Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

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Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Offensichtlich kann "die Menschheit" noch rücksichtsloser und dümmer mit der Natur umgehen:

Der heutige Grenzfluß zu Polen, die Oder, ist von Frankfurt/Slubice an vergiftet. Deutschen Angaben zufolge mit Quecksilber in hoher Konzentration, aber auch mit "organischen Abfällen", weniger fachgerecht: Gülle. Polnische Medien melden, daß schon 10.000 kg tote Fische eingesammelt wurden, um weiteres Unheil unter frei laufenden und fliegenden Tieren zu verhindern. Die schreckliche Aussicht: Die Giftwelle läuft unaufhaltsam flußabwärts auf das Stettiner Haff zu, wird also auch "meinen" östlichen Abfluß zur Ostsee vergiften. Ein Hoffnungsschimmer: die Giftmischung wird im Stettiner Haff so weit verdünnt, daß uns hier größeres Unheil erspart bleibt. Aber bis zum Stettiner Haff hin fließt erst einmal die Giftbrühe unverdünnt durch den Oderbruch..

Die Herkunft der Giftstoffe ist noch unbekannt... allerdings meine ich, daß Betriebe im Großraum Frankfurt/Slubice, die mit Quecksilber in solchen Mengen arbeiten, rasch ausfindig gemacht werden können... wenn man denn will, und daß man dort bevorzugt nachforschen sollte... beiderseits der Oder.

Nun ja, wie große Mengen Gülle in die Oder gelangen können, das ist sicher eine umfassendere Untersuchung wert, zumal ja vermutlich nur dort nachgeforscht wurde, wo die Vergiftung schon Ihre Spuren unübersehbar hinterlassen hat. Bei Niedrigwasser der Oder infolge der anhaltenden Dürre in der gesamten Region sind solche "Unfälle" besonders schrecklich.

Nachtrag 2022-08-12, 15:30
  • Angeblich setzt die Vergiftung schon in Niederschlesien ein. Durch schlampiges Verhalten der Behörden wurde dem dort aber nicht nachgegangen. Erst der Gestank der angespülten Fische bei Frankfurt/Slubice erregte allgemeines Aufsehen.... so die Gazeta Wyborcza vor einer Stunde
Nachtrag 2022-08-12, 16:40
  • Der DLF meldet, daß in Breslau schon vor 5 Tagen ein Fischsterben beobachtet wurde. Leider habe aber die mit Polen vereinbarte Meldekette nicht funktioniert. Dazu paßt auch eine Meldung der Gazeta Wyborcza, daß der der Regierungspartei PiS angehörige Wojewode Wladysłwa Dajczak, als er auf diesen Umweltskandal angesprochen wurde, öffentlich meinte, daß eine Untersuchung nicht erforderlich sei. Nun wird öffentlich seine sofortige Entlassung aus dem Amt wegen Untätigkeit gefordert.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Heute zitiert die Gazeta Wyborcza die Äußerung des brandenburgischen Umweltministers Axel Vogel:
https://wyborcza.pl/7,75399,28786501,ni ... 1-L.1.duzy
Niemiecki minister o zatruciu Odry: To nie rtęć zabiła ryby, tylko sól
  • Deutscher Minister über die Vergiftung der Oder: Nicht Quecksilber hat die Fische vergiftet, nur Salz.
Minister Axel Vogel sagte aber auch, daß der Ursache für die am Donnerstag festgestellte hohe Konzentration von Quecksilberverbindungen in der Oder weiter nachgegangen werden muß. Vermutet wird, daß diese Quecksilberanreicherung im Sediment nach Vertiefungen des Flußbetts freigesetzt wurden. Von polnischen Laboratorien waren verwertbare Meßdaten nicht zu erhalten... entweder weil tatsächlich nicht vorhanden(!) oder weil man sie nicht veröffentlichen wollte. Zu Letzterem paßt die abwehrende Haltung des Wojewoden Wladysław Dajczak, daß eine gründliche Untersuchung nicht erforderlich sei. Polnische Stellen vermuten zum Salzeintrag in die Oder, daß auf der polnischen Seite des Grenzgebiets Rückhaltebecken geöffnet wurden... und dem werde man nun nachgehen.

Der Wille und die Fähigkeit zur regionalen Zusammenarbeit an der Oder zum Wohl der dort lebenden Menschen haben noch viel Luft nach oben!

Das katastrophale Versagen der polnischen Behörden bei der Aufklärung der Ursachen hat inzwischen auch die Regierung in Warschau bestätigt:
https://wyborcza.pl/7,75398,28785906,dy ... 2-L.4.maly
Dymisje za zatrutą Odrę. Premier przyznaje: "Służby powinny zareagować szybciej"
  • Entlassung wegen der vergifteten Oder. Der Premier [Morawiecki] gesteht: "Die Ämter hätten schneller reagieren müssen"
Przyznaje jednak, że służby powinny zadziałać sprawniej i szybciej stąd dymisja Głównego Inspektora Ochrony Środowiska Michała Mistrzaka i szefa Wód Polskich Przemysława Dacy.
  • [Noch sei die Ursache der Katastrophe nicht genau bekannt]
    Jedoch gesteht er ein [der Premier Mateusz Morawiecki], daß die Ämter sachgerechter und schneller hätten handeln müssen, hier also die Entlassung des Leitenden Inspektors der Umweltbehörde Michał Mistrzak und des Leiters der Polnischen Gewässerbehörde Przemysław Daca bevorstehe.
Meine Einlassung: Seinen PiS-Parteigenossen, den Wojewoden, läßt der Premier ungeschoren...
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 07:28 Heute zitiert die Gazeta Wyborcza die Äußerung des brandenburgischen Umweltministers Axel Vogel:
https://wyborcza.pl/7,75399,28786501,ni ... 1-L.1.duzy
(...)
https://wyborcza.pl/7,75398,28785906,dy ... 2-L.4.maly
Wahrscheinlich wird die polnische Regierung jedwede Schuldzuweisungen zurückweisen.
Denn sonst kämen möglicherweise hohe Schadensersatzforderungen auf die polnische Wirtschaft und/oder auf den polnischen Staat zu.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Trutznachtigall hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 08:13 Wahrscheinlich wird die polnische Regierung jedwede Schuldzuweisungen zurückweisen.
Denn sonst kämen möglicherweise hohe Schadensersatzforderungen auf die polnische Wirtschaft und/oder auf den polnischen Staat zu.
Tja, wie weit Brandenburg hier in der Sache untätig bleibt, das ist noch nicht vorher zu sagen. Im wesentlichen scheint das Thema tatsächlich "innerpolnisch" zu sein. Und wenn Polen sich selbst zerlegen will, dann ist hier schon einmal ein brauchbarer Versuch dazu gestartet worden.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Inzwischen gibt es in Polen mehrseitige Gedichte, in denen der aus der ganz großen EU-Politik in die Landespolitik zurückgekehrte oppositionelle Politiker Donald Tusk beschuldigt wird, an Mißständen im Lande schuld zu sein: "wina Tuska". Den Kunstwerken ist nun mindestens ein Zweizeiler hinzu zu fügen. So befand die PiS-Abgeordnete Anna Kwiecień aus Radom, daß seit der Rückkehr Tusks nach Polen sich so viele Unglücke ereignet hätten, daß nicht aus zu schließen sei, daß er auch diese Umweltkatastrophe verursacht habe, er also daran schuld sei: "wina Tuska". Als gelernte Krankenschwester und Hebamme hat sie in der Sache also den vollen Durchblick... oder zu viel des guten Weins genossen... im Genitiv wino auch wina geschrieben.

In dem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Meldung, daß in Gleiwitz die Polizei eine volltrunkene Hebamme aus dem Kreißsaal entfernen mußte. Ob das etwa...?

Damit alles klar ist:
https://paczaizm.pl/pis-w-kosciele-tusk ... elka-wina/
  • PiS in der Kirche: Tusks Schuld, Tusks ganz große Schuld
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Trutznachtigall
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 10:47 (...)
Ich bin etwas verwirrt. Ist das von der PiS-Abgeordneten Anna Kwiecień ernst gemeint oder soll das witzig sein ? :s
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Um diesen ziemlich groben Unfug richtig einordnen zu können, muß man tatsächlich in Polen leben!

Natürlich macht sich eine Mehrheit der Polen lustig über diese wiederholten Schuldzuweisungen von PiS-Angehörigen an den oppositionellen Parteiführer Tusk. Der Mann könnte nämlich wirklich das Unvorstellbare (für die PiS) schaffen und mit einer Mehrheit aus den Wahlen zum Sejm 2023 hervor gehen. So sagen das wiederholt Umfragen... so ähnlich wie unsere "Sonntagsfrage" für Bundestags- und Landtagswahlen.

Nein, diese Leute sind nicht witzig, sondern eher wild verzweifelt, und da ist ihnen nichts zu dumm, um einen Punkt zu machen.

Aber unser Thema ist weiterhin die vergiftete Oder und endlich schlüssige Untersuchungen der Ursache für den Gifteintrag. Der verhindert ja die Nutzung von Flußwasser für die Landwirtschaft... etwa Enten- und Gänsehaltung. Und die Anglervereine haben völlig sinnlos einen Fischbesatz und Laichgründe gepflegt... der treibt nun mit dem Bauch nach oben an den Ufern der Oder an, und die Kadaver stinken wohl ganz entsetzlich bei diesen Sommertemperaturen. Kein Badeparadies für Urlauber.

Ein erster Verdacht ist bekannt geworden: Die Papierfabrik Jack-Pol in Oława, dem früheren Ohlau in Niederschlesien. Das Unternehmen war schon früher mit solchen Straftaten aufgefallen, aber bisher immer sehr milde bestraft worden.
https://wroclaw.wyborcza.pl/wroclaw/7,3 ... 2-L.2.maly
Kontrole w firmie Jack-Pol po zatruciu Odry. Dotąd dostawała śmiesznie niskie mandaty
  • Untersuchung in Firma Jack-Pol nach Vergiftung der Oder. Bisher erhielt (sie) lächerlich geringe Strafen.
Na ja, und Donald Tusk ist nun als "Nestbeschmutzer" aufgetreten und hat auf einer Versammlung der Wojewoden der Region Oder in Stettin gefordert. daß Polen nun bitte eine neutrale Instanz wie die EU mit der Untersuchung beauftragen möge. Für die Regierungspartei PiS ist das natürlich eine Provokation ersten Ranges, weil Polen mit der EU auf vielen Feldern überkreuz liegt:
https://szczecin.wyborcza.pl/szczecin/7 ... 1-L.1.duzy
Stan nadzwyczajny nad zatrutą Odrą? Donald Tusk i marszałkowie o tym, jak zmniejszyć skutki katastrofy ekologicznej
  • Ausnahmezustand wegen vergifteter Oder? Donald Tusk und Vorsitzende (der Regionalräte) darüber, wie man die Folgen der ökologischen Katastrophe mindern könnte
Corella
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Aus der Ferne und möglicherweise naiv: gehe wer solange die Oder hinauf, bis der Probenwert nicht mehr anschlägt oder Stichproben der Fische wieder vital (per Elektrobefischung sehr einfach und schnell festzustellen) und finde den Ort des Geschehens. Wenn das offenbar nicht passiert, schaut es nach Vorsatz, oder?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Ebiker »

