H2O hat geschrieben:(26 Nov 2019, 09:24)
Merkwürdig: So war mein Religionsunterricht schon vor 65 Jahren ab 10. Schuljahr angelegt. Könnte es sein, daß es vom Bundesland abhängt, welche Art von Religionsunterricht an Schulen und Oberschulen erteilt wird? Dann wäre es weniger erstaunlich, welche Klimmzüge hier zu besichtigen sind, wenn es darum geht, Religionsunterricht aus der Schule zu verbannen. Ich habe seinerzeit den Unterricht in Niedersachsen genossen und bin sogar im Abitur darin geprüft worden. Das war ein ganz spannendes Fachgebiet.
Also Schritt 1:
Das Schulwesen auf den Bund übertragen... noch lieber auf die EU. Da gehört es nämlich hin, wenn wir eine immer engere Zusammenarbeit und Durchlässigkeit in Europa erreichen wollen.
Glücklicherweise gilt in Deutschland verfassungsgemäß die Kulturhoheit der Länder. Wer nach der Bologna-Pleite noch immer an eine europäische Einheitsbildung glaubt, sollte noch einmal in sich gehen. Von Sizilien bis zum Nordkap einen einheitlichen Bildungsstandard einzuführen wäre nun wirklich monströs. Außer dass der Meter 100 cm hat würde sowieso keine Einigung erzielt. Und wer der AfD endgültig zur Mehrheit verhelfen möchte, sollte genau das fordern.
H2O hat geschrieben:(26 Nov 2019, 09:24)
Schritt 2:
Religionsunterricht als Schulfach unabhängig von Glaubensgemeinschaften; das Schulfach darf auch "Ethik" genannt werden.
Dass man "Ethik" und "Religion" gleichsetzt, ist einfach inhaltlich falsch. In der Ethik geht es um das Zusammenleben, das gute Leben, und dafür braucht es keine Bezugnahmen auf metaphysische Autoritäten. In der Religion geht es um das Verhältnis des Menschen zu Göttern, um den letzten Grund der Welt, um Seele und den Glauben. Das ist keine Sache, in der staatliche Institutionen ein Recht haben, Inhalte zu bestimmen. Das ist Sache der Glaubensgemeinschaften. Auch das gehört zur Freiheit: Das auszuhalten.
H2O hat geschrieben:(26 Nov 2019, 09:24)
Schritt 3:
Aufgrund unserer gesellschaftlichen Veränderungen sind auch Moslems und andere Glaubensrichtungen zur Teilnahme verpflichtet.
Aber ohne Schritt 1 dürfte diese lange Diskussion ziemlich sinnentleert sein!
Ich verstehe die nicht-christlichen Befürworter solcher Szenarien nicht. Weiß denn keiner mehr, welche Macht kirchliche Institutionen in Sachen Abtreibung, Sterbehilfe, PID, Ethikräte, Rundfunkräte und vielen anderen Dingen hatten und noch immer haben? Und wer glaubt, er könne durch diesen Unterricht radikale Muslime eindämmen, unterliegt einer Illusion. Es sind überwiegend die Radikalen, die sich in Verbänden sammeln, nicht die Gelegenheitsmuslime, und diese Verbände werden eines Tages Gleichbehandlung einfordern, wenn nicht irgendwann der Schnitt mit den christlichen Religionen vollzogen wird.
Aber aus realistischer Sicht steht auch hier die Verfassung im Wege. Das Paradox wird darin bestehen, dass bei immer weniger Christen trotzdem der Einfluss der Religiösen steigen wird. Gerade unter den Volksvertretern gibt es eine ziemlich überwältigende Mehrheit, die entweder direkt christlich ist oder aber zu feige, sich mit den Kirchen anzulegen, und die Parteien fürchten viel zu sehr um ihre Macht, als dass sie dem Thema ihre Aufmerksamkeit schenken würden.