Großbritannien - post Brexit

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jan 2021, 13:45)

Mag ja sein. Ich halte es nach wie vor für Schikane, den Brummifahrern die Stullen zu konfiszieren.
Wir haben in der EU eine industriell ausgelegte Massentierhaltung. Wenn auf irgendeinem Schleichweg, den man sperren könnte, dann doch ein Bestand oder im schlimmsten Fall eine ganze Region von der afrikanischen Schweinepest befallen wird, dann entstehen den Betrieben Milliardenschäden. Denn dann müssen die Bestände umgehend vernichtet werden, um nicht den gesamten Agrarindustriezweig zu verlieren.

Übrigens kämpft Polen mit der afrikanischen Schweinepest, die über Wildschweine in die Fläche getragen wird. Dazu hatten die Behörden Brandenburgs einen antipestlichen Schutzzaun gezogen. Ob's geholfen hat... weiß ich nicht. :|

Auf den Autobahnparkplätzen in Neufünfland wird an Toiletten und Abfallbehältern immer wieder in allen Sprachen der EU darauf hingewiesen, keine Nahrungsreste weg zu werfen, sondern sie in die Müllbehälter zu entsorgen... damit nicht einheimische Wildschweine von der Schweinepest befallen werden.

Die Nebenwirkung wäre, daß die industriell betriebene Schweinemast auf diese Weise unwirtschaftlich gemacht würde. :)

Nun bin ich rein sachlich neugierig, wie die EU mit irischer Wegzehrung umgeht, oder gar Nord-Irischer. Ist die Schweinepestkette formal unterbrochen?
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Tom Bombadil
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben:(16 Jan 2021, 17:45)

Wenn auf irgendeinem Schleichweg, den man sperren könnte, dann doch ein Bestand oder im schlimmsten Fall eine ganze Region von der afrikanischen Schweinepest befallen wird, dann entstehen den Betrieben Milliardenschäden.
Glaubst du wirklich, der Brummifahrer würde in seinem LKW kein Versteck für ein Butterbrot finden? Ich nicht. Auch der angesprochene Zaun wird kein Virus aufhalten. Aber ja, prinzipiell ist es natürlich richtig, etwas gegen die Verbreitung von solchen Erregern zu tun, aber dem Brummifahrer sein Brot wegzunehmen halte ich nach wie vor für übertrieben.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jan 2021, 18:03)

Glaubst du wirklich, der Brummifahrer würde in seinem LKW kein Versteck für ein Butterbrot finden? Ich nicht. Auch der angesprochene Zaun wird kein Virus aufhalten. Aber ja, prinzipiell ist es natürlich richtig, etwas gegen die Verbreitung von solchen Erregern zu tun, aber dem Brummifahrer sein Brot wegzunehmen halte ich nach wie vor für übertrieben.
Wenn uns einmal wieder eine Pingeligkeit nervte, dann hieß es immer gern: "Preußen ist groß geworden durch Kleinigkeiten!" :)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jan 2021, 18:03)

Glaubst du wirklich, der Brummifahrer würde in seinem LKW kein Versteck für ein Butterbrot finden? Ich nicht. Auch der angesprochene Zaun wird kein Virus aufhalten. Aber ja, prinzipiell ist es natürlich richtig, etwas gegen die Verbreitung von solchen Erregern zu tun, aber dem Brummifahrer sein Brot wegzunehmen halte ich nach wie vor für übertrieben.
Wird das Butterbrot "legal", wenn der Brummifahrer ein geeignetes Versteck für die Stulle hat?

Treten wir mal einen Schritt zurück und stellen uns ganz entspannt folgende Frage:

Warum sollte ein britischer Brummifahher das Recht haben, eine Stulle in die EU zu bringen, wenn ein ukrainischer Brummifahrer seit dem Bestehen der EU noch nie eine Stulle in die EU einführen durfte? Die Briten sind ganz eigenwillig aus der EU ausgetreten. Das hat nunmal Folgen. Die "Stullenfrage" ist die nebensächlichste davon. Sie gehört aber dazu. Sowas passiert halt, wenn man der EU nicht mehr angehört/nicht mehr angehören will. Welches Recht soll ein britischer Brummifahrer jetzt noch haben, anders behandelt zu werden als ein ukrainischer Brummifahrer?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Ove Haithabu »

Kohlhaas hat geschrieben:(16 Jan 2021, 20:00)
Wird das Butterbrot "legal", wenn der Brummifahrer ein geeignetes Versteck für die Stulle hat?
Etwas zu verstecken ist nur solange eine gute Idee, bis es gefunden wird. Wenn man etwas vor dem Zoll versteckt, muss man sich den Vorwurf des Schmuggelns gefallen lassen. Wenn man es nicht versteckt, kann man argumentieren nicht darüber nachgedacht zu haben.
Kohlhaas hat geschrieben:(16 Jan 2021, 20:00)
Treten wir mal einen Schritt zurück und stellen uns ganz entspannt folgende Frage:

Warum sollte ein britischer Brummifahher das Recht haben, eine Stulle in die EU zu bringen, wenn ein ukrainischer Brummifahrer seit dem Bestehen der EU noch nie eine Stulle in die EU einführen durfte? Die Briten sind ganz eigenwillig aus der EU ausgetreten. Das hat nunmal Folgen. Die "Stullenfrage" ist die nebensächlichste davon. Sie gehört aber dazu. Sowas passiert halt, wenn man der EU nicht mehr angehört/nicht mehr angehören will. Welches Recht soll ein britischer Brummifahrer jetzt noch haben, anders behandelt zu werden als ein ukrainischer Brummifahrer?
Für den ukrainischen Brummifahrer ändert sich ja nichts. Für den Briten schon. Außerdem, bis zum 31.12. war das Wurstbrot ja auch ok, und seit dem 31.12. hat sich ja in GB nichts derartig geändert, dass das Wurstbrot nun eine Gefahr für Europa darstellt. Ferner ist es gut möglich dass der Brummifahrer den Schinken bei LIDL in England gekauft hat und dieser eh aus deutscher Produktion stammt.

Ein Wurstbrot zu konfizieren ist Prinzipienreiterei, man kann getrost davon ausgehen, dass der Brummifahrer das Wurstbrot verzehrt. Die Gefahr, dass es (in Calais) aus dem Fenster geschmissen wird ist dann größer wenn es verboten wird. Dann tragen es die Möven in die EU. Diese Prinzipienreiterei spielt nur denjenigen in die Hände, die die EU als überdimensionalen Paragraphenirrsinn sehen. Und das sind hauptsächlich die Brexiteers.
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Mendoza
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Mendoza »

Ove Haithabu hat geschrieben:(16 Jan 2021, 20:39)

Etwas zu verstecken ist nur solange eine gute Idee, bis es gefunden wird. Wenn man etwas vor dem Zoll versteckt, muss man sich den Vorwurf des Schmuggelns gefallen lassen. Wenn man es nicht versteckt, kann man argumentieren nicht darüber nachgedacht zu haben.


Für den ukrainischen Brummifahrer ändert sich ja nichts. Für den Briten schon. Außerdem, bis zum 31.12. war das Wurstbrot ja auch ok, und seit dem 31.12. hat sich ja in GB nichts derartig geändert, dass das Wurstbrot nun eine Gefahr für Europa darstellt. Ferner ist es gut möglich dass der Brummifahrer den Schinken bei LIDL in England gekauft hat und dieser eh aus deutscher Produktion stammt.

