EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

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Atalanttore
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EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Atalanttore »

Anstatt für reiche Länder wie Norwegen, Island, die Schweiz oder auch Liechtenstein attraktiv zu sein, schielen arme Länder wie Nordmazedonien, Albanien, das Kosovo und gar die Ukraine auf einen EU-Beitritt. Bei diesen Entwicklungsländern, die kaum ihr eigenes Staatsgebiet fähig und einigermaßen korruptionsfrei verwalten können, ist für eine Union halb so groß wie die VR China kaum ein Mehrwert zu erkennen.

Seit der EU-Osterweiterung 2004 hat sich leider auch herauskristallisiert, dass osteuropäische Länder die EU eher als bedingungslosen Geldgeber betrachten (und auch dementsprechend behandeln) und weniger als Werte- oder gar Solidargemeinschaft.

Weshalb konzentriert sich die EU bei zukünftigen Beitrittskandidaten weiterhin auf arme Länder?

Pechschwarzer Humor am Rande: In der Ukraine gibt es keine blühenden, sondern strahlende Landschaften. :D
Audi
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Audi »

Arbeitskräfte. Gut gebildet und hart im Nehmen. Die meisten stressigen billig Jobs machen Osteuropäer. Ukraine wird ein zu großer Brocken
Trevor
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Trevor »

Atalanttore hat geschrieben:(10 Apr 2020, 21:39)

Anstatt für reiche Länder wie Norwegen, Island, die Schweiz oder auch Liechtenstein attraktiv zu sein,
Weshalb konzentriert sich die EU bei zukünftigen Beitrittskandidaten weiterhin auf arme Länder?
Die Schweiz und Liechtenstein sind teilweise finazieller Offshore-Zonen und davon profitieren. EU Mitgliedschaft und EU Regeln würden nur gefärden ihre Einkommen.

schielen arme Länder wie Nordmazedonien, Albanien, das Kosovo und gar die Ukraine auf einen EU-Beitritt. Bei diesen Entwicklungsländern, die kaum ihr eigenes Staatsgebiet fähig und einigermaßen korruptionsfrei verwalten können, ist für eine Union halb so groß wie die VR China kaum ein Mehrwert zu erkennen.

Seit der EU-Osterweiterung 2004 hat sich leider auch herauskristallisiert, dass osteuropäische Länder die EU eher als bedingungslosen Geldgeber betrachten (und auch dementsprechend behandeln) und weniger als Werte- oder gar Solidargemeinschaft.
In dieser Staaten sind die Situation nicht viel schlimmer, sogar vielleiht in etwas besser als in Rumänien, Bulgarien oder Griechenland und so weiter, die schon lange EU Mitglieder sind und die kaum ihr eigenes Staatsgebiet fähig und einigermaßen korruptionsfrei verwalten können.

Es ist wenig wahrscheinlich, die EU wird Ukraine Mitgliedschaft anbieten, sogar wenn das Land reich und korruptionfrei wäre. Frankreich und Deutschland brauchen keine Konkurrenten in der EU. Nur mit Poland haben sie viele Pobleme .

Ukraine selbst braucht nicht das EU-Staat Modell.

Das EU Modell ist nutzlos, sogar schädlich fur das Land, welches auf einer Seite de facto im Krieg mit Putinsreich ist. Auf anderer seite würden echte Reformen bedeuten ein Krieg gegen Oligarchen, die auf dem Staat parasitieren, gerichtlich System privatieseren, und am schlimmsten meisten Oligarchen mit Moskau politisch und wirtschaftlich verbundet sind.

Um diese zwei Kriege zu gewinnen braucht man außerordentliche Maßnahmen anzuwenden, die mit EU-Staat Modell nicht kompatibel sind

Sudkorea, Taiwan, Singapore, Israel sind mehr passiernde Vorbilder, um sich zu nehmen. Diese Länder entwickelten sich vom dritten zum ertsen Welt wärend kurzer Zeit, und erreichte es in einer feindliche politiche/militarische Umgebung.
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sünnerklaas
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von sünnerklaas »

Atalanttore hat geschrieben:(10 Apr 2020, 21:39)

Seit der EU-Osterweiterung 2004 hat sich leider auch herauskristallisiert, dass osteuropäische Länder die EU eher als bedingungslosen Geldgeber betrachten (und auch dementsprechend behandeln) und weniger als Werte- oder gar Solidargemeinschaft.

Weshalb konzentriert sich die EU bei zukünftigen Beitrittskandidaten weiterhin auf arme Länder?
Stichworte sind:
1) Geopolitik. Die Aussicht auf eine Vollmitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft (EG) und der NATO war ein ehernes Versprechen aus dem Kalten Krieg. Die Osteuropäischen Staaten sind Siegestrophäen.
2) Billige Arbeitskräfte. Wachstum kann nur noch durch Senkung der Produktionskosten und da nur noch durch Lohnsenkungen erreicht werden.
3) Standortvorteil Gedmangel. Osteuropäische Staaten sind finanziell sehr klamm. Sie sind auf ausländisches Geld existenziell angewiesen. Wer aber zahlt, bestimmt, welche wirtschafts- und wirtschaftsstandorpolitische Musik in den Ländern gespielt wird. Orban und Kaczynski werden sich nicht einmal ansatzweise trauen, da Widerworte zu geben. Sobald es ans Geld geht, wird ganz schnell gekuscht. Gibt dazu einige Beispiele...
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H2O
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von H2O »

Atalanttore hat geschrieben:(10 Apr 2020, 21:39)

Anstatt für reiche Länder wie Norwegen, Island, die Schweiz oder auch Liechtenstein attraktiv zu sein, schielen arme Länder wie Nordmazedonien, Albanien, das Kosovo und gar die Ukraine auf einen EU-Beitritt. Bei diesen Entwicklungsländern, die kaum ihr eigenes Staatsgebiet fähig und einigermaßen korruptionsfrei verwalten können, ist für eine Union halb so groß wie die VR China kaum ein Mehrwert zu erkennen.

Seit der EU-Osterweiterung 2004 hat sich leider auch herauskristallisiert, dass osteuropäische Länder die EU eher als bedingungslosen Geldgeber betrachten (und auch dementsprechend behandeln) und weniger als Werte- oder gar Solidargemeinschaft.

Weshalb konzentriert sich die EU bei zukünftigen Beitrittskandidaten weiterhin auf arme Länder?

Pechschwarzer Humor am Rande: In der Ukraine gibt es keine blühenden, sondern strahlende Landschaften. :D
Sie mißverstehen die EU als Wirtschaftsgemeinschaft; das ist leider auch bei einigen Neuzugängen von 2004 so zu beobachten.

Die EU ist aus den bitteren Lehren des 1. und 2. Weltkriegs entstanden, in denen sich die Völker Europas zerfleischten. Eine Antwort darauf war die UNO als Verein der Siegermächte gegen die gerade erst vernichtend geschlagenen Achsenmächte. Dem folgte die Gründung der NATO als Schutzbündnis gegen die aufstrebende Macht der Sowjetunion und des kommunistischen Machtbereichs. Die Westeuropäer wollten ihre Wirtschaften durch sehr enge Zusammenarbeit voran bringen... was ihnen auch gelang. Außerdem gelang ihnen, jedem für sich, sehr ordentlich funktionierende Demokratien zu entwickeln, also ein gemeinsames Wertegerüst her zu stellen., praktisch also eine Wertegemeinschaft.

