Wessen Evolution ist es eigentlich ?

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Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Es gibt nur die Evolution des Lebens, und keinerlei Evolution außerhalb dieser.
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Es gibt mehrere Formen von Evolution, und die des Lebens ist nur eine von vielen.
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Es gib nur eine allgemeine Evolution.
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Oliver Krieger
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Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Oliver Krieger »

Ich starte diese Umfrage, weil mich Ihre Meinung zu der Problematik interessiert, die mehr oder weniger deutlich ausformuliert seit einiger Zeit die Philosophie und die Naturwissenschaften gleichermaßen beschäftigt :

Kann von Evolution nur im Zusammenhang mit der Entstehung und Entwicklung von Leben auf der Erde und an anderen Orten im Universum gesprochen werden, oder umfasst Evolution, als eigentlich allgemeiner Begriff, auch die Wandlungen der unbelebten Materie, d.h. kann man auch von einer Evolution im Zusammenhang von den Lebensphasen der Sterne, der Entropie, der Entstehung von Quantenpartikeln im jungen Universum nach dem Urknall, sowie der gegenwärtig noch menschengemachten Entwicklung von KI sprechen ?

Von besonderer Bedeutung für diese Problematik, so finde ich, sind die Schwierigkeiten der Biochemie, den präzisen Zeitpunkt der Entstehung von Leben, also der Wandlung von unbelebter zu belebter Materie zu definieren, und erschöpfend zu erklären, was genau zu diesem Zeitpunkt eigentlich geschehen ist.

Man weiss darum nicht so recht, inwieweit dieser Übergang reproduzierbar, zu erwarten, selbstverständlich und "natürlich", oder überhaupt überschaubar ist.

Im Moment sieht es so aus, als sei diese Entstehung von Leben sehr langwierig und komplex gewesen.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von streicher »

Ich denke, dass auch Universen Zyklen durchlaufen. Kann vielleicht auch als Evolution bezeichnet werden. Die Entwicklung des Lebens wäre möglicherweise ein (zwangsläufiger) Teil.
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Corella
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Corella »

Zunächst ist Evolution Anpassung an veränderliche Umwelt. Umwelt ist, was hinreichend regelmäßig passiert, so dass Anpassung möglich ist und hinreichend relevant, so dass Anpassung passiert. Anpassung im Zusammenhang meint das (idR langfrisige) Überleben.
Für den Prozess bedarf es der Auslese (idR längerfristiges Nicht-Überleben) und der Erbinformation.
Es gibt eine chemische Evolution, man denke etwa an Viren, wo man gewöhnlich nicht von "Leben" spricht.

Komplizierter wird es, wenn wir das Thema anschneiden, welches vorsichtig oder salopp "Höherentwicklung" genannt wird...

Antwort angekreuzt, habe ich keine, weil mir keine passend erschien.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Corella »

Hm, Viren passt wohl nicht als Beispiel für chemische Evolution. Sie lehnen sich an Lebewesen an und klauen sich sozusagen den Stoffwechsel für ihre Evolutionsfähigkeit. Es muss aber notwendiger Weise Vorstufen mit chemischer Evolution gegeben haben. Ähm, gibt es solche wohl noch immer?
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Oliver Krieger
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Oliver Krieger »

https://docplayer.org/29707312-Biologis ... reuth.html

Professor Schumann nennt gleich vier Arten von Evolution. Die kosmische, die chemische, die biologische und die kulturelle.

Hierdurch will ich nichts widerlegen, auch nicht behaupten, dass Schumann recht oder unrecht hätte, nur seine Position erwähnen.

Ich persönlich bin der Auffassung, dass die Menschheit frühestens seit dem Zeitpunkt ihrer kulturellen Evolution, spätestens aber seit der Entwicklung der Gentechnik, und dem Versuch der Generierung künstlichen Lebens in Rechnersystemen, sowie durch die Hervorbringung von KI zwei weitere Formen von Evolution in Gang gesetzt hat, von denen die erste eine Meta-Evolution ist, also die Evolution einer Evolution, wodurch diese nicht mehr getrennt von dem Willen der Menschen verläuft, sondern wodurch diese selbst, und in ihr vor allem der Menschen zum Gegenstand erhoben worden ist.

