Mentalitätsunterschiede in Deutschland

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Teeernte
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Teeernte »

Selina hat geschrieben:(03 Dec 2019, 19:47)

Das wäre ein abendfüllendes Programm, dir das genau zu verklickern. Will hier auch keiner lesen. Und von "Unmöglichkeit" kann keine Rede sein. Der Juso-Chef, hier und da mal ein Grüner und diverse Linke haben da schon ziemlich genaue Vorstellungen. Aber keine Sorge, wir erleben das nicht mehr :D
Ja , das kenn ich noch.
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BlueMonday
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Dec 2019, 16:24)
aber der Text gibt aus meiner Sicht die Lebenswelt der DDR der späten 80er sehr authentisch und gut wieder. Eben nicht die DDR der 60er 80er und des allgemeinen baulichen Verfalls sondern das Berlin der zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger abgeschlossenen Wohnungsbauprogramme.
Lebensgefühl vor allem, etwas, das sich nicht einsperren, einfangen, verbieten ließ, die selbst erzeugte Lebenswärme, die die Menschen psychisch überleben ließ.

Erstaunlich, dass solche Sachen durch den damaligen Starrsinn der Zensur gekommen sind. Allein das war vielleicht schon so ein kleiner Mauerfall in den Betonköpfen, eine kleine Kapitulation. Es war eh schon viel zu spät. Oder auch die City-Sachen. Materialermüdung. Der Beton hat sich doch erweichen lassen. Das ist schon eine Lebenserfahrung eines Ostlers, die er sein ganzes Leben mit sich nehmen wird, wenn er damals wach geblieben war, gesehen und gefühlt und es nicht wieder vergessen hat.

ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Ammianus
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Ammianus »

Es ist immer noch faszinierend, wie damals Silly ihre "Verlorenen Kinder" und City die LP "Casablanca" mit "z.B. du Susann" wo sich der Schornstein "zu Stalins Ehren reckt" durchbekommen haben. Oder wie ein Film, eigentlich der DDR-Abschiedsfilm, "Die Architekten" gedreht werden konnte. Das Drehbuch wurde Ende 88 eingereicht, die Dreharbeiten gingen bis in die Wendezeit.
Scheinbar hatten Teile der Genossen schon völlig aufgegeben oder begannen sich langsam an Gorbatschow zu orientieren um nicht auf einmal doch auf der falschen Seite zu stehen.

Faszinierend waren die sogenannten anderen Bands: die anderen, die Firma, Ich-Funktion, Die Art, Sandow, Skeptiker usw. Mit einem Mal wurde jenseits des eingefleischten Muschkantentums mit diesem spießigen angepassten Ostrock wieder Musik gemacht. Und auch die Texte waren plötzlich besser und verursachten mehr als ein Schulterzucken.
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Ammianus
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Ammianus »

Selina hat geschrieben:(03 Dec 2019, 19:17)

Renft war damals das Beste, was es an Ostrock gab :thumbup: "Wer die Rose ehrt", "Zwischen Liebe und Zorn", "Nach der Schlacht", "Als ich wie ein Vogel war"... *seufz*
Ich erinnere mich noch wie auf einem S-Bahnsteig 75 ein Kumpel auf mich zukam und mir vom Verbot der Renft-Combo erzählte. Die Dreckschweine spielten sie noch eine Zeit lang im Radio, um das zu vertuschen.
Und dann der eine Morgen, vielleicht Ende Oktober oder Anfang November 89 und DT64, das damalige DDR-Jugendradio mit Rundumdieuhr-Programm ist an, da man zu der Zeit den Wandel gerade in den DDR-Medien so richtig spüren konnte. Und sie spielen Renft.

Aber es ist schon seltsam. "Der Apfeltraum", ein Song, den ich mir, weil er so leicht zu spielen ist, selbst raufgedrückt habe. Komponiert und gesungen hat ihn Peter Gläser, gestorben vor einigen Jahren an Krebs und der Text von Kurt Demmler. Der hat sich in der U-Haft weit nach dem Untergang der DDR aufgehängt. Er konnte die Finger nicht lassen von den kleinen Mädchen.
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Selina
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Selina »

Ammianus hat geschrieben:(03 Dec 2019, 20:38)

Ich erinnere mich noch wie auf einem S-Bahnsteig 75 ein Kumpel auf mich zukam und mir vom Verbot der Renft-Combo erzählte. Die Dreckschweine spielten sie noch eine Zeit lang im Radio, um das zu vertuschen.
Und dann der eine Morgen, vielleicht Ende Oktober oder Anfang November 89 und DT64, das damalige DDR-Jugendradio mit Rundumdieuhr-Programm ist an, da man zu der Zeit den Wandel gerade in den DDR-Medien so richtig spüren konnte. Und sie spielen Renft.

Aber es ist schon seltsam. "Der Apfeltraum", ein Song, den ich mir, weil er so leicht zu spielen ist, selbst raufgedrückt habe. Komponiert und gesungen hat ihn Peter Gläser, gestorben vor einigen Jahren an Krebs und der Text von Kurt Demmler. Der hat sich in der U-Haft weit nach dem Untergang der DDR aufgehängt. Er konnte die Finger nicht lassen von den kleinen Mädchen.
Ja, ich weiß. Bei Demmler war ich auch geschockt, dass der so dermaßen kriminell war. Was man ja damals nicht im Entferntesten ahnen konnte. Dessen Texte waren zum Teil richtig gut. Peter Gläser mochte ich auch sehr. Einige Texte von Renft hat auch Gerulf Pannach geschrieben. Der ist ebenfalls an Krebs gestorben. Zum Untergang von Renft hat eine sächsische SED-Bezirksleitung in besonderer Weise beigetragen. Wie sich dort unten schnell herumsprach, redeten die Genossen immer zynisch-gehässig von "Schweine-Renft", weil zu den Konzerten backstage viel getrunken und alles Mögliche geraucht wurde. Wir als Fans wollten einfach nur deren Musik hören, was sie hinter der Bühne so machten, war uns ziemlich egal. Das war ja auch international sowieso immer schon üblich im Rockgeschäft, dass da geraucht und getrunken wurde bei Konzerten. Aber die SED-Typen sahen darin natürlich den Klassenfeind. Daher posaunten sie dann den Begriff "Schweine-Renft" überall herum, was die Musiker zusätzlich zum Auftrittsverbot wegen ihrer Texte auch noch persönlich diskreditierte.
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schokoschendrezki
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von schokoschendrezki »

naddy hat geschrieben:(03 Dec 2019, 19:39)

War bei mir nicht der Fall. Ich war auch vorher schon ein paar mal "drüben", als man noch 40 Mark pro Tag zwangsumtauschen mußte. Von 2 Ostmark habe ich mir dann einen Kapodaster gekauft, die kosteten bei uns das fünf- bis zehnfache. Der war dann auch entsprechend "low-tech", dafür aber nahezu unzerstörbar. :D

In Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung bin ich damals nicht gekommen, aus welchen Gründen auch immer. Allerdings hatten wir im Westen mal einen gemeinsamen Auftritt mit den "Puhdys", wann und wo weiß ich nicht mehr. Möglicherweise auf irgendeinem Festival "Gegen Alles!", die gab's damals zuhauf. Bei - sehr kurzen - Gesprächen im Backstage-Bereich erschienen die uns allerdings irgendwie "systemimmanent", sehr wortkarg und Null gemeinsames Rocker-Feeling. Schien zu den damals hier verbreiteten Vorstellungen von der "DDR" zu passen, die aus einem Gemisch von DKP/SDAJ-Parolen und dem "Geh' doch nach drüben!" der Altnazis zusammengebraut waren.

Wir wußten oder ahnten schon ein paar DInge über die Musikszene der DDR, das Gerücht von "staatlich geprüften Unterhaltungskünstlern" sorgte beispielsweise für große Heiterkeit. Aber was da wirklich im Underground abging, erfährt man erst heute in entsprechenden Dokus. Da hatten tatsächlich ein paar Bands den Mut, sich möglicherweise um Kopf und Kragen zu singen. Respekt. Biermann ist da, denke ich, ein schlechtes Beispiel, den schützte seine Popularität.
Die Biermann-AUsweisung war ja auch schon 1976. Sie markiert das harte und abrupte Ende einer kurzzeitigen, gewissen Aufweichung des politisch-kulturellen Klimas. Die aber auch nur damit zusammenhängt, dass die Honecker-Honecker-Mittag-Mielke-Klicke noich nicht ganz so machtetabliert war wie ab dann. Dann erfolgte eine Art versuchte Kesseldruckablassung durch Ausreisegenehmigungen und dann war Schluss.