Ein Wurstbrot zu konfizieren ist Prinzipienreiterei, man kann getrost davon ausgehen, dass der Brummifahrer das Wurstbrot verzehrt. Die Gefahr, dass es (in Calais) aus dem Fenster geschmissen wird ist dann größer wenn es verboten wird. Dann tragen es die Möven in die EU. Diese Prinzipienreiterei spielt nur denjenigen in die Hände, die die EU als überdimensionalen Paragraphenirrsinn sehen. Und das sind hauptsächlich die Brexiteers.
Ich kann nicht jeden Krümel, der die EU-Grenze überquert, nach Viren oder Bakterien untersuchen oder versuchen rauszubekommen ob der mal aus der EU stammte. Darum gibt es pauschale Regeln, die im Einzelfall auch mal ungerecht erscheinen. Versucht man es jedem recht zu machen ist das unbezahlbar und in der Praxis nie zu realisieren. Der Brummifahrer hat eben Pech und nimmt nächstes mal was anderes als Belag oder kauft sich in der EU was. Und wenn er sich beschweren will, dann bitte bei seinen Landsleuten, die den Weg der tausenden Verkomplizierungen gewählt haben.
Und das manche Lebensmitteleinfuhren verboten sind findest du auf der ganzen Welt und nicht bloß in der EU.
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Ove Haithabu »

Mendoza hat geschrieben:(16 Jan 2021, 21:27)Und wenn er sich beschweren will, dann bitte bei seinen Landsleuten, die den Weg der tausenden Verkomplizierungen gewählt haben.
Der Begriff "britischer Brummifahrer" ist eigentlich irreführend denn es sind ja nicht nur britische Brummifahrer die es betrifft sonder alle Brummifahrer, die aus GB in die EU einreisen - egal ob das nun Briten, Franzosen, Deutsche oder Ukrainer sind.
Mendoza hat geschrieben:(16 Jan 2021, 21:27)Und das manche Lebensmitteleinfuhren verboten sind findest du auf der ganzen Welt und nicht bloß in der EU.
In manchen Ländern wie z. B. Australien ist so etwas ja auch nachvollziehbar da die ein anderes Ökosystem haben und dort tatsächlich Schaden entstehen kann wenn fremde pflanzliche oder tierische Produkte eingeführt werden. Von GB ist da Risiko ja nicht gegeben da es bis zum 31.12. ja auch ok war und sich Standards seitdem nicht verändert haben. Und wenn irgendwo eine Tierseuche auftritt dann wird die Grenze für diese Produkte sowieso zugemacht. Daher ist das pauschale Konfiszieren von Wurstbroten einfach nur Kappes.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Und wenn irgendwo eine Tierseuche auftritt dann wird die Grenze für diese Produkte sowieso zugemacht. Daher ist das pauschale Konfiszieren von Wurstbroten einfach nur Kappes.
Gibt es eine verläßliche Benachrichtigung der Nachbarn, wenn GB ein Problem in der Nahrungsmittelproduktion entdeckt, oder wenn GB seine Standards ändert? Ich vermute, daß die Standards derzeit noch durchweg EU-Standards entsprechen. Aber GB wollte ja ganz ausdrücklich selbst und unabhängig darüber entscheiden. Da würde ich nicht unbedingt von "Kappes" sprechen. Wir könnten GB ja bitten, bei solchen Standards des EU-Standard zu zu lassen, anstelle der alten Ratifizierung den EU Standard im Parlament erörtern und mit Mehrheit beschließen. Man kann das doch auch begründen damit, daß ansonsten so viele Lebensmittel im Grenzverkehr vernichtet werden müssen.

Wie ist das eigentlich mit Eßwaren, die aus der EU auf dem kleinen Dienstweg von den Brummifahrern nach GB mitgenommen werden? Sind die Briten da auch so pingelig wie die EU?

Na ja, das spielt sich ein; ich überlege schon, ob ich eine Verkaufsstelle für Wegzehrung auf den Fähren organisiere. Linke Seite EU-Stullen, rechte Seite GB-Stullen... oder eine Tauschbörse, in der die Brummifahrer ihre Stullen austauschen können.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(17 Jan 2021, 08:30)

Wie ist das eigentlich mit Eßwaren, die aus der EU auf dem kleinen Dienstweg von den Brummifahrern nach GB mitgenommen werden? Sind die Briten da auch so pingelig wie die EU?
.
Noch sind die Briten nicht pingelig.
Aus EU-Ländern und aus Liechtenstein, der Schweiz, San Marino, Andorra, den Kanarischen Inseln, Isle of Man und Norwegen dürfen alle Lebensmittel – Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fisch, Fleisch und andere tierische Produkte – importiert werden. Wenn Sie aus einem Nicht-EU-Land einreisen, sind die Regeln jedoch etwas strenger: Fleischprodukte, Milchprodukte und Kartoffeln dürfen nicht nach England mitgebracht werden – außer Sie reisen aus Grönland, den Färöer Inseln oder Island an. In diesem Fall dürfen Sie bis zu 10kg dieser Lebensmittel mitbringen. Aus Nicht-EU-Ländern dürfen außerdem bis zu 2kg Obst und Gemüse eingeführt werden, solange diese im persönlichen Gepäck transportiert werden. Die Lebensmittel müssen außerdem für den Eigengebrauch bestimmt sind und dürfen keine Anzeichen von Krankheiten aufweisen. Eier, Eierprodukte und Honig dürfen insgesamt bis zu 2kg eingeführt werden. Es ist erlaubt,insgesamt 20kg Fisch oder ein einzelner Fisch mit unbegrenztem Gewicht mit über die Grenze zu bringen.
https://www-weg-de.cdn.ampproject.org/v ... england%2F
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Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Ove Haithabu »