Der Mensch ist zudem die erste Lebensform auf der Erde, die durch ihre Verbreitung, und ihre technologische Wirkmacht auf das Ökosystem auf der Erde, eine Form der kritischen Kontrolle über die biologische Evolution erlangt hat.

Selbstverständlich fehlt der Menschheit diese Art der Kontrolle über die chemische und die kosmische Evolution, und das Phänomen Krieg ist bspw. ein Nachweis dafür, dass wir selbst noch nicht völlig Herr über die eigene kulturelle Evolution geworden sind.

Die zweite, gegenwärtig problematische, aber auch in der heftigsten Weise diskutierte Evolution ist die der KI zu einem entweder allein dem Menschen dienlichen Instrument - in diesem Fall kann nicht von Evolution gesprochen werden - oder zu einer autopoietischen, von Überlebenswillen beseelten, und selbstbewussten Entität.

Ich denke, diese letztere Evolution wird vermutlich ausbleiben, nicht nur fürchten wir uns viel zu sehr vor dem *FOOM* Effekt eines Skynet oder eines Terminators, wir sind auch viel zu kontrollwütig, um einer Form von Künstlichkeit Leben, also Autonomie, und hierdurch Eigensinnigkeit, und Eigenwilligkeit zu gestatten.

Die einzige Nische, die diese KI-Evolution hat, ist die, die ihr durch Menschen eingeräumt werden könnte, die mittels ihrer die Kontrolle über andere Menschen erlangen wollen.

Das heißt, die Menschheit müsste sich dann vor einer KI-Evolution fürchten, wenn diese selbst ein adäquates Mittel zur Erlangung von politischer Macht über den Menschen wäre, doch gegenwärtig sieht es eher danach aus, dass genau dieser Effekt sehr viel besser erreicht werden kann, wenn die KI nur ein Instrument ohne Selbstbewusstsein und ohne autopoietische Eigenschaften bleibt.

Der Mensch wird sich darum sehr wahrscheinlich auch weiterhin nur vor seinesgleichen am meisten fürchten müssen.
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Oliver Krieger
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Oliver Krieger »

https://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/2325

Ulrich Kull hat einen sehr interessanten Text verfasst über die Möglichkeiten und Grenzen der Analogiebildung zwischen biologischer und kultureller Evolution.

Der Mensch hat durch die kulturelle, auf die biologische Evolution rückgewirkt, und sich diese beiden auf der Erde quasi unter den Nagel gerissen.

Dieselben Analogien sind auf die chemische oder kosmische Evolution nicht anwendbar, allenfalls, dass es für Materie typisch ist, in bestimmter Weise zu aggregieren, so dass Systeme der Materie entstehen, die sich zyklisch thermisch zu regulieren scheinen, wie in Sternen bspw.

Allerdings fehlt dieser kosmischen und chemischen Evolution die Selbstorganisation, die es auf biologischer Ebene hat, so, wie es der biologischen Evolution an dem Zweck fehlt, den es in der kulturellen Evolution hat. Der menschliche Wille scheint hier zum höchsten Prinzip geworden zu sein, dessen Begriffe bereits nicht mehr auf die niederen Formen systematisch formierter Materie angewendet werden können.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Corella »

Oliver Krieger hat geschrieben: Freitag 28. Juni 2024, 18:57
Ich persönlich bin der Auffassung, dass die Menschheit frühestens seit dem Zeitpunkt ihrer kulturellen Evolution, spätestens aber seit der Entwicklung der Gentechnik, und dem Versuch der Generierung künstlichen Lebens in Rechnersystemen, sowie durch die Hervorbringung von KI zwei weitere Formen von Evolution in Gang gesetzt hat, von denen die erste eine Meta-Evolution ist, also die Evolution einer Evolution, wodurch diese nicht mehr getrennt von dem Willen der Menschen verläuft, sondern wodurch diese selbst, und in ihr vor allem der Menschen zum Gegenstand erhoben worden ist.

