Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

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Stoner

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(10 Dec 2020, 23:44)

Eva Menasse, eine bedeutende Schriftstellerin der Gegenwart, widerspricht Biller.

Sie wirft ihm Kitsch, Dämonisierung und Maßlosigkeit vor.
Vor allem weist sie auf das hin, was ich auch schon irgendwo angeführt hatte: Biller hat sich exakt so aufgeführt, wie er es in seinem anfallartigen "eiskalten Manifest der Aufklärung" vor ein paar Wochen anderen zurecht vorgeworfen hat. Dass er sich nun selbst an einer derjenigen gibt, die ihm so zuwider sind, ist schon mehr als ironisch.

Menasse zitiert ihn in dieser Hinsicht goldrichtig:
Damals beklagte er "das bewusst falsche, taktische Interpretieren eines ganz konkreten, ausgewiesen literarischen Textes im Namen einer verbissenen Ächtungs- und Befreiungsideologie, die sich meistens ihre Feinde dort sucht, wo sie besonders apodiktisch im diffusen Nebel von Gut-und-Böse stochern kann".
DarkLightbringer hat geschrieben:(10 Dec 2020, 23:44)

Sie räumt allerdings ein, dass die "Doppel- und Dreifachbödigkeit" (Menasse) der Eckhart-Auftritte möglicherweise nicht von allen verstanden wird.
Ein Künstler, der sich nach der maximalen Blödigkeit und/oder Bösartigkeit im Sinne des Nichtverstehenwollens irgendwelcher Kritiker richten würde, kann dann eben Volksschauspieler, Heimatdichter oder Schunkelmusiker werden.

Nachtrag: Apropos MRR: Ich fand schon seine Sendung teilweise unterirdisches sekundäres Geschwätz, das oft genug über das satirische Moment hinaus nichts wirklich Wertvolles zu bieten hatte, wenn man sich für Literatur interessierte.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(12 Dec 2020, 10:23)

Vor allem weist sie auf das hin, was ich auch schon irgendwo angeführt hatte: Biller hat sich exakt so aufgeführt, wie er es in seinem anfallartigen "eiskalten Manifest der Aufklärung" vor ein paar Wochen anderen zurecht vorgeworfen hat. Dass er sich nun selbst an einer derjenigen gibt, die ihm so zuwider sind, ist schon mehr als ironisch.

Menasse zitiert ihn in dieser Hinsicht goldrichtig:
Biller, der die Tempojahre hinter sich hat, ist mit 60 der wahrscheinlich älteste "angry young man" der Welt.
Kann mir trotzdem nur schwer vorstellen, dass er Reich-Ranicki beerben wird, dessen Geist er mit fragwürdigem Kitsch beschworen hat.
Ein Künstler, der sich nach der maximalen Blödigkeit und/oder Bösartigkeit im Sinne des Nichtverstehenwollens irgendwelcher Kritiker richten würde, kann dann eben Volksschauspieler, Heimatdichter oder Schunkelmusiker werden.
Nachtrag: Apropos MRR: Ich fand schon seine Sendung teilweise unterirdisches sekundäres Geschwätz, das oft genug über das satirische Moment hinaus nichts wirklich Wertvolles zu bieten hatte, wenn man sich für Literatur interessierte.
Man muss eben sagen, dass Lisa Eckhart mit ihrem dreibödigen Fin de siècle-Stil wohl der Avantgarde zuzurechnen ist. Und das in Zeiten, die Hysterie begünstigt und Aufklärung erschwert.
Nun, die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren schließlich auch irgendwie wild. Und die neuen Zwanziger beginnen gerade erst.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(12 Dec 2020, 11:34)

Biller, der die Tempojahre hinter sich hat, ist mit 60 der wahrscheinlich älteste "angry young man" der Welt.
Kann mir trotzdem nur schwer vorstellen, dass er Reich-Ranicki beerben wird, dessen Geist er mit fragwürdigem Kitsch beschworen hat.


Man muss eben sagen, dass Lisa Eckhart mit ihrem dreibödigen Fin de siècle-Stil wohl der Avantgarde zuzurechnen ist. Und das in Zeiten, die Hysterie begünstigt und Aufklärung erschwert.
Nun, die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren schließlich auch irgendwie wild. Und die neuen Zwanziger beginnen gerade erst.
Wobei es einen ganz entscheidenden Unterschied gibt. Während die Menschen in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts ausgehungert, verzweifelt oder desillusioniert mit den Folgen des Krieges kämpfen mussten, steht diese Gesellschaft gewissermaßen nicht auf den Gipfel der Verzweiflung sondern auf den Gipfeln Ihrer moralischen Selbstgefälligkeit. Daher wird nicht viel Swing zu erwarten sein, sondern man darf sich eher auf ein Festival des Pietismus einrichten. Gender- und Cancel Culture-Lyrik statt Dada, Infantilismus statt Expressionismus, Veganismus statt Morphinismus. Und das Laszive, wie wir an den stutenbissigen Kommentaren über Frau Eckhart zu sehen, wird gekeult wie das Federvieh wenn die Vogelgrippe im Anmarsch ist.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(12 Dec 2020, 11:55)

Wobei es einen ganz entscheidenden Unterschied gibt. Während die Menschen in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts ausgehungert, verzweifelt oder desillusioniert mit den Folgen des Krieges kämpfen mussten, steht diese Gesellschaft gewissermaßen nicht auf den Gipfel der Verzweiflung sondern auf den Gipfeln Ihrer moralischen Selbstgefälligkeit. Daher wird nicht viel Swing zu erwarten sein, sondern man darf sich eher auf ein Festival des Pietismus einrichten. Gender- und Cancel Culture-Lyrik statt Dada, Infantilismus statt Expressionismus, Veganismus statt Morphinismus. Und das Laszive, wie wir an den stutenbissigen Kommentaren über Frau Eckhart zu sehen, wird gekeult wie das Federvieh wenn die Vogelgrippe im Anmarsch ist.
Das ist ein sehr kulturpessimistischer Ansatz. Vielleicht ist er ja zutreffend, aber es gibt auch Gegenstimmen, die einen gewissen "Swing" vermuten lassen.
Die Verfolgung der J.K. Rowling
https://www.spiegel.de/kultur/literatur ... 0174419316

Leider ein Premium-Artikel. Die Übertitelung legt jedoch eine kritische Betrachtung dessen nahe, was zeitgemäß als "Cancel Culture" umschrieben wird.
Fast noch deutlicher: "Hasskampagne gegen Harry-Potter-Erfinderin". Das kann dann wohl kaum noch als Zustimmungsliteratur verstanden werden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Dec 2020, 04:15)

Das kann dann wohl kaum noch als Zustimmungsliteratur verstanden werden.
Das wird die SJW-Schreihälse auch nicht daran hindern, morgen wieder eine neue Sau durch's Dorf zu treiben.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Dec 2020, 04:15)

Das ist ein sehr kulturpessimistischer Ansatz. Vielleicht ist er ja zutreffend, aber es gibt auch Gegenstimmen, die einen gewissen "Swing" vermuten lassen.
Das mit dem Kulturpessimismus ist immer so eine Sache. Ich gehe davon aus, dass die säkular-"pietistische" Konditionierung aus denen, die heute Kinder und Jugendliche sind, eben Menschen mit anderen Einstellungen zur (Un)Freiheit machen werden. Problematisch ist der ganze Komplex Cancel Culture ja nur für diejenigen, die mit einem anderen Begriff von Freiheit, Autonomie, Individualität, Kunst, Autoritäten usw. sozialisiert wurden. Jetzt werden die neuen Höhlen mit neuem Personal und neuen Schattenspielen entworfen - aus Höhlen kommen wir letztendlich alle.

