lösen zu können. Denn geplant sind weitere drei Kraftwerksanlagen mit jeweils 4 AKW in Ostpolen, die mit Westinghouse unter Vorvertrag vereinbart wurden. Da dürfte eine Billionenschuld auf Polen zulaufen.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 81420
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 08:57Aus dem Artikel geht hervor, daß 2 von zunächst 3 Kraftwerksblöcken an der Ostsee auf Gelände der Ortschaft Choczewo bei Gdingen geplant sind...
Das ist natürlich auch ein Frevel, wenn man sich den Strand dort ansieht. Gibt es denn wirklich keine besseren, weniger bewaldeten Stellen?
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
---
- Don't feed the trolls
- AgD=Alternative gegen Deutschland
- Diffamierer der Linken
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 09:38 Das ist natürlich auch ein Frevel, wenn man sich den Strand dort ansieht. Gibt es denn wirklich keine besseren, weniger bewaldeten Stellen?
Ich erinnere mich an ein Strafverfahren gegen PiS-Gefolgschaft, die das Holz auf dem Gelände schon einmal abgeräumt und vermarktet hatten, bevor überhaupt ein durchführbarer Plan vorlag. Ich weiß nur, daß gegen die Gewinnsucht des Menschen kein Kraut gewachsen ist... ich, ich, ich...

Nein, die pommersche Küstenlinie ist überall wunderschön, war auch einigermaßen geschützt. Inzwischen wird sie systematisch mit Hotelbauten und Ferienwohnungen und Parkplätzen zubetoniert, ersäuft in den Urlaubsmonaten in einem Meer von Urlaubern mit zugehörigem Rummel. Noch nicht ganz so schlimm wie in Ostende/Belgien, aber doch schon so, daß einem Naturfreund Angst und Bange wird.
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Kamikaze hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 07:05 Schon interessant, dass der CO2-Ausstoß von D trotzdem deutlich geringer ausfällt, seit die Pilgerstätten der Atomfans abgeschaltet sind.
https://de.statista.com/statistik/daten ... seit-1990/
(Nur während der Corona-Delle war der Ausstoß noch ein klein wenig geringer.)
Und das, obwohl seitdem hunderttausende Wärmepumpenheizungen installiert und zehntausende E-Autos neu zugelassen wurden.
Deine "Milliarden an Tonnen CO2" könnten also um den Faktor 10.000-100.000 zu hoch geschätzt sein. ;)
Nö, sind sie nicht, weil der CO2-Ausstoß eben noch bedeutend kleiner wäre bzw. bei rund 170TWh Atomstrom, die Deutschland mal im Jahr produziert hat, schon lange der Kohleausstieg geschafft wäre. Ist auch nicht schwer zu verstehen, aber wer es nicht verstehen will, der wird es auch nicht tun.

Zur Größenordnung: Alleine in den letzten zwei Jahren hat Deutschland 400 Millionen Tonnen CO2 durch Kohleverbrennung produziert. Da kannst du sehr lange auf der Autobahn 200 fahren, während du ein Steak isst.
Zuletzt geändert von Emin am Dienstag 20. August 2024, 14:40, insgesamt 2-mal geändert.
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Kamikaze hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 07:14 Google mal "Wetterprognose" - da könnte dir ein Licht aufgehen. ;)
Die Erzeugungsleistung der EE-Anlagen lässt sich inzwischen mit größerer Genauigkeit vorhersagen, als der Verbrauch.
Dumme Dauerläufer, die kaum bis garnicht regelbar sind, sind einfach in keiner Weise mehr zeitgemäß.
Super, ich weiß jetzt also mehrer Tage vorher, wann es gar keinen Strom und wann es viel zu viel geben wird. Klasse :thumbup:
Jo - EE sind unschlagbar billig, und können den Preis schon mal gegen 0 drücken.
Die negativen Preise kommen von dummen Dauerläufern, die in diesem Falle nicht abschalten können, aber trotzdem zusätzlich zum "überschüssigen" Strom noch für Brennstoff bezahlen müssen. Blöd für die Betreiber dieser schlecht regelbaren Anlagen - gut für alle Anderen.
Mit dynamischen Tarifen kann man davon auch als Privatperson ganz unmittelbar profitieren. :thumbup:
Mit Zunehmendem EE-Anteil werden die Zeiten negativer Strompreise aber immer seltener werden, da diese sicher nicht draufzahlen werden und sehr gut, schnell und einfach abregelbar sind.
Eine Weile werden wir da evtl. noch von Frankreichs schlecht regelbarer Kraftwerksflotte profitieren, aber vermutlich nicht mehr all zu lange, da auch dort der EE-Anteil stetig steigt.
Die Zeiten mit Strompreisen nahe 0 werden in den nächsten Jahren aber vermutlich noch deutlich mehr werden.
Man könnte es ja auch andersherum machen, anstatt negative Strompreise werden die EE-Anlagen abgestellt. Aber die rentieren sich dann eben nicht mehr, genau so wenig, wie sie sich mit ausreichend Speicher rentieren. :)
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