H2O hat geschrieben:(17 Jan 2021, 08:30)
Gibt es eine verläßliche Benachrichtigung der Nachbarn, wenn GB ein Problem in der Nahrungsmittelproduktion entdeckt, oder wenn GB seine Standards ändert? Ich vermute, daß die Standards derzeit noch durchweg EU-Standards entsprechen. Aber GB wollte ja ganz ausdrücklich selbst und unabhängig darüber entscheiden. Da würde ich nicht unbedingt von "Kappes" sprechen. Wir könnten GB ja bitten, bei solchen Standards des EU-Standard zu zu lassen, anstelle der alten Ratifizierung den EU Standard im Parlament erörtern und mit Mehrheit beschließen. Man kann das doch auch begründen damit, daß ansonsten so viele Lebensmittel im Grenzverkehr vernichtet werden müssen.
Den Briten geht es mehr ums Prinzip als um den Wunsch, irgendwelche Standards zu unterwandern. Die wollen halt keinen Handelspakt zwischen zwei souverären Parteien "auf Augenhöhe" und eine Partei schreibt der anderen dann die Standards vor während die sich nicht um die Standards der anderen Partei schert. Das kann ich sogar nachvollziehen. Dabei ging es den Briten auch nicht primär um Umweltstandards oder um Richtlinien zur Haltung von Nutztieren; der Dorn im Auge war hauptsächlich a) die Forderung der EU dass die Briten ihre eigene Industrie nicht nach eigenen Ermessen subventionieren dürfen und b) dass sich die Briten dazu verpflichten sollten dass neue Gesetzgebungen, die in Zukuft in der EU getroffen werden, auch für GB gelten müssen.
H2O hat geschrieben:(17 Jan 2021, 08:30)
Wie ist das eigentlich mit Eßwaren, die aus der EU auf dem kleinen Dienstweg von den Brummifahrern nach GB mitgenommen werden? Sind die Briten da auch so pingelig wie die EU?
Keine Ahnung. Allerdings sind die Briten vor Brexit, im Gegensatz zu den regelwütigen Franzosen, solch Dinge immer recht pragmatisch angegangen. Es kann aber auch sein, dass nun Trotzreaktionen kommen "Wir Du mir - so ich Dir"
H2O hat geschrieben:(17 Jan 2021, 08:30)
Na ja, das spielt sich ein; ich überlege schon, ob ich eine Verkaufsstelle für Wegzehrung auf den Fähren organisiere. Linke Seite EU-Stullen, rechte Seite GB-Stullen... oder eine Tauschbörse, in der die Brummifahrer ihre Stullen austauschen können.
Eine solche Verkaufstelle trägt dann denselben Ludergeruch wie der Wasserverkäufer hinter der Gepäckkontrolle am Flughafen.
Und eine Tauschbörse dürfte sicher an EU Regeln scheitern da die dann die Hygienevorschriften in Gefahr sieht. An den Briten dürfte das höchsten scheitern weil die nur Cheddar Käse essen und niemand anderes den hat geschweige denn will.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Na schön; es gibt Schlimmeres als Stullen-Mitbring-Verbote für Fernfahrer. Etwa einen Streik der Fernfahrer, hier endlich vernünftige Lösungen zu finden. Aber diese Menschen sind ja international kaum organisiert; brauchen das Einkommen, weil zu Hause Familien darauf warten.

Man muß nur das Elend an deutschen Autobahnparkplätzen am Wochenende sehen. Da ist etwas ganz grundsätzlich nicht in Ordnung im Lastwagen-Fernverkehr... und die Leute, die es nicht betrifft, nehmen das so hin.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(02 Jan 2021, 20:14)

Na ja, in meinen Erinnerungen ist der Eindruck geblieben, daß die Briten gern gesagt haben, was sie nicht möchten. Die EU mitentwickeln, das war nicht ihr vorrangiges Bestreben. Muß ja auch nicht, und deshalb ist dieses Ende für beide Seiten tröstlich: Wir Anhänger einer sich stetig vertiefenden europäischen Zusammenarbeit haben einen mächtigen Gegner dieser Art von Gemeinschaft den Weg in seine selbstbestimmte Zukunft gehen lassen, und wir verbliebenen Europäer können nun unsere Vorstellung der europäischen Einheit verfolgen.
Ich weiß nicht ... Woher nehmen Sie eigentlich diese Überzeugung einer weitgehend einvernehmlichen Übereinkunft, was die Zukunft Europas als "Vereinigte Staaten von Europa" oder auch "Eujetunion" anbelangt. Ich sehe da ganz beträchtliche Divergenzen in allen verbliebenen EU-Staaten. Ganz unabhängig von meinen eigenen Ansichten zum Thema.

Ich habe Verständnis für die Vorbehalte von britischen Brexit-Anhängern, was diese institutionalisierte EU anbelangt. Die EU der Kommission, des EU-Rats und eines EU-Scheinparlaments. Die Briten sind nur so - Entschuldigung - bekloppt, den gemeinsamen Binnenmarkt als eigentliche Quelle von Wohlstand und Prosperität zu verlassen. Ich bin definitiv gegen eine institutionalisierte EU und für ein Europa, beschränkt und wieder zurückgeführt auf die Personen-, Güter- und Dienstleistungsfreiheit. Sowie einiger weiterer Freizügigkeiten wie Anerkennung von Abschlüssen, Erasmus-Programm (das die Briten idiotischerweise auch für überflüssig halten). Man muss überall in Europa ungehindert reisen, arbeiten, verkaufen und lernen und forschen und Geschäfte machen können. Fertig.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jan 2021, 13:56)

Man muss überall in Europa ungehindert reisen, arbeiten, verkaufen und lernen und forschen und Geschäfte machen können. Fertig.
Den Lkw-Fahrern aus Grossbritannien wird aber aus wichtigen Gründen nun ihr Butterbrot weggenommen. Es bedarf schon einiger gemeinsamer Regeln, dass deine Forderungen Realität werden können.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(17 Jan 2021, 14:08)

Den Lkw-Fahrern aus Grossbritannien wird aber aus wichtigen Gründen nun ihr Butterbrot weggenommen. Es bedarf schon einiger gemeinsamer Regeln, dass deine Forderungen Realität werden können.
Was passiert, wenn man sozusagen die wirtschaftlichen Lebensadern dicht macht ... das hat man hier im Raum Berlin/Brandenburg bereits im Frühjahr 2020 mitbekommen als es kilometerlange LKW-Staus an der zeitweise geschlossenen deutsch-polnischen Grenze gab. Klar. Da braucht man sich nix vormachen. Die Welt des 21. Jahrhunderts ist eine Welt der totalen Vernetzung und der gegenseitigen Abhängigkeiten. Die, die für nationale Alleingänge und "Souveränität" plädieren, machen sich oft gar keine Vorstellungen von den Konsequenzen. Es braucht sicherlich auch einige Institutionen, um Freizügigkeit, gemeinsamen Binnenmarkt, Studentenaustausch, Gesundheitswesen, Polizeizusammenarbeit usw. usf. zu regeln. Aber ich brauche kein instititionalisiertes EU-Europa. Wofür? Vor allem keins, in welchem die Kommission als Exekutive und ihre Vorsitzende ja doch in irgendwelchen Hinterzimmern von den mächtigsten Staatschefs bestimmt wird und das "Parlament" de facto ziemlich ohnmächtig ist. Ich brauche das nicht. Ich brauche das ebensowenig wie ein "Vaterland". Die STaatsbeamten sollen ihre Arbeit machen. Fertig. Holt die FLaggen wieder herunter!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Man muss überall in Europa ungehindert reisen, arbeiten, verkaufen und lernen und forschen und Geschäfte machen können. Fertig.
Richtig, sehe ich auch so. Deshalb benötigen wir ziemlich vorrangig eine gemeinsame Währung, eine gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik, eine gemeinsame Sicherheits- und Sozialpolitik... und, und... damit es dabei fair und gerecht zugeht. Ich getraue mich fast nicht, Ihnen zu sagen, daß man eine so übergreifende Organisation "Staat" nennt. Was in der EU noch unterentwickelt ist, das ist die unmittelbare Beteiligung der Unionsbürger an der personellen Besetzung der Machtzentren der EU. Wer das auf Dauer nicht will, der ist in der EU fehl am Platz. Ja, Flaggen herunter holen, eine gemeinsame hochziehen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(17 Jan 2021, 18:52)

Richtig, sehe ich auch so. Deshalb benötigen wir ziemlich vorrangig eine gemeinsame Währung, eine gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik, eine gemeinsame Sicherheits- und Sozialpolitik... und, und... damit es dabei fair und gerecht zugeht. Ich getraue mich fast nicht, Ihnen zu sagen, daß man eine so übergreifende Organisation "Staat" nennt.
:p
Nein. Für Binnenmarkt, Personen- und Wirtschaftsfreizügigkeit, Zollfreiheit brauch man keine gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik. Sondern Regelungen. Multilateralismus. Internationale Verträge. Sicher auch Institutionen. Aber nicht zwangsläufig solche, die eine multilaterale Staatengemeinschaft in einen zusammengelegten Staat oder Pseudostaat zusammenfassen.