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Dec 2020, 04:15)

https://www.spiegel.de/kultur/literatur ... 0174419316

Leider ein Premium-Artikel. Die Übertitelung legt jedoch eine kritische Betrachtung dessen nahe, was zeitgemäß als "Cancel Culture" umschrieben wird.
Fast noch deutlicher: "Hasskampagne gegen Harry-Potter-Erfinderin". Das kann dann wohl kaum noch als Zustimmungsliteratur verstanden werden.
Ja, schade, hättemich mal interessiert. Aber man erkennt, dass selbst der größte Name nicht mehr so richtig schützt. Wer nicht wie sie völlig abgesichert ist, wird sich überlegen, ob er sich mit dem pietistischen Mob anlegt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

FDP-nahe Naumann-Stiftung "cancelt" liberalen Moderator

Man hat den zuvor eingeladenen Gunnar Kaiser - seines Zeichens Philosoph und Schriftsteller - "überprüft", wie es heißt, und für verdächtig befunden.
Die Live-Diskussion selbst soll zwar ruhig verlaufen sein, aber es hagelte hernach Kritik via Twitter.

Premium-Artikel: https://www.cicero.de/innenpolitik/frie ... bicki/plus;
https://www.welt.de/kultur/plus22262469 ... aiser.html

Die Bezahlschranken der namhaften Presse lassen sich so deuten, dass ein erhöhtes Interesse erwartet wird.

Kaiser selbst sagt, er sei weder befragt noch mit konkreten Vorwürfen konfrontiert worden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(17 Dec 2020, 15:37)

FDP-nahe Naumann-Stiftung "cancelt" liberalen Moderator

Man hat den zuvor eingeladenen Gunnar Kaiser - seines Zeichens Philosoph und Schriftsteller - "überprüft", wie es heißt, und für verdächtig befunden.
Die Live-Diskussion selbst soll zwar ruhig verlaufen sein, aber es hagelte hernach Kritik via Twitter.

Premium-Artikel: https://www.cicero.de/innenpolitik/frie ... bicki/plus;
https://www.welt.de/kultur/plus22262469 ... aiser.html

Die Bezahlschranken der namhaften Presse lassen sich so deuten, dass ein erhöhtes Interesse erwartet wird.

Kaiser selbst sagt, er sei weder befragt noch mit konkreten Vorwürfen konfrontiert worden.

Das wäre eigentlich das, was in dem Strang zur Debattenkultur noch reingehören würde als Beispiel für das dort zuletzt verlinkte Video.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Manche Autoren haben Glück und kommen um die Verbrennung ihrer Bücher herum, weil sie schon vor dem Erscheinen gecancelt werden.

Zum gecancelten Buch einer britischen Autorin zwei Artikel, einer aus der NZZ und zum gleichen Thema zum Vergleich aus der Süddeutschen Zeitung.

Interessant dabei, dass hier mit den beiden Damen auch eine "philosemitische Zionistin" (Burchill) und eine Unterstützerin antizionistischer Aktivisten (Sarkar) sowie zwei unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen.

Jedenfalls: die Mechanismen funktionieren immer besser. Und ein Satz in der NZZ über die Cancel Culture-Zeloten bringt es ganz gut auf den Punkt:
Denn diesen geht es nicht um Witz, sie sind im Gegenteil geradezu erpicht darauf, Scherz und Satire misszuverstehen. Ein bezeichnendes Symptom der postironischen Woke-Kultur ist ihre komplette Humorlosigkeit.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Liberty »

Laut "Integrationsbeauftragter" der Bundesregierung, Anette Widman-Mauz (CDU), ist der Begriff "Migrationshintergrund" nicht mehr zeitgemäss. Man brauche nun dringend Diskussionen, wie man diesen Begriff ablösen könne durch ein anderes Wort.



Na da haben sich die ganzen 16 Semester Politikwissenschaften, die Frau Widmann-Mauz erfolglos ohne Abschluss studiert hat doch mal richtig gelohnt. :D
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Ich schlage "MenschInnenX, der/die/das noch nicht so lange hier lebt" bzw. "NachkommInnenX von MenschInnenX, der/die/das noch nicht so lange hier lebt" vor.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Liberty hat geschrieben:(21 Jan 2021, 21:40)

Laut "Integrationsbeauftragter" der Bundesregierung, Anette Widman-Mauz (CDU), ist der Begriff "Migrationshintergrund" nicht mehr zeitgemäss. Man brauche nun dringend Diskussionen, wie man diesen Begriff ablösen könne durch ein anderes Wort.



Na da haben sich die ganzen 16 Semester Politikwissenschaften, die Frau Widmann-Mauz erfolglos ohne Abschluss studiert hat doch mal richtig gelohnt. :D
Im Dezember 2018 verwendete Widmann-Mauz in ihrer Funktion als Integrationsbeauftragte der Bundesregierung offizielle Weihnachtskarten, in denen das Wort "Weihnachten" weggelassen wurde.[16] Dafür erntete sie heftige Kritik von vielen Seiten, unter anderem auch von Sevim Dagdelen, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken und dem Islam-Experten Ahmad Mansour, der das fehlende religiöse Selbstbewusstsein kritisierte.
Quelle: wiki.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Liberty »

Senexx hat geschrieben:(21 Jan 2021, 22:31)
Quelle: wiki.
Selbst ein Linken-Politiker kritisiert die Integrationsbeauftragte der CDU als zu links. :D Kannste dir nicht ausdenken.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 07:58)
Die Eckhart begründet nicht die sog. Political Correctness, sondern nimmt sie aufs Korn. Nicht sie erklärt irgendwas als "unantastbar", die Pointe im Bühnenprogramm liegt vielmehr darin, sich darüber lustig zu machen. Nennt sich Satire - mit dem Mittel der Pointe wird ein Hauch von Kritik transportiert.
Lisa Eckhart, gerade wieder im TV, war wieder einmal einfach großartig. Ich bewundere ganz ehrlich diese Frau. Auf die Frage (sinngemäß), ob die Anfeindungen gegen ihre Person schon mal bei Auftritten zu Randalierereien geführt haben, antwortete sie:
Randaliert wird bei mir auf der Bühne. Und zwar nur durch mich und nicht durch das Publikum.
Das gefällt mir!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Feb 2021, 00:02)

Lisa Eckhart, gerade wieder im TV, war wieder einmal einfach großartig. Ich bewundere ganz ehrlich diese Frau. Auf die Frage (sinngemäß), ob die Anfeindungen gegen ihre Person schon mal bei Auftritten zu Randalierereien geführt haben, antwortete sie:

Das gefällt mir!
Ist das dein Ernst? Du findest die Dame gut? Ich finde sie entsetzlich und ziemlich rechtslastig. Sehr verschleiert natürlich und intellektuell ziemlich geschickt verpackt (so, wie das in diesen Kreisen heutzutage ja üblich ist), aber dennoch eindeutig. Und manchmal wird sie auch sehr direkt, siehe Verlinkung unten. Kein Wunder, dass sie bei Herrn Nuhr gern gesehener Gast ist. Aber gut, dass bei Nuhr wirklich nur noch ein paar Leute so richtig lachen können, wie ich neulich in einer Rezension einer seiner jüngsten Sendungen las.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_Eckhart#Kritik
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Bei Lisa Eckhart wird selbstverständlich nicht auf der Bühne randaliert, schon gar nicht durch Lisa Eckhart. Sie randaliert nicht, sie bedient. Und zwar die Ressentiments genau des Publikums, das ihr applaudiert. Der Beifall kommt nicht von der falschen Seite. Den Anspruch, dem Publikum einen Spiegel vorzuhalten, könnte sie ohne große Anstrengung einlösen. Sie bräuchte nur als Pausen-Clown bei einem NPD-Parteitag aufzutreten.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Immer noch die Eckhart? Meine Güte.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Feb 2021, 00:02)