Wirklich im Untergrund gingen ab Mitte der 80er Jahre im Bereich Musik die sogenannten "Anderen Bands" ab. Ihre teilweise dadaistisch-surrealen Perfomances spiegelten im Grunde die Absurdität des DDR-System genauer und besser wieder als der sehr konventionelle Sound von Bands wie SIlly (Auch wenn die Texte der letzten Silly-Platte sehr authentisch sind) Die "Anderen Bands", also etwa "Herbst in Peking" & Co. waren hier schon mal vor längerer Zeit Thema. Die "Staatliche Geprüftheit" war eigentlich das kleinere Problem. Man wollte einfach den Kultur-Betrieb grundsätzlich unter Kontrolle haben. So einen Schein zu bekommen, war instrumententechnisch eigentlich ein Klacks. Das Problem für populärere Bands wie Silly, bei denen es auch um Plattenaufnahmen ging, bestand in der Forderung nach Konventionalität. Im Kulturpolitikjargon "Liedhaftigkeit" genannt. :p

Weitgehend ausgenommen von dieser Forderung nach "Liedhaftigkeit" war die kleine aber doch ziemlich autonom agierende Jazz-Szene in der DDR. Und damit sind wir bei einem wichtigen Punkt zum Thread-Thema. Natürlich konnte man sich in der DDR seine "Nische" suchen. Voraussetzung im allgemeinen: Keine direkten politischen Bezüge. Wenn man nicht "still und friedlich zum Alkoholiker" werden wollte und die entsprechenden Voraussetzungen besaß ... mit Free Jazz, theoretischer Quantenphysik oder vergleichender Sprachwissenschaft konnte man sich schon in Ruhe und geschützt befassen. Sogar auch befreit von direkten existenziellen Sorgen (solange sie nicht auf "Konsum" im engeren Sinne hinausliefen). Insofern war die DDR-Gesellschaft tatsächlich eine Nischengesellschaft. Die Nischen waren aber einfach gefundene Varianten alternativer Lebensformen unter den besonderen Bedingungen der DDR. Sie entsprachen, anders als gewisse Psychologen behaupten, keineswegs einer besonderen "DDR-Mentalität".

Dennoch gibt es meiner Ansicht nach eine "besondere DDR-Mentalität" in einem großen Teil der Bevölkerung. Das, was ich die Gesellschaft von Hausmeistern und Zeltplatzwarten nenne. Das hat allerdings nicht nur mit dem System der DDR zu tun, sondern zumindest auch mit der geographischen Lage des Gebiets der ehemaligen DDR. Und Bevölkerungsbewegungen als Ergebnis des 2. Weltkriegs. Die DDR war voll von Menschen aus dem ehemaligen Pommern, Schlesien und dem sogenannten Sudetenland. In der Mehrzahl spaßfeindliche, disziplinierte Menschen aus einer vorwiegend evangelisch geprägten Kultur. Die sich mit dem Preußentum Berlins und Brandenburgs mischten und konzentrieren, Ich bin mir bis heute nicht sicher, was in dem Verhältnis zwischen Preußentum, evangelischer Kulturgeprägtheit und DDR-System nur Katalysator und was wirkliche Ursache für diese miefige Gesellschaft von Hausmeistern, Zeltplatzwarten und Kleingeistigkeit war.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Selina
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Selina »

Das ist eher etwas Allgegenwärtiges und überall zu entdecken, diese "miefige Gesellschaft von Hausmeistern, Zeltplatzwarten und Kleingeistigkeit". Heute ebenso wie damals. Miefigkeit und Piefigkeit, Kleingeistigkeit und Spießigkeit, das gibts immer und überall. Auf diesem Boden gedeiht auch hervorragend der Rechtspopulismus.
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Quatschki
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Quatschki »

So groß sind die Unterschiede nicht zwischen der schwäbischen "Kehrwoche" und der ostdeutschen "Hausordnung".

Aber dahinter steckt die Idee, gemeinschaftlich benutzter Bereiche gemeinschaftlich gepflegt zu halten. Ist das schlecht?
Was aber fast zwangsläufig dazu führt, dass Außenseiter und Verweigerer unter sozialen Druck geraten. Die dann "Nazi!" rufen. Weil Wohngemeinschaft -> Hausgemeinschaft -> Volksgemeinschaft -> Hitler!
Aber die Alternative: totale Eigenverantwortung, also Neoliberalismus - ist ihnen auch nicht recht. Weil dann müßten sie sich ja kümmern und drehen und schauen, wo sie bleiben...
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H2O
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von H2O »

Quatschki hat geschrieben:(03 Dec 2019, 22:46)

So groß sind die Unterschiede nicht zwischen der schwäbischen "Kehrwoche" und der ostdeutschen "Hausordnung".

Aber dahinter steckt die Idee, gemeinschaftlich benutzter Bereiche gemeinschaftlich gepflegt zu halten. Ist das schlecht?
Was aber fast zwangsläufig dazu führt, dass Außenseiter und Verweigerer unter sozialen Druck geraten. Die dann "Nazi!" rufen. Weil Wohngemeinschaft -> Hausgemeinschaft -> Volksgemeinschaft -> Hitler!
Aber die Alternative: totale Eigenverantwortung, also Neoliberalismus - ist ihnen auch nicht recht. Weil dann müßten sie sich ja kümmern und drehen und schauen, wo sie bleiben...
Oh je, in einer solchen Nazigemeinschaft bin ich aufgewachsen! Da lebten 2 Parteien je Stockwerk, bei 4 Stockwerken und Erdgeschoß mußten die Parteien die Treppen und Fenster hübsch sauber halten. Das hat 15 Jahre gut geklappt, und später, als ich die Verwaltung übernehmen mußte, noch einmal 15 Jahre. Irgendwie stand dahinter die kalte Drohung, einen berufsmäßigen Reinigungsdienst damit zu befassen und diese Kosten als Nebenkosten auf die Miete auf zu schlagen. Da war dann doch selbst-die-Frau und selbst-.der-Mann angesagt. Und das im Herzen von Niedersachsen, also nix schwäbische Hausfrau/Hausmann, oder Ostfrau/Ostmann.

Sind wir am Ende doch ein Volk von miefig-spießigen Schwestern und Brüdern? Aber schön sauber haben wir's! :thumbup:
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Teeernte »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Dec 2019, 21:06)

Die DDR war voll von Menschen aus dem ehemaligen Pommern, Schlesien und dem sogenannten Sudetenland. In der Mehrzahl spaßfeindliche, disziplinierte Menschen aus einer vorwiegend evangelisch geprägten Kultur. Die sich mit dem Preußentum Berlins und Brandenburgs mischten und konzentrieren,

Ich bin mir bis heute nicht sicher, was in dem Verhältnis zwischen Preußentum, evangelischer Kulturgeprägtheit und DDR-System nur Katalysator und was wirkliche Ursache für diese miefige Gesellschaft von Hausmeistern, Zeltplatzwarten und Kleingeistigkeit war.
Flüchtlingsbashing ? OSSIBASHING verbunden mit "Völkischer" - evangelischer - Degeneration ?

:thumbup:
Zuletzt geändert von Teeernte am Di 3. Dez 2019, 23:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Moses hat geschrieben:(03 Dec 2019, 19:14)

ich versteh nur nicht, wie man trotz des Wissens um eine Unmöglichkeit wegen fehlender Mehrheiten, an diesen "demokratischen Sozialismus" glauben kann (es ist doch keine Religion).
Drücken wir es mal so aus. Nur ein Idiot würde 5x mit dem Kopf gegen die Wand rennen um sicher zu sein, dass es weh tut. Bei unseren sozialistischen Freunden reicht 5x anscheinend nicht.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Teeernte »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(03 Dec 2019, 23:50)

Drücken wir es mal so aus. Nur ein Idiot würde 5x mit dem Kopf gegen die Wand rennen um sicher zu sein, dass es weh tut. Bei unseren sozialistischen Freunden reicht 5x anscheinend nicht.
Es ist das SELBE - davon auszugehen den demokratischen Sozialismus aufzubauen - der in der MEHRHEIT auf "gute Menschen" setzt -
also - genau dass - was man im MOMENT im Westen als MEHRHEIT propagiert.

