jorikke hat geschrieben: ↑Donnerstag 13. April 2023, 08:39
"Im nächsten Wahlkampf spielt der Atomausstieg kaum eine Rolle mehr."
Hast recht.
Nur ist gerade das bedenklich und negativ für die Grünen.
Die Thematik hat die Richtung gewechselt und es wird das Thema Wiedereinstieg im Vordergrund stehen.
Die Stimmung kippt.
Die Weisheit des Atomausstieges wird mehr und mehr angezweifelt, auch ich frage mich ob alle um uns herum, die eindeutig auf Atomkraft setzen, im Unrecht sind.
Da macht sich viel Unmut breit, über Leute, die mit ihrer Schisser Mentalität die Stimmung über Gebühr beeinflusst haben.
Eigentlich nicht. Zumindest bisher nicht.
Auch heute noch steht eine Mehrheit hinter dem Atomausstieg von Deutschland. Was ein wenig gekippt ist, ist die Stimmung zur Restlaufzeit der drei verbliebenen AKWs. Da gibt es ein wenig Bewegung, eine dünne Mehrheit ist inzwischen auf das konsequent vorgetragene Lügengebäude von CDU/CSU und teilweise FDP aufgesprungen und hat nun Angst vor dem Blackout. Nur - es gibt aktuell keinen erkennbaren Grund, warum dieser durch die Abschaltung der drei verbliebenen AKWs kommen soll.
Nehmen wir mal an, dass Frankreich seine Probleme mit seinen AKWs halbwegs in den Griff bekommt, dann hat Europa im nächsten Winter mehr Stromerzeugungskapazität zur Verfügung als in diesem Winter. Für Deutschland gilt sowieso, dass uns diese Abschaltung nicht überrascht, weil sie von den Energieerzeugern bereits seit Jahren geplant ist. Es steht ausreichend Kraftwerkskapazität zur Verfügung.
Auch stimmt das Märchen nicht, dass wir mehr CO2 in die Luft blasen, weil Atomkraft durch Braunkohlekraftwerke ersetzt wird. Richtig ist, dass die Atomkraft durch Gaskraftwerke und erneuerbare Energien ersetzt werden - und die Gaskraftwerke aber aufgrund der Sparmaßnahmen beim Gas bedingt durch den russischen Überfall auf die Ukraine und durch die erwiesenermaßen falsche Gaspolitik unter der Ära Merkel in diesem Winter durch Braunkohle und Kohlekraftwerke substituiert wurden.
Insofern ist es auch merkwürdig, wenn ausgerechnet die Parteien, die den Klimaschutz eh nur halbherzig betrieben haben, und die regenerative Energien fast an die Wand gefahren haben, die aber parallel trotzdem den Atomausstieg erst revidiert, und dann mit Milliardenkosten doch wieder umgesetzt haben jetzt ihre Märchenstunde anschmeißen.
Unser Strom ist auch deshalb so teuer, weil die Union diesen Schwenk in der Atompolitik verursacht hat.
Jetzt also erzählt man das Märchen, dass Strom günstiger wäre, wenn die Union an der Regierung wäre und die AKW-Laufzeiten verlängern würde?
Das Gegenteil wäre der Fall - denn wenn man jetzt die AKW-Laufzeiten nochmals verlängern würde, würden die Betreiber der AKWs berechtigterweise die dadurch entstehenden Kosten sich ersetzen lassen. DIE zahlen wir dann vielleicht nicht über den Strompreis, aber über Steuern.....es ist aber egal, auf welche Weise der Staat dir unnötig Geld aus der Börse zieht - es würde unnötigerweise und auch rückwärtsgewandt nur den AKW-Betreibern und deren Besitzer nutzen.
Es gibt Berechnungen dazu, welchen Einfluss es auf den Strompreis hätte, wenn man die 4,2% AKW-Strom noch beibehalten würde. Die Abschätzungen liegen irgendwo zwischen 0,3 und 0,7 Cent je kWh als Obergrenze, was man damit sparen könnte.
Nicht billiger sondern teurer wird es, wenn wir die drei AKWs noch auf Jahre hin auf Reserve halten. Denn dann speisen die im Normalbetrieb keinen Strom ein, sondern warten darauf, dass sie benötigt werden. Für diese Bereitschaft muss aber an die Betreiber bezahlt werden. Das wären ZUSÄTZLICHE Kosten. Danke FDP, dass du solch eine intelligente Forderung aufstellst.