Emin hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 14:26 Super, ich weiß jetzt also mehrer Tage vorher, wann es gar keinen Strom und wann es viel zu viel geben wird. Klasse :thumbup:
Immerhin besser als AKW, die immer mal wieder spontan ausfallen ohne dass man das prognostizieren könnte. ;)
Man könnte es ja auch andersherum machen, anstatt negative Strompreise werden die EE-Anlagen abgestellt.
Wird bei modernen Anlagen genau so gemacht.
Die einzigen EE-Anlagen, die bei negativen Preisen noch einspeisen sind private Kleinanlagen (nicht vom Netzbetreiber regelbar, aber auch keine wirkliche Auswirkung auf den Strompreis) und Alte Anlagen mit alten Verträgen.
Also alles fein. :thumbup:
Die Fossilbrenner (zu denen ich auch AKW zähle) haben halt trotzdem ihre Brennstoff- und Betriebskosten wenn sie nicht ausreichend Regelbarkeit mitbringen, was dazu führt, dass diese unterm Strich immer öfter drauf zahlen werden, was wiederum den Ausstieg weiter beschleunigen wird.
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Kamikaze hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 14:49 Immerhin besser als AKW, die immer mal wieder spontan ausfallen ohne dass man das prognostizieren könnte. ;)


Wird bei modernen Anlagen genau so gemacht.
Die einzigen EE-Anlagen, die bei negativen Preisen noch einspeisen sind private Kleinanlagen (nicht vom Netzbetreiber regelbar, aber auch keine wirkliche Auswirkung auf den Strompreis) und Alte Anlagen mit alten Verträgen.
Also alles fein. :thumbup:
Die Fossilbrenner (zu denen ich auch AKW zähle) haben halt trotzdem ihre Brennstoff- und Betriebskosten wenn sie nicht ausreichend Regelbarkeit mitbringen, was dazu führt, dass diese unterm Strich immer öfter drauf zahlen werden, was wiederum den Ausstieg weiter beschleunigen wird.
AKWs fallen nicht spontan aus, sondern mit monatelanger Ankündigung, und wenn man genug AKWs hat, können die übrigen AKWs problemlos darauf vorbereitet werden zeitweise ihre Produktion zu erhöhen. So ist das eben, wenn man als Land eine echte Energiestrategie hat. Aber Wetter-App und ausbauen und dann mal gucken, wie man Grundlastenkraftwerke für die eigene unzuverlässige Produktion verantwortlich macht ist natürlich auch eine interessante Strategie.
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Atue001
Beiträge: 4375
Registriert: Freitag 2. August 2019, 00:00

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Atue001 »

Emin hat geschrieben: Montag 19. August 2024, 18:32 Das ist faktisch eben komplett falsch. Die AKW-Schließungen haben Milliarden Tonnen an CO2 freigegeben, bei Dingen wie dem Tempolimit geht es im Bereich um Millionen. Ein Unterschied vom Faktor 1000. Aber natürlich leistet kognitive Dissonanz beim deutschen AKW-Gegner volle Arbeit und deswegen wird eben verdrängt, dass man mit seinem Begehren selbst die größte CO2-Sau im Land ist ;)
Belege für diese nachweislich inhaltlich falsche Behauptung bringst du nicht. Du gehörst aber auch zu denjenigen, die bei der AKW-Verlängerungsdiskussion auf der Basis verkürzter Darstellung von Fakten Thesen herleiten, was man hätte tun sollen - während umgekehrt bei dem, was man tun KANN gemauert wird. WENN es wichtig ist, noch die letzte Tonne CO2 sofort einzusparen - dann gebe ich den veralteten AKWs gerne noch ein paar Monate Verlängerung - dann aber richten wir auch ein konsequentes Tempolimit für Verbrenner ein, und das nicht erst ab 130 auf Autobahnen. Und Wärmepumpen werden dann auch konsequent eingeführt - Gasheizungen gibt es nicht mehr.

Du predigst aber Wasser, trinkst an anderer Stelle natürlich großzügig Wein. Eine stringente Richtung sollte es aber schon sein.