Mann® arbeitet ja für die GEMEINSCHAFT...und die WELTÖKOLOGIE. Garnicht für den eigenen Bedarf----eher für noch mehr Flüchtlinge und gern geben WIR das letzte HEMD für noch ein Windrad !! :D :D :D

---------------------------------

Der demokratische Sozialismus lässt sich LEIDER mit dem VORHANDENEN "Material" nicht aufbauen.
....Eigennützigen Leuten - die nur schauen - dass sich LEISTUNG wieder LOHNEN muss.... (...also mit Ossis wird das nichts...)

Vielleicht wird das mit den "guten" Leuten im Westen.
:thumbup:
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Agesilaos Megas »

Selina hat geschrieben:(03 Dec 2019, 18:38)

Einen demokratischen Sozialismus gab es ja noch nie zuvor. Also kannst du davon auch nichts gesehen haben. Und kein Mensch sagt, dass es leicht ist, ihn zu machen, oder dass es hundertpro gelingen könnte. Das sind einfach nur Überlegungen. Und ja, auch das hab ich nie bestritten: Für solche Ziele gab und gibt es kein Mehrheiten. Sie werden aber diskutiert unter Linken, einigen Grünen und einigen Sozialdemokraten.
Heia, Selina! Ach, was wissen denn die Foristae schon. Angestaubte Menschlein, die auf ihr kleines Leben zurückschauen und ohne Zweifel Regeln aus der wenigen Lebenszeit ziehen wollen, fest daran glaubend, die Welt habe Ordnung und Ziel. Die Welt ist aber pures Chaos. Es gibt für nichts irgendeine Garantie. Und die Maßstäbe, die man jetzt an den Sozialismus anlegt, gelten natürlich auch für den Kapitalismus. Auch der Kapitalismus entstand aus dem Chaos und scheiterte an vielen Stellen, bis er die Gesellschaft beeinflussen konnte. Von der Feudalgesellschaft bis zum Frühkapitalismus vergingen glatt einmal 400 Jahre. Auch der Kapitalismus ist an bestimmte Ereignisse geknüpft, die, wenn sie ihre Bedeutung verlieren, auch den Kapitalismus als solches beeinträchtigen können.
Ach, und auch beim Thema "demokratisch" legt man gerne lockere Zügel an, wenn es um die Ehre des Kapitalismus geht: Der real existierende Kapitalismus konnte sich auch niemals "demokratischer Kapitalismus" nennen, ohne dass dieses Experiment in Oligarchien, Corporationismen etc. gerrutscht wäre, weshalb der Begriff selbst schon historisch ist. Die stabilen Demokratien, die den Kapitalismus haben, kamen allesamt nicht umhin, sozialistische Ideen zu implementieren, um die negativen Auswirkungen des Kapitalismus einzudämmen: Sozialisten sind in allen Parlamenten und regieren mit, nur so überleben die Demokratien überhaupt noch. Und das ist das eigentliche Problem. Ökonomische Systeme erfüllen ihren Zweck in einem Kontext, da von Menschen gemacht, schlägst Du aber eine neue Seite im Buch "Welt" auf, kannst Du jederzeit ein neues Kapitel erreichen. Der Leninismus hatte das Potential, postmonarchische und postkoloniale Agrarstaaten in die Industrialisierung zu führen. Was aber danach? Der Kapitalismus hat das Potential, Wachstum nach Südamerika, Afrika und Asien zu bringen. Was aber danach? Alles weiter so? Keine Veränderung? Und was, wenn? Genau das ist das Problem. Die Arroganz führt immer zur Ignoranz. Was macht dann die BeNaZ, die beste Nation aller Zeiten? Sich unter einer braunen Adenauer-Decke in kitschige westdeutsche Träume verkriechen? Den Hymnus auf die glorreiche und immer wachsende BRD singen? Ein Monument für Kohl, Schreiber und Schäuble - einen goldenen Aktenkoffer - auf den Platz des himmlischen Wohlstands setzen? Den Lucke-Sparbrief- und VW-Abgaszwang einführen? "Made in Germany" verziert auf alle Grundsicherungsbescheide und Hartz-Sanktionen drucken? tempus fugit.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Moses »

Was der User Agesilaos Megas sehr gut beschrieben hat, die demokratischen Staaten mit marktwirtschaftlichem Wirtschaftssystem sind und waren immer in der Lage auf Veränderungen zu reagieren, waren in der Lage negative Auswüchse des Wirtschaftssystems abzufedern und u.a. eine soziale Marktwirtschaft auszugestalten. Auch heute zeigt sich, dass die Demokratien in der Lage sind auf aktuelle Probleme zu reagieren. Dass die Reaktionen in einer Demokratie immer mit langen Vorlaufzeiten und fast nie in einer 100% Umsetzung sondern fast immer in Kompromissen geschehen ist vielleicht nicht optimal aber immer noch besser als diktatorisch durchgewunken.
Es gibt (so weit ich das sehen kann) weltweit nur ein sozialistisches Experiment, dass tatsächlich eine gewisse Reaktionsfähigkeit zeigte und den Versuch gestartet hat ein Stückweit Markt in sein Konzept zu implementieren. China, zur Zeit durchaus erfolgreich.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von schokoschendrezki »

Ammianus hat geschrieben:(03 Dec 2019, 20:38)

Ich erinnere mich noch wie auf einem S-Bahnsteig 75 ein Kumpel auf mich zukam und mir vom Verbot der Renft-Combo erzählte. Die Dreckschweine spielten sie noch eine Zeit lang im Radio, um das zu vertuschen.
Und dann der eine Morgen, vielleicht Ende Oktober oder Anfang November 89 und DT64, das damalige DDR-Jugendradio mit Rundumdieuhr-Programm ist an, da man zu der Zeit den Wandel gerade in den DDR-Medien so richtig spüren konnte. Und sie spielen Renft.

Aber es ist schon seltsam. "Der Apfeltraum", ein Song, den ich mir, weil er so leicht zu spielen ist, selbst raufgedrückt habe. Komponiert und gesungen hat ihn Peter Gläser, gestorben vor einigen Jahren an Krebs und der Text von Kurt Demmler. Der hat sich in der U-Haft weit nach dem Untergang der DDR aufgehängt. Er konnte die Finger nicht lassen von den kleinen Mädchen.
Und deshalb ist es auch nicht ganz einfach, da etwas angemessenes zu kommentieren. Pädophilie ist weiß Gott kein DDR-spezifisches Phänomen. Braucht man auch nicht. Man nehme einfach das weibliche Pendant zu Kurt Demmler: Die Schriftstellerin Gisela Steineckert. Auch wenn die (zusätzlich noch als Kulturfunktionärin) sicher um einiges systemkonformer als Demmler war (bzw. ist). Was die inflationäre Überschwemmung mit Liedtexten anbelangt, steht sie Demmler sicher kaum nach. Das Problem ist dieser Ozean an gehobener Mittelmäßigkeit. Der so typisch für Mitteldeutschland war. Und aus dem der Mitteldeutsche Rundfunk vermutlich noch tausend Jahre seine mittelmäßigen (N)ostalgie-Sendungen speisen wird. Dieses mittelmäßig lauwarme Aquarium DDR, in dem die einen wohlig herumschwammen und in dem die anderen beständig mit dem Erstickungstod infolge kulturellen Sauerstoffmangels kämpften.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 4. Dez 2019, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Selina »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(04 Dec 2019, 05:50)