Lisa Eckhart, gerade wieder im TV, war wieder einmal einfach großartig. Ich bewundere ganz ehrlich diese Frau. Auf die Frage (sinngemäß), ob die Anfeindungen gegen ihre Person schon mal bei Auftritten zu Randalierereien geführt haben, antwortete sie:

Das gefällt mir!
Sehr talentiert, ohne Frage. Sie macht noch ein Kabarett jenseits der Komfortabilitätsecken und fällt damit etwas aus dem Trend.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(05 Feb 2021, 13:42)

Ist das dein Ernst? Du findest die Dame gut? Ich finde sie entsetzlich und ziemlich rechtslastig. Sehr verschleiert natürlich und intellektuell ziemlich geschickt verpackt (so, wie das in diesen Kreisen heutzutage ja üblich ist), aber dennoch eindeutig. Und manchmal wird sie auch sehr direkt, siehe Verlinkung unten. Kein Wunder, dass sie bei Herrn Nuhr gern gesehener Gast ist. Aber gut, dass bei Nuhr wirklich nur noch ein paar Leute so richtig lachen können, wie ich neulich in einer Rezension einer seiner jüngsten Sendungen las.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_Eckhart#Kritik
Die Kritik ist bekannt, die Verteidigung auch (ebenfalls in Wiki angeführt).

Rechtsschutz braucht das Bühnenprogramm eher nicht, zuweilen Polizeischutz.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Feb 2021, 09:32)

Sehr talentiert, ohne Frage. Sie macht noch ein Kabarett jenseits der Komfortabilitätsecken und fällt damit etwas aus dem Trend.
Sofern Cancel Culture sie nicht einholt, wird sie sich sicher in der Kulturszene etablieren, wenn auch nicht notwendigerweise als Kabarettistin. Aber heutzutage ist nix mehr sicher, man ist schnell weg.

Wie vergleichsweise idyllisch ging es da bei aller Auseinandersetzung in den Achtzigern noch zu. Im Januar 1983 sollte der frisch entlassene Neonazi Michael Kühnen in der Talkshow 3 nach 9 auftreten, was in letzter Sekunde verhindert wurde. Das führte dann zu einem vierjährigen Briefaustausch zwischen dem Dichter Erich Fried - aus Deutschland emigrierter Jude, der Familie in Auschwitz verlor, nach dem Krieg einer der Lyriker der Linken - und Kühnen. Fried hatte in dieser Talkshow vehement gegen die Ausladung protestiert, daher dieser Briefwechsel, über den jetzt ein schmaler Band erschienen ist.

Aber hat der Verleger Klaus Wagenbach Fried nun gecancelt? Fiel ihm gar nicht ein. Gab's einen Shitstorm? Nein.

Vergleicht man das mit dem Verhalten des Verlags gegen Monika Maron, kann man den Unterschied damals/heute sehen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Billie Holiday »

Stoner hat geschrieben:(06 Feb 2021, 09:47)

Sofern Cancel Culture sie nicht einholt, wird sie sich sicher in der Kulturszene etablieren, wenn auch nicht notwendigerweise als Kabarettistin. Aber heutzutage ist nix mehr sicher, man ist schnell weg.

Wie vergleichsweise idyllisch ging es da bei aller Auseinandersetzung in den Achtzigern noch zu. Im Januar 1983 sollte der frisch entlassene Neonazi Michael Kühnen in der Talkshow 3 nach 9 auftreten, was in letzter Sekunde verhindert wurde. Das führte dann zu einem vierjährigen Briefaustausch zwischen dem Dichter Erich Fried - aus Deutschland emigrierter Jude, der Familie in Auschwitz verlor, nach dem Krieg einer der Lyriker der Linken - und Kühnen. Fried hatte in dieser Talkshow vehement gegen die Ausladung protestiert, daher dieser Briefwechsel, über den jetzt ein schmaler Band erschienen ist.

Aber hat der Verleger Klaus Wagenbach Fried nun gecancelt? Fiel ihm gar nicht ein. Gab's einen Shitstorm? Nein.

Vergleicht man das mit dem Verhalten des Verlags gegen Monika Maron, kann man den Unterschied damals/heute sehen.
Heute ist große Empörung angesagt und der Wunsch nach Verbannung und Redeverbot. Ich selbst sähe es ja lieber, wenn ein Extremist oder vermeintlicher durch ruhige, sachliche Argumentation und mit Fakten bloßgestellt werden, aber dazu fehlt es vermutlich.

Michael Kühnen als Homosexueller könnte aber heute die Diskriminierungskarte ziehen, dass er als Schwuler nicht eingeladen wird. :s
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(05 Feb 2021, 13:42)

Ist das dein Ernst? Du findest die Dame gut? Ich finde sie entsetzlich und ziemlich rechtslastig. Sehr verschleiert natürlich und intellektuell ziemlich geschickt verpackt (so, wie das in diesen Kreisen heutzutage ja üblich ist), aber dennoch eindeutig. Und manchmal wird sie auch sehr direkt, siehe Verlinkung unten. Kein Wunder, dass sie bei Herrn Nuhr gern gesehener Gast ist. Aber gut, dass bei Nuhr wirklich nur noch ein paar Leute so richtig lachen können, wie ich neulich in einer Rezension einer seiner jüngsten Sendungen las.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_Eckhart#Kritik
Wie hier schon häufig erörtert: Sie spielt nicht sich selbst sondern eine Figur. Wobei die Grenzen zwischen dieser fiktiven Figur und ihrer eigenen Person, insbesondere hinsichtlich dieser herausgestellten Arroganz irgendwie offen gelassen werden. Ja, mir gefällt diese Art von Nichtfestlegbarkeit und Ambivalenz. In der "ZDF-Anstalt" kann man irgendeine Botschaft decodieren, die in der Regel irgendwie linksmainstreamig ist. Wie langweilig!

Ich finde auch die Lyrik von Gottfired Benn oder das philosophische Gedankengebäude von Heidegger faszinierend.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Stoner hat geschrieben:(06 Feb 2021, 09:47)

Vergleicht man das mit dem Verhalten des Verlags gegen Monika Maron, kann man den Unterschied damals/heute sehen.
Vergleicht man das Verhalten von Fried und Maron, kann man feststellen, daß Erich Fried den Neonazi nicht protegiert hat, während Monika Maron mit ihrer Prominenz einem rechtsextremen Verlag ein bißchen Renommee hat zukommen lassen.

Ein tatsächlicher und nicht nur behaupteter Vergleich zeigt den grundlegenden Unterschied der beiden Sachverhalte.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Die Eckardt als Dauergroupie von Nuhr kann und konnte ihren Sermon doch völlig ungehindert in der ARD (auch den unverfänglichen Mitternachtsspitzen) republikweit ansondern. Von cancel culture können nur jene reden, die irgendwie vor einer Nebelwand stehen, und die Realiät nur schmenhaft erkennen können.

Daß der Hauch von erwartbarer Gegenkritik sofort als Angriff auf die Meinungsfreiheit und als gemeiner "cancel culture"-Anschlag an das öffentliche Infoboard geklebt wird, obwohl es nicht die Kultur im Lande allgemein betrifft, sondern eine einschlägige, dafür hartnäckige, Meinungsblase, ist heutzutage normal.

Wobei bei der Eckardt der Begriff "culture" sowieso völlig irreführend ist. Das geheimnisumwitternde Geplapper der Dame ist nicht kulturfördernd im Sinne tiefergehender Erkenntniserweiterungen der Allgemeinheit.

Dass Juden hinter Weibern her sind und deshalb auch hinter dem Geld, war schon immer klar und deutlich im deutsch-österreichischen und auch im internationalen "Kritiker"hirn als warmer Antisemitenmantel avantgardistisch verankert. Um die einschlägige Klientel zu bedienen. Die das auch vorher schon wusste. Aber sich halt freut, daß das endlich auch wieder unbehindert öffentlich möglich ist. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand in intellektuellen Hinterzimmern. Das nennt sich dann Verteidigung der Meinungsfreiheit.

