Quo vadis, DB?

Moderator: Moderatoren Forum 4

Benutzeravatar
Milady de Winter
Beiträge: 14777
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 16:37
user title: Weiß wie Schnee, rot wie Blut

Quo vadis, DB?

Beitrag von Milady de Winter »

Edit: dieser Strang ist ein „Spin-off“ aus dem Strang „Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt“, da sich die Diskussion dort ab meinem Beitrag hier sehr spitz in Richtung DEUTSCHE BAHN entwickelt hat. Der Strang dient folglich der Diskussion rund um die DB, den Status Quo, aber auch die Frage, wohin sich die BAHN zukünftig entwickelt - mit allen Pros und Cons.

+++++++++++++++++++

Dazu - fast völlig wertfrei - nur mal ein Beispiel aus der DB: anders als in Indien fahren überfüllte Züge (ich spreche hier vom ICE) nicht. Ist der ICE zu voll, und das heißt, haben zu viele Personen einen Stehplatz, dann bleibt der Zug so lange im Bahnhof, bis eine adäquate Zahl an Passagieren wieder ausgestiegen ist. Das kommt in letzter Zeit öfter mal vor. Ich bin kein Experte, und ich gehe davon aus, dass das ggf. auch nur den ICE bzw. IC betrifft (wegen der Geschwindigkeit?), aber wenn bei all den Problemen, die regelmäßig im Betrieb der DB auftreten, dann auch noch mehr Personen vom Flugverkehr oder der Straße auf den Schienenverkehr ausweichen sollen... Gute Nacht.
Zuletzt geändert von Milady de Winter am Sa 11. Jan 2020, 21:10, insgesamt 1-mal geändert.
- When he called me evil I just laughed -
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9189
Registriert: Do 30. Jun 2011, 11:41

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von Brainiac »

Milady de Winter hat geschrieben:(11 Jan 2020, 10:10)

Dazu - fast völlig wertfrei - nur mal ein Beispiel aus der DB: anders als in Indien fahren überfüllte Züge (ich spreche hier vom ICE) nicht. Ist der ICE zu voll, und das heißt, haben zu viele Personen einen Stehplatz, dann bleibt der Zug so lange im Bahnhof, bis eine adäquate Zahl an Passagieren wieder ausgestiegen ist. Das kommt in letzter Zeit öfter mal vor.
Das ist aber nur eine Möglichkeit und nicht unbedingt der Regelfall. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 36272.html
Ich bin kein Experte, und ich gehe davon aus, dass das ggf. auch nur den ICE bzw. IC betrifft (wegen der Geschwindigkeit?), aber wenn bei all den Problemen, die regelmäßig im Betrieb der DB auftreten, dann auch noch mehr Personen vom Flugverkehr oder der Straße auf den Schienenverkehr ausweichen sollen... Gute Nacht.
Vollständige Reservierungspflicht einführen, ist ja anderswo gang und gäbe.
Ja, meines Wissens betrifft das nur den Fernverkehr. RE's etc sind selten so überfüllt, und bei S-Bahnen wäre das aufgrund der Taktdichte gar nicht machbar.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

Milady de Winter hat geschrieben:(11 Jan 2020, 10:10)

Dazu - fast völlig wertfrei - nur mal ein Beispiel aus der DB: anders als in Indien fahren überfüllte Züge (ich spreche hier vom ICE) nicht. Ist der ICE zu voll, und das heißt, haben zu viele Personen einen Stehplatz, dann bleibt der Zug so lange im Bahnhof, bis eine adäquate Zahl an Passagieren wieder ausgestiegen ist. Das kommt in letzter Zeit öfter mal vor. Ich bin kein Experte, und ich gehe davon aus, dass das ggf. auch nur den ICE bzw. IC betrifft (wegen der Geschwindigkeit?), aber wenn bei all den Problemen, die regelmäßig im Betrieb der DB auftreten, dann auch noch mehr Personen vom Flugverkehr oder der Straße auf den Schienenverkehr ausweichen sollen... Gute Nacht.
Oft, nicht immer, ist der ICE voll, weil ein anderer Zug nicht fuhr. Ein Teufelskreis.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(11 Jan 2020, 10:27)
Vollständige Reservierungspflicht einführen, ist ja anderswo gang und gäbe.
Ja, meines Wissens betrifft das nur den Fernverkehr. RE's etc sind selten so überfüllt, und bei S-Bahnen wäre das aufgrund der Taktdichte gar nicht machbar.
In meinen Augen eine Alkoholinspiration. Ein wesentlicher Vorteil der Bahn, ausser Sprintern, gegenüber Flugzeug und einigen Verkehrsträgern ist die Flexibilität des Fahrscheines. Ich bin als jüngerer Mensch schon telefonisch aus dem bestiegenen Zug herausgelockt worden, um dann zu späterer Stunde oder am Folgetag ohne Formalitäten die Reise fortzusetzen. Zu welchem Zweck und Vorteil, muss hier nicht stehen. Schön war die Zeit.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9189
Registriert: Do 30. Jun 2011, 11:41

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von Brainiac »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 13:22)

In meinen Augen eine Alkoholinspiration. Ein wesentlicher Vorteil der Bahn, ausser Sprintern, gegenüber Flugzeug und einigen Verkehrsträgern ist die Flexibilität des Fahrscheines. Ich bin als jüngerer Mensch schon telefonisch aus dem bestiegenen Zug herausgelockt worden, um dann zu späterer Stunde oder am Folgetag ohne Formalitäten die Reise fortzusetzen. Zu welchem Zweck und Vorteil, muss hier nicht stehen. Schön war die Zeit.
So früh noch nicht. :) Klar hat das offene System Vorteile, aber eben auch Nachteile, und warum wohl haben die allermeisten Hochgeschwindingkeitsbahnen weltweit Reservierungpflcht. Man kann alles viel besser managen, und im Zeitalter der Apps sollte es kein Problem mehr sein, mal eben in der Meetingpause schnell und problemlos zu buchen oder umzubuchen. Da könnte man aber ein eigenes Thema draus machen.
imp hat geschrieben: Oft, nicht immer, ist der ICE voll, weil ein anderer Zug nicht fuhr. Ein Teufelskreis.
Oft auch ist der ICE voll, weil ein Flugzeug nicht flog.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(11 Jan 2020, 13:39)

So früh noch nicht. :) Klar hat das offene System Vorteile, aber eben auch Nachteile, und warum wohl haben die allermeisten Hochgeschwindingkeitsbahnen weltweit Reservierungpflcht.
Weil die andere Funktionen erfüllen als das deutsche IC/ICE-Netz mit seinen vielen vielen Zwischenhalten.

Es ging nur um die Idee, nicht den Urheber ;)
Man kann alles viel besser managen, und im Zeitalter der Apps sollte es kein Problem mehr sein, mal eben in der Meetingpause schnell und problemlos zu buchen oder umzubuchen. Da könnte man aber ein eigenes Thema draus machen.
Im aktuellen System muss ich gar nichts tun und kann sogar bis zur letzten Minute noch hoffen, dass knappe Anschlüsse irgendwie klappen.

Der große Fehler der Mehdornzeit war die Konzentration auf Punkt-zu-Punkt-Reisende. Die deutsche Bahnrealität ist nun mal kleinteilig und von Umstiegen geprägt. Ohne den, der spontan nach Gießen will, wird ein IC selbst ins absolute Zentrum Frankfurt weniger abwerfen. Trotz gefühlt so häufiger Überfüllung.

Oft auch ist der ICE voll, weil ein Flugzeug nicht flog.
Das geht dann auch nicht mehr. Nennenswerte Restsitze werden bei flächendeckender Reservierpflicht verramscht statt sie leer zu lassen für den kalkulierbaren Gelegenheitsverkehr.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9189
Registriert: Do 30. Jun 2011, 11:41

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von Brainiac »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 14:04)

Weil die andere Funktionen erfüllen als das deutsche IC/ICE-Netz mit seinen vielen vielen Zwischenhalten.

Die den Begriff "Hochgeschwindigkeitsverkehr" ohnehin ad absurdum führen. Ich halte nichts von den vielen Zwischenhalten eines ICE, die teilweise nur existieren, weil wir 16 Bundesländer haben, die alle auf jeder Schnellverbindung unbedingt ihren eigenen Halt haben müssen, selbst wenn er 20 km vom nächsten entfernt ist, Beispiel Limburg / Montabaur. Die Flächenanbindung sollte besser mit anderen Zugkonzepten oder Verkehrsmitteln gelöst werden.

Es ging nur um die Idee, nicht den Urheber ;)


Im aktuellen System muss ich gar nichts tun und kann sogar bis zur letzten Minute noch hoffen, dass knappe Anschlüsse irgendwie klappen.

Der große Fehler der Mehdornzeit war die Konzentration auf Punkt-zu-Punkt-Reisende. Die deutsche Bahnrealität ist nun mal kleinteilig und von Umstiegen geprägt. Ohne den, der spontan nach Gießen will, wird ein IC selbst ins absolute Zentrum Frankfurt weniger abwerfen. Trotz gefühlt so häufiger Überfüllung.
Wir reden hier ja aber über das Szenariio "viel mehr auf die Schiene, wie soll das gehen?" M.E. nur mit Reservierungspflicht, mindestens für die hauptsächlichen Fernverbindungen. Und natürlich, wieder anderes Thema, bessere Pünktlichkeit, Planbarkeit und Taktdichte. Reservierungspflicht trägt zur Pünktlichkeit bei, da die Bahnhofshalte seltener ausufern.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(11 Jan 2020, 14:29)

Die den Begriff "Hochgeschwindigkeitsverkehr" ohnehin ad absurdum führen. Ich halte nichts von den vielen Zwischenhalten eines ICE, die überwiegend nur existieren, weil wir 16 Bundesländer haben, die alle auf jeder Schnellverbindung unbedingt ihren eigenen Halt haben müssen, selbst wenn er 20 km vom nächsten entfernt ist, Beispiel Limburg / Montabaur. Die Flächenanbindung sollte besser mit anderen Zugkonzepten oder Verkehrsmitteln gelöst werden.
Es ist Deutschland hier. Wir können nicht ein neues Land erträumen, nur damit wir besser Eisenbahn spielen können. Einige Bundesländer kaufen jetzt bei der Bahn IC-Verlängerungen als Regionalbahn ein. Da kannst du dann mit dem Bimmelbahnpreis in einen hochwertigen Zug einsteigen, der als Regionalzug fährt und überall hält (auf Kosten des bestellenden Landes) bis er an irgendeinem Halt zum IC wird und ab da Zuschlag kostet, nur noch jede dritte Stadt mitnimmt. Das hat weniger mit Reisezeit zu tun als mit Anschlussqualität. Das Konzept, abgehängte Ex-Fernhalte mit einer besseren S-Bahn anzubinden, wird die Umwelt- und Ordnungsziele nicht erreichen.
Wir reden hier ja aber über das Szenariio "viel mehr auf die Schiene, wie soll das gehen?" M.E. nur mit Reservierungspflicht, mindestens für die hauptsächlichen Fernverbindungen.
Da du Stehplätze nicht reservieren kannst, wird da eher weniger als mehr draus. Dabei sind diese langjährige Praxis.

Der Bahn fehlt es nicht an Bürokratie sondern an
- modernen Führungs- und Sicherungssystemen für dichtere Zugfolgen
- Rollendem Material jeder Art und Güte, Loks, Wagen, Triebzügen
- Werkstattkapazität
- Wartung der Trassen
- Kapazitäten für Neubau.

Da sind kluge und fähige Leute am Werk, trotz Mangelwirtschaft wie im Krieg oder im Kommunismus (K&K) das Beste draus zu machen.