Der Mensch ist zudem die erste Lebensform auf der Erde, die durch ihre Verbreitung, und ihre technologische Wirkmacht auf das Ökosystem auf der Erde, eine Form der kritischen Kontrolle über die biologische Evolution erlangt hat.

Selbstverständlich fehlt der Menschheit diese Art der Kontrolle über die chemische und die kosmische Evolution, und das Phänomen Krieg ist bspw. ein Nachweis dafür, dass wir selbst noch nicht völlig Herr über die eigene kulturelle Evolution geworden sind.
Schumann und kosmische Evolution: keine Ahnung, keine Zeit. Kannst gern mal kurz erläutern.

Kulturevolution: gibt es bei Tieren auch. Qualitativ mag enormes trennen, aber wenn's um Kategorie und Prinzip geht, ist's nicht rein menschlich.

KI: bin über den Quantensprung erstmal geplättet. Dazu noch die Verunsicherung, dass neueste Erkenntnisse belegen, dass Hummeln beispielsweise spielen, nachahmen, empathisch sind. Eigenschaften, die man den Strukturen wohl kaum gedacht hätte, zuordnen zu können. Verunsichert, passe.

Nachtrag Kultur-E: Das Miteinander der Lebewesen erzeugt beständig Umweltfaktoren. Sich ausbildende Lebensstrategien werden nicht von Genen getragen, sondern von Genpools, den Populationen. Die sind entsprechend, wo Evolution passiert. Wenn Reduktionisten verkünden, die Selektion setze beim Individuum an, na schön. Aber das Entscheidende ist, was übrig bleibt. Der Zug zur Kultur steckt im System, ist universell, nicht allein menschlich.
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Oliver Krieger
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Oliver Krieger »

Corella hat geschrieben: Freitag 28. Juni 2024, 20:22 Schumann und kosmische Evolution: keine Ahnung, keine Zeit. Kannst gern mal kurz erläutern.
Den Schumann kann ich nicht weiter zusammenfassen und erläutern, der ist bereits so kompakt und übersichtsartig, dass es kürzer nicht zu fassen ist.

Corella hat geschrieben: Freitag 28. Juni 2024, 20:22 Kulturevolution: gibt es bei Tieren auch. Qualitativ mag enormes trennen, aber wenn's um Kategorie und Prinzip geht, ist's nicht rein menschlich.
Die allgemein einsehbaren Definitionen von Kultur heben ziemlich eindeutig ab auf deren ausschließlich durch die Menschheit hervorgebrachte Errungenschaften, was man natürlich kritisieren kann :
1a.
[ohne Plural]
Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung
"die menschliche Kultur"
1b.
Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen
"die abendländische Kultur"
https://www.bpb.de/lernen/kulturelle-bi ... rbegriffe/

Weiterführend die Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung. Diesen gemäß gibt es viererlei Arten der Definition von Kultur :

(1) den normativen Kulturbegriff,
(2) den totalitätsorientierten Kulturbegriff,
(3) den differenztheoretischen Kulturbegriff,
(4) den bedeutungs- und wissensorientierten Kulturbegriff.

1. Der normative Kulturbegriff bedeutete früher die Gesamtheit charakteristischer Höchstleistungen einer einzelnen menschlichen Kultur aus deren konkurrierender Perspektive, durch welche dieser ein Weltruhm enstand, später umfasste dieser sowohl die Hochkultur, und auch die Volkskultur derselben Gesellschaft.

2. Der totalitätsorientierte Kulturbegriff grenzt nicht mehr die fremden Kulturen, oder die niederen Kulturformen aus, sondern umfasst alle Glaubens-, Lebens- und Wissensformen der Menschen. Dieser hat sich irgendwann durchgesetzt.