Heia, Selina! Ach, was wissen denn die Foristae schon. Angestaubte Menschlein, die auf ihr kleines Leben zurückschauen und ohne Zweifel Regeln aus der wenigen Lebenszeit ziehen wollen, fest daran glaubend, die Welt habe Ordnung und Ziel. Die Welt ist aber pures Chaos. Es gibt für nichts irgendeine Garantie. Und die Maßstäbe, die man jetzt an den Sozialismus anlegt, gelten natürlich auch für den Kapitalismus. Auch der Kapitalismus entstand aus dem Chaos und scheiterte an vielen Stellen, bis er die Gesellschaft beeinflussen konnte. Von der Feudalgesellschaft bis zum Frühkapitalismus vergingen glatt einmal 400 Jahre. Auch der Kapitalismus ist an bestimmte Ereignisse geknüpft, die, wenn sie ihre Bedeutung verlieren, auch den Kapitalismus als solches beeinträchtigen können.
Ach, und auch beim Thema "demokratisch" legt man gerne lockere Zügel an, wenn es um die Ehre des Kapitalismus geht: Der real existierende Kapitalismus konnte sich auch niemals "demokratischer Kapitalismus" nennen, ohne dass dieses Experiment in Oligarchien, Corporationismen etc. gerrutscht wäre, weshalb der Begriff selbst schon historisch ist. Die stabilen Demokratien, die den Kapitalismus haben, kamen allesamt nicht umhin, sozialistische Ideen zu implementieren, um die negativen Auswirkungen des Kapitalismus einzudämmen: Sozialisten sind in allen Parlamenten und regieren mit, nur so überleben die Demokratien überhaupt noch. Und das ist das eigentliche Problem. Ökonomische Systeme erfüllen ihren Zweck in einem Kontext, da von Menschen gemacht, schlägst Du aber eine neue Seite im Buch "Welt" auf, kannst Du jederzeit ein neues Kapitel erreichen. Der Leninismus hatte das Potential, postmonarchische und postkoloniale Agrarstaaten in die Industrialisierung zu führen. Was aber danach? Der Kapitalismus hat das Potential, Wachstum nach Südamerika, Afrika und Asien zu bringen. Was aber danach? Alles weiter so? Keine Veränderung? Und was, wenn? Genau das ist das Problem. Die Arroganz führt immer zur Ignoranz. Was macht dann die BeNaZ, die beste Nation aller Zeiten? Sich unter einer braunen Adenauer-Decke in kitschige westdeutsche Träume verkriechen? Den Hymnus auf die glorreiche und immer wachsende BRD singen? Ein Monument für Kohl, Schreiber und Schäuble - einen goldenen Aktenkoffer - auf den Platz des himmlischen Wohlstands setzen? Den Lucke-Sparbrief- und VW-Abgaszwang einführen? "Made in Germany" verziert auf alle Grundsicherungsbescheide und Hartz-Sanktionen drucken? tempus fugit.
Hallo, Agesilaos Megas, lange nicht gesehen. Ja, gute Situationsbeschreibung. Man kann auch gerade gut beobachten, wie auf kapitalistischem Boden wieder so allerhand braunes Unkraut gedeiht. Neoliberal bis zu den Haarwurzeln und rechtsradikal bis zu den Fußspitzen - ungute Mischung. Und ja, grenzenloses Wachstum führt uns immer schneller an die Klimakatastrophe heran. Beides keine netten Erfahrungen in diesem glorreichen hochgepriesenen System. Und früher oder später (besser früher) muss es einfach eine politische und wirtschaftliche Neuorientierung geben, wollen wir als Menschheit noch paar Jährchen existieren. Schönen Tag dir.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von schokoschendrezki »

Moses hat geschrieben:(04 Dec 2019, 08:17)

Was der User Agesilaos Megas sehr gut beschrieben hat, die demokratischen Staaten mit marktwirtschaftlichem Wirtschaftssystem sind und waren immer in der Lage auf Veränderungen zu reagieren, waren in der Lage negative Auswüchse des Wirtschaftssystems abzufedern und u.a. eine soziale Marktwirtschaft auszugestalten. Auch heute zeigt sich, dass die Demokratien in der Lage sind auf aktuelle Probleme zu reagieren. Dass die Reaktionen in einer Demokratie immer mit langen Vorlaufzeiten und fast nie in einer 100% Umsetzung sondern fast immer in Kompromissen geschehen ist vielleicht nicht optimal aber immer noch besser als diktatorisch durchgewunken.
Es gibt (so weit ich das sehen kann) weltweit nur ein sozialistisches Experiment, dass tatsächlich eine gewisse Reaktionsfähigkeit zeigte und den Versuch gestartet hat ein Stückweit Markt in sein Konzept zu implementieren. China, zur Zeit durchaus erfolgreich.
Worauf der User Agesilaos Megas allerdings gar nicht eingegangen ist: Worum es hier eigentlich gehen soll: Mentalitätsunterschiede. Westdeutschland ist und die Westdeutschen sind eben nicht nur durch die Finsternisse der Adenauer-Zeit geprägt. Sondern eben auch durch den bedeutsamen Kultureinfluss aus Richtung Frankreich, Italien, USA, UK usw. Auch wenn das eigentlich nicht ihr eigener Verdienst ist. Zu Weltoffenheit in der DDR, als zweitem Kind des großen Problemfalls des 20. Jahrhunderts durch das schmale Fenster des Ostens zu finden ... das gelang nicht besonders vielen Menschen. Auch wenn es sie gab. Es gab Leute, die auf halblegalem Wege bis in die entferntesten und teils sozusagen verbotenen Regionen der ehemaligen UdSSR vordrangen. Eine kleine Szene. Dass Puhdys und Karat - bei allem Respekt - eben etwas zwischen Eberswalde und Spremberg war und ein Künstler wie der polnische Musiker Czesław Niemen etwas irgendwo zwischen Marlene Dietrich und Miles Davis ... zu der Erkenntnis sind auch nicht so sehr viele DDR-Bürger gekommen.

Das Ökonomische steht nochmal auf einem anderen Blatt. Der Historiker Sascha Ilko Kowalczuk, bekannt dafür, nicht eben zimperlich mit dem Phänomen DDR umzugehen (um es vorsichtig auszudrücken) ... hat ja kürzlich ein neues Buch vorgelegt. "Die Übernahme". Nach eigenem Bekunden geprägt von den jüngeren Banken- und FInanzkrisen. Die ganz aktuelle, topaktuelle Lage der westlichen Staaten-Gemeinschaft ist von Auflösungserscheinungen geprägt. Alles hat einen Anfang, einen Höhepunkt und ein Ende.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(04 Dec 2019, 08:24)

Hallo, Agesilaos Megas, lange nicht gesehen. Ja, gute Situationsbeschreibung. Man kann auch gerade gut beobachten, wie auf kapitalistischem Boden wieder so allerhand braunes Unkraut gedeiht. Neoliberal bis zu den Haarwurzeln und rechtsradikal bis zu den Fußspitzen - ungute Mischung. Und ja, grenzenloses Wachstum führt uns immer schneller an die Klimakatastrophe heran. Beides keine netten Erfahrungen in diesem glorreichen hochgepriesenen System. Und früher oder später (besser früher) muss es einfach eine politische und wirtschaftliche Neuorientierung geben, wollen wir als Menschheit noch paar Jährchen existieren. Schönen Tag dir.
Jetzt mischst du aber allzu leichtfertig verschiedenes in einen Topf. "Neoliberale Rechtsradikale"? Wo bitte? Die besonders rechte Thüringer AfD setzt sich in Wirtschaftsfragen für eine "patriotische Politik" ein. Ortsansässige Kleinunternehmen sollen das Wirtschaftsleben prägen. Das Englische soll in wissenschaftlichen und technischen Publikationen durch das deutsche verdrängt werden. Familienpolitik. "Kinder statt Inder". Das alles ist vollkommen und hundertprozentig antineoliberal. Liberale Wirtschaftsverbände und Ökonomen warnen unaufhörlich davor.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Dec 2019, 09:37)

Jetzt mischst du aber allzu leichtfertig verschiedenes in einen Topf. "Neoliberale Rechtsradikale"? Wo bitte? Die besonders rechte Thüringer AfD setzt sich in Wirtschaftsfragen für eine "patriotische Politik" ein. Ortsansässige Kleinunternehmen sollen das Wirtschaftsleben prägen. Das Englische soll in wissenschaftlichen und technischen Publikationen durch das deutsche verdrängt werden. Familienpolitik. "Kinder statt Inder". Das alles ist vollkommen und hundertprozentig antineoliberal. Liberale Wirtschaftsverbände und Ökonomen warnen unaufhörlich davor.
Wobei ich mich natürlich grundsätzlich an dem Begriff "neoliberal" in diesem Zusammenhang störe. Das ist ja auch nur ein politischer Kampfbegriff. Denn was bedeutet denn das Präfix "neo" eigentlich? Dass man eben nicht mehr nur liberal ist, sondern eben mit dem "neo" das Neue im Liberalismus akzeptiert. Und das neue ist der staatliche Eingriff, die staatliche Ordnungspolitik. Je neoliberaler also eine Politik ist, desto mehr staatlicher Eingriff also. Diejenigen, die den Neoliberalismus verfluchen sind eigentlich diejenigen, noch mehr Neoliberalismus wollen.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Dec 2019, 09:37)

Jetzt mischst du aber allzu leichtfertig verschiedenes in einen Topf. "Neoliberale Rechtsradikale"? Wo bitte? Die besonders rechte Thüringer AfD setzt sich in Wirtschaftsfragen für eine "patriotische Politik" ein. Ortsansässige Kleinunternehmen sollen das Wirtschaftsleben prägen. Das Englische soll in wissenschaftlichen und technischen Publikationen durch das deutsche verdrängt werden. Familienpolitik. "Kinder statt Inder". Das alles ist vollkommen und hundertprozentig antineoliberal. Liberale Wirtschaftsverbände und Ökonomen warnen unaufhörlich davor.
Ich hatte von "neoliberal" im Sinne eines Herrn Schröder gesprochen, der das so genannte Prekariat mit der bewussten Ausweitung des Niedriglohnsektors noch mehr vergrößerte. Und nichts anderes wollen die Blaunen: Weiteres Wirtschaftswachstum mit niedrigen Löhnen und niedrigen Renten (nicht mal von der SPD-Grundrente haben die meisten Ostdeutschen was, weil etliche von ihnen durch gebrochene Erwerbsbiografien nach der Wende nicht auf die geforderten 35 Beitragsjahre kommen). Und bei den Rechtsaußen-"Experten" kommt zu diesen neoliberalen Segnungen noch die Aussage hinzu, dass nur "biodeutsche" Niedriglöhner unterstützt werden, dass es Rente nur für "Biodeutsche" geben soll.