Wenn mehr Leute Züge fahren sollen, muss das erst mal technisch darstellbar sein und dann auch noch attraktiv. Man sollte einfach reinhopsen können und per App eine Monatsrechnung bekommen, evtl mit automatischem Upgrade auf die nächstbeste Rabattstufe bei erreichen der nötigen Intensität.

Um einen Verkehrshalt planbar zu machen, muss man ihn einfach realistisch lang planen. Viel öfter stehtbder minimal verspätete Zug aber minutenlang vor dem Bahnhof im unmodernen und über die Jahre auf das Minimum vereinfachten Vorfeld und wartet auf eine freigegebene Verbindung zum Bahnsteig. Das liesse sich mit Geld ohne Komfortverlust lösen.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9189
Registriert: Do 30. Jun 2011, 11:41

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von Brainiac »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 14:48)

Einige Bundesländer kaufen jetzt bei der Bahn IC-Verlängerungen als Regionalbahn ein. Da kannst du dann mit dem Bimmelbahnpreis in einen hochwertigen Zug einsteigen, der als Regionalzug fährt und überall hält (auf Kosten des bestellenden Landes) bis er an irgendeinem Halt zum IC wird und ab da Zuschlag kostet, nur noch jede dritte Stadt mitnimmt. Das hat weniger mit Reisezeit zu tun als mit Anschlussqualität.
Dagegen habe ich nichts, es ging um den ICE.

Da du Stehplätze nicht reservieren kannst, wird da eher weniger als mehr draus. Dabei sind diese langjährige Praxis.
Richtig, davon müsste man sich natürlich verabschieden. Ob das wirklich einen großen Verlust darstellt?
Der Bahn fehlt es nicht an Bürokratie sondern an
- modernen Führungs- und Sicherungssystemen für dichtere Zugfolgen
- Rollendem Material jeder Art und Güte, Loks, Wagen, Triebzügen
- Werkstattkapazität
- Wartung der Trassen
- Kapazitäten für Neubau.
Kein Einspruch.

Da sind kluge und fähige Leute am Werk, trotz Mangelwirtschaft wie im Krieg oder im Kommunismus (K&K) das Beste draus zu machen.

Wenn mehr Leute Züge fahren sollen, muss das erst mal technisch darstellbar sein und dann auch noch attraktiv. Man sollte einfach reinhopsen können und per App eine Monatsrechnung bekommen, evtl mit automatischem Upgrade auf die nächstbeste Rabattstufe bei erreichen der nötigen Intensität.

Um einen Verkehrshalt planbar zu machen, muss man ihn einfach realistisch lang planen. Viel öfter stehtbder minimal verspätete Zug aber minutenlang vor dem Bahnhof im unmodernen und über die Jahre auf das Minimum vereinfachten Vorfeld und wartet auf eine freigegebene Verbindung zum Bahnsteig. Das liesse sich mit Geld ohne Komfortverlust lösen.
Mal eben auf dem Smartphone sich reinbuchen ist doch heutzutage keine Barriere mehr. Dann weiß man auch, dass man tatsächlich sitzen kann, und wo, weiß auch über die aktuelle Verspätungslage Bescheid, etc.

Wir haben in Deutschland ja 80 Mio Bahnvorstände, die alle ganz genau wissen, was die Bahn tun müsste, obwohl das in Wirklichkeit überhaupt niemand weiß, weil man dazu nämlich Hellseher sein müsste. Das gilt für dich wie mich oder Millionen andere. Ich selbst kann allerdings für mich zumindest in Anspruch nehmen, dort längere Zeit in (u.a.) netzplanender Funktion gearbeitet zu haben und einige Einblicke von innen bekommen zu haben, auch wenn es länger her ist.

Nach meiner Überzeugung ist die Kernursache der ganzen Verpätungs- und Qualitätsmisere, und die halte ich für das Problem Nr. 1, die unendliche Komplexität des Systems mit den Millionen an unkalkulierbaren Einflüssen, sowie den inneren Abhängigkeiten, die für Schneeballeffekte sorgen (Anschlussbindung -> Folgeverspätungen). Viele Einflussfaktoren davon lassen sich nicht eliminieren, sie sind eben so, wie zB Nachfrage / Reisendenströme, oder das Wetter (zB dass jedes Jahr unerwartet wieder Winter wird :D ). Aber manches hat man in der Hand, und alles was Komplexität reduziert, ohne das Leistungsangebot zu sehr einzuschränken, halte ich für richtig.
Dazu gehört für mich eindeutig Reservierungspflicht. Ja, Frankfurt am Main ist hinsichtlich der Fernlinienführung aus dem Bahnhof heraus eine Katastrophe, aber das ist eben nur eine von vielen Ursachen für Verspätungen (und nur mit enormen Kosten behebbar - gleichwohl sellte man es tun), und Reisendenscharen, die auf der Suche nach freien Sitzplätzen am Zug vorbei bzw. durch den im Ergebnis mit 120% seiner Sollkapazität befüllten Zug eilen, oder nicht genau wissen wo sie hin wollen oder müssen, sind eben auch einer davon. Mit Reservierungspflicht weiß zudem man genau, welcher Zug aktuell wie voll ist, weiß genauer als heute, wie voll er morgen vermutlich sein wird, und kann entsprechend disponieren.
Das ICE-Netz sollte so autonom wie möglich betrieben werden. Dazu gehört eine weitestmögliche Trassenentmischung von anderen Zuggattungen auf derselben Strecke. Das wäre Stand heute nicht unbedingt wirtschaftlich und somit auch nicht sinnvoll, ich bin aber immer noch bei dem Szenario, dass es eine politisch gewollte und geförderte starke Verlagerung des MIV und des innerländischen Flugverkehrs auf die Schiene gäbe.
Dazu gehört auch, als ICE grundsätzlich nicht auf Anschlusszüge zu warten. Der Shinkansen macht das so und jeder akzeptiert das.
Der Entfall von nicht wirklich sinnvollen ICE-Zwischenhalten reduziert ebenfalls Komplexität (und verbessert für die Mehrheit der Fahrgäste die Reisezeit). Ich will nicht alle abschaffen, wäre aber dafür, orientiert am Nachfragepotenzial deutlich auszusieben. Wiesbaden ok, Limburg ok, Montabaur nok.
Ich bin bei dir, dass Fahrpläne realistischer und "luftiger" gestaltet werden sollten - auch das reduziert Komplexität. Insbesondere, was eine realistische Langsamfahrplanung betrifft im Zusammenhang mit Wartungsarbeiten an der Strecke.
Dass an der richtigen Stelle (Streckennetz, Knoten, rollendes Material, Personal) ordentlich Geld in die Hand genommen werden müsste, versteht sich von selbst.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
McKnee
Beiträge: 5889
Registriert: Sa 2. Sep 2017, 16:18
user title: Immer gerade und nie verbogen
Wohnort: Daheim

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von McKnee »

Milady de Winter hat geschrieben:(11 Jan 2020, 10:10)

Dazu - fast völlig wertfrei - nur mal ein Beispiel aus der DB: .....
Ja, hab ich auch schon von gehört. Allerdings kenne ich auch andere Beispiele aus dem ICE. Durch Ersatzzüge erstezte Ersatzzüge, in denen die Reservierung mal so richtig inne Buchse gegangen ist. Volle Gänge bis vor´s Klo, kein Durchkommen (gut, dass ich meine Blase unter Kontrolle habe). MIt Glück verlässt man da den Zug im richtigen Bahnhof
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(11 Jan 2020, 15:59)

Dagegen habe ich nichts, es ging um den ICE.


Richtig, davon müsste man sich natürlich verabschieden. Ob das wirklich einen großen Verlust darstellt?
In der Rückschau hätte das wohl viele, viele Nächte bedeutet, in denen ich nicht spät sondern überhaupt nicht ans Ziel gelangt wäre. Dann doch lieber Auto.
Mal eben auf dem Smartphone sich reinbuchen ist doch heutzutage keine Barriere mehr.
Oft genug blieb keine Zeit, sich zu vergewissern, ob ich im richtigen Zugteil bin bevor die Fahrt los ging. Und da soll ich im vollen Lauf zwischen Gleis 10 und Gleis 22 noch mit Gepäck und Brezn am Telefon rumdillern? Nein, nicht attraktiv.
Dann weiß man auch, dass man tatsächlich sitzen kann, und wo, weiß auch über die aktuelle Verspätungslage Bescheid, etc.
Niemand, schon gar nicht die Bahn selber, weiss, ob "wenige Minuten verspätet" bedeutet 5 Minuten oder 120. Jedenfalls nicht vor Ablauf.
Wir haben in Deutschland ja 80 Mio Bahnvorstände, die alle ganz genau wissen, was die Bahn tun müsste
Real haben wir nicht mal 30 Millionen Bahncards. Der Rest weiss von der Bahn vor allem, dass er lieber Auto fährt. Wahr ist aber, dass es wenig Hoffnung gibt, dass du oder ich daran was ändern.
Nach meiner Überzeugung ist die Kernursache der ganzen Verpätungs- und Qualitätsmisere, und die halte ich für das Problem Nr. 1, die unendliche Komplexität des Systems mit den Millionen an unkalkulierbaren Einflüssen, sowie den inneren Abhängigkeiten, die für Schneeballeffekte sorgen (Anschlussbindung -> Folgeverspätungen).
Die Rückschau auf frühere Bahnleistungen ist oft verklärt. Über Qualität und Komfort, auch in Relation zu anderen Verkehrsträgern der jeweiligen Zeit, kann man genauso diskutieren wie über Reisegeschwindigkeiten und Zuverlässigkeit. Da ist vieles schon früher nicht so schön gewesen. Die Bahn, wie sie heute ist, wurde aber in vollem Wissen um das Deutschland, das wir damals hatten und in Grundzügen auch behalten würden, als Geschäft geführt. Wenn die heutige Struktur, die heutige Vorplanung, Reserve, Investition etc bis hin zu aberwitzigen Fahrplänen so eklatant ungeeignet für dieses Deutschland ist, wird man wohl höheren Ortes arg daneben gegriffen haben. Da kann der ehrenvolle Planer auch nur noch sein möglichstes tun.
Viele Einflussfaktoren davon lassen sich nicht eliminieren, sie sind eben so, wie zB Nachfrage / Reisendenströme, oder das Wetter (zB dass jedes Jahr unerwartet wieder Winter wird :D
Wenn man Reisende auf die Bahn locken will, sollte man evtl an der Robustheit gegenüber Wetter im Rahmen des Möglichen weniger knausern. Dass ein schwerer Sturm, der ganze Landstriche verwüstet, den Bahnverkehr ungeschoren lässt, verlangt man nicht. Die Fähigkeit, mit normalem Wetter
oder entdeckten Mängeln einer einzelnen Baureihe umzugehen, das ist ein anderes Thema. Wir reden hier von Vorläufen, gegen die ist der Kohleausstieg ein Atemzug ;)

Reisendenscharen, die auf der Suche nach freien Sitzplätzen am Zug vorbei bzw. durch den im Ergebnis mit 120% seiner Sollkapazität befüllten Zug eilen, oder nicht genau wissen wo sie hin wollen oder müssen, sind eben
im Gegensatz zu denen, die nicht vom Fleck kommen, Reisende mit der Bahn.