Das ist mit den "Konversionsstaaten" des ehemaligen kommunistischen Machtbereichs nicht durchweg in gleicher Weise gelungen. Die haben offensichtlich ein anderes Bild einer funktionierenden Gemeinschaft, das in den alten EU-Partnerstaaten zu großer Enttäuschung und Ärger über falsch investierte EU-Milliarden führt. Es wäre logisch, diese so anders empfindenden Staaten in einem Sonderbündnis an die EU an zu gliedern, so daß sie an der wirtschaftlichen Entwicklung des Westens teilnehmen können, aber auf die politische Entwicklung der EU keinen Einfluß haben können. Das ist aus meiner Sicht das Versäumnis der EU: Man hielt damals nicht für möglich, daß bestimmte Erfahrungen aus der kommunistischen Herrschaftszeit in der neuen Zeit noch Wirkung entfalten ... siehe Korruption, Oligarchen, Umbau des Rechtswesens, Personenkult...

Das Bild der EU als Wirtschaftsbündnis ist ein Mißverständnis. In einem reinen Wirtschaftsbündnis hätte es nie und nimmer eine gemeinsame Währung, ein gemeinsames Parlament, eine gemeinsame Kommission (Regierung) und eine 2. Kammer (EU-Ministerrat) geben dürfen. Dieser Weg wird von den Neuzugängen durch Vertragsverletzungen erschwert und kaum erreichbar gemacht. Irgendwann kommt die bittere Stunde, daß daraus Folgen für die EU erwachsen... vermutlich eine Spaltung in ein Kerneuropa und locker angegliederte Wirtschaftspartner dieses Kerns.
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Orbiter1
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Orbiter1 »

Atalanttore hat geschrieben:(10 Apr 2020, 21:39)

Anstatt für reiche Länder wie Norwegen, Island, die Schweiz oder auch Liechtenstein attraktiv zu sein, schielen arme Länder wie Nordmazedonien, Albanien, das Kosovo und gar die Ukraine auf einen EU-Beitritt. Bei diesen Entwicklungsländern, die kaum ihr eigenes Staatsgebiet fähig und einigermaßen korruptionsfrei verwalten können, ist für eine Union halb so groß wie die VR China kaum ein Mehrwert zu erkennen.

Seit der EU-Osterweiterung 2004 hat sich leider auch herauskristallisiert, dass osteuropäische Länder die EU eher als bedingungslosen Geldgeber betrachten (und auch dementsprechend behandeln) und weniger als Werte- oder gar Solidargemeinschaft.

Weshalb konzentriert sich die EU bei zukünftigen Beitrittskandidaten weiterhin auf arme Länder?
Gemäß Artikel 49 des EU-Vertrages hat jeder europäische Staat das Recht einen Antrag auf Mitgliedschaft in der EU zu stellen. Das machen dann logischerweise alle Staaten für die eine Mitgliedschaft eine Verbesserung gegenüber ihrem aktuellen Status bedeuten würde (= Nettoempfänger). Alle Staaten für die eine Mitgliedschaft eine Verschlechterung bedeuten würde (= Nettozahler) stellen logischerweise keinen Aufnahmeantrag.
Pechschwarzer Humor am Rande: In der Ukraine gibt es keine blühenden, sondern strahlende Landschaften. :D
Vor der Aufnahme der Ukraine muss man sich nicht fürchten, die Wahrscheinlichkeit dass die EU bereits vor diesem Zeitpunkt zerfällt ist ziemlich hoch.
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oga
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von oga »

Atalanttore hat geschrieben:(10 Apr 2020, 21:39)
Bei diesen Entwicklungsländern, die kaum ihr eigenes Staatsgebiet fähig und einigermaßen korruptionsfrei verwalten können, ist für eine Union halb so groß wie die VR China kaum ein Mehrwert zu erkennen.
Mal eine Detailfrage am Rande: Meist Du, dass Korruption im Gründungsmitglied Italien weniger verbreitet ist, als in Osteuropa? :?:
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Orbiter1 »

oga hat geschrieben:(09 May 2020, 23:46)

Mal eine Detailfrage am Rande: Meist Du, dass Korruption im Gründungsmitglied Italien weniger verbreitet ist, als in Osteuropa? :?:
Gemäß dem Korruptionsindex von Transparency International sind die baltischen Staaten sowie Polen und Tschechien weniger korrupt als Italien, die restlichen Osteuropastaaten sind teilweise deutlich korrupter (z. B. Rumänien, Ungarn und Bulgarien).
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Atalanttore »

Orbiter1 hat geschrieben:(09 May 2020, 23:25)
Vor der Aufnahme der Ukraine muss man sich nicht fürchten, die Wahrscheinlichkeit dass die EU bereits vor diesem Zeitpunkt zerfällt ist ziemlich hoch.
Behauptungen über den Zerfall der EU werden regelmäßig von unterschiedlichen Quellen mit unterschiedlichen politischen Absichten verbreitet.

Wie kommst du zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit eines Zerfalls der EU vor einem Beitritt der Ukraine "ziemlich hoch" ist?
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von H2O »

Wie kommst du zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit eines Zerfalls der EU vor einem Beitritt der Ukraine "ziemlich hoch" ist?
Es gibt etliche Gründe dafür. Zum schwerwiegendsten Ablehnungsgrund gegen die Ukraíne gehören offene Gebietsforderungen gegen Rußland. Auch wenn ich meine, daß die Ukraine dafür keinerlei Verantwortung trägt: Eine der Voraussetzungen für Aufnahme in die EU sind sichere Grenzen ohne gegenseitige Gebietsanforderungen. Sehen Sie heute einen mittelfristigen oder langfristigen Zeitpunkt, zu dem dieses Bedingung erfüllt ist?

Blickt man zurück auf Zypern, dann ist die EU erpreßt und betrogen worden. Die Inseltürken hatten sich für eine Wiedervereinigung der Insel zu einem Staat ausgesprochen. Dann sind die Inselgriechen auf Gegenkurs gegangen. Eine getrennte Insel mit gegenseitigen Gebietsansprüchen... geht gar nicht. Dann hatte Griechenland die "Osterweiterung" mit seinem Veto verhindern wollen. Die Osterweiterung schien der EU so wichtig, daß sie einlenkte: Republik Zypern in der EU. Die Griechen haben uns das gedankt mit dem Beitritt zum Euro... :mad2: Den Rest kennen Sie bestimmt.
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Arcturus
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Arcturus »

oga hat geschrieben:(09 May 2020, 23:46)

Mal eine Detailfrage am Rande: Meist Du, dass Korruption im Gründungsmitglied Italien weniger verbreitet ist, als in Osteuropa? :?:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Korrupt ... mungsindex
Der Index soll die wahrgenommene Korruption darstellen. Er ist also explizit kein direktes Maß für die tatsächlich stattfindende Korruption, sondern bildet die Meinung der Befragten über angenommene Korruption ab. Diese Meinung kann auf persönlichen Erfahrungen mit Korruption beruhen. Sie kann jedoch auch beispielsweise durch sensationsheischende Presseberichte über spektakuläre Korruptionsfälle beeinflusst sein. Dies gilt auch als wesentlicher Kritikpunkt am CPI.
Man sollte diesen Korruptionsindex auch nicht allzu ernst nehmen.
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oga
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von oga »