Stringent und Konsequent ist es, wenn man endlich die Scheindiskussion um AKWs abschließt, und mal auch einfach ehrlich anerkennt, dass Deutschland eine wankelmütige CDU-Politik jetzt endgültig abgeschlossen hat. Die Wankelmütigkeit der CDU hat den Steuerzahler Milliarden gekostet - es muss jetzt auch mal gut sein. Jetzt ist wichtig und richtig, dass wir eine konsequente Politik machen - dann kommt es auf ein paar Tonnen CO2 mehr oder weniger am Ende auch nicht an. Dass es MILLIARDEN Tonnen CO2 sind....klingt wahnsinnig viel und wahnsinnig groß.....ist es aber nicht. Es geht halt doch nur um MAXIMAL 0,2% des CO2-Ausstoßes - für wenige Jahre und das auch nur, wenn man die Annahmen so konfiguriert, dass die Maximalzahl rauskommt.....realistisch ist, dass ein paar Monate länger für die letzten AKWs am Ende genau gar nichts am CO2-Ausstoß der BRD verändert haben, weil sich durch die konsequente Abschaltung andere Effekte positiv für die Transformation der Energiewirtschaft ergeben haben, die die negativen Effekte bei weitem überstrahlen. Zur Wahrheit gehört auch, dass nach der Abschaltung der AKWs keinesweigs deutsche Braunkohlekraftwerke besonders intensiv länger laufen, sondern vielmehr etwas mehr Strom importiert wird - und der größte Anteil des importieren Stroms stammt aus erneuerbaren Energien, in Summe mit den Importen aus französischem Atomstrom sind 2/3 der Importe ziemlich CO2-frei. Also nix mit mehr CO2 durch längeren Betrieb von Braunkohle...aber das ist die Realität - die passt natürlich nicht zu deiner AKW-Blase....
Atue001
Beiträge: 4375
Registriert: Freitag 2. August 2019, 00:00

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Atue001 »

Emin hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 14:55 AKWs fallen nicht spontan aus, sondern mit monatelanger Ankündigung, und wenn man genug AKWs hat, können die übrigen AKWs problemlos darauf vorbereitet werden zeitweise ihre Produktion zu erhöhen. So ist das eben, wenn man als Land eine echte Energiestrategie hat. Aber Wetter-App und ausbauen und dann mal gucken, wie man Grundlastenkraftwerke für die eigene unzuverlässige Produktion verantwortlich macht ist natürlich auch eine interessante Strategie.
Du meinst so wie in Frankreich......in dem Winter, in dem wir uns entschlossen haben, dass die deutschen AKWs doch noch zur Sicherheit für das europäische Stromnetz ein wenig länger laufen sollten.....

Gegenüber den Planungsdefiziten bei den französischen Kernkraftwerken ist die Planbarkeit bei erneuerbaren Energien in Deutschland um Jahre voraus.....
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

Atue001 hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 23:20 Du meinst so wie in Frankreich......in dem Winter, in dem wir uns entschlossen haben, dass die deutschen AKWs doch noch zur Sicherheit für das europäische Stromnetz ein wenig länger laufen sollten.....

Gegenüber den Planungsdefiziten bei den französischen Kernkraftwerken ist die Planbarkeit bei erneuerbaren Energien in Deutschland um Jahre voraus.....
Mich beschäftigt die AKW-Diskussion nur noch beiläufig: Für D sind diese Wasserkocher endgültig Geschichte. Sollte es eines noch nicht absehbaren Tages einmal eine Kerntechnik geben, die uns keine faulen Eier in Form von stark strahlenden Abfällen ins Nest legt, dann sollte man über den Einsatz dieser Technik neu befinden.

Aber mit dem Vorgehen bei unseren EE bin ich auch nicht glücklich. Wo bleiben die Energiespeicher für die zeitweise überschüssige Energie aus PV und Windkraftanlagen; als da sind Speicher für Lastspitzen, Speicher für vorhersehbaren höheren Verbrauch, Speicher zur Überwindung von Dunkelflauten. Damit müßte es doch allmählich losgehen, nicht nur mit einigen Versuchsanordnungen... auch wenn Stromimporte aus Nachbarländern preisgünstiger sein mögen. Aus meiner Sicht ist Unabhängigkeit ein hohes Gut, vergleichbar mit Abwehrbereitschaft gegen innere und äußere Bedrohung, soziale Sicherheit.
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

H2O hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 07:09 Wo bleiben die Energiespeicher für die zeitweise überschüssige Energie aus PV und Windkraftanlagen
Es wird doch kräftig gebaut:
https://battery-charts.rwth-aachen.de/

Davon abgesehen sind die Zeiten WIRKLICHER Überschüsse noch extrem gering.
Aktuell kämpfen wir eher mit lokalen Überschüssen, weil die Leitungen die viele Leistung nicht dort hin bekommen, wo gerade viel Bedarf herrscht.
Dazu kommt, dass reale Überschüsse aktuell die Preise so stark drücken, dass quasi alles davon begierig von unseren Nachbarländern aufgekauft wird.
Deshalb gibt es für Großbatterien bisher nur sehr begrenzte Gewinnaussichten.
Aktuell werden sie deshalb hauptsächlich zur Netzstabilisierung verwendet, um schwache Leitungen besser auslasten zu können. Stärkere Leitungen wären aber in fast allen solchen Fällen die deutlich sinnvollere Wahl.
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

Nun ja, mit Heimspeichern für PV-Energieanlagen habe ich mich selbst eingedeckt. Damit komme ich fast immer "über den Winter"... natürlich nicht im Dezember/Januar. Das Stromversorgungsnetz wird dadurch in "Inselbereichen" entlastet, zumindest der Anteil "Fernleitung". Fast bin ich sicher, daß so manches Dorf nahezu autark aus PV-Dächern (Scheunen, Wohnhäuser) versorgt werden könnte.

