Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

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Sören74

Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

Hallo, die Anschläge in den letzten Wochen machen traurig, ohne Frage. Egal wo sie stattfinden. Mitgefühl für die Opfer und Angehörigen. In der Berichterstattung und Kommentaren bin ich aber doch überrascht, wie viel Aufmerksamkeit man den Terroranschlägen widmet und von einer realen Bedrohung spricht. Ich hätte vermutet (und auch gehofft), dass die Covid-19-Pandemie vielleicht auch zu einer Revision unserer gesellschaftlichen Ängste führt. Wenn man eine rein nüchterne Betrachtung heranzieht, dann ist es um ein vielfaches (Faktor 100-1000) wahrscheinlicher, an Covid-19 zu versterben als durch einen Terroranschlag. Das Zahlenverhältnis wird noch größer, wenn man selbst kein Bewohner einer Millionenstadt ist. Selbst für Menschen unter 40 ist die Todesgefahr durch das Virus größer als durch einen Anschlag.

Aber wenn ich die vielen Kommentare lese, könnte man meinen, dass der Terror sprichwörtlich am Schrecken nichts verloren hat, obwohl die Entwicklung der Zahlen eigentlich eine positive Botschaft liefern:

https://www.watson.ch/wissen/schweiz/98 ... man-kennen

In Europa sind in den letzten 30 Jahren nie mehr als 200 Menschen im Jahr Terroropfer geworden. In den letzten 50 Jahren nie mehr als 450. Durch Lockerbie bildet das Jahr 1988 den bisherigen Zwischenrekord.

Ich frage mich, wieso wir trotz klarer Unterschiede in den Zahlen andere "Gewichte" in der Risikoeinschätzung legen. Gerade das, was eigentlich eher typisch und gewöhnlich ist, wie Rauchen und Alkohol ist auch mit am gefährlichsten. Ist das gar eine Verdrängungsstrategie, die vielleicht sogar einen Sinn hat?
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Realist2014
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Realist2014 »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:14)

Hallo, die Anschläge in den letzten Wochen machen traurig, ohne Frage. Egal wo sie stattfinden. Mitgefühl für die Opfer und Angehörigen. In der Berichterstattung und Kommentaren bin ich aber doch überrascht, wie viel Aufmerksamkeit man den Terroranschlägen widmet und von einer realen Bedrohung spricht. Ich hätte vermutet (und auch gehofft), dass die Covid-19-Pandemie vielleicht auch zu einer Revision unserer gesellschaftlichen Ängste führt. Wenn man eine rein nüchterne Betrachtung heranzieht, dann ist es um ein vielfaches (Faktor 100-1000) wahrscheinlicher, an Covid-19 zu versterben als durch einen Terroranschlag. Das Zahlenverhältnis wird noch größer, wenn man selbst kein Bewohner einer Millionenstadt ist. Selbst für Menschen unter 40 ist die Todesgefahr durch das Virus größer als durch einen Anschlag.

Aber wenn ich die vielen Kommentare lese, könnte man meinen, dass der Terror sprichwörtlich am Schrecken nichts verloren hat, obwohl die Entwicklung der Zahlen eigentlich eine positive Botschaft liefern:

https://www.watson.ch/wissen/schweiz/98 ... man-kennen

In Europa sind in den letzten 30 Jahren nie mehr als 200 Menschen im Jahr Terroropfer geworden. In den letzten 50 Jahren nie mehr als 450. Durch Lockerbie bildet das Jahr 1988 den bisherigen Zwischenrekord.

Ich frage mich, wieso wir trotz klarer Unterschiede in den Zahlen andere "Gewichte" in der Risikoeinschätzung legen. Gerade das, was eigentlich eher typisch und gewöhnlich ist, wie Rauchen und Alkohol ist auch mit am gefährlichsten. Ist das gar eine Verdrängungsstrategie, die vielleicht sogar einen Sinn hat?

Nimm doch Flugangst.

Auch hier ist das Risiko durch einen Autounfall um's Leben zu kommen viel höher als durch einen Flugzeugabsturz.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

Realist2014 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:16)

Nimm doch Flugangst.

Auch hier ist das Risiko durch einen Autounfall um's Leben zu kommen viel höher als durch einen Flugzeugabsturz.
Ja, auch ein gutes Beispiel. Allein der Umstand, sich in der Luft zu befinden als auf der Straße, gibt uns das trügerische Gefühl der Unsicherheit/Sicherheit. Dabei benötigt man auf der Straße wesentlich kürzere Reaktionszeiten. Vielleicht mag der Unterschied auch darin liegen, dass man im Flugzeug geflogen wird, während man im Auto meint, es selbst in der Hand zu haben.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Keoma »

Realist2014 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:16)

Nimm doch Flugangst.

Auch hier ist das Risiko durch einen Autounfall um's Leben zu kommen viel höher als durch einen Flugzeugabsturz.
Kommt vielleicht daher, dass so selten ein Interview mit einem Überlebenden geführt wird.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Vongole »

837 Todesopfer durch islamistische Terroranschläge seit 2002 sind natürlich ein vernachlässigbares Risiko. :rolleyes:
https://images.derstandard.at/t/13/live ... aa54c9.jpg
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

Vongole hat geschrieben:(03 Nov 2020, 19:00)

837 Todesopfer durch islamistische Terroranschläge seit 2002 sind natürlich ein vernachlässigbares Risiko. :rolleyes:
https://images.derstandard.at/t/13/live ... aa54c9.jpg
Wer sprach von "vernachlässigbar"? Aber man sollte doch mit den Grundkenntnissen der Mathematik in der Lage sein, verschiedene Risiken in Relationen setzen zu können, oder?
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Vongole »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 19:03)

Wer sprach von "vernachlässigbar"? Aber man sollte doch mit den Grundkenntnissen der Mathematik in der Lage sein, verschiedene Risiken in Relationen setzen zu können, oder?
Dann mach mal, wenn dir ausgerechnet das nach den Anschlägen in Frankreich und Wien ein Bedürfnis ist.
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Keinen_Faschismus!

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Keinen_Faschismus! »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:14)
Hallo, die Anschläge in den letzten Wochen machen traurig, ohne Frage. Egal wo sie stattfinden. Mitgefühl für die Opfer und Angehörigen. In der Berichterstattung und Kommentaren bin ich aber doch überrascht, wie viel Aufmerksamkeit man den Terroranschlägen widmet und von einer realen Bedrohung spricht. Ich hätte vermutet (und auch gehofft), dass die Covid-19-Pandemie vielleicht auch zu einer Revision unserer gesellschaftlichen Ängste führt. Wenn man eine rein nüchterne Betrachtung heranzieht, dann ist es um ein vielfaches (Faktor 100-1000) wahrscheinlicher, an Covid-19 zu versterben als durch einen Terroranschlag. Das Zahlenverhältnis wird noch größer, wenn man selbst kein Bewohner einer Millionenstadt ist. Selbst für Menschen unter 40 ist die Todesgefahr durch das Virus größer als durch einen Anschlag.

Aber wenn ich die vielen Kommentare lese, könnte man meinen, dass der Terror sprichwörtlich am Schrecken nichts verloren hat, obwohl die Entwicklung der Zahlen eigentlich eine positive Botschaft liefern:

https://www.watson.ch/wissen/schweiz/98 ... man-kennen

In Europa sind in den letzten 30 Jahren nie mehr als 200 Menschen im Jahr Terroropfer geworden. In den letzten 50 Jahren nie mehr als 450. Durch Lockerbie bildet das Jahr 1988 den bisherigen Zwischenrekord.

Ich frage mich, wieso wir trotz klarer Unterschiede in den Zahlen andere "Gewichte" in der Risikoeinschätzung legen. Gerade das, was eigentlich eher typisch und gewöhnlich ist, wie Rauchen und Alkohol ist auch mit am gefährlichsten. Ist das gar eine Verdrängungsstrategie, die vielleicht sogar einen Sinn hat?
Ich weiß nicht ob ich dir da aktuell Recht geben darf. Bin vorhin wegen „Relativierung von islamistischen Terror“ verwarnt worden.
Skeptiker

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Skeptiker »

Realist2014 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:16)

Nimm doch Flugangst.

Auch hier ist das Risiko durch einen Autounfall um's Leben zu kommen viel höher als durch einen Flugzeugabsturz.
Der Mensch wird das Risiko aber nicht in Relation zur Strecke gewichten.
Ich kenne die Statistik nicht im Detail, aber ich denke 2h Flugzeit sind lebensgefährlicher als 2h Autofahrt.
Sören74

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

Vongole hat geschrieben:(03 Nov 2020, 19:05)

Dann mach mal, wenn dir ausgerechnet das nach den Anschlägen in Frankreich und Wien ein Bedürfnis ist.
Ich merk schon, eine Emotionalisierung des Themas gerade noch solchen Ereignissen ist allzu menschlich. Aber aus rationaler Sicht auch wirklich günstig? Wollen wir am Ende politische Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen, weil uns Bilder und Reportagen wichtiger sind, als schnöde Zahlenansammlungen? So wie wir verschiedene Risiken unterschiedlich einschätzen, so wirkt sich das auch auf politische Entscheidungen aus, und das geht dann letztlich uns alle an. Und es hat auch Auswirkungen auf unsere Gesundheit, wenn wir große Gefahren wie Bewegungsmangel oder Alkohol unterschätzen, weil es beispielsweise darüber nie einen Brennpunkt-Report geben wird.
Sören74

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Nov 2020, 19:08)

Der Mensch wird das Risiko aber nicht in Relation zur Strecke gewichten.
Ich kenne die Statistik nicht im Detail, aber ich denke 2h Flugzeit sind lebensgefährlicher als 2h Autofahrt.
Auf Zeit bezogen kenne ich die Statistiken auch nicht, nur auf Kilometer. Von daher kann es (aus Unwissenheit) durchaus sein, dass dann die 2 Stunden Flugzeit gefährlicher sind. Das man die Relation auf die Strecke bezieht, macht aber durchaus Sinn, weil man sich die Frage stellt, ist es sicherer die Strecke A nach B zu fliegen oder zu fahren. Nach 9/11 waren erstmal für 3 Tage sämtliche Fluglinien in den USA gesperrt. Danach nutzen viele Amerikaner das Auto statt dem Flugzeug. Mit dem Ergebnis, dass die Zahl der Verkehrstoten erheblich mehr anstieg als die Todesopfer in den Flugzeugen durch 9/11. Der Mensch ist nun mal oft kein Homo oeconomicus in Geld- oder Sicherheitsfragen.
Skeptiker

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Skeptiker »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 19:22)

Auf Zeit bezogen kenne ich die Statistiken auch nicht, nur auf Kilometer. Von daher kann es (aus Unwissenheit) durchaus sein, dass dann die 2 Stunden Flugzeit gefährlicher sind. Das man die Relation auf die Strecke bezieht, macht aber durchaus Sinn, weil man sich die Frage stellt, ist es sicherer die Strecke A nach B zu fliegen oder zu fahren. Nach 9/11 waren erstmal für 3 Tage sämtliche Fluglinien in den USA gesperrt. Danach nutzen viele Amerikaner das Auto statt dem Flugzeug. Mit dem Ergebnis, dass die Zahl der Verkehrstoten erheblich mehr anstieg als die Todesopfer in den Flugzeugen durch 9/11. Der Mensch ist nun mal oft kein Homo oeconomicus in Geld- oder Sicherheitsfragen.
Angst bezieht sich auf ein unmittelbares Ereignis. Es war von Flugangst die Rede.
Wenn schon, dann müsste man das Gefühl vergleichen, sich unmittelbar mit dem Auto auf eine mehrtägige Reise zu machen. Da steige ich auch anders ein, als für die Fahrt zum Supermarkt.

Etwas anderes sind Risikobetrachtungen. Die finden aber auf der Ebene der Ratio statt. Das hat mit Angst nichts zu tun.

Ist aber nicht verwunderlich, dass in diesem Strang Angst und Risikobewertung durcheinander gebracht werden. Gerne wird dem Mahner Angst vorgeworfen, damit man sich nicht sachlich mit dem Risiko auseinandersetzen muss.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Laertes »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:14)
Ich frage mich, wieso wir trotz klarer Unterschiede in den Zahlen andere "Gewichte" in der Risikoeinschätzung legen. Gerade das, was eigentlich eher typisch und gewöhnlich ist, wie Rauchen und Alkohol ist auch mit am gefährlichsten. Ist das gar eine Verdrängungsstrategie, die vielleicht sogar einen Sinn hat?
Ein Wort zur Erklärung: Emotionen. Gefahren durch moralisch verwerfliche Taten werden entsprechend der Stärke des Gefühlsechos geschätzt, das sie auslösen. Deswegen ist die Angst vieler Mütter größer, dass ihr Kind auf dem Schulweg von einem Pädophilen entführt wirds, als die Angst es wird Opfer eines Verkehrsunfalls.

Genau das ist ja auch der Mechanismus den etliche Populisten, Demagogen und Hetzer sich zunutze machen.
"Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann."
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von X3Q »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:14)
Ich frage mich, wieso wir trotz klarer Unterschiede in den Zahlen andere "Gewichte" in der Risikoeinschätzung legen. Gerade das, was eigentlich eher typisch und gewöhnlich ist, wie Rauchen und Alkohol ist auch mit am gefährlichsten. Ist das gar eine Verdrängungsstrategie, die vielleicht sogar einen Sinn hat?
Die Risiken durch Rauchen oder Alkohol kann ich steuern. Ich kann mich aktiv gegen oder für das Rauchen oder trinken von Alkohol entscheiden. Das Opfern von terroristischen Anschlägen zurvor eine Wahlmöglichkeit eingeräumt wurde, ist mir neu.

Was aber würde aus der Anerkennung des geringen Risikos für terroristische in Gegensatz zu anderen Risiken Anschläge folgen?

—X
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

X3Q hat geschrieben:(03 Nov 2020, 19:49)

Was aber würde aus der Anerkennung des geringen Risikos für terroristische in Gegensatz zu anderen Risiken Anschläge folgen?

—X
Ich will jetzt nicht den besserwisserischen Diktator spielen, der dann sagt, daraus folgt a), b), c)... ;) Aber ich würde mir eine mehr offene politische Diskussion mit einem rationalen Vergleich zu anderen Risiken (quasi auch im Sinne einer Aufklärung) wünschen und nicht diesen reflexhaften Automatismus, rechtsstaatliche Prinzipien zur Terrorbekämpfung in Frage zu stellen und zu sagen, wir müssen jetzt zig Milliarden für Schutzmaßnahmen ausgeben.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von X3Q »

Wieso besteht überhaupt die Notwendigkeit terroristische Risiken vergleichend zu anderen Risiken zu betrachten?

—X
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von gallerie »

X3Q hat geschrieben:(03 Nov 2020, 20:20)

Wieso besteht überhaupt die Notwendigkeit terroristische Risiken vergleichend zu anderen Risiken zu betrachten?

—X
...weil sie ideologisch begründet sind, also von Menschen gemacht!!!
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

X3Q hat geschrieben:(03 Nov 2020, 20:20)

Wieso besteht überhaupt die Notwendigkeit terroristische Risiken vergleichend zu anderen Risiken zu betrachten?

—X
Wenn es darum geht, Gefahren für das leibliche Leben der Menschen abzuwehren, sollte man schon wissen, wo die größten Gefahren lauern, insbesondere die auch wirklich vermeidbar sind. Da zählt die Gefahr durch einen Terrorangriff zu sterben oder körperlich angegriffen zu werden genauso dazu wie beispielsweise durch andere Gewalttaten oder durch Naturkatastrophen. Umgekehrt müsste man auch sagen, warum man terroristische Risikobewertung völlig anders bewerten sollte, als die anderen genannten Risiken, wenn es um die Rettung von Menschenleben geht.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 20:37)

Wenn es darum geht, Gefahren für das leibliche Leben der Menschen abzuwehren, sollte man schon wissen, wo die größten Gefahren lauern, insbesondere die auch wirklich vermeidbar sind. Da zählt die Gefahr durch einen Terrorangriff zu sterben oder körperlich angegriffen zu werden genauso dazu wie beispielsweise durch andere Gewalttaten oder durch Naturkatastrophen. Umgekehrt müsste man auch sagen, warum man terroristische Risikobewertung völlig anders bewerten sollte, als die anderen genannten Risiken, wenn es um die Rettung von Menschenleben geht.
Die Chance durch den NSU zu sterben ist auch verschwindend gering gewesen. Es hat aber seinen guten Grund Todesursachen unterschiedlich zu gewichten.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 22:03)

Die Chance durch den NSU zu sterben ist auch verschwindend gering gewesen. Es hat aber seinen guten Grund Todesursachen unterschiedlich zu gewichten.
Genau diese Gründe würde ich gerne wissen.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 22:04)

Genau diese Gründe würde ich gerne wissen.
Nun, wenn jemand an den Folgen von hohem Zigarettenkonsum stirbt ist das sein Problem und seine Entscheidung. Wenn jemand aus niederen Beweggründen von jemand anderes ermordet wird ist das nun mal ein anderes Paar Schuhe.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 22:39)

Nun, wenn jemand an den Folgen von hohem Zigarettenkonsum stirbt ist das sein Problem und seine Entscheidung. Wenn jemand aus niederen Beweggründen von jemand anderes ermordet wird ist das nun mal ein anderes Paar Schuhe.
Und wie sieht es beispielsweise mit tödlichen Verkehrsunfällen aus, wenn man im Altersheim an Covid-19 erkrankt und daran stirbt, oder wenn eine Sepsis zu spät erkannt wird, und man nicht mehr helfen kann? Das wäre dann doch auch der zweiten Gruppen der unverschuldeten Fälle zuzuordnen.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von X3Q »

Unglaublich ...

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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 22:43)

Und wie sieht es beispielsweise mit tödlichen Verkehrsunfällen aus, wenn man im Altersheim an Covid-19 erkrankt und daran stirbt, oder wenn eine Sepsis zu spät erkannt wird, und man nicht mehr helfen kann? Das wäre dann doch auch der zweiten Gruppen der unverschuldeten Fälle zuzuordnen.
Nun, in Stuttgart sterben Menschen die von einer Stadtbahn überfahren wurden, in Ludwigsburg nicht weil es dort keine Stadtbahn gibt. Wenn man also ein gewisses Verkehrsmittel zulässt muss man damit rechnen das es Tote gibt. Aber gibt immer Kräfte und Vorschriften die daran arbeiten die Toten/Verletzten so gering wie möglich zu halten. Es ist aber unmöglich zu verhindern das es Tote/Verletzte gibt. Egal ob Bahn, Auto, Flugzeug oder Fahrrad.

Ein Mord aus niederen Beweggründen wird somit eine andere Bewertung zugeordnet, weil es durch nichts zu entschuldigen ist.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Bleibtreu »

X3Q hat geschrieben:(03 Nov 2020, 22:49)

Unglaublich ...
Das dachte ich Vorhin im TerrorAnschlagWienStrang auch schon:
Bleibtreu hat geschrieben:(03 Nov 2020, 16:11)

Dein RechtsVerstaendnis ist erschuetternd :|
Begreifst du immer noch nicht den Unterschied zwischen Versehen/Unfall [Arzt] und der ABSICHT [Terroristen] moeglichst viele Menschen zu Ermorden & zu Verstuemmeln?!
Der dortige Austausch ist scheinbar auch die Ursache fuer diesen Strang im WissenschaftsForum.
X3Q hat geschrieben:(03 Nov 2020, 20:20)
Wieso besteht überhaupt die Notwendigkeit terroristische Risiken vergleichend zu anderen Risiken zu betrachten?
Ist doch StandardRepertoire bei TerrorismusDiskussionen. Um sie zu marginalisieren: Es sterben viel mehr Menschen bei Verkehrsunfaelle, an Rauchen und Alkohol etc pp
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von X3Q »

Bleibtreu hat geschrieben:(03 Nov 2020, 23:17)

Das dachte ich Vorhin im TerrorAnschlagWienStrang auch schon:



Der dortige Austausch ist scheinbar auch die Ursache fuer diesen Strang im WissenschaftsForum.


Ist doch StandardRepertoire bei TerrorismusDiskussionen. Um sie zu marginalisieren: Es sterben viel mehr Menschen bei Verkehrsunfaelle, an Rauchen und Alkohol etc pp
Ist wahrscheinlich eine sich einstellende Nebenwirkung, wenn man als Moderator nahezu jeglichen Diskussionsfaden zu spammt.

—X
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 23:00)

Nun, in Stuttgart sterben Menschen die von einer Stadtbahn überfahren wurden, in Ludwigsburg nicht weil es dort keine Stadtbahn gibt. Wenn man also ein gewisses Verkehrsmittel zulässt muss man damit rechnen das es Tote gibt. Aber gibt immer Kräfte und Vorschriften die daran arbeiten die Toten/Verletzten so gering wie möglich zu halten. Es ist aber unmöglich zu verhindern das es Tote/Verletzte gibt. Egal ob Bahn, Auto, Flugzeug oder Fahrrad.

Ein Mord aus niederen Beweggründen wird somit eine andere Bewertung zugeordnet, weil es durch nichts zu entschuldigen ist.
Mir geht es jetzt nicht um einer Bewertung der Tat an sich. Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass Mord aus niederen Beweggründen zurecht als eine der schwersten Straftaten im Gesetzbuch gesehen wird, was sich auch nicht verjährt. Diese Bewertung ist richtig und wichtig und steht hier nicht zur Debatte.

Ich möchte die Frage mal anders stellen, was sollte das Ziel aus Sicht des Staates sein, wenn es um Menschenleben geht und wie setzt ein Staat seine begrenzten Ressourcen am besten für dieses Ziel ein? Ist da nicht ein Blick in Richtung Risikomanagement, womit man sich zumindest auseinandersetzen muss?
Sören74

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

Bleibtreu hat geschrieben:(03 Nov 2020, 23:17)

Ist doch StandardRepertoire bei TerrorismusDiskussionen. Um sie zu marginalisieren: Es sterben viel mehr Menschen bei Verkehrsunfaelle, an Rauchen und Alkohol etc pp
Ich bin kein Freund von Pauschalurteilen. Wenn jemand eine dezidiert andere Meinung zu einem bestimmten Thema hat, höre ich sie mir erstmal an und versuche sie (soweit es geht) nicht in eine Schublade zu stecken. Weil, obwohl ich vorher völlig anderer Meinung war, kann ich trotzdem etwas dazulernen. Ich begrüße es immer, wenn andere User ähnlich vorgehen. :)
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 23:29)
Ich möchte die Frage mal anders stellen, was sollte das Ziel aus Sicht des Staates sein, wenn es um Menschenleben geht und wie setzt ein Staat seine begrenzten Ressourcen am besten für dieses Ziel ein? Ist da nicht ein Blick in Richtung Risikomanagement, womit man sich zumindest auseinandersetzen muss?
Aber das findet doch schon statt:
- Verkehrsregeln und Kontrolle
- Tempolimits da wo notwendig
- Vorschriften für die Sicherheitseinrichtungen von Autos
- Schulung von Lokführern bezüglich Sicherheit
- Hohe Steuern auf Zigaretten/Alkohol
- Sicherheitsvorschriften für Bahn und Flugverkehr
- Sicherheitsvorschriften für Gebäude (u.a. Brandschutz, Einsturzgefährdung)
- Sicherheitsvorschriften für Hauselektrik, elektrische Geräte
- Etc...

Bei all diesen Punkten hat es immer eine kontinuierliche Verbesserung/Verschärfung gegeben. Irgendwann sind aber auch Grenzen gesetzt bei denen man nicht mehr messbar vorankommt und ein gewisses Risiko hingenommen werden muss. Ansonsten müsste man Autoverkehr verbieten, oder Flugverkehr verbieten, etc...

Eine Diskussion über das Risiko aus niederen Beweggründen ermordet zu werden, nur weil es selten vorkommt, halte ich da für fragwürdig ...
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Sören74

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 23:56)

Aber das findet doch schon statt:
- Verkehrsregeln und Kontrolle
- Tempolimits da wo notwendig
- Vorschriften für die Sicherheitseinrichtungen von Autos
- Schulung von Lokführern bezüglich Sicherheit
- Hohe Steuern auf Zigaretten/Alkohol
- Sicherheitsvorschriften für Bahn und Flugverkehr
- Sicherheitsvorschriften für Gebäude (u.a. Brandschutz, Einsturzgefährdung)
- Sicherheitsvorschriften für Hauselektrik, elektrische Geräte
- Etc...

Bei all diesen Punkten hat es immer eine kontinuierliche Verbesserung/Verschärfung gegeben. Irgendwann sind aber auch Grenzen gesetzt bei denen man nicht mehr messbar vorankommt und ein gewisses Risiko hingenommen werden muss. Ansonsten müsste man Autoverkehr verbieten, oder Flugverkehr verbieten, etc...
Das sehe ich sehr ähnlich.
jack000 hat geschrieben:Eine Diskussion über das Risiko aus niederen Beweggründen ermordet zu werden, nur weil es selten vorkommt, halte ich da für fragwürdig ...
Und gerade das würde ich gerne verstehen, weshalb.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(04 Nov 2020, 00:52)

Das sehe ich sehr ähnlich.
Schön das wir einer ähnlichen Meinung sind ... :)
Und gerade das würde ich gerne verstehen, weshalb.
Deswegen: "das Risiko aus niederen Beweggründen ermordet zu werden"
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
Skeptiker

Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Skeptiker »

Sören74 hat geschrieben:(04 Nov 2020, 00:52)
Das sehe ich sehr ähnlich.

Und gerade das würde ich gerne verstehen, weshalb.
Weil es nicht als unabwendbar gesehen wird. Der „Drops ist noch nicht gelutscht“.
Wohl vielleicht bei denen, die solche Taten gerne ignorieren, nicht aber bei denen, die „Kopfabschneiden für Unterricht“ eben nicht als hinnehmbares Lebensrisiko einstufen - so wie du es scheinbar tust.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Adam Smith »

X3Q hat geschrieben:(03 Nov 2020, 23:23)

Ist wahrscheinlich eine sich einstellende Nebenwirkung, wenn man als Moderator nahezu jeglichen Diskussionsfaden zu spammt.

—X
edit [MOD] Hier sind Meinungen und Begründungen gefragt. Bitte sehr persönliche Anfeindungen zu unterlassen. H2O
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Adam Smith
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Adam Smith »

Erstens versetzt Terror sehr viele Menschen in Todesangst. Hunderte Menschen dürften in Wien Angst um ihr Leben gehabt haben. So etwas liegt bei einem Autounfall z.B. nicht vor.

Zweitens kann ein fehlerhafter Flugzeugtyp schnell zu vielen weiteren toten Menschen führen. Deshalb sind die Menschen hier aufgebrachter, wenn ein Flugzeug abstürzt.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Teeernte »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:14)

Hallo, die Anschläge in den letzten Wochen machen traurig, ohne Frage.

....

Ich frage mich, wieso wir trotz klarer Unterschiede in den Zahlen andere "Gewichte" in der Risikoeinschätzung legen. Gerade das, was eigentlich eher typisch und gewöhnlich ist, wie Rauchen und Alkohol ist auch mit am gefährlichsten. Ist das gar eine Verdrängungsstrategie, die vielleicht sogar einen Sinn hat?
Mann ....immer diese POLITISCHE Propaganda.

Stell Dir vor es währe RECHTER Terror....dann würdst Du ganz andere Töne anstimmen.

TERROR ist TERROR. Egal von welcher Seite.

Hier gibts KEINE Risikoabwägung. Einer ist bereits zu viel.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von H2O »

Wenn Menschen mit Absicht und Heimtücke ermordet werden, dann wird diese Untat seit urdenklichen Zeiten als furchtbares Verbrechen bewertet, das gesühnt werden soll. In unserer Rechtsprechung verjähren solche Taten nie, müssen die Täter also noch knapp vor ihrem natürlichen Ableben vor Gericht Rechenschaft ablegen.

Die Tatsache, daß wir Menschen sterben müssen, ist uns als Menschheit auch seit Urzeiten bewußt.

Wenn ein Mensch durch eigene Unzulänglichkeit stirbt (Sucht, Leichtsinn) nehmen wir das hin.

Sterben durch menschliche Unzulänglichkeit (fehlende Schutzeinrichtungen, Konstruktionsfehler, Leichtsinn) Dritte, dann gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen: Sicherheitseinrichtungen als Norm, Prüfung und Zulassung für den Gebrauch, Bestrafung des Täters.

Den heimtückischen Mord nun in eine Statistik der übrigen Möglichkeiten, sein Leben zu verlieren, einzugliedern, das ist ein Gedanke, auf den man auch erst einmal kommen muß. Ich kann mich damit nicht anfreunden. Die Ausgangsbedingungen für das Schreckliche sind ganz einfach nicht vergleichbar.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Teeernte »

H2O hat geschrieben:(04 Nov 2020, 10:02)

Wenn Menschen mit Absicht und Heimtücke ermordet werden, dann wird diese Untat seit urdenklichen Zeiten als furchtbares Verbrechen bewertet, das gesühnt werden soll. In unserer Rechtsprechung verjähren solche Taten nie, müssen die Täter also noch knapp vor ihrem natürlichen Ableben vor Gericht Rechenschaft ablegen.

Die Tatsache, daß wir Menschen sterben müssen, ist uns als Menschheit auch seit Urzeiten bewußt.

Wenn ein Mensch durch eigene Unzulänglichkeit stirbt (Sucht, Leichtsinn) nehmen wir das hin.

Sterben durch menschliche Unzulänglichkeit (fehlende Schutzeinrichtungen, Konstruktionsfehler, Leichtsinn) Dritte, dann gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen: Sicherheitseinrichtungen als Norm, Prüfung und Zulassung für den Gebrauch, Bestrafung des Täters.

Den heimtückischen Mord nun in eine Statistik der übrigen Möglichkeiten, sein Leben zu verlieren, einzugliedern, das ist ein Gedanke, auf den man auch erst einmal kommen muß. Ich kann mich damit nicht anfreunden. Die Ausgangsbedingungen für das Schreckliche sind ganz einfach nicht vergleichbar.
Auch da noch ein UNTERSCHIED - der TERRORIST bedroht die GESAMTE Bevölkerungzu JEDER ZEIT, (die nicht seiner Ansicht ist ).

Es gibt keinen "Netten" Terroristen !
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von franzmannzini »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 18:14)

Hallo, die Anschläge in den letzten Wochen machen traurig, ohne Frage. Egal wo sie stattfinden. Mitgefühl für die Opfer und Angehörigen. In der Berichterstattung und Kommentaren bin ich aber doch überrascht, wie viel Aufmerksamkeit man den Terroranschlägen widmet und von einer realen Bedrohung spricht. Ich hätte vermutet (und auch gehofft), dass die Covid-19-Pandemie vielleicht auch zu einer Revision unserer gesellschaftlichen Ängste führt. Wenn man eine rein nüchterne Betrachtung heranzieht, dann ist es um ein vielfaches (Faktor 100-1000) wahrscheinlicher, an Covid-19 zu versterben als durch einen Terroranschlag. Das Zahlenverhältnis wird noch größer, wenn man selbst kein Bewohner einer Millionenstadt ist. Selbst für Menschen unter 40 ist die Todesgefahr durch das Virus größer als durch einen Anschlag.

Aber wenn ich die vielen Kommentare lese, könnte man meinen, dass der Terror sprichwörtlich am Schrecken nichts verloren hat, obwohl die Entwicklung der Zahlen eigentlich eine positive Botschaft liefern:

https://www.watson.ch/wissen/schweiz/98 ... man-kennen

In Europa sind in den letzten 30 Jahren nie mehr als 200 Menschen im Jahr Terroropfer geworden. In den letzten 50 Jahren nie mehr als 450. Durch Lockerbie bildet das Jahr 1988 den bisherigen Zwischenrekord.

Ich frage mich, wieso wir trotz klarer Unterschiede in den Zahlen andere "Gewichte" in der Risikoeinschätzung legen. Gerade das, was eigentlich eher typisch und gewöhnlich ist, wie Rauchen und Alkohol ist auch mit am gefährlichsten. Ist das gar eine Verdrängungsstrategie, die vielleicht sogar einen Sinn hat?
Die verschiedene Gewichtung von Sterbensrisiken ist leider dem emotionalen und nicht dem rationalen Empfinden geschuldet.
Wie auch bei radioaktiver Strahlung kann man die Bedrohung nicht sehen, somit scheint vielen Menschen die Bedrohung durch
Terrorismus hoher zu sein, als die von einem unsichtbar agierenden Virus.
Erst wenn der jeweilige Mensch direkt betroffen ist, kommt er in der Realität an, und ändert sein Verhalten.
Der Mensch hat sich leider nicht so weit entwickelt, wie er denkt.
Eigentlich sitzt er immer noch in seiner Höhle und wartet darauf, das ein Blitz einschlägt, damit er Feuer machen kann.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von BlueMonday »

Das eigentliche Problem liegt auch darin, dass die Wirklichkeit des Handelns sich nicht mit "Risiken" ausreichend umfassen lässt, sondern vielmehr Unsicherheit dabei eine große Rolle spielt. Sprich, man weiß nicht vorab mit wievielen Würfeln man überhaupt würfelt, wieviele Seiten jeder dieser Würfel hat, wie oft gewürfelt wird usw. Die Unterscheidung zwischen Fallwahrscheinlichkeit(case probability) vs frequentistischer Wahrscheinlichkeit(class probability). Der Einzelfall ist das Unsichere. Und der Einzelfall, das sind wir jeweils selbst, unser einmalig gegebenes Leben, jeder Moment davon. Und wenn man nun Wahrscheinlichkeiten modelliert über eine große Zahl über diese Einmaligkeiten hinweg, Fälle also, die man als "homogen" ansieht, dann besteht wieder die Frage, ob man mit dieser unterstellten Homogenität wirklich richtig liegt, was man vielleicht übersehen hat und vor allem welche Änderungen und Überraschungen die Zukunft bringt. Also allein mit dem "Risiko" kann man nur argumentieren, wenn man eine völlig gleichbleibende und daher bekannte Welt annimmt.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Occham »

BlueMonday hat geschrieben:(05 Nov 2020, 20:12)

Das eigentliche Problem liegt auch darin, dass die Wirklichkeit des Handelns sich nicht mit "Risiken" ausreichend umfassen lässt, sondern vielmehr Unsicherheit dabei eine große Rolle spielt. Sprich, man weiß nicht vorab mit wievielen Würfeln man überhaupt würfelt, wieviele Seiten jeder dieser Würfel hat, wie oft gewürfelt wird usw. Die Unterscheidung zwischen Fallwahrscheinlichkeit(case probability) vs frequentistischer Wahrscheinlichkeit(class probability). Der Einzelfall ist das Unsichere. Und der Einzelfall, das sind wir jeweils selbst, unser einmalig gegebenes Leben, jeder Moment davon. Und wenn man nun Wahrscheinlichkeiten modelliert über eine große Zahl über diese Einmaligkeiten hinweg, Fälle also, die man als "homogen" ansieht, dann besteht wieder die Frage, ob man mit dieser unterstellten Homogenität wirklich richtig liegt, was man vielleicht übersehen hat und vor allem welche Änderungen und Überraschungen die Zukunft bringt. Also allein mit dem "Risiko" kann man nur argumentieren, wenn man eine völlig gleichbleibende und daher bekannte Welt annimmt.
Mit wenig Reife erlebt man sich gern vielfältig bzw. "würfelt mit vielen würfeln die jeweils unzählbar viele Seiten haben". aber hast du nun viel schlechte Erfahrung, die du zumindest als schlecht empfindest, dann bist zu auch gezwungen Reifer zu werden und dann würfelt man auch nicht mehr so oft. Aber beides gehört zur Persönlichkeit, da gibt es nichts auszumerzen und wenn sich nun die Reifen Persönlichkeiten an den unreiferen orientieren würden, dann wäre viel gewonnen, denn anders rum funktioniert nicht.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Nov 2020, 19:08)

Der Mensch wird das Risiko aber nicht in Relation zur Strecke gewichten.
Ich kenne die Statistik nicht im Detail, aber ich denke 2h Flugzeit sind lebensgefährlicher als 2h Autofahrt.
Also das glaube ich ja eher nicht. Bei einem gegebenen grundsätzlichen Unfallrisiko pro Augenblick ändert sich an den relativen Risiken doch erstmal nix, wenn man die Zeitlängen erhöht.