Arcturus hat geschrieben:(10 May 2020, 20:12)

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Korrupt ... mungsindex

Man sollte diesen Korruptionsindex auch nicht allzu ernst nehmen.
Sowie ich das gelesen habe, wird dieser Korruptionsindex aufgrund von Umfragen gemacht, also je mehr die befragten über Korruption jammern, umso höher steigt der Index.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Arcturus »

oga hat geschrieben:(10 May 2020, 20:23)

Sowie ich das gelesen habe, wird dieser Korruptionsindex aufgrund von Umfragen gemacht, also je mehr die befragten über Korruption jammern, umso höher steigt der Index.
Über angebliche Korruption - da sind wir Italiener wohl Marktführer.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von oga »

Arcturus hat geschrieben:(10 May 2020, 20:58)

Über angebliche Korruption - da sind wir Italiener wohl Marktführer.
Aber die Konkurrenz schläft nicht. :D
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Arcturus »

oga hat geschrieben:(10 May 2020, 21:02)

Aber die Konkurrenz schläft nicht. :D
Wir tuen alles, um die Pole Position zu halten :D
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Orbiter1
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Orbiter1 »

Atalanttore hat geschrieben:(10 May 2020, 14:42)

Behauptungen über den Zerfall der EU werden regelmäßig von unterschiedlichen Quellen mit unterschiedlichen politischen Absichten verbreitet.

Wie kommst du zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit eines Zerfalls der EU vor einem Beitritt der Ukraine "ziemlich hoch" ist?
Neben den Gründen die H2O bereits nannte sollte man sich im klaren sein dass noch nicht einmal ein im Jahr 2014 geschlossenes Assoziierungsabkommen zwischen der Ukraine und der EU von allen EU-Staaten ratifiziert wurde. Die Niederlande haben sich in einer Volksabstimmung mit über 60% gegen das Assoziierungsabkommen ausgesprochen. Die Aufnahme der Ukraine in die EU ist dann noch einmal eine ganz andere Nummer und wäre wohl nur möglich wenn Volksabstimmungen über die Aufnahme weiterer EU-Staaten verboten werden. Wie demokratisch ist so eine EU? Und selbst der ehemalige EU-Kommissionspräsident und Erweiterungsfetischist Juncker meinte im Jahr 2016 dass die Ukraine in den nächsten 20 bis 25 Jahren mit Sicherheit kein EU-Mitglied werden kann.

Ob es die EU noch in 20 bis 25 Jahren gibt wage ich zu bezweifeln. Die steckt in der mit Abstand tiefsten Krise ihrer Geschichte. Um nur mal ein paar Punkte zu nennen.
- Es gibt noch nicht einmal den Hauch einer gemeinsamen Vorstellung wohin sich die EU entwickeln soll.
- In der Vergangenheit haben D und F die EU vorangetrieben. Auch hier gibt es keine gemeinsame Position
- Für viele Entscheidungen der EU ist Einstimmigkeit im Ministerrat erforderlich. Das macht eine EU mit immer mehr Mitgliedern immer handlungsunfähiger. Eine einzige populistische oder nationalistische Regierung reicht schon aus.
- Die EU als Werte- und Rechtsgemeinschaft wird sturmreif geschossen. Bisher vor allem von Polen und Ungarn aber letzte Woche ist auch das Bundesverfassungsgericht entsprechend aktiv geworden. Verstöße können wegen Einstimmigkeit bei Sanktionen gar nicht mehr geahndet werden.
- Ende Januar hat mit GB eines der wirtschaftlich stärksten Mitglieder und der zweitgrößte Nettozahler die EU verlassen
- Bereits heute total überschuldete Eurostaaten werden durch die zusätzlichen Billionen Euro für Rettungs- und Konjunkturpakete die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöst wurden noch viel überschuldeter. Wer soll diese Schulden am Ende bezahlen?
- Die Corona-Pandemie hat gezeigt dass es mit der Gemeinschaft und Solidarität nicht weit her ist. Grenzen sind nach wie vor geschlossen.
- Eine Einigung über den EU-Haushalt der Jahre 2021 bis 2027 ist noch nicht einmal im Ansatz erkennbar

Nach meiner Überzeugung wird die EU an der Summe dieser Hürden scheitern. Ich sehe auch keine politischen Persönlichkeiten die das Projekt EU weitertreiben könnten. Es gibt ein paar Interessenblöcke deren Ziele vollkommen konträr sind, mehr aber auch nicht. Ich gehe davon aus dass die Rechtsgemeinschaft immer weiter geschwächt wird, Fehlverhalten wird nicht mehr sanktioniert und bald werden weitere Mitglieder die EU verlassen. Und schließen sich vielleicht im kleineren Kreis wieder zusammen.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von zollagent »

Orbiter1 hat geschrieben:(10 May 2020, 22:01)

Neben den Gründen die H2O bereits nannte sollte man sich im klaren sein dass noch nicht einmal ein im Jahr 2014 geschlossenes Assoziierungsabkommen zwischen der Ukraine und der EU von allen EU-Staaten ratifiziert wurde. Die Niederlande haben sich in einer Volksabstimmung mit über 60% gegen das Assoziierungsabkommen ausgesprochen. Die Aufnahme der Ukraine in die EU ist dann noch einmal eine ganz andere Nummer und wäre wohl nur möglich wenn Volksabstimmungen über die Aufnahme weiterer EU-Staaten verboten werden. Wie demokratisch ist so eine EU? Und selbst der ehemalige EU-Kommissionspräsident und Erweiterungsfetischist Juncker meinte im Jahr 2016 dass die Ukraine in den nächsten 20 bis 25 Jahren mit Sicherheit kein EU-Mitglied werden kann.

Ob es die EU noch in 20 bis 25 Jahren gibt wage ich zu bezweifeln. Die steckt in der mit Abstand tiefsten Krise ihrer Geschichte. Um nur mal ein paar Punkte zu nennen.
- Es gibt noch nicht einmal den Hauch einer gemeinsamen Vorstellung wohin sich die EU entwickeln soll.
- In der Vergangenheit haben D und F die EU vorangetrieben. Auch hier gibt es keine gemeinsame Position
- Für viele Entscheidungen der EU ist Einstimmigkeit im Ministerrat erforderlich. Das macht eine EU mit immer mehr Mitgliedern immer handlungsunfähiger. Eine einzige populistische oder nationalistische Regierung reicht schon aus.
- Die EU als Werte- und Rechtsgemeinschaft wird sturmreif geschossen. Bisher vor allem von Polen und Ungarn aber letzte Woche ist auch das Bundesverfassungsgericht entsprechend aktiv geworden. Verstöße können wegen Einstimmigkeit bei Sanktionen gar nicht mehr geahndet werden.
- Ende Januar hat mit GB eines der wirtschaftlich stärksten Mitglieder und der zweitgrößte Nettozahler die EU verlassen
- Bereits heute total überschuldete Eurostaaten werden durch die zusätzlichen Billionen Euro für Rettungs- und Konjunkturpakete die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöst wurden noch viel überschuldeter. Wer soll diese Schulden am Ende bezahlen?
- Die Corona-Pandemie hat gezeigt dass es mit der Gemeinschaft und Solidarität nicht weit her ist. Grenzen sind nach wie vor geschlossen.
- Eine Einigung über den EU-Haushalt der Jahre 2021 bis 2027 ist noch nicht einmal im Ansatz erkennbar