Der Punkt für mich ist: Die Weltgemeinschaft bewegte sich in jüngerer Zeit sogar von diesem Modell und dieser Vorstellung "Multilateralismus", "Verträge", "Diplomatie" weg und hin zu einer "First"-Strategie der Nationenselbstbezogenheit. Es ist doch völlig unrealistisch, in diesem Europa der nunmehr verbliebenen davon zu reden, dass wir uns nun endlich daran machen können, das zu realisieren, was alle zusammen angeblich herbeisehnen: Die Vereinigten Staaten von Europa. Das ist doch nicht der Fall! Das stimmt doch einfach nicht. Damit steht man doch eher noch allein auf dem Platz und muss froh sein, wenn man überhaupt zu einem Minimalkonsens gelangt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Ganz genau; und deshalb haben wir eben unter Schmerzen die Entsendefreiheit kassiert, die Teil des Binnenmarkts sein sollte, weil sie zu Verwerfungen mit der inneren Ordnung von Nationalstaaten führt. Den Unsinn in den industriell betriebenen Schlachtbetrieben haben wir nur deshalb gesehen, weil die Pandemie das als Gemeingefahr gezeigt hat. Der Mißbrauch war bekannt, aber so lange es den Staatsbürgern gut geht, haut da niemand auf den Pudding.

Und wenn ein Nationalstaat eine Regelung erläßt: "Baumärkte schließen!"... und schon werben die Wettbewerber hinter der Grenze mit ihren Diensten, dann schreit bald jeder vernunftbegabte Mensch: "Grenze schließen!". Und schon geht das kunstvolle Zwischenprodukt angesichts von Lastwagenkolonnen von einigen 100 km über Kopf.

Das muß zentral und gemeinsam gesteuert werden, wenn es krisenfest funktionieren soll. Sie beschreiben nur den Schönwetterfall... und ich wünsche mir überhaupt nicht den Schlechtwetterfall, der diese zentrale Einigung erzwingt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(17 Jan 2021, 19:47)

Ganz genau; und deshalb haben wir eben unter Schmerzen die Entsendefreiheit kassiert, die Teil des Binnenmarkts sein sollte, weil sie zu Verwerfungen mit der inneren Ordnung von Nationalstaaten führt. Den Unsinn in den industriell betriebenen Schlachtbetrieben haben wir nur deshalb gesehen, weil die Pandemie das als Gemeingefahr gezeigt hat. Der Mißbrauch war bekannt, aber so lange es den Staatsbürgern gut geht, haut da niemand auf den Pudding.

Und wenn ein Nationalstaat eine Regelung erläßt: "Baumärkte schließen!"... und schon werben die Wettbewerber hinter der Grenze mit ihren Diensten, dann schreit bald jeder vernunftbegabte Mensch: "Grenze schließen!". Und schon geht das kunstvolle Zwischenprodukt angesichts von Lastwagenkolonnen von einigen 100 km über Kopf.

Das muß zentral und gemeinsam gesteuert werden, wenn es krisenfest funktionieren soll. Sie beschreiben nur den Schönwetterfall... und ich wünsche mir überhaupt nicht den Schlechtwetterfall, der diese zentrale Einigung erzwingt.
Ich sehe zunächst einmal einfach nur, dass es diesen allgemeinen EU-Konsens nicht gibt. Aus ganz verschiedenen politischen und sonstigen Motiven nicht. Den gibt es nicht. Nicht in Polen. Nicht in Frankreich. Nicht in den Niederlanden oder sonstwo in der EU.

Klar. Es wird Konkurrenz- und Unterbietungsstrategien geben solange es freien Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr auf der einen Seite und einen jeweils national organisierten Rechtsstaat auf der anderen Seite gibt. Das föderale Durcheinander haben wir aber auch schon in Deutschland selbst. Aber mal ehrlich: Ist das wirklich so schlimm? Ist das wirklich das Problem? Ein wirkliches Problem ist die Gemeinsame Agrarpolitik der EU. Um nicht zu sagen: Eine Katastrophe! Und zwar nicht nur für die EU selbst.

Es begeistert mich, dass junge Software-Unternehmen aus Talinn, Riga, Prag oder Brno ohne Probleme in der EU Fuß fassen und erfolgreich ihre Produkte vermarkten können. Oder dass meine Kinder ohne weiteres irgendwo in Lyon oder Kopenhagen studieren können. Oder dass ich ein Grundstück in einem EU-Land erwerben kann. Und ich muss von Zeit zu Zeit in ein komplett anderes Land. Mit anderer Sprache, anderen Produkten, anderem Outfit und möglichst auch anderer Währung. Einfach um Luft holen zu können. Polen ist das in meinem Fall. Mehr will ich von der EU nicht. Ich will keine Vereinigten Staaten! Wirklich nicht! Und wenn ich das schon sage, als überzeugter Kosmopolit ....
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jan 2021, 20:09)

Ich sehe zunächst einmal einfach nur, dass es diesen allgemeinen EU-Konsens nicht gibt. Aus ganz verschiedenen politischen und sonstigen Motiven nicht. Den gibt es nicht. Nicht in Polen. Nicht in Frankreich. Nicht in den Niederlanden oder sonstwo in der EU.

Klar. Es wird Konkurrenz- und Unterbietungsstrategien geben solange es freien Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr auf der einen Seite und einen jeweils national organisierten Rechtsstaat auf der anderen Seite gibt. Das föderale Durcheinander haben wir aber auch schon in Deutschland selbst. Aber mal ehrlich: Ist das wirklich so schlimm? Ist das wirklich das Problem? Ein wirkliches Problem ist die Gemeinsame Agrarpolitik der EU. Um nicht zu sagen: Eine Katastrophe! Und zwar nicht nur für die EU selbst.

Es begeistert mich, dass junge Software-Unternehmen aus Talinn, Riga, Prag oder Brno ohne Probleme in der EU Fuß fassen und erfolgreich ihre Produkte vermarkten können. Oder dass meine Kinder ohne weiteres irgendwo in Lyon oder Kopenhagen studieren können. Oder dass ich ein Grundstück in einem EU-Land erwerben kann. Und ich muss von Zeit zu Zeit in ein komplett anderes Land. Mit anderer Sprache, anderen Produkten, anderem Outfit und möglichst auch anderer Währung. Einfach um Luft holen zu können. Polen ist das in meinem Fall. Mehr will ich von der EU nicht. Ich will keine Vereinigten Staaten! Wirklich nicht! Und wenn ich das schon sage, als überzeugter Kosmopolit ....
Dann sind wir auf diesem Feld eben unterschiedlicher Meinung. Mich überzeugt die EU in der Form überhaupt nicht, obwohl ich die schon erreichten Annehmlichkeiten vermutlich stärker nutze als viele andere Gesprächsteilnehmer. Ich möchte gern eine wetterfeste Gemeinschaft, die auch noch aufkommenden Stürmen stand hält. "America first!" war erst ein sehr kleiner Vorgeschmack davon, was uns in Europa bevorsteht. Wenn es keine Klammer gibt, die uns zusammen hält, dann bröckelt das Kunstwerk EU auseinander.