3. Der differenztheoretische Kulturbegriff ist aus der Systemtheorie und Soziologie, und schränkt das, was Kultur ist, ein auf die Weltdeutungen, die im "engen Feld der Kunst, der Bildung, der Wissenschaft und sonstiger intellektueller Aktivitäten" gebildet werden.

4. Der konstruktivistisch und semiotisch geprägte, jüngste Kulturbegriff umfasst auch Formen der gesellschaftlichen Kommunikation und Sozialverhaltensweisen.
Corella hat geschrieben: Freitag 28. Juni 2024, 20:22 Nachtrag Kultur-E: Das Miteinander der Lebewesen erzeugt beständig Umweltfaktoren. Sich ausbildende Lebensstrategien werden nicht von Genen getragen, sondern von Genpools, den Populationen. Die sind entsprechend, wo Evolution passiert. Wenn Reduktionisten verkünden, die Selektion setze beim Individuum an, na schön. Aber das Entscheidende ist, was übrig bleibt. Der Zug zur Kultur steckt im System, ist universell, nicht allein menschlich.
Ich interpretiere dies so : In zwei Populationen, von denen eine sehr klein, und regional begrenzt lebt, die andere aber sehr groß und regional unbegrenzt lebt, und die ansonsten genetisch völlig, bis ins kleinste Detail identisch sind, erfolgt Evolution nicht nur deswegen unterschiedlich, weil die auf größerem Raum verteilte Population ein größeres Spektrum an Lebensbedingungen kennt, sondern auch, weil die vielfältigeren und häufigeren Beziehungen der Lebewesen in der größeren Population zueinander, zu einer von der kleineren Population abweichenden Adaptionsweise der Population im Ganzen führen, so dass, was in der einen Population eine wichtige, kritische Mutation wäre, in der anderen Population, eine unerhebliche Mutation ist - ohngeachtet ihrer positiven oder negativen Bedeutung hierüber hinaus.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von streicher »

Corella hat geschrieben: Freitag 28. Juni 2024, 20:22 Schumann und kosmische Evolution: keine Ahnung, keine Zeit. Kannst gern mal kurz erläutern.
Kosmische Evolution: Das Universum sieht heute ganz anders als kurz nach dem "Urknall". Beispielsweise war das Universum in der ganz frühen Zeit "galaxienfrei". Die entstanden jedoch recht schnell. Zu der kosmischen Evolution gehört die Ausdehnung. Und beispielsweise auch die Möglichkeit, dass "Leben" entstehen konnte, so wie wir es verstehen. Ab wann das zuerst möglich war, ist natürlich eine spannende wie kaum zu beantwortende Frage. Die Elemente, wie wir sie heute kennen, waren auch nicht von Anfang an in dieser Vollständigkeit da. Zuerst (und sehr früh!) entstanden die leichten Elemente wie Wasserstoff und Helium. Dazu: https://www.weltderphysik.de/gebiet/tei ... -elemente/
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Absurd
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Absurd »

Evolution ist ursprünglich durch auf biochemische Prozesse basierende Vorgänge definiert (-> DNA).
Natürlich kann man den Begriff für alles umdefinieren und auf alles anwenden (fände ich persönlich nicht gut; neue Begriffe wären mir da lieber).
Ist so ähnlich wie mit dem Phantasiebegriff Emergenz.
Immer wenn der Mensch etwas nicht versteht oder nicht ausreichend für seinen begrenzten Intellekt "erklären" kann faselt er von "Emergenz". Bringt gar nix. :|
Immer um intellektuelle Redlichkeit bemüht...                      http://www.denkwerkzukunft.de/downloads ... zinger.pdf
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Oliver Krieger
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Oliver Krieger »