Daß die Frau Lasselsberger mit der Geschäftsidee ihrer Kunstfigut Lisa Eckardt ein kabarettistisch lackiertes Rechtes Dschungelcamp für Intellelle etablierte und damit gutes Einkommen erzielen kann, spricht immerhin für die Geschäftstüchtigkeit der Frau. Eine voyeuristisch-geile Fanrampe ist bei diesem Unterhaltungsformat immer sicher. Egal, ob man - mit oder ohne Abitur - Schlamm lieber frisst oder auf beifallversprechende Ziele wirft.
Zum Beispiel auf echte Kultur wie die jüdische. Culture defamation statt cancel culture.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(05 Feb 2021, 13:59)

Bei Lisa Eckhart wird selbstverständlich nicht auf der Bühne randaliert, schon gar nicht durch Lisa Eckhart. Sie randaliert nicht, sie bedient. Und zwar die Ressentiments genau des Publikums, das ihr applaudiert.
Sie wäre nicht die erste, die diesen Applaus als Teil der Inszenierung inszeniert. Rammstein wurden im Laufe der Zeit so populär, dass man über solche Ansätze bei denen nicht mehr vernünftig diskutieren kann. Wohl aber zum Beispiel über "Laibach" aus Slowenien, Geburt einer Nation, Gebt mir ein Leitbild ... Sie äußern sich nicht. Weder zu den Bejublern noch zu den Ablehnern. Aber du kannst sie durch die entsprechenden Performances gleichermaßen als Dummköpfe erkennen.

List Eckhart. Ausgerechnet. Die im linken Leipzig lebt. Slawistin. Mit der man sich auch auf Russisch unterhalten kann.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(06 Feb 2021, 11:56)

Die Eckardt als Dauergroupie von Nuhr kann und konnte ihren Sermon doch völlig ungehindert in der ARD (auch den unverfänglichen Mitternachtsspitzen) republikweit ansondern. Von cancel culture können nur jene reden, die irgendwie vor einer Nebelwand stehen, und die Realiät nur schmenhaft erkennen können.
Ja. Der Gedanke ist wohl naheliegend.

In der Reihe "Das Feature" vom DLF lief unlängst ein bemerkenswerter Beitrag unter dem Titel "Süße Krankheit Elbhang". Es geht um ein spezifisches, großbürgerliches, rechtsonservativ bis rechtsnational wahrgenommenes Millieu in den schönen Außenbezirken Dresdens. Rund um einen kleinen Buchladen einer ins rechte politische Lager abgewanderten Buchhändlerin. (Womit wir dann auch direkt beim Thema wären). https://www.deutschlandfunkkultur.de/in ... _id=453119 Niemand fackelt diesen Buchladen ab. Im Gegenteil: Er wird in diesem Feature, ich will nicht sagen wohlwollend, aber völlig offen und sozusagen zugänglich dargestellt. Schriftsteller wie Tellkamp, Maron oder Leute wie Lengsfelld oder Verleger bis hin zu Kubitschek sind dort gern gesehene Gäste. Es gibt keine Ausgrenzung! Es gibt auch nicht so etwas wie "Deutungshoheit". Die, die derartige Phänomene beschreiben, sagen einfach nur, dass ihre Ansichten nicht die einer Mehrheit sind. Ganz trivial! Was wollen sie? Ein Umerziehungsprogramm für die Mehrheitsgesellschaft?

Es gibt am Elbhang natürlich auch die, die sich gegen die Tellkamps wenden. Sie machen übrigens nicht 5 sondern vielleicht 60 bis 70 Prozent der Bewohner aus. Na und?
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Stoner hat geschrieben:(06 Feb 2021, 09:47)

Sofern Cancel Culture sie nicht einholt, wird sie sich sicher in der Kulturszene etablieren, wenn auch nicht notwendigerweise als Kabarettistin. Aber heutzutage ist nix mehr sicher, man ist schnell weg.

Wie vergleichsweise idyllisch ging es da bei aller Auseinandersetzung in den Achtzigern noch zu. Im Januar 1983 sollte der frisch entlassene Neonazi Michael Kühnen in der Talkshow 3 nach 9 auftreten, was in letzter Sekunde verhindert wurde. Das führte dann zu einem vierjährigen Briefaustausch zwischen dem Dichter Erich Fried - aus Deutschland emigrierter Jude, der Familie in Auschwitz verlor, nach dem Krieg einer der Lyriker der Linken - und Kühnen. Fried hatte in dieser Talkshow vehement gegen die Ausladung protestiert, daher dieser Briefwechsel, über den jetzt ein schmaler Band erschienen ist.

Aber hat der Verleger Klaus Wagenbach Fried nun gecancelt? Fiel ihm gar nicht ein. Gab's einen Shitstorm? Nein.

Vergleicht man das mit dem Verhalten des Verlags gegen Monika Maron, kann man den Unterschied damals/heute sehen.
Verlage und alle möglichen sonstigen Publikationsmöglichkeiten gibts wie Sand am Meer. Das Gerede von der Cancel Culture besagt im ersten Ansatz, dass man nur dann als "wahrgenommen" wahrgenommen werden will, wenn man an der größten Tafel das Wort führt. Und im zweiten Ansatz: Dass es überhaupt nur eine große Tafel geben soll. Die Tafel, an der sich so etwas wie die öffentliche Meinung der Nation bildet. Dass man einen Anteil daran bekommt, was man dann darüber sagt, wie "die Deutschen", "die Franzosen", "die Polen" so denken. Aber das ist ohnehin nicht mehr machbar. Eine leichte Mehrheit der Polen hat eine Partei gewählt, die gerade sehr verschärfte Abtreibungsgesetze durchgesetzt hat. Und gleichzeitig gehen Tausende von Polen dagegen auf die Straße. Es lässt sich nicht generell sagen wie sie denken, die Polen. Und schon von dieser Logik her, kann es so etwas wie eine "Deutungshoheit" gar nicht geben.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Eulenwoelfchen »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 12:18)

Ja. Der Gedanke ist wohl naheliegend.

In der Reihe "Das Feature" vom DLF lief unlängst ein bemerkenswerter Beitrag unter dem Titel "Süße Krankheit Elbhang". Es geht um ein spezifisches, großbürgerliches, rechtsonservativ bis rechtsnational wahrgenommenes Millieu in den schönen Außenbezirken Dresdens. Rund um einen kleinen Buchladen einer ins rechte politische Lager abgewanderten Buchhändlerin. (Womit wir dann auch direkt beim Thema wären). https://www.deutschlandfunkkultur.de/in ... _id=453119 Niemand fackelt diesen Buchladen ab. Im Gegenteil: Er wird in diesem Feature, ich will nicht sagen wohlwollend, aber völlig offen und sozusagen zugänglich dargestellt. Schriftsteller wie Tellkamp, Maron oder Leute wie Lengsfelld oder Verleger bis hin zu Kubitschek sind dort gern gesehene Gäste. Es gibt keine Ausgrenzung! Es gibt auch nicht so etwas wie "Deutungshoheit". Die, die derartige Phänomene beschreiben, sagen einfach nur, dass ihre Ansichten nicht die einer Mehrheit sind. Ganz trivial! Was wollen sie? Ein Umerziehungsprogramm für die Mehrheitsgesellschaft?