Aber ich weiß schon, gleich erzählst du mir wieder, es gäbe in Deutschland keine relative Armut und keine prekär Beschäftigten und keine in Papierkörben wühlenden, Flaschen sammelnden Rentner. Alles klar. So redet man sich den Kapitalismus schön.
Zuletzt geändert von Selina am Mi 4. Dez 2019, 10:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

Selina hat geschrieben:(04 Dec 2019, 09:56)

Ich hatte von "neoliberal" im Sinne eines Herrn Schröder gesprochen, der das so genannte Prekariat mit der bewussten Ausweitung des Niedriglohnsektors noch mehr vergrößerte. ll.
Der Wechsel von Langzeitarbeitslosigkeit in einen Job mit "Niedriglohn" ( DAS war das Ziel der Agenda2010, was ja auch funktioniert hat) ist jetzt genau in welcher Hinsicht etwas "schlechtes"? Wie erfolgt eine Ausweitung des Prekariats bei diesem Wechsel?
Weiteres Wirtschaftswachstum mit niedrigen Löhnen
Der Anteil am Wirtschaftswachstum derjenigen Unternehmern, wo die Niedriglöhner ihren Arbeitsvrtrag haben, ist sehr überschaubar...
und niedrigen Renten
Die Höhe der Renten ( bzw Rentenniveau) wird über die Rentenanpassungsformel und individuell nach dem Äquivalenzpinzip gesteuert

Inwieweit Langzeitarbeitslosigkeit einen positiveren Einfluss auf die individuelle Rentenhöhe haben soll als ein RV-pflichtiger "Niedriglohn-Job", kannst du ja mal erläutern...

Aber ich weiß schon, gleich erzählst du mir wieder, es gäbe in Deutschland keine relative Armut
das nennt sich relative Armutsgefährdung, worauf alle diesbezüglichen Statistikn beruhen
und keine prekär Beschäftigten


Gibt es , wobei jede prkäre Beschäftigung besser ist als arbeitlos zu sein
und keine in Papierkörben wühlenden, Flaschen sammelnden Rentner.
Gibt es, nur MUSS das niemand machen. Das ist Budgetoptimierung, genau wie die Tafel.

Wird übrigens von den Personen, die das nutzen, bei Interviews genau so beschrieben...
Zuletzt geändert von Realist2014 am Mi 4. Dez 2019, 10:15, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Selina »

Und was die Mentalitäts-Unterschiede zwischen West und Ost anbelangt, das kann man so nicht verallgemeinern. Ich hab schon paar solidarische Wessis und paar unsolidarische Ossis kennen gelernt, paar freundliche witzige Westlinke und einige verbohrte humorlose Ostlinke. Aber alles eben jederzeit auch andersrum oder umgekehrt :D
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(04 Dec 2019, 09:53)

Wobei ich mich natürlich grundsätzlich an dem Begriff "neoliberal" in diesem Zusammenhang störe. Das ist ja auch nur ein politischer Kampfbegriff. Denn was bedeutet denn das Präfix "neo" eigentlich? Dass man eben nicht mehr nur liberal ist, sondern eben mit dem "neo" das Neue im Liberalismus akzeptiert. Und das neue ist der staatliche Eingriff, die staatliche Ordnungspolitik. Je neoliberaler also eine Politik ist, desto mehr staatlicher Eingriff also. Diejenigen, die den Neoliberalismus verfluchen sind eigentlich diejenigen, noch mehr Neoliberalismus wollen.
Sicher? Ich dachte immer, neoliberal stünde für den ungezügelten Kasino-Kapitalismus (Finanzkapitalismus) im Gegensatz zum Ordoliberalismus :?
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Selina hat geschrieben:(04 Dec 2019, 09:56)

So redet man sich den Kapitalismus schön.
Man muss sich den Kapitalismus nicht schön reden. Er gehört zur Demokratie dazu. Der Kapitalismus kennzeichnet sich durch Freiheit des Individuums, dem Recht auf Eigentum, der Vertragsfreiheit. Alles wesentliche demokratische Prinzipien. Und mir fällt auf dieser Erde auch kein einziger demokratischer Staat ein, in dem es keinen Kapitalismus gibt.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Bartleby hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:16)

Sicher? Ich dachte immer, neoliberal stünde für den ungezügelten Kasino-Kapitalismus (Finanzkapitalismus) im Gegensatz zum Ordoliberalismus :?
Der Neoliberalismus umfasst verschiedene Strömungen in unterschiedlichen Ländern. Ordoliberalismus war die deutsche Ausprägung. Allen gemein ist aber eine staatliche Ordnungspolitik. Die Verwendung von Neoliberalismus als Kampfbegriff kam ja erst in den 80ern oder so auf. Nun kann man mal raten von welcher Seite. Natürlich von der, die den Sozialismus schon im Scheitern sah eben gerade weil der Neoliberalismus ein Erfolgsmodell ist. Da versucht man es dann halt mit Diskredierung. Kennt man ja ;)
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:17)

Man muss sich den Kapitalismus nicht schön reden. Er gehört zur Demokratie dazu. Der Kapitalismus kennzeichnet sich durch Freiheit des Individuums, dem Recht auf Eigentum, der Vertragsfreiheit. Alles wesentliche demokratische Prinzipien. Und mir fällt auf dieser Erde auch kein einziger demokratischer Staat ein, in dem es keinen Kapitalismus gibt.

Selbst in den neuen Bundesländern hat der "böse Kapitalismus" in den letzten knapp 30 Jahren für steigende Lebensqualität gesorgt.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Selina »

Realist2014 hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:27)

Selbst in den neuen Bundesländern hat der "böse Kapitalismus" in den letzten knapp 30 Jahren für steigende Lebensqualität gesorgt.
Bei einem Teil der Menschen ja, hat er, bei einem anderen Teil der Menschen nicht. Letzterer ist recht groß. Der wird aber in den schönen Wiedervereinigungs-Sonntagsreden meistens vergessen. Mit Absicht.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(04 Dec 2019, 09:56)

Ich hatte von "neoliberal" im Sinne eines Herrn Schröder gesprochen, der das so genannte Prekariat mit der bewussten Ausweitung des Niedriglohnsektors noch mehr vergrößerte. Und nichts anderes wollen die Blaunen: Weiteres Wirtschaftswachstum mit niedrigen Löhnen und niedrigen Renten (nicht mal von der SPD-Grundrente haben die meisten Ostdeutschen was, weil etliche von ihnen durch gebrochene Erwerbsbiografien nach der Wende nicht auf die geforderten 35 Beitragsjahre kommen). Und bei den Rechtsaußen-"Experten" kommt zu diesen neoliberalen Segnungen noch die Aussage hinzu, dass nur "biodeutsche" Niedriglöhner unterstützt werden, dass es Rente nur für "Biodeutsche" geben soll.

Aber ich weiß schon, gleich erzählst du mir wieder, es gäbe in Deutschland keine relative Armut und keine prekär Beschäftigten und keine in Papierkörben wühlenden, Flaschen sammelnden Rentner. Alles klar. So redet man sich den Kapitalismus schön.
Das erzähle ich gewiss nicht. Aber: Wenn die Rechten kein tragfähiges sozialpolitisches Konzept haben, werden sie vielleicht kurzfristig dennoch reüssieren, langfristig aber marginal bleiben.


Die Sozialpolitik der AfD sieht noch immer so aus wie in der Rede des AfD-BT-Abgeordneten René Springer:
Rede zur Sozialpolitik

Liebe Freunde,
wir wissen alle warum wir heute hier sind. Wir sind hier, weil wir nicht mehr glauben, dass es uns im Vergleich zu anderen Ländern unglaublich gut geht.

