geeignetes Leitbild einer Schule

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Tom Bombadil
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 10:59Ich hatte bereits einiges zu diesem logischen Widerspruch zwischen tatsächlicher liberaler Freiheit und Freiheit als Leitbild geschrieben.
Diesen Widerspruch gibt es nur in deinem Kopf, weil ein Leitbild weder verpflichtend ist noch mit staatlicher Gewalt durchgesetzt wird.
Tatsächliche liberale Freiheit umfasst die Freiheit, sich auch gegen Freiheit als Leitbild auszusprechen.
Du kannst dich in Deutschland im Rahmen der Gesetze gegen alles aussprechen, was dir beliebt. Du darfst dich aber nicht wundern, wenn du dann als merkwürdiger Zausel angesehen wirst.
(gesellschaftliche) "Leitbilder" kommen in dieser Konstruktion nicht vor.
Auch in der Justiz gibt es Leitbilder, zB. nulla poena sine lege. Die Gesellschaft formt die Justiz und die Justiz formt die Gesellschaft, was sind wechselseitige Beziehungen. Exemplarisch sei die Abschaffung des "Schwulenparagrafen" genannt, die nur durch gesellschaftliche Veränderung möglich wurde.
Der Rechtsstaat ist in Form demokratischer Verhältnisse ein Ergebnis der normativen Kraft des Faktischen.
Nein, die Demokratie inkl. Rechtsstaat musste von unseren Vorfahren in vielen blutigen Konflikten errungen werden. Zuletzt geschah dies 1989, zum Glück unblutig.
Wir brauchen nicht zusätzlich noch ein rein informelles Leitbild.
Was du brauchst und nicht brauchst ist dir selber überlassen, was andere brauchen oder wollen, entscheidest nicht du.
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schokoschendrezki
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 11:06 Im Bildungswesen gibt es ein Neutralitätsgebot - heißt Lehrer dürfen im Unterricht keine Politik machen und auch keine politischen Ideologien vertreten.
Das "Leitbild" einer Schule - jeder Schule - hat sich am Grundgesetz und den jeweiligen Landesverfassungen zu orientieren, hat Grundrechte zu wahren. Grundprinzipien haben Menschlichkeit (Menschenrechte) und die FDGO zu sein.
Diese beiden Sätze würde ich sofort unterschreiben.

Mit der kleinen Einwendung vielleicht, dass Lehrer zwar keine politischen Ideologien, Ansichten, Präferenzen im Unterricht vertreten sollten. Dass sie aber als Personen selbstverständlich meinungsfrei wie alle anderen Bürger sind. Die Grenzen sind nicht immer so leicht zu ziehen. Flapsig ausgedrück: Lehrer sind auch nur Menschen.

In eine ganz andere Richtung als "Antifa" gehen Leitbildkonzepte für Schulen, die von einem Leitbild als "Leistungsversprechen gegenüber Kunden" sprechen. Ja. Wörtlich. https://www.qualitaets-portal.de/wp-con ... len-01.pdf Die Kunden sind die Schüler und ihre Eltern. Bildung ist die Ware. Humanistische Bildung ist keine Ware sondern ein Ideal der Aufklärung. Nur: Muss das wirklich explizit in einem Leitbild ausformuliert werden? Ich dachte, dies sei eine allgemein akzeptierte Selbstverständlichkeit.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 11:50 Diese beiden Sätze würde ich sofort unterschreiben.

Mit der kleinen Einwendung vielleicht, dass Lehrer zwar keine politischen Ideologien, Ansichten, Präferenzen im Unterricht vertreten sollten. Dass sie aber als Personen selbstverständlich meinungsfrei wie alle anderen Bürger sind. Die Grenzen sind nicht immer so leicht zu ziehen. Flapsig ausgedrück: Lehrer sind auch nur Menschen.
Da steht ganz eineutig:
"... heißt Lehrer dürfen im Unterricht keine Politik machen und auch keine politischen Ideologien vertreten."

Was ist an dieser Aussage so missverständlich?
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schokoschendrezki
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 11:31 Diesen Widerspruch gibt es nur in deinem Kopf, weil ein Leitbild weder verpflichtend ist noch mit staatlicher Gewalt durchgesetzt wird.
Es handelt sich dabei nicht um einen subjektiv wahrgenommenen Widerspruch sondern um ein rein logisches Paradoxon. Von Popper auch als "Toleranz-Paradoxon" eingeführt. "Das Toleranz-Paradoxon wird wirksam, wenn eine tolerante Macht aufgrund ihrer Toleranz intoleranten Kräften erlaubt oder ermöglicht, die eigene Toleranz einzuschränken oder abzuschaffen. ". Und auch Popper kommt zu dem Schluss, dass dieses Paradoxon nicht wie etwa in der christlichen Morallehre durch einen Wertekanon ("Leitbild") sondern durch die Anwendung von Recht und Gesetz, durch den Rechtsstaat auflösbar ist.
Du kannst dich in Deutschland im Rahmen der Gesetze gegen alles aussprechen, was dir beliebt. Du darfst dich aber nicht wundern, wenn du dann als merkwürdiger Zausel angesehen wirst.
Es ist leider so, dass in Deutschland ausgerechnet Gruppierungen wie "Freies Thüringen" oder "Freie Sachsen" sich für eine Rückkehr zur Unfreiheit einsetzen. Es ist zwecklos, diesen politischen Bewegungen "Leitbilder" entgegenzusetzen.
Auch in der Justiz gibt es Leitbilder, zB. nulla poena sine lege. Die Gesellschaft formt die Justiz und die Justiz formt die Gesellschaft, was sind wechselseitige Beziehungen. Exemplarisch sei die Abschaffung des "Schwulenparagrafen" genannt, die nur durch gesellschaftliche Veränderung möglich wurde.
Das ist sehr richtig. Aber das Gesetzlichkeitsprinzip ist ein Rechtsprinzip und kein "Leitbild". Und der Schwulenparagraph wurde abgeschafft werden, weil es für die ersatzlose Streichung im Bundestag eine Mehrheit gab. Natürlich kam diese Mehrheit über die entsprechenden Wahlen zustande, weil sich die gesellschaftlichen Werte und Bewertungen verändert hatten. Dazu braucht es aber kein (ausformuliertes) explizites Leitbild. Die Formung der Gesetze ergibt sich einfach durch die Rolle der demokratisch zustande gekommenen Legislative.
Nein, die Demokratie inkl. Rechtsstaat musste von unseren Vorfahren in vielen blutigen Konflikten errungen werden. Zuletzt geschah dies 1989, zum Glück unblutig.
Ja, das ist doch das Faktische.
Was du brauchst und nicht brauchst ist dir selber überlassen, was andere brauchen oder wollen, entscheidest nicht du.
Ich kann dieses Argument, dass eine freie und persönliche Meinungsäußerung als Entscheidungsanmaßung gewertet und denunziert wird, nicht mehr hören! Willst Du entscheiden, ob und wen Russland mit einem Krieg überzieht? Wenn in einem Diskussionsforum nur noch abgesicherte und in irgendeiner Weise offizielle Verlautbarungen abgeschrieben und hineingesetzt werden, kann man sich ein Diskussionsforum auch sparen. Das ist meine persönliche Meinung. Was willst du denn hören oder lesen? Die Meinung der Bundesregierung? Oder die meiner Grundstücksnachbarn?
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Tom Bombadil
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 13:42 "Das Toleranz-Paradoxon wird wirksam, wenn eine tolerante Macht aufgrund ihrer Toleranz intoleranten Kräften erlaubt oder ermöglicht, die eigene Toleranz einzuschränken oder abzuschaffen. "
Ist bekannt, hat nur rein gar nichts mit dem zu tun, was ich geschrieben habe.
Es ist zwecklos, diesen politischen Bewegungen "Leitbilder" entgegenzusetzen.
Es ist nie zwecklos, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen.
Aber das Gesetzlichkeitsprinzip ist ein Rechtsprinzip und kein "Leitbild".
Die Grenzen zwischen Prinzip, Leitlinie, Ideal, Grundsatz, Leitbild sind fließend, wir können uns natürlich in semantischen Haarspaltereien ergehen, das wird aber auch nichts daran ändern, dass Leitbilder durchaus ihre Berechtigung haben. Käme man auch ohne sie aus? Wahrscheinlich, aber sie bringen das Selbstverstaendnis einer Organisation - meist - kurz und knackig auf den Punkt.
Ja, das ist doch das Faktische.
Dieses Faktische galt aber viele Jahrtausende als Fiktion und musste erst zum Fakt gemacht werden.
Ich kann dieses Argument, dass eine freie und persönliche Meinungsäußerung als Entscheidungsanmaßung gewertet und denunziert wird, nicht mehr hören!
Ohhh, bitte nicht ins Mimimi ausbrechen. Du bist nunmal nicht das Maß aller Dinge, deal with it. Drück dich halt weniger absolut aus und schreibe zum Beispiel "ich" anstatt "wir" oder "niemand".
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relativ
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von relativ »

