schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Jan 2021, 12:55)
Man kann die Probleme auch einfach nüchtern und betriebswirtschaftlich betrachten. Laut Tagesspiegel hat allein die ARD im Zeitraum 2017 bis 2020 allein für Sportübertragungsrechte allein die schier unfassbare Summe von 1,163 Milliarden Euro ausgegben. (
https://www.deutschlandfunk.de/uebertra ... _id=393414) Bürger-Akzeptanz hin oder her. Wenn man den Kern und das Wesen der Probleme des öffentlichen Rundunks auf einen Punkt bringen will: Er ist zur Melkkuh des Profisports geworden!
Ist diese Summe wirklich so unglaublich, wie du es beschreibst? Im gleichen Zeitraum betrugen die Einnahmen des ÖR insgesamt mehr als 30 Mrd. EUR - es wurde also in etwa 1/30 für Sportübertragungsrechte ausgegeben. Ist das nun viel oder gar zu viel? Wer legt fest, wie viel zu viel ist?
Im Profisport gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage, die den Preis bestimmt. Die ÖR haben ja gar nicht jeden Zuschlag mitgenommen, sondern sich schon auch beschränkt. Es gibt wichtige Sportereignisse, über die auch andere Sender berichtet haben. Gleichzeitig aber kann man mit Sportveranstaltungen hohe Einschaltquoten erzielen - was doch darauf hindeutet, dass Sportveranstaltungen zur Grundversorgung gehören. Um seinem Auftrag gerecht zu werden, kann also der ÖR gar nicht so ganz einfach auf jeglichen Sport verzichten...da muss schon genauer hingeschaut werden, wie für diesen Fall die Grundversorgung noch sichergestellt wäre. Wer das anders haben will, der muss den Rundfunkstaatsvertrag ändern. Das könnte man machen....nur, würde dann nicht einfach nur der Sport in private Kanäle abwandern?
Jeder Einzelne könnte sich dann über etwas billigere Rundfunkgebühren freuen, oder über Werbeunterbrechungen bei den Privaten ärgern, oder dafür, dass er seinen Sport nur noch im Bezahlfernsehen sieht. Unterm Strich wäre das für die, die Sport schauen wollen, wohl eher nicht wirklich billiger. Und: Da das Sportangebot zur Grundversorgung gehört, könnte es sein, dass Hartz IV-Empfänger erfolgreich auf eine Erhöhung der Sätze klagen können, wenn sie sich Sport anschauen wollen, der dann ja vielleicht nur im kostenpflichtigen Privatangebot verfügbar wäre....das zahlt dann der gemeine Steuerzahler....also so richtig finanziell entlastet würden nur die wenigsten, wenn man den Sport nicht mehr im ÖR überträgt.
Menschen, die keinen Sport mögen, oder die kein Fernsehen mögen, kritisieren die Sportverträge - und wünschen sich dafür andere Investitionen vielleicht in mehr Theater, mehr Nachrichten, mehr Bildung.....
Und umgekehrt gilt das halt auch genauso.
Menschen, die kein Auto fahren, zahlen trotzdem für Autobahnen mit. Usw.......es ist natürlich, dass man immer das kritisiert, was man selbst glaubt nicht zu brauchen.
Schauen wir mal nach GB - dort hat die BBC ein Budget von knapp 5,2 Mrd. EUR bei 66 Millionen Einwohner. Je Kopf ist damit GB nicht einmal 10% günstiger.
So richtig hilfreich ist eine rein betriebswirtschaftliche Sicht auf das Thema meiner Ansicht nach nicht - denn letzten Endes geht es nicht um Betriebswirtschaft, sondern vor allem um emotionale Befindlichkeiten. Wer die Angebote nutzt, und mit diesen zufrieden ist, der findet den ÖR ok - alle anderen werden tausende Argumente finden, warum das so nicht in Ordnung ist. Letzten Endes ist es also eine politische Entscheidung - und da sind derzeit noch die Mehrheiten klar so, dass der ÖR bleibt.