Nach meiner Überzeugung wird die EU an der Summe dieser Hürden scheitern. Ich sehe auch keine politischen Persönlichkeiten die das Projekt EU weitertreiben könnten. Es gibt ein paar Interessenblöcke deren Ziele vollkommen konträr sind, mehr aber auch nicht. Ich gehe davon aus dass die Rechtsgemeinschaft immer weiter geschwächt wird, Fehlverhalten wird nicht mehr sanktioniert und bald werden weitere Mitglieder die EU verlassen. Und schließen sich vielleicht im kleineren Kreis wieder zusammen.
Genau letzteres erwarte ich eigentlich auch. Aber dafür muß niemand die EU verlassen. Die EU-Verträge verbieten schließlich nicht engere Zusammenarbeit von EU-Mitgliedern, ebensowenig, daß diese unter sich eine Einigung vorantreiben.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Orbiter1 »

zollagent hat geschrieben:(11 May 2020, 09:07)

Genau letzteres erwarte ich eigentlich auch. Aber dafür muß niemand die EU verlassen. Die EU-Verträge verbieten schließlich nicht engere Zusammenarbeit von EU-Mitgliedern, ebensowenig, daß diese unter sich eine Einigung vorantreiben.
Und welche der genannten Probleme könnte man mit ihrem Ansatz lösen? Das erste, aber nur zum Teil. Der Rest bleibt ungelöst.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(11 May 2020, 09:07)

Genau letzteres erwarte ich eigentlich auch. Aber dafür muß niemand die EU verlassen. Die EU-Verträge verbieten schließlich nicht engere Zusammenarbeit von EU-Mitgliedern, ebensowenig, daß diese unter sich eine Einigung vorantreiben.
Naja, Sie haben beide Recht! Ich meine, daß man nur mit dem Prinzip "Einstimmigkeit" im Ministerrat den Vertrag von Lissabon schließen konnte. Es ist also nicht möglich, daß die Mehrheit von 27 Partnern beschließt, daß die EU vertieft werden sollte... also eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftsunion bilden soll. Nummer 28 kann das verhindern. Die Briten hätten seinerzeit niemals etwas anderes unterschrieben. Daß heute dadurch auch vertragsverletzende Maßnahmen in Partnerstaaten ungesühnt bleiben... daran hatte damals niemand gedacht.

Der Euro als Gemeinschaftswährung sollte die Europäische Einigung voran bringen. Natürlich hatte man schon 1985 erkannt, daß sich daraus fast das Gegenteil entwickeln könnte... nur war die Hoffnung auf europäische Solidarität größer als das Mißtrauen in die bekannten Verhaltensweisen der Inflationsstaaten, die damit ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellten. Tja, nun haben wir den Salat. Irgend jemand muß nachrechnen, ob die Vorteile der gemeinsamen Währung die Nachteile überwiegen, die durch fortgesetzte Verletzung der ausgehandelten Regeln die Gemeinschaft der Eurostaaten schädigen. So lange diese Frage mit ja oder jein zu beantworten ist, werden wir wohl diesen Kleister kauen müssen. Kommt ein deutliches Nein dabei heraus, dann sollte Schluß mit Lustig sein. Man hätte von den BVG-Richtern diese Mühe erwarten können, bevor sie den EuGH anpinkelten. Jetzt liegt das Kind im Brunnen... und Frau von der Leyen hat schon ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik angekündigt, sehr zur Freude der Sünder in Ungarn und Polen. Je nachdem die Eingangsfrage: "Lohnt sich das ungleiche Geschäft für die Bundesrepublik noch?" entschieden werden kann, sollte die Bundesrepublik Härte beweisen und den Euro gemeinsam mit jenen Partnern verlassen, die sich in gleicher Weise geschädigt erkennen. Genug ist genug!

Das "lohnt sich" ist eine sehr politische Frage, denn die Schäden eines Ausbruchs aus der Gemeinschaft können allseits sehr groß werden. Aber eine EU, in der die Mehrheit entscheidet, was Deutschland zu bezahlen hat, sehe ich nicht als zukunftsfeste Gemeinschaft. Das muß schon noch ein Geben und Nehmen sein. Genau über dieses ausgewogene Verhältnis müssen wir Klarheit gewinnen.... und zähnknirschend zahlen oder wutentbrannt die Bücher zuklappen.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von frems »

Atalanttore hat geschrieben:(10 Apr 2020, 21:39)
Weshalb konzentriert sich die EU bei zukünftigen Beitrittskandidaten weiterhin auf arme Länder?
Das hast Du Dir doch weitestgehend selbst beantwortet. Einzelne Staaten haben ein Interesse und andere nicht. Warum sollte man sich auf letztere konzentrieren?

Davon abgesehen sind die genannten Beispiele recht unglücklich, da sie an der EU bzw. vielen Institutionen Europa mitwirken. So ist Norwegen Teil des Binnenmarktes, beteiligt sich finanziell an den EU-Töpfen, übernimmt Europarecht, gewährt die Grundfreiheiten (inkl. Personenfreizügigkeit) etc. pp. Eine formelle Vollmitgliedschaft würde etwas mehr Geld kosten, aber relativ wenig Einfluss bedeuten. Daher ist man nur ein de facto 80%-Mitglied, aber nicht isoliert und desinteressiert.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von aleph »

Audi hat geschrieben:(10 Apr 2020, 22:05)

Arbeitskräfte. Gut gebildet und hart im Nehmen. Die meisten stressigen billig Jobs machen Osteuropäer. Ukraine wird ein zu großer Brocken
Sicherlich kein so großer, wie die Türkei, deren Beitritt man schon vor 30 Jahren wollte.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von aleph »

frems hat geschrieben:(12 May 2020, 15:07)

Das hast Du Dir doch weitestgehend selbst beantwortet. Einzelne Staaten haben ein Interesse und andere nicht. Warum sollte man sich auf letztere konzentrieren?

Davon abgesehen sind die genannten Beispiele recht unglücklich, da sie an der EU bzw. vielen Institutionen Europa mitwirken. So ist Norwegen Teil des Binnenmarktes, beteiligt sich finanziell an den EU-Töpfen, übernimmt Europarecht, gewährt die Grundfreiheiten (inkl. Personenfreizügigkeit) etc. pp. Eine formelle Vollmitgliedschaft würde etwas mehr Geld kosten, aber relativ wenig Einfluss bedeuten. Daher ist man nur ein de facto 80%-Mitglied, aber nicht isoliert und desinteressiert.
Interessanter Ansatzpunkt, wie könnte man die eu für reiche Länder attraktiver machen? Zumal reiches Zahlerland derzeit ausfällt und austritt.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von frems »

aleph hat geschrieben:(12 May 2020, 15:20)