Es gibt am Elbhang natürlich auch die, die sich gegen die Tellkamps wenden. Sie machen übrigens nicht 5 sondern vielleicht 60 bis 70 Prozent der Bewohner aus. Na und?
Die schönen Randbezirke Dresdens gab und gibt es nicht nur dort. Schon immer.
Sogar mit vielen Auszeichnungen unseres besonders meinungsfreiheitlichen Rechtsstaats.
Siehe Fran Schönhuber - Ich war dabei, Schluß mit deutschem Selbsthaß (zusammen mit Horst Mahler) u.v.m. - https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Schönhuber

Schönhuber war auch einer der besonders "tiefschürfenden Denkertradtion", die die tatsächliche Wahrheit kennen und entschlüsselten. Nicht nur eine andere Meinung hatten oder haben als die Mehrheit.

Wie eben auch die geheimen "intellektuellen" Botschaften von Lisa Eckardt heutzutage "kabarettistisch" verbreitet werden ... oder offen politisch von einer Höcke-AfD mitten in unsere bürgerliche Gesellschaft hinein. Oder etwas zurückliegender, aber dennoch aktuell wie eh und je, von Haider, Strache, Gerhardt Frey, Jean-Marie LePen, MSI ( neofaschistische Movimento Sociale Italiano, seit 1995 Alleanza Nazionale, seit 2009 Popolo della Libertà) usw.

Wie schon für eine wie Eckardt nicht gerade ein neues Phänomen.

Schönhuber, galt oder sah sich selbst übrigens vor der Gründung der REP-Partei eher als SPD-nah.
Es gibt keine Ausgrenzung! Es gibt auch nicht so etwas wie "Deutungshoheit". Die, die derartige Phänomene beschreiben, sagen einfach nur, dass ihre Ansichten nicht die einer Mehrheit sind. Ganz trivial!
Jo, ganz trivial.

1994 behauptete Schönhuber nach dem ersten Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge, der damalige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Ignatz Bubis sei durch sein Auftreten verantwortlich für die Existenz von Antisemitismus, und bezichtigte Bubis der „Volksverhetzung“. - Quelle: Wikipedia/Franz Schönhuber
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

Zunder hat geschrieben:(06 Feb 2021, 11:51)

Vergleicht man das Verhalten von Fried und Maron, kann man feststellen, daß Erich Fried den Neonazi nicht protegiert hat, während Monika Maron mit ihrer Prominenz einem rechtsextremen Verlag ein bißchen Renommee hat zukommen lassen.

Ein tatsächlicher und nicht nur behaupteter Vergleich zeigt den grundlegenden Unterschied der beiden Sachverhalte.
Genau. Maron und ihre Freundin vom Loschwitzer Buchhaus kokettieren ja regelrecht damit, wie braun sie seien. Der illustre Gästekreis im Etablissement an der Elbe besteht vorwiegend aus Rechtsintellektuellen. Solche Leute zu verharmlosen und ihnen auch noch zuzujubeln, ist eine ziemlich gefährliche Angelegenheit.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(06 Feb 2021, 13:29)

Die schönen Randbezirke Dresdens gab und gibt es nicht nur dort. Schon immer.
Sogar mit vielen Auszeichnungen unseres besonders meinungsfreiheitlichen Rechtsstaats.
Siehe Fran Schönhuber - Ich war dabei, Schluß mit deutschem Selbsthaß (zusammen mit Horst Mahler) u.v.m. - https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Schönhuber

Schönhuber war auch einer der besonders "tiefschürfenden Denkertradtion", die die tatsächliche Wahrheit kennen und entschlüsselten. Nicht nur eine andere Meinung hatten oder haben als die Mehrheit.

Wie eben auch die geheimen "intellektuellen" Botschaften von Lisa Eckardt heutzutage "kabarettistisch" verbreitet werden ... oder offen politisch von einer Höcke-AfD mitten in unsere bürgerliche Gesellschaft hinein. Oder etwas zurückliegender, aber dennoch aktuell wie eh und je, von Haider, Strache, Gerhardt Frey, Jean-Marie LePen, MSI ( neofaschistische Movimento Sociale Italiano, seit 1995 Alleanza Nazionale, seit 2009 Popolo della Libertà) usw.

Wie schon für eine wie Eckardt nicht gerade ein neues Phänomen.

Schönhuber, galt oder sah sich selbst übrigens vor der Gründung der REP-Partei eher als SPD-nah.



Jo, ganz trivial.

1994 behauptete Schönhuber nach dem ersten Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge, der damalige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Ignatz Bubis sei durch sein Auftreten verantwortlich für die Existenz von Antisemitismus, und bezichtigte Bubis der „Volksverhetzung“. - Quelle: Wikipedia/Franz Schönhuber
Ja. Teilweise zustimmung. Mir ist nur nicht ganz klar, worauf diese Einlassungen am Ende hinauslaufen. Bühnen- und Auftrittsverbot für Lisa Eckhart? Und was steht als Alternative? Niedecken, Grönemeyer ... "ihr seid ein großartiges Publikum", Konsens, Lichterketten?


Tellkamp, Lengsfeld, Maron usw. ... das sind Leute, so sehe ich es, die für ein Festhalten an einer an sich bereits untergegangenen bürgerlichen Welt stehen. Andere stehen für die eigentlich auch bereits untergegangene Bonner Republik. Wieder andere für die bereits untergegangene DDR. Andere wiederum für noch weiter zurückliegende untergegangene Reiche. In denen man es sich jeweils und nach unterschiedlichen Methoden gemütlich eingerichtet hatte. So. Und das ist nun aber vorbei.

Die Kritik an "Bücherverbrennungen" aus politischer Korrektheit mündet scheinbar unvermeidlich in einen politischen Rechtskonservatismus. Die Dresdner Buchändlerin in dem oben verwiesenen Feature meint, sie wäre ursprünglich einmal unpolitisch gewesen. Aber sie könne gewissermaßen gar nicht anders, als sich bei Pegida, der AfD-Stiftung usw. zu engagieren. Anders als sie vielleicht selbst glaubt: Sie kann. Sie darf. Sie ist kein Opfer! Sie und ihr Publikum ... sie sitzen da an einem lauschirgen Ort, trinken ein Glas Wein und lesen aus Kleist oder Nietzsche. Ich würde sie weder ausgrenzen noch ihnen zujubeln.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 11:46)

Wie hier schon häufig erörtert: Sie spielt nicht sich selbst sondern eine Figur. Wobei die Grenzen zwischen dieser fiktiven Figur und ihrer eigenen Person, insbesondere hinsichtlich dieser herausgestellten Arroganz irgendwie offen gelassen werden. Ja, mir gefällt diese Art von Nichtfestlegbarkeit und Ambivalenz. In der "ZDF-Anstalt" kann man irgendeine Botschaft decodieren, die in der Regel irgendwie linksmainstreamig ist. Wie langweilig!

Ich finde auch die Lyrik von Gottfired Benn oder das philosophische Gedankengebäude von Heidegger faszinierend.
Das ist bekannt, dass sie "nur" eine Figur spielt. Aber darüber hinaus gab sie mehrere Interviews, die deutlich zeigen, dass sie eine Neurechte ist. Verbrämt und verpackt in allerlei stilvolle Accessoires und Schein-Intellektualität. Und wie gesagt: Nicht umsonst ist sie gern gesehen beim Herrn Nuhr. Dieses "Nichtfestlegbare" führt auch schnell mal dazu, sich ins falsche Boot zu setzen. Folgen bekannt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Feb 2021, 09:38)

Die Kritik ist bekannt, die Verteidigung auch (ebenfalls in Wiki angeführt).