Mit Reservierungspflicht weiß zudem man genau, welcher Zug aktuell wie voll ist, weiß genauer als heute, wie voll er morgen vermutlich sein wird, und kann entsprechend disponieren.
Was aber wenig nützt - es dreht sich mittlerweile um die Frage, ob man besser Zug a oder Zug b ausfallen lässt, nicht darum, ob man irgendwo was nachschießen kann. Hätte man hingegen diese Flexibilität, bräuchte man die Reservierungsdiskussion nicht.
Das ICE-Netz sollte so autonom wie möglich betrieben werden.
Das ist nun wieder für Deutschland in den nächsten Jahrzehnten sehr sehr anspruchsvoll. Es gibt bis auf wenige Trassen und Vorhaben, ausgesprochene Sprintstrecken, wenige Abschnitte, die davon profitieren würden. Es gibt nicht mal genug Planer, um nennenswert Ersatz für Exklusivstrecken zu projektieren. Es gibt auch nicht die Baufirmen, den Vorlauf auf der rechtlichen Seite, nichts davon in ausreichender Menge, um das ernsthaft zu verfolgen - in Konkurrenz zu Nah- und Güterverkehr, Lärmschutz, Bürgeranliegen.

Da ist dem Umweltschutz vermutlich mit ein paar Milliarden für Ubahnen mehr gedient.

Der Shinkansen macht das so und jeder akzeptiert das.
Der Schinken hat einen ganz anderes Bündel von Reisebedürdnissen zu erfüllen in einem anderen Land. Dasselbe gilt für den TGV. Das darf man nicht außer Acht lassen. Warten auf Reisende gibt es heute ohnehin nur noch als Einzelfallentscheidung. Da muss schon der absehbare Nutzen größer als der Schaden sein. Diesen Ermessensspielraum dem Disponenten nehmen spart manches Gegrübel, das auch heute überwiegend im nein endet. Besser wird da wenig.
Dass an der richtigen Stelle (Strecke, rollendes Material, Personal) ordentlich Geld in die Hand genommen werden müsste, versteht sich von selbst.
Wir sind uns im Grunde einig. Es wird teuer, es wird möglicherweise auf Dauer teuer bleiben. Ein Ja zur Bahn ist wie das Ja zum Auto zuerst eine politische Ordnungsfrage, bevor es um Geld und Kapaziten geht. Denn da, wo binnen weniger Jahre wirklich hunderte Züge herkommen könnten, wollen wir lieber nicht einkaufen und die europäischen Anbieter können kaum die bereits eingegangenen Verpflichtungen bedienen. Geht in Sachen Strecke exakt so weiter.

Woran es die nächsten 10 Jahre wohl auch mangeln wird: Lokführer, Lokrangierführer, Rangierbegleiter für jede Art von Verkehr, von der Bim bis zum Güterzug. Angesichts des absehbaren Endes dieses stolzen Berufs kann man auch nur wenigen unter 40 raten, da ein Auge drauf zu werfen.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

McKnee hat geschrieben:(11 Jan 2020, 16:12)

Ja, hab ich auch schon von gehört. Allerdings kenne ich auch andere Beispiele aus dem ICE. Durch Ersatzzüge erstezte Ersatzzüge, in denen die Reservierung mal so richtig inne Buchse gegangen ist. Volle Gänge bis vor´s Klo, kein Durchkommen (gut, dass ich meine Blase unter Kontrolle habe). MIt Glück verlässt man da den Zug im richtigen Bahnhof
Gilt analog für die Sperrung von Zugteilen, etwa aus Klimatechnik-Gründen. Da ist mir lieber die Reservierung dahin als die ganze Fahrt.

In Italien hat es in manchen Nahverkehrszügen an jedem Sitzplatz eine Steckdose. In Deutschland bei manchen Privatbahnen immerhin "fast". Das ist eben ein anderes Land, auch dort ist vieles gar nicht prima.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
Milady de Winter
Beiträge: 14777
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 16:37
user title: Weiß wie Schnee, rot wie Blut

Quo vadis, DB?

Beitrag von Milady de Winter »

Ich habe mal einen eigenen Strang zur DB eröffnet, vielleicht können die anderen Beiträge integriert werden.

Brainiac hat geschrieben:(11 Jan 2020, 10:27)

Das ist aber nur eine Möglichkeit und nicht unbedingt der Regelfall. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 36272.html
Ich habe es bislang so erlebt, dass „Stehen oder auf dem Boden sitzen im Zug“ nicht generell ein Problem ist, auch nicht auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken. Es war immer dann der Fall, wenn ein Zug extrem überfüllt war und Leute schon dicht gedrängt in den Gängen standen. Da wurde dann so lange gehalten, bis ausreichend Personen den Zug verlassen hatten.
Vollständige Reservierungspflicht einführen, ist ja anderswo gang und gäbe.
Ja, meines Wissens betrifft das nur den Fernverkehr. RE's etc sind selten so überfüllt, und bei S-Bahnen wäre das aufgrund der Taktdichte gar nicht machbar.
Das ist in meinen Augen kein Problem bei Zugbindung, aber wenn flexibel bleiben will oder muss, dann könnte das im schlimmsten Fall bedeuten, dass man wieder unflexibel wird, weil man in dem kurzfristig gewählten Zug keine Reservierung mehr bekommt. Zudem sind bei Zug- oder Routenänderungen die Reservierungen hinfällig, d.h. man hat womöglich eine, aber kriegt trotzdem keinen Platz im Zug weil der Ersatzzug anders getaktet ist... Dilemma.
- When he called me evil I just laughed -
Benutzeravatar
McKnee
Beiträge: 5889
Registriert: Sa 2. Sep 2017, 16:18
user title: Immer gerade und nie verbogen
Wohnort: Daheim

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von McKnee »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:05)

Gilt analog für die Sperrung von Zugteilen, etwa aus Klimatechnik-Gründen. Da ist mir lieber die Reservierung dahin als die ganze Fahrt.

In Italien hat es in manchen Nahverkehrszügen an jedem Sitzplatz eine Steckdose. In Deutschland bei manchen Privatbahnen immerhin "fast". Das ist eben ein anderes Land, auch dort ist vieles gar nicht prima.
Ging nicht um meine Reservierung....ALLE und damit brach Chaos aus.

Gerne werden Züge auch Mal außerplanmäßig zusammengeführt und wieder getrennt, was zu Verspätungen und Verlust der Anschlüsse führt
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
Benutzeravatar
McKnee
Beiträge: 5889
Registriert: Sa 2. Sep 2017, 16:18
user title: Immer gerade und nie verbogen
Wohnort: Daheim

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von McKnee »

Spaßig war auch, nen planmäßigen Zug um ne halbe Stunde vorzuverlegen und die Zeit am 2. Bahnhof durch einen verlängerten Halt wieder anzupassen

Führt auch gerne zu außerplanmäßigen Überfüllungen
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9189
Registriert: Do 30. Jun 2011, 11:41

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von Brainiac »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:02)

In der Rückschau hätte das wohl viele, viele Nächte bedeutet, in denen ich nicht spät sondern überhaupt nicht ans Ziel gelangt wäre. Dann doch lieber Auto.


Oft genug blieb keine Zeit, sich zu vergewissern, ob ich im richtigen Zugteil bin bevor die Fahrt los ging. Und da soll ich im vollen Lauf zwischen Gleis 10 und Gleis 22 noch mit Gepäck und Brezn am Telefon rumdillern? Nein, nicht attraktiv.
Das hängt von den Alternativen ab. Wenn das Autofahren erheblich teurer wäre, sähe es vielleicht anders aus.

Niemand, schon gar nicht die Bahn selber, weiss, ob "wenige Minuten verspätet" bedeutet 5 Minuten oder 120. Jedenfalls nicht vor Ablauf.
"Pünktlich" heisst aber bereits heute mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch "wird pünktlich bleiben", und die Wahrscheinlichkeit wird sich hoffentlich steigern lassen.

Die Rückschau auf frühere Bahnleistungen ist oft verklärt.
Richtig. Die Bundesbahn war ein Milliardengrab mit in jedem Jahr zweistelligen Milliardenbeträgen in rot.

Über Qualität und Komfort, auch in Relation zu anderen Verkehrsträgern der jeweiligen Zeit, kann man genauso diskutieren wie über Reisegeschwindigkeiten und Zuverlässigkeit. Da ist vieles schon früher nicht so schön gewesen. Die Bahn, wie sie heute ist, wurde aber in vollem Wissen um das Deutschland, das wir damals hatten und in Grundzügen auch behalten würden, als Geschäft geführt. Wenn die heutige Struktur, die heutige Vorplanung, Reserve, Investition etc bis hin zu aberwitzigen Fahrplänen so eklatant ungeeignet für dieses Deutschland ist, wird man wohl höheren Ortes arg daneben gegriffen haben. Da kann der ehrenvolle Planer auch nur noch sein möglichstes tun.
Das Problem ist eher, dass du selbst als Bahnvorstand kaum etwas machen kannst, um das System wirklich grundlegend zu verändern. Die politischen Zwänge und Restriktionen (incl. Gewerkschaften und Fahrgastverbänden mit unglaublich guten Pressekontakten) sind so enorm, dass niemand Erfolg hat, der nicht "politisch" führt. Es war Mehdorns Hauptfehler, das nicht zu tun und zu glauben, er könnte sein Ding durchziehen. Was er intern alles angestossen hat, war nicht so schlecht.

Was aber wenig nützt - es dreht sich mittlerweile um die Frage, ob man besser Zug a oder Zug b ausfallen lässt, nicht darum, ob man irgendwo was nachschießen kann. Hätte man hingegen diese Flexibilität, bräuchte man die Reservierungsdiskussion nicht.
Du kannst aber in einem komplexen Betriebsablauf nicht eben irgendwo im Großraum München einen Zug "nachschießen", der bei Nürnberg steht. Es bleibt dabei, mit Reservierungspflicht gäbe es die Überfüllungen nicht mehr und die Bahnhofshalte würden pünktlicher.

Das ist nun wieder für Deutschland in den nächsten Jahrzehnten sehr sehr anspruchsvoll. Es gibt bis auf wenige Trassen und Vorhaben, ausgesprochene Sprintstrecken, wenige Abschnitte, die davon profitieren würden. Es gibt nicht mal genug Planer, um nennenswert Ersatz für Exklusivstrecken zu projektieren. Es gibt auch nicht die Baufirmen, den Vorlauf auf der rechtlichen Seite, nichts davon in ausreichender Menge, um das ernsthaft zu verfolgen - in Konkurrenz zu Nah- und Güterverkehr, Lärmschutz, Bürgeranliegen.

Da ist dem Umweltschutz vermutlich mit ein paar Milliarden für Ubahnen mehr gedient.
Das mit dem Vorlauf stimmt natürlich, es geht aber nicht nur um Neubaustrecken. Man kann auch im vorhandenen Streckennetz über Ausbaumaßnahmen erheblich mehr tun, beispielsweise Vmax deutlich erhöhen oder ein oder zwei Gleise mehr bauen. Wir hatten das damals ziemlich intensiv untersucht (natürlich ist heute die Situation teilweise eine andere). Politiker geben aber lieber Geld für Neubaustrecken aus, das bringt bessere Publicity.

Der Schinken hat einen ganz anderes Bündel von Reisebedürdnissen zu erfüllen in einem anderen Land. Dasselbe gilt für den TGV. Das darf man nicht außer Acht lassen.
Worin soll den hier der grundlegende Unterschied zu Deutschland bestehen?

Warten auf Reisende gibt es heute ohnehin nur noch als Einzelfallentscheidung. Da muss schon der absehbare Nutzen größer als der Schaden sein. Diesen Ermessensspielraum dem Disponenten nehmen spart manches Gegrübel, das auch heute überwiegend im nein endet. Besser wird da wenig.
Bei einem grundsätzlichen "wartet nicht, man nehme den nächsten" wären diese Einzelfallentscheidungen dem Disponenten so nicht mehr möglich. Das würde mehr Klarheit und Pünktlichkeit schaffen. Nur am Ende des Tagesfahrplans müsste man das vielleicht etwas aufweichen, aber dann sind wiederum die Netzabhängigkeiten nicht mehr so groß.