Interessanter Ansatzpunkt, wie könnte man die eu für reiche Länder attraktiver machen? Zumal reiches Zahlerland derzeit ausfällt und austritt.
Durch Britenrabatt und Opt-outs ist das jetzt nicht so dramatisch, wenn ein Dauerblockierer wegfällt. Und man wird ja sehen, an welchen Institutionen das schwächelnde Land in Zukunft partizipieren möchte. Ich glaube nicht, dass man nur eine lose Assoziation anstrebt wie z.B. Moldawien. Davon ab sind ja fast alle reichen Staaten Europas bereits Mitglieder, während sich einstige Armenhäuser wie z.B. im Baltikum sich wirtschaftlich annähern.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(10 May 2020, 22:01)

Neben den Gründen die H2O bereits nannte sollte man sich im klaren sein dass noch nicht einmal ein im Jahr 2014 geschlossenes Assoziierungsabkommen zwischen der Ukraine und der EU von allen EU-Staaten ratifiziert wurde. Die Niederlande haben sich in einer Volksabstimmung mit über 60% gegen das Assoziierungsabkommen ausgesprochen. Die Aufnahme der Ukraine in die EU ist dann noch einmal eine ganz andere Nummer und wäre wohl nur möglich wenn Volksabstimmungen über die Aufnahme weiterer EU-Staaten verboten werden. Wie demokratisch ist so eine EU? Und selbst der ehemalige EU-Kommissionspräsident und Erweiterungsfetischist Juncker meinte im Jahr 2016 dass die Ukraine in den nächsten 20 bis 25 Jahren mit Sicherheit kein EU-Mitglied werden kann.

Ob es die EU noch in 20 bis 25 Jahren gibt wage ich zu bezweifeln. Die steckt in der mit Abstand tiefsten Krise ihrer Geschichte. Um nur mal ein paar Punkte zu nennen.
- Es gibt noch nicht einmal den Hauch einer gemeinsamen Vorstellung wohin sich die EU entwickeln soll.
- In der Vergangenheit haben D und F die EU vorangetrieben. Auch hier gibt es keine gemeinsame Position
- Für viele Entscheidungen der EU ist Einstimmigkeit im Ministerrat erforderlich. Das macht eine EU mit immer mehr Mitgliedern immer handlungsunfähiger. Eine einzige populistische oder nationalistische Regierung reicht schon aus.
- Die EU als Werte- und Rechtsgemeinschaft wird sturmreif geschossen. Bisher vor allem von Polen und Ungarn aber letzte Woche ist auch das Bundesverfassungsgericht entsprechend aktiv geworden. Verstöße können wegen Einstimmigkeit bei Sanktionen gar nicht mehr geahndet werden.
- Ende Januar hat mit GB eines der wirtschaftlich stärksten Mitglieder und der zweitgrößte Nettozahler die EU verlassen
- Bereits heute total überschuldete Eurostaaten werden durch die zusätzlichen Billionen Euro für Rettungs- und Konjunkturpakete die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöst wurden noch viel überschuldeter. Wer soll diese Schulden am Ende bezahlen?
- Die Corona-Pandemie hat gezeigt dass es mit der Gemeinschaft und Solidarität nicht weit her ist. Grenzen sind nach wie vor geschlossen.
- Eine Einigung über den EU-Haushalt der Jahre 2021 bis 2027 ist noch nicht einmal im Ansatz erkennbar

Nach meiner Überzeugung wird die EU an der Summe dieser Hürden scheitern. Ich sehe auch keine politischen Persönlichkeiten die das Projekt EU weitertreiben könnten. Es gibt ein paar Interessenblöcke deren Ziele vollkommen konträr sind, mehr aber auch nicht. Ich gehe davon aus dass die Rechtsgemeinschaft immer weiter geschwächt wird, Fehlverhalten wird nicht mehr sanktioniert und bald werden weitere Mitglieder die EU verlassen. Und schließen sich vielleicht im kleineren Kreis wieder zusammen.
Zu dem Deutschland vermutlich nicht gehören wird. Der jüngste Eklat BVerfG versus EuGH hat regelrechte Schockwellen ausgelöst. Nicht zuletzt auch einfach wegen der Sprache, der Tonalität ... eine Ohrfeige für die europäische Idee und ein schöner Tag für die AfD und ihre Bruder- und Schwesterparteien.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 May 2020, 11:15)

Zu dem Deutschland vermutlich nicht gehören wird.
Ganz bestimmt wird Deutschland nicht zu einer Kern-EU gehöhren. Wer will schon etwas mit einem Land zu tun haben das die größte Volkswirtschaft Europas ist, die meisten Arbeitsplätze stellt, der größte Absatzmarkt ist, die meisten Auslandsinvestitionen tätigt, usw. … Vermutlich stürzen sich alle auf die bettelarmen, korrupten Westbalkanstaaten um mal zu zeigen wie man daraus in kürzester Zeit wohlhabende, grundehrliche Gesellschaften machen kann. Da wünsche ich schon mal Viel Erfolg!
Der jüngste Eklat BVerfG versus EuGH hat regelrechte Schockwellen ausgelöst. Nicht zuletzt auch einfach wegen der Sprache, der Tonalität ... eine Ohrfeige für die europäische Idee und ein schöner Tag für die AfD und ihre Bruder- und Schwesterparteien.
Ja, das Bundesverfassungsgericht bleibt auch nach 70 Jahren an der Seite der Bundesbürger die Institution mit dem größten Vertrauen und scheut sich auch nicht auf Defizite der europäischen Institutionen hinzuweisen. Darf es auch. Nein, muß es auch. Irgendwann erreicht das Überdehnen von Verträgen halt mal einen Punkt der nicht mehr von diesen Verträgen abgedeckt ist.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von TheManFromDownUnder »

frems hat geschrieben:(12 May 2020, 15:34)

Durch Britenrabatt und Opt-outs ist das jetzt nicht so dramatisch, wenn ein Dauerblockierer wegfällt. Und man wird ja sehen, an welchen Institutionen das schwächelnde Land in Zukunft partizipieren möchte. Ich glaube nicht, dass man nur eine lose Assoziation anstrebt wie z.B. Moldawien. Davon ab sind ja fast alle reichen Staaten Europas bereits Mitglieder, während sich einstige Armenhäuser wie z.B. im Baltikum sich wirtschaftlich annähern.
Es ist offensichtlich das wie aus diesem Beitrag hervorgeht die Mehrheit die EU als einen Wirtschaftsklub ansehen.

Dabei waere es fuer Europa und seine Staaten sowie fuer die Welt von Bedeutung wenn die EU nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ideologisch und militaerisch sich als Weltmacht sehen und als solche handeln wuerde. Baluauegig glauben mehr Italiener das China eine freundliche Nation ist als Deutschland. ( so gelesen im Spiegel) Warum?

Das ist offensichtlich. Die USA, die wir immer als Sicherheitsgarant betrachteten zerfaellt unter Trump. Russland unter Putin ist weiterhin eine Gefahr wenn auch nicht weniger abgenutzt als die USA.Auisserdem wird China als eine friedliche Macht, die allen hilft und mit allen handelt angesehn! Der Chinese lacht!

Der neue Freund China ist das Problem. China hat uns alle durch unseren Hunger nach billigen Produktionen und seiner Pseudo kapitalistischen Politik in eine Art Abhaengigkeit gebracht. Phase 1 des Planes der CCP. In 2016 68 deutsche Firmen wurden von china gekauft, ein Jahr spaeter weitere 57. Diese Investionen waren hauptsaechlich im engineering und technology Bereich, Firmen wie KUKA die fuehrend in Robotics sind.