In der genannten Quelle wird sehr deutlich, wie das Verhältnis von Speichern in Privathaushalten zu solchen der Stromversorger auseinanderklafft. Ich kritisiere also die "Zurückhaltung" der Energieversorger beim Aufbau von Pufferspeichern und dem Ausbau der Energienetze.

Nun ja, wir schreiben das Jahr 2024; vielleicht plagt mich hier die Ungeduld! 20 Jahre sind aber dann doch sehr rasch vorüber. Da müssen sich die Energieversorger wohl sputen!

(In Polen werden PV-Anlagen bei Überangebot der EE abgeschaltet...und das gilt doch auch für Windräder, weil Leitungskapazität fehlt und Speicherkapazität obendrein. In Polen werden PV-Anlagen nicht mehr so stark gefördert, dafür aber Batteriepuffer in privaten PV-Anlagen.)
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

H2O hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 08:35 In Polen werden PV-Anlagen bei Überangebot der EE abgeschaltet...und das gilt doch auch für Windräder,
Was lustig ist, weil in Polen durchgehend sehr viel Kohle verstromt wird.
Auch da sind es also keine wirklichen Überschüsse, sondern Kohlestrom hat faktisch einfach Priorität im polnischen Netz.
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Atue001 hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 23:20 Du meinst so wie in Frankreich......in dem Winter, in dem wir uns entschlossen haben, dass die deutschen AKWs doch noch zur Sicherheit für das europäische Stromnetz ein wenig länger laufen sollten.....

Gegenüber den Planungsdefiziten bei den französischen Kernkraftwerken ist die Planbarkeit bei erneuerbaren Energien in Deutschland um Jahre voraus.....
Ja, wie in Frankreich, als man im Winter gesehen hat, dass Wartungen fällig werden, und man diese dann im Sommer nacheinander durchgeführt hat, wo der Verbrauch geringer ist. Im Sommer haben keine Versorgungsengpässe gedroht, und weil die Franzosen ihren Stromoutput nunmal planen können, im darauffolgenden Winter auch nicht. So ist das eben, wenn ein Land seine Energiesicherheit ernst nimmt.
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

H2O hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 08:35 Nun ja, mit Heimspeichern für PV-Energieanlagen habe ich mich selbst eingedeckt. Damit komme ich fast immer "über den Winter"... natürlich nicht im Dezember/Januar. Das Stromversorgungsnetz wird dadurch in "Inselbereichen" entlastet, zumindest der Anteil "Fernleitung". Fast bin ich sicher, daß so manches Dorf nahezu autark aus PV-Dächern (Scheunen, Wohnhäuser) versorgt werden könnte.

In der genannten Quelle wird sehr deutlich, wie das Verhältnis von Speichern in Privathaushalten zu solchen der Stromversorger auseinanderklafft. Ich kritisiere also die "Zurückhaltung" der Energieversorger beim Aufbau von Pufferspeichern und dem Ausbau der Energienetze.

Nun ja, wir schreiben das Jahr 2024; vielleicht plagt mich hier die Ungeduld! 20 Jahre sind aber dann doch sehr rasch vorüber. Da müssen sich die Energieversorger wohl sputen!

(In Polen werden PV-Anlagen bei Überangebot der EE abgeschaltet...und das gilt doch auch für Windräder, weil Leitungskapazität fehlt und Speicherkapazität obendrein. In Polen werden PV-Anlagen nicht mehr so stark gefördert, dafür aber Batteriepuffer in privaten PV-Anlagen.)
Es ist fast so, als gäbe es einen guten Grund dafür. Vielleicht wohl, weil sich in der Größe tatsächlich relevante Speicherkapazität nicht rentieren :?:
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Atue001 hat geschrieben: Dienstag 20. August 2024, 23:18 Belege für diese nachweislich inhaltlich falsche Behauptung bringst du nicht. Du gehörst aber auch zu denjenigen, die bei der AKW-Verlängerungsdiskussion auf der Basis verkürzter Darstellung von Fakten Thesen herleiten, was man hätte tun sollen - während umgekehrt bei dem, was man tun KANN gemauert wird. WENN es wichtig ist, noch die letzte Tonne CO2 sofort einzusparen - dann gebe ich den veralteten AKWs gerne noch ein paar Monate Verlängerung - dann aber richten wir auch ein konsequentes Tempolimit für Verbrenner ein, und das nicht erst ab 130 auf Autobahnen. Und Wärmepumpen werden dann auch konsequent eingeführt - Gasheizungen gibt es nicht mehr.