Wir sind hier, weil wir nicht mehr glauben, dass das Allgemeininteresse wichtiger genommen wird, als die Interessen von rot-grünen Minderheiten, machtbesessenen Politikern, korrupten Lobbyverbänden und Brüsseler Eurokraten.

Wir sind hier, weil wir nicht mehr glauben, dass Jahr für Jahr wertvolle Arbeitsplätze geschaffen werden und die Masse in unserem Land zu den großen Gewinnern der Globalisierung gehört.

Wir glauben das alles nicht mehr. Denn wenn wir uns in Deutschland, in Brandenburg und auch hier in Potsdam umschauen, dann haben wir das Gefühl, hier wird keine Politik mehr für’s Volk gemacht; dann überrennen uns keine Globalisierungsgewinner; dann sehen wir immer mehr Verlierer.

Das sind die Minijobber, die Teilzeitbeschäftigten, die Befristeten und die Verliehenen. Das sind die Aufstocker und all die, die mit zwei Jobs oder sogar mehr ums tägliche Überleben kämpfen. Das sind vor allem aber diejenigen, die 40 bis 50 Stunden in der Woche malochen und am Monatsende trotzdem nur 900 bis 1100 Euro netto auf dem Konto haben.

Für all die malochenden Kassierer, Paketausträger, LKW-Fahrer, Pflegekräfte und Gebäudereiniger ist nach zwanzig Jahren roter, schwarzer, grüner und gelber Versprechen der Traum vom bescheidenen Wohlstand geplatzt.
...
Wir kämpfen auf der Straße, in den Parlamenten und auf Plätzen wie diesen für eine Gesellschaft, die nicht durch die ungezügelten Kräfte des Marktes zerrissen wird, sondern sozial und gerecht ist.
...
http://rene-springer.info/2017/03/08/re ... n-potsdam/

Usw. Usf. Das ist alles andere als eine "Leistung muss sich wieder lohnen"- oder "soziale Hängematten"-Rhetorik. Da ist auch nicht von "Biodeutschen" die Rede. René Springer ist nicht nur persönlicher Referent von Gauland sondern eben auch einer oder der in der AfD, der sich für "Sozialpolitik" zuständig fühlt. Und der aktiv mit seiner Ost-Biografie dafür steht.

Ganz im Ernst: Wie will man zu solchen programmatischen Verlautbarungen Abstand gewinnen? Die Flaschen sammelnden Rentner sehe ich Tag für Tag. Und schon in Kürze werden die größeren Bahnhöfe in Berlin wieder mit Obdachlosen gefüllt sein, die sich vor der Kälte schützen. Da brauch mich niemand weiter aufklären. Aber das politische Geschäft erfordert es, zu solchen Tönen wie oben Abstand zu gewinnen, wenn man nicht in denselben Topf geworfen werden will. Wenn man klar unterscheidbar sein will. Wie?

Nebenbei: Nirgendwo in der ganzen BUndesrepublik bekommen Rentnerinnen (derzeit jedenfalls) soviel Rente ausgezahlt wie in Ostberlin. Auch nicht in Hessen oder Bayern. Das muss man neben den Flaschen sammelnden Rentnern am Bahnhof Lichtenberg mit im Kopf haben.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 4. Dez 2019, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

Selina hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:45)

Bei einem Teil der Menschen ja, hat er, bei einem anderen Teil der Menschen nicht. Letzterer ist recht groß. .

Nö,

er hat bei praktisch ALLEN eine Erhöhung des objektiven Lebensniveaus verursacht.

Die "Jammerei" bezieht sich dann ja immer auf "steigender Egoismus", "verlorenes Gemeinschaftsgefühl" usw.
Also alles, was DU ja immer wieder beschreibst.

Was gestiegen ist, ist natürlich die Divergenz hinsichlich Einkommen und Vermögen in den neue Bundesländern.
DAMIT haben wohl einige auch ein "Problem"
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:48)


Nebenbei: Nirgendwo in der ganzen BUndesrepublik bekommen Rentnerinnen (derzeit jedenfalls) soviel Rente ausgezahlt wie in Ostberlin. Auch nicht in Hessen oder Bayern. Das muss man neben den Flaschen sammelnden Rentnern am Bahnhof Lichtenberg mit im Kopf haben.

Tja, DAS ist doch nun sehr seltsam....
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Moses »

Realist2014 hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:51)

Nö,

er hat bei praktisch ALLEN eine Erhöhung des objektiven Lebensniveaus verursacht.

Die "Jammerei" bezieht sich dann ja immer auf "steigender Egoismus", "verlorenes Gemeinschaftsgefühl" usw.
Also alles, was DU ja immer wieder beschreibst.

Was gestiegen ist, ist natürlich die Divergenz hinsichlich Einkommen und Vermögen in den neue Bundesländern.
DAMIT haben wohl einige auch ein "Problem"
Ja, der tatsächliche Anstieg des Lebensniveaus und das Gefühl einer Verschlechterung gehen - gerade im Osten - weit auseinander.
ich erlebe die immer wieder in persönliche Gesprächen, beim Hinterfragen stellt sich dann oft heraus:
"Na, gestiegen schon, aber ich will doch nicht auf Dauer trotz dem schlechter da stehen als die "Wessis""
Das es auch im Westen viele gibt, denen es schlechter geht spielt da keine Rolle, "wir haben doch die DDR abgeschafft, dass es uns so gut geht wie den Wessis!"
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:48)

Das erzähle ich gewiss nicht. Aber: Wenn die Rechten kein tragfähiges sozialpolitisches Konzept haben, werden sie vielleicht kurzfristig dennoch reüssieren, langfristig aber marginal bleiben.


Die Sozialpolitik der AfD sieht noch immer so aus wie in der Rede des AfD-BT-Abgeordneten René Springer:

http://rene-springer.info/2017/03/08/re ... n-potsdam/

Usw. Usf. Das ist alles andere als eine "Leistung muss sich wieder lohnen"- oder "soziale Hängematten"-Rhetorik. Da ist auch nicht von "Biodeutschen" die Rede. René Springer ist nicht nur persönlicher Referent von Gauland sondern eben auch einer oder der in der AfD, der sich für "Sozialpolitik" zuständig fühlt. Und der aktiv mit seiner Ost-Biografie dafür steht.

Ganz im Ernst: Wie will man zu solchen programmatischen Verlautbarungen Abstand gewinnen? Die Flaschen sammelnden Rentner sehe ich Tag für Tag. Und schon in Kürze werden die größeren Bahnhöfe in Berlin wieder mit Obdachlosen gefüllt sein, die sich vor der Kälte schützen. Da brauch mich niemand weiter aufklären. Aber das politische Geschäft erfordert es, zu solchen Tönen wie oben Abstand zu gewinnen, wenn man nicht in denselben Topf geworfen werden will. Wie?

Nebenbei: Nirgendwo in der ganzen BUndesrepublik bekommen Rentnerinnen (derzeit jedenfalls) soviel Rente ausgezahlt wie in Ostberlin. Auch nicht in Hessen oder Bayern. Das muss man neben den Flaschen sammelnden Rentnern am Bahnhof Lichtenberg mit im Kopf haben.
Dann kennst du Höckes "Staatsbürgerklausel" nicht. Und auch andere Äußerungen von diesen Herrschaften kennst du offenbar nicht, wo eindeutig davon die Rede ist, dass sie Sozialleistungen nur für Deutsche mit nachweisbarer "deutscher Herkunft" wollen. Findet man alles im Internet. Mal sehen, ob ich mal irgendwann Lust habe, den braunen Unfug rauszusuchen.

Zitat:

Die AfD hat das Thema schon besetzt. Was Schwarz-Rot bei den Themen Rente und Soziales liegen lässt, will die AfD im Wahlkampfjahr, vor allem im Osten, abräumen. Das Rentenkonzept aus Thüringen wurde von Landeschef Björn Höcke verfasst und verspricht "Wiedergutmachung". Höcke will eine gesetzliche Rente, in die alle einzahlen, also auch Beamte. Allerdings gibt es eine "Staatsbürgerklausel", die Rente gilt also vornehmlich für Deutsche. Das Konzept ist auch in der AfD umstritten. Der Sonderparteitag, der darüber entscheiden soll, wurde gerade erst verschoben. Noch ist man sich nicht einig.

https://www.tagesschau.de/inland/ostren ... e-101.html

Und was die Altersarmut anbelangt: Ich sehe tagtäglich arme Rentner und spreche mit ihnen. Die verhöhnt man, wenn man permanent davon redet, wie hoch doch die Renten seien. Ich könnte dir etliche Beispiele schildern, bei denen man schon sehr hart verpackt sein muss, um diese Armut, diese Entwürdigung im Alter nicht zu sehen.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

Selina hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:59)



Und was die Altersarmut anbelangt: Ich sehe tagtäglich arme Rentner und spreche mit ihnen. Die verhöhnt man, wenn man permanent davon redet, wie hoch doch die Renten seien. Ich könnte dir etliche Beispiele schildern, bei denen man schon sehr hart verpackt sein muss, um diese Armut, diese Entwürdigung im Alter nicht zu sehen.