Absurd hat geschrieben: Montag 1. Juli 2024, 15:14 Ist so ähnlich wie mit dem Phantasiebegriff Emergenz.
Immer wenn der Mensch etwas nicht versteht oder nicht ausreichend für seinen begrenzten Intellekt "erklären" kann faselt er von "Emergenz". Bringt gar nix. :|
Ganz so platt würde ich es nicht formulieren. Starke Emergenz ist mit Physikalismus nicht vereinbar, schwache Emergenz durchaus. Supervenienz ist zudem als Begriff der Ätiologie nicht mehr wegzudenken.

https://en.wikipedia.org/wiki/Emergence
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H2O
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von H2O »

Ja sicher, Sprachpanschereien gibt es genug auf dieser Welt. Ich vermute, daß der Begriff "Evolution" im Umfeld von Biologen/Naturforschern geprägt wurde. Auswahl der am besten an die vorherrschenden Lebensbedingungen angepaßten Entwicklung. Aber der Begriff "Evolution" paßt doch ganz gut auch zu anderen Bereichen, in denen eine ständige Entwicklung mit Auslese der besten Lösung eines Problems zu beobachten ist. Vielleicht kann man hier wieder durch ein Adjektiv klarmachen, welche Evolution gemeint ist. Wer Evolution beschreibend nutzt, der will doch eine Analogie der Verfahren nutzen, um mehr Worte zu vermeiden.
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Dark Angel
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Dark Angel »

Oliver Krieger hat geschrieben: Samstag 8. Juni 2024, 18:02 Kann von Evolution nur im Zusammenhang mit der Entstehung und Entwicklung von Leben auf der Erde und an anderen Orten im Universum gesprochen werden, oder umfasst Evolution, als eigentlich allgemeiner Begriff, auch die Wandlungen der unbelebten Materie, d.h. kann man auch von einer Evolution im Zusammenhang von den Lebensphasen der Sterne, der Entropie, der Entstehung von Quantenpartikeln im jungen Universum nach dem Urknall, sowie der gegenwärtig noch menschengemachten Entwicklung von KI sprechen ?
Der Begriff Evolution (<lat.> auswickeln, entwickeln) ist ein deskriptiver Begriff, der einen Entwicklungsprozess von Einfachen zum Komplexen beschreibt. Nicht mehr und nicht weniger.
Bezogen auf das Universum wäre der Beginn der Evolution die, von Alan H. Guth entwickelte Inflationstheorie. Der Physiker Michio Kaku beschreibt die Zeitabläufe in seinem Buch "Hyperspace" recht anschaulich.
Bezogen auf die chemische Evolution könnte man den Beginn in der Entstehung der so genannten Lebensbausteine (Zuckermoleküle, Proteine etc) bei Supernovae verstehen.
Darwin setzt den Beginn der Evolution gleich mit der Entstehung der ersten Arten und die kulturelle Evolution beginnt mit der Herstellung und Nutzung erster Werkzeuge.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Corella »

Oliver Krieger hat geschrieben: Samstag 29. Juni 2024, 16:24 Ich interpretiere dies so : In zwei Populationen, von denen eine sehr klein, und regional begrenzt lebt, die andere aber sehr groß und regional unbegrenzt lebt, und die ansonsten genetisch völlig, bis ins kleinste Detail identisch sind, erfolgt Evolution nicht nur deswegen unterschiedlich, weil die auf größerem Raum verteilte Population ein größeres Spektrum an Lebensbedingungen kennt, sondern auch, weil die vielfältigeren und häufigeren Beziehungen der Lebewesen in der größeren Population zueinander, zu einer von der kleineren Population abweichenden Adaptionsweise der Population im Ganzen führen, so dass, was in der einen Population eine wichtige, kritische Mutation wäre, in der anderen Population, eine unerhebliche Mutation ist - ohngeachtet ihrer positiven oder negativen Bedeutung hierüber hinaus.
Die neuen Entdeckungen am Beispiel Hummeln sind noch hinter pay walls, aber hier ganz nett:

https://www.sueddeutsche.de/wissen/humm ... -1.5764525

Die zusammengetragenen Definitionen zur Kulturevolution grenzen zumindest unscharf an die der Tiere, der Versuch einer Abgrenzung wird nicht zufrieden stellen.