Phase 2 die Belt & Road Initiative der CCP. Nichts anderes als Laender in finazielle und politische Abhaengigkeit von Peking zu treiben.

Phase 3 In der Zeit von Corona wo die USA, dank Trump weitgehenst nicht mehr handlungsfaehig sind, Russland ebenfalls und die Europaer einen wirtschaftlichen Truemmerhaufen beseitigen (so wie die meisten laender) muessen sieht China seine Chance.

Die Art und Weise wie China Mittel Staaten wie Australien bullied weil sie es wagen ueber den Ursprung Coronas fragen zu stellen ist ohne Beispiel. Aggresive ist milde ausgedrueckt. Die Art wie jetzt China die Demokratie Bewegung in Hong Kong zu ersticken versucht ist ohne Ruecksicht und ohne Furcht von Konseqenzen. Die Welt hat weder die kraft nocht die Macht dem entgegenzuwirken. Was kommt als naechstes??? Annexion von Taiwan???? Nicht auszuschliessen.

OK etwas abseits vom Themenstrang aber solange Meenschen in Europa ihr Europa als eine Wirtschaftsgemeinschaft verstehen und nicht als ein vereinter Kontinent mit gemeinsamen Idealen und Willen weltweit verantwortung zu uebernehmen dann ist Scheitern auf dem Plan.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(22 May 2020, 11:40)

Ganz bestimmt wird Deutschland nicht zu einer Kern-EU gehöhren. Wer will schon etwas mit einem Land zu tun haben das die größte Volkswirtschaft Europas ist, die meisten Arbeitsplätze stellt, der größte Absatzmarkt ist, die meisten Auslandsinvestitionen tätigt, usw. …
Unter anderem für letzteres braucht es pragmatisch gesehen eine auf Wirtschaftstätigkeit ausgerichtete Staatengemeinschaft. Freier Waren- und Personenverkehr. Zollfreiheit. Ungehinderte Geschäfts- und Wirtschaftstätigkeit. Und sonst nicht viel mehr. Dahin wird es wohl mit der EU laufen. Ich bewerte das persönlich weder positiv noch negativ. Einfach realistisch.
„Die deutsche Wirtschaft ist sehr zufrieden mit der Wirtschaftspolitik Orbáns“, sagt Gabriel Brennauer von der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Außenhandelskammer. Dem Ministerpräsidenten ginge es darum, eine wettbewerbsfähige, exportorientierte Wirtschaft aufzubauen. Gerade für das produzierende Gewerbe aus Deutschland gebe es dabei klare Vorteile. Die Politik sei in letzter Zeit weniger „erratisch“, aus ungarischer Sicht sogar konsistent, so Brennauer.
Dafür braucht es weder ein Kern-Europa noch irgendwelche hochfliegenden europäischen "Ideen". Es braucht dafür noch nichtmal Demokratien, Pressefreiheit und Gewaltenteilung. Traurig aber wahr.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 May 2020, 12:24)

Unter anderem für letzteres braucht es pragmatisch gesehen eine auf Wirtschaftstätigkeit ausgerichtete Staatengemeinschaft. Freier Waren- und Personenverkehr. Zollfreiheit. Ungehinderte Geschäfts- und Wirtschaftstätigkeit. Und sonst nicht viel mehr. Dahin wird es wohl mit der EU laufen. Ich bewerte das persönlich weder positiv noch negativ. Einfach realistisch.

Dafür braucht es weder ein Kern-Europa noch irgendwelche hochfliegenden europäischen "Ideen". Es braucht dafür noch nichtmal Demokratien, Pressefreiheit und Gewaltenteilung. Traurig aber wahr.
Das kann man alles auch ganz gut finden. Nur sollte die EU dann abgewickelt werden. Die braucht man dann nur noch für den gemeinsamen Markt. Nichts mehr mit EuGH und Bologna und Forschung und Regionalförderung und Nettozahler und Staatsfinanzierung durch die EZB und gemeinsame Sicherheitspolitik und "Wertegemeinschaft" usw usf. Das Gedöhns stört doch bloß beim Arbeiten.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(23 May 2020, 22:49)

Das kann man alles auch ganz gut finden. Nur sollte die EU dann abgewickelt werden. Die braucht man dann nur noch für den gemeinsamen Markt. Nichts mehr mit EuGH und Bologna und Forschung und Regionalförderung und Nettozahler und Staatsfinanzierung durch die EZB und gemeinsame Sicherheitspolitik und "Wertegemeinschaft" usw usf. Das Gedöhns stört doch bloß beim Arbeiten.
So ist es, und die entsprechende Organisation gibt es bereits seit 60 Jahren. Das ist die Europäische Freihandelsassoziation EFTA. Da sind jetzt nur noch Island, Liechtenstein, die Schweiz und Norwegen mit dabei. Früher z. B. auch GB, Österreich, Finnland und Schweden bevor sie Mitglied der EU wurden. Wäre doch die ideale Organisation für die ganzen EU-Mitglieder die nichts mit den Werten der EU zu tun haben wollen und sich dann weiter ungestört dem Aufbau autokratischer Staatssysteme und korrupten Geschäften widmen könnten, aber trotzdem von den vier Freiheiten des Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs profitieren möchten. Übrig bleibt dann noch eine Kern-EU.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(23 May 2020, 23:44)

So ist es, und die entsprechende Organisation gibt es bereits seit 60 Jahren. Das ist die Europäische Freihandelsassoziation EFTA. Da sind jetzt nur noch Island, Liechtenstein, die Schweiz und Norwegen mit dabei. Früher z. B. auch GB, Österreich, Finnland und Schweden bevor sie Mitglied der EU wurden. Wäre doch die ideale Organisation für die ganzen EU-Mitglieder die nichts mit den Werten der EU zu tun haben wollen und sich dann weiter ungestört dem Aufbau autokratischer Staatssysteme und korrupten Geschäften widmen könnten, aber trotzdem von den vier Freiheiten des Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs profitieren möchten. Übrig bleibt dann noch eine Kern-EU.
Ja, die bestehende EU könnte man so abwickeln. Aber ich fürchte, die in Erwartung größerer Gemeinsamkeiten zugestandenen Wohltaten in der bestehenden EU werden diesen Weg versperren: Kein Leistungsempfänger wird auf leicht verdientes Geld verzichten wollen, wenn die Nettozahler der EU etwa auf Freiwilligkeit setzen möchten... was übrigens ein Merkmal der bestehenden EU ist.

So entsteht auf Dauer ein Gefühl des Überdrusses bei jenen, die diese Mittel erwirtschaften und bereit stellen, und ein Gefühl der Bevormundung bei jenen, die auf diese Mittel nicht verzichten möchten (vielleicht auch gar nicht verzichten können!). So bleibt kein anderer Weg in eine bessere EU als die Entschlossenheit der Willigen, sich zu weiterer Übertragung von Staatlichkeit auf die Kerngemeinschaft durch zu ringen.