Wähler hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 17:55 Gibt es auch etwas, worauf sich die heranwachsenden Schüler*innen für ihre Lebensgestaltung freuen können, oder geht es nur um Gefahrenabwehr?
Das sind AGs. Wir sind damals zur VolleyballAg gegangen weil dort der Mädchenanteil höher war und die jetzige Generation lebt halt nicht mehr in diese Sorglosland. Daher interessieren sich mehr junge Leute für etwas anderes.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 14:00 Ohhh, bitte nicht ins Mimimi ausbrechen. Du bist nunmal nicht das Maß aller Dinge, deal with it. Drück dich halt weniger absolut aus und schreibe zum Beispiel "ich" anstatt "wir" oder "niemand".
Wenn ich irgendwo "wir" statt "ich" oder wenigstens "man" schreibe, dann Asche auf mein Haupt.
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schokoschendrezki
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 13:20 Da steht ganz eineutig:
"... heißt Lehrer dürfen im Unterricht keine Politik machen und auch keine politischen Ideologien vertreten."

Was ist an dieser Aussage so missverständlich?
Viele Botschaften sind heute verklausuliert oder werden - ob man will oder nicht - als Statements verstanden. Gerade bei Schülern und Schülerinnen auch Äußerlichkeiten. Kleidung, Frisur, Sprechweise, Schuhmarke. Auch wenn man sich selbst gar nicht bewusst darüber ist.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Guten Abend in die Runde von mir als Thread-Starter. Ich danke allen, die sich in dieser Diskussion beteiligt haben!
Übermorgen findet die Abstimmung statt. Ich habe mich begründet bisher zurückgehalten mit meiner Meinung, damit zumindest nicht ich die Diskussion in irgendeine Richtung beeinflusse. Doch jetzt hat ja bereits Diskussion stattgefunden und sie scheint ohnehin beendet gewesen zu sein, sodass ich nun meine Meinung zum Leitbildentwurf gerne äußere:
Zuletzt geändert von Lorz am Montag 7. November 2022, 22:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Kurz um, ich bin als Lehrkraft dieser Schule bestürzt, dass einige meiner KollegInnen solch einen ideologischen und zugleich, wie ich finde, überflüssigen Aufruf in unsere Schule "nageln" wollen. Ich teile die Auffassung, dass Kinder und Jugendliche auf keinen Fall für einen Widerstandskampf rekrutiert werden dürfen. Viel mehr sehe die Aufgabe einer Schule darin, den Kindern eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, sodass sich starke Persönlichkeiten herausbilden, die überhaupt nicht darauf angewiesen sind, in dem "Auffangbecken" einer extremistischen Gruppierung eine Pseudo-Zuflucht zu finden.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Die Antifa stand laut Verfassungsschutz in der Vergangenheit immer wieder in Verbindung mit Gewalttaten. Sich beim Leitbild an ihrer Weltsicht zu orientieren, erscheint mir fragwürdig. Denn dort werden Feindbilder geschaffen und ein Schwarz-Weiß-Denken a la "Faschist - Nichtfaschist", "Schlechter Mensch - Guter Mensch" kultiviert. Die Antifa braucht das Negative, um zu existieren. Ohne Faschismus keine Antifa. Ich finde eine Schule sollte sich konstruktiv definieren, also sich zu dem, was sie tut und tun will, bekennen und nicht mit dem, was sie nicht will. Positiv formuliert könnte das Leitbild zum Beispiel lauten: "Jede Schülerin und jeder Schüler der ...(Name der Schule) soll so viel Selbstachtung aufbauen und sich so gut integriert in die Gesellschaft fühlen, dass sie/er befähigt ist zu konstruktivem Mitwirken in einer Gemeinschaft." Aber eigentlich braucht es für mich gar kein Leitbild. Denn solche durchaus als plakativ oder pathetisch anmutenden Sätze ändern nix. Es kommt darauf an, dass die LehrerInnen in unserer Schule tatsächlich in diesem Sinne handeln und nicht bloß so einen Satz "weil's schick klingt" auf unser Aushängeschild schreiben.
Aber bleiben wir noch weiter bei obigem Leitbild. Es ist ja durchaus ein edles Ziel, den Faschismus abschaffen zu wollen. Und auch die Diskriminierung usw. Ich frage mich jedoch, ob dies überhaupt vom Wesen des Menschen her gesehen, also quasi psychologisch und gesellschaftlich betrachtet, möglich ist. Weiter wäre dies, falls möglich, ein sehr großes Ziel. Etwa so groß wie "die Welt besser machen" oder "die Menschen besser machen". Bei einem so großen Ziel hat man kaum die Möglichkeit, Fortschritte zu beobachten. Die Arbeit daran ist also auf lange Sicht demotivierend. Daher sehe ich als motivierender an, wenn eine Schule sich kleinere Ziele setzt. Ziele, die auch zu der Schule passen. Etwa "Wir wollen nachhaltiger sein und füllen alle unsere Whiteboardmaker mit Auffüllpatronen nach. Dadurch können wir die Stifte länger benutzen, reduzieren Müll und Kosten." (Das habe ich tatsächlich so eingeführt und dies führt zu einer Kostenreduzierung von etwa 4300 Euro auf 350 Euro und einer Müllverringerung auf etwa 10 %)
Wo wir auch gleich beim nächsten Kritikpunkt wären: Warum soll sich eine Schule so sehr auf ein Ziel beschränken? Meiner Meinung muss unsere Schule offen sein für jedes gesellschaftliche Thema. Die Leitbildsetzung würde hingegen das Thema Faschismus in der Vordergrund stellen. Andere Themen müssen zurücktreten, etwa Klimaschutz, Gesundheit, Globalisierung, Digitalisierung etc. Wie ist dies zu rechtfertigen? Meiner Ansicht nach: gar nicht.
Weiter erscheint mir eine Schule zum Errichten eines Mahnmals für eine KZ-Überlebende ein ungeeigneter Ort. Unsere Kinder von 9 bis 19 Jahren sind quirlig und alles anderes als bedächtig und demütig. In dieser Quirligkeit wird weder das Mahnmal den Kindern noch die Kinder der Mahnmalfunktion gerecht. Solche Mahnmale an Gedenk- und Tagungsstätten finde ich dagegen sinnvoll.
Zuletzt geändert von Lorz am Montag 7. November 2022, 22:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Was habe ich gegen dieses Leitbild bisher unternommen? Ich habe die Arbeitsgruppe besucht und vorsichtig und freundlich meine Bedenken geäußert. Einige haben daraufhin freundlich erwidert, dass sie obiges Leitbild schon richtig finden und dass man auch mal sagen müsse, wo man gegen ist. Danach wollten sie dann gern "mit der Arbeit anfangen". Sich weiter mit meinen Kritikpunkten auseinanderzusetzen gehörte anscheinend nicht zu ihrer "Arbeit". Glücklich war ich nach diesem Besuch nicht. Ich habe der Arbeitsgruppe daher einen freundlichen aber bestimmten Brief geschrieben, in dem ich einige ausgewählte Kritikpunkte zu Ende formuliert habe. Und darum gebeten habe, die Diskussion zuzulassen, weil diese für die Meinungsbildung notwendig sei. Erinnerung: die Arbeitsgruppe schreibt ja im Leitbild, dass sie sich gegen antidemokratische Strukturen einsetzen will. Meinungsbildung... Demokratie - would be a match! Ich habe jedoch nie eine Antwort auf meine Email erhalten, wobei diese an insgesamt 6 Personen ging.

Ich habe drei Wochen später eine etwa 7-minütige Gegenrede gehalten. Vor allen LehrerInnen, den Elternvertretern und Schülervertretern. Danach habe ich mich mit einem Befürworter (auch Lehrer an unserer Schule, jedoch nicht Mitglied der Arbeitsgruppe) der Schulumbenennung getroffen. Einfach, um mal die andere Seite erläutert zu bekommen. Das Gespräch war interessant. Die Person konnte meine Kritik verstehen und hat vielen Punkten zugestimmt. Sie ist jedoch ein "Esthar Bejarano-Fan" und begrüßt es daher (weiterhin), wenn unsere Schule nach ihr benannt wird.

Hier hätte ich mal eine Pause machen können. Aber nein, ich habe der Landesschulbehörde das Leitbild mit der Bitte um Prüfung der Zulässigkeit zugeschickt. Außerdem bitte ich diesem Schreiben, um eine Auskunft, inwieweit ein Leitbild in die schulische Arbeit und den Unterricht einzelner LehrerInnen hineinwirken darf (vs "pädagogische" Freiheit). Kriterium ist der Paragraph §107 für Schulumbenennungen: Das Leitbild soll einer offenen, aufgeklärten und demokratischen Gemeinschaft entsprechen.
Parallel dazu habe ich bei einem politischen Institut einer Universität für die Erstellung eines Gutachtens über das Leitbild gebeten, ebenfalls in Hinblick auf §107.

Ihr seht, ich bin einigermaßen verzweifelt und möchte alles tun, um dieses Leitbild und die Umbenennung zu verhindern.

Kleiner Funfakt dazu: Vielleicht haben sich einige von gefragt, welche Fächer ich unterrichte:-) Nein, weder Politik, noch Geschichte, noch Deutsch. Mathe und Physik. Hingegen sind die ErschafferInnen des Leitbildes überwiegend Lehrer gesellschaftswissenschaftlicher Fächer, wie etwa Geschichte und Politik.
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Dark Angel
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Dark Angel »

Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:03 Guten Abend in die Runde von mir als Thread-Starter. Ich danke allen, die sich in dieser Diskussion beteiligt haben!
Übermorgen findet die Abstimmung statt. Ich habe mich begründet bisher zurückgehalten mit meiner Meinung, damit zumindest nicht ich die Diskussion in irgendeine Richtung beeinflusse. Doch jetzt hat ja bereits Diskussion stattgefunden und sie scheint ohnehin beendet gewesen zu sein, sodass ich nun meine Meinung zum Leitbildentwurf gerne äußere:
Tja, diskutiert haben einige, außer dem Threadersteller selbst.
Wie ich dem folgenden Beitrag entnehme, ist der Threadersteller Lehrer. Er scheint dieses Diskussionsforum mit der Schule zu verwechseln, die hier diskutierenden User mit seinen Schülern und ein Diskussionsthema mit einer Aufgabenstellung (für seine Schüler). So funktioniert das aber nicht - habe ich schonmal geschrieben. In einem Diskussionsforum sollte man schon auf den jeweiligen Beitrag, die jeweilige Meinungsäußerung direkt und konkret eingehen.
Nochmal werter User Lorz: hier diskutieren Menschen unschiedlichsten Alters mit unterchiedlichstem Bildungs- und Ausbildungshintergrund. Diese Menschen (User) wie eine Herde minderjähriger Kinder/Jugendlicher zu behandeln, ist vollkommen daneben. :mad:
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Wähler »

Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:06 Viel mehr sehe die Aufgabe einer Schule darin, den Kindern eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, sodass sich starke Persönlichkeiten herausbilden, die überhaupt nicht darauf angewiesen sind, in dem "Auffangbecken" einer extremistischen Gruppierung eine Pseudo-Zuflucht zu finden.
Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:09 Daher sehe ich als motivierender an, wenn eine Schule sich kleinere Ziele setzt. Ziele, die auch zu der Schule passen. Etwa "Wir wollen nachhaltiger sein und füllen alle unsere Whiteboardmaker mit Auffüllpatronen nach. Dadurch können wir die Stifte länger benutzen, reduzieren Müll und Kosten." (Das habe ich tatsächlich so eingeführt und dies führt zu einer Kostenreduzierung von etwa 4300 Euro auf 350 Euro und einer Müllverringerung auf etwa 10 %)
Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:10 Aber nein, ich habe der Landesschulbehörde das Leitbild mit der Bitte um Prüfung der Zulässigkeit zugeschickt. Außerdem bitte ich diesem Schreiben, um eine Auskunft, inwieweit ein Leitbild in die schulische Arbeit und den Unterricht einzelner LehrerInnen hineinwirken darf (vs "pädagogische" Freiheit).
Zuerst an die Schüler denken und das mit dem Leitbild etwas niedriger hängen, finde ich richtig. Die Lehrer sollten sich gemeinsam mit den Schülervertretern auf ein Leitbild einigen, ohne dass die Landesschulbehörde eingreifen muss.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von denkmal »

Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:06 Kurz um, ich bin als Lehrkraft dieser Schule bestürzt, dass einige meiner KollegInnen solch einen ideologischen und zugleich, wie ich finde, überflüssigen Aufruf in unsere Schule "nageln" wollen. Ich teile die Auffassung, dass Kinder und Jugendliche auf keinen Fall für einen Widerstandskampf rekrutiert werden dürfen. Viel mehr sehe die Aufgabe einer Schule darin, den Kindern eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, sodass sich starke Persönlichkeiten herausbilden, die überhaupt nicht darauf angewiesen sind, in dem "Auffangbecken" einer extremistischen Gruppierung eine Pseudo-Zuflucht zu finden.
Ich habe einge Leitbilder exemplarisch betrachtet (kann man ja schön googeln), keins davon hat eine derart ideologische politische Ausrichtung.
Vielleicht hilft das ja... ..oder hätte gehofen
Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von firlefanz11 »

Lorz hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 16:36 Meine Fragen an Euch dazu wären:
1. Bürgt dieses Leitbildthema die Gefahr, Angst zu erzeugen bei Menschen, wenn sie sich öffentlich kritisch zum Leitbild äußern wollen?
KLeiner Tipp:
Es heisst: "Birgt dieses ..." ...!
Kommt nämlich von "verbirgt" ... ;)
Zuletzt geändert von firlefanz11 am Mittwoch 9. November 2022, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von firlefanz11 »

Dark Angel hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 12:54 Sie kriegte Schnappatmung und ich hatte bis zum Ende des Schuljahres bei ihr verschissen, was sich letztendlich auch in der Benotung niederschlug.
So ergings mir bei der mündlichen Abiprüfung in politischer Weltkunde als ich es wagte zu postulieren, dass IWF u. Weltbank bei der Vergabe von Krediten an Länder Nasenpolitik machen weil eine der Bedingungen für solch einen Kredit sei, dass das Land dem Kommunismus abschwören muss... Mit viel gutem Zureden meines Lehrers hat mir die Kommission noch eine 4 gegeben... :rolleyes:
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von firlefanz11 »

Lorz hat geschrieben: Sonntag 9. Oktober 2022, 11:26 Und wider einiger Einschätzungen hier tatsächlich Hemmnis bei mehreren LehrerInnen und MitarbeiterInnen besteht, sich zu dem Leitbild kritisch zu äußern. Es fehlt also in der Diskussion vor Ort das volle Meinungsspektrum.
Was auch nicht weiter verwunderlich ist wenn man sieht wie gerade Personen, die aus diesem linken Spektrum kommen, im Rahmen von Cancel Culture keinen Widerspruch im Bezug auf ihre Ideologien u. Doktrinen dulden, und mit Anfeindungen bis hin zu Rufmord versuchen Andersdenkende mundtot zu machen...
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von firlefanz11 »

Lorz hat geschrieben: Montag 17. Oktober 2022, 21:45 Die Hemmnis kann zB darin bestehen, als "Holocaust-Verharmloser" angesehen zu werden. Dies muss gar nicht von der Arbeitsgruppe selbst geschehen. Jemand drittes kann es "unmöglich" finden, dass jemand die Benennung einer Schule nach einer KZ-Überlebenden (Esthar Bejarano) ablehnt.
Ja, das ist halt auch so ein Ding der heutigen Zeit, dass niemand mehr Gegenwind vertragen kann. Ausser natürlich man hat Angst davon Besuch von den schwarz gewandeten Sturmtruppen der Antifa Besuch zu bekommen...
Wenn die Person, Die die Umbennung ablehnt sachlich begründen kann warum sie das tut, sollte das im Idealfall auch den Verfechtern der Umbenennung einsichtig sein.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von firlefanz11 »

Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:06 Kurz um, ich bin als Lehrkraft dieser Schule bestürzt, dass einige meiner KollegInnen solch einen ideologischen und zugleich, wie ich finde, überflüssigen Aufruf in unsere Schule "nageln" wollen. Ich teile die Auffassung, dass Kinder und Jugendliche auf keinen Fall für einen Widerstandskampf rekrutiert werden dürfen. Viel mehr sehe die Aufgabe einer Schule darin, den Kindern eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, sodass sich starke Persönlichkeiten herausbilden, die überhaupt nicht darauf angewiesen sind, in dem "Auffangbecken" einer extremistischen Gruppierung eine Pseudo-Zuflucht zu finden.
Da sind wir uns einig...! :thumbup:
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von firlefanz11 »

Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:09 Die Antifa stand laut Verfassungsschutz in der Vergangenheit immer wieder in Verbindung mit Gewalttaten. Sich beim Leitbild an ihrer Weltsicht zu orientieren, erscheint mir fragwürdig. Denn dort werden Feindbilder geschaffen und ein Schwarz-Weiß-Denken a la "Faschist - Nichtfaschist", "Schlechter Mensch - Guter Mensch" kultiviert. Die Antifa braucht das Negative, um zu existieren. Ohne Faschismus keine Antifa. Ich finde eine Schule sollte sich konstruktiv definieren, also sich zu dem, was sie tut und tun will, bekennen und nicht mit dem, was sie nicht will.
...
und der ganze Rest des Posts
Auch hier 100%ige Zustimmung...
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von firlefanz11 »

Lorz hat geschrieben: Montag 7. November 2022, 22:10 Kleiner Funfakt dazu: Vielleicht haben sich einige von gefragt, welche Fächer ich unterrichte:-) Nein, weder Politik, noch Geschichte, noch Deutsch. Mathe und Physik. Hingegen sind die ErschafferInnen des Leitbildes überwiegend Lehrer gesellschaftswissenschaftlicher Fächer, wie etwa Geschichte und Politik.
Beides wundert mich nicht...
Naturwissenschaftler sind meist rationaler u . solche Vertreter der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer eher nicht...
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Soo, hier nun das Ergebnis: Es wurde für die Umbenennung gestimmt mit einer Mehrheit von etwa 70%. Der "Werbebeitrag" für die Umbenennung war dieses mal "weltzugewandter" im Ansatz. Die Grundprobleme bleiben für jedoch für mich: Die Verantwortung für "das Schlechte in der Welt" ist bei den "anderen" zu suchen. Keine Erwähnung von Empathie, Warmherzigkeit oder Eigenverantwortung. Im Vortrag wurde eine Drohstimmung mit erhobenem Zeigerfinger geschaffen gegen all diejenigen, die es eventuell auch nur wagen könnten, eine andere Ansicht zu vertreten. Danach gab es die Möglichkeit zur Diskussion für 60 Min. Davon wurde ungefähr 1 Min genutzt. Wer sich selbst nicht ins Off katapultieren will, sagt lieber nix. Das wars, das Ding ist durch. Mir graut nun vor der Implementierung dieser Weltsicht in die Stoffpläne der Schule und die Einflussnahme auf die Projektwochen und Methodentage.
Ich werde mich nun auf meinen Unterricht und meine Hobbys zurückziehen und hoffe, dort in Ruhe gelassen zu werden.
Zuletzt geändert von Lorz am Mittwoch 9. November 2022, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

firlefanz11 hat geschrieben: Mittwoch 9. November 2022, 11:03 KLeiner Tipp:
Es heisst: "Birgt dieses ..." ...!
Kommt nämlich von "verbirgt" ... ;)
Danke für diesen Hinweis! Das wäre mir nie aufgefallen.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Dark Angel »

