Selina hat geschrieben:(24 Oct 2019, 23:16)
Dieser Kommentar fasst es gut zusammen, worum es hier geht.
Zitat:
Erst denken, dann meinen
Die Meinungsfreiheit in Deutschland sei in Gefahr, suggeriert eine neue Allensbach-Studie. Das Forschungsinstitut bedient damit rechte Ressentiments...
...Man würde ferner annehmen, dass Köcher und ihre Kollegen wissen, dass Rücksichtnahme auf Minderheiten und Diskriminierungsverbote keineswegs auf irgendwelche "ungeschriebenen" Gesetze zurückzuführen sind. Nein, die entscheidenden Grenzen, die der freien Meinungