Darum ging es aber nicht, sondern um dein hypothetisches Szenario eine plötzlichen Vollbeschäftigung mit anschließendem schnellen Geburtenrückgang.Erasmus hat geschrieben: ↑Sonntag 8. Mai 2022, 09:40 Dass ganz plötzlich zu wenige Junge für den heutigen youth bulge da sind, wenn der alt ist. Das war der Grund, weshalb China seine Ein-Kind-Politik aufgegeben hat. Diejenigen, die zu Beginn dieser Politik jung waren, sind jetzt alt, und der Bruch von vielen Kindern auf eins kam zu schnell. Das hat die chinesische KP deshalb vor einiger Zeit korrigiert.
Das Beispiel China ist hier fehl am Platz. Denn da gab es ja keine plötzliche Vollbeschäftigung. Dass die Ein-Kind-Politik in China ja primär nicht daran gescheitert ist, dass es zu wenig junge gab. Das Problem waren ja nicht kalkulierbare Ausweichreaktionen, die aufgetreten sind und dazu letztendlich dazu führten, dass sich die Realität vom gewünschten Ergebnis wegbewegte. Dazu gehört u.a. der Männerüberschuss, weil eben weibliche Föten vermehrt abgetrieben wurden. Das ist ein grundsätzliches gesellschaftliches Thema und eben kein ökonomisches.
Bei dieser Schlussfolgerung mag dich die Statistik etwas täuschen. Dass die durschnittliche Lebenserwartung in armen Ländern soviel niedriger ist, liegt im Wesentlichen ja nicht daran, dass die Menschen allgemein früher sterben. Der Hauptgrund ist die hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit. Diese drückt den Durchschnitt überproportional stark nach unten. Dein Denkszenario eines plötzlichen Wohlstandszuwachses durch genügend Arbeit zu grunde gelegt führt dazu, dass diese aber sehr schnell zurückgeht, weil sie mit steigendem Wohlstand relativ einfach zu beherrschen ist. Daraus würde aber auch eine strikte schnelle Geburtenkontrolle notwendig werden, weil sich sonst das Bevölkerungswachstum bei gleichbleibender Geburtenrate deutlich beschleungigt.Es wäre ja auch so, dass in einem rasch erfolgreichen Land mit dem heutigen Jungenüberschuss auch dessen Lebenserwartung steigt. Also wäre es vernünftig, die Geburtenraten möglichst langsam absinken zu lassen und nicht kurzfristig lösen zu wollen. Was dann eben zu anderen Problemen führt.
Prinzipiell stimme ich dir aber zu, dass das rumdoktern an einem Symptom (z.B. hohe Geburtenrate) wenig sinnvoll ist, wenn man die systemischen Ursachen und Abhängigkeiten ausser Acht lässt. Das hat das Beispiel China deutlich gezeigt.