Lorz hat geschrieben: Mittwoch 9. November 2022, 21:09 Soo, hier nun das Ergebnis: Es wurde für die Umbenennung gestimmt mit einer Mehrheit von etwa 70%. Der "Werbebeitrag" für die Umbenennung war dieses mal "weltzugewandter" im Ansatz. Die Grundprobleme bleiben für jedoch für mich: Die Verantwortung für "das Schlechte in der Welt" ist bei den "anderen" zu suchen. Keine Erwähnung von Empathie, Warmherzigkeit oder Eigenverantwortung. Im Vortrag wurde eine Drohstimmung mit erhobenem Zeigerfinger geschaffen gegen all diejenigen, die es eventuell auch nur wagen könnten, eine andere Ansicht zu vertreten. Danach gab es die Möglichkeit zur Diskussion für 60 Min. Davon wurde ungefähr 1 Min genutzt. Wer sich selbst nicht ins Off katapultieren will, sagt lieber nix. Das wars, das Ding ist durch. Mir graut nun vor der Implementierung dieser Weltsicht in die Stoffpläne der Schule und die Einflussnahme auf die Projektwochen und Methodentage.
Ich werde mich nun auf meinen Unterricht und meine Hobbys zurückziehen und hoffe, dort in Ruhe gelassen zu werden.
Tja, dazu passt das hier, wie die sprichwörtliche Faust auf's Auge:

Die Grundlagen der freien Gesellschaft und unseres demokratischen Gemeinwesens werden durch populistische und extremistische Rechte ebenso wie durch woke Linke bedroht. Woke bedeutet „erwacht“ und ist eine Selbstbezeichnung von Linken, die sich im Besitz der moralischen Wahrheit glauben. Beide, die woke Linke ebenso wie die radikale Rechte, stehen für eine identitäre Politik, die nicht vom Individuum ausgeht, sondern von Gruppenzugehörigkeiten aufgrund ethnischer, sexueller, sozialer oder kultureller Merkmale.
Das Anliegen der woken Linken, Benachteiligungen aufgrund von Geschlecht oder Herkunft zu überwinden, hat sich im Verlauf der letzten Jahre zu einer demokratiefeindlichen Ideologie entwickelt, die sich gegen die Mehrheit der hier lebenden Menschen richtet. Grundlage ist die sogenannte postkoloniale Theorie, die davon ausgeht, dass Denkweisen und Machtstrukturen des europäischen Kolonialismus unverändert wirken: ...
Linke Identitätspolitik ist ein florierendes Geschäftsmodell geworden, das mit Steuergeldern finanziert und zunehmend staatlich institutionalisiert wird. Opfergruppen haben sich vervielfacht, da die Anerkennung eines Diskriminierungsstatus Zugänge zu Jobs, öffentlichen Ämtern und Fördermitteln verschafft.
Kritik versucht die woke Linke durch Moralisierung mundtot zu machen. Andersdenkende werden als „homophob“, „islamophob“, „transphob“ oder als „rassistisch“ stigmatisiert und damit aus dem öffentlichen Diskurs ausgegrenzt. Oft reicht es hierfür im Sinne einer „Kontaktschuld“ bereits, wenn sie gemeinsam mit missliebigen Personen auf Veranstaltungen aufgetreten sind oder mit ihnen in sozialen Netzwerken in Kontakt stehen.
Den Kampf gegen Rechtsextremismus verkürzen diese Gruppen bewusst zu einem „Kampf gegen Rechts“, womit all diejenigen gemeint sind, die nicht identitätspolitisch links sind. Das Spektrum des legitimerweise Sagbaren wird somit verengt, klassische politische Positionen der liberalen und konservativen Mitte werden als „menschenfeindlich“ gebrandmarkt.


Wer sich moralisch überlegen wähnt, braucht keine Argumente, der grenzt "im Namen der Demokratie" Andersdenkende aus bzw diffamiert und denunziert sie.
Leider, leider findet das Argumentum ad hominem auch zunehmend von Menschen Anwendung, die eigentlich für Diskussionen offen sind oder besser offen waren.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Tom Bombadil
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Tom Bombadil »

Lorz hat geschrieben: Mittwoch 9. November 2022, 21:09 Soo, hier nun das Ergebnis: Es wurde für die Umbenennung gestimmt mit einer Mehrheit von etwa 70%.
Um welche Schule handelt es sich?
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Tom Bombadil hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 13:25 Um welche Schule handelt es sich?
Ich kann Dein Interesse verstehen. Würdest mir wirklich dazu raten, den Namen hier zu nennen? Was wäre die Folge?
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Dark Angel hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 12:35 Tja, dazu passt das hier, wie die sprichwörtliche Faust auf's Auge:

Die Grundlagen der freien Gesellschaft und unseres demokratischen Gemeinwesens werden durch populistische und extremistische Rechte ebenso wie durch woke Linke bedroht. Woke bedeutet „erwacht“ und ist eine Selbstbezeichnung von Linken, die sich im Besitz der moralischen Wahrheit glauben. Beide, die woke Linke ebenso wie die radikale Rechte, stehen für eine identitäre Politik, die nicht vom Individuum ausgeht, sondern von Gruppenzugehörigkeiten aufgrund ethnischer, sexueller, sozialer oder kultureller Merkmale.
Das Anliegen der woken Linken, Benachteiligungen aufgrund von Geschlecht oder Herkunft zu überwinden, hat sich im Verlauf der letzten Jahre zu einer demokratiefeindlichen Ideologie entwickelt, die sich gegen die Mehrheit der hier lebenden Menschen richtet. Grundlage ist die sogenannte postkoloniale Theorie, die davon ausgeht, dass Denkweisen und Machtstrukturen des europäischen Kolonialismus unverändert wirken: ...
Linke Identitätspolitik ist ein florierendes Geschäftsmodell geworden, das mit Steuergeldern finanziert und zunehmend staatlich institutionalisiert wird. Opfergruppen haben sich vervielfacht, da die Anerkennung eines Diskriminierungsstatus Zugänge zu Jobs, öffentlichen Ämtern und Fördermitteln verschafft.
Kritik versucht die woke Linke durch Moralisierung mundtot zu machen. Andersdenkende werden als „homophob“, „islamophob“, „transphob“ oder als „rassistisch“ stigmatisiert und damit aus dem öffentlichen Diskurs ausgegrenzt. Oft reicht es hierfür im Sinne einer „Kontaktschuld“ bereits, wenn sie gemeinsam mit missliebigen Personen auf Veranstaltungen aufgetreten sind oder mit ihnen in sozialen Netzwerken in Kontakt stehen.
Den Kampf gegen Rechtsextremismus verkürzen diese Gruppen bewusst zu einem „Kampf gegen Rechts“, womit all diejenigen gemeint sind, die nicht identitätspolitisch links sind. Das Spektrum des legitimerweise Sagbaren wird somit verengt, klassische politische Positionen der liberalen und konservativen Mitte werden als „menschenfeindlich“ gebrandmarkt.