Wir sind uns im Grunde einig. Es wird teuer, es wird möglicherweise auf Dauer teuer bleiben. Ein Ja zur Bahn ist wie das Ja zum Auto zuerst eine politische Ordnungsfrage, bevor es um Geld und Kapaziten geht. Denn da, wo binnen weniger Jahre wirklich hunderte Züge herkommen könnten, wollen wir lieber nicht einkaufen und die europäischen Anbieter können kaum die bereits eingegangenen Verpflichtungen bedienen. Geht in Sachen Strecke exakt so weiter.

Woran es die nächsten 10 Jahre wohl auch mangeln wird: Lokführer, Lokrangierführer, Rangierbegleiter für jede Art von Verkehr, von der Bim bis zum Güterzug. Angesichts des absehbaren Endes dieses stolzen Berufs kann man auch nur wenigen unter 40 raten, da ein Auge drauf zu werfen.
Ja, das ist einer der größten Fehler seit der Privatisierung gewesen: Die Berufe derart unattraktiv zu machen, und dazu noch als Fußabtreter der Nation dienen zu lassen. Ich kann keinem überforderten und versagendem Zugchef einen Vorwurf machen.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
Milady de Winter
Beiträge: 14777
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 16:37
user title: Weiß wie Schnee, rot wie Blut

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Milady de Winter »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 13:18)

Oft, nicht immer, ist der ICE voll, weil ein anderer Zug nicht fuhr. Ein Teufelskreis.
Durchaus. Aber es gibt sowohl Ersatzzüge als auch vorhersehbare Überfüllungen, gebunden an spezielle Zeiten, Anlässe oder Locations. Und da fielen mir Defizite auf.

Ich bin vor kurzem auf meiner Stammstrecke FRA-AMS, die ich immer geflogen bin, auf die Bahn umgestiegen. Hat Vor- und Nachteile, aber ich sehe aktuell die Vorteile überwiegen. Was ich jedoch regelmäßig als kurios empfinde ist, dass es kaum eine Fahrt gibt, bei der nicht irgendwas schief läuft. Dafür ist nicht immer die Bahn verantwortlich zu machen - denn wenn es eine Oberleitungsstörung gibt, dann gibt es halt eine Oberleitungsstörung, und dann kann der Zug die Strecke nicht passieren - aber Dinge wie Bordbistro nicht in Betrieb, weil... Personal nicht vorhanden ist... es einen technischen Defekt gibt... Ware nicht geliefert wurde... oder die Klimaanlage einfach nicht im Griff zu halten ist - im Sommer fällt sie aus, im Winter kühlt sie, sodass alle im Zug frieren müssen... die Reservierungsanzeigen ausgefallen sind... Verspätungen, Ausfälle, und das ist nur ein Bruchteil - das lässt mich häufig wirklich daran zweifeln, dass ich eigentlich in einem technisch versierten Fortbewegungsmittel in Deutschland sitze, das von einem deutschen Konzern bedient wird.

Dennoch: im Moment siegt bei mir die Bahn über das Flugzeug auf dieser Strecke. Und nicht etwa, weil ich meine CO2-Bilanz verbessern möchte, sondern weil ich unter halbwegs normalen Umständen ca. 3 Stunden am Stück in Ruhe arbeiten kann, was natürlich beim Fliegen aufgrund der kurz getakteten Segmente und Abläufe nicht möglich ist. Zeitlich gibt und nimmt sich Fliegen und Bahnfahren nichts, allerdings ist auf dieser Strecke die Bahn selbst beim vollen Flexpreis meistens günstiger als das Flugzeug.

Aber es gibt in meinen Augen durchaus Raum für Verbesserungen. Manche wünschenswert oder vielleicht nur „nice to have“ - andere bitter nötig.
- When he called me evil I just laughed -
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

McKnee hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:26)

Spaßig war auch, nen planmäßigen Zug um ne halbe Stunde vorzuverlegen und die Zeit am 2. Bahnhof durch einen verlängerten Halt wieder anzupassen

Führt auch gerne zu außerplanmäßigen Überfüllungen
Eine ausserplanmässige Abfahrt vor der Zeit hatte ich auch mal vor mir wegfahren sehen - und ich war nicht knapp angekommen. Kann ich mir nur so erklären, dass der systematische Schaden durch pünktliche Abfahrt absehbar sehr groß war. Aber weder solche Gründe erfährt der Reisende so wenig wie er eine brauchbare Vorschau bekommt, ob der nächste Ersatz zu früh, zu spät oder gar nicht kommt.

Was ich liebe, was aber selten geworden ist: Züge, die am Anfang/Ende ihrer Tour frühzeitig für die nächste Runde im Bahnhof bereitstehen, in die der Reisende also lange vor der Zeit einsteigen kann, schlafen kann, arbeiten kann in der hohen Wahrscheinlichkeit, dass zumindest diesen Teil des Weges er voraussichtlich "schaffen" wird. Bahnsteige sind ja oft so unbequem für den längeren Aufenthalt.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
Milady de Winter
Beiträge: 14777
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 16:37
user title: Weiß wie Schnee, rot wie Blut

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Milady de Winter »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:38)
Was ich liebe, was aber selten geworden ist: Züge, die am Anfang/Ende ihrer Tour frühzeitig für die nächste Runde im Bahnhof bereitstehen, in die der Reisende also lange vor der Zeit einsteigen kann, schlafen kann, arbeiten kann in der hohen Wahrscheinlichkeit, dass zumindest diesen Teil des Weges er voraussichtlich "schaffen" wird. Bahnsteige sind ja oft so unbequem für den längeren Aufenthalt.
Das kenne ich eigentlich so nur von den Nahverkehrs- oder Regionalexpress-Zügen. Die stehen meiner Beobachtung nach häufig immer noch recht frühzeitig am Gleis.
- When he called me evil I just laughed -
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:30)

Das hängt von den Alternativen ab.
Die Alternative ist das klimatisierte Auto, das egal wie stressig und verspätet einzig abhängig von meiner "Kondition" früher oder später bis zum Endziel durchkommen wird, mein Gepäck nicht verliert, möglicherweise mich bald sogar schlafen lässt.
"Pünktlich" heisst aber bereits heute mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch "wird pünktlich bleiben", und die Wahrscheinlichkeit wird sich hoffentlich steigern lassen.
Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit werde ich den nächsten Abschnitt erreichen. Gäbe es dieses Grundvertrauen nicht - und ich habe auch monatelange Sondersituationen wir 2007 mitgemacht - könnte man das ganze abschreiben. Verspätungen beginnen aber "gefühlt" genauso oft mit einer früh angezeigten kleinen Verspätung wie mit einem "pünktlich" bis 5 Minuten nach geplanter Abfahrt. Der Reisende hat es nicht immer leicht, gut informiert klug zu handeln.
Richtig. Die Bundesbahn war ein Milliardengrab mit in jedem Jahr zweistelligen Milliardenbeträgen in rot.
Das ist die monetäre Seite. Aus heutiger Sicht und mit heutigem Fahrgastaufkommen hätte man das sicher mit Freuden vieles weiter bezahlt und einige Sparmaßnahmen sein lassen. Das heisst nicht, dass alles falsch war. Hinterher besser wissen ist leicht. Manche hatten aber auch vorher schon recht gut geraten ;) und den Blick ins Ausland konnte man auch bemühen. Bundesbahn und Reichsbahn waren Anfang der 90er im Verhältnis ihrer Zeit auch schon ziemlich abgewirtschaftet, unbequem, ungeliebt. Im Verhältnis zu heutigen Ansprüchen gleich dreimal.
Das Problem ist eher, dass du selbst als Bahnvorstand kaum etwas machen kannst, um das System wirklich grundlegend zu verändern. Die politischen Zwänge und Restriktionen (incl. Gewerkschaften und Fahrgastverbänden mit unglaublich guten Pressekontakten) sind so enorm, dass niemand Erfolg hat, der nicht "politisch" führt. Es war Mehdorns Hauptfehler, das nicht zu tun und zu glauben, er könnte sein Ding durchziehen. Was er intern alles angestossen hat, war nicht so schlecht.
Es gibt viel gutes und schlechtes bei der Reihe der Bahnchefs und ihrer politischen Auftraggeber. Hier pauschal auf einzelne Personen zu schimpfen, ist sicher leichtfertig.

Du kannst aber in einem komplexen Betriebsablauf nicht eben irgendwo im Großraum München einen Zug "nachschießen", der bei Nürnberg steht.
Du kannst auch in Nürnberg nichts machen. Ich glaube, fast jeder Vielreisende hat die meisten der wenigen Ersatzgarnituren mit ihrem maroden Charme schon durch - so schrecklich viel ist da nicht verfügbar, sonst kämen die gar nicht erst dran.
Es bleibt dabei, mit Reservierungspflicht gäbe es die Überfüllungen nicht mehr und die Bahnhofshalte würden pünktlicher.
Du möchtest mich also schlimmstenfalls weder in den aktuellen noch in den nachfolgenden Zug einsteigen lassen, wenn in meinem Zug ein Zugteil gesperrt wird und falls im Folgezug doch ein Platz frei ist, habe ich dieselbe Unwägbarkeit beim nächsten Umstieg wieder. Möglicherweise macht das das System Bahn im Ganzen wirklich stabiler aber subjektiv ist das furchtbar.

Das mit dem Vorlauf stimmt natürlich, es geht aber nicht nur um Neubaustrecken. Man kann auch im vorhandenen Streckennetz über Ausbaumaßnahmen erheblich mehr tun, beispielsweise Vmax deutlich erhöhen oder ein oder zwei Gleise mehr bauen. Wir hatten das damals ziemlich intensiv untersucht (natürlich ist heute die Situation eine andere). Politiker geben aber lieber Geld für Neubaustrecken aus, das bringt bessere Publicity.
Auch die Ausbaustrecke gibt in Sachen Entflechtung für sich genommen wenig her. Sie ermöglicht je nach Ausstattung höhere Höchstgeschwindigkeiten (häufig überbewertet und jenseits 120 dann auch richtig, richtig teuer) und eine günstigere Zugfolge.
Worin soll den hier der grundlegende Unterschied zu Deutschland bestehen?
Die Trennung in Relationen, auf denen sich ein superschneller Ausbau und ein Verzicht auf fast alle Zwischenhalte lohnt und "den Rest" sehe ich in Japan und - teilweise - Frankreich wesentlich definierter als in Deutschland, wo es das von dir beschriebene komplexe System aus einem Bedürfnis heraus gibt. Ob das in 50 Jahren so noch besteht, naja, dazu haben wir einen sehr meinungsstarken und zur Kontroverse neigenden Vertreter von Urbanisierung und Zentralisierung an Bord, falls er nicht gerade Pause machen muss. Ich persönlich bin da gar nicht so super sicher ;)
Bei einem grundsätzlichen "wartet nicht, man nehme den nächsten" wären diese Einzelfallentscheidungen dem Disponenten so nicht mehr möglich. Das würde mehr Klarheit und Pünktlichkeit schaffen. Nur am Ende des Tagesfahrplans müsste man das vielleicht etwas aufweichen, aber dann sind wiederum die Netzabhängigkeiten nicht mehr so groß.
Das setzt voraus, dass die Einzelfallentscheidung heute ganz überwiegend falsch getroffen wird. Anderenfalls ist der angeführte Pünktlichkeitsbegriff ein abstrakter, der sich nicht an Reisebedürfnissen orientiert und möglicherweise eine falsche Optimierung.