Du predigst aber Wasser, trinkst an anderer Stelle natürlich großzügig Wein. Eine stringente Richtung sollte es aber schon sein.

Stringent und Konsequent ist es, wenn man endlich die Scheindiskussion um AKWs abschließt, und mal auch einfach ehrlich anerkennt, dass Deutschland eine wankelmütige CDU-Politik jetzt endgültig abgeschlossen hat. Die Wankelmütigkeit der CDU hat den Steuerzahler Milliarden gekostet - es muss jetzt auch mal gut sein. Jetzt ist wichtig und richtig, dass wir eine konsequente Politik machen - dann kommt es auf ein paar Tonnen CO2 mehr oder weniger am Ende auch nicht an. Dass es MILLIARDEN Tonnen CO2 sind....klingt wahnsinnig viel und wahnsinnig groß.....ist es aber nicht. Es geht halt doch nur um MAXIMAL 0,2% des CO2-Ausstoßes - für wenige Jahre und das auch nur, wenn man die Annahmen so konfiguriert, dass die Maximalzahl rauskommt.....realistisch ist, dass ein paar Monate länger für die letzten AKWs am Ende genau gar nichts am CO2-Ausstoß der BRD verändert haben, weil sich durch die konsequente Abschaltung andere Effekte positiv für die Transformation der Energiewirtschaft ergeben haben, die die negativen Effekte bei weitem überstrahlen. Zur Wahrheit gehört auch, dass nach der Abschaltung der AKWs keinesweigs deutsche Braunkohlekraftwerke besonders intensiv länger laufen, sondern vielmehr etwas mehr Strom importiert wird - und der größte Anteil des importieren Stroms stammt aus erneuerbaren Energien, in Summe mit den Importen aus französischem Atomstrom sind 2/3 der Importe ziemlich CO2-frei. Also nix mit mehr CO2 durch längeren Betrieb von Braunkohle...aber das ist die Realität - die passt natürlich nicht zu deiner AKW-Blase....
Es ist echt nicht schwer zu verstehen. Würden die AKWs laufen, wäre in den letzten 20 Jahren viel weniger und in den letzten Jahren gar keine Kohle mehr verbrannt worden. Mit der Verbrennung von Kohle hat Deutschland alleine in den letzten zwei Jahren über 400 Millionen Tonnen CO2 produziert. Aber wenn man es nicht verstehen will, dann versteht man es eben nicht. Das ist wie einem religiösen Fanatiker erklären zu wollen, dass die Erde nicht 6000 Jahre alt ist.
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

Emin hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 13:00 Es ist echt nicht schwer zu verstehen. Würden *blabla"
Quelle: Trust me bro. :thumbup:
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Kamikaze hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 13:20 Quelle: Trust me bro. :thumbup:
Eine Quelle wofür? Dass weniger Kohle verbrennt werden würde, wenn AKWs laufen? Willst du auch eine Quelle dafür, dass 1 +1 = 2 ist?
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

Emin hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 13:22 Eine Quelle wofür?
Gegensteilige Studien und Gutachten wurden hier bereits mehrfach verlinkt.
Entkräften konntest du keine davon.
Lediglich dein Bauchgefühl sagt dir "das müsste doch" - auch wenn es mit der Realität nichts zu tun hat.
Kennt man aber aus dem Atomfan-Lager: Augen fest zu kneifen, wenn es um die Realität geht!
Also ja - ich hätte gerne eine fundierte und nachprüfbare, peer reviewte Quelle, die deine These untermauert, dass ein Weiterbetrieb der verbliebenen AKW der BRD über das Ausstiegsdatum hinaus sowohl volkswirtschaftlich, als auch im Sinne des Umweltschutzes sinnvoll gewesen wäre.
Ich warte. :)
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Emin
Beiträge: 3550
Registriert: Freitag 30. März 2012, 13:38

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Emin »

Kamikaze hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 13:31 Gegensteilige Studien und Gutachten wurden hier bereits mehrfach verlinkt.
Entkräften konntest du keine davon.
Lediglich dein Bauchgefühl sagt dir "das müsste doch" - auch wenn es mit der Realität nichts zu tun hat.
Kennt man aber aus dem Atomfan-Lager: Augen fest zu kneifen, wenn es um die Realität geht!
Also ja - ich hätte gerne eine fundierte und nachprüfbare, peer reviewte Quelle, die deine These untermauert, dass ein Weiterbetrieb der verbliebenen AKW der BRD über das Ausstiegsdatum hinaus sowohl volkswirtschaftlich, als auch im Sinne des Umweltschutzes sinnvoll gewesen wäre.
Ich warte. :)
https://www.mcc-berlin.net/fileadmin/da ... t_2012.pdf

~50 Millionen Tonnen CO2/Jahr ab 2023 durch den Atomausstieg, macht also ~750 Millionen Tonnen bis 2038.


https://www.i4ce.org/wp-content/uploads ... EU-ETS.pdf

Zur Erläuterung: Das Coal-Szenario ist eingetroffen. 2013-2020 also rund 400 Millionen Tonnen CO2 extra, durch die Abschaltung von nur 2 AKWs in dieser Zeit.