Wer sich moralisch überlegen wähnt, braucht keine Argumente, der grenzt "im Namen der Demokratie" Andersdenkende aus bzw diffamiert und denunziert sie.
Leider, leider findet das Argumentum ad hominem auch zunehmend von Menschen Anwendung, die eigentlich für Diskussionen offen sind oder besser offen waren.
Ich stimme aus eigenem Gefühl zu, dass es widerlich ist, in eine Ecke gestellt zu werden bzw. die Befürchtung zu haben, dass dies ganz leicht geschehen kann.
Wie schlimm dies Menschen in unserer Gesellschaft trifft, das mag ich mir gar nicht ausmalen. Ich stelle mir lieber die Frage, was kann man dagegen tun.
Als Antwort darauf finde ich für mich:
1. Kommt Zeit kommt Rat. Die Gesellschaft wird lernen wie sie sich nicht zerstören lässt durch solche Angriffe, die Menschen aus dem Motiv "Geltungsdrang" verüben. Auch Sascha Lobo hat es auf die Titelseite als "Sexist Man" geschafft. (nicht zu verwechseln mit "Sexiest Man")
2. Argumente helfen nicht. Die Menschen mit Angriffslust werden letztlich auf ihres Gleichen stoßen und sich gegenseitig zerfleischen. Dabei werden sie sich unrecht antun, also die Möglichkeit haben, zu fühlen, wenn man zu unrecht bezichtigt wird. Dies kann heilsam sein, andere in Zukunft weniger anzugreifen, weil auf einmal Empathie da ist.

Was kann ich für meine Schule ableiten?: Sollen sie machen und schauen, ob man mit "Finger auf andere zeigen" wirklich Faschismus verringert. Sie werden untereinander ihre Strategien und Erlebnisse diskutieren. Daraus entsteht hoffentlich Weiterentwicklung und was vernünftiges. Eine Angst bleibt dennoch bei mir, dass ich als Opfer für eine Selbstwirksamkeitserfahrung für die Projektion eines oder einer FanatikerIn herhalten muss.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Misterfritz »

Lorz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 14:48 Ich kann Dein Interesse verstehen. Würdest mir wirklich dazu raten, den Namen hier zu nennen? Was wäre die Folge?
Die Folgen für wen?
Du hattest eh' genügend Infos dazu gegeben, um die Schule zu ergooglen - ich hatte sie gefunden ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

Misterfritz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 15:41 Die Folgen für wen?
Du hattest eh' genügend Infos dazu gegeben, um die Schule zu ergooglen - ich hatte sie gefunden ;)
Also anhand des Namens wird man sie erst in ein paar Monaten finden. Die finale Umbenennung dauert noch.
Aber gut, Respekt für Deine Spürnase. Ich werde trotzdem zumindest von mir aus nicht nennen. Dies erscheint mir unnötig und eventuell gegen bestimmte Personen gehend. Ich will aber auf der Sachebene bleiben und nicht "persönlich" werden.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Tom Bombadil »

Ich vermute, es handelt sich um keine reale Geschichte.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Dark Angel »

Lorz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 15:04 Ich stimme aus eigenem Gefühl zu, dass es widerlich ist, in eine Ecke gestellt zu werden bzw. die Befürchtung zu haben, dass dies ganz leicht geschehen kann.
Wie schlimm dies Menschen in unserer Gesellschaft trifft, das mag ich mir gar nicht ausmalen. Ich stelle mir lieber die Frage, was kann man dagegen tun.
Genau das ist das Problem - es geht nicht (mehr) um Tatsachen und Sachverhalte, sondern um Gefühle, e geht nicht (mehr) um Verantwortungs- und/oder Handlungsethik, sondern um Gesinnungsethik und letztere ist immer mehr auf dem Vormarsch. Das Schlimme dabei ist, Gesinnungsethik kommt entweder vollkommen ohne Argumente aus oder bedient sich der Totschlagargumente oder des Argumentum ad hominem.
Lorz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 15:04Als Antwort darauf finde ich für mich:
1. Kommt Zeit kommt Rat. Die Gesellschaft wird lernen wie sie sich nicht zerstören lässt durch solche Angriffe, die Menschen aus dem Motiv "Geltungsdrang" verüben. Auch Sascha Lobo hat es auf die Titelseite als "Sexist Man" geschafft. (nicht zu verwechseln mit "Sexiest Man")
Wer so an die Sache heran geht, hat bereits verloren. Wenn man warten will, bis auch der Letzte begriffen hat, welche Konsequenzen sich ergeben, ist es bereits zu spät.
Das wusste bereits Ovid als er sagte: "Wehre[t] den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind."
Lorz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 15:042. Argumente helfen nicht. Die Menschen mit Angriffslust werden letztlich auf ihres Gleichen stoßen und sich gegenseitig zerfleischen. Dabei werden sie sich unrecht antun, also die Möglichkeit haben, zu fühlen, wenn man zu unrecht bezichtigt wird. Dies kann heilsam sein, andere in Zukunft weniger anzugreifen, weil auf einmal Empathie da ist.
Völlig falscher Ansatz, weil wiederum, wenn wer sich zurückzieht und anderen das Handlungsfeld überlässt, hat bereits verloren.
Carl von Clausewitz wird das (sehr verkürzte) Zitat zugeschrieben: "Angriff ist die beste Verteidigung" und das trifft nicht nur auf Militärtrategien zu, auch auf verbale Auseinandersetzungen, auf Diskussionen/Verhandlungen.
Nur wer die Initiative ergreift, mittels sachlicher Argumente sein Gegenüber zur Diskussion, zur Auseinandersetzung mit den Argumenten zwingt, hat auch die Chance "zu gewinnen", sein Gegenüber ggf zur Einsicht zu bewegen.
Gefühle bringen da nicht weiter, nicht einen einzigen Schritt - ganz im Gegenteil.
Lorz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 15:04Was kann ich für meine Schule ableiten?: Sollen sie machen und schauen, ob man mit "Finger auf andere zeigen" wirklich Faschismus verringert. Sie werden untereinander ihre Strategien und Erlebnisse diskutieren. Daraus entsteht hoffentlich Weiterentwicklung und was vernünftiges. Eine Angst bleibt dennoch bei mir, dass ich als Opfer für eine Selbstwirksamkeitserfahrung für die Projektion eines oder einer FanatikerIn herhalten muss.
Was man daraus für deine Schule ableiten kann? Ganz bestimmt nicht abwarten, es sich in der Defensive bequem machen und dem Anderen das Feld überlassen.
Hier hilft nur "angreifen", eigene Argumente vorbringen, die "anderen" zu Diskusion, zur Auseinandersetzung mit den Argumenten zwingen - wieder und immer wieder.
Angst vor Auseinandersetzungen ist in diesem Fall ein sehr schlechter Ratgeber. Ich weiß, das ist viel leichter gesagt als getan und man braucht dazu ein sehr dickes Fell.
Ich spreche hier aus Erfahrung, weil es auch bei wissenschaftlichen Diskussionen nicht immer fair und sachlich zugeht ...
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Lorz »

@Dark Angel
Puh, ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich mir solche Kämpfe leisten kann. Ich mein, es geht hier um einen Ort, an dem ich auch einen gewissen Frieden brauche. Der bis zu einem gewissen Grad mein zu Hause ist. Die Spannungen dieses Schlachtfeldes sind emotional für mich sehr belastend. In den ersten Wochen hat mich das viel Zeit, Schlaf und Ruhe gekostet. Ich habe mehrere Tage meine Gegenrede entwickelt. Sogar einen professionellen Mediator für 90 Euro die Stunde drüberschauen lassen. Dies auch um unnötige Provokationen zu vermeiden, die mich in Schwierigkeiten hätten bringen können. Ich habe danach kaum noch Energie gehabt. Klar habe ich Unterstützung bei KollegInnen gesucht, habe ja einigen Zuspruch für meine Rede bekommen. Aber letztlich stand ich dann mit meinem Wortbeitrag doch alleine da, denn in der darauffolgenden Konferenz hat sich niemand mehr getraut etwas zu sagen.

