Realist2014 hat geschrieben: ↑Di 16. Aug 2022, 19:24
Es gibt keine Notwendigkeit, irgendwas diesbezüglich zu tun .
Wer Vollzeit zum ML arbeitet, der bekommt 80% Discount auf die Beiträge zur GKV und zahlt gerade mal 5% Steuern auf sein Gehalt
Wenn man sehr simpel und linear denkt, kann man so argumentieren. Tatsächlich ist die Sachlage aber deutlich komplexer.
Haben die ML-Arbeiter ein ausreichendes Einkommen um vollumfänglich am gesellschaftlichen Leben angemessen teilnehmen zu können - oder müsste man den Mindestlohn deutlich erhöhen, damit das möglich wäre?
Steht der Mindestlohn im Bezug auf die Sozialgesetze in einem vernünftigen Verhältnis, so dass ich mit Mindestlohn beispielsweise auch eine angemessene Rente erreichen kann?
Oder - um mal näher wieder ans Thema ran zu kommen: Welchen Mindestlohn braucht es, um an der Elektromobilität teilnehmen zu können? Oder gibt es für Mindestlohnempfänger adäquate Alternativen bezüglich der Thematik Mobilität, damit sie diese auch ohne eigene Elektrofahrzeuge sich leisten können?
Man könnte also umgekehrt die Frage stellen: Warum ist der Mindestlohn nicht so hoch, dass ein Vollzeit-Mindestlohnarbeiter keine 80% Discount auf die Beiträge zur GKV braucht.... wie hoch müsste der Mindestlohn sein, damit gar kein Discount notwendig ist? Es ist ja nicht so, dass der normale Mindestlohnempfänger unbedingt einen Discount bei der GKV WILL - eigentlich will er sich nur die GKV leisten können.....dafür bräuchte er aber einen höheren Mindestlohn.....
Was würde sich für den Mittelstand verändern, wenn wir den Mindestlohn also so anpassen würden, dass in der GKV kein Discount für ML-Empfänger notwendig ist.....da würden wir dann nicht mehr über 12€ reden, sondern wohl eher über 15€ und mehr....wenn wir die Rententhematik einbeziehen, und über eine 37,5h-Woche reden, sind wir auch bei 17€ ML.....das wäre aber eine massive Veränderung in der Gesellschaft.....ist allen in der Gesellschaft bewusst, dass wir uns so organisiert haben, dass es eigentlich 17€ ML braucht?
Als Nutznießer des Systems kommt man einfach zu dem Schluss, dass es keine Notwendigkeit gibt, was zu verändern.....
Politik sollte aber immer auch die berücksichtigen, die gerade nicht zu den Nutznießern zählen.....und die Idee, dass die alle selbst für ihr Schicksal vollumfänglich verantwortlich sind.....ist nur eine Mär.
Wenn wir aktuell eine Transformation im Bereich der Mobilität in Richtung Elektromobilität erleben, dann ist die Gesellschaft insgesamt dafür verantwortlich, dass bei dieser Transformation unterm Strich nicht zu viele Leute abgehangen werden. Das muss nicht bedeuten, dass sich jeder ein E-Auto leisten kann, oder eine eigene Wallbox etc......es müssen halt die gesamten Parameter betrachtet werden, und dann ganzheitlich eine Politik gemacht werden, die auch Menschen mit niedrigem Einkommen ausreichend Mobilität ermöglicht.