Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

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schokoschendrezki
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von schokoschendrezki »

Eiskalt hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 19:24 Die Frage ist ob die Regierenden in Deutschland Lehren ziehen.

Wenn ich mir ansehe, dass Deutschland auch bei Unterseekabeln und Piplines etc nur an Katastrophen und Unfälle gedacht, aber staatliche Akteure und Angriffe für unvorstellbar hielt:

Wird man aus der Blauäugigkeit rauskommen?
Selbst wenn Russland aus der Ukraine geworfen wird:

Es ist anzunehmen, dass Russland lernen wird:
Die Armee wird sicher verändert werden, ebenso die Militärverwaltung etc
Und daa russische Militär wird dann auch wieder erstarken.
Auf jeden Fall wird die Ukraine früher oder später EU-Mitglied werden. Da kommt man nach den ganzen Solidaritätsbekundungen gar nicht mehr dran vorbei. Und das ist auch gut so. Länder wie Slowakei, Ungarn, Slowenien ... ja. Das sind doch eher Kleinstaaten. Polen oder auch Rumänien ... das ist schon eine andere Nummer. Die Ukraine jedoch ist noch mal eine ganz andere Nummer. Globalstrategisch und potenziell auch von der wirtschaftlichen Bedeutung her. Damit wird sich der geographische Mittelpunkt der EU ein, zwei tausend Kilometer Richtung Osten verschieben. Gut so.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von streicher »

Vongole hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 19:28 Druck auf die neue Regierung, sich gefälligst nach Putin zu richten.
Gazprom ist eine Krake, und macht übrigens Österreich verantwortlich.
Gazprom wiederum machte im Nachrichtendienst Telegram Österreich für die Ablehnung der sogenannten Transportnominierungen verantwortlich.
Italien hat sich in jüngster Zeit ebenfalls umorientiert.
Italien hatte bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine rund 40 Prozent seines Gases aus Russland erhalten. Dann schlossen die Regierung in Rom und der teilstaatliche Konzern Eni mit etlichen anderen Ländern - etwa Algerien - Abkommen ab, um die Abhängigkeit von Moskau zu minimieren. In den vergangenen Monaten hieß es, Italien bekomme nur noch rund 25 Prozent seines Gases aus Russland.
Moldau wird der Hahn auch zugedreht.
hat außerdem die Gaslieferungen in die zwischen Rumänien und der liegende ehemalige Sowjetrepublik gedrosselt und deren völlige Einstellung angedroht. Der russische Energiekonzern Gazprom machte für die Absenkung am Samstag auf seinem Telegram-Kanal die Ukraine verantwortlich, die sich weigere, „russisches Gas über die Verteilerstation „Sochranowka“ zu leiten.“
https://www.berliner-zeitung.de/news/ru ... -li.272609

Dann haben also nun auch diese Länder die Chance, schnell unabhängig vom russischen Gas zu werden.
Die Zukunft ist Geschichte.
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JJazzGold
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von JJazzGold »

Frau Merkel träumt

“Merkel betonte erneut, dass ein dauerhafter Friede in Europa »nur unter Einbeziehung Russlands» erfolgen könne. »So lange wir das nicht wirklich geschafft haben, ist auch der Kalte Krieg nicht wirklich zu Ende.“

https://www.spiegel.de/ausland/russland ... 313e9af5b9

Wer glaubt, die Menschen in Russland wären an westlicher Lebensart, an Demokratie, an westlichen Werten interessiert, der macht sich selbst etwas vor. Ganz zu schweigen davon, dass der Großteil der russischen Bevölkerung gewillt wäre, dafür auf die eine oder andere Art zu kämpfen. Sie halten das nicht für erstrebenswert und sind auch in der erzwungenen Zusammensetzung nicht homogen genug, um sich auf etwas anderes als auf diktatorische Führung zu einigen, welche der Welt konstant die Größe Russlands verdeutlicht.
Das ist in Russland nicht anders als im Iran. Weil man einst ein weltbewegendes Reich war war, glaubt man es heute immer noch zu sein, selbst wenn kein Krümel Brot mehr auf dem geerbten Silberteller liegt.


Zwischen den europäischen Staaten werden Verträge allenfalls für ein Stillhalten auf Zeit sorgen. Damit wäre schon viel erreicht.
Dauerhaft wird es mit Russland keinen Frieden in Europa geben. Wie fatal es ist, sich wie z.B. Frau Merkel darauf zu verlassen, dass Russland an Frieden interessiert wäre, die Erfahrung macht Europa gerade
.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Haegar »

JJazzGold hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 08:23 ....

“Merkel betonte erneut, dass ein dauerhafter Friede in Europa »nur unter Einbeziehung Russlands» erfolgen könne. »So lange wir das nicht wirklich geschafft haben, ist auch der Kalte Krieg nicht wirklich zu Ende.“

https://www.spiegel.de/ausland/russland ... 313e9af5b9

Wer glaubt, die Menschen in Russland wären an westlicher Lebensart, an Demokratie, an westlichen Werten interessiert, der macht sich selbst etwas vor. Ganz zu schweigen davon, dass der Großteil der russischen Bevölkerung gewillt wäre, dafür auf die eine oder andere Art zu kämpfen. Sie halten das nicht für erstrebenswert und sind auch in der erzwungenen Zusammensetzung nicht homogen genug, um sich auf etwas anderes als auf diktatorische Führung zu einigen, welche der Welt konstant die Größe Russlands verdeutlicht.
Das ist in Russland nicht anders als im Iran. Weil man einst ein weltbewegendes Reich war war, glaubt man es heute immer noch zu sein, selbst wenn kein Krümel Brot mehr auf dem geerbten Silberteller liegt.


Zwischen den europäischen Staaten werden Verträge allenfalls für ein Stillhalten auf Zeit sorgen. Damit wäre schon viel erreicht.
Dauerhaft wird es mit Russland keinen Frieden in Europa geben. Wie fatal es ist, sich wie z.B. Frau Merkel darauf zu verlassen, dass Russland an Frieden interessiert wäre, die Erfahrung macht Europa gerade
.
Richtig wäre es zu sagen: Mit Putins Russland kann es keinen Frieden geben. Eine regelbasierte russische Regierung ist selbstverständlich Teil der europäischen Friedensordnung. Aber Frau Merkel hat die Zäsur der putinschen Regierung nicht erkannt und 2014 nicht entsprechend reagiert und sich weiter an diese Mantra gehalten. Deshalb haben wir jetzt den Krieg in Europa. Wird Zeit daraus nochmals zu lernen und mit einer neuen russischen Regierung wieder dahin zurückzukehren. Mit der Regierung Putin ist das seit 2014 nicht mehr möglich.
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Europa2050
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Europa2050 »

Haegar hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 09:13 Richtig wäre es zu sagen: Mit Putins Russland kann es keinen Frieden geben. Eine regelbasierte russische Regierung ist selbstverständlich Teil der europäischen Friedensordnung.
Die Frage ist - kann Russland überhaupt „regelbasierte Regierung“. Hat es das in der Geschichte je bewiesen?

Oder merkt man - so abstrus das klingen mag - eben doch heute, runde 800 Jahre später noch, wo Algirdas und die Mongolen damals Europas Ost- und Asiens Westgrenze ausgefochten haben?

Und falls der Vergleich mit der demokratischen Erneuerung Deutschlands und Italiens nach den Greueln der Nazi- bzw. Mussolini-Zeit fällt.
Beide Länder hatten in Teilen bereits vorher zu verschiedenen Zeiten temporär prosperierende, den damaligen Vorstellungen von Demokratie entsprechende Gemeinwesen etabliert gehabt (Hansestädte, freie Reichstädte - Lucca, Venedig) bevor sie im 20. Jahrhundert auf die tiefste menschliche Stufe abgestiegen waren.
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Platon
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Platon »

Gestern gab es das Gründungstreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Prag. Das Ganze ist Macrons Idee und es ist ein Gesprächsformat der europäischen Länder inklusive der Briten, Ukraine, Kosovo, Türkei, Griechenland, Zypern und der Kaukasusländer Armenien, Aserbeidschan, Georgien. Insbesondere die gemeinsame Teilnahme der Staatschefs von Armenien und Aserbeidschan ist natürlich bemerkenswert. Man könnte es auch den No-Putin-Club nennen...

https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3% ... aft_(2022)
https://www.augsburger-allgemeine.de/po ... 65631.html
Bundeskanzler Olaf Scholz hat das erste Treffen einer neuen politischen Gemeinschaft von mehr als 40 europäischen Staats- und Regierungschefs als "große Innovation" bezeichnet. Man könne "einen ganzen Tag lang in verschiedenen Formaten und einfach frei von einer Tagesordnung und von der Notwendigkeit, Beschlüsse zu fassen, über die gemeinsamen Anliegen" sprechen, sagte der SPD-Politiker am Rande der sogenannten Europäischen Politischen Gemeinschaft in Prag. "Das ist gut für den Frieden, für die Sicherheitsordnung. Das ist gut für die ökonomische Entwicklung und für die Prosperität." Zudem könne die EU die Beziehungen zu ihren Nachbarn verbessern, von denen viele Mitglied der EU werden wollten.

Mit Blick auf den russischen Krieg gegen die Ukraine sagte Scholz: "Es ist schon sehr sichtbar, dass alle, die hier zusammenkommen, wissen: Dieser russische Angriff auf die Ukraine ist eine brutale Verletzung der Sicherheits- und Friedensordnung, die wir in den letzten Jahrzehnten in Europa hatten." Es sei wichtig, "dass wir diesen Angriff zurückweisen, dass wir nicht akzeptieren, dass ein Teil des Nachbarlandes annektiert wird". [...]
https://www.zeit.de/politik/2022-10/ola ... ost_link_x





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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von streicher »

Das ist eine riesige Gemeinschaft, die Russland klare Kante zeigt. Aber sie steht vor einem nicht einfachen Selbstfindungsprozess, denn auch gegenüber Russland muss man erstmal eine einheitliche Linie finden.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Platon »

streicher hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 09:33 Das ist eine riesige Gemeinschaft, die Russland klare Kante zeigt. Aber sie steht vor einem nicht einfachen Selbstfindungsprozess, denn auch gegenüber Russland muss man erstmal eine einheitliche Linie finden.
Es handelt sich ja primär um ein Gesprächsformat und nicht um eine Institution, welche Beschlüsse fasst. Dazu gibt es ja die EU. Es geht ja letztlich darum, dass Europa sich als Ordnungsmacht auch im Kaukasus etabliert und russischer Einfluss zurückgedrängt wird. Das Ziel muss also sein, dass Armenien und Aserbeidschan ihren Konflikt in Zukunft unter europäischer Vermittlung managen und nicht mehr unter Vermittlung der Russen z.B. im Rahmen der CSTO. Damit beim nächsten Krieg Pashinyan nicht mehr Putin sondern Biden oder Macron um Hilfe bzw. Vermittlung bittet.
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Seidenraupe
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Seidenraupe »

Platon hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 09:28 Gestern gab es das Gründungstreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Prag. Das Ganze ist Macrons Idee und es ist ein Gesprächsformat der europäischen Länder inklusive der Briten, Ukraine, Kosovo, Türkei, Griechenland, Zypern und der Kaukasusländer Armenien, Aserbeidschan, Georgien.


Es sei Macron gegönnt, dass er sich im Erfolg seine EPC-Initiative sonnt.

Dass Scholz beim Prager Gruppenfoto hinten in der dritten Reihe steht, scheint zugleich symptomatisch dafür, dass Berlin kaum noch den Ehrgeiz hat, in Ost(mittel)europa eine zentrale Rolle zu spielen.
Ich denke, es liegt bei D nicht am Ehrgeiz, sondern an mangelnder Fähigkeit auf internationalem Parkett in Krisenzeiten sowohl hart als auch diplomatisch zu verhandeln.

Ich sehe keine Persönlichkeit in der gegenwärtigen Regierung, die dazu fähig wäre.
Zu Recht findet sich Scholz in der hinteren Reihe wieder. Ein Platz, der Frau Merkel sinnigerweise eher selten zuteil wurde.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Eiskalt »

Seidenraupe hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 10:31 Ich denke, es liegt bei D nicht am Ehrgeiz, sondern an mangelnder Fähigkeit auf internationalem Parkett in Krisenzeiten sowohl hart als auch diplomatisch zu verhandeln.

Ich sehe keine Persönlichkeit in der gegenwärtigen Regierung, die dazu fähig wäre.
Zu Recht findet sich Scholz in der hinteren Reihe wieder. Ein Platz, der Frau Merkel sinnigerweise eher selten zuteil wurde.
Das Problem ist:
Es wurde ggf Führung im Kanzleramt bestellt, aber wohl per E-Mail. Dabei weiß man doch, dass man auf oberster und Behördenebene in Deutschland faxen muss. :x
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Seidenraupe
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Seidenraupe »

Eiskalt hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 10:53 Das Problem ist:
Es wurde ggf Führung im Kanzleramt bestellt, aber wohl per E-Mail. Dabei weiß man doch, dass man auf oberster und Behördenebene in Deutschland faxen muss. :x
Ich rede nicht nur vom Kanzler.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Haegar hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 09:13 Richtig wäre es zu sagen: Mit Putins Russland kann es keinen Frieden geben. Eine regelbasierte russische Regierung ist selbstverständlich Teil der europäischen Friedensordnung. Aber Frau Merkel hat die Zäsur der putinschen Regierung nicht erkannt und 2014 nicht entsprechend reagiert und sich weiter an diese Mantra gehalten. Deshalb haben wir jetzt den Krieg in Europa. Wird Zeit daraus nochmals zu lernen und mit einer neuen russischen Regierung wieder dahin zurückzukehren. Mit der Regierung Putin ist das seit 2014 nicht mehr möglich.
Im Grundsatz stimme ich Frau Merkel zu. Wirklichen Frieden kann es nur geben, wenn eine Annäherung zwischen Europa/Deutschland und Russland gelingt. Das gleiche Anliegen stand hinter der Ostpolitik der SPD unter Willy Brandt, die von der Union damals als "Verrat" gebrandmarkt wurde. Der Unterschied zwischen Brand und Merkel besteht nur darin, dass die SPD damals die Annäherung aus eine Position der Stärke heraus angestrebt hat: Wir hatten eine intakte und kampfstarke Bundeswehr und haben vier Prozent des Sozialprodukts für Verteidigung ausgegeben. Merkel hingegen hat den Kuschelkurs mit Russland gefahren und gleichzeitig die Bundeswehr zugrunde gerichtet.

