Europa2050 hat geschrieben:(01 Oct 2019, 18:30)
Dem ersten Teil möchte ich widersprechen, ich sehe das nicht so. Ich hab das da schonmal zusammengeschrieben, warum;
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4571345
Oder in kurz: Wenn sich arbeiten auch im Niedriglohnbereich lohnt, weil dadurch nicht die Sozialleistungen geschmälert werden, tun es auch mehr - ohne Peitsche (Sanktionen) dahinter.
Lernt man in jedem Führungsseminar: Druck durch Motivation ersetzen. Nur gesamtgesellschaftlich machen wir das Gegenteil.
Ich weiß schon, was du meinst. Nur erreicht man bei dem heutigen System eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Dass ein Frisör weniger verdient als ein Ingenieur, wird akzeptiert. Dass der Frisör für andere Menschen einen Wert schafft, ist auch klar. Dass sich das ändert, wenn der Frisör nun lieber Bilder zeichnet, die er dann online stellt, hm. Oder wenn er lieber Musik macht. Oder auf Reisen geht und ein Onlinetagesbuch veröffentlich. Und falls er für andere einen Wert schafft, wie hoch ist der? Dass die meisten Künstler mit ihrert Kunst weniger verdienen als der Frisör, hat ja auch einen Grund.
Und wenn jemand nachweislich eine psychische Erkrankung hat, deswegen nicht arbeiten kann und somit Hartz4 bezieht, ist das gesellschaftlich auch akzeptiert. Wenn der Frisör nun sagt "Oh, wegen Jammergrund1 und Jammergrund2 kann ich nicht mehr als Frisör arbeiten und nur noch Fernsehen", dann bringt das Zweifel auf und eine geringe gesellschaftliche Akzeptanz - va. bei denen, die jetzt auch nicht dem tollsten Job der Welt nachgehen, aber jeden Morgen aufstehen.
Natürlich hängt das dann auch viel davon ab, wie viel ein reiner BGEler im Vergleich zum Erwerbstätigen hat. Ein BGE etwas unter Hartz4-Niveau könnte weitgehend akzeptiert werden - je nach Ausprägung.
Und ich denke, Geld bezahlt zu bekommen, ist bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze immer noch die zuverlässigste Motivation - in der anonymen Welt. Innerhalb einer Familie oder Freundschaftskreis ist das anders. Ich mag meinen Job wirklich gerne. Aber wenn ich ab morgen nicht mehr arbeite, hätte das ziemlich schlechte Konsequezen für meine Familie (Alleinverdiener). Peitsche hin oder her.
Wenn jemand die Wahl hat zwischen Scheißjob mit guter Bezahlung und Superjob ohne Bezahlung, brauchen die - die sonst ihren Unterhalt nicht bestreiten können - nicht lange nachdenken.
Dem zweiten Teil stimme ich logischerweise zu, wobei herstellen ein weites Feld von klassischer Produktivität über Selbstversorgung, sozialem Engagement, Ehrenamt ... ist.
Nicht unbedingt. Du kannst auch zB. Rentnern Gesellschaft leisten und dafür bezahlt werden. Ansonsten gibt es immer neue Tätigkeiten. Webdesigner sind zB. immer mehr gefragt. Projektmanager. Ein Freund von mir hat 80€ dafür bezahlt, damit ihm jemand zeigt und mit ihm ein selbstgemachtes Messer macht.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.