H2O hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 15:38

Ein erster Verdacht ist bekannt geworden: Die Papierfabrik Jack-Pol in Oława, dem früheren Ohlau in Niederschlesien. Das Unternehmen war schon früher mit solchen Straftaten aufgefallen, aber bisher immer sehr milde bestraft worden.
https://wroclaw.wyborcza.pl/wroclaw/7,3 ... 2-L.2.maly


giftstoffe sind aber auch stromaufwärts der firma gefunden worden.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Ebiker hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 19:41 giftstoffe sind aber auch stromaufwärts der firma gefunden worden.
So, dass die Fische tot, oder bloß zum Relativieren-Verschleiern?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Nun, der Hinweis "weiter flußaufwärts auch" ist schon ganz in Ordnung. Anlaß für eine sehr gründliche Untersuchung und Ursachenforschung. Danach kann man vernünftig entscheiden und Abhilfen schaffen. Ich möchte auch nicht mit kritischen Anmerkungen ein Klima schaffen, das nach einem Sündenbock schreit. Aber wenn die Papierfabrik Jack-Pol am Ende und wiederholtermaßen ihren Dreck in die Oder eingeleitet hat, dann sollten schon einmal einige Gefängniszellen für längere Verweildauer eingerichtet werden. Auch für "Staatsdiener".
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 20:30 Nun, der Hinweis "weiter flußaufwärts auch" ist schon ganz in Ordnung.
Grundsätzlkch doch nur dann, wenn dort auch Ort des Geschehes, z.B. Massensterben der Fische. Andernfalls scheint es zunächst ein alter oder ein anderer Fall?!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Ebiker »

H2O hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 20:30 Nun, der Hinweis "weiter flußaufwärts auch" ist schon ganz in Ordnung. Anlaß für eine sehr gründliche Untersuchung und Ursachenforschung. Danach kann man vernünftig entscheiden und Abhilfen schaffen. Ich möchte auch nicht mit kritischen Anmerkungen ein Klima schaffen, das nach einem Sündenbock schreit. Aber wenn die Papierfabrik Jack-Pol am Ende und wiederholtermaßen ihren Dreck in die Oder eingeleitet hat, dann sollten schon einmal einige Gefängniszellen für längere Verweildauer eingerichtet werden. Auch für "Staatsdiener".
Ja, man kann nur hoffen das die Schuldigen gefunden werden. Die Bilder sind schlimm, dabei war das so ein Naturparadies geworden.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Corella hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 20:44 Grundsätzlkch doch nur dann, wenn dort auch Ort des Geschehes, z.B. Massensterben der Fische. Andernfalls scheint es zunächst ein alter oder ein anderer Fall?!
Natürlich ist der aktuelle Skandal mit besonderem Nachdruck auf zu klären. Aber, wie das im Leben so ist, wenn erst einmal eine kleine Schlamperei eingerissen ist, dann ist die große Schlamperei bis hin zu verbrecheischem Tun auch nicht mehr so weit weg. Also, den schlimmsten Fall aufklären, aber dann nicht locker lassen, damit die Naturzerstörung aus Gewinnsucht nicht zur lieben Gewohnheit wird.

So, wie ich die hier einprasselnden Presseberichte jetzt deute, haben etliche Behörden ganz schlicht ihre alltäglichen Aufgaben nicht erfüllt. Aus eigener Beobachtung muß ich bedauernd feststellen, daß hier in Polen diese Rücksichtslosigkeit nur durch unnachgiebige Anwendung vorhandener Gesetze eingedämmt werden kann. (Da entstehen in Erholungsgebieten auf Brachland plötzlich dutzende von Gartenlauben als Ferienhäuser... unter Windrädern, wo jeder Neubau streng untersagt ist. Und da getraut sich die Baubehörde, also der Starost, nicht, dort Räumfahrzeuge auf zu fahren, und damit den gesetzlichen Zustand wieder her zu stellen!)
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Ebiker hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 20:56 Ja, man kann nur hoffen das die Schuldigen gefunden werden. Die Bilder sind schlimm, dabei war das so ein Naturparadies geworden.
Man muß sich nur hüten, daß keine Sündenböcke "ausgeguckt" werden, sondern das eingerissene Übel wirklich an der Wurzel und flächendeckend bekämpft wird. "Geschaftelhuberei" kann ich hier nicht ausschließen!

Ich beobachte auch voller Sorge, daß ausgewiesene Schutzgebiete NATURA 2000 immer wieder angeknabbert werden. Ich selbst mußte schon energisch werden, als großzügiges Entgegenkommen in meinem Uferbereich zur Dziwna mißbraucht wurde. Die Menschen sehen ganz einfach nicht, daß sie in ihrem Ausbreitungsdrang genau das zerstören, was diese Landschaft so wunderschön macht.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Für Fachleut war damals der Sandoz-Unfall:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Grossbr ... eizerhalle

...fast schon weniger eindrücklich, als all die Meldungen, die danach einprasselten, nur weil der Fokus drauf lag! Für ein Jahr oder so, hatte man etwas Licht im Dunkeln, für das, was sonst nicht bemerkt wurde oder keiner wissen wollte.

Wenn an der Oder nun viele Möglichkeiten diskutiert werden, scheint mir das kein gutes Zeichen, dass wer dem aktuellen Geschehen kundig nachgeht.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Die Bundesregierung hat sich eingeschaltet; Frau Lemke hat mit ihrer polnischen Kollegin eine gute Zusammenarbeit und den Austausch der Untersuchungsergebnisse vereinbart (DLF-Nachrichten heute am Morgen). Licht erreicht das Ende des Tunnels. Oppositionsführer Tusk hat die Beteiligung der EU an den Untersuchungen angeregt. Ich habe schon Hoffnung, daß dieser schreckliche Fall und weitere Schlampereien der Betriebe, Gemeinden und Ämter aufgeklärt werden. Wenn nicht jetzt, wann denn sonst?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Letzte Meldung Tagesschau: die Regierung vermutet, jemand habe Chemiemüll verkippt und lobt Belohnung für Hinweise aus.
Ich weiß zu wenig über die örtlichen Verhältnisse der Oder. Was für Arten enthält sie dort genau und welche Strukturen. Grundsätzlich müsste ein Ichthyologe den Ort des Geschehens längst gefunden haben. An kleinen Forellenbächen geht das noch nach Monaten auf 10 m genau. Das mag an der größeren Oder schwieriger sein, vielleicht wird auch aus Ermittlungsgründen nicht alles gesagt.
Ichthyologe per E-Befischung liefert nicht unbedingt gerichtsfeste Befunde, aber schickt sehr schnell die Umweltchemiker und Laborbiologen an die richtige Stelle. Wenn das und mehr dort nicht läuft, wird aktiv und vorsätzlich behindert, fürchte ich.
Zuletzt geändert von Corella am So 14. Aug 2022, 13:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Laut Wiki habe es am 27.-28. in Opale begonnen und erste Analysen hätten organische Substsnz erhöht gefunden. Hier dürfen wir spekulieren: das passte auf "Standard"-Gülleverkippung.
Merkwürdig waren die Pressemeldungen von O2-Messungen, die die Analytiker zu hoch fanden.
Dauert alles eigentümlich lang, "die Spannung steigt" 😕
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Corella hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 07:22 ...Oder schwieriger sein, vielleicht wird auch aus Ermittlungsgründen nicht alles gesagt.