Beide Studien gehen von einem Nicht-Ausstieg aus, nicht davon durch Investitionen die Laufzeit der AKWs noch zu verlängern, sonst wären die CO2-Einsparungen noch deutlich größer.
"Sir, we're surrounded"
"Excellent, now we can attack in any direction"
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

Emin hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 12:54 Es ist fast so, als gäbe es einen guten Grund dafür. Vielleicht wohl, weil sich in der Größe tatsächlich relevante Speicherkapazität nicht rentieren :?:
Das sehe ich viel entspannter: Mit Sicherheit sind Großspeicher für vorhersehbare Lasten, plötzlich auftretende Lasten und Dunkelflauten über einige Tage nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. Gut zu erkennen an der Preislage für die autarke PV-Energieanlage der Firma HPS Berlin für Privathaushalte. Am wenigsten "rentieren" sich Speicher für Dunkelflauten, weil die meist dumm herumstehen und nur dann genutzt werden, wenn tatsächlich eine Dunkelflaute eintritt.

Der wirkliche Experte für EE, Prof. Dr. Volker Quaschning, hat sich zu diesem Thema in vielen YT-Beiträgen sehr ausführlich geäußert. Es kann nicht schaden, sich seinen Gedanken zu öffnen.

Ich hatte schon früher darauf hingewiesen, daß EE als Gesamtkonzept betrachtet werden müssen, auch was die Preise für EE dann betrifft. Die Kugel Eis war ja ganz nett als Maßstab, aber arg optimistisch.

Ich nehme aus dieser Gemengelage mit, daß EE und Energieautarkie möglich und auf Dauer wünschenswert sind. AKW der herkömmlichen Art sind teure und gefährliche Wasserkocher... mehr nicht. Gefährlich in vielfacher Hinsicht: Als geballte Energie, als Erzeuger stark strahlender Abfälle, für die es in D kein Endlager gibt und geben wird, als verwundbares "militärisches Ziel" unserer kritischen Infrastruktur, und zwar als offen gelagerte stark strahlende Abfälle und als geballte Energie. In unserer geopolitischen Lage und "Zeitenwende" unverantwortlich.

Energiewende und Zeitenwende muß man als Gesamtprojekt sehen.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20986
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von schokoschendrezki »

Emin hat geschrieben: Montag 19. August 2024, 18:36 An der Unberechenbarkeit der Märkte ist nun also nicht der Schuld, der unberechenbar mal sehr viel mal überhaupt keine Energie liefert, sondern der, der zuverlässig immer die gleiche Menge liefert. Genau mein Humor.

Die Situation der negativen Strompreise ist EE-gemacht, deswegen gibt es sie in Deutschland auch sehr oft, in allen anderen Ländern sehr selten, und teilweise wegen Deutschland.
Ich sag dir ganz ehrlich: Ich hab von den finanzwirtschaftlichen Angelegenheiten in dieser (und auch anderer) Hinsicht so gut wie keine Ahnung. Aber mein Menschenverstand und meine Lebenserfahrung sagt mir, dass diese extrem aufwändige, kritische, extrem hochqualifizierte-Fachleute-bedürftige Kernenergiebranche erwirtschaftet werden muss. Es kann sein, dass plötzlich Investitionsmittel da sind, wo noch vor kurzem Milliardenschulden da waren. Aber das ganze muss dennoch unterm Strich erwirtschaftet werden. Möglicherweise besteht der Preis für den aktuellen Boom der Kernenergiebranche darin, dass woanders Schulen geschlossen oder Regionalverkehr stillgelegt wird.

In einem anderen Punkt, von einer höheren Warte aus bin ich mir absolut sicher: Die unsichtbare Hand ist nicht zwangsläufig die Hand des lieben Gottes. Die unsichtbare Hand ist völlig teilnahmslos und ohne jede politische oder sonstige Moral. Sie führt den Menschen ins Himmelreich oder in die Hölle. Es ist ihr egal.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Atue001
Beiträge: 4375
Registriert: Freitag 2. August 2019, 00:00

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Atue001 »

H2O hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 07:09 Mich beschäftigt die AKW-Diskussion nur noch beiläufig: Für D sind diese Wasserkocher endgültig Geschichte. Sollte es eines noch nicht absehbaren Tages einmal eine Kerntechnik geben, die uns keine faulen Eier in Form von stark strahlenden Abfällen ins Nest legt, dann sollte man über den Einsatz dieser Technik neu befinden.