Es können natürlich Ermüdungserscheinungen in Betracht kommen. Die sind aber bei einem Otto-Normal-Autofahrer ganz gewiss beträchtlicher als in einem Flugzeug oder einem ICE.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(05 Nov 2020, 20:12)

Das eigentliche Problem liegt auch darin, dass die Wirklichkeit des Handelns sich nicht mit "Risiken" ausreichend umfassen lässt, sondern vielmehr Unsicherheit dabei eine große Rolle spielt. Sprich, man weiß nicht vorab mit wievielen Würfeln man überhaupt würfelt, wieviele Seiten jeder dieser Würfel hat, wie oft gewürfelt wird usw. Die Unterscheidung zwischen Fallwahrscheinlichkeit(case probability) vs frequentistischer Wahrscheinlichkeit(class probability). Der Einzelfall ist das Unsichere. Und der Einzelfall, das sind wir jeweils selbst, unser einmalig gegebenes Leben, jeder Moment davon. Und wenn man nun Wahrscheinlichkeiten modelliert über eine große Zahl über diese Einmaligkeiten hinweg, Fälle also, die man als "homogen" ansieht, dann besteht wieder die Frage, ob man mit dieser unterstellten Homogenität wirklich richtig liegt, was man vielleicht übersehen hat und vor allem welche Änderungen und Überraschungen die Zukunft bringt. Also allein mit dem "Risiko" kann man nur argumentieren, wenn man eine völlig gleichbleibende und daher bekannte Welt annimmt.
In diesem typischen Fall "Autoverkehr" sind wir eben keine Einzelfälle mehr. Es ist wirklich kein Problem, sich eine genau quantifizierte Risikowahrscheinlichkeit zu berechnen oder zu besorgen, wie hoch die Unfalltodwahrscheinlichkeit ist, wenn ich so und so alt bin, dort und dort wohne und um die und die Uhrzeit ins Auto steige. Es steigen aber eben noch zig andere Leute ins Auto. Ganz offensichtlich alles andere als ein Einzelfall. Opfer eines Terroranschlags zu werden ist oder wäre aber natürlich klarerweise ein Einzelfall. Unabhängig von den tatsächlichen Wahrscheinlichkeitswerten wird man einen solchen Einzelfall insofern als tragisch ansehen, weil man ihn als EInzelfall als eigentlich irgendwie verhinderbar ansieht. Während das "ins Auto steigen" quasi als eigentlich gar nicht verhinderbarer Normalfall angesehen wird. Das was alle oder scheinbar alle irgdendwie machen gewinnt eine wahrgenommene überproportionale Risikofreiheit einfach dadurch, dass es eben alle machen.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Nov 2020, 20:52)

Also das glaube ich ja eher nicht. Bei einem gegebenen grundsätzlichen Unfallrisiko pro Augenblick ändert sich an den relativen Risiken doch erstmal nix, wenn man die Zeitlängen erhöht.

Es können natürlich Ermüdungserscheinungen in Betracht kommen. Die sind aber bei einem Otto-Normal-Autofahrer ganz gewiss beträchtlicher als in einem Flugzeug oder einem ICE.
Es ging in dem Fall um Flugangst. „Risiko“ war in dem Sinne das falsche Wort. Eher hätte es „Risikoempfinden“ heißen müssen.
Der Angst ist es egal wieviel Kilometer sie als Belohnung geschenkt bekommt. Wenn ich Angst vor dem Absturz habe, dann egal ob ich nach München oder nach Melbourne fliege.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von ThorsHamar »

Sören74 hat geschrieben:(03 Nov 2020, 22:04)

Genau diese Gründe würde ich gerne wissen.
Es wird eben instinktiv unterschiedlich wahrgenommen, ob ein technisches Unglück passiert oder eine grundsätzliche Gefahr für die Gesellschaft besteht.
Deshalb ist da Mathematik keine wirkliche Hilfe, denn die jeweilige Bewertung ist eine Sache der individuellen Gewichtung.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Sören74 »

ThorsHamar hat geschrieben:(05 Nov 2020, 22:39)

Es wird eben instinktiv unterschiedlich wahrgenommen, ob ein technisches Unglück passiert oder eine grundsätzliche Gefahr für die Gesellschaft besteht.
Deshalb ist da Mathematik keine wirkliche Hilfe, denn die jeweilige Bewertung ist eine Sache der individuellen Gewichtung.
Könnte man da nicht die individuelle Gewichtung ein stückweit mit Hilfe der Mathematik verschieben? Ich weiß, dass Ängste eine Emotion sind und nicht dem direkten Denken zugänglich. Aber ähnlich wie bei einer Angstkrankheit kann man lernen, mit ihnen umzugehen. Und so könnte man auch lernen, mehr auf die berechneten Risiken zu schauen.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von ThorsHamar »

Sören74 hat geschrieben:(05 Nov 2020, 23:19)

Könnte man da nicht die individuelle Gewichtung ein stückweit mit Hilfe der Mathematik verschieben? Ich weiß, dass Ängste eine Emotion sind und nicht dem direkten Denken zugänglich. Aber ähnlich wie bei einer Angstkrankheit kann man lernen, mit ihnen umzugehen. Und so könnte man auch lernen, mehr auf die berechneten Risiken zu schauen.
... das kann man sicher, z.b. mit Hilfe von Schnaps ... :cool:
Im Ernst: Man kann natürlich Ängste und Bewertungen beeinflussen, in alle möglichen Richtungen, aktiv und passiv.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von Keinen_Faschismus! »

Sören74 hat geschrieben:(05 Nov 2020, 23:19)
Könnte man da nicht die individuelle Gewichtung ein stückweit mit Hilfe der Mathematik verschieben? Ich weiß, dass Ängste eine Emotion sind und nicht dem direkten Denken zugänglich. Aber ähnlich wie bei einer Angstkrankheit kann man lernen, mit ihnen umzugehen. Und so könnte man auch lernen, mehr auf die berechneten Risiken zu schauen.
Gute Fragen!
Warum nehmen denn manche durch Terrorangriffe eine grundsätzliche Gefahr für die Gesellschaft an?
Bei den wesensverwandten Amokläufen ist die Reaktion zwar auch stark aber weit weniger heftig und vor allem wird keine grundsätzliche Gefahr für die Gesellschaft angenommen.