Also kein Rausschmiß, sondern ein gemeinschaftliche Veränderung der Mitgliedschaft der Willigen. Darum müssen die Willigen niemanden bitten. Die EU-Verträge sehen ausdrücklich weitergehende Zusammenschlüsse von Partnern vor.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(24 May 2020, 07:21)

Ja, die bestehende EU könnte man so abwickeln. Aber ich fürchte, die in Erwartung größerer Gemeinsamkeiten zugestandenen Wohltaten in der bestehenden EU werden diesen Weg versperren: Kein Leistungsempfänger wird auf leicht verdientes Geld verzichten wollen, wenn die Nettozahler der EU etwa auf Freiwilligkeit setzen möchten... was übrigens ein Merkmal der bestehenden EU ist.

So entsteht auf Dauer ein Gefühl des Überdrusses bei jenen, die diese Mittel erwirtschaften und bereit stellen, und ein Gefühl der Bevormundung bei jenen, die auf diese Mittel nicht verzichten möchten (vielleicht auch gar nicht verzichten können!). So bleibt kein anderer Weg in eine bessere EU als die Entschlossenheit der Willigen, sich zu weiterer Übertragung von Staatlichkeit auf die Kerngemeinschaft durch zu ringen.
DLF-Journalist Peter Kapern im Februar anlässlich des EU-Haushaltgsgipfels:
„Man ahnt, was der deutsche Michel am Stammtisch dazu sagt: 'Wir sind nicht Europas Zahlmeister!', so hört man es bereits durch den Bierdunst schallen. Und der Michel hat damit Recht, aber anders, als er glaubt. Denn die Rechnung, die mantrahaft wiederholt wird, ist falsch. Sie lässt nämlich völlig außer Acht, wie sehr unser Land von der EU profitiert. Auf 170 Milliarden Euro belaufen sich für Deutschland die volkswirtschaftlichen Gewinne durch den Binnenmarkt - und zwar Jahr für Jahr. Anders ausgedrückt: Wir verdienen uns an der EU dumm und dämlich.“
"Wir" - das sind im Wesentlichen die, die sich in der EU als sogenannte "Geberländer" sehen. Für das Geben und Nehmen gibt es zwei wesentliche Gebiete: Agrarpolitik und Infrastruktur. Ersteres ist ein Thema für sich. Zweiteres: Die Infrastruktur-Netto-Überschusse der Geber in Richtung Nehmer wandern zu großen Teilen in Autobahnen, auf denen die in Ostmitteleuropa produzierten (und inzwischen auch entwickelten) Güter abtransportiert werden, an denen sich die sogenannten "Geber" (Heuchler!!) dumm und dämlich verdienen.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 May 2020, 17:11)

"Wir" - das sind im Wesentlichen die, die sich in der EU als sogenannte "Geberländer" sehen. Für das Geben und Nehmen gibt es zwei wesentliche Gebiete: Agrarpolitik und Infrastruktur. Ersteres ist ein Thema für sich. Zweiteres: Die Infrastruktur-Netto-Überschusse der Geber in Richtung Nehmer wandern zu großen Teilen in Autobahnen, auf denen die in Ostmitteleuropa produzierten (und inzwischen auch entwickelten) Güter abtransportiert werden, an denen sich die sogenannten "Geber" (Heuchler!!) dumm und dämlich verdienen.
Ja, die zweit- und drittgrößten EU-Geberländer, das sind Frankreich und Italien, sind richtige Heuchler. Die Studie vom Institut für Weltwirtschaft die für Deutschland einen "Gewinn" von 170 Mrd € jährlich für die EU-Mitgliedschaft ausweist kommt bei Frankreich auf einen "Gewinn" von 87 Mrd € und für Italien von 66 Mrd € jährlich. Und jetzt tun die beiden so als ob sie unter der EU leiden würden und hilfsbedürftig wären. Richtige Heuchler diese beiden großen Geberländer. Da haben sie recht.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(23 May 2020, 22:49)

Das kann man alles auch ganz gut finden. Nur sollte die EU dann abgewickelt werden. Die braucht man dann nur noch für den gemeinsamen Markt. Nichts mehr mit EuGH und Bologna und Forschung und Regionalförderung und Nettozahler und Staatsfinanzierung durch die EZB und gemeinsame Sicherheitspolitik und "Wertegemeinschaft" usw usf. Das Gedöhns stört doch bloß beim Arbeiten.
Auch die EFTA hatte zu ihren Zeiten Streitfragen und festgelegte Erledigungswege.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von Wähler »

H2O hat geschrieben:(24 May 2020, 07:21)
Also kein Rausschmiß, sondern ein gemeinschaftliche Veränderung der Mitgliedschaft der Willigen. Darum müssen die Willigen niemanden bitten. Die EU-Verträge sehen ausdrücklich weitergehende Zusammenschlüsse von Partnern vor.
In bestimmten Politikfeldern wird es auch solche mehrheitlichen Zusammenschlüsse von Willigen geben. Auf dem Feld der Finanzpolitik herrscht bekanntlich nach wie vor das Prinzip der Einstimmigkeit und daran wird sich ohne einen klaren Abschied vom Nationalstaatsprinzip wohl auch nichts ändern. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes hat hier bereits für die Geldpolitik der EZB Grenzziehungen vorgenommen.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von schokoschendrezki »

Etwas so Positives wie das akademische Austauschprogramm ERASMUS bauen sich Europa-Enthusiasten wie ich von selbst und von unten. Solange nur grundsätzlich Personen- und Warenfreizügigkeit gewährleistet ist. Ohne Macron oder Merkel. Ohne europäische Kommission als "Hüterin der Verträge" (was für ein mittelalterlich kllingender Begriff!)

Irgendwann hat jemand mal die Legende über eine angebliche EU-Regelungen von Kondommindestrgößen in Umlauf gebracht. Dieser jemand ist heute Premierminister in einem ausgeschiedenen EU-Staat, der als einer der wichtigsten West-Mächte gilt und täglich in der Presse zitiert wird. Während die Erfinderin des Erasmus-Programms, die italienische Erziehungswissenschaftlerin Corradi noch nichtmal in der deutschen Wikipedia erscheint. Fuck offizielle EU-Instanzen!
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 May 2020, 18:25)

Etwas so Positives wie das akademische Austauschprogramm ERASMUS bauen sich Europa-Enthusiasten wie ich von selbst und von unten. Solange nur grundsätzlich Personen- und Warenfreizügigkeit gewährleistet ist. Ohne Macron oder Merkel. Ohne europäische Kommission als "Hüterin der Verträge" (was für ein mittelalterlich kllingender Begriff!)

Irgendwann hat jemand mal die Legende über eine angebliche EU-Regelungen von Kondommindestrgößen in Umlauf gebracht. Dieser jemand ist heute Premierminister in einem ausgeschiedenen EU-Staat, der als einer der wichtigsten West-Mächte gilt und täglich in der Presse zitiert wird. Während die Erfinderin des Erasmus-Programms, die italienische Erziehungswissenschaftlerin Corradi noch nichtmal in der deutschen Wikipedia erscheint. Fuck offizielle EU-Instanzen!
Es gibt ja auch andere Programme, IAESTE, RISE, GoEAST, alle mit Geld vom Staat unterstützt und mit vielen tausend ehrenamtlichen Helfern. Erasmus ist vielleicht nicht relevant genug.
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Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 18:35)

Es gibt ja auch andere Programme, IAESTE, RISE, GoEAST, alle mit Geld vom Staat unterstützt und mit vielen tausend ehrenamtlichen Helfern. Erasmus ist vielleicht nicht relevant genug.
Die Frage ist, wie relevant Staaten und Institutionen sind.

