Thurax hat geschrieben:(22 Nov 2020, 19:05)
An der Diskussion, ob es in München deshalb wenig "bezahlbaren", oder überhaupt zu wenig freien Wohnraum gibt, weil dort entweder gar nicht, aus den falschen Motiven, oder einfach nur "suboptimal" reguliert wurde, kann ich mich aus Zeitgründen leider nicht beteiligen. Das geht dann zu sehr ins Detail, da muss ich Werte- gebunden meine Zeit anders priorisieren.
Aber du bist ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, dafür, dass man gar nicht reguliert. Wo das meist hinführt kann man ja anhand der geschichtlichen Entwicklung sehen. Zum Beispiel hier zu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlafg%C3%A4nger
Und in einem unregulierten Markt und/oder ohne sozialen Ausgleich hat meist nicht jede alleinerziehende Mutter, um mal dein Beispiel aufzugreifen, solch eine für sie zumutbar bezahlbare Alternative "in Philadelphia". Es ist einfach nicht die Aufgabe des Marktes dafür zu sorgen. Das muss die Gesellschaft oder der Staat machen. Und die Frage in weit demokratisch legitimiert darüber entschieden werden soll, und von wem, lokal oder überregional, wer an einem bestimmten Ort Wohnrecht haben soll und unter welchen Bedingungen ist tatsächlich aus ethischer Sicht eine sehr spannende Frage.
Also in einem unregulierten Markt wird es sicherlich immer noch Missstände bzw. solche Einzelschicksale geben, die man als unfair empfindet. Wir haben aktuell aber schon einen stark regulierten Markt und diese Beispiele gibt es trotzdem. Mein Argument ist, dass eine freie Preisbildung zu insgesamt besseren (nicht perfekten!) Ergebnissen führt. Sicherlich wird da die eine oder andere alleinerziehende Mutter ihre jetzige Wohnung oder Gegend nicht mehr leisten können und wo anders etwas suchen müssen. Genauso wird es auch Rentner treffen. Das sind dann die sichtbaren Einzelbeispiele, über die in Zeitungen berichtet wird. Aber die, die gar nicht erst nach München kommen oder die Familien, die zwar die finanziellen Mittel für eine größere Wohnung hätten (mit einem Durchschnittseinkommen), aber Nichts finden, beleuchtet man nicht. Ich kenne die Situation ja selber. Wir ziehen hier nicht aus, weil der Vermieter die Miete auch nur begrenzt erhöhen darf und wenn es irgendwo eine günstigere Wohnung (oder Haus) gibt, dann hast du irre viele Bewerber. Der niedrige Preis bringt nichts, wenn man es nicht bekommt. Wenn die anderen Bewerber teils unfaire Mittel anwenden zB. eine verdreckte Couch für 2000€ übernehmen.
Ein anderes Argument ist auch logisch und klar. Stell dir vor, du hast ne Wohnung, für die du maximal 500€ verlangen darfst. Wenn dein jetziger Mieter auszieht, hast du die Wohnung in 10min wieder besetzt. Nun beschwert sich dein Mieter, Rohrbruch. Warum solltest du dir nun Mühe geben, deinen Mieter zufrieden zu machen? Abgesehen von gesetzlichen Vorgaben kannst du die Wohnung verkommen lassen und den Mieter wie Dreck behandeln, solange die maximal zu verlangende Miete unter dem Marktpreis ist.
Die Folge von eine Mietpreisbremse ist sicherlich ein Qualitätsverfall der Wohnungen.
In einem freieren Markt würden insgesamt mehr Menschen zufrieden, aber eben nicht alle. Wenn dein Argument gegen den freien Markt ist, dass nicht alle zu 100% zufrieden sind, dann ist das ein Strohmann. Denn kein Befürworter des freien Marktes glaubt, dass so alles perfekt würde.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.