Rechtsschutz braucht das Bühnenprogramm eher nicht, zuweilen Polizeischutz.
Ich halte von dem ganzen Cancel-Culture-Geschwafel nichts. Es gibt einfach Grenzen. Diese rechtsintellektuelle Schenkelklopferei auf Kosten Schwächerer und ohnehin schon Ausgegrenzter ist einfach nur widerlich. Sorry, aber man muss natürlich genauer hinschauen, will man sowas erkennen bei einem Herrn Nuhr und seinen Gästen. Hinterher folgen dann immer aufgeregte Interviews, Motto: "Alles nicht so gemeint... man interpretiert mich falsch"... Dieses "Richtigstellen" nach dem Testballon-Starten ist ja hinlänglich bekannt in einigen Kreisen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Eulenwoelfchen »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 14:08)

Ja. Teilweise zustimmung. Mir ist nur nicht ganz klar, worauf diese Einlassungen am Ende hinauslaufen. Bühnen- und Auftrittsverbot für Lisa Eckhart?
Wie Sie auf solche mutmaßlichen Schlußfolgerungen kommen, ist mir zwar ein Rätsel.

Kritik an diesen Meinungen wird nur gern als ein solches Ansinnen (mit einem eigenartigen Abwehrreflex) untergejubelt, indem man eine bloße Kritik zur Besetzung von Meinungsräumen verbrämt oder schlicht als verbotsfordernd umfirmiert. Jedenfalls als etwas, das nicht sein darf.

Ansonsten waren meine Anmerkungen nur eine Bestandsaufnahme dessen, was damals wie heute die Realität der freien Meinungsäusserung war und heutzutage erst recht ist. Auch wenn das die Verteidiger dieser anderen Ansichten nicht sehen oder anerkennen wollen und entsprechend "herumopfern", die Meinungsfreiheit sei in Gefahr oder würde unterdrückt...etc., pp., ...
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 12:18)

Ja. Der Gedanke ist wohl naheliegend.

In der Reihe "Das Feature" vom DLF lief unlängst ein bemerkenswerter Beitrag unter dem Titel "Süße Krankheit Elbhang". Es geht um ein spezifisches, großbürgerliches, rechtsonservativ bis rechtsnational wahrgenommenes Millieu in den schönen Außenbezirken Dresdens. Rund um einen kleinen Buchladen einer ins rechte politische Lager abgewanderten Buchhändlerin. (Womit wir dann auch direkt beim Thema wären). https://www.deutschlandfunkkultur.de/in ... _id=453119 Niemand fackelt diesen Buchladen ab. Im Gegenteil: Er wird in diesem Feature, ich will nicht sagen wohlwollend, aber völlig offen und sozusagen zugänglich dargestellt. Schriftsteller wie Tellkamp, Maron oder Leute wie Lengsfelld oder Verleger bis hin zu Kubitschek sind dort gern gesehene Gäste. Es gibt keine Ausgrenzung! Es gibt auch nicht so etwas wie "Deutungshoheit". Die, die derartige Phänomene beschreiben, sagen einfach nur, dass ihre Ansichten nicht die einer Mehrheit sind. Ganz trivial! Was wollen sie? Ein Umerziehungsprogramm für die Mehrheitsgesellschaft?

Es gibt am Elbhang natürlich auch die, die sich gegen die Tellkamps wenden. Sie machen übrigens nicht 5 sondern vielleicht 60 bis 70 Prozent der Bewohner aus. Na und?
Das Feature hatte ich mir bereits angehört, nachdem du es vor Monaten schon einmal verlinkt hattest. Sehr interessant. Sehr aufschlussreich. Und ja, der dlf reportiert oft sehr wohlwollend und ebenfalls im Ton der von dir geschätzten "Nichtfestlegbarkeit". Nur nicht knallhart kommentieren! Nur keinem wehtun! Sollen sie sich doch mit dem rechtsradikalen "Vordenker" Kubitschek treffen. Na und? Kein Problem (*Sarkasmus aus*) Diese softige, unbestimmte Berichterstattung gehört zum diffusen gesellschaftlichen Klima dazu, im dem solcherart Treiben einfach hingenommen, ja, sogar klammheimlich bewundert wird. Wieso eigentlich? Niemand hat je behauptet, Publizistik und Journalismus müssten ohne Wertung und Kritik auskommen. Davon sollten auch die merkwürdigen Loschwitzer Literaten nicht ausgenommen sein.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

Niemand soll Auftritts- oder Schreibverbot kriegen. Warum auch. Kriegen sie ja auch alle nicht. Was man als Publikum und Leserschaft nur tun kann, ist, solche Programme, Bücher und Sendungen einfach meiden (beziehungsweise sie sich alle reinziehen, wenn man diesem Denken zugeneigt ist). Beim Nuhr zum Beispiel zeigt sich ja bereits, dass das Interesse der so genannten "Mitte" an seinen Späßchen erlahmt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Selina hat geschrieben:(06 Feb 2021, 14:15)

Ich halte von dem ganzen Cancel-Culture-Geschwafel nichts. Es gibt einfach Grenzen.
Verstehe. Es soll zensiert werden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(06 Feb 2021, 14:34)

Das Feature hatte ich mir bereits angehört, nachdem du es vor Monaten schon einmal verlinkt hattest. Sehr interessant. Sehr aufschlussreich. Und ja, der dlf reportiert oft sehr wohlwollend und ebenfalls im Ton der von dir geschätzten "Nichtfestlegbarkeit". Nur nicht knallhart kommentieren! Nur keinem wehtun! Sollen sie sich doch mit dem rechtsradikalen "Vordenker" Kubitschek treffen. Na und? Kein Problem (*Sarkasmus aus*) Diese softige, unbestimmte Berichterstattung gehört zum diffusen gesellschaftlichen Klima dazu, im dem solcherart Treiben einfach hingenommen, ja, sogar klammheimlich bewundert wird. Wieso eigentlich? Niemand hat je behauptet, Publizistik und Journalismus müssten ohne Wertung und Kritik auskommen. Davon sollten auch die merkwürdigen Loschwitzer Literaten nicht ausgenommen sein.
Beim DLF stehen oft zum selben Thema wohlwollende wie auch kritische Reportagen und Kommentare nebeneinander.

Ich will einfach nicht zu jenen gehören, die als Teil einer Meute ein Vergnügen daran findet - wie man so schön sagt - die nächste Sau durchs Feuilleton zu treiben.

1989, noch zu DDR-Zeiten habe ich mir den Prosasammlungs-Band "Paare Passanten" aus dem Aufbau-Verlag von Botho Strauß gekauft und gelesen. (Originalausgabe 1981). Zwei, drei Jahre später gabs um das Essay "Anschwellender Bocksgesang" vom selben Autor die größte Jagd auf einen Rechtsintellektuellen, die ich je erlebt habe. Und dann wurde von derselben Gruppe von Leuten, die vorher "Paare Passanten" als bedeutendes Buch feierte, im Nachhinen dort alles mögliche entdeckt: Nationalismus, Misogynie und was weiß ich nicht noch alles. Inzwischen ist Botho Strauß sowas wie der große alte weise Mann der Rechtsintellektuellen in Deutschland. Nichts, kein Jota verbindet meine politischen Einstellungen mit diesen Vorstellungen von Blut, Nation und Gemeinschaft. Dennoch bin ich mir sicher: Ich würde, hätte ich die Gelegenheit, ihn in seiner Wahlheimat Uckermark zu besuchen, bestimmt interessante und gute Gespräche. Strauß hat schon im "Bocksgesang" vorausgesagt, mit welcher dummen idiotischen Arroganz dieser sogenannte "Westen" die Osteuropäer sehen wird.

Die Täter von Halle, Kassel, Hanau usw. ... ja. Kein Auge zudrücken. Richtig. Die lesen aber weder Maron noch Strauß und lassen sich auch nicht von Lisa E. inspirieren. Die sind klar ein Fall für Justiz und Polizei.