Vielleicht kannst Du oder wer anderes so einen dauerhaften Widerstand leisten. Aber für mich ist dies kein Job, den ich auf Dauer zusätzlich zu meinem Job machen kann. Das kann ich psychisch nicht. Ich werde also den inhaltlichen Verlust eines Teilbereichs meiner Arbeitsstätte hinnehmen müssen, wenn dieser nun anders bestimmt wird. Die Stimmung ist gedrückt, ich flüchte mich in Bücher.
Zuletzt geändert von Lorz am Freitag 11. November 2022, 22:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Dark Angel »

Lorz hat geschrieben: Freitag 11. November 2022, 22:00 @Dark Angel
Puh, ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich mir solche Kämpfe leisten kann. Ich mein, es geht hier um einen Ort, an dem ich auch einen gewissen Frieden brauche. Der bis zu einem gewissen Grad mein zu Hause ist. Die Spannungen dieses Schlachtfeldes sind emotional für mich sehr belastend. In den ersten Wochen hat mich das viel Zeit, Schlaf und Ruhe gekostet. Ich habe mehrere Tage meine Gegenrede entwickelt. Sogar einen professionellen Mediator für 90 Euro die Stunde drüberschauen lassen. Dies auch um unnötige Provokationen zu vermeiden, die mich in Schwierigkeiten hätten bringen können. Ich habe danach kaum noch Energie gehabt. Klar habe ich Unterstützung bei KollegInnen gesucht, habe ja einigen Zuspruch für meine Rede bekommen. Aber letztlich stand ich dann mit meinem Wortbeitrag doch alleine da, denn in der darauffolgenden Konferenz hat sich niemand mehr getraut etwas zu sagen.
Von welchen Kämpfen redest du eigentlich?
Ich spreche nicht von Kämpfen, sondern von Diskussen, von (miteinander) diskutieren.
Unter einer Diskussion versteht man eine Form der Erörterung bzw Analyse von Problemem, Sachverhalten etc und daraus folgend die Erarbeitung von Problemlösungen.
Bei einer Diskussion bringt jede Seite ihre Argumente vor, die im Idealfall gegeneinander abgewogen werden, i.d.R. jedoch gegeneinder abgewogen werden. Diskussionen führen entweder zu einem Konsens oder zu einer Kontroverse, die weitere Diskussionen notwendig macht.
In einer sachlichen Diskussion geht es um Inhalte, nicht um Emotionen, also braucht es auch keinen Mediator, weil es keinen Konflikt gibt, sondern lediglich eine andere Meinung, die mittels Argumenten gestützt wird/werden sollte.
Das gilt auch bzw insbesondere, wenn es um politische Diskussion und Argumentation geht.
Ich wüsste wirklich keinen Grund, warum eine politische und/oder Ideologische Diskussion den Seelenfrieden stören oder zerstören sollte, wenn man (selbst) gute sachlich-inhaltliche Argumente hat.
Das Problem liegt eher darin, dass sich die Gegenseite a) der Diskussion verweigert, weil sie keine sachlich-inhaltlichen Argumente vorbringen kann oder b) mittels argumentum ad hominem oder Totschlagargumenten versucht den Gegenüber zu diskreditieren.
Lorz hat geschrieben: Freitag 11. November 2022, 22:00 Vielleicht kannst Du oder wer anderes so einen dauerhaften Widerstand leisten. Aber für mich ist dies kein Job, den ich auf Dauer zusätzlich zu meinem Job machen kann. Das kann ich psychisch nicht. Ich werde also den inhaltlichen Verlust eines Teilbereichs meiner Arbeitsstätte hinnehmen müssen, wenn dieser nun anders bestimmt wird. Die Stimmung ist gedrückt, ich flüchte mich in Bücher.
Wie schon gesagt, wenn du derart emotional (statt rational) an die Sache heran gehst, hast du bereits verloren!
Nunja - Dikussion, vorbringen von Argumenten zur Verteidigung meiner Sichtweisen und Erkenntnisse war ein wichtiger Bestandteil meines Jobs, weil die Teammitglieder selten einer Meinung waren, weil in der scientific community bestimmte Ereignisse und Befunde sehr kontrovers diskutiert werden und weil Erkenntnisse immer wieder auf's neue auf dem Prüfstand stehen, neue Befunde, scheinbar gesicherte Erkenntnisse über den Haufen werfen etc.
Also langer Rede, kurzer (Un)Sinn - ich bin es gewöhnt.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von PeterK »

Lorz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 15:04 Ich stimme aus eigenem Gefühl zu, dass es widerlich ist, in eine Ecke gestellt zu werden bzw. die Befürchtung zu haben, dass dies ganz leicht geschehen kann.
Mit dem "in eine Ecke gestellt Werden" verhält es sich so ähnlich wie mit dem sprichwörtlichen "sich einen Schuh Anziehen": Man wird nicht in eine Ecke gestellt, man stellt sich in eine Ecke.

Das - häufig von Rechtsknallern bemühte - Mimimi zeigt eigentlich nur, dass man weinerlich beleidigt reagiert, sobald man auch mal Widerspruch ertragen muss.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Billie Holiday »

PeterK hat geschrieben: Montag 14. November 2022, 12:07 Mit dem "in eine Ecke gestellt Werden" verhält es sich so ähnlich wie mit dem sprichwörtlichen "sich einen Schuh Anziehen": Man wird nicht in eine Ecke gestellt, man stellt sich in eine Ecke.

Das - häufig von Rechtsknallern bemühte - Mimimi zeigt eigentlich nur, dass man weinerlich beleidigt reagiert, sobald man auch mal Widerspruch ertragen muss.
Das halte ich für Quatsch. Wer sofort mit Verweis auf Rechtsextreme reagiert bei jeder Form von Kritik, will aufgrund seiner Argumentationsarmut den Meinungsgegner zum Schweigen bringen.