Ichthyologe ... aber schickt sehr schnell die Umweltchemiker und Laborbiologen an die richtige Stelle. Wenn das und mehr dort nicht läuft, wird aktiv und vorsätzlich behindert, fürchte ich.
Laut Wiki habe es am 27.-28. in Opole begonnen und erste Analysen hätten organische Substsnz erhöht gefunden. Hier dürfen wir spekulieren: das passte auf "Standard"-Gülleverkippung.
Merkwürdig waren die Pressemeldungen von O2-Messungen, die die Analytiker zu hoch fanden.
Dauert alles eigentümlich lang, "die Spannung steigt"
Der Verdacht auf Geschaftelhuberei wird verstärkt durch das Ausweichmanöver des Wojedwoden, der auf Drängen nach gründlicher Untersuchung gemeint hatte, die sei doch gar nicht nötig. Jetzt ist ihm diese Möglichkeit vermutlich entglitten, weil die große Politik national und auf beiden Seiten der Grenze sich eingeschaltet hat.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Na also: Nun trafen sich am heutigen Sonntag die Umweltminister Brandenburgs, Axel Vogel, Mecklenburg-Vorpommerns, Till Backhaus, die Bundesministerin für Umwelt, Steffie Lemke, in Stettin mit der polnischen Ministerin für Umweltfragen, Anna Moskwa, dem polnischen Minister für Infrastruktur, Zbigniew Bogucki, und den Wojewoden der Wojewodschaften an der Oder.

Der Tenor war dabei, nun endlich Klarheit zu schaffen über Stand und Ursache der Gifteinträge in die Oder, und vor allem den noch vermeidbaren Schäden etwas entgegen zu setzen. Die deutsche Seite nahm erleichtert das Eingeständnis des Premiers Mateusz Morawiecki zur Kenntnis, daß die polnische Seite Fehler gemacht habe. Aber nun gehe es darum, weitere Schäden möglichst zu vermeiden, vernünftig dabei zusammen zu arbeiten.

Das Treffen auf Ministerebene war übrigens das erste Treffen dieser Art... was ich an sich schon für einen Skandal halte, an dem beide Seiten Verantwortung tragen. Schlimm, daß dem Treffen der Nachbarn erst eine zum Himmel stinkende Umweltkatastrophe vorausgehen mußte. Das Verhalten kann ab sofort nur besser werden!
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Tagesschau berichtet indirekt, es habe im oberen Odereinzugsgsgebiet Ende Juli stark geregnet. (In Rückblick-Wetterdaten habe ich schon nach sowas gesucht, allerdings ohne Treffer)
Erwähnenswert. Vor 30-40 Jahren gab es bei uns häufig die Situation, dass kleine Kläranlagen, wohl gern nach Hitze im Sommer, mit den Milieus in den Becken in Not gerieten und illegal kurz vor Regengüssen abgelassen haben. Kam das Gewitter dann doch nicht oder war es der Brühe zuviel, weil die toten Fische auffielen, war es dann immer ein Unfall. Ich hoff, dass die heutigen Gebietskläranlagen (aus Zusammenlegung ehemaliger kleiner) solche Probleme und "Lösungen" nicht mehr haben.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Corella hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 07:08 (...)
...Ich hoff, dass die heutigen Gebietskläranlagen (aus Zusammenlegung ehemaliger kleiner) solche Probleme und "Lösungen" nicht mehr haben.
Davon können Sie in Polen nicht ausgehen. Hier sind manche Infrastrukturen aus der Kaiserzeit noch in Betrieb, will sagen: Fehlen oder sind marode. Auf Neuerungen prangt meist das Schild: "Mitfinanziert aus Mitteln der EU". Hier auf dem platten Lande gibt es außer Stromanschluß und löcherigen Straßen keine Infrastruktur. Gerüchteweise sollen etliche private Abwassergruben nicht angemeldete Verbindungen zu Gräben und Flüssen haben. Das ist natürlich streng verboten... aber wenn man die Einhaltung von Gesetzen nicht ständig überwacht, dann reißen solche Verhaltensweisen ein. Zur Ehre der Kreisverwaltung muß ich sagen, daß die Fäkalienabfuhr gut organisiert ist... Anruf genügt; aber die Fäkalienabfuhr kostet Geld nach gemessenen m³.

Jedenfalls haben sich vor "meinem Schilfgürtel" auf der Wasserseite der Dziwna gelegentlich übelriechende Schlämme angelagert. Herkunft unbekannt... Meine Vermutung: Der Mißstand zieht sich oderaufwärts bis zur Flußquelle.

Jetzt ist Gelegenheit, diesen Mißstand gründlich zu erfassen und ab zu stellen... auf beiden Seiten der Oder, füge ich vorsichtshalber hinzu.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Ich finde das eine absolute Sauerei.

Der Anblick der toten Fische bricht mir das Herz! Ich bin leidenschaftlicher Angler! Wassser ist unser Leben. Es gibt nichts schoeneres als gesunde Gewaesser und der Artenvielfalt darin.

Was sind das fuer verkommene Charakteren die Dreck und Gift in ein Gewaesser ablassen, einen Lebensraum!