Beim Versuch, Kulturevolution auf Populationsgenetik zu beziehen hantiert man mit unterschiedlichen Zeitdimensionen. Aber was sich genetisch austauscht trifft sich halt auch sozial, so dass man auf beiden Sektoren den Populationsbegriff anwenden kann.
"Klein" oder "groß" und Geschwindigkeiten genetischer Veränderungen: kompliziert. Selektionsdruck setzt sich einerseits in kleinen Populationen schneller durch, es können aber in kleinen P. bessere Anpassungen auch verdriften. Große P. reagieren sehr träge.
Aber die Epigenetik! Und: die Fähigkeit zur Evolution unterliegt nach Ernst Mayr der Selektion. Fazit: man muss mit allem rechnen oder: es gibt doch nichts, das es nicht gibt ;-)

Paar Grundsätze noch: Mutationen sind idR neutral, aber das kann sich mit Umweltveränderung ändern. Anders gesagt: die Evolution "muss" idR nicht auf Mutationen "warten".
Ein Gefühl für Zeiträume, in welchen Genpools an Umwelten anpassen, erhält man bei Beschäftigung mit Artbildungsprozessen. Mitteleuropa z.B. war noch vor 12 Tsd a durch Gletscher in Ost und West zweigeteilt, was sich bei vielen Arten zeigt. Manche sind Subspezies (Nebel- und Rabenkrähe) manche getrennt (Fitis, Zilpzalp), andere bildeten wieder gemeinsamen Pool (Feuersalamander).
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Corella »

streicher hat geschrieben: Montag 1. Juli 2024, 10:50 Kosmische Evolution: Das Universum sieht heute ganz anders als kurz nach dem "Urknall". Beispielsweise war das Universum in der ganz frühen Zeit "galaxienfrei". Die entstanden jedoch recht schnell. Zu der kosmischen Evolution gehört die Ausdehnung. Und beispielsweise auch die Möglichkeit, dass "Leben" entstehen konnte, so wie wir es verstehen. Ab wann das zuerst möglich war, ist natürlich eine spannende wie kaum zu beantwortende Frage. Die Elemente, wie wir sie heute kennen, waren auch nicht von Anfang an in dieser Vollständigkeit da. Zuerst (und sehr früh!) entstanden die leichten Elemente wie Wasserstoff und Helium. Dazu: https://www.weltderphysik.de/gebiet/tei ... -elemente/
Danke!
Und ok, als sich im Universum erstmals H und O zu H2O verbunden haben, sind auch neue Eigenschaften emergiert. Feinheiten in Sachen Informationsträgerschaft und was die Entropie so macht, könnten noch Überraschungen bergen.
https://www.spektrum.de/news/entropie-q ... ng/2179176
Und wenn man den Artikel wirklich versucht zu würdigen: all die Reflexion wäre theoretisch auf Physik zu reduzieren?
Der Teleonomiebegriff trennt übrigens kosmische von biologischer E., selbstverständlich letztere in ersterer eingebettet, unbenommen.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von streicher »

Corella hat geschrieben: Montag 1. Juli 2024, 17:48 https://www.spektrum.de/news/entropie-q ... ng/2179176
Und wenn man den Artikel wirklich versucht zu würdigen: all die Reflexion wäre theoretisch auf Physik zu reduzieren?
Ganz ehrlich: Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Es gibt nicht umsonst die Vertreter, dass letztendlich die Chemie nur ein Untergebiet der Physik ist. Man braucht die Sache nur weiterdenken. Und es kommt noch hinzu: Die Physik ist erstaunlich mathematisch. ;)
Dann wird gerne von kleinsten Einheiten gesprochen, den Quanten. Und das wiederum erinnert so ein wenig an Programmierung. Die DNS ist Code.