Immerhin hat die EU gemeinschaftlich den Sirenengesängen des BREXIT widerstanden, hat sie Griechen, Spanier und Italiener in der Union halten können, als es denen vermeintlich oder wirklich ziemlich dreckig ging. Dort ist aber politisch etwas geschehen, das ich mit fehlgeschlagener Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik zu Lasten der Gemeinschaft bezeichne. Die Gemeinschaft wird zusammen gehalten, weil sie diese Fehlleistungen finanziert. Dabei müßte sie aber auf Reformen in diesen Staaten drängen, die Fehlleistungen dieser Art abstellen. Irgendwann werden die "sparsamen 6" diesen Sündern einen Vogel zeigen... spätestens dann, wenn die Nachteile für ihre Gemeinwesen insgesamt die Vorteile sehr deutlich überholen.

Die polnische Regierung hat voller Befürchtungen eingelenkt, als ihr klar wurde, daß die EU wirklich Ernst macht und ihre Wohltaten ausbleiben könnten. Ich finde eine solche "Realpolitik" zum Brechen. So lange bei den Nettozahlern insgesamt die Kasse stimmt, wird das auch weiter so gehandhabt. Wenn nicht, dann kommt der Urknall.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Paletten Mangel
(Die Kommentare sind oft lustig. hätte nie gedacht, dass das Thema Paletten soviel Spass machen kann :D )
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jan 2021, 19:17)

:p
Nein. Für Binnenmarkt, Personen- und Wirtschaftsfreizügigkeit, Zollfreiheit brauch man keine gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik.
Das stimmt. Wenn man der Meinung ist, dass die EU nicht mehr sein darf als ein grenzenloser Binnenmarkt. Man darf da aber doch auch anerer Meinung sein und darüber hinaus noch sowas wie eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik oder gar eine gemeinsame Sozialpolitik fordern. Oder darf man das nicht?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Europäische Themen, sofern sie nichts mit UK zu tun haben, bitte hier diskutieren:
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Eiskalt
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Britische Fischer haben nahe dem Amtssitz des britischen Premiers gegen ausufernde Exportregularien protestiert. Sie fuhren mit mehr als 20 Lieferwagen und Protestparolen ins Regierungsviertel.

Viele Fischergemeinden hätten für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt, aber keiner habe mit solchen Einschränkungen durch die neue Bürokratie gerechnet, sagte Hodgson. So habe ein Exporteur zuletzt 400 Seiten Exportdokumente für einen Fährtransport in die EU benötigt.

Die britischen Fischer wollen auf das Ausmaß der Probleme aufmerksam machen. Sie beklagen einen Mangel an zuständigen Zollbeamten auf beiden Seiten des Ärmelkanals. Wegen bürokratischer Hürden haben bereits zahlreiche schottische Fischer den Export in die EU gestoppt. Sie kritisieren, dass es trotz Handelsabkommens zu Verzögerungen kommt und die Transporte deutlich teurer werden. Zuletzt hatten auch Probleme mit Holzpaletten für Schlagzeilen gesorgt – diese müssen für den Handel mit Großbritannien ab sofort speziell behandelt sein.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... f3e86d5a4a

Wie hätte man auch ahnen können das es schwieriger wird wenn man nicht mehr in der EU und Zollunion ist. :| :p
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Haegar »

Eiskalt hat geschrieben:(18 Jan 2021, 20:57)

Britische Fischer haben nahe dem Amtssitz des britischen Premiers gegen ausufernde Exportregularien protestiert. Sie fuhren mit mehr als 20 Lieferwagen und Protestparolen ins Regierungsviertel.

Viele Fischergemeinden hätten für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt, aber keiner habe mit solchen Einschränkungen durch die neue Bürokratie gerechnet, sagte Hodgson. So habe ein Exporteur zuletzt 400 Seiten Exportdokumente für einen Fährtransport in die EU benötigt.

Die britischen Fischer wollen auf das Ausmaß der Probleme aufmerksam machen. Sie beklagen einen Mangel an zuständigen Zollbeamten auf beiden Seiten des Ärmelkanals. Wegen bürokratischer Hürden haben bereits zahlreiche schottische Fischer den Export in die EU gestoppt. Sie kritisieren, dass es trotz Handelsabkommens zu Verzögerungen kommt und die Transporte deutlich teurer werden. Zuletzt hatten auch Probleme mit Holzpaletten für Schlagzeilen gesorgt – diese müssen für den Handel mit Großbritannien ab sofort speziell behandelt sein.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... f3e86d5a4a

Wie hätte man auch ahnen können das es schwieriger wird wenn man nicht mehr in der EU und Zollunion ist. :| :p
Aber dafür haben sie doch nun die Kontrolle zurück über die 400 Seiten Exportpapiere ! :D
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Eiskalt hat geschrieben:(18 Jan 2021, 20:57)

Britische Fischer haben nahe dem Amtssitz des britischen Premiers gegen ausufernde Exportregularien protestiert. Sie fuhren mit mehr als 20 Lieferwagen und Protestparolen ins Regierungsviertel.

Viele Fischergemeinden hätten für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt, aber keiner habe mit solchen Einschränkungen durch die neue Bürokratie gerechnet, sagte Hodgson. So habe ein Exporteur zuletzt 400 Seiten Exportdokumente für einen Fährtransport in die EU benötigt.

Die britischen Fischer wollen auf das Ausmaß der Probleme aufmerksam machen. Sie beklagen einen Mangel an zuständigen Zollbeamten auf beiden Seiten des Ärmelkanals. Wegen bürokratischer Hürden haben bereits zahlreiche schottische Fischer den Export in die EU gestoppt. Sie kritisieren, dass es trotz Handelsabkommens zu Verzögerungen kommt und die Transporte deutlich teurer werden. Zuletzt hatten auch Probleme mit Holzpaletten für Schlagzeilen gesorgt – diese müssen für den Handel mit Großbritannien ab sofort speziell behandelt sein.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... f3e86d5a4a

Wie hätte man auch ahnen können das es schwieriger wird wenn man nicht mehr in der EU und Zollunion ist. :| :p
Man wollte doch nur den Personenverkehr beschränken. Alles andere hat man doch nicht geahnt, so nicht gewollt! Und der BoJo hat doch versprochen, alles würde nicht nur gut, sondern sogar viel besser. The New Greater Britain, The New Empire würde kommen. Greater Britain 2.0, British Empire 2.0 ;)

Einige große europäische Spediteuere, wie DB Schenker haben den Landverkehr nach Großbritannien auf Grund höchster Bürokratie, verbunden mit unzumutbaren Wartezeiten bis auf weiteres komplett eingestellt. Der Paketdienstleister DPD befördert keine Waren mehr aus GB in die EU. Die Ursache: mangelndes Abfertigungspersonal, unzureichende Deklaration der Fracht, weil Papiere fehlen und Firmen trotz Vorbereitung vollkommen unvorbereitet sind.

Und so als waschechte Konservative, als Bürokratiebekämpfer haben BoJo&Co. natürlich eine Vielzahl weiterer kostenpflichtiger bürokratischer Hürden aufgebaut...