Eine andere Frage ist, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, den Disponenten - oder zukünftig zunehmend den ihn unterstützenden Automaten - von der Fragestellung zu entlasten.
Ja, das ist einer der größten Fehler seit der Privatisierung gewesen: Die Berufe derart unattraktiv zu machen, und dazu noch als Fußabtreter der Nation dienen zu lassen. Ich kann keinem überforderten und versagendem Zugchef einen Vorwurf machen.
Daneben droht auch hier, wie am LKW und Taxi, mittelfristig der Automat. In ausgewählten isolierten Bereichen ist er schon da. Das ist möglicherweise für die Bahn gut, für die Suche nah Lokführern für heute und morgen aber eine Belastung.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von imp »

Milady de Winter hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:44)

Das kenne ich eigentlich so nur von den Nahverkehrs- oder Regionalexpress-Zügen. Die stehen meiner Beobachtung nach häufig immer noch recht frühzeitig am Gleis.
;) Die Freuden des Endbahnhofes im Fernverkehr. Sonst kenne ich das auch nur noch im Regionalverkehr, etwa in Hof.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9189
Registriert: Do 30. Jun 2011, 11:41

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von Brainiac »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 18:31)

Die Alternative ist das klimatisierte Auto, das egal wie stressig und verspätet einzig abhängig von meiner "Kondition" früher oder später bis zum Endziel durchkommen wird, mein Gepäck nicht verliert, möglicherweise mich bald sogar schlafen lässt.
Aber irgendwann möglicherweise sehr viel mehr kostet als heute.

Du möchtest mich also schlimmstenfalls weder in den aktuellen noch in den nachfolgenden Zug einsteigen lassen, wenn in meinem Zug ein Zugteil gesperrt wird und falls im Folgezug doch ein Platz frei ist, habe ich dieselbe Unwägbarkeit beim nächsten Umstieg wieder. Möglicherweise macht das das System Bahn im Ganzen wirklich stabiler aber subjektiv ist das furchtbar.
Nein. Wenn das Leistungsversprechen einer Reservierung nicht erbracht werden kann, liegt selbstverständlich eine andere Situation vor und man muss Ersatz schaffen. Evtl. habe ich dein Beispiel nicht richtig verstanden.

Auch die Ausbaustrecke gibt in Sachen Entflechtung für sich genommen wenig her. Sie ermöglicht je nach Ausstattung höhere Höchstgeschwindigkeiten (häufig überbewertet und jenseits 120 dann auch richtig, richtig teuer) und eine günstigere Zugfolge.
Ja, und dadurch können Trassen für den ICE entstehen, die es vorher nicht gab. Wie gesagt, ich bin aus den heutigen Netzdetails raus, aber damals steckte darin ein erhebliches Potenzial. Klar kostet auch das eine Menge Geld, es entfällt aber die Neuraumerschließung mit allem, was da planerisch dran hängt, und geht somit erheblich schneller.

Die Trennung in Relationen, auf denen sich ein superschneller Ausbau und ein Verzicht auf fast alle Zwischenhalte lohnt und "den Rest" sehe ich in Japan und - teilweise - Frankreich wesentlich definierter als in Deutschland
So ist Japan aber nicht. Ich bin einmal die Tokaido-Strecke Tokyo-Osaka gefahren, da fährt man fast nur durch dicht besiedeltes Gebiet. Es gibt durchaus einige Zwischenhalte, die sich dort aber eben auch richtig lohnen. Dennoch wartet kein Shinkansen auf irgendwas.
Frankreich ist sicher ein anderer Fall.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von imp »

Milady de Winter hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:37)

Durchaus. Aber es gibt sowohl Ersatzzüge als auch vorhersehbare Überfüllungen, gebunden an spezielle Zeiten, Anlässe oder Locations. Und da fielen mir Defizite auf.

Ich bin vor kurzem auf meiner Stammstrecke FRA-AMS, die ich immer geflogen bin, auf die Bahn umgestiegen. Hat Vor- und Nachteile, aber ich sehe aktuell die Vorteile überwiegen. Was ich jedoch regelmäßig als kurios empfinde ist, dass es kaum eine Fahrt gibt, bei der nicht irgendwas schief läuft. Dafür ist nicht immer die Bahn verantwortlich zu machen - denn wenn es eine Oberleitungsstörung gibt, dann gibt es halt eine Oberleitungsstörung, und dann kann der Zug die Strecke nicht passieren - aber Dinge wie Bordbistro nicht in Betrieb, weil... Personal nicht vorhanden ist... es einen technischen Defekt gibt... Ware nicht geliefert wurde... oder die Klimaanlage einfach nicht im Griff zu halten ist - im Sommer fällt sie aus, im Winter kühlt sie, sodass alle im Zug frieren müssen... die Reservierungsanzeigen ausgefallen sind... Verspätungen, Ausfälle, und das ist nur ein Bruchteil - das lässt mich häufig wirklich daran zweifeln, dass ich eigentlich in einem technisch versierten Fortbewegungsmittel in Deutschland sitze, das von einem deutschen Konzern bedient wird.

Dennoch: im Moment siegt bei mir die Bahn über das Flugzeug auf dieser Strecke. Und nicht etwa, weil ich meine CO2-Bilanz verbessern möchte, sondern weil ich unter halbwegs normalen Umständen ca. 3 Stunden am Stück in Ruhe arbeiten kann, was natürlich beim Fliegen aufgrund der kurz getakteten Segmente und Abläufe nicht möglich ist. Zeitlich gibt und nimmt sich Fliegen und Bahnfahren nichts, allerdings ist auf dieser Strecke die Bahn selbst beim vollen Flexpreis meistens günstiger als das Flugzeug.

Aber es gibt in meinen Augen durchaus Raum für Verbesserungen. Manche wünschenswert oder vielleicht nur „nice to have“ - andere bitter nötig.
Ich will die Bahn nicht schlechtmachen. Dass trotz täglicher Pannen und Probleme meistens ziemlich viel irgendwie noxh klappt, spricht für gute Arbeit an vielen Stellen. Mit ganz viel Raum für "noch besser" unter bestimmten Voraussetzungen.

Ich vermute, dass auch an einem gut gemanagten Flughafen jeden Tag tausend kleine Dinge schiefgehen. Ich persönlich bin froh über jeden (kurzen) Flug, den ich nicht brauche. Das hat mit Umwelt erstmal nichts zu tun.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Alpha Centauri
Beiträge: 6512
Registriert: Mo 19. Jun 2017, 10:49

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Alpha Centauri »

Warum ist denn das Auto im Vergleich zum Zug obwohl ökologisch schlechter ,billiger?
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(11 Jan 2020, 17:30)

Das hängt von den Alternativen ab. Wenn das Autofahren erheblich teurer wäre, sähe es vielleicht anders aus.

Ich erweitere mal auf "Auto oder alles andere", es ist ja gewünscht, vom Fokus Bahn Abstand zu nehmen.

In ganz vielen Fällen sind Bahn und Fernbus bzw U/S/Stadtbahn und Buslinie je nach Erkenntnisinteresse die Preissieger heute schon. Trotzdem hat außerhalb gewisser urbaner Inseln fast jeder spätestens mit 30 einen Führerschein und durchschnittlich 1-2 Kfz pro Haushalt, sehr viel seltener 0 oder 3 - da sind Karchering, Mietwagen, Flottenfahrzeuge usw noch gar nicht mitbetrachtet. Zumindest ohne ganz radikale Preisänderungen ist da wenig Hoffnung.

Dabei sind ganz verschiedene Erwägungen a) ich lasse ein verfügbares Auto stehen zugunsten Nah- oder Fernverkehr mit irgendwas anderem oder b) ich schaffe mir gar nicht erst ein eigenes Auto an, weil meine Bedürfnisse ganz überwiegend mit dem Öffentlichen erfüllt sind und für den Sonderfall eine Lösung greifbar ist.

Da gewinnt der Öffentliche regelmäßig nur da, wo Autofahren richtig mies ist und der Öffentliche flexibel (ohne Reservierung, in engem Takt, zuverlässig, wetterfest, auch wenn es später wird oder du mal sehr früh los musst) zu haben ist. Dann spielt auch gar keine herausragende Rolle mehr der Preis pro realer Fahrt, außer bei den Armen und den Geizigen. Der Bus zweimal am Tag zwischen Dorf und Stadt kann umsonst sein, das Auto noch so teuer - das ist für viele nicht sehr praktikabel.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von imp »

Alpha Centauri hat geschrieben:(11 Jan 2020, 19:23)

Warum ist denn das Auto im Vergleich zum Zug obwohl ökologisch schlechter ,billiger?
Meistens wegen falsch gerechnet, ab und zu auch aus Sondergründen.

Wäre das Auto so megagünstig, gäbe es keine Mitfahrangebote wie fahrgemeinschaft, labercar, usw.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Alpha Centauri
Beiträge: 6512
Registriert: Mo 19. Jun 2017, 10:49

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Alpha Centauri »

Ich haltefürein Trugschluss dass Auto immer günstiger ist aller Zug , denke eher umgekehrt ist der Fall.
Alpha Centauri
Beiträge: 6512
Registriert: Mo 19. Jun 2017, 10:49

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von Alpha Centauri »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 19:28)

Ich erweitere mal auf "Auto oder alles andere", es ist ja gewünscht, vom Fokus Bahn Abstand zu nehmen.

In ganz vielen Fällen sind Bahn und Fernbus bzw U/S/Stadtbahn und Buslinie je nach Erkenntnisinteresse die Preissieger heute schon. Trotzdem hat außerhalb gewisser urbaner Inseln fast jeder spätestens mit 30 einen Führerschein und durchschnittlich 1-2 Kfz pro Haushalt, sehr viel seltener 0 oder 3 - da sind Karchering, Mietwagen, Flottenfahrzeuge usw noch gar nicht mitbetrachtet. Zumindest ohne ganz radikale Preisänderungen ist da wenig Hoffnung.

Dabei sind ganz verschiedene Erwägungen a) ich lasse ein verfügbares Auto stehen zugunsten Nah- oder Fernverkehr mit irgendwas anderem oder b) ich schaffe mir gar nicht erst ein eigenes Auto an, weil meine Bedürfnisse ganz überwiegend mit dem Öffentlichen erfüllt sind und für den Sonderfall eine Lösung greifbar ist.

Da gewinnt der Öffentliche regelmäßig nur da, wo Autofahren richtig mies ist und der Öffentliche flexibel (ohne Reservierung, in engem Takt, zuverlässig, wetterfest, auch wenn es später wird oder du mal sehr früh los musst) zu haben ist. Dann spielt auch gar keine herausragende Rolle mehr der Preis pro realer Fahrt, außer bei den Armen und den Geizigen. Der Bus zweimal am Tag zwischen Dorf und Stadt kann umsonst sein, das Auto noch so teuer - das ist für viele nicht sehr praktikabel.
Sehe ich auch so dass der Zug in Wahrheit preisgünstiger als das Auto ist , von der ökologischen Klima Thematik ( Stichwort Ökobilanz) mal ganz zu schweigen. Gleichwohl gibt es Schwächen.
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Quatschki »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 19:29)

Meistens wegen falsch gerechnet, ab und zu auch aus Sondergründen.