Hier. Um den Dreh zur Thema wieder zu bekommen, gehts ja um was anderes. Ich könnte bzw. wir könnten über all das nicht so zwanglos plaudern und die genannten Autoren nicht schreiben, gäbe es irgendsowas wie eine Einschränkung der Meinungsäußerungsfreiheit über das Strafrecht hinaus. Sich in seinem Profilbild mit einem Pflaster vor dem Mund zu stilisieren, ist so ziemlich die dümmste Idee, die mir in diesem Forum hier begegnet ist.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 12:05)

Sie wäre nicht die erste, die diesen Applaus als Teil der Inszenierung inszeniert. Rammstein wurden im Laufe der Zeit so populär, dass man über solche Ansätze bei denen nicht mehr vernünftig diskutieren kann. Wohl aber zum Beispiel über "Laibach" aus Slowenien, Geburt einer Nation, Gebt mir ein Leitbild ... Sie äußern sich nicht. Weder zu den Bejublern noch zu den Ablehnern. Aber du kannst sie durch die entsprechenden Performances gleichermaßen als Dummköpfe erkennen.

List Eckhart. Ausgerechnet. Die im linken Leipzig lebt. Slawistin. Mit der man sich auch auf Russisch unterhalten kann.
Mir ist egal, was Lisa Eckhart wäre. Kritik orientiert sich vernünftigerweise an dem, was ist.

Lisa Eckhart erhebt ja den Anspruch gegen eine etwas dürftige political correctness zu agieren, z.B. mit der Behauptung, "wir" (wer immer das auch sein mag) würden den Juden erlauben, ein paar Weiber auszugreifen, wofür sie die Beispiele Polanski, Weinstein und Allen bemüht. Tatsächlich wurde Polanski verurteilt, Weinstein war zum Zeitpunkt von Eckharts Auftritt bereits angeklagt und sitzt mittlerweile im Knast und Woody Allen hat sich nach Stand der Dinge nicht strafbar gemacht. Daß sie damit nicht die Schwächen der political correctness aufspießt, sondern einfach nur lügt, ergibt keine Satire, sondern antisemitischen Dreck.

Die Aussage, daß die politische Korrektheit auf den Müllhaufen der Geschichte gehört, stammt übrigens nicht von Lisa Eckhart, sondern von Alice Weidel. Diese Übereinstimmung ist wohl weder Absicht, noch Zufall. Sie läßt sich kaum vermeiden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(06 Feb 2021, 14:50)

Was man als Publikum und Leserschaft nur tun kann, ist, solche Programme, Bücher und Sendungen einfach meiden (beziehungsweise sie sich alle reinziehen, wenn man diesem Denken zugeneigt ist).
Das ist nix anderes, als seinem Denken eine Zensur auferlegen. Nach welchem Kriterium willst du etwas "meiden", das du gar nicht kennst? Du musst dich auf die Meinungen anderer verlassen. Ob das so eine gute Idee ist? Und die wirklich interessanten kulturellen Hervorbringungen lassen sich grundsätzlich gar nicht in Kategorien wie "Zu meiden" und "nicht zu meiden" einordnen. Mehr noch: Diese Nichteinordnungsbarkeit ist geradezu ein notwendiges Kriterium für Interessantheit.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 17:24)

Das ist nix anderes, als seinem Denken eine Zensur auferlegen. Nach welchem Kriterium willst du etwas "meiden", das du gar nicht kennst? Du musst dich auf die Meinungen anderer verlassen. Ob das so eine gute Idee ist? Und die wirklich interessanten kulturellen Hervorbringungen lassen sich grundsätzlich gar nicht in Kategorien wie "Zu meiden" und "nicht zu meiden" einordnen. Mehr noch: Diese Nichteinordnungsbarkeit ist geradezu ein notwendiges Kriterium für Interessantheit.
Och, wenn linke Blätter warnen, dann ist man brav und läßt es einfach. Die Kritik aus der Rezension kann ja 1:1 übernommen werden, ohne je was Böses gelesen oder geguckt zu haben. :x

Viele Bücher wurden ja vehement kritisiert, ohne dass auch nur eine einzige Zeile gelesen wurde.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(06 Feb 2021, 17:18)

Mir ist egal, was Lisa Eckhart wäre. Kritik orientiert sich vernünftigerweise an dem, was ist.

Lisa Eckhart erhebt ja den Anspruch gegen eine etwas dürftige political correctness zu agieren, z.B. mit der Behauptung, "wir" (wer immer das auch sein mag) würden den Juden erlauben, ein paar Weiber auszugreifen, wofür sie die Beispiele Polanski, Weinstein und Allen bemüht. Tatsächlich wurde Polanski verurteilt, Weinstein war zum Zeitpunkt von Eckharts Auftritt bereits angeklagt und sitzt mittlerweile im Knast und Woody Allen hat sich nach Stand der Dinge nicht strafbar gemacht. Daß sie damit nicht die Schwächen der political correctness aufspießt, sondern einfach nur lügt, ergibt keine Satire, sondern antisemitischen Dreck.
So funktioniert (gute) Kunst aber nicht. Danach zu fragen, was ist ... das ist sozialistischer Realismus, Proletkult. Die besten Sachen waren immer ambivalent und nicht auf den Punkt zu bringen. Man fühlt sich heute tatsächlich öfter mal an Diskussionen noch aus den 60ern im Osten erinnert. Parteifunktionäre, Gewerkschafter erregten sich über "bürgerliche Dekadenz". Dem Arbeiter soll einfach gezeigt werden, was ist und wos lang geht. Lisa Eckhart, da kannst du dir sicher sein, wäre das gefundene Fressen für die DDR-Kulturfunktionäre gewesen. Aber nicht weil sie irgendwie falsch links oder falsch rechts drauf ist sondern einfach, weil sie provozierend und ambivalent daherkommt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 18:03)
So funktioniert (gute) Kunst aber nicht. Danach zu fragen, was ist ... das ist sozialistischer Realismus, Proletkult. Die besten Sachen waren immer ambivalent und nicht auf den Punkt zu bringen.
Nicht die Kunst fragt danach, was ist, sondern ich frage nach, was bei Lisa Eckhart ist.
Ihre Lügen sind nicht ambivalent, sie sind eindeutig. Mit der DDR hat das nichts zu tun und mit dem Wohnort Leipzig auch nicht. Mit dem sozialistischen Realismus nicht und nicht mit irgendeinem "Proletkult".
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

Selina hat geschrieben:(06 Feb 2021, 14:15)

Ich halte von dem ganzen Cancel-Culture-Geschwafel nichts. Es gibt einfach Grenzen.
Senexx hat geschrieben:(06 Feb 2021, 16:57)

Verstehe. Es soll zensiert werden.
Um nichts anderes geht es.

Oder anders gesagt: "Der dunkle Punkt der literarischen Zensur [...] ist, daß sie weitgehend freiwillig geschieht. [... D]ieselbe verhüllte Zensur wirkt auch in Büchern und Magazinen, ebenso wie in Theaterstücken, Filmen und im Radio. [...] Es ist nicht eben verboten, dies oder jenes zu sagen, aber es ist »unschicklich« es zu sagen [...]. Jeder, der die herrschende Orthodoxie anzweifelt, sieht sich mit verblüffender Wirksamkeit zum Schweigen gebracht" (Die Pressefreiheit, 1944).
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(06 Feb 2021, 14:15)

Ich halte von dem ganzen Cancel-Culture-Geschwafel nichts. Es gibt einfach Grenzen. Diese rechtsintellektuelle Schenkelklopferei auf Kosten Schwächerer und ohnehin schon Ausgegrenzter ist einfach nur widerlich. Sorry, aber man muss natürlich genauer hinschauen, will man sowas erkennen bei einem Herrn Nuhr und seinen Gästen. Hinterher folgen dann immer aufgeregte Interviews, Motto: "Alles nicht so gemeint... man interpretiert mich falsch"... Dieses "Richtigstellen" nach dem Testballon-Starten ist ja hinlänglich bekannt in einigen Kreisen.
Diese Frau macht Kabarett für ein eher liberales und kunstaffines Publikum. Zugegeben, es ist etwas komplexer als bei Hazel Brugger und sicherlich deutlich komplexer als "Die Anstalt". Und es ist eher ein "Oha!" als der typische Schenkelklopfer, wobei das spezifische Publikum eben bewußt das Risiko eingeht, nicht immer zu wissen, ob man lachen darf, soll, kann.
Es ist halt nicht das Schnitzel, vielmehr ein Hauch der Fin de Siecle-Exotik, die Anfang des 20. Jahrhunderts gar nicht so exotisch war.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 17:24)