Dass wir in einer "Zeitenwende" leben, hat Scholz schon richtig erkannt. Leider erkenne ich noch nicht, dass er auch entsprechend handeln will.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von sünnerklaas »

Kohlhaas hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 13:09
Dass wir in einer "Zeitenwende" leben, hat Scholz schon richtig erkannt. Leider erkenne ich noch nicht, dass er auch entsprechend handeln will.
Ich glaube, dass die internen Widerstände in SPD und auch in der UNION da enorm sind.
Interessant ist ja auch, dass bei der Fanbase der AfD nackte Angst davor herrscht. Es wird geraunt, eine besser ausgerüstete Bundeswehr solle dann gegen das "Folck" eingesetzt werden.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Seidenraupe »

Kohlhaas hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 13:09 Im Grundsatz stimme ich Frau Merkel zu. Wirklichen Frieden kann es nur geben, wenn eine Annäherung zwischen Europa/Deutschland und Russland gelingt. Das gleiche Anliegen stand hinter der Ostpolitik der SPD unter Willy Brandt, die von der Union damals als "Verrat" gebrandmarkt wurde. Der Unterschied zwischen Brand und Merkel besteht nur darin, dass die SPD damals die Annäherung aus eine Position der Stärke heraus angestrebt hat: Wir hatten eine intakte und kampfstarke Bundeswehr und haben vier Prozent des Sozialprodukts für Verteidigung ausgegeben. Merkel hingegen hat den Kuschelkurs mit Russland gefahren und gleichzeitig die Bundeswehr zugrunde gerichtet.

ich stimme dem zitierten Teil von deinem Beitrag in allen Punkten zu, möchte an einer Stelle aber noch einen wesentl Zusatz anbringen:
Die Merkeljahre waren von der GROKO geprägt, Merkels Politik war zeitweise mehr SPD Politik als CDU- oder gar CSU Politik
Ich entlassen die Grokopartner nicht aus ihrer Verantwortung.

Frau von der Leyen hat aus der Bundeswehr in der Zeit ihrer Verantwortung versucht, eine Mütterfreundliche Teilzeitarmee zu machen ... KITAs, Stillzeiten, Wickelräume etc pp waren für die 7fache Mutter wohl essentieller als eine effektive Landesverteidigung.
(natürl überzeichne ich bewusst)

Was vdL (CDU) wirklich für die BW bewirkt hat, kann ich nicht einschätzen. Zumindest hat sie extrem viel Geld für die Berater von
McKinsey ausgegeben. Eine ihrer Staatssekretärinnen, Katrin Suder, war frühere McKinsey-Beraterin.

Russland hat Deutschland mit der neuen Regierung nach 16 Merkeljahren vermutl als besonders schwach eingeschätzt.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

sünnerklaas hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 13:25 Ich glaube, dass die internen Widerstände in SPD und auch in der UNION da enorm sind.
Interessant ist ja auch, dass bei der Fanbase der AfD nackte Angst davor herrscht. Es wird geraunt, eine besser ausgerüstete Bundeswehr solle dann gegen das "Folck" eingesetzt werden.
Echt? Kursiert sowas in der rechten Blase? Na, die glauben ja auch wirklich jeden Quark...

Was die von Dir angesprochenen inneren Widerstände betrifft, verorte ich die nicht nur in der SPD und der Union. Diese Widerstände gibt es in einer sehr breiten Schicht der Bevölkerung. Ich habe dafür sogar ein gewisses Verständnis. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind in der deutschen Politik - und zwar in allen Parteien - "Planken" eingezogen worden, die mittlerweile sehr stabil geworden sind. Fast die gesamte Gesellschaft betrachtet es inzwischen als einen quasi "natürlichen" Zustand, dass Deutschland keine eigenständige Außenpolitik betreibt, sondern grundsätzlich mit den Verbündeten mit- oder lieber noch hinterher geht oder gar stehenbleibt. So ist das seit mehr als 75 Jahren. Das sind drei Generationen. Da ist es nicht leicht, aus den eigentlich gar nicht schlechten Leitplanken rauszukommen und zu einer "selbstbewussteren" Politik zu kommen.

Die "Zeitenwende", von der Scholz gesprochen hat, muss jetzt stattfinden. Aber es ist halt nicht die Wende eines Kleinwagens. Da muss ein ein fetter Lastwagen mit Anhänger auf Gegenkurs gebracht werden. So frustrierend es uns erscheinen mag, aber das braucht wohl Zeit und Platz. Jedesmal, wenn die Lenkung ein bisschen weiter eingeschlagen werden muss, steht irgendeine "heilige Kuh" im Weg. Intellektuell haben sicher alle demokratischen Parteien in Deutschland begriffen, wohin die Reise gehen muss. Bei jedem notwendigen neuen Schritt schrecken sie dann aber wieder ein bisschen zurück.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Seidenraupe hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 13:48Die Merkeljahre waren von der GROKO geprägt, Merkels Politik war zeitweise mehr SPD Politik als CDU- oder gar CSU Politik
Die Groko war davon geprägt, dass Politik nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Union und SPD möglich war. Mit der Nichtexistenz von Außenpolitik hat das aber nichts zu tun. Es war ein zentrales Anliegen der Union, Deutschland als "Exportweltmeister" zu feiern und diesen Status zu erhalten. Insbesondere in der SPD gab es dagegen durchaus Widerspruch, wenn es zum Beispiel um lukrative Wirtschaftsbeziehungen mit Nationen ging, die ganz sicher nicht als lupenreine Demokratien gelten können. Außerdem hatte Merkel auch in der Groko die Richtlinienkompetenz, die sie weidlich genutzt hat. Es war nicht die Groko, die z.B. Macrons Vorstoß zur Reform der EU durch beharrliches Schweigen und Ignorieren ausgebremst hat. Das war Merkel! Sie war keine Europäerin. Sie hat gezielt eine Deutschland-First-Politik betrieben.

Und es war auch Merkel, die einen betont russlandfreundlichen Kurs gefahren hat. Sie war es, die ihren Unions-Verteidigungsministern den Kurs vorgegeben hat. Oder glaubst Du, dass ein Verteidigungsminister in Deutschland eine Politik betreiben kann, die den Zielen des Kanzlers entgegenläuft?
Frau von der Leyen hat aus der Bundeswehr in der Zeit ihrer Verantwortung versucht, eine Mütterfreundliche Teilzeitarmee zu machen ... KITAs, Stillzeiten, Wickelräume etc pp waren für die 7fache Mutter wohl essentieller als eine effektive Landesverteidigung.
(natürl überzeichne ich bewusst)
Ja, Du überzeichnest. Vor allem tust Du es an der falschen Stelle. Ich schreibe Deine Deutung mal der von Dir selbst eingestandenen Ahnungslosigkeit bezüglich militärischer Sachverhalte zu.