Aber mit dem Vorgehen bei unseren EE bin ich auch nicht glücklich. Wo bleiben die Energiespeicher für die zeitweise überschüssige Energie aus PV und Windkraftanlagen; als da sind Speicher für Lastspitzen, Speicher für vorhersehbaren höheren Verbrauch, Speicher zur Überwindung von Dunkelflauten. Damit müßte es doch allmählich losgehen, nicht nur mit einigen Versuchsanordnungen... auch wenn Stromimporte aus Nachbarländern preisgünstiger sein mögen. Aus meiner Sicht ist Unabhängigkeit ein hohes Gut, vergleichbar mit Abwehrbereitschaft gegen innere und äußere Bedrohung, soziale Sicherheit.
Auch Großprojekte mit Batteriespeichern sind am Start - man berichtet halt nicht jeden Tag darüber - was sollte man das auch jeden Tag neu besprechen....
Die Konzepte für die Transformation sind keine Themen, die man sich morgens ausdenkt, und dann abends realisiert haben möchte. Großprojekte haben Vorlaufzeiten - allein schon wegen Baurecht, Einspruchsfristen etc. etc. etc..
Wir können locker davon ausgehen, dass diverse Großprojekte für die nächsten 5 Jahre bereits am Start sind - und für die 10 Jahre danach bereits in Planung.

Mal einen Artikel zu aktuellen laufenden Projekten, der es mal bis in die Presse geschafft hat:
https://www.ingenieur.de/technik/fachbe ... sspeicher/
Benutzeravatar
H2O
Beiträge: 48828
Registriert: Sonntag 13. September 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von H2O »

Ok, das wären erfreuliche Nachrichten zur deutschen Energiewende, die den AKW-Trumpf "Dauerläufer" eines Jahrzehnts dann überträfen. Spitzenlast und Dauerlauf, alles im Griff. Aber da sind wir noch nicht, und Geld kosten diese Anlagen im Bau sicher auch... ohne sofort einen großen Nutzen zu stiften. Aber das europäische Netz ist schließlich auch noch ein wirtschaftspolitischer Wert an sich, der schon heute Nutzen unter Nachbarn stiftet.
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

Emin hat geschrieben: Mittwoch 21. August 2024, 13:53 https://www.mcc-berlin.net/fileadmin/da ... t_2012.pdf
uncertainty in
some input assumption, such as the development of the gas price or energy efficiency, has a stronger
effect than the year of the nuclear phase-out. This implies that exogenous drivers and assumptions
determine the electricity prices to a much larger extent than the phase-out itself. Prices for
households are not very much affected by the phase-out
~50 Millionen Tonnen CO2/Jahr ab 2023 durch den Atomausstieg, macht also ~750 Millionen Tonnen bis 2038.
Diese These ist also im besten Falle wackelig.
Fakt ist, dass der CO2-Ausstoß im Strommix seit dem Atomausstieg beständig sinkt, was die Prognosen des verlinkten Papiers stark relativiert.
Mir scheint es ganz so, als ob diese Publikation ebenso veraltet ist, wie diese:
Dies Publikation stammt aus 2011.
Zur Erläuterung: Das Coal-Szenario ist eingetroffen. 2013-2020 also rund 400 Millionen Tonnen CO2 extra, durch die Abschaltung von nur 2 AKWs in dieser Zeit.
Deine These ist falsch, wie man klar an den realen Werten erkennen kann:
https://de.statista.com/statistik/daten ... seit-1990/
Vergleiche das mit dem Graph auf Seite 5, und du wirst erkennen, dass die Entwicklung viel mehr der Prognose "Renewable & Gas" folgt.
Damit sind natürlich auch deine "400 Millionen Tonnen CO2 extra" pure Fiktion deinerseits.
Beide Studien gehen von einem Nicht-Ausstieg aus, nicht davon durch Investitionen die Laufzeit der AKWs noch zu verlängern, sonst wären die CO2-Einsparungen noch deutlich größer.
Auch wenn ich das in dieser Form aus keinem der Papiere herauslesen konnte:
Du bist also der Meinung, dass man ohne Investitionen (also: Brennstoff, Reparaturen, Wartungen, Prüfungen, usw.) die AKW einfach hätte weiter betreiben können/dürfen/sollen?
Ist leider ebenfalls nicht mit der Realität und der Gesetzeslage während des Betriebs vereinbar.
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/e ... ag-laenger
https://www.gruene-bundestag.de/themen/ ... iardengrab
https://www.igmetall.de/politik-und-ges ... -atomstrom
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/e ... tomenergie
https://www.fr.de/wirtschaft/aus-nicht- ... 48447.html

Zudem gibt es noch weitere Gründe diese Technologie nicht weiter zu verfolgen: https://www.100-gute-gruende.de/
Wenn diese Problemstellungen umfänglich gelöst sind, dann können wir uns gerne wieder über stationäre, erdgebundene Atomkraft unterhalten.
MMn. werden wir die dafür nötigen Ressourcen noch sehr umfänglich bei der Erkundung und Erschließung des Sonnensystems (und ggf. darüber hinaus) brauchen.
Alles, was wir bis dahin sinnlos hier auf der Erde verbraten ist dann unwiederbringlich verloren.
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20986
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von schokoschendrezki »