Wenn ich die Wahl habe, ob ich in veraltete AKW-Technologie investiere, oder das selbe Geld beispielsweise in moderne Stromnetze, regenerative Energien oder auch in Power2Gas investiere - was wäre wohl die bessere Wahl? Ok, Ewig Gestrige lassen dann ein paar veraltete AKWs ein wenig länger laufen......also nachdem sie abgeschaltet, überarbeitet, einem Sicherheitscheck unterworfen und mit neuen Brennstäben versorgt wurden, die alle Geld kosten.....neue Brennstäbe für einen Reservebetrieb? Eine wirklich intelligente Idee der FDP.....anders als Kohle haben Brennstäbe ein Verfallsdatum. Sie strahlen auch ohne dass man sie in AKWs benutzt......
Und dann wäre da noch Söder.....also dieser Söder, der auch aktiv mit vertreten hat, dass wir aus der Atomkraft aussteigen sollten......der sich heute aktiv dafür ausspricht, dass mit ihm es wieder neue AKWs geben wird....der sich dafür einsetzt, dass JEDES Kraftwerk erhalten bleibt im Anbetracht der Energiekrise......der ist so glaubwürdig wie Münchhausen und Eulenspiegel zusammen. Denn wenn es ihm Ernst wäre - dann müsste ihm jedes Windkraftwerk in Bayern genauso wichtig sein. Doch davon ist nichts zu bemerken. Nur auf der Basis von massiven Druck erfüllt Bayern auch nur die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen.....dabei wäre Windkraft in Bayern wirklich wichtig, um die Systemkosten für die Stromversorgung in der Zukunft deutlich zu senken.
Macht er aber nicht - der Söder - dieser Glaubwürdigkeitsbolzen, der seine Meinung jeweils nach dem Wind ausrichtet, aber gleichzeitig nichts von Windkraft hält.....
Ich denke, das Thema des aktuellen AKW-Kraftwerkspark sollten wir mal abhaken.
WENN es irgendwann dazu kommt, dass ein neuer Typus AKWs Serienreif wird - also die kleinen dezentral gut zu betreibenden AKWs neuesten Typus, die eigentlich keine Gefahr mehr im laufenden Betrieb darstellen.....WENN dieser Kraftwerkstyp tatsächlich in Frankreich oder den USA zur Serienreife kommen sollte - kann es sein, dass wir nochmals neu über diese Technik nachdenken sollten und uns überlegen sollten, ob und wie diese Technik uns helfen kann.
Planungen und Ideen dazu gibt es - aber keinen funktionierenden Prototypen.
Ansonsten gilt, dass Atomenergie weltweit auf dem Rückzug ist, denn auch alle angekündigten neuen AKWs reichen nicht aus, damit in 20 Jahren die Erzeugungsmöglichkeiten des Kraftwerksparks bezüglich Atomstrom auch nur halbwegs auf dem Niveau bleiben kann, wie es heute ist. Gleichzeitig werden erneuerbare Energien massiv ausgebaut - und erreichen immer neue Höchststände bei den Marktanteilen.
Wer ist also glaubwürdig, wenn es um eine zukunftsorientierte Politik bei der Energieversorgung geht - die, die auf Kohle, Öl, Gas aus Russland gesetzt haben? Die, die auf Atomkraft gesetzt haben und Tschernobyl und Fukushima inzwischen gerne wieder vergessen wollen? Die, die die PV-Industrie aus Deutschland vertrieben haben und die die Windkraftanlagenherstellung in Deutschland fast in den Ruin getrieben haben? Die, die auf Braunkohle gesetzt haben? Die die Atomstrom erst wieder teuer reaktiviert haben, um es dann mit Milliarden-Steuergeldern doch abzuschreiben? Also die, die verantwortlich für die gesamte Energiemisere in Deutschland sind?
Oder sind die glaubwürdig, die ihre ideologischen Grundsätze auf die Seite geschoben haben, weil es akut andere Voraussetzungen für diesen Winter gab - und die dennoch dafür gesorgt haben, dass wir sicher und ausreichend versorgt durch diesen Winter gekommen sind?
Schuld für die hohen Energiekosten sind nicht die Grünen - es sind die Parteien, die behaupten, es wäre besser zu verlängern......
Nein - ich bin zuversichtlich - wenn nicht unvorhergesehenes noch passiert - im Bundestagswahlkampf wird alles mögliche eine Rolle spielen, aber nicht mehr der Atomausstieg - und für einen erneuten Wiedereinstieg wird es viel zu früh sein, da gibt es keine Mehrheiten.