Das ist nix anderes, als seinem Denken eine Zensur auferlegen. Nach welchem Kriterium willst du etwas "meiden", das du gar nicht kennst? Du musst dich auf die Meinungen anderer verlassen. Ob das so eine gute Idee ist? Und die wirklich interessanten kulturellen Hervorbringungen lassen sich grundsätzlich gar nicht in Kategorien wie "Zu meiden" und "nicht zu meiden" einordnen. Mehr noch: Diese Nichteinordnungsbarkeit ist geradezu ein notwendiges Kriterium für Interessantheit.
Ich schrieb, sie meiden oder sie sich reinziehen. Kleiner, aber feiner Unterschied. Und das, was ich bis jetzt sah und hörte von dieser Eckart, fand ich einfach - passend zu Nuhr - manieriert und braun angehaucht, nichts, womit ich meine Zeit verbringen möchte. Und die viel zitierten Ausfälle über Juden im Zusammenhang mit den me-too-Ereignissen, die sind nun mal purer Antisemitismus. Ob als Bühnenfigur oder Autorin oder was auch immer.
Zuletzt geändert von Selina am So 7. Feb 2021, 00:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2021, 17:12)

Beim DLF stehen oft zum selben Thema wohlwollende wie auch kritische Reportagen und Kommentare nebeneinander.

Ich will einfach nicht zu jenen gehören, die als Teil einer Meute ein Vergnügen daran findet - wie man so schön sagt - die nächste Sau durchs Feuilleton zu treiben.

1989, noch zu DDR-Zeiten habe ich mir den Prosasammlungs-Band "Paare Passanten" aus dem Aufbau-Verlag von Botho Strauß gekauft und gelesen. (Originalausgabe 1981). Zwei, drei Jahre später gabs um das Essay "Anschwellender Bocksgesang" vom selben Autor die größte Jagd auf einen Rechtsintellektuellen, die ich je erlebt habe. Und dann wurde von derselben Gruppe von Leuten, die vorher "Paare Passanten" als bedeutendes Buch feierte, im Nachhinen dort alles mögliche entdeckt: Nationalismus, Misogynie und was weiß ich nicht noch alles. Inzwischen ist Botho Strauß sowas wie der große alte weise Mann der Rechtsintellektuellen in Deutschland. Nichts, kein Jota verbindet meine politischen Einstellungen mit diesen Vorstellungen von Blut, Nation und Gemeinschaft. Dennoch bin ich mir sicher: Ich würde, hätte ich die Gelegenheit, ihn in seiner Wahlheimat Uckermark zu besuchen, bestimmt interessante und gute Gespräche. Strauß hat schon im "Bocksgesang" vorausgesagt, mit welcher dummen idiotischen Arroganz dieser sogenannte "Westen" die Osteuropäer sehen wird.

Die Täter von Halle, Kassel, Hanau usw. ... ja. Kein Auge zudrücken. Richtig. Die lesen aber weder Maron noch Strauß und lassen sich auch nicht von Lisa E. inspirieren. Die sind klar ein Fall für Justiz und Polizei.

Hier. Um den Dreh zur Thema wieder zu bekommen, gehts ja um was anderes. Ich könnte bzw. wir könnten über all das nicht so zwanglos plaudern und die genannten Autoren nicht schreiben, gäbe es irgendsowas wie eine Einschränkung der Meinungsäußerungsfreiheit über das Strafrecht hinaus. Sich in seinem Profilbild mit einem Pflaster vor dem Mund zu stilisieren, ist so ziemlich die dümmste Idee, die mir in diesem Forum hier begegnet ist.
Ich hatte das Glück, in den 1970ern ein Gastspiel der Westberliner Schaubühne in der DDR erleben zu dürfen, "Sommergäste" (nach Gorki) von Peter Stein und Botho Strauß, und konnte es später nicht fassen, wohin sich dieser Strauß entwickelt hat. Ich fragte mich, was ist seitdem geschehen mit dem Mann, mit uns?

Zitat:

Anschwellender Bocksgesang

In jener Zeit mussten viele Teenager vor Nazibanden auf der Hut sein, die während der Baseballschlägerjahre durch die Straßen zogen und töteten, aber der Schriftsteller Botho Strauß schrieb im Spiegel seinen unter Rechten heute noch gefeierten Essay vom deutschen "Selbsthaß", der "die Fremden willkommen heißt" und dazu führe, dass "Horden von Unbehausbaren, Unbewirtbaren" ins Land gelassen würden.

Damals löste ein solcher Text noch Aufruhr aus. Heute sind Meinungsführer, die in der Pose des Tabubrechers rassistische oder sozialdarwinistische Ausgrenzungsfantasien niederschreiben, nichts Ungewöhnliches mehr. Auch weil Sensibilitäten abgeschliffen, Ohren taub geworden sind. Ähnlich wie die vielen Millionen Werbebotschaften im öffentlichen Raum haben die vielen politischen Hassbotschaften, die uns jeden Tag erreichen, wohl zu einer Abstumpfung geführt.


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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Eckhart, Somuncu, Sonneborn und Böhmermann: Satire darf nicht mehr alles
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/s ... 77938.html

Das Einverständnis mit Satire bedeutet, dass man Vertrauen in die Stärke der eigenen Position hat und zugleich das Wissen um ihre Schwäche.

Die biedere Bekämpfung von Künstlern und Bühnentexten drückt den Verlust von Selbstvertrauen und Wissen aus.
>>We’ll always have Paris<<
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

DarkLightbringer hat geschrieben:(07 Feb 2021, 06:55)

https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/s ... 77938.html

Das Einverständnis mit Satire bedeutet, dass man Vertrauen in die Stärke der eigenen Position hat und zugleich das Wissen um ihre Schwäche.

Die biedere Bekämpfung von Künstlern und Bühnentexten drückt den Verlust von Selbstvertrauen und Wissen aus.
Diese psyhologisierende Deutung ist mir zu schwammig.

Die Lage ist viel ernster. Wir haben es mit der Ausbreitung von linken und bestmenschlichem Meinungsterror zu tun. Nachdem sie die Medien völlig durchsetzt haben, versuchen sie nun auch das Internet in ihre Hand zu bekommen. Das Maas'sche Zensurgesetz war der Auftakt zum großen Halali.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Senexx hat geschrieben:(07 Feb 2021, 08:30)

Diese psyhologisierende Deutung ist mir zu schwammig.

Die Lage ist viel ernster. Wir haben es mit der Ausbreitung von linken und bestmenschlichem Meinungsterror zu tun. Nachdem sie die Medien völlig durchsetzt haben, versuchen sie nun auch das Internet in ihre Hand zu bekommen. Das Maas'sche Zensurgesetz war der Auftakt zum großen Halali.
Man erwägt ja auf EU-Ebene ein ausgleichendes Gesetz zur Durchsetzung legaler Meinung.

Aber Linkspuritaner, die etwa bei Twitter Schimpf- und Schandgemeinschaften bilden, müssen psychologisch angesprochen werden, da sie nunmal einer spezifischen Identitätskultur anheim gefallen sind und damit für den Ansatz der Aufklärung nicht mehr zugänglich sind.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Sie müssen mit harten Bandagen bekämpft werden.
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