Kamikaze hat geschrieben: Donnerstag 22. August 2024, 07:18 Diese These ist also im besten Falle wackelig.
...
MMn. werden wir die dafür nötigen Ressourcen noch sehr umfänglich bei der Erkundung und Erschließung des Sonnensystems (und ggf. darüber hinaus) brauchen.
So sehr ich all den Aussagen in diesem Beitrag zustimme ... aber diese letztere Bemerkung ist mir unverständlich. Wir Menschen erkunden schon jetzt die tiefsten Tiefen des Universums. Mit dem Hubble-Nachfolger James-Webb-Teleskop. Wir haben mit dem Nachweis des Higgs-Bosons am CERN einen totalen Durchbruch beim Verständnis der Materie und des Seins überhaupt erlangt. Die konkrete Frage hier wäre die nach dem Energiebedarf solcher Spitzenforschungsunternehmen.

So. Und was wollen wir eigentlich "erschließen"? Keine Ahnung. Ich bin wirklich nicht konservativ eingestellt, aber ich wüsste nicht, was es zu erschließen gibt. Es gibt die zu erhaltende Erde mitsamt ihrer biologischen und sonstigen Vielfalt. Es gibt Erkenntnis. In einem guten Leben gibts kaum mehr zu verbrauchen als ein klein wenig Baumaterial, Nahrung, Wasser, guten Wein. Es gibt absolut nix zu erschließen wenn man das erhält was es schon gibt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 81420
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben: Donnerstag 22. August 2024, 03:43Aber das europäische Netz ist schließlich auch noch ein wirtschaftspolitischer Wert an sich, der schon heute Nutzen unter Nachbarn stiftet.
Ja, die Niederländer und Schweden sind hellauf begeistert. Nicht. Es ist schon erstaunlich, wie ihr EE-Fans jegliche Negativpunkte ausblenden und nach ein paar Wochen vergessen könnt.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
---
- Don't feed the trolls
- AgD=Alternative gegen Deutschland
- Diffamierer der Linken
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

schokoschendrezki hat geschrieben: Donnerstag 22. August 2024, 07:35 So sehr ich all den Aussagen in diesem Beitrag zustimme ... aber diese letztere Bemerkung ist mir unverständlich. [...]Es gibt absolut nix zu erschließen wenn man das erhält was es schon gibt.
Im Grunde hast du recht - also für heute und vermutlich die nächsten 10-20 Jahre.
Was aber ist danach?
Aktuell sieht es sehr danach aus, als würde es noch vor 2030 die ersten permanent bewohnten Strukturen auf dem Mond geben.
Mars ist auch bereits im Fokus von einigen Unternehmen.
Auch Asteroiden-Bergbau wird immer spruchreifer.
Faktisch wird ab etwas außerhalb des Mars-Orbits die solare Einstrahlungsleistung je m² zu gering sein, um damit alleine über die Runden zu kommen - insbesondere wenn man keine riesigen PV-Strukturen mitschleppen will.
Das bedeutet, dass wenn sich die Menschheit über den mars hinaus ausbreiten will (egal ob auf organischer oder "nur" großtechnischer Ebene), werden Fissionsreaktoren eine unschätzbar wertvolle Energiequelle werden. Allerdings geht das natürlich nur dann, wenn es noch nutzbare Vorkommen von den nötigen Rohstoffen gibt, die mit vertretbarem Aufwand erschlossen werden können. Alles, was in AKW bis dahin bereits verbraten ist, steht dann natürlich nicht mehr zur Verfügung.
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Kamikaze
Beiträge: 3578
Registriert: Montag 12. März 2018, 16:10
user title: mittelalt

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Kamikaze »

Tom Bombadil hat geschrieben: Donnerstag 22. August 2024, 08:53 Ja, die Niederländer und Schweden sind hellauf begeistert. Nicht.
Lass mal überlegen: Ein paar Populisten haben damals ein paar markige Sprüche raus gehauen, aber weder wurden die Export- oder Importleistungen beschränkt (was die dortigen Regierungen problemlos könnten, wenn sie wollten), noch hatte eines der Länder die Traute sich vom Verbundnetz ab zu koppeln (würde ja die eigene Wirtschaft schädigen).
Also außer Blabla nix gewesen.
Der Netzverbund -insbesondere in Kombination mit EE - macht den Strom einfach für ALLE billiger und zuverlässiger - egal, was manche ideologisch getriebenen Populisten so von sich geben. :rolleyes:
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 81420
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kernkraftwerke länger betreiben und stillgelegte Anlagen reaktivieren

Beitrag von Tom Bombadil »

qed :cool:
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
---
- Don't feed the trolls
- AgD=Alternative gegen Deutschland
- Diffamierer der Linken
Antworten