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 25654.html
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

sünnerklaas hat geschrieben:(19 Jan 2021, 11:08)

Man wollte doch nur den Personenverkehr beschränken. Alles andere hat man doch nicht geahnt, so nicht gewollt! Und der BoJo hat doch versprochen, alles würde nicht nur gut, sondern sogar viel besser. The New Greater Britain, The New Empire würde kommen. Greater Britain 2.0, British Empire 2.0 ;)

Einige große europäische Spediteuere, wie DB Schenker haben den Landverkehr nach Großbritannien auf Grund höchster Bürokratie, verbunden mit unzumutbaren Wartezeiten bis auf weiteres komplett eingestellt. Der Paketdienstleister DPD befördert keine Waren mehr aus GB in die EU. Die Ursache: mangelndes Abfertigungspersonal, unzureichende Deklaration der Fracht, weil Papiere fehlen und Firmen trotz Vorbereitung vollkommen unvorbereitet sind.

Und so als waschechte Konservative, als Bürokratiebekämpfer haben BoJo&Co. natürlich eine Vielzahl weiterer kostenpflichtiger bürokratischer Hürden aufgebaut...

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 25654.html
Kann ich bestätigen. Warte auf eine Lieferung aus GB die kam sonst mit DPD, jetzt mit UPS.
Aber ist noch in der Bearbeitung, zolltechnischer Natur.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Eiskalt hat geschrieben:(19 Jan 2021, 11:54)

Kann ich bestätigen. Warte auf eine Lieferung aus GB die kam sonst mit DPD, jetzt mit UPS.
Aber ist noch in der Bearbeitung, zolltechnischer Natur.
Man darf ja eines nicht vergessen: welche Formulare genau für die Abfertigung erforderlich sind, stand ja erst wenige Tage vor Inkrafttreten des Vertrags fest. Und es braucht allein schon einiges an Zeit, bis sie inhaltlich korrekt, layouttechnisch entworfen und dann in riesiger Menge gedruckt und ausgeliefert sind. Und dann muss noch das Personal in den Firmen sowie beim Zoll entsprechend geschult sein. Es hat schon seinen Grund, warum es bei solchen Verträgen normalerweise sehr lange Übergangsfristen gibt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben:(19 Jan 2021, 12:45)

Man darf ja eines nicht vergessen: welche Formulare genau für die Abfertigung erforderlich sind, stand ja erst wenige Tage vor Inkrafttreten des Vertrags fest. Und es braucht allein schon einiges an Zeit, bis sie inhaltlich korrekt, layouttechnisch entworfen und dann in riesiger Menge gedruckt und ausgeliefert sind. Und dann muss noch das Personal in den Firmen sowie beim Zoll entsprechend geschult sein. Es hat schon seinen Grund, warum es bei solchen Verträgen normalerweise sehr lange Übergangsfristen gibt.
Tja, das wird mir jetzt erst so richtig klar: Theoretisch gesehen müßte es für jeden Vertragspartner der EU eigene Zolldokumente geben, die dessen Vertragsstand mit der EU widerspiegeln... mein lieber Herr Gesangsverein!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben:(20 Jan 2021, 11:53)

Tja, das wird mir jetzt erst so richtig klar: Theoretisch gesehen müßte es für jeden Vertragspartner der EU eigene Zolldokumente geben, die dessen Vertragsstand mit der EU widerspiegeln... mein lieber Herr Gesangsverein!
Nicht nur theoretisch... Wenn die Dokumente den Vertragsstand nicht widerspiegeln, sind sie mit ziemlicher Sicherheit rechtswidrig. Die Einfuhr ist dann zu untersagen...
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Ja, sieh' mal einer an: Es werden Zölle fällig. Wer hätte das gedacht .....

Und in Nordirland leeren sich die Obst- und Gemüseregale.

Aber immerhin: Die Fische sind glücklich .... ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben:(21 Jan 2021, 17:33)
Aber immerhin: Die Fische sind glücklich .... ;)
Vielleicht sind sie noch nicht jetzt sofort glücklich. Aber wenn britische Fischer weniger Fische aus dem Meer ziehen, weil sie sie nicht mehr verkaufen können, dann sind sicher auch viele Fische glücklicher. Der ganze Brexit ist für die Füße, aber wenn er wenigstens dazu führt, dass es demnächst ein paar glückliche Fische gibt, dann war die Sache wenigstens nicht völlig umsonst. ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Zinnamon »

Kohlhaas hat geschrieben:(21 Jan 2021, 18:19)

(..) Der ganze Brexit ist für die Füße, aber wenn er wenigstens dazu führt, dass es demnächst ein paar glückliche Fische gibt, dann war die Sache wenigstens nicht völlig umsonst. ;)
Naja, Typen wie Dominic Raab gibt der Brexit-wie bisher auch- zumindest die Gelegenheit zu kurzweiligen, bizarren Intermezzi ganz nach Brexeteer Geschmack..
Seit vergangenem Juli ist João Vale de Almeida EU-Botschafter in Großbritannien. Doch die Personalie sorgt für Spannungen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich. Einem Bericht der BBC zufolge verweigert die britische Regierung Vale de Almeida bislang die vollständigen diplomatischen Rechte, wie sie Gesandte anderer Staaten genießen (..)Nun verwehrte das britische Außenministerium EU-Botschafter Vale de Almeida Sonderrechte – da er keinen eigenen Staat repräsentierte, heißt es in dem Bericht. International geht Großbritannien damit einen Sonderweg: Die EU hat Gesandte in 142 weiteren Ländern rund um den Globus. Alle übrigen Staaten gewähren ihnen die vollen Diplomatenrechte.

Relevant ist dies, weil der diplomatische Rang eines Botschafters zum Beispiel ausschlaggebend dafür ist, zu welchen Ereignissen er eingeladen oder wo er dort platziert wird. Ein umfänglicher Diplomatenstatus erlaubt es Gesandten unter anderem auch, Belange der Königin des Vereinigten Königreichs vortragen zu können. In der Diplomatie haben solche protokollarischen Fragen große Bedeutung. So kann die Einstufung als Zeichen der Geringschätzung gewertet werden.

Der EU-Außenbeauftragte Borrell ringt nun um Anerkennung für seinen Mann in London. In einem Brief an den britischen Außenminister Dominic Raab, der der BBC vorliegt, habe er den Umgang mit Vale de Almeida scharf kritisiert. »Die vorgeschlagene Vereinbarung reflektiert weder den spezifischen Charakter der EU, noch geht sie auf die künftige Beziehung zwischen der EU und Großbritannien als wichtiges Drittland ein«, heißt es demnach im Schreiben. Mit »Drittland« ist die Rolle Großbritannien als Nicht-EU-Mitglied gemeint.
(..)
https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... ff58ef4dc1

Ob das so klug ist von Raab, wenn noch die eine oder andere Verhandlung zu führen ist?