Die Rentenhöhe des einzelnen hat einen direkten Bezug zu den bezahlen Beiträgen.

Wer zu geringe Beiträge entrichtet hat und keinerlei zusätzliche Altersvorsorge, der landet eben in der Grundsicherung im Alter.


Das nennt sich Äquivalenzprinzip.


Wobei es "Armutsrentner" im untergegangenen Arbeiter & Bauernstaat ja AUCH gegeben hat. Wird nur immer verschwiegen.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

Moses hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:57)

Ja, der tatsächliche Anstieg des Lebensniveaus und das Gefühl einer Verschlechterung gehen - gerade im Osten - weit auseinander.
ich erlebe die immer wieder in persönliche Gesprächen, beim Hinterfragen stellt sich dann oft heraus:
"Na, gestiegen schon, aber ich will doch nicht auf Dauer trotz dem schlechter da stehen als die "Wessis""
Das es auch im Westen viele gibt, denen es schlechter geht spielt da keine Rolle, "wir haben doch die DDR abgeschafft, dass es uns so gut geht wie den Wessis!"
Beratungsresistenz dazu = weit verbreitet.

Es liegt in der Natur des Menschen.

Folgendes Experiment:

Man teilt einem Mitarbeiter mit, dass er eine Gehaltserhöhung von 500 Euro im Monat bekommt.

Der freut sich erst mal wie ein Schnitzel.

DANN wird ihm mitgeteilt, dass aber alle anderen Kollegen eine Erhöhung von 1000 Euro bekommen.


DANN fühlt er sich schlechter als vorher mit den 500 Euro weniger, weil er es RELATIV betrachtet...
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(04 Dec 2019, 10:24)

Der Neoliberalismus umfasst verschiedene Strömungen in unterschiedlichen Ländern. Ordoliberalismus war die deutsche Ausprägung. Allen gemein ist aber eine staatliche Ordnungspolitik. Die Verwendung von Neoliberalismus als Kampfbegriff kam ja erst in den 80ern oder so auf. Nun kann man mal raten von welcher Seite. Natürlich von der, die den Sozialismus schon im Scheitern sah eben gerade weil der Neoliberalismus ein Erfolgsmodell ist. Da versucht man es dann halt mit Diskredierung. Kennt man ja ;)
Mhm, mpf ;)

(Ich nutze ihn auch als eher deskriptiven Begriff für eine bestimmte Kultur der Freiheit, die paradoxerweise zum Zwang der Selbstausbeutung führt. Ohne den Sozialismus als Alternative zu betrachten oder sympathisch zu finden.)
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Bartleby hat geschrieben:(04 Dec 2019, 11:07)

Ich nutze ihn auch als eher deskriptiven Begriff für eine bestimmte Kultur der Freiheit, die paradoxerweise zum Zwang der Selbstausbeutung führt.
Ein Interessanter Ansatz. Hat aber meines Erachtens wenig mit Neoliberalismus zu tun, sondern vielmehr damit, wie man den individuell mit Freiheit umgeht. Paradox finde ich das allerdings nicht. Denn es spiegelt ein wenig den Zeitgeist wider. Da hilft uns ein wenig die Ökonomie weiter. Nämlich die Erkenntnis, dass jede Entscheidung, die man trifft auch irgendwo bedeutet, dass man dafür irgendetwas nicht haben kann. Die Entscheidung sozusagen etwas kostet, also einen Preis hat. Und seien es nur Opportunitätskosten. Das was du jetzt als "Zwang zur Selbstausbeutung" beschreibst, ist ja letztendlich nichts anderes also die Folge der Entscheidungen, die man in seinem Leben getroffen hat. Und zumindest bei den Wesentlichen wollte man die Alternative eben nicht wählen, weil sie nicht attraktiv genug war. Das scheinen aber einige in einem bestimmten Abschnitt ihres Lebens nicht zu erkennen. Und damit werden die eigenen Entscheidungen zum äußeren Zwang, wobei man eigentlich nur bewusst seine Entscheidungen akzeptieren müsste oder sich eben auch anders entscheiden könnte. Wofür man natürlich den Preis bezahlen müsste.
Was man aber nicht will ... womit wir dann beim Sozialismus wären ;). Der scheint nämlich die ideale Möglichkeit zu sein, die Kosten der eigenen Entscheidung anderen aufzubürden.

Das ist nicht paradox. So ticken halt viele Menschen.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Agesilaos Megas »

Moses hat geschrieben:(04 Dec 2019, 08:17)

Was der User Agesilaos Megas sehr gut beschrieben hat, die demokratischen Staaten mit marktwirtschaftlichem Wirtschaftssystem sind und waren immer in der Lage auf Veränderungen zu reagieren, waren in der Lage negative Auswüchse des Wirtschaftssystems abzufedern und u.a. eine soziale Marktwirtschaft auszugestalten. Auch heute zeigt sich, dass die Demokratien in der Lage sind auf aktuelle Probleme zu reagieren. Dass die Reaktionen in einer Demokratie immer mit langen Vorlaufzeiten und fast nie in einer 100% Umsetzung sondern fast immer in Kompromissen geschehen ist vielleicht nicht optimal aber immer noch besser als diktatorisch durchgewunken.
Es gibt (so weit ich das sehen kann) weltweit nur ein sozialistisches Experiment, dass tatsächlich eine gewisse Reaktionsfähigkeit zeigte und den Versuch gestartet hat ein Stückweit Markt in sein Konzept zu implementieren. China, zur Zeit durchaus erfolgreich.
Naja, so habe ich es nicht dargelegt.

1. Demokratie plus Kapitalismus führt nicht automatisch zur Stabilität. Die Geschichtsbücher und Zeitungen von heute sind voll von bourgeoisen Leichen, Revolutionen und Oligarchien - etwas, das die Herren der sog. ersten Welt nicht sehen.
2. In den wenigen Ausnahmefällen, in denen eine Demokratie plus Kapitalismus gehalten werden konnte, waren es sozialistische Ideen, der Druck der Arbeiterbewegung und später der Bürgerrechtsbewegungen, die den Einfluss des Kapitalismus in den jeweiligen Gesellschaften reduzierten und damit den Frieden sicherten. Aber hier reden wir auch nur bestenfalls über eine Hand voll Jahrzehnte, immer wieder unterbrochen von Einbrüchen. "immer" sieht anders aus. Und da ist ein massives Problem für unseren real existierenden Kapitalismus.
3. Du gebrauchst "immer" mit Präsens. Diese steile These von der teleologischen Bestimmung der Nationen, immer im Kapitalismus und der Demokratie das Menschengeschlecht zum Besten zu führen, habe ich nie gebraucht, sogar ausdrücklich gesagt, dass sie in ihrer kritiklosen Absolution ein Zeichen von Ignoranz gegenüber dem Chaos ist, was letztendlich nur der Demokratie schadet.
gentibus solidaritas, una fit humanitas.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Agesilaos Megas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Dec 2019, 09:15)

Worauf der User Agesilaos Megas allerdings gar nicht eingegangen ist: Worum es hier eigentlich gehen soll: Mentalitätsunterschiede.
Es ist leichter, Generalisierungen politischer und ökonomischer Ideen für Milliarden an Menschen der letzten 600 Jahre anzufehden, als darüber zu schäumen, dass einige Millionen der letzten Jahrzehnte in einen Topf konfuser Vorurteile geworfen werden. Da der Mensch aber nun einmal gerne wissen will, wer er ist, woher er kommt und was er will, ist er zu jeder Albernheit bereit - wer bin ich denn, dass ich Dir versagte, Dich selbst finden zu wollen, selbst wenn Du Dich irrtest.
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(04 Dec 2019, 15:49)

Naja, so habe ich es nicht dargelegt.