Ich hoffe man findet die Schweine und das sie dann bestraft werden, das sie alles verlieren, Haus, Hof, Firma und nach Jahren im Knast mittelos ihr kuemmerliches Darsein fristen muessen
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 09:24 Davon können Sie in Polen nicht ausgehen. Hier sind manche Infrastrukturen aus der Kaiserzeit noch in Betrieb, will sagen: Fehlen oder sind marode. Auf Neuerungen prangt meist das Schild: "Mitfinanziert aus Mitteln der EU".
Deswegen erzählte ich davon lieber H2O!
Mit dem schnellen Fingerzeig bin ich aber vorsichtiger. Auch heute noch, haben wir Wasserverbände, die im Fließgewässer vor allem der Ableitungsfunktion fröhnen. Willst Du z.B. dem viel zu feinenkörnigen Geschiebe naturierend grobes zugeben, will manch Unterhalter nix oben einbringen, was doch bloß später unten ankommt. Größere Thematiken, als hier darstellbar. Es sind die Reste von dem, was Flüsse bei uns vor nicht allzu langer Zeit waren: Abwasserentsorgungskanäle. Davon weg kamen wir bei uns erst Anfang der 90er und das waren große Infrastrukturmaßnahmen. Inklusive Nebenwirkungen. Hätte schneller gehen können, sicher. Aber die heutige Verschleppung der Umsetzung der WRRL halte ich fast für den größeren Skandal und an der Stelle sehen wir im europäischen Ranking so aus, dass die Verhandlungsposition gegenüber Polen glatt geschwächt ist. Dort und anderswo wurde halt auch nie so stark ausgebaut, irreversibel eingetieft und begradigt.
Da sind wir wieder bei unseren leidigen, extremen Flächennutzungskonflikten, an die sich Politik nicht heran traut.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

TheManFromDownUnder hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 13:29 Der Anblick der toten Fische bricht mir das Herz! Ich bin leidenschaftlicher Angler! Wassser ist unser Leben. Es gibt nichts schoeneres als gesunde Gewaesser und der Artenvielfalt darin.
Natürliche Fischfaunen sind bei uns selten und selbst dann meist nur partiell. Das meiste wird von Angelvereinen besetzt, oft ohne große Rücksicht auf passenden Lebensraum und Struktur. Insgesamt kommt das Ganze eher Richtung Nutztierhaltung. Dazu kommen Neozoen und eben die fehlenden Strukturen. Soll die Verursacher keinesfalls entschuldigen, aber wer im Natur- und Artenschutz professionell unterwegs ist, hat tatsächlich "größere Fische zu fangen". Crock happy Jardine river ist was gaaanz anderes. Ich war schon drin baden, wissend was ich tu ;-)
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von schokoschendrezki »

Corella hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 15:47 Deswegen erzählte ich davon lieber H2O!
Mit dem schnellen Fingerzeig bin ich aber vorsichtiger. Auch heute noch, haben wir Wasserverbände, die im Fließgewässer vor allem der Ableitungsfunktion fröhnen. Willst Du z.B. dem viel zu feinenkörnigen Geschiebe naturierend grobes zugeben, will manch Unterhalter nix oben einbringen, was doch bloß später unten ankommt. Größere Thematiken, als hier darstellbar. Es sind die Reste von dem, was Flüsse bei uns vor nicht allzu langer Zeit waren: Abwasserentsorgungskanäle. Davon weg kamen wir bei uns erst Anfang der 90er und das waren große Infrastrukturmaßnahmen. Inklusive Nebenwirkungen. Hätte schneller gehen können, sicher. Aber die heutige Verschleppung der Umsetzung der WRRL halte ich fast für den größeren Skandal und an der Stelle sehen wir im europäischen Ranking so aus, dass die Verhandlungsposition gegenüber Polen glatt geschwächt ist. Dort und anderswo wurde halt auch nie so stark ausgebaut, irreversibel eingetieft und begradigt.
Da sind wir wieder bei unseren leidigen, extremen Flächennutzungskonflikten, an die sich Politik nicht heran traut.
Teilweise schon. In Dresden gibt es meines Wissens ein Gesetz, das darüber wacht, dass die Gesamtgröße der versiegelten Flächen nicht wachsen darf. Zur Not muss woanders "entsiegelt" werden. Man hat mit den Elbhochwassern der letzten Jahrzehnte vermutlich sowas wie den nötigen Tritt in den Hintern bekommen.

In neueren Meldungen zum Fischsterben in der Oder kommt nun immer wieder das Thema "Sauerstoff" und das Thema "Salztransport" auf. Ich seh da nicht mehr durch. Da wird wohl noch einige Zeit im Trüben gefischt.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

schokoschendrezki hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 16:52 Teilweise schon. In Dresden gibt es meines Wissens ein Gesetz, das darüber wacht, dass die Gesamtgröße der versiegelten Flächen nicht wachsen darf. Zur Not muss woanders "entsiegelt" werden. Man hat mit den Elbhochwassern der letzten Jahrzehnte vermutlich sowas wie den nötigen Tritt in den Hintern
Entsiegelung hat zumindest Maßnahmenvorrang, für die Verhältnisse in Sachsen kann ich nicht sprechen.
So eingängig Flächenversiegelung als Ursache im Hochwasserschutz scheint: die großen Ereignisse sind Umständen vorbehalten, in denen die Flächen ohnehin wie versiegelt sind. Historisch war das gern Frost, heute sind es gesättigte Böden vor Vb-Lage. Großwetterlagen werden ja offenbar stabiler, nich.
Ich würde vermuten, dass schleichende Bodendegradationen, unnötige Drainagen jeweils immer noch weit wirksamer sind, als die Versiegelungen. Flächennutzungskonflikte, Bodenschutzaspekte natürlich unbenommen.