Bei großen Kulturveranstaltungen zum Beispiel. Das Musikfestival Sziget in Budapest wird weder von der EU noch gar von der ungarischen Regierung unterstützt. Von letzterer sogar als "linksverseucht" mit allen Mitteln bekämpft. Europa von unten!
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 May 2020, 19:08)

Die Frage ist, wie relevant Staaten und Institutionen sind.

Bei großen Kulturveranstaltungen zum Beispiel. Das Musikfestival Sziget in Budapest wird weder von der EU noch gar von der ungarischen Regierung unterstützt. Von letzterer sogar als "linksverseucht" mit allen Mitteln bekämpft. Europa von unten!
Ist bei uns auch so. Die lokale Polizei bedrängt Festivals wie Fusion seit Jahren, immer neue Auflagen und Übergriffe, immer wieder Generalverdacht. Zuletzt wollten sie sogar eine Wache im Festgelände aufbauen.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von H2O »

imp hat geschrieben:(25 May 2020, 19:12)

Ist bei uns auch so. Die lokale Polizei bedrängt Festivals wie Fusion seit Jahren, immer neue Auflagen und Übergriffe, immer wieder Generalverdacht. Zuletzt wollten sie sogar eine Wache im Festgelände aufbauen.
Eine etwas merkwürdige Sicht auf unsere Polizeikräfte, meine ich. Warum die Polizei ausgrenzen... sie ist doch Teil unserer Gesellschaft, sollte also auch auf Veranstaltungen mit Festivalcharakter als ein Element der gemeinsamen Ordnung gesehen werden. So schimmert da eine gewisse Feindseligkeit gegenüber unserer Polizei durch. Was veranlaßt dazu?
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(31 May 2020, 08:18)

Eine etwas merkwürdige Sicht auf unsere Polizeikräfte, meine ich. Warum die Polizei ausgrenzen... sie ist doch Teil unserer Gesellschaft, sollte also auch auf Veranstaltungen mit Festivalcharakter als ein Element der gemeinsamen Ordnung gesehen werden. So schimmert da eine gewisse Feindseligkeit gegenüber unserer Polizei durch. Was veranlaßt dazu?
Polizisten dürfen gern an Musikfestivals teilnehmen, sie werden nicht ausgegrenzt. Ein Ticket können sie online erwerben. Schusswaffen und martialische Montur werden aus Sicherheitsgründen im Allgemeinen nicht gestattet.

Die Festivals laufen bereits seit Jahren mit guten Sicherheitsauflagen und einer sehr vertretbaren Bilanz an Problemen. Es ist nicht nötig, hier den Frieden zu stören durch das oft sehr konfrontative Auftreten Auftreten geschlossener Züge. Das kriegen die Veranstalter in Eigenregie besser hin.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von H2O »

imp hat geschrieben:(31 May 2020, 08:44)

Polizisten dürfen gern an Musikfestivals teilnehmen, sie werden nicht ausgegrenzt. Ein Ticket können sie online erwerben. Schusswaffen und martialische Montur werden aus Sicherheitsgründen im Allgemeinen nicht gestattet.

Die Festivals laufen bereits seit Jahren mit guten Sicherheitsauflagen und einer sehr vertretbaren Bilanz an Problemen. Es ist nicht nötig, hier den Frieden zu stören durch das oft sehr konfrontative Auftreten Auftreten geschlossener Züge. Das kriegen die Veranstalter in Eigenregie besser hin.
Das will doch hoffentlich niemand; wozu einen Frieden stören, wenn er doch besteht? Dennoch finde ich es merkwürdig, die Polizei als Gegner wahr zu nehmen. Dafür kann durchaus die Polizeiführung verantwortlich sein... vielleicht, weil die ihre Rolle mißversteht. Aber das ist aus meiner Sicht grundsätzlich ein Fehler.

Ich möchte mich jederzeit mit höflichen Worten und voller Vertrauen an die Beamten wenden können, wenn ich nicht mehr weiter weiß, ich mich bedroht fühle. Dieses Grundvertrauen wird durch geplante Ausgrenzung gestört.
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Re: EU als Sehnsuchtsort für arme, aber nicht für reiche Länder

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(31 May 2020, 09:52)

Das will doch hoffentlich niemand; wozu einen Frieden stören, wenn er doch besteht? Dennoch finde ich es merkwürdig, die Polizei als Gegner wahr zu nehmen. Dafür kann durchaus die Polizeiführung verantwortlich sein... vielleicht, weil die ihre Rolle mißversteht. Aber das ist aus meiner Sicht grundsätzlich ein Fehler
Im wünschenswerten Fall ist die Polizei da, weil Probleme da sind oder absehbar sind. Im Falle der Festivals ist der Schutz von Anwohnern oder Teilnehmern vor gefährlichem Leichtsinn geboten, etwa vor Alkoholfahrten bei An- und Abreise, bei Fehlverhalten außerhalb des Festgeländes, wo die eigene Feierlaune mit den Erfordernissen des Alltagslebens kollidiert. Auch gegen intensive Kontrollen auf den Anreisewegen, etwa bezüglich Rauschmitteln, unverzollten Spirituosen und Tabakwaren usw, wird es kaum Einwände geben.

Nicht wünschenswert sind alle Situationen, in denen Konfrontationen durch Präsenz und Verhalten unserer Freunde in Blau begünstigt werden und man nicht mehr gewiss sein kann, ob die Präsenz nicht erst ihren nachträglichen Grund geliefert hat. Bei allem Drama, Herzschmerz, Exzess und bisweilen Kontrollverlust sind die Musikfestivals ganz überwiegend Orte, an denen Menschen freiwillig sind um Spaß zu haben und ihr ansonsten geordnetes Leben in kontrollierter Weise etwas zu lockern. Die Selbstmoderation ist dabei ganz verblüffend und widerspricht den typischen Annahmen, die wir über das Stören und gestörtwerden haben. Einerseits gibt es eine gewisse Toleranz gegenüber dem begrenzten Fehlverhalten vieler. Andererseits haben die Teilnehmer gemeinsam und die Vertreter der Veranstalter die wenigen Fälle, in denen grobes Fehlverhalten vorliegt oder Gewalt ins Spiel kommt, ganz gut im Griff. Der fallweise Rückgriff auf die Polizei in Extremfällen oder die Übergabe von Problemkandidaten an die Behörden finden selbstverständlich statt. Es handelt sich also keineswegs um eine generelle Absage der Zusammenarbeit, wenn Veranstalter die Polizei lieber draußen als drinnen haben.
Ich möchte mich jederzeit mit höflichen Worten und voller Vertrauen an die Beamten wenden können, wenn ich nicht mehr weiter weiß, ich mich bedroht fühle. Dieses Grundvertrauen wird durch geplante Ausgrenzung gestört.
Das möchte ich auch. Derzeit erscheint mir die Polizei gelegentlich fehlverwendet. Ob die Hintergründe politisch sind, ob es an einer veränderten Ausbildung liegt oder an Karriereambitionen einzelner Polizeiführer, das ist für mich schwer zu durchschauen und im Grunde auch nicht wichtig. Man kann darauf nur sehr bedingt einwirken.
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