Ganz schwierig zu erklären ist allerdings, wie Bewusstsein entsteht. Die Grundvoraussetzungen dafür sind in unserem Universum, und das eben auch auf Mikroebene. Und nun wir sind Materie, die über sich selbst nachdenkt.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von schokoschendrezki »

Absurd hat geschrieben: Montag 1. Juli 2024, 15:14 Immer wenn der Mensch etwas nicht versteht oder nicht ausreichend für seinen begrenzten Intellekt "erklären" kann faselt er von "Emergenz". Bringt gar nix. :|
Das sehe ich als verständnisloser Mensch aber anders. Denken z.B. ist ein emergentes Phänomen auf der Basis von Gehirn, Körper, Umgebung, Gesellschaft. Keines dieser Bestandteile kann selbst denken. Auch ein Gehirn nicht.

Ich empfehle dazu Markus Gabriel. Neoexistentialist, Antireduktionist, Antiphysikalist, Antineurozentrist.

"Ich ist nicht Gehirn" ... so der zugegebenerweise etwas reißerische Titel eins seiner Bücher. Man kann auch nicht theoretisch alle neuronalen Prozesse in einem Gehirn messen und beobachten und daraus so etwas wie eine "Ich"-Vorstellung rekonstruieren.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von schokoschendrezki »

Corella hat geschrieben: Montag 1. Juli 2024, 17:48 Danke!
Und ok, als sich im Universum erstmals H und O zu H2O verbunden haben, sind auch neue Eigenschaften emergiert. Feinheiten in Sachen Informationsträgerschaft und was die Entropie so macht, könnten noch Überraschungen bergen.
https://www.spektrum.de/news/entropie-q ... ng/2179176
Soweit ich es verstanden habe, umgehen alle diese in dem Artikel geschilderten Ansätze nur Formulierungen, in denen über Wahrscheinlichkeit geredet wird. Keineswegs wird da die Welt als objektiv deterministisch dargestellt. Aber grundsätzlich: Wenn die Welt objektiv nicht völlig deterministisch, kein Laplacescher Daemon ist ... dann gibt es notwendigerweise auch starke Emergenz.

Ganz instinktiv erscheint es mir völlig absurd, dass materielle Gegenstände, Atome, Teilchen, Moleküle einfach so existieren. Es gibt Messungen, Beobachtungen, Wechselwirkungen und die Vorstellung von einem Atom als ein System von Teilchen mit Eigenschaften wie Ladung, Spin, Masse usw. ist ein gutes Erklärungsmodell. Aber Atome existieren nicht einfach so und für sich genommen. Möglicherweise ist es genau umgekehrt: So etwas wie die Noetscherschen Theoreme oder auch einfach der Satz des Pythagoras existiert wirklich. Und ist nicht einfach nur ein Theoriewerkzeug zur Beschreibung einer objektiv existierenden Wirklichkeit. Sie sind auch dann richtig, wenn absolut nix materielles existiert. Dem lieben Gott hat aber die Idee gefallen, diese mathematischen Regeln einmal in einer als Wirklichkeit wahrgenommenen Welt durchzuspielen.
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von Corella »

streicher hat geschrieben: Dienstag 2. Juli 2024, 10:42 ...letztendlich die Chemie nur ein Untergebiet der Physik ist...
...und so gekränkt sei dann die Biologie nichts anderes als Chemie. Das hat aber noch nicht durchgreifend überzeugt ;-)
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Re: Wessen Evolution ist es eigentlich ?

Beitrag von streicher »

Corella hat geschrieben: Dienstag 2. Juli 2024, 15:35 ...und so gekränkt sei dann die Biologie nichts anderes als Chemie. Das hat aber noch nicht durchgreifend überzeugt ;-)
Sagen wir es mal so: Die Chemie greift auf die Physik zurück und die Biologie auf die Chemie. Dann klingt es positiv. (-;
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