Nachtrag: aktuell, käme ein tüchtiges Vb, wäre die Bodenluft, die in den gedörrten Boden erst verdrängt werden müsste, eine Quasi-Vorversiegelung! Auch lokal, wenn die nächsten Starkgewitter kommen. Unangenehme Lage für Hochwasser Gefährdete. Und es wird vermutlich nicht mehr besser, im Gegenteil... wem sag ich das
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Status der Erkenntnis: mit einer Welle, ausgelöst von Starkregen in Tschechien, kamen erhöhte Salz und pH-Werte. Angeblich auch Sauerstoff. Es gab aber auch Meldungen, wonach es auch zu niedrige O2-Werte gab. Das ist wohl noch unklar. Wenn das Zeugs düngend auf Algen wirkte, von Algenblüte wird auch geschreibselt, dann wäre Übersättigung tags und Untersättigung nachts typisch. Für die Giftwirkung auf Fische kämen dann auch Algen in Betracht. Und die Quelle könnte auch in Tschechien liegen...
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

Corella hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 18:08 Und die Quelle könnte auch in Tschechien liegen...
Oder auch sonstwo. Wahrscheinlich versucht irgendwann die Pis Deutschland die Schuld in die Schuhe zu schieben ... :mad:
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Corella hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 15:57 Natürliche Fischfaunen sind bei uns selten und selbst dann meist nur partiell. Das meiste wird von Angelvereinen besetzt, oft ohne große Rücksicht auf passenden Lebensraum und Struktur. Insgesamt kommt das Ganze eher Richtung Nutztierhaltung. Dazu kommen Neozoen und eben die fehlenden Strukturen. Soll die Verursacher keinesfalls entschuldigen, aber wer im Natur- und Artenschutz professionell unterwegs ist, hat tatsächlich "größere Fische zu fangen". Crock happy Jardine river ist was gaaanz anderes. Ich war schon drin baden, wissend was ich tu ;-)
Fische in Fluessen aussetzen? Fische in Fluessen halten sich nicht an das Pachtgebiet des Anglervereins. Das macht keinen Sinn. In Baggerseen etc eventuell obwohl dort, wie ich mich erinnere, meistens nur Forellen ausgesetzt wurden aber nie andere Arten wie Barsch oder Zander. Von den schrecklichen Bilder der Oder kann ich erkennen das die Mehrzahl der Fische Arten sind die nicht gezuechtet werden.

Im Jardine River zu schwimmen ist wenn man kein Barramundi ist selbstmordverdaechtig :D
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

TheManFromDownUnder hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 00:33 Fische in Fluessen aussetzen? Fische in Fluessen halten sich nicht an das Pachtgebiet des Anglervereins.
Denke mal an die vielen kleinen Aale, die eingesetzt werden und bis in die Sargassosee schwimmen, bevor sie rückkehren!
Nee, auch im Fluss sind die Fische - art-, saison- und strukturgütespezifisch - sehr unterschiedlich mobil. Die Bachforelle wäre ein Extrembeispiel. Wenn sie in klarem Wasser Kolke und Unterstände (z.B. ein Hohlraum unter einem Wurzelteller eines Uferbaumes) findet, kann die Art beinahe sesshaft werden, auch im Fließgewässer. Wenn die Umstände es hergeben, kann sowas dann ein harter Indikator sein, so eine Einleitung zu verorten. Der E-Befischer findet den Übergang, guckt sich um und zeigt auf das Rohr, aus dem es ins Gewässer kam. Kommt vor.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

TheManFromDownUnder hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 00:33 (...)
Im Jardine River zu schwimmen ist wenn man kein Barramundi ist selbstmordverdaechtig :D
Wenn ich an Australiens Gewässer denke, dann fallen mir sofort Krokodile ein, die sich von Riesenbarschen (Baramundi) ernähren und auch einen vorwitzigen Touristen nicht verschmähen. Oder australische Krokodile inzwischen der Lederindustrie zum Opfer gefallen? :cool:
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 07:12 Wenn ich an Australiens Gewässer denke, dann fallen mir sofort Krokodile ein, die sich von Riesenbarschen (Baramundi) ernähren und auch einen vorwitzigen Touristen nicht verschmähen. Oder australische Krokodile inzwischen der Lederindustrie zum Opfer gefallen? :cool:
Ich sprach auch nicht von schwimmen. Sehr seichte Innenkurve eines großen Mäanders mit weitem Blick bis zur Tiefrinne am gegenüberliegenden Ufer und unter zuverlässiger Bewachung eines Begleiters ins knietiefe Wasser in die Strömung gelegt. Ein Hochgenuss und definitiv nicht zur Nachahmung empfohlen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Ja, in der Oder dürfte dieses Vergnügen für einige Jahre aus zu schließen sein.

Ich warte darauf, daß das übliche polnische Spiel begonnen wird, auf politischen Streit mit "den Deutschen" um zu schalten, anstatt die Katastrophe gemeinsam möglichst gut ein zu dämmen. Schon gibt es Politiker, die der deutschen Seite vorhalten, daß sie nicht eifrig genug gemessen habe... und erst durch den Gestank toter Fische aus ihrem Tiefschlaf aufgeschreckt wurde.

Ja, wenn man auf deutscher Seite zwischen Eisenhüttenstadt und Schwedt nur fleißig genug gemessen hätte, dann wäre die Oder auch nicht in Niederschlesien vergiftet worden. Das leuchtet ein!

Immerhin hat Polen wohl eine Art Ölsperre vor dem Stettiner Haff angelegt, um die toten Fische aus dem Stettiner Haff fern halten zu können. Wie weit die Giftbrühe in der Oder dort auch Tod und Verderben auslöst...?

Tja, schon zu spät: Tote Fische haben Stettin erreicht!
https://szczecin.wyborcza.pl/szczecin/7 ... 2-L.3.maly
Zatruta Odra. Martwe ryby są już w Szczecinie. Jest bardzo zła wiadomość i jedna optymistyczna
  • Oder vergiftet. Verndete Fische sind schon in Stettin. Eine sehr schlechte Nachricht, aber auch eine optimistische
Die optimistische Nachricht ist die, daß der westliche Arm der Oder bisher nicht vergiftet ist, und auch nicht der Verbindungskanal zur östlichen Oder, Die östliche Oder trägt die Hauptlast des Zuflusses zum Stettiner Haff, und da rollt das Verderben leider immer weiter...
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 07:49 Ich warte darauf, daß das übliche polnische Spiel begonnen wird, auf politischen Streit mit "den Deutschen" um zu schalten, anstatt die Katastrophe gemeinsam möglichst gut ein zu dämmen. Schon gibt es Politiker, die der deutschen Seite vorhalten, daß sie nicht eifrig genug gemessen habe... und erst durch den Gestank toter Fische aus ihrem Tiefschlaf aufgeschreckt wurde.
Das wird noch weiter gehen. Bald wird es soweit sein, dass lt. polnischen Politikern natürlich Deutschland schuld an der Vergiftung der Oder ist - naja, wer denn sonst wohl?
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von TheManFromDownUnder »

H2O hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 07:12 Wenn ich an Australiens Gewässer denke, dann fallen mir sofort Krokodile ein, die sich von Riesenbarschen (Baramundi) ernähren und auch einen vorwitzigen Touristen nicht verschmähen. Oder australische Krokodile inzwischen der Lederindustrie zum Opfer gefallen? :cool:
Nein. Keine Lederindustrie. Die Tierchen stehen bei uns unter Artenschutz.

Ja so ein Saltie kann locker bis zu 10 m lang werden und sehr alt und grantig.

Barramundi mag ich auch gern essen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Corella hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 06:36 Denke mal an die vielen kleinen Aale, die eingesetzt werden und bis in die Sargassosee schwimmen, bevor sie rückkehren!
Nee, auch im Fluss sind die Fische - art-, saison- und strukturgütespezifisch - sehr unterschiedlich mobil. Die Bachforelle wäre ein Extrembeispiel. Wenn sie in klarem Wasser Kolke und Unterstände (z.B. ein Hohlraum unter einem Wurzelteller eines Uferbaumes) findet, kann die Art beinahe sesshaft werden, auch im Fließgewässer. Wenn die Umstände es hergeben, kann sowas dann ein harter Indikator sein, so eine Einleitung zu verorten. Der E-Befischer findet den Übergang, guckt sich um und zeigt auf das Rohr, aus dem es ins Gewässer kam. Kommt vor.
Was du ueber die Bachforelle schreibst stimmt.
Ich war mal Mitpaechter von einem Stuecl Flusslauf mit Bachforellen, Saibling und Aeschenbestand, sowie Frischwasserkrebse.
Wenn wir neuen Besatz einsetzen dann nur Bachforellen. Die Regebogenforellen haben Wanderlust.

Von Aale einsetzen habe ich noch nie gehoert. Die waren in Bayern wo ich fischte lediglich Beifang obwohl ich Rauecheraal sehr mag.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Inzwischen stabilisieren sich die Untersuchungsergebnisse an der Oder. Die ungewöhnliche Menge von Quecksilberverbindungen war wohl nur in einigen Bereichen der Oder zu finden. Der Verdacht, daß das Fischsterben darauf zurück zu führen ist, wurde deshalb verworfen. Aber die ungewöhnlich hohe Salzfracht im Wasser der Oder wurde in Verbindung mit geringer Wassermenge und hoher Temperatur des Flußwassers als Ursache für das Fischsterben in der Oder erkannt.

Als Ursache für den Salzwassereintrag wurde die Entsorgung von Grubenwasser zwischen dem 29. Juli und 10. August festgestellt. Für diese Einleitungen gab es eine amtliche Genehmigung, die allerdings vom Wasserwirtschaftsamt Wody Polskie hätte bestätigt werden müssen. Der Verursacher ist das Hydrotechnische Unternehmen KGHM. Bei Wody Polskie war in der Zeit kein Ansprechpartner erreichbar, und so entsorgte das Unternehmen bei Glogau große Mengen Salzbrühe in die Oder, ohne von Wody Polskie daran gehindert zu werden.

Diesen Zusammenhang ermittelte der oppositionelle Abgeordnete Piotr Borys von der KO (Koalition Obywatelskie / Bürgerkoalition). Wir haben es also mit eigenmächtiger Entsorgung einer Giftbrühe und schlampigem Amtsverständnis einer allmächtigen Behörde zu tun.

In Glogau wurden am 5. August 2022 die ersten verendeten Fische gefunden, aber das Unternehmen leitete noch bis zum 10. August 2022 weiterhin Salzbrühe in die Oder.

Aber es wurden auch massenhaft verendete Fische bis 170 km flußaufwärts bei Ohlau gefunden. Dort kann die Salzfracht des Unternehmens KGHM aber nicht die Ursache des Fischsterbens gewesen sein. Dort muß also weiter nachgeforscht werden. Immerhin sind nun doch viele Ämter tätig, der Ursache der Vergiftung des Oderwassers auf den Grund zu gehen.

Die Wahrscheinlichkeit für ein Versanden der Nachforschungen wird damit immer geringer.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

H2O hat geschrieben: Do 18. Aug 2022, 00:38 ...
Besten Dank H2O!

Es kann ja auch sein, dass der Antragsteller oder seine Gutachter, hier für die Einleitung, argumentierte oder dachte(?), dass die Belastung im Vergleich zur allgemeinen Vorbelastung wenig erheblich sei. Solche Darlegungen sind Legion. Bergen aber das Risiko, dass das Vorhaben genau das Quäntchen zuviel war. Darauf achtet kaum jemand, auch in unseren Planfeststellungsverfahren ein Dauerbrenner.
Und: wie schon erzählt: nach dem Sandoz- Unfall war die Erhellung des Dunkelfeldes anschließend fast noch spannender.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Do 18. Aug 2022, 00:38Die Wahrscheinlichkeit für ein Versanden der Nachforschungen wird damit immer geringer.
Deinen Optimismus teile ich nicht.
Ich habe das Gefühl, es soll vertuscht, geschönt, gefälscht werden.
Vielleicht haben ja die Fische kollektiven Selbstmord begangen. :s
Polen will sich um seine Verantwortung drücken.

Nachfolgend eine Zusammenfassung der Ereignisse/Maßnahmen von Wikipedia.

https://de.wikipedia.org/wiki/Umweltkat ... _Oder_2022
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Trutznachtigall hat geschrieben: Do 18. Aug 2022, 07:42 ...
Keine Widerrede, dafür stecke ich im Fall auch bei weotem nicht drin. Aber was ich zum Beispiel noch dazu eingeben wollte: es gibt grundsätzlich zum Thema Vertuschen auch die Gefahr, dass der oder die Verursacher hier zum Feigenblatt geraten, was sonst alles im Dunkelfeld läuft!
Auch bei uns hebt übrigens gerade ein flächenhaftes Fischsterben an. Weil Gewässer in der Hitze kippen, austrocknen, belastetes Wasser aufkonzentriert etc.
Auch hier im Forum gibt es ja Leute, die vom Klimawandel überrascht werden, den Schuss noch immer nicht hören oder selbst einen haben. Willkommen in sich ändernden Umständen.
Nochmal, keine Widerrede. Aber jemanden als Verursacher ausrufen, kann potenziell auch anderen vertuschen helfen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

Corella hat geschrieben: Do 18. Aug 2022, 15:41 Nochmal, keine Widerrede. Aber jemanden als Verursacher ausrufen, kann potenziell auch anderen vertuschen helfen.
Das sag mal der polnischen Verfassungsrichterin Krystyna Pawlowicz, die die Ursache der Vergiftung auf die deutsche Seite schieben möchte:
"Wird auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Oder von der deutschen Seite aus vergiftet wurde?", schrieb sie am 13. August auf Twitter.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Ich bin weiterhin optimistisch, daß man der Sache ernsthaft auf den Grund gehen wird. Die Gazeta Wyborcza, mein polnisches Leib- und Magenblatt, läßt da nicht locker. Die angedachten Lumpereien werden den üblichen Verdächtigen nicht gelingen. Auch scheint mir die allgemeine Empörung in der Region zu groß zu sein. Jetzt ist erst einmal Donald Tusk schuld an der Vergiftung der Oder. Das hat er nun davon, daß er den Chauvinisten und Absahnern den Spiegel vorhält. :D

Ich bin derzeit sehr unter Zeitdruck durch Arztbesuche in Bremen. Ich kann erst stramm weitermachen im Thema ab kommendem Donnerstag, 25. Aug. 2022. Dann bin ich wieder in West-Pommern
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Trutznachtigall »

H2O hat geschrieben: Do 18. Aug 2022, 21:19 Die Gazeta Wyborcza, mein polnisches Leib- und Magenblatt, läßt da nicht locker.
Hab mich mal bei Wikipedia ein bißchen schlau gemacht über dein Leib- und Magenblatt, das ja eine sehr interessante Entstehungssgeschichte hat.
Hoffentlich behältst du recht und diese schaurige Sache wird voll und ganz aufgeklärt, egal wer auch immer daran beteiligt war/ist.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von H2O »

Trutznachtigall hat geschrieben: Do 18. Aug 2022, 22:03 Hab mich mal bei Wikipedia ein bißchen schlau gemacht über dein Leib- und Magenblatt, das ja eine sehr interessante Entstehungssgeschichte hat.
Hoffentlich behältst du recht und diese schaurige Sache wird voll und ganz aufgeklärt, egal wer auch immer daran beteiligt war/ist.
Dafür sorgt schon der politische Machtkampf in Polen. Wenn der PiS politisches Versagen bei der Besetzung der Ämter entlang der Oder nachgewiesen werden kann, dann wird das sicher einige Wähler davon abhalten, dort ein Kreuzchen zu machen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

Algentoxine laut Nachrichten im Fokus, und wie schon angedeutet valide Möglichkeit.
Was sehr erstaunt: für wie lange Zeit wurde über eigentümlich hohe O2-Werte berichtet und ein Zusammenhang mit chemischen Stoffen vermutet?
Hat niemand dabei die Algenbrühe gesehen und eine nächtliche Gegenprobe gemacht, um Photosynthese für die O2-Übersättigung zu validieren? Das ist doch nun Bio Grundkurs.

Indiz für das, was H2O Geschaftelhuberei nannte. Alternativ sehr laienhafte Berichtung.
Unabhängige hat man wohl auch zunächst nicht rangelassen.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Corella hat geschrieben: Fr 19. Aug 2022, 10:21 Algentoxine laut Nachrichten im Fokus, und wie schon angedeutet valide Möglichkeit.
Was sehr erstaunt: für wie lange Zeit wurde über eigentümlich hohe O2-Werte berichtet und ein Zusammenhang mit chemischen Stoffen vermutet?
Hat niemand dabei die Algenbrühe gesehen und eine nächtliche Gegenprobe gemacht, um Photosynthese für die O2-Übersättigung zu validieren? Das ist doch nun Bio Grundkurs.

Indiz für das, was H2O Geschaftelhuberei nannte. Alternativ sehr laienhafte Berichtung.
Unabhängige hat man wohl auch zunächst nicht rangelassen.
Schaut aus wie totale Pfutscherei, Keiner wars, keiner will es gewesen sein. Nun ist der Fluss tot!

Die Verantwortlichen werden mit einem leichten Klopf an den Hinterkopf davonkommen! Immer dasselbe egal wo.
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von Corella »

TheManFromDownUnder hat geschrieben: Fr 19. Aug 2022, 11:58 Schaut aus wie totale Pfutscherei, Keiner wars, keiner will es gewesen sein. Nun ist der Fluss tot!

Die Verantwortlichen werden mit einem leichten Klopf an den Hinterkopf davonkommen! Immer dasselbe egal wo.
Vielleicht. Aber die Salzwassereinleitung ist weiterhin Gegenstand der Ermittlung. Jene toxische Alge ist ja eine Brackwasserart.

https://www.spektrum.de/news/giftige-al ... en/2049813
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Re: Die Oder ist ab Frankfurt/Slubice flußabwärts vergiftet

Beitrag von schokoschendrezki »

Ganz grundsätzlich sorgt der Klimawandel für eine Destabilisierung der Ökosysteme. Selbst wenn es sich zeigen wird, dass es irgendwelche illegalen Einleitungen gegeben hat: Die gabs auch schon früher. Aber sowas wie plötzlicher extremer Starkregen im Oberlauf und gleichzeitig Niedrigwasser weiter unten ... eben nicht. Da wird man sich noch wundern. Und das wird auch Flüsse wie den Rhein betreffen. Die Gletscherschmelzen in der Schweiz etwa schaffen hier eine grundsätzlich andere Situation. Man muss sich das ganze Geschehen so vorstellen, dass eine langzeitig stabile Systemlage kippt und in eine andere stabile Lage hinübergleitet.
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