:D
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Zinnamon hat geschrieben:(21 Jan 2021, 18:38)

Naja, Typen wie Dominic Raab gibt der Brexit-wie bisher auch- zumindest die Gelegenheit zu kurzweiligen, bizarren Intermezzi ganz nach Brexeteer Geschmack..
Ach der Raab... Der britische ist auch nicht besser als der deutsche. Aber auch die beiden zusammen können nicht mehr all die Fische fressen, die britische Fischer nun aus der See ziehen, aber nicht mehr verkaufen können. Vermutlich werden also tatsächlich ein paar Fische glücklicher sein. Boris sei dank. :cool:
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

„Ich bin geschockt und wütend. Mein Blut gerät in Wallung. Das Fischerboot unserer Familie liegt vor Anker, wegen des zusätzlichen Papierkrams, der Bürokratie können wir unsere Fische nicht auf den EU-Markt bringen. Es ist eine Schande.“

Wut und Enttäuschung sitzen tief bei den britischen Fischern. Mehr als 92 Prozent von ihnen hatten für den Brexit gestimmt. Jetzt mussten Hummer und Fisch kiloweise weggekippt werden oder verfaulen. Viele lassen ihre Boote im Hafen, vor allem auf den Shetlandinseln laufen die Fischer erst gar nicht aus. Mehr als die Hälfte des britischen Fangs wurde bisher in die EU exportiert. Jetzt gelangt die Ware nicht mehr zeitnah über den Ärmelkanal.
Die britischen Fischer werfen Boris Johnson Betrug vor

„Brexit-Blutbad“ schrieben die besonders Enttäuschten in großen Lettern auf ihre Lieferwagen, mit denen sie aus Protest vor Premierminister Johnsons Amtssitz in der Downing Street fuhren.

Eine vertane Chance, sei der Post-Brexit-Deal für die Fischer, sagt Elspeth McDonald, Geschäftsführerin des schottischen Fischereiverbandes. Erst im Laufe der nächsten fünfeinhalb Jahre würde der Fanganteil britischer Fischer in britischen Gewässern sukzessive von gut 40 auf 65 Prozent steigen und erst dann könne nachverhandelt werden.

Das Hauptproblem jetzt ist die Bürokratie. Vor allem kleinere Lieferanten leiden. Elspeth McDonald: „Mehrere kleinere Lieferungen werden zu einer LKW-Ladung gebündelt. Für jeden Teil der Ladung müssen jetzt die entsprechenden Formulare ausgefüllt werden: Die neue Zollerklärung, das Gesundheitszertifikat, die Fangbescheinigung, etc. An der Verladestelle bei Glasgow muss alles überprüft werden, damit der LKW an der Grenze keine Probleme bekommt und die Papiere in Ordnung sind.“
Bürokratisches Wirrwarr verursacht Rückstau

Zölle sind zwar nicht zu zahlen, aber die Zoll- und Gesundheitserklärungen müssen trotzdem abgegeben werden. Das hat in den ersten Tagen zu enormen Verzögerungen und Verlusten geführt, zumal auch die Zöllner in EU-Ländern strikt sind. Jeder fünfte LKW wurde angeblich an der Grenze abgewiesen. Einigen LKW-Fahrern wurden sogar schon ihre Schinkenbrote weggenommen, weil keine Lebensmittel einfach so importiert werden dürfen.

Das ist zweifelsohne ein Problem der Bürokratie, sagt Simon Collins, Geschäftsführer des Fischereiverbandes auf den Shetlandinseln, wo so viel Fisch angelandet wird wie in England, Nordirland und Wales zusammen: „Die Pandemie ist auch ein Problem, aber in dem bürokratischen Wirrwarr, braucht es nur an einer Stelle zu haken, um einen riesigen Rückstau zu verursachen. Wir müssen noch unzählige Fragen klären, aber wir werden das schaffen. Momentan ist es sehr kompliziert für Käufer, Verkäufer und die Fischer.“


Natürlich ist infolge der Pandemie und geschlossener Restaurants die Nachfrage gesunken; das Hauptproblem bleibt jedoch die Bürokratie.

„Die Regierung kümmert sich um die Probleme und will sie so schnell wie möglich lösen, aber das Wichtigste ist doch, dass wir unseren Fisch zurückhaben und der Fisch jetzt britisch und deswegen glücklicher ist“, solche Sprüche von Kabinettsmitglied Jacob Rees-Mogg im Unterhaus diese Woche muten zynisch an. Da die Probleme doch nicht so schnell verschwinden, sah sich der Premierminister zum Handeln gezwungen.

Boris Johnson: „Wenn Firmen ohne eigenes Verschulden durch bürokratische Hemmnisse ihre Ware nicht zu einem echten Käufer auf die andere Seite des Ärmelkanals bekommen, wollen wir mit Mitteln aus einem 23 Millionen Fonds helfen.“

Wenn das Geld dann nicht genauso bürokratisch verteilt wird? Die Hilfe sei natürlich willkommen, meint die Geschäftsführerin des schottischen Fischereiverbandes, aber, so Elspeth McDonald: „Wir warten auf die Details, wie diese Hilfe verteilt werden soll, aber wir haben der Regierung ganz klargemacht, dass sie ganz eng mit der Branche zusammenarbeiten muss, um die Probleme binnen weniger Tage und nicht erst in einigen Wochen zu beheben.“

https://www.deutschlandfunk.de/brexit-b ... _id=491225


:|
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Zinnamon hat geschrieben:(21 Jan 2021, 18:38)

Naja, Typen wie Dominic Raab gibt der Brexit-wie bisher auch- zumindest die Gelegenheit zu kurzweiligen, bizarren Intermezzi ganz nach Brexeteer Geschmack..


https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... ff58ef4dc1

Ob das so klug ist von Raab, wenn noch die eine oder andere Verhandlung zu führen ist?

:D
Ach der Raab........

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Eiskalt hat geschrieben:(22 Jan 2021, 09:55)

„Ich bin geschockt und wütend. Mein Blut gerät in Wallung. Das Fischerboot unserer Familie liegt vor Anker, wegen des zusätzlichen Papierkrams, der Bürokratie können wir unsere Fische nicht auf den EU-Markt bringen. Es ist eine Schande.“

Wut und Enttäuschung sitzen tief bei den britischen Fischern. Mehr als 92 Prozent von ihnen hatten für den Brexit gestimmt. Jetzt mussten Hummer und Fisch kiloweise weggekippt werden oder verfaulen. Viele lassen ihre Boote im Hafen, vor allem auf den Shetlandinseln laufen die Fischer erst gar nicht aus. Mehr als die Hälfte des britischen Fangs wurde bisher in die EU exportiert. Jetzt gelangt die Ware nicht mehr zeitnah über den Ärmelkanal.
Die britischen Fischer werfen Boris Johnson Betrug vor.
Ich könnte mich kaputt lachen! 92 Prozent von diesen Leuten haben für den Brexit gestimmt. Und jetzt sind sie sauer, dass Johnson ihren Wunsch wahr gemacht hat. Tjaja, schon Goethe hat vor sowas gewarnt. "Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los."

Da werden noch mehr Geister dazukommen, die irgendwer gerufen hat und jetzt ganz unwillkommen findet.

Beispiel: Zölle. Angeblich soll es die ja gar nicht geben. Und dann? "165 Euro Zoll für ein Paar Stiefel aus Deutschland"

https://www.spiegel.de/wirtschaft/servi ... 32cf8acce9

Die Briten wollten den Brexit. Jetzt haben sie ihn.

Irgendwie finde ich das witzig :D
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(22 Jan 2021, 14:25)

Ich könnte mich kaputt lachen! 92 Prozent von diesen Leuten haben für den Brexit gestimmt. Und jetzt sind sie sauer, dass Johnson ihren Wunsch wahr gemacht hat. Tjaja, schon Goethe hat vor sowas gewarnt. "Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los."