Von der Leyen war gewiss eine Fehlbesetzung (okay, nicht so krass wie Lambrecht), aber sie war die erste, die die versucht hat, die katastrophalen Fehler der Vergangenheit zu beheben. Als sie ihr Amt angetreten hat, lag das Kind längst im Brunnen und war ersoffen. Sie hat eine Ruine übernommen.
Russland hat Deutschland mit der neuen Regierung nach 16 Merkeljahren vermutl als besonders schwach eingeschätzt.
Auch das sehe ich anders. Putin war mit Sicherheit nicht begeistert über den Regierungswechsel. Ihm wäre es viel lieber gewesen, wenn die Bundesregierung auf genau dem Kurs weiter gefahren wäre, auf dem sie in den vorangegangenen 16 Jahren war. Ich bezweifele auch sehr stark, dass eine so radikale, wenn auch behäbige "Zeitenwende" mit einer Regierung unter Beteiligung der CDU möglich gewesen wäre.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Seidenraupe »

Kohlhaas hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 14:09
Die "Zeitenwende", von der Scholz gesprochen hat, muss jetzt stattfinden. Aber es ist halt nicht die Wende eines Kleinwagens. Da muss ein ein fetter Lastwagen mit Anhänger auf Gegenkurs gebracht werden. So frustrierend es uns erscheinen mag, aber das braucht wohl Zeit und Platz. Jedesmal, wenn die Lenkung ein bisschen weiter eingeschlagen werden muss, steht irgendeine "heilige Kuh" im Weg. Intellektuell haben sicher alle demokratischen Parteien in Deutschland begriffen, wohin die Reise gehen muss. Bei jedem notwendigen neuen Schritt schrecken sie dann aber wieder ein bisschen zurück.
ich würde noch nicht mal von einem LKW mit Hänger sprechen sondern von einem Ozeanriesen...
Abseits von Bildern für die Schwierigkeiten der Zeitenwende:
Es gilt nicht nur die dt Bevölkerung für die Zeitenwende umzustimmen.
Aktuell schimmern in Europa auch alte und neue Ressentiments und Unstimmigkeiten gg Deutschland durch.
Stichworte aktuell: Polen, Frankreich, Italien
Die Annahme, dass MidCat kurzfristig Europas aktuelle Gasprobleme lösen könne, sei "absolut falsch", erklärte Macron. "Ich verstehe nicht, warum wir wie Pyrenäen-Ziegen auf diesem Thema herumspringen müssen." Immerhin zeigt sich Macron zum Dialog bereit. Weder Kanzler Scholz noch Spaniens Premier Sánchez hätten ihn bisher von MidCat überzeugen können. Aber wenn es neue Argumente gebe, sei er durchaus bereit, seine Meinung zu überdenken.
https://www.dw.com/de/neuer-anlauf-f%C3 ... a-63320553 nette Abfuhr unter Freunden oder ein Ausdruck von Spannung zw Partnern?
Europa will garantiert keine Führungsrolle durch Deutschland, wie sie Merkel zB in der Griechenlandkrise durchgezogen hat und sich deswegen sofort Hitlervergleiche gefallen lassen musste. "German Übermacht" nannte es der Spiegel 2015....


Es gibt einige alte und neue "Befindlichkeitsstörungen" der europ. Nachbarn ggü Deutschland.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Seidenraupe »

Kohlhaas hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 14:30 Ich bezweifele auch sehr stark, dass eine so radikale, wenn auch behäbige "Zeitenwende" mit einer Regierung unter Beteiligung der CDU möglich gewesen wäre.
ich habe gelegentl sogar Zweifel, ob sie unter Merkel/CDU überhaupt nötig gewesen wäre.
aber dieses Thema mache ich nicht nochmal auf.

Dass 16 Merkeljahre die Republik gelähmt haben , dass wichtige Entscheidungen nicht oder falsch getroffen wurden, dass "alternativloses Fahren auf Sicht" den Problemen der Gegenwart und Zukunft nciht gerecht werden konnten, da bin ich ganz bei Merkels Kritikern.

Das Land wurde in den letzten GrokoJahren mehr schlecht als recht verwaltet. Gestaltet wurde nicht mehr viel, dafür fehlte ihr mindestens in der letzen Legislatur die Kraft und der gesellschaftl Rückhalt (Trotz Walhergebnis nach ""Sie kennen mich")
Und dann kam noch Corona dazwischen....
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Ammianus
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Ammianus »

Kohlhaas hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 14:09 Echt? Kursiert sowas in der rechten Blase? Na, die glauben ja auch wirklich jeden Quark...

...
Einfach ins Muslim-Markt-Forum klicken. Da schreiben gerade aktuell solche Leute zu dem "Thema". Die leben in einer anderen Galaxie ...
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von sünnerklaas »

Kohlhaas hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 14:30
Auch das sehe ich anders. Putin war mit Sicherheit nicht begeistert über den Regierungswechsel. Ihm wäre es viel lieber gewesen, wenn die Bundesregierung auf genau dem Kurs weiter gefahren wäre, auf dem sie in den vorangegangenen 16 Jahren war.
Ich erinnere nur, was da für ein riesiger Aufwand v.a. von den Trollfabriken getrieben wurde, als die Umfragewerte für die Grünen durch die Decke gingen. Und nicht nur da. Wer so alles seine "Arbeit", sein "Tagesgeschäft" quasi einstellte, um irgendwelche Kontrollen in Büchern durchzuführen. Das war ja auch ein Riesenaufwand, der da von angeblich "Unabhängigen" getrieben wurde - und das war mit Sicherheit nicht gratis zu haben.
Und nein, Putin wird überhaupt nicht begeistert gewesen sein. Dem wäre eine Fortsetzung von Schwarz-Rot mit Sicherheit sehr viel lieber gewesen. Mit einem Kanzler von der UNION, also einem, dessen Focus allein auf irgendeiner Wirtschaftspolitik liegt und auf dem Außenhandel und - vor allem: der Beibehaltung des status quo. Dummerweise haben sich Kanzlerkandidat Laschet, der Dauernörgler und -beinsteller Söder und die UNION dann im Wahlkampf selber ins Aus geschossen.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von sünnerklaas »

Ammianus hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 14:43 Einfach ins Muslim-Markt-Forum klicken. Da schreiben gerade aktuell solche Leute zu dem "Thema". Die leben in einer anderen Galaxie ...
AfD-Fanbase, Querdenker, Pegida etc. haben eine panische Angst vor dem möglichen "Einsatz der Bundeswehr im Innern". Da schieben Kreise Panik, die ansonsten gerne und ausdrücklich "Freunde der Armee" sind und vom "Militärputsch" träumen, weil ja vom Schlafschafsvolk in D nicht richtig gewählt würde.
elmore
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von elmore »

Ich möchte hier, etwas abseits der tagesaktuellen Ereignisse des verbrecherischen Kriegsüberfalls der Russ. Föderation gegen die Ukraine
und den Diskussionen, was speziell Putin denkt oder im Schilde führen könnte, auf die Ende 2014 von Putin in Kraft gesetzte
gültige MILITÄRDOKTRIN der Russ. Föderation eingehen und hinsichtlich möglicher Verhandlungslösungen mit dem Kremlstaat - und einer
neuen Sicherheitsordnung (die der Westen) generell und speziell gegenüber der Ukraine ins Werk setzen muss.