Wäre das Auto so megagünstig, gäbe es keine Mitfahrangebote wie fahrgemeinschaft, labercar, usw.
Vor allem die Personalkosten machen den Unterschied aus.
Würde man die als Fahrer bei fahrgemeinschaft, labercar, usw. einkalkulieren, kämen letztlich Taxipreise raus.
Solange der Fahrer selbst fahren nicht als Selbstausbeutung ansieht, wird das Auto diesen entscheidenden Wettbewerbsvorteil behalten.
Bei der Bahn sind das die Personalkosten des ganzen Systems Bahn.
Millionenboni für "Autobahnvorstände" gibt es nicht.
Zuletzt geändert von Quatschki am Sa 11. Jan 2020, 22:28, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73198
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Tom Bombadil »

Bitte beim Thema "Deutsche Bahn" bleiben.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
BenJohn

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von BenJohn »

Es muss schon viel passieren, damit ich mit der Bahn fahre. Auf ausgefallene Klimaanlagen im Sommer kann ich gut verzichten. Auf Verspätungen und ausgefallene Züge ebenfalls. Auch auf nervige Mitfahrer habe ich keine Lust. Ich fahre gerne Auto. Da habe ich meine Ruhe und bin unabhängig. Die paar Mal, die ich mit dem Zug gefahren bin, waren nicht angenehm. Einmal sind besoffene und gröhlende Fussballfans dabei gewesen. Ein anderen Mal fragte mich jemand, ob ich ein paar auf die Fresse haben will, weil ich ihn gebeten habe seine Bluetoothbox leiser zu machen. So etwas muss ich nicht haben.
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Orbiter1 »

Ich wohne 300 m von der nächsten Haltestelle entfernt. Die Bahn nutze ich aber nur für Fahrten in die nahe gelegene Stadt. Fernreisen (hauptsächlich um meinen Sohn zu besuchen der mehrere hundert Kilometer entfernt studiert) habe ich nach mehreren Fehlversuchen aufgegeben. Ok, war da vielleicht auch etwas zu anspruchsvoll. Ich muss da 3 mal umsteigen und die Umstiegszeiten lagen zwischen 7 und 22 Minuten. Hat nicht ein einziges mal geklappt.

Meine Tochter arbeitet im Personalbereich bei DB Cargo. Da hoffe ich mal für alle Bahnreisenden dass der Ausleseprozess bei der Ausbildung zuverlässig funktioniert und der technische Fortschritt schon bald vollautomatisierte Züge möglich macht. Ansonsten habe ich nicht wirklich den Eindruck dass die Bahn mit größter Energie daran arbeitet ihre Schlechtleistung zu verbessern. Die Mängel gibt es ja teilweise seit Jahrzehnten. Es spielt nach meiner Überzeugung auch keine große Rolle ob man besser wird, die Anzahl der Fahrgäste nimmt ja trotzdem zu und durch das Ziel der Klimaneutralität kommt da nochmal richtig Schwung rein. Mosert halt ein Teil der Kunden rum, so what.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73198
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Tom Bombadil »

Es mussten leider zwei Spambeiträge in die Ablage verfrachtet werden.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Ebiker
Beiträge: 6251
Registriert: Mo 16. Mai 2016, 11:06
user title: Elektrowitsch 1. Ordnung

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Ebiker »

Ich pendle arbeitstäglich mit der Bahn, meistens sind die Züge pünktlich, fahren alle halbe Stunde. Immer gut ausgelastet. Leider nicht optimal auf Radfahrer eingestellt. Da Radmitnahme kostenlos und ohne Sperrzeit reichen die stellplätze oft nicht.
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von imp »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Jan 2020, 08:58)

Ich wohne 300 m von der nächsten Haltestelle entfernt. Die Bahn nutze ich aber nur für Fahrten in die nahe gelegene Stadt. Fernreisen (hauptsächlich um meinen Sohn zu besuchen der mehrere hundert Kilometer entfernt studiert) habe ich nach mehreren Fehlversuchen aufgegeben. Ok, war da vielleicht auch etwas zu anspruchsvoll. Ich muss da 3 mal umsteigen und die Umstiegszeiten lagen zwischen 7 und 22 Minuten. Hat nicht ein einziges mal geklappt.
Ja, schade. Bei mir ist Bahn leider oft raus, wenn ich mehr als einen Rucksack und eine Reisetasche dabei habe. Nen Karton Krams mitnehmen? Je nach Strecke schwierig bis abenteuerlich.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Jo33
Beiträge: 170
Registriert: Sa 5. Aug 2017, 10:50

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Jo33 »

Ich denke es halt nicht unbedingt etwas mit der DB zu tun, dass die Bahn so schlecht ist, wie sie ist. Sondern viel mehr mit dem mangelnden politischen Interresse an der Bahn überhaupt, erst durch den neuen grünen Wind, Klima der durch die Politikt weht. Wird man sich der Bahn wieder bewusst, kennt aber vielfach die Bahn garnicht, bzw. hat keinen wirklichen Bezug dazu. Einzig halt dass es schlecht läuft, sonst aber eben nicht, was die Zusammenhänge, die Gründe dahinter sind. Welche leider eben auch vielfach bewusst oder vielfach auch unbewusst politisch zu verankern sind, warum es in Deutschland eben so schlecht läuft im Gegensatz zu manch anderen Ländern.
Das erste da sind sich halt wohl viele einig, ist das Geld, dort ist der komplette Verkehrssektor, Infrastruktur notorrisch unterversorgt mit Geld. Egal ob Straße, Schiene, aber auch Internet etc. in den meisten anderen Ländern wird wesentlich mehr Geld in die Infrastruktur gepumpt, als hierzulande. Deutschland wäre reich genug um die Ausgaben bei der Infrastruktur zu verdoppeln oder zu verdreifachen, wir sind längst abgehängt von der restlichen Welt, Infrastrukturtechnisch suchen wir mittlerweile immer mehr ein Drittweltland zu werden.
Dazu kommt die teils viel zu große Überregulierung, zuviel Sicherheitsvorschriften, zuviel leben in der Vergangenheit, es gibt kaum eine Gebiet wo es noch Technik aus Kaiserzeiten gibt, aber der Bahn leider eine Selbstverständlichkeit zumindest in Deutschaldn. dass alles macht die Bahn dann noch teuerer in Deutschland.
Als Bsp. für übertriebene Sicherheitsvorschriften und Überregulierung. Nur mal als Bsp. der Lokführer Führerschein, beim Auto oder LKW ist es im Prinzip egal welche Strecke, durch welchen Land mit welchen Fahrzeug gefahren werden muss, es gibt vielleicht mal eine kurze Einweisung, oder Erklärung der Route dass war es aber auch schon, keine Bürokratie, keine Vorschriften. In Deutschland scheitert es vielfach daran, dass der Lokführer nicht mal eine Ausweichstrecke fahren darf, ebenso auch nicht mit einem anderen Fahrzeug, weil er dazu keine Genemigung hat. Er muss eben seinen Allgemeinen Führerschein, auch noch für jede einzelne Baureihe, beim ICE alleine sind es mittlerweile schon 4 Baureihen haben, eine separaten Führerschein haben, als ob es ein großer Unterschied macht einen AudiA8, oder einen Mercedes E-Klasse zu fahren, es gibt vielleicht dazu eine kleine Einweisung vom Verkäufer, der Fahrer muss aber nicht beim TÜV nachweisen, dass er das Fahrzeug beherrscht, bei der Bahn schon.
Dazu muss er zusätzlich noch einen Führerschein dem ihm erlaubt, auf Strecke X zu fahren, sprich weil jetzt ein Selbstmörder sich umgebracht hat, oder Stichwort letztes Jahr Rastatt Einsturz der Schienen, nicht jeder Lokführer darf auch auf der Umleitungsstrecke fahren, dazu braucht er wiederum eine Genemigung dazu, er darf zwar im Notfall auch andere Strecken fahren, allerdings dann nur mit stark reduzierter Geschwindigkeit, langsamer als erlaubt wäre.
Es kommt aber noch der große Clou, diese Nachweise, oder separaten Führerscheine obendrauf, haben auch noch ein Verfallsdatum, ähnlich wie im Flugverkehr wenn der Lokführer auf Baureihe X bzw. Strecke X nicht so und soviel Streckenkilometer nachweisen kann, verfallen diese Berechtigungen.
Wie gesagt Bürokratie ohne Ende, und eben in Wirklichkeit heutzutage nicht mehr Sicherheit. Da viele anderen Ländern, auch unsere Nachbarn diese Regelungen schon länger abgeschafft hat, bzw. eben entbürokratisiert, entsichert haben, ohne dass dort wesentlich mehr Unfälle passieren. Als Bsp. Österreich, wo mal der RJx aus Wien dermaßen Verspätung hatte, eine ErsatzRJGarnitur gab es nicht. Dass Personal war aber vollständig in Bregenz vorhanden, insbesondere Crew des Bordbistros, da hat man dann halt einfach ein Talentdoppel bis Innsbruck eingesetzt, der Lokführer durfte auch die Talente fahren. Das Bordcrew, insbesonder Bistro hatte natürlich wenig zu tun, die Fahrgäste waren eher erheitert wegen dem Ungewöhnlichen Fahrzeugeinsatz, aber alle waren im Prinzip glücklich dass sie ihre Reise pünktlich fahren konnten. So etwas wäre in Deutschland undenkbar, schon alleine weil DB Fernverkehr, ihre Schwester DB Nahverkehr keine Fahrzeuge einfach so hin und her gibt, anstatt zusammen zuarbeiten, arbeiten sie liebend gerne gegeneinander, wobei vielfach auch einfach in Deutschland nirgendwo Reserven vorhanden.

Dann hat mir auch noch kein Mensch erklären können wieso wir eigentlich empfindlicher sind, weniger strapazierfähiger, als die Schweizer? In der Schweiz dürfen in den Kurven generell 10-20 % schneller gefahren werden, als in Deutschland. In Deutschland wird die Geschwindigkeit in Kurven stärker reduziert, wegen angeblich höherer Sicherheit, aber auch weil man den Fahrgästen weniger Fliehkräften zu muten will. Ich habe noch nie gehört, dass durch die Geschwindigkeit in den Kurven in der Schweiz, ein Zug aus der Kürve gefallen wäre, oder es den Menschen im Zug schlecht geworden wäre deswegen. Scheinbar sind wir Deutschen ein Volk vom Memmen geworden.

Nächster Punkt Sicherheit Türen, auch hier wiederum eine Besonderheit, eine Übersicherheitwahnvorstellung der Deutschen Politik, des Eisenbahnbundesamtes. In anderen Ländern ist es heute noch immer erlaubt, sich wie bei Bus oder der Tram auch noch üblich, sein Ausstiegswunsch der Tür voranzumelden, dass heißt: Ich weiß ich steige die nächste Station aus, daher drücke ich schon mal instinktiv auf die Tür Auf Taste und Oh wunder, die Tür quitiert meinen Wunsch, und geht am nächsten Halt automatisch auf, sogar an der richtigen Seite, selbst wenn ich falsch gedrückt habe und ist auch schon auf wenn der Zug am Bahnsteig steht. In Deutschland, ist dies mittlerweile gesetzlich verboten, weil es sein könnte dass im Fall 1 zu 10 Mio. mal die falsche Tür von Lokführer frei gegeben werden könnte und dadurch die Tür nicht zum Bahnsteig sich öffnet sondern die zur Gegenüberliegenden Seite in den Abgrund 1 m in die Tiefe runter, auf das Nachbargleis welches vermutlich evtl. grad auch ein Zug vorbeifahren könnte. Sprich es könnte evtl. mal ein Unfall passieren, die Frage ist wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, auch hier liest man in den Medien sehr wenig in den Nachbarländern, dass es solche Unfälle häufig gibt, eher eine Zahl die man vernachlässigen könnte, aber am Ende bei jedem Halt ein paar Sekunden Zeit einsparen könnte. Weil in Deutschland muss man nicht nur warten bis der Zug im Bahnhof einfährt, sondern muss warten bis der Lokführer die Türen frei gibt, die Türen auf Grün schalten und man den Knopf erst betätigen darf, jeder kennt diese gefühlte Ewigkeit bis sich die Türen in Deutschland endlich öffnen lassen, diese ewige Warterei. Dann kommt noch ins Spiel die heutzutage üblichen Schiebtritte, Spaltüberbrückungen, die dürfen in Deutschland ebenfalls nicht so schnell herausfahren wie bei unseren Nachbarn, da angeblich sich ja zwischendrin ein Fuß befinden könnte, weil die Tritte auch erst ausfahren dürfen wenn der Zug schon steht, während bei unseren Nachbarn dies schon bei unter 5 km/h Geschwindigkeit passiert, was dazu führt dass bei 0 km/h meist der Schiebetritt draußen ist und die Türe ebenfalls bereits komplett offen ist. Wie gesagt im Prinzip bei einem Halt eher Kleinigkeiten wo wir in Deutschland jedesmal 10 bis 20 Sekunden an Zeit verlieren im Gegensatz zur nicht Vollkaskomentalität unserer Nachbarn. Aber eben auch Klein Vieh macht misst, welcher sich in der Summe eben dann doch summiert, bei 30 Halten a 10 Sek. sind dies dann 300 Sekunden sprich 5 min, welche wir im Gegensatz zu unseren Nachbar an Zeit verlieren, 5 min sind im Grunde immer noch nicht viel, aber vielfach reichen 5 min, um einen Anschlusszug zu erreichen oder nicht.