Vielleicht ist die Ursache tribalistisches Denken, welches bei manchen die Emotionalität weitaus heftiger anspricht.
„Vorsicht da ist jemand aus einem anderen Stamm der aggressiv ist“
Ich kann mir vorstellen, dass es ähnliche Effekte bei Verfeindeten Fußballfans gibt.
Wenn jemand aus dem „eigenen“ Club aggressiv wird, wird das dann von manchen Fußballfans vermutlich ganz anders (emotional nicht so heftig) wahrgenommen, wie wenn jemand von einem „anderen“ Club aggressiv wird.
„Ist ja nur unser Horst, der ist halt so“

Wenn das stimmt kommt aber gleich die nächste Frage: woher kommt bei manchen dieses tribalistische Denken und lässt sich dieses abmildern/entfernen?
Ich denke diese „Identitäre Bewegung“ präsentiert ihr psychologisches Problem bereits in ihrem Namen: „Identität“
Die empfundene Identität ist vermutlich die Basis für tribalistisches Denken. Darum quatscht ein Kubiçek vermutlich auch so viel vom „eigenen“.

Damit hätte man wohl auch gleich ein logisches Werkzeug um dieses tribalistische Denken zu entfernen:
Dekonstruktion der Identität

Wenn dann die Zugehörigkeit zu einer Gruppe nicht mehr empfunden wird, wird es manchen Menschen auch klarer Fakten zu sehen.
Dann ist es plötzlich nicht mehr „unser“ Horst vom Fußballclub xy der da gerade einen wehrlosen Menschen zusammenschlägt sondern einfach „ein“ Horst. Und die Bereitschaft dem wehrlosen Menschen zu helfen steigt rapide. Obwohl sich objektiv nichts geändert hat, sondern nur die Identität und empfundene Gruppenzugehörigkeit.

Wie kann man also die Identität der „Deutschen“so dekonstruieren, dass die „Deutschen“ den Islam nicht mehr als Gefahr betrachten (denn das ist die Ursache für die heftigen Reaktionen nach dem islamistischen Terrorangriff), sondern ihn nüchtern als Religion analog zum Christentum sehen, was er ja auch ist?

Wie könnte man den vierten Schritt der Dekonstruktion in der Praxis dort anwenden?
Vielleicht so:
„Islam und Christentum sind abrahamitische Brüder“
Also Anstelle von:
„Unsere Religion ist christlich“
Ein:
„Unsere Religion ist abrahamitisch“
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von H2O »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(06 Nov 2020, 05:00)

Gute Fragen!
Warum nehmen denn manche durch Terrorangriffe eine grundsätzliche Gefahr für die Gesellschaft an?
Bei den wesensverwandten Amokläufen ist die Reaktion zwar auch stark aber weit weniger heftig und vor allem wird keine grundsätzliche Gefahr für die Gesellschaft angenommen.

Vielleicht ist die Ursache tribalistisches Denken, welches bei manchen die Emotionalität weitaus heftiger anspricht.
„Vorsicht da ist jemand aus einem anderen Stamm der aggressiv ist“
Ich kann mir vorstellen, dass es ähnliche Effekte bei Verfeindeten Fußballfans gibt.
Wenn jemand aus dem „eigenen“ Club aggressiv wird, wird das dann von manchen Fußballfans vermutlich ganz anders (emotional nicht so heftig) wahrgenommen, wie wenn jemand von einem „anderen“ Club aggressiv wird.
„Ist ja nur unser Horst, der ist halt so“

Wenn das stimmt kommt aber gleich die nächste Frage: woher kommt bei manchen dieses tribalistische Denken und lässt sich dieses abmildern/entfernen?
Ich denke diese „Identitäre Bewegung“ präsentiert ihr psychologisches Problem bereits in ihrem Namen: „Identität“
Die empfundene Identität ist vermutlich die Basis für tribalistisches Denken. Darum quatscht ein Kubiçek vermutlich auch so viel vom „eigenen“.

Damit hätte man wohl auch gleich ein logisches Werkzeug um dieses tribalistische Denken zu entfernen:
Dekonstruktion der Identität

Wenn dann die Zugehörigkeit zu einer Gruppe nicht mehr empfunden wird, wird es manchen Menschen auch klarer Fakten zu sehen.
Dann ist es plötzlich nicht mehr „unser“ Horst vom Fußballclub xy der da gerade einen wehrlosen Menschen zusammenschlägt sondern einfach „ein“ Horst. Und die Bereitschaft dem wehrlosen Menschen zu helfen steigt rapide. Obwohl sich objektiv nichts geändert hat, sondern nur die Identität und empfundene Gruppenzugehörigkeit.

Wie kann man also die Identität der „Deutschen“so dekonstruieren, dass die „Deutschen“ den Islam nicht mehr als Gefahr betrachten (denn das ist die Ursache für die heftigen Reaktionen nach dem islamistischen Terrorangriff), sondern ihn nüchtern als Religion analog zum Christentum sehen, was er ja auch ist?

Wie könnte man den vierten Schritt der Dekonstruktion in der Praxis dort anwenden?
Vielleicht so:
„Islam und Christentum sind abrahamitische Brüder“
Also Anstelle von:
„Unsere Religion ist christlich“
Ein:
„Unsere Religion ist abrahamitisch“
Eine sehr grobe Vereinfachung unserer schrecklichen Eigenheiten. Der Mörder mordet ja, weil wir ganz genau nicht seiner Gesinnung entsprechen. Viele Worte um nichts!
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von IQ1/0 »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(06 Nov 2020, 05:00)
Wie kann man also die Identität der „Deutschen“so dekonstruieren, dass die „Deutschen“ den Islam nicht mehr als Gefahr betrachten
Hochinteressant ist hier (bei all dem leeren Geschwätz dieses Beitrags) nur eines: würde man im Forum "eine Dekonstruktion der muslimischen Identität" fordern, würde der Strang umgehend gelöscht und der User gesperrt. So wie man auch den Papst im vollgepissten Gewand zeigen darf, von Linken sehr gerne gesehen, von den selben Leuten aber sehr viel Verständnis für die "Unerträglichkeit von Mohammed-Karikaturen" gezeigt wird.
Lächerlich, auf welche Weise man noch immer - noch dazu voller Selbstverachtung - vorgeht.
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Re: Wieso werden Risiken so unterschiedlich bewertet?

Beitrag von ThorsHamar »

Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(06 Nov 2020, 05:00)

Gute Fragen!
Warum nehmen denn manche durch Terrorangriffe eine grundsätzliche Gefahr für die Gesellschaft an? .....
...weil damit genau die Intention des Terroristen erkannt wurde.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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