Unabhängig davon, wie bei einem etwaigen Verhandlungsstart die militärische Situation in der Ukraine aussehen wird. (Meinem Wunsch nach
selbstredend mit einer vollständigen Vertreibung russischer Truppen aus allen Ukrainischen Staatsgebieten, die Krim inclusive).

Interressierte mögen nachstehende Quelle nutzen, in der die aktuell gültige russ. Militärdoktrin beschrieben ist. Sie wurde im übrigen bereits
2013 fertig gestellt, als weder auf der Krim noch im Donbass russ. Söldner oder reguläre Truppen standen.

Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/ ... f-data.pdf

Auszüge aus vorstehender Quelle:
Die grundlegenden inneren Gefahren wurden ergänzt um „die Tätigkeit zur informellen Einwirkung auf die Bevölkerung, vorrangig auf die jungen Staatsbürger, mit dem Ziel der Untergrabung der historischen, geistigen, moralischen und patriotischen Traditionen auf dem Gebiet der
Vaterlandsverteidigung.“

Wie in der Militärdoktrin von 2010 wird auch in der neuen Version zwischen militärischen Gefahren und Bedrohungen unterschieden. Als grundlegende militärische Bedrohungen, die die „reale Möglichkeit eines bewaffneten Konflikts“ beinhalten, werden betrachtet:

 „die plötzliche Zuspitzung der militärpolitischen Lage (der zwischenstaatlichen Beziehungen) und die Schaffung von Bedingungen zur Anwendung militärischer Gewalt;

 die Behinderung der Arbeit des Systems der staatlichen und militärischen Führung der RF, die Störung des Funktionierens ihrer strategischen Kernwaffenkräfte, des Systems der Warnung vor Raketenangriffen, des Systems der Weltraumkontrolle sowie der Lagerobjekte für Kernmunition, der Objekte der Atomenergiewirtschaft, der Atom-, Chemie-, Pharma- und Medizinindustrie und anderer potenziell gefährlicher Objekte;

 die Schaffung und Ausbildung illegaler bewaffneter Formationen und deren Tätigkeit auf dem Territorium der RF oder auf den Territorien ihrer Verbündeten;

 die Demonstration militärischer Stärke mit provokatorischen Zielen im Verlauf von Übungen auf Territorien von Staaten, die an die RF oder ihre Verbündeten angrenzen;

 die Aktivierung der Tätigkeit der Streitkräfte einzelner Staaten (Staatengruppen), die mit einer teilweisen oder vollständigen Mobilmachung und dem Übergang der Organe der staatlichen und militärischen Führung zur Arbeit unter Kriegsbedingungen verbunden sind.“

Neben den Änderungen und Ergänzungen zu den militärischen Gefahren und Bedrohungen schließt nun die neue Militärdoktrin den „Einsatz eigener Streitkräfte, anderer Truppen und Organe für die Gewährleistung des Schutzes ihrer Bürger, die sich außerhalb der RF aufhalten“ nicht mehr aus, während in der Doktrin von 2010 die Diskriminierung und Unterdrückung von Rechten, Freiheiten und legalen Interessen russischer Bürger im Ausland „nur“ als eine äußere militärische Gefahr gesehen wurde.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die am 25. Dezember 2014 von Präsident Putin erlassene Militärdoktrin deutlich den angespannten Zustand der russisch-westlichen Beziehungen wiederspiegelt. Erwähnenswert ist neben der verbalen Verschärfung gegenüber dem Westen
insbesondere die mit dieser Doktrin dokumentierte Absicht der russischen Führung zur „komplexen Anwendung von militärischer Gewalt, von Maßnahmen politischen, ökonomischen, informationellen und anderen nichtmilitärischen Charakters, die unter breiter Nutzung des Protestpotenzials der Bevölkerung und der Kräfte für Spezialoperationen realisiert werden.“


Zu dieser Art der in der Ost-Ukraine angewendeten Kriegführung, die in den westlichen Streitkräften auch als „nicht-lineare“ oder „hybride“ Kriegführung bezeichnet wird und die in der neuen Militärdoktrin als charakteristisches Merkmal moderner militärischer Konflikte herausgestellt wurde, äußerte sich bereits im Februar 2013 Waleri Wassiljewitsch Gerassimow, der Generalstabschef der russischen Streitkräfte. Er meinte, „im 21. Jahrhundert [...] verschwimme die Grenze zwischen Krieg und Frieden, da Kriege nicht mehr formell zwischen Staaten erklärt werden. Dementsprechend veränderten sich die Spielregeln des Krieges.“


Entsprechend dieser Aussagen zur Militärdoktrin der RF durch Gerassimow ist bei der Entwicklung künftiger Friedenslösungen meiner Meinung nach
explizit die aggressive Verschärfung der russ. Militärdoktrin miteinzubeziehen, die nicht nur Putins "Interessen" wiederspiegelt, sondern ganz
offenkundig auch von der militärischen Führung mitgetragen wird. Als Richtlinie des Handelns für die Durchsetzung militärstrategischer wie auch
politischer/ökonomischer Ziele der Russ. Föderation. Wie auch immer diese im Einzelfall definiert oder begründet werden.

Auch wenn die Ukraine Verhandlungen mit Putin mittlerweile ausschließt, bleiben immer noch die ranghöchsten Militärs und "Knöpfchendrücker" Schoigu und vorstehend zitierter W. Gerassimow, die das politische Handeln innerhalb dieser Doktrin für gut befinden und ein entsprechendes - langfristiges - strategisches Vorgehen mit der politischen Führung gemeinsam entwickelten.

Die Frage einer tragfähigen Friedenslösung und einer neuen, und dauerhaften Friedensordung in Europa wird also auch davon abhängen, inwieweit (auch und vor allem) die militärische Führung von dieser Doktrin Abstand nimmt. Egal, wer dann statt Putin als politischer Entscheider am Verhandlungstisch sitzen und eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnen wird.

Insofern wäre es auch für Ex-Bundeskanzlern Angela Merkel gut, sich diese Militärdoktrin einmal genauer anzusehen. Ich bin mir sicher, sie tat das weder während ihrer Amtszeit, noch als sie jüngst erklärte, es könne keine Friedensordnung ohne Rußland geben.

Diese Einschätzung der vormaligen Bundeskanzlerin teile ich nicht. Auch wenn aufgrund der Russ. Militärdoktrin die Anforderungen an Sicherheitsgarantien für die Ukraine und andere "Nicht-NATO-Staaten" wie etwa Moldawien oder Georgien besonders anspruchsvoll und klar sein müssen.
Sowohl militärisch als auch in der Klarheit der politischen Aussagen bzw. Beistandsverpflichtungen.