Wobei wie gesagt es in den Nachbarländern durch weniger Sicherheit, eben auch nicht zu mehr Unfälle als in Deutschland kommt, folglich sollte man sich fragen ob man wirklich eine 99,9 % Sicherheit haben will, oder ob nicht auch eine 99,8 % Sicherheit auch ausreichen wurde, gerade wenn dieses minimale an mehr Sicherheit soviel mehr Nachteile mit sich bringt. Analog mit den ganzen zusätzlichen Führerschein für jede Baureihe und jede Strecke, wurde da nicht ein Kurs, eine kurze Einführung reichen? Was ist nun der große Unterschied wenn ich jetzt von einem Ford Ka, zu einem Yaris Hybrid umsteige, als wenn ich von einem ICE zu einer 185 E-Lok, wenn es da wirklich solche immensen Unterschiede geben wurde, wieso setzt da die Politik nicht an, und Vereinheitlicht eben dort, bei der Technik, anstatt dem Menschen damit zu belasten.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19719
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von sünnerklaas »

Jo33 hat geschrieben:(14 Jan 2020, 12:26)
Als Bsp. Österreich, wo mal der RJx aus Wien dermaßen Verspätung hatte, eine ErsatzRJGarnitur gab es nicht. Dass Personal war aber vollständig in Bregenz vorhanden, insbesondere Crew des Bordbistros, da hat man dann halt einfach ein Talentdoppel bis Innsbruck eingesetzt, der Lokführer durfte auch die Talente fahren. Das Bordcrew, insbesonder Bistro hatte natürlich wenig zu tun, die Fahrgäste waren eher erheitert wegen dem Ungewöhnlichen Fahrzeugeinsatz, aber alle waren im Prinzip glücklich dass sie ihre Reise pünktlich fahren konnten. So etwas wäre in Deutschland undenkbar, schon alleine weil DB Fernverkehr, ihre Schwester DB Nahverkehr keine Fahrzeuge einfach so hin und her gibt, anstatt zusammen zuarbeiten, arbeiten sie liebend gerne gegeneinander, wobei vielfach auch einfach in Deutschland nirgendwo Reserven vorhanden.
Die Reserven wurden verschrottet, Abstell- und Überholgleise abgebaut und die Liegenschaften verhökert, weil man mit Biegen und Brechen die DB an die Börse bringen wollte.
Fatal wirkt sich auch die Umstellung von lokbespannten Zügen hin zu ganzen, praktisch nicht teilbaren Zugeinheiten aus. Einzelne Wagen können nicht einfach mal so aus einem ICE auf einem Zwischenbahnhof herausrangiert werden. Man muss die gesamte Einheit auswechseln.
Hinzu kommt noch etwas anderes: der früher im Nachtverkehr üblichen Kurswagenverkehr ist nicht mehr möglich. Es gab ja sehr bekannte Nachtverbindungen, wie z.B. den Ost-West-Express Paris-Moskau. Von Paris bis Moskau liefen nur zwei bis drei Wagen durch, die restlichen 9 bis 10 Wagen wurden unterwegs eingesamelt und auch wieder abgegeben. Zum Beispiel an den Nord-West-Express Hoek van Holland-Kopenhagen, in dem Kurswagen nach Stockholm und Oslo liefen und der wiederum Wagen an den Ost-West-Express abgegeben wurden. Mancher Laie fragt sich heute, wenn er alte Fahrpläne sieht, warum internationale Nacht-Fernzüge auf Provinzbahnhöfen, wie Kreiensen, Bebra, Altenbeken oder Brilon-Wald hielten: da wurden Kurswagen überstellt. Sowas ist heute nicht mehr möglich. Nicht nur, weil es kaum noch lokbespannte Wagenzüge gibt, sondern, weil die Bahnanlagen auf den Bahnknoten nur noch auf das Allernötigste zurückgebaut wurden. Rangierpersonal und Rangierlokomotiven gibt es dort auch nicht mehr.
Dann hat mir auch noch kein Mensch erklären können wieso wir eigentlich empfindlicher sind, weniger strapazierfähiger, als die Schweizer? In der Schweiz dürfen in den Kurven generell 10-20 % schneller gefahren werden, als in Deutschland. In Deutschland wird die Geschwindigkeit in Kurven stärker reduziert, wegen angeblich höherer Sicherheit, aber auch weil man den Fahrgästen weniger Fliehkräften zu muten will. Ich habe noch nie gehört, dass durch die Geschwindigkeit in den Kurven in der Schweiz, ein Zug aus der Kürve gefallen wäre, oder es den Menschen im Zug schlecht geworden wäre deswegen. Scheinbar sind wir Deutschen ein Volk vom Memmen geworden.
In Deutschland sind in der Vergangenheit schon öfter Züge aus den Kurven geflogen: Rheinweiler (1971), Aitrang (1971), Siegelsdorf (1928) etc.. Der grundlegende Unterschied zwischen D und CH: in der Schweiz gab es vor 1918 keine Länderbahnen. Bis 1918 baute in D praktisch jeder so, wie er es für richtig hielt. Es gab keine Umweltprüfungen, man baute teilweise nach Gespür und nach (un-)gesundem Menschenverstand. So war das halt zu Kaisers Zeiten.

Nächster Punkt Sicherheit Türen, auch hier wiederum eine Besonderheit, eine Übersicherheitwahnvorstellung der Deutschen Politik, des Eisenbahnbundesamtes. In anderen Ländern ist es heute noch immer erlaubt, sich wie bei Bus oder der Tram auch noch üblich, sein Ausstiegswunsch der Tür voranzumelden, dass heißt: Ich weiß ich steige die nächste Station aus, daher drücke ich schon mal instinktiv auf die Tür Auf Taste und Oh wunder, die Tür quitiert meinen Wunsch, und geht am nächsten Halt automatisch auf, sogar an der richtigen Seite, selbst wenn ich falsch gedrückt habe und ist auch schon auf wenn der Zug am Bahnsteig steht. In Deutschland, ist dies mittlerweile gesetzlich verboten, weil es sein könnte dass im Fall 1 zu 10 Mio. mal die falsche Tür von Lokführer frei gegeben werden könnte und dadurch die Tür nicht zum Bahnsteig sich öffnet sondern die zur Gegenüberliegenden Seite in den Abgrund 1 m in die Tiefe runter, auf das Nachbargleis welches vermutlich evtl. grad auch ein Zug vorbeifahren könnte. Sprich es könnte evtl. mal ein Unfall passieren, die Frage ist wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, auch hier liest man in den Medien sehr wenig in den Nachbarländern, dass es solche Unfälle häufig gibt, eher eine Zahl die man vernachlässigen könnte, aber am Ende bei jedem Halt ein paar Sekunden Zeit einsparen könnte. Weil in Deutschland muss man nicht nur warten bis der Zug im Bahnhof einfährt, sondern muss warten bis der Lokführer die Türen frei gibt, die Türen auf Grün schalten und man den Knopf erst betätigen darf, jeder kennt diese gefühlte Ewigkeit bis sich die Türen in Deutschland endlich öffnen lassen, diese ewige Warterei. Dann kommt noch ins Spiel die heutzutage üblichen Schiebtritte, Spaltüberbrückungen, die dürfen in Deutschland ebenfalls nicht so schnell herausfahren wie bei unseren Nachbarn, da angeblich sich ja zwischendrin ein Fuß befinden könnte, weil die Tritte auch erst ausfahren dürfen wenn der Zug schon steht, während bei unseren Nachbarn dies schon bei unter 5 km/h Geschwindigkeit passiert, was dazu führt dass bei 0 km/h meist der Schiebetritt draußen ist und die Türe ebenfalls bereits komplett offen ist. Wie gesagt im Prinzip bei einem Halt eher Kleinigkeiten wo wir in Deutschland jedesmal 10 bis 20 Sekunden an Zeit verlieren im Gegensatz zur nicht Vollkaskomentalität unserer Nachbarn. Aber eben auch Klein Vieh macht misst, welcher sich in der Summe eben dann doch summiert, bei 30 Halten a 10 Sek. sind dies dann 300 Sekunden sprich 5 min, welche wir im Gegensatz zu unseren Nachbar an Zeit verlieren, 5 min sind im Grunde immer noch nicht viel, aber vielfach reichen 5 min, um einen Anschlusszug zu erreichen oder nicht.
Die Sicherheitsvorschriften in D sind eben nicht vom Himmel gefallen. Das liegt auch an der typisch deutschen Art, jahrzehntelang sicherheitstechnisch nichts zu tun und erst dann tätig zu werden, wenn es zur Katastrophe gekommen ist (siehe als Beispiel den Unfall von Dahlerau 1971). Dann geht es ins genaue Gegenteil, dann hagelt es Vorschriften ohne Ende. Bestes Beispiel ist der Transrapid-Unall von Lathen. Weil man dem Dogma folgte, auf der Strecke könne nichts passieren, fuhr man mit über 400 km/h mit einem Sicherheitssystem, dass noch aus der Zeit von Robert Stephenson stammte: man ist auf Sicht gefahren. Signale gab es nicht. Ging so lange gut, bis irgendwann ein auf der Strecke befindlicher dieselgetriebener Arbeitszug vergessen wurde.
Analog mit den ganzen zusätzlichen Führerschein für jede Baureihe und jede Strecke, wurde da nicht ein Kurs, eine kurze Einführung reichen? Was ist nun der große Unterschied wenn ich jetzt von einem Ford Ka, zu einem Yaris Hybrid umsteige, als wenn ich von einem ICE zu einer 185 E-Lok, wenn es da wirklich solche immensen Unterschiede geben wurde, wieso setzt da die Politik nicht an, und Vereinheitlicht eben dort, bei der Technik, anstatt dem Menschen damit zu belasten.
Auch das stammt noch aus der Zeit der Gründung der Deutschen Reichsbahn nach 1918: jedes Land hatte seine eigenen Lokomotiv-Baureihen, die sich untereinander dann auch noch in Fahrverhalten, Wartung und Bedienung teilweise völlig voneinander unterschieden. Nach 1918 wurden dann z.B. Lokomotiven aus Bayern und Baden nach Norddeutschland verlegt, weil sie auf ihren alten Stammstrecken mit vielen Kurven Probleme machten, im norddeutschen Flachland dagegen zuverlässige und robuste Renner waren, die sich dort lange Zeit bewährt haben. Dazu kam noch der Traktionswechsel von Dampf- auf Diesel und von Diesel- auf Elektroantriebe. Seinerzeit reichten reine Einweisungen eben nicht aus. Eine Anpassung der Vorschriften wurde später verpasst.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(11 Jan 2020, 18:31)
Die Alternative ist das klimatisierte Auto, das egal wie stressig und verspätet einzig abhängig von meiner "Kondition" früher oder später bis zum Endziel durchkommen wird, mein Gepäck nicht verliert, möglicherweise mich bald sogar schlafen lässt.
Es ist die Frage, ob es sich wirklich um eine Alternative oder um eine als Alternative schöngeredete und schöndesignte Akzeptanz einer traurigen Realität handelt. In den USA (aber sicher nicht nur dort) gibt es Knasts mit mietbaren Luxuszellen für um die 250 Dollar die Nacht. Mit Dusche, Internet, Traumbad, Hightech-Heimelektronik, Klimaanlage sowieso ... und die Kommunen, die das anbieten, verdienen noch damit . Aber ich sage dir: Knast bleibt Knast!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von imp »

Ich habe noch Züge erlebt, bei denen die Türen auch während der Fahrt aufgingen. Brauche ich nicht unbedingt nochmal.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von H2O »

Um im Unterforum 4.1 Verkehrswesen auf einen Eisenbahnstrang zu stoßen, mußte ich 4 Seiten zurückblättern. Daran läßt sich aus meiner Sicht ablesen, daß in diesem Forum die Teilnehmer die Lust verloren haben, sich über die Eisenbahn zu ärgern... oder sie etwa zu nutzen.