Weinerliche Reaktionen erlebe ich weniger als Überdruß und Amüsement.
Die Nazikeule ist abgenutzt. Juckt leider kaum noch jemanden. Das halte ich übrigens für fatal.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von PeterK »

Billie Holiday hat geschrieben: Montag 14. November 2022, 12:20 Weinerliche Reaktionen erlebe ich weniger als Überdruß und Amüsement.
Seltsamerweise kommt dann aber doch immer wieder jemand relativ schnell mit dem dusseligen Begriff "Nazikeule" aus dem Gebüsch.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Billie Holiday »

PeterK hat geschrieben: Montag 14. November 2022, 12:43 Seltsamerweise kommt dann aber doch immer wieder jemand relativ schnell mit dem dusseligen Begriff "Nazikeule" aus dem Gebüsch.
Was soll es denn anderes sein als eine Nazikeule?
Mir fällt spontan kein adäquater Ersatz ein.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von PeterK »

Billie Holiday hat geschrieben: Montag 14. November 2022, 12:53 Was soll es denn anderes sein als eine Nazikeule?
Inwiefern ist denn der Appell oder Rat, sich zu einer - möglicherweise randständigen - Meinung zu bekennen anstatt rumzujammern, eine "Nazikeule"?
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Billie Holiday »

PeterK hat geschrieben: Montag 14. November 2022, 14:05 Inwiefern ist denn der Appell oder Rat, sich zu einer - möglicherweise randständigen - Meinung zu bekennen anstatt rumzujammern, eine "Nazikeule"?
Wie äußert sich denn das Rumjammern?
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von PeterK »

Billie Holiday hat geschrieben: Montag 14. November 2022, 14:11 Wie äußert sich denn das Rumjammern?
Na, so:
Lorz hat geschrieben: Donnerstag 10. November 2022, 15:04 Ich stimme aus eigenem Gefühl zu, dass es widerlich ist, in eine Ecke gestellt zu werden bzw. die Befürchtung zu haben, dass dies ganz leicht geschehen kann.
Oder auch so:
Tom Bombadil hat geschrieben: Mittwoch 28. Oktober 2015, 17:40 Man wird halt schnell in die "rechte" Ecke gerückt.
Ich rate zu etwas mehr Selbstbewusstsein oder Selbstvertrauen - auch wenn man mit Widerspruch "konfrontiert" wird. Man sollte sich IMO nicht in "Ecken stellen" lassen und dann darüber greinen.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von meinewenigkeit »

Hier wird das Leitbild auf Werte reduziert. Wo bleibt das Ziel, der Zweck der Schule ? Das ist der 1. Schritt. Vorbereitung auf das Leben, Schaffung einer Grundlage, Lernen lernen, Lösungsfindung usw..
Weg von altbackenen Lernprogrammen, hin zur agilen Welt.
Politisch neutral; erklärend, nicht mahnend; aktuell, nicht historisch;
Leute mit Mut und Charakter sind den anderen Leuten immer sehr unheimlich.
(Hermann Hesse)
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von jack000 »

Realist2014 hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 19:07 Wenn das Ziel ist, lauter ökonomische Totalversager zu erzeugen, dann passt es.
So ist es ...
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Realist2014 »

meinewenigkeit hat geschrieben: Mittwoch 16. November 2022, 22:56 .
Weg von altbackenen Lernprogrammen, hin zur agilen Welt.
Weder Gesetze, noch die Mathematik oder die Naturwissenschaften sind "agil".
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Billie Holiday »

Realist2014 hat geschrieben: Donnerstag 17. November 2022, 09:06 Weder Gesetze, noch die Mathematik oder die Naturwissenschaften sind "agil".
Wir müssen weg von der Annahme, 3 x 3 ergäbe 9 oder von den 2 biologischen Geschlechtern.
Mehr Gefühl, mehr Harmonie. :cool:
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Realist2014 »

Billie Holiday hat geschrieben: Donnerstag 17. November 2022, 09:28 Wir müssen weg von der Annahme, 3 x 3 ergäbe 9 oder von den 2 biologischen Geschlechtern.
Mehr Gefühl, mehr Harmonie. :cool:
Ist sicher ne gute Sache, ne Brücke zu benutzen, deren Statik "agil" ermittelt wurde... :x
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Billie Holiday »

Realist2014 hat geschrieben: Donnerstag 17. November 2022, 10:14 Ist sicher ne gute Sache, ne Brücke zu benutzen, deren Statik "agil" ermittelt wurde... :x
Die weiße Vorherrschaft von Mathe und Physik muß bekämpft werden.
Eine gerechte Brückenstatik läßt auch alternative Zug- und Druckkräfte zu.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Kritikaster »

Lorz hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 16:36 Hallo!

ich bin interessiert an der Meinung zu folgendem Leitbild für eine Gesamtschule in Deutschland.

"Demokratisch-Antifaschistischer Grundkonsens
Unsere Schule hat, gewachsen aus der Antifa-AG und der Arbeit der SV, eine lange antifaschistische Tradition, aus der heraus positive Impulse für das Leben in der Gemeinde (bspw. AufMUCKEn gegen Rechts) gesetzt werden konnten. Im Sinne unseres antifaschistischen Selbstverständnisses, aus dem heraus auch bewusst die Benennung unserer Schule nach Esther Bejarano erfolgt ist, setzen wir uns aktiv gegen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Feindlichkeit gegenüber LGBTQI+ ein und stehen denjenigen solidarisch zur Seite, die von Diskriminierung betroffen sind."
Antifaschismus ist gut und wichtig, und ich mag es überlesen haben, aber mich würde schon interessieren, worin sich in dem Konzept Ansätze von Anikommunismus manifestieren. Zum "demokratischen Grundkonsens" sollte der dazugehören.
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von Corella »

Es gibt viele gut bekannte Schulkonzepte für die auch Pädagogikgrößen stehen. Angefangen ungefähr mit dem guten alten Comenius. Etliche mit hervorangenden Teilkonzepten von sonst aber erörterungswürdigen Persönlichkeiten, z.B. Petersen.
Heutige Schulen müssen sich nicht festlegen, wie Waldorfer auf Steiner. Sie können sich einen bunten Strauß zusammenstellen und das beste jeweilige picken, alles untermauert mit guten Erfahrungswerten.
Daher bin ich sehr skeptisch, wenn so fokussiert wird, wie beim hier in Rede stehenden Konzept. Alle fortschrittlichen setzen auf Mit- und Selbstbestimmung. Das ist von Natur aus antifaschistisch und muss nicht herausgehoben werden. Solche Fokussierung ist auch nicht in jeder gegebenen Umgebung angemessen, auch nicht in guter Absicht. Sonst droht man, zu kämpfen um des Kampfes Willen oder noch schlimmeres.
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Re: geeignetes Leitbild einer Schule

Beitrag von meinewenigkeit »

Realist2014 hat geschrieben: Donnerstag 17. November 2022, 09:06 Weder Gesetze, noch die Mathematik oder die Naturwissenschaften sind "agil".
Mit "agil" meine ich die Lernmethoden. Auch moderne Entwicklungen werden heute agil angegangen, incl. der bekannten Mathematik und Naturwissenschaften. Agilität ist für den Lernfortschritt wichtig.
Definierte Sprints, kurzes Abstimmen, klare Ziele. Immerhin haben die Schulen auch noch weitere Dinge zu bewältigen und überstehen:
Wachsende Dummheit, Sprachprobleme, Integration und Inklusion, dazu noch die pädagogische Aufgabe, die Eltern zu ersetzen, da Kinder zuhause immer weniger lernen (können).
Da ist ein enges Erfolgs-Controlling wichtig, um Niemanden auf der Strecke zu lassen.
Das ist in den altbackenen Systemen nicht umsetzbar und kaum schaffbar. Daher: ran an die pädagogischen Methoden.
Okay - da müssen erst einmal 50% der Lehrkörper ausgetauscht werden...oder Methodenschulung in den Ferien.
Leute mit Mut und Charakter sind den anderen Leuten immer sehr unheimlich.
(Hermann Hesse)
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