1. Demokratie plus Kapitalismus führt nicht automatisch zur Stabilität. Die Geschichtsbücher und Zeitungen von heute sind voll von bourgeoisen Leichen, Revolutionen und Oligarchien - etwas, das die Herren der sog. ersten Welt nicht sehen.
Der zweite Teil ist ein Widerspruch des ersten.
2. In den wenigen Ausnahmefällen, in denen eine Demokratie plus Kapitalismus gehalten werden konnte,
Seit Jahrzehnten sind das keine "Ausnahmefälle", sondern der Default
waren es sozialistische Ideen, der Druck der Arbeiterbewegung und später der Bürgerrechtsbewegungen, die den Einfluss des Kapitalismus in den jeweiligen Gesellschaften reduzierten und damit den Frieden sicherten.


Beispiele? So mal aus Europa....
Aber hier reden wir auch nur bestenfalls über eine Hand voll Jahrzehnte, immer wieder unterbrochen von Einbrüchen. "immer" sieht anders aus. Und da ist ein massives Problem für unseren real existierenden Kapitalismus.
Kapitalismus zusammen mit Demokratie gibt es wie lange? Wo haben wir aktuell Probleme, wo beides existiert?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Realist2014 »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(04 Dec 2019, 16:00)

Es ist leichter, Generalisierungen politischer und ökonomischer Ideen für Milliarden an Menschen der letzten 600 Jahre anzufehden, a .
Es geht hier um die letzten 30 Jahre in D .... ( ost/west)
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Teeernte »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(04 Dec 2019, 15:49)

, waren es sozialistische Ideen, der Druck der Arbeiterbewegung und später der Bürgerrechtsbewegungen, die den Einfluss des Kapitalismus in den jeweiligen Gesellschaften reduzierten und damit den Frieden sicherten..
Insbesondere - die National - sozialistische ..... ohmann.

Und jezt sagen- das waren alles Adlige ......oder reiche Kapitalisten...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von DarkLightbringer »

naddy hat geschrieben:(04 Dec 2019, 20:58)

Kann man sich da so sicher sein? Wer will schon genau sagen, wer sich seit dem Völkerwanderungs-Tohuwabohu des 4. Jahrhunderts mit wem vermischt hat? Seitdem geht doch Alles drunter und drüber! :D
Kaiser Wilhelm soll ein Hunne gewesen sein, aus britischer Sicht.
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[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West

Beitrag von Neandertaler »

Realist2014 hat geschrieben:(04 Dec 2019, 11:07)

Es liegt in der Natur des Menschen.

Folgendes Experiment:

Man teilt einem Mitarbeiter mit, dass er eine Gehaltserhöhung von 500 Euro im Monat bekommt.

Der freut sich erst mal wie ein Schnitzel.

DANN wird ihm mitgeteilt, dass aber alle anderen Kollegen eine Erhöhung von 1000 Euro bekommen.


DANN fühlt er sich schlechter als vorher mit den 500 Euro weniger, weil er es RELATIV betrachtet...
Zu recht denn absolute Betrachtungen machen über dee absoluten Armut wenig Sinn. Ein Millionär ist in einer Gesellschaft von Milliardären ein armer Schlucker ohne Möglichkeit zur sozialen Teilhabe. Angeben, Frauen Beieindrucken oder sich Wohlwollen kaufen ist dann nicht drin.

Darum ist die menschlichen Natur die dem relativen Reichtum die höhere Bedeutung zubilligt höchst rationell.
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von JJazzGold »

Frank_Stein hat geschrieben:(04 Dec 2019, 20:00)

Was für ein Dumfug ist das denn? Ihr habt uns aufgenommen? Nein, wir sind noch hier und wie bleiben hier!

Aber Deiner Aussage ist zu entnehmen, dass Du glaubst, dass Ihr unser Land übernommen hättet, wir der BRD beigetreten wären.

Genau das sind die Gründe, warum Ossis manche Wessis nicht leiden können.

Wenn Du also damit meinst, dass die Ossis sich den Wessis anzupassen hätten, Blödsinn. Wir müssen uns keiner fremden Macht unterwerfen und das tun wir auch nicht!

Zumindest soviel Wissen sollte vorhanden sein, dass die ex DDR mit allen fünf Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist.

Ich wäre allen fünf Bundesländern in der Tat sehr verbunden, wenn sie versuchen würden mit ihren dauerjammernden AfD Wählern selbst fertig zu werden.
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von Frank_Stein »

JJazzGold hat geschrieben:(04 Dec 2019, 22:56)

Zumindest soviel Wissen sollte vorhanden sein, dass die ex DDR mit allen fünf Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist.

Ich wäre allen fünf Bundesländern in der Tat sehr verbunden, wenn sie versuchen würden mit ihren dauerjammernden AfD Wählern selbst fertig zu werden.
Es war kein Beitritt, sondern eine Fusion.

Sonst würde man ja nicht von Wiedervereinigung, sondern von einer Übernahme oder Annektion sprechen.

Wen wir wählen, entscheidet jeder selbst.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von JJazzGold »

Frank_Stein hat geschrieben:(04 Dec 2019, 22:58)

Es war kein Beitritt, sondern eine Fusion.

Sonst würde man ja nicht von Wiedervereinigung, sondern von einer Übernahme oder Annektion sprechen.

Wen wir wählen, entscheidet jeder selbst.
Macht das, aber hört endlich auf AfD anteilig immer nur zu flennen.
Shape up and be a man.
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von Frank_Stein »

JJazzGold hat geschrieben:(04 Dec 2019, 23:02)

Macht das, aber hört endlich auf AfD anteilig immer nur zu flennen.
Shape up and be a man.

Die AfD ist gut für die Demokratie.

Sie gibt jenen eine Stimme, die die CDU mit ihrer Neuausrichtung durch Merkel fallen gelassen hat.
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von JJazzGold »

Frank_Stein hat geschrieben:(04 Dec 2019, 23:04)

Die AfD ist gut für die Demokratie.

Sie gibt jenen eine Stimme, die die CDU mit ihrer Neuausrichtung durch Merkel fallen gelassen hat.
Och, ich zerfließen gleich vor Mitleid, hat man euch fallen gelassen, euch arme Eier.

Ich sage Ihnen jetzt kurz und knapp die bittere Wahrheit. Wer es vor den Flüchtlingen nicht geschafft hat und auch nicht mit den Flüchtlingen seit 2015, der schafft es auch nicht ohne einen einzigen Flüchtling.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von Frank_Stein »

JJazzGold hat geschrieben:(04 Dec 2019, 23:18)

Och, ich zerfließen gleich vor Mitleid, hat man euch fallen gelassen, euch arme Eier.

Ich sage Ihnen jetzt kurz und knapp die bittere Wahrheit. Wer es vor den Flüchtlingen nicht geschafft hat und auch nicht mit den Flüchtlingen seit 2015, der schafft es auch nicht ohne einen einzigen Flüchtling.

Spar Dir Dein Mitleid.
Aber behaltet eure islamistischen Einwanderer bei euch.
Wir haben die nicht bestellt.

Schon jetzt verschlechtern diese Neuzugänge unsere Bildungsbilanz (zusätzlich zu rot-grünem Reformeifer im Bildungssystem). Ihr habt euch diese Probleme ins Land geholt, dann löst diese Probleme selbst.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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Re: Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen 2019

Beitrag von JJazzGold »

Frank_Stein hat geschrieben:(04 Dec 2019, 23:23)

Spar Dir Dein Mitleid.
Aber behaltet eure islamistischen Einwanderer bei euch.
Wir haben die nicht bestellt.

Schon jetzt verschlechtern diese Neuzugänge unsere Bildungsbilanz (zusätzlich zu rot-grünem Reformeifer im Bildungssystem). Ihr habt euch diese Probleme ins Land geholt, dann löst diese Probleme selbst.
Lesen Sie erst mal die Studie, die Jungs haben sich auf den Gebieten verschlechtert, auf denen sie bis dato führend waren und die Mädels auf diesen Gebieten verbessert. Gleich schlecht scheinen beide beim Thema korrekte Information aus dem Internet rekrutieren zu sein. Das lässt sich nicht auf “den Flüchtling“ abschieben. Ebenso wenig wie persönliches berufliches Versagen und persönliches Versagen bei Frauen.

Allmählich verstehe ich den Frauenmangel in den neuen Bundesländern. Welche Frau würde angesichts einer Menge von ca 20% dauerflennender, AfD wählender “ächter Männers“ in Thüringen und Sachsen nicht die Flucht in fröhlichere Gefilde ergreifen.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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