Jetzt scheint sich aber etwas zu tun, wie ich in der Gazeta Wyborcza lesen konnte. Die EU will mit einem System von Nachtzügen die Zahl der Flüge innerhalb der EU vermindern. Das Projekt wird nachdrücklich von den Grünen im EU-Parlament voran getrieben. Offenbar sollen die Eisenbahnen Europas dazu eng zusammenarbeiten... was aus meiner Sicht bedeutet, daß die Normen für die Stromversorgung, die Lokomotiven und die Waggons aneinander angepaßt werden müssen, wenn das nicht schon längst geschehen ist. "Interoperabilität" wurde so etwas in meinem früheren Berufsfeld genannt.

Die Gazeta zeigt dazu ein sehr eindrucksvolles Liniennetz, das die EU engmaschig verbindet. Knotenpunkte in Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München könnten eine Riesengelegenheit für die DB sein, aus ihrer Bräsigkeit heraus zu kommen und in der EU eine tragende Rolle zu spielen. Das Bahnnetz müßte vermutlich aus Mitteln der EU auf den notwendigen Stand gebracht werden, damit ein fairer Wettbewerb der europäischen Bahnunternehmen entstehen kann. (Im Grunde gilt das auch für das Fernstraßennetz und Wasserstraßennetz in der EU...)

Ganz offenbar sind im Westen die Franzosen besonders rührig mit ihren TGVs, und in Mitteleuropa die Österreicher und Tschechen. Die österreichische Bahn betreibt schon heute Nachtzüge offenbar ja wohl mit Gewinn von Wien nach Berlin, München, Hamburg, Amsterdam, Paris und Zürich, nachdem sich die DB aus diesem Geschäft ganz zurück gezogen hatte. Die Österreichische Bahn bedient auch eine Linie Wien, Graz , Venedig, Florenz. Andere Städte Italiens dann mit Umstieg auf Regionalzüge. Die Italienische Staatsbahn leidet vermutlich an einer Krankheit, die auch die DB erfaßt hat.

Das geplante EU Nachtzugnetz hat vor der Liniennummer ein "E" stehen. Aber auch die Schnellzuglinien sollen ausgebaut werden... Nachfolger der Intercity-Linien, nun aber europaweit. Deren Linienbezeichnung beginnt mit TEE... altbekannt für Transeuropaexpress. Die Gazeta zeigt, daß dieses Liniennetz die EU abdeckt zwischen Brest und Kiew, Helsinki und Athen, Palermo, Lissabon. Es ist naturgemäß besonders dicht in Deutschland und Nordfrankreich-Benelux. Im Plan enthalten ist auch noch GB, aber nach dem BREXIT dürfte das Ziel Interoperabilität der Bahnsysteme und Finanzierung der Trassen nicht ganz einfach zu erreichen sein. Vielleicht eine Altlast aus der Zeit, als GB noch fest in der EU verankert war?

Der Plan erinnert mich an den sehr alten Film "Ich denke oft an Piroschka", der ein wenig wehmütig der guten alten Zeit nachhing, als Züge ungehindert und sehr pünktlich zumindest das KuK-Reich durchquerten. Vielleicht ersteht diese gute Seite der Vergangenheit nun wieder neu, größer und schöner als je zuvor?

Ich meine, daß mit diesen Massenverkehrsmitteln vielleicht ein guter Beitrag zur Energieeeinsparung im Verkehrswesen erreicht werden könnte. Energieeinsparung im Verkehrswesen sehe ich als wichtigen Bestandteil der Energiewende... so wichtig wie Wärmedämmung in der Gebäudeheizung. Deshalb drücke ich diesem Gemeinschaftsprojekt die Daumen. Hoffentlich ergreifen die Bahngesellschaften diese Gelegenheit beim Schopf mit angenehmen Reisebedingungen, damit Reisende nach einer ersten Kostprobe nicht gleich wieder mit gesträubten Haaren in die vielen kleinen Flughäfen abwandern.

Ohne diesen Plan zu kennen habe ich sogar schon eine Stichprobe davon genommen: Von Stettin nach Lübeck ohne um zu steigen. Besonders gut wäre es natürlich, wenn dieser Zug künftig in Swinemünde einsetzte und so die alten Kaiserbäder wieder leichter erreichbar machte. Was nicht ist, das kann ja noch werden! :)
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73198
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Tom Bombadil »

Der TGV ist ein Hit, weil er auf eigenen Strecken fährt, wo er seine Geschwindigkeit auch voll ausfahren kann, um so ein Netz europaweit einzurichten, braucht es aber ein paar Jahrzehnte.

Nachtzüge können eine Alternative sein, dazu muss man aber ein attraktives Angebot schaffen, nicht sowas hier: https://www.wiwo.de/my/unternehmen/dien ... 59132.html (leider mittlerweile hinter der Bezahlschranke)

Ich würde da zumindest ein Bett, Dunkelheit und Stille (abseits der normalen Zuggeräusche), sowie einen rudimentären Service, zB. dass man beizeiten geweckt wird, bevor man aussteigen muss, erwarten, ein nahrhaftes Frühstück wäre wohl schon zu viel Luxus.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von H2O »

Zustimmung; die schnellen Bahntrassen müssen entstehen; mit vereinten Anstrengungen muß das vielleicht doch nicht gleich Jahrzehnte dauern.

Vielleicht könnte man bei geplanten Reisen (immerhin reservierte Betten...) auch ein Frühstück vorbestellen, das aus einem Schließfach entnommen werden kann. Mit Mikrowelle kann man als Gast ja auch einiges reißen. Eine einfache aber praktische Waschgelegenheit wäre nicht schlecht.
Ebiker
Beiträge: 6251
Registriert: Mo 16. Mai 2016, 11:06
user title: Elektrowitsch 1. Ordnung

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Ebiker »

Was mich stört das es zwischen ICE und RB keinen wirklichen Lückenfüller gibt. Seit dem ICE- Neubau Leipzig - Erfurt fährt so gut wie kein ICE/IC mehr durch Weimar. Einen wirklichen Ersatz dafür gibt es nicht. Der RE könnte es sein wenn er als RE fahren würde. Der hält aber auch viel zu oft.

Sinnvoll fände ich die Struktur : ICE/IC zwischen den Oberzentren, RE zwischen Ober/Mittelzentren, alles dazwischen RB. Ein RE muß nicht an einem S- Bahn Haltepunkt halten.
Folgen sie den Anweisungen
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73198
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Tom Bombadil »

Werter H2O, leider habe ich deinen Beitrag EDITIERT anstatt ihn zu zitieren :s Leider konnte ich ihn nicht mehr zur Gänze wieder herstellen, mea maxima culpa.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73198
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Tom Bombadil »

Mit einem gescheiten Nachtzug könnte man zB. abends einsteigen und morgens am Mittelmeer aussteigen, das wäre imho auch entspannter als mit dem Flieger. Dazu muss es dann aber ein gescheites Angebot an Essen und Trinken geben und man muss in seinem Abteil auch Ruhe bekommen, zigmal umsteigen geht dann natürlich auch nicht.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von olli »

H2O hat geschrieben:(24 Oct 2021, 12:08)

Zustimmung; die schnellen Bahntrassen müssen entstehen; mit vereinten Anstrengungen muß das vielleicht doch nicht gleich Jahrzehnte dauern.

Vielleicht könnte man bei geplanten Reisen (immerhin reservierte Betten...) auch ein Frühstück vorbestellen, das aus einem Schließfach entnommen werden kann. Mit Mikrowelle kann man als Gast ja auch einiges reißen. Eine einfache aber praktische Waschgelegenheit wäre nicht schlecht.
bei den autoreisezügen gab es das, das frühstück wurde sogar gebracht, aber wie bei allem, Service kostet und das kann man ja einsparen um mehr gewinn zu erzielen. Du erwartest von der DB allen Ernstes Kundenservice, Attraktivität und konkurrenzfähige, attraktive Angebote ? Nicht in dieser Welt.
Ebiker
Beiträge: 6251
Registriert: Mo 16. Mai 2016, 11:06
user title: Elektrowitsch 1. Ordnung

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Ebiker »

H2O hat geschrieben:(24 Oct 2021, 12:08)

Zustimmung; die schnellen Bahntrassen müssen entstehen; mit vereinten Anstrengungen muß das vielleicht doch nicht gleich Jahrzehnte dauern.

Vielleicht könnte man bei geplanten Reisen (immerhin reservierte Betten...) auch ein Frühstück vorbestellen, das aus einem Schließfach entnommen werden kann. Mit Mikrowelle kann man als Gast ja auch einiges reißen. Eine einfache aber praktische Waschgelegenheit wäre nicht schlecht.
Ach wie gerne war ich zu Gast im Speisewagen der CSD, richtig gekochtes Essen statt warmgemchtes Zeuch und ein frisch gezapftes Staropramen
Folgen sie den Anweisungen
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von olli »

Ebiker hat geschrieben:(24 Oct 2021, 18:26)

Ach wie gerne war ich zu Gast im Speisewagen der CSD, richtig gekochtes Essen statt warmgemchtes Zeuch und ein frisch gezapftes Staropramen
Klar ist da ein Riesenpotential das die DB liegenlässt. Autoreisezüge die einen entspannt ans Reiseziel bringen, dazu Speisewagen und eine Bar die dem Gast mehr bieten als einen in der Mikrowelle heißgemachten TK-Ekel-Burger. Nur hat die Bahn kein Interesse daran, denn am Ende müssen sie sich ja nicht um Kunden scheren. Fehlen die und man macht Verluste rennt man zum Steuerzahler der das schlechte Wirtschaften schon ausgleicht und subventioniert.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19719
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von sünnerklaas »

Tom Bombadil hat geschrieben:(24 Oct 2021, 13:35)

Mit einem gescheiten Nachtzug könnte man zB. abends einsteigen und morgens am Mittelmeer aussteigen, das wäre imho auch entspannter als mit dem Flieger. Dazu muss es dann aber ein gescheites Angebot an Essen und Trinken geben und man muss in seinem Abteil auch Ruhe bekommen, zigmal umsteigen geht dann natürlich auch nicht.
Eine ganz große Rolle spielten bei den Nachtzugverbindungen Kurswagen. Es gab einen Stammzug, der auf der Linie München-Hamburg verkehrte. In Würzburg, Bebra, Kreiensen, Hannover und Lüneburg kamen dann Wagen dazu bzw. gingen vom Zug ab. So hatte man nächtliche Direktverbindungen auch von peripher gelegenen Räumen. Und es war so, dass man dann nicht unbedingt nachts auf einem Bahnhof umsteigen musste, man wechselte ggf. im Zug den Wagen.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73198
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Quo vadis, DB?

Beitrag von Tom Bombadil »

Ja, sowas macht auch Sinn, natürlich nur, wenn man genug Kunden für sich gewinnt.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Antworten