Andernfalls ginge es bald wieder los... Meiner Meinung nach wird die gekränkte Seele führender russischer Militärs nicht so langfristig
Ruhe geben, wie sich das die USA aktuell wünschen (sprich RUS militärisch so sehr zu schwächen, das Kremltruppen regulär oder durch
anonyme Mordsöldner vom Schlage der Wagnergruppe auf Jahre/Jahrzehnte nicht mehr in der Lage sind, militärisch ernsthaft bedrohend zu handeln).

Man sollte den "Stolz und die Wut" russischer Militärs nicht uterschätzen, die speziell Barak Obamas verheerender Fehler, RUS als "Regionalmacht"
zu bezeichnen, nicht nur beim Kremlobermafioso und seinen opportunistischen Politprofiteuren, hervorrief. Eine ähnliche Gemütslage der Militärs dürfte ein Scheitern und eine militärische Niederlage beim Überfall auf die Ukraine hervorrufen.
Ganz besonders, wenn das Militär auch noch die Krim als Stützpunkt verliert. Also nicht nur aus dem Osten der Ukraine vollständig vertrieben wird.

Besonders interessant wäre im übrigen, welche Sicherheitsgarantien Kanzler Scholz so vorschweben. Er weiss ja bereits , welche. Auch wenn er da - reichlich unpassend grinsend - keine Auskünfte geben will. Ich bin sicher, der Mann hat keine realistischen Vorstellungen davon, wie solche Sicherheitsgarantien aussehen könnten. Ausser vielleicht dem Blitzgedanken, "das müssen die Amis garantieren".

Deutschland wird jedenfalls unter Kanzler Scholz "ausser Solidaritätsbekundungen" weder eine Beistandspflicht noch irgendwelche Sicherheitsgarantien
abgeben. Wie auch, mit einer Bundeswehr als Militärische Führungsmacht Europas, die weder atomar bewaffnet ist und wohl noch "30 Jahre" brauchen wird, um konventionell wenigstens so gut gerüstet zu sein, wie zu Zeiten des NATO-Doppelbeschlusses oder als der eiserne Vorhang fiel.

Eine neue Sicherheitsordnung in Europa ist ein komplexes Werk. Ein ganz dickes Brett, das auch noch sehr sachkundig gebohrt werden muss.
Mit oder ohne eine Einbeziehung Rußlands (im Falle des Nichtkooperierens des Kreml).

Andere Meinungen dazu?
Putin ist kein Politiker, sondern ein krimineller Schwerverbrecher. Wie Israel sich wehrt, ist nicht verkehrt.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Eiskalt »

Die russische Führung ist offen für ein Treffen zwischen Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden. Wenn Washington ein Treffen beim G20-Gipfel anbieten sollte, würde Moskau dies prüfen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow im russischen Staatsfernsehen. Der Kreml wäre seinen Angaben zufolge auch dazu bereit, sich "jegliche Vorschläge zu Friedensgesprächen anzuhören" - beispielsweise unter Vermittlung der Türkei. Er könne jedoch nicht im Voraus sagen, wohin dieser Prozess führen würde, erklärte Lawrow. Anschließend schränkte er weiter ein, dass es bisher keine Vorschläge gegeben habe, mit den USA in Kontakt zu treten.
https://www.n-tv.de/politik/Lawrow-brin ... 43258.html

Ein Monat Zeit, dass Russland sich komplett zurückzieht.
Weiter Angriffe einstellt, die Krim zurückgibt.
Das sollten Grundbedingungen für Gespräche sein.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Panarin »

Der russische Angriff auf die Ukraine bewegt die ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien und im Südkaukasus zum Abrücken von Moskau - kurz vor dem 100. Jahrestag der Gründung der UdSSR:
Kremlchef Wladimir Putin kämpft nach zahlreichen Niederlagen in seinem Krieg in der Ukraine auch um seinen Ruf als starker Anführer weit über Russland hinaus. Gern hätte der russische Präsident den Ultranationalisten, die von einer neuen Großmacht träumen, einen Sieg beschert - pünktlich zum Jahrestag des 30. Dezember 1922, als vor 100 Jahren die Sowjetunion als erstes kommunistisches Imperium gegründet wurde.

Aber eine Rückkehr Kiews unter die Vorherrschaft Moskau ist nicht in Sicht. Stattdessen muss Putin zusehen, wie sich auch die letzten der einst insgesamt 15 Staaten der Sowjetunion von Russland abwenden - oder zumindest seine Rolle infrage stellen.
https://www.tagesspiegel.de/internation ... 35755.html
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von streicher »

Ein Schlag gegen russische Spionage beim BND:
Russische Spionagetätigkeiten haben seit Beginn des Ukrainekriegs in Europa zugenommen. Nun wurde in den Reihen des deutschen Auslandsgeheimdienstes ein möglicher Doppelagent enttarnt. Nach der Festnahme des BND-Mitarbeiters wegen des Verdachts auf Landesverrat hat Justizminister Marco Buschmann die Bedeutung des Falls nun hervorgehoben.
https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 2fe3b96615
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kritikaster »

streicher hat geschrieben: Fr 23. Dez 2022, 12:35 Ein Schlag gegen russische Spionage beim BND:
https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 2fe3b96615
Mit Russland habe man es auf der Gegenseite mit einem Akteur zu tun, »mit dessen Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft wir zu rechnen haben«, ergänzte der Präsident des deutschen Auslandsnachrichtendienstes.
Da sollte man doch unbedingt auf Verhandlungen setzen und auf jeden Fall die Unterstützung für die Ukraine einstellen ...
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Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von streicher »

Kritikaster hat geschrieben: Fr 23. Dez 2022, 20:16 Da sollte man doch unbedingt auf Verhandlungen setzen und auf jeden Fall die Unterstützung für die Ukraine einstellen ...
Eben. Der Kreml will bestenfalls verhandeln um zu blenden oder Zeit zu gewinnen. Der Kreml schafft Fakten. Dann tun wir das eben auch. Die Beziehungen sind nachhaltig geschädigt.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von streicher »

Mit der neuen Regierung in Israel wandelt sich das Verhältnis zu Russland wieder.
Im Mai schwadronierte Sergej Lawrow davon, dass Adolf Hitler »jüdisches Blut« gehabt habe. Nun hat er Israels neuen Außenminister angerufen – und der angekündigt, dass sein Land zum Ukrainekrieg wieder schweigen will.
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine- ... 5175e5e775
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von el loco »

Die Tage des Westens sind gezählt
Auch wenn Russland seinen brutalen Angriffskrieg nicht gewinnt, dürfte am Ende eine neue Weltordnung stehen.


.....

Aber die Maxime, kriegerische Handlungen von ihrem Ende her denken zu müssen, bleibt gültig trotz des Entsetzens über die Gräuel der russischen Invasion. Das Gleiche gilt für die Notwendigkeit, sich die Grenzen der eigenen Macht zu vergegenwärtigen. Der Krieg um die Ukraine mag nur ein Vorspiel für weitere geopolitische Machtkämpfe sein – Stichwort Taiwan. Wird der Westen seine Werte auch im Fernen Osten verteidigen wollen? Werden die USA es auf einen offenen Konflikt mit der neuen Weltmacht China ankommen lassen? Wenn aber die USA ihre Rolle als Weltpolizei ausgespielt haben – und Europa die seinige als Hilfspolizist ohnehin –, werden solche militärischen Konfrontationen dann aus historischer Distanz etwas anderes gewesen sein als eine Serie geostrategischer Rückzugsgefechte?
https://www.zeit.de/2023/10/weltordnung ... ettansicht
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Tom Bombadil »

"Die Tage des Westens sind gezählt"

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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Bobo »

el loco hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 20:53 https://www.zeit.de/2023/10/weltordnung ... ettansicht
In der Tat wishful thinking. Der Konjunktiv ist in dem Artikel unangebracht. Die USA hat bereits klar gestellt, dass sie Taiwan gegen eine Invasion verteidigen würde.

Die Landung in der Normandie war schwer und musste über wieviel Kilometer Wasser erledigt werden? 25 oder 30?

Die Landung auf Taiwan müsste über 180 Kilometer Seeweg gegen eine 12-fach überlegene Seestreitkraft und stark befestigte Wehranlagen erledigt werden. Es wäre kollektiver Selbstmord.

Es wäre also richtiger zu fragen, ob China zu diesem kollektiven Selbstmord plus Abriss umfassender Geschäftsbeziehungen bereit wäre. Immerhin könnte China dann mit Russland auf Augenhöhe handeln.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Misterfritz »

Bobo hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 21:56Es wäre also richtiger zu fragen, ob China zu diesem kollektiven Selbstmord plus Abriss umfassender Geschäftsbeziehungen bereit wäre. Immerhin könnte China dann mit Russland auf Augenhöhe handeln.
Der wirtschaftlich Schaden für China dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass sie Taiwan in Ruhe lassen.
Allerdings mutieren so Alleinherrscher ja gerne zu Realitätsverlust - siehe Putin.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Bobo »

Misterfritz hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 22:03 Der wirtschaftlich Schaden für China dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass sie Taiwan in Ruhe lassen.
Allerdings mutieren so Alleinherrscher ja gerne zu Realitätsverlust - siehe Putin.
Na ja. Da wäre noch Chinas Kriegshistorie! Master of Desaster dürfte es ziemlich treffend beschreiben. 🤕
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 22:03 Der wirtschaftlich Schaden für China dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass sie Taiwan in Ruhe lassen.
Allerdings mutieren so Alleinherrscher ja gerne zu Realitätsverlust - siehe Putin.
Allerdings möchte ich immer vor einem warnen: man mag sich nicht ausdenken, wenn statt des Idioten Trump da 2016 einer vom Schlage Maos oder Lenins in den USA um die Ecke gekommen wäre. Ein nüchtern denkender, eiskalter Stratege.
Aber davon einmal abgesehen: ich halte Xi für weitaus gefährlicher, als Putin.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Bobo »

sünnerklaas hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 22:27 Allerdings möchte ich immer vor einem warnen: man mag sich nicht ausdenken, wenn statt des Idioten Trump da 2016 einer vom Schlage Maos oder Lenins in den USA um die Ecke gekommen wäre. Ein nüchtern denkender, eiskalter Stratege.
Aber davon einmal abgesehen: ich halte Xi für weitaus gefährlicher, als Putin.
Auch aus diesem Gesichtspunkt heraus ist es wichtig, diesen Krieg in aller Klarheit zu beenden. Sanktionen bis die Russen Brocken kotzen und ernsthafte unumjehrbare Reformen anstreben und eine eindeutige Niederlage, die keinen Zweifel daran lässt, dass Russland der Ukraine militärisch nicht gewachsen ist und natürlich die schonungslos offene Aufarbeitung des verbrecherischen Krieges nebst aller Einzelverbrechen sowie, Rückführung aller entführten Erwachsenen und Kinder. Als Sahnehäubchen Reparationen, und Russland dürfte der Appetit auf auf weitere Kriege und Paraden für lange Zeit vergehen.

Und bei China wird erst keiner aufkommen.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von sünnerklaas »

Bobo hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 22:35 Auch aus diesem Gesichtspunkt heraus ist es wichtig, diesen Krieg in aller Klarheit zu beenden. Sanktionen bis die Russen Brocken kotzen und ernsthafte unumjehrbare Reformen anstreben und eine eindeutige Niederlage, die keinen Zweifel daran lässt, dass Russland der Ukraine militärisch nicht gewachsen ist und natürlich die schonungslos offene Aufarbeitung des verbrecherischen Krieges nebst aller Einzelverbrechen sowie, Rückführung aller entführten Erwachsenen und Kinder. Als Sahnehäubchen Reparationen, und Russland dürfte der Appetit auf auf weitere Kriege und Paraden für lange Zeit vergehen.

Und bei China wird erst keiner aufkommen.
Eine Niederlage erlebt Putin gerade: mit der Aufnahme Finnlands in die NATO schrumpft gerade Kaliningrads strategische Bedeutung enorm. Die Suwalki-Lücke nützt nichts mehr, dafür kann aber die NATO St. Petersburg binnen kürzester Zeit den Zugang zur Ostsee abschneiden und die baltischen Staaten von Norden versorgen. Diese Niederlage hat sich Putin ungewollt selber eingebrockt.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von harry52 »

An die Putinversteher:


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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Europa2050 »

harry52 hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 08:56 An die Putinversteher:


Eine hervorragende Analyse, die nur einen Fehler hat:

Die innerlich eine Dreiviertelstunde nicken, so wie ich, hören sie sich an.

Purinversteher, Querdenker und andere illiberale Antiwestler von Rechts und Links:
- sind nicht bereit, über Gegenargumente nachzudenken,
- haben gar nicht die Konzentration, eine Dreiviertelstunde einer Person, die Punkt für Punkt ruhig aneinanderreiht, zuzuhören,
- haben gar nicht die Bildung und den IQ, die Ausführungen zu verstehen und das ist ja eh alles praxisferne und überkomplizierte Theorie,
- sich sich, soweit es um Ostdeutsche geht eh einig, dass seine Ausführungen nicht relevant sind , da er ein Schlafschaf und Besserwessi und von den Bilderbergern gekauft ist, der eh keine Ahnung hat, wie Politik wirklich ist.

Und glauben lieber, was ihnen in YouTube in 5 Minuten in bunten Bildern zeigt und was ihre vorhandene Meinung spiegelt und ihnen das gute Gefühl gibt, Recht zu haben.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Haegar »

Tom Bombadil hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 21:35 "Die Tage des Westens sind gezählt"

Wishful thinking.
"Weltmacht China" Solange China die USA bei der Flotte nicht abgelöst haben (hier für mich die Zahl der Flugzeugträgerverbände) kann man bei China noch nicht von Weltmacht reden.
Und die USA sind gerade kräftig dabei die chinesische Herausforderung anzunehmen und steuern dagegen an.

Also wieder noch kein "Untergang des Abendlandes", nach Oswald Spengler.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von harry52 »

Europa2050 hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:56 Eine hervorragende Analyse, die nur einen Fehler hat:

Die innerlich eine Dreiviertelstunde nicken, so wie ich, hören sie sich an.

Purinversteher, Querdenker und andere illiberale Antiwestler von Rechts und Links:
- sind nicht bereit, über Gegenargumente nachzudenken,
- haben gar nicht die Konzentration, eine Dreiviertelstunde einer Person, die Punkt für Punkt ruhig aneinanderreiht, zuzuhören,
- haben gar nicht die Bildung und den IQ, die Ausführungen zu verstehen und das ist ja eh alles praxisferne und überkomplizierte Theorie,
- sich sich, soweit es um Ostdeutsche geht eh einig, dass seine Ausführungen nicht relevant sind , da er ein Schlafschaf und Besserwessi und von den Bilderbergern gekauft ist, der eh keine Ahnung hat, wie Politik wirklich ist.

Und glauben lieber, was ihnen in YouTube in 5 Minuten in bunten Bildern zeigt und was ihre vorhandene Meinung spiegelt und ihnen das gute Gefühl gibt, Recht zu haben.
Ja, da hast Du Recht.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Bobo »

harry52 hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 08:56 An die Putinversteher:


:thumbup:
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

el loco hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 20:53 https://www.zeit.de/2023/10/weltordnung ... ettansicht
Der Artikel liegt leider hinter der Bezahlschranke.

Aber schon die von Dir zitierten Passagen erscheinen unsinnig. Zum Beispiel das hier:

"Aber die Maxime, kriegerische Handlungen von ihrem Ende her denken zu müssen, bleibt gültig trotz des Entsetzens über die Gräuel der russischen Invasion. Das Gleiche gilt für die Notwendigkeit, sich die Grenzen der eigenen Macht zu vergegenwärtigen."

Man kann kriegerische Handlungen nicht "vom Ende her denken". Man kann nämlich nie sicher sein, wie ein Krieg ausgeht. Das lernt Putin gerade auf sehr schmerzvolle Weise. Er hat sich das Ende definitiv völlig anders vorgestellt. Auch die Grenzen seiner Macht hat er mit Sicherheit völlig anders eingeschätzt als sie real sind.

Aus den von Dir zitierten Zeilen schließe ich, dass der Autor davon ausgeht, dass die alte Weltordnung nachhaltig zerschlagen worden ist und eine neue Weltordnung kommen wird. Ich bewerte den gegenwärtigen Konflikt aber so, dass Putin und mittelbar auch China gerade aufgezeigt bekommen, dass sie weder die Macht noch das Recht haben, die Weltordnung zu ändern.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Bobo »

Kohlhaas hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 14:18 Ich bewerte den gegenwärtigen Konflikt aber so, dass Putin und mittelbar auch China gerade aufgezeigt bekommen, dass sie weder die Macht noch das Recht haben, die Weltordnung zu ändern.
:thumbup: exakt!
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Bobo »

streicher hat geschrieben: So 19. Jun 2022, 10:58 Litauen und Lettland sind latent im Visier Russlands.
https://www.stern.de/politik/ausland/ka ... 62580.html
Atemberaubend. Schon im Aufmacher der Hinweis, die Einschränkung des Bahnverkehrs verstoße gegen geltendes Recht. Das die es überhaupt noch wagen, solche Formulierungen in den Mund zu nehmen.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Vongole »

Putin verkündet als "neue" außenpolitische Strategie eine alte:
Der russische Präsident hat ein erneuertes Konzept für die außenpolitische Strategie seines Landes abgesegnet. In dem Dokument wird der Westen unter anderem als "existenzielle Bedrohung" eingestuft – dennoch wolle man sich nicht isolieren. Die neue Strategie sei durch "aktuelle Entwicklungen" notwendig geworden, sagte Wladimir Putin.
Und besonders putzig:
Die Regierung in Moskau strebe dazu, die Sicherheit aller Länder in gleichem Maße zu garantieren, und strebe an, seine unmittelbare Nachbarschaft "zu einer Zone des Friedens, guter nachbarschaftlicher Beziehungen und des Wohlstands" zu machen, zitiert Ria weiter aus dem Dokument.
https://www.zeit.de/politik/ausland/ukr ... ZHtkAVJcDr

Da die unmittelbare Nachbarschaft jetzt weiß, wie Putin dieser Sicherheit garantiert, wird sie dankend und bewaffnet darauf verzichten.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 17:45 Putin verkündet als "neue" außenpolitische Strategie eine alte:
Und besonders putzig:

https://www.zeit.de/politik/ausland/ukr ... ZHtkAVJcDr

Da die unmittelbare Nachbarschaft jetzt weiß, wie Putin dieser Sicherheit garantiert, wird sie dankend und bewaffnet darauf verzichten.
Finnland dürfte heilfroh sein, jetzt in der NATO zu sein.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 18:31 Finnland dürfte heilfroh sein, jetzt in der NATO zu sein.
Andere angrenzende Staaten fordern jetzt mehr US-Präsenz:
Die östlichen Nato-Staaten haben angesichts russischer Bedrohung einen größeren Einsatz von US-Militär in der Region gefordert. "Wir müssen daran arbeiten, die US-Präsenz in unserer Region an der Ostflanke in Bezug auf Truppen und Ausrüstung zu steigern", sagte der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu nach Gesprächen mit seinen Amtskollegen von den sogenannten Bukarest Neun.
Die Ministerinnen und Minister der Nato-Staaten Bulgarien, Tschechien, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien und Slowakei bekräftigten ihre Forderung, die Verteidigungsfähigkeit in der an die Ukraine grenzenden Region zu fördern. "Wenn wir eine starke Verteidigung haben, dann sind wir in der Lage, eine starke Abschreckung zu vermitteln in Bezug auf Russlands destabilisierendes und forsches Verhalten", sagte Aurescu. "Das ist die einzige Sprache, die Russland versteht."
https://www.zeit.de/politik/ausland/ukr ... zP5Mk39U2G
Putins außenpolitische Strategie wirkt! :thumbup:
Nur anders als gedacht.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 19:35 Andere angrenzende Staaten fordern jetzt mehr US-Präsenz:

Putins außenpolitische Strategie wirkt! :thumbup:
Nur anders als gedacht.
Oha, Ungarn auch?
Ich dachte, Putin wäre Orbans bester Freund?
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 20:01 Oha, Ungarn auch?
Ich dachte, Putin wäre Orbans bester Freund?
Da hatte ihm Putin aber noch nicht mit seiner "Sicherheitsgarantie" gedroht.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Bobo »

Vongole hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 19:35 Andere angrenzende Staaten fordern jetzt mehr US-Präsenz:

Putins außenpolitische Strategie wirkt! :thumbup:
Nur anders als gedacht.
Aber irgendwie haben die NATO womöglich auch falsch verstanden. Das steht nicht für rent a Armee, sondern für die Verpflichtung, ein gewisses Kontingent zu stellen.
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