Da werden noch mehr Geister dazukommen, die irgendwer gerufen hat und jetzt ganz unwillkommen findet.

Beispiel: Zölle. Angeblich soll es die ja gar nicht geben. Und dann? "165 Euro Zoll für ein Paar Stiefel aus Deutschland"

https://www.spiegel.de/wirtschaft/servi ... 32cf8acce9

Die Briten wollten den Brexit. Jetzt haben sie ihn.

Irgendwie finde ich das witzig :D
Und britische Online-Händler sind plötzlich auch betroffen:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/brexi ... 6e5cb94afb
Das hat man irgendwie so nicht erwartet :p
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Skeptiker »

Zur Realität eines post Brexit GB gehört auch, dass sie mit weitem Abstand Impfeuropameister gegen Corona sind.

Es hat halt auch was für sich, nicht mit knauserigen Osteuropäern und wirtschaftsnationalistischen Franzosen, eine Impfstrategie auf Kompromiss fahren zu müssen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben:(22 Jan 2021, 16:34)

Und britische Online-Händler sind plötzlich auch betroffen:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/brexi ... 6e5cb94afb
Das hat man irgendwie so nicht erwartet :p
Mein Gott, wie konnte das nur passieren? Da ist bestimmt Brüssel schuld! :cool:
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(22 Jan 2021, 17:24)

Mein Gott, wie konnte das nur passieren? Da ist bestimmt Brüssel schuld! :cool:
Daran, dass London jetzt Zölle auf Rücksendungen erhebt? Sicher ist Brüssel daran Schuld :D
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben:(22 Jan 2021, 17:32)

Daran, dass London jetzt Zölle auf Rücksendungen erhebt? Sicher ist Brüssel daran Schuld :D
Da kann nur Brüssel dran schuld sein, dazu noch eine Verschwörung aus Illuminaten, Freimaurern und - ganz wichtig: "Soros!"

Auch interessant:

https://www.focus.de/finanzen/news/gast ... 83220.html

Bei Transit nach Irland wird in Dover erst einmal britischer Importzoll fällig, bei Einreise nach Irland dann EU-Einfuhrzoll. Verrechnet wird anscheinend nicht. Konnte man ja alles nicht ahnen...
Und klassische Logistk-Modell aus dem BWL-Lehrbuch funktionieren auch nicht mehr. Die Alternativen sind teuer, niemand kann und will sie bezahlen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

sünnerklaas hat geschrieben:(22 Jan 2021, 18:20)

Da kann nur Brüssel dran schuld sein, dazu noch eine Verschwörung aus Illuminaten, Freimaurern und - ganz wichtig: "Soros!"
Daran ist wahrscheinlich auch Brüssel Schuld:
https://www.nordisch.info/schottland/fi ... verkaufen/
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

sünnerklaas hat geschrieben:(22 Jan 2021, 18:20)

Da kann nur Brüssel dran schuld sein, dazu noch eine Verschwörung aus Illuminaten, Freimaurern und - ganz wichtig: "Soros!"
Oh mein Gott! Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht. Was mag wohl diese angeblich so überaus erfolgreiche britische Impfkampagne für Ursachen haben? Was wenn Bill Gates gerade dabei ist, die britischen Bürger zu computergesteuerten Zombies zu machen?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben:(22 Jan 2021, 19:00)

Daran ist wahrscheinlich auch Brüssel Schuld:
https://www.nordisch.info/schottland/fi ... verkaufen/
Ein kleiner OT-Tipp: Seeteufel ist einer der besten Speisefische aus der Nordsee überhaupt. Den essen sogar Leute gerne, die eigentlich keinen Fisch mögen. Das Fleisch ist recht fettarm und erinnert in seiner Konsistenz ein wenig an Geflügelfleisch. Gräten gibt es nicht.
Ganz besonders lecker ist das Fleisch aus dem Kopf. Das ist schieres Muskelfleisch und eignet sich top für Fisch-Fondue.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben:(22 Jan 2021, 19:00)

Daran ist wahrscheinlich auch Brüssel Schuld:
https://www.nordisch.info/schottland/fi ... verkaufen/
Ja, bestimmt.

Aber abseits von Spott: Genau mit sowas war zu rechnen. Das hatten wir ja vor ein paar Tagen (Wochen?) schonmal angerissen: Nun wird auch die Fischverarbeitungsindustrie (hässliches Wort!) aus GB abwandern. Vor allem in Polen gibt es da freie Kapazitäten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(22 Jan 2021, 19:16)

Ja, bestimmt.

Aber abseits von Spott: Genau mit sowas war zu rechnen. Das hatten wir ja vor ein paar Tagen (Wochen?) schonmal angerissen: Nun wird auch die Fischverarbeitungsindustrie (hässliches Wort!) aus GB abwandern. Vor allem in Polen gibt es da freie Kapazitäten.
Brexit means Brexit,
das hat man uns oft genug um die Ohren gehauen - wie den Briten auch.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben:(22 Jan 2021, 19:22)

Brexit means Brexit,
das hat man uns oft genug um die Ohren gehauen - wie den Briten auch.
Ja. Wir mussten uns das um die Ohren hauen lassen. Die Briten haben dafür gestimmt. Nun haben sie den Salat. Ich habe da gerade gar kein Mitleid. Wenn ich ehrlich sein soll, dann wünsche ich denen, dass das alles noch heftiger wird. Dann kommen sie vielleicht bald wieder zurück in die EU. Sollen sie jetzt ruhig mal lernen, was Brexit wirklich "means". Es ist ja schon geradezu eine Genugtuung, dass die härtesten Befürworter des Brexits nun gerade am eigenen Leib spüren, wofür sie da eigentlich abgestimmt haben.

Gehört hier nicht hin, aber Barnier hat einen Super-Job gemacht. Den hätte ich viel lieber auf dem Posten gesehen, den gerade eine gewisse deutsche Ex-Verteidigungsministerin bekleidet. Obwohl die bislang keine Fehler gemacht hat. Sie macht ihre Sache bislang ganz gut. Barnier wäre mir an der Stelle trotzdem lieber.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Genugtuung? Nein das nicht.
Aber warum sollte man die ggf einfach so wieder aufnehmen???
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Eiskalt hat geschrieben:(22 Jan 2021, 19:54)

Genugtuung? Nein das nicht.
Aber warum sollte man die ggf einfach so wieder aufnehmen???
Die Kröten, die bei einer Wiederaufnahme schlucken müssten, wären groß. Unter anderem die Pflicht, der Gemeinschaftswährung beizutreten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Misterfritz hat geschrieben:(22 Jan 2021, 19:00)

Daran ist wahrscheinlich auch Brüssel Schuld:
https://www.nordisch.info/schottland/fi ... verkaufen/
„Boris Johnson hat wahrscheinlich vergessen zu erklären, was der Austritt aus der EU für die Möglichkeit der Fischer, auf dem europäischen Markt zu verkaufen, bedeuten würde“, sagte Jesper Kongsted, ein Fischauktionator in Hanstholm an Dänemarks Nordseeküste, gegenüber dem Nachrichtenportal.
Eigentlich nicht. Es war doch klar welche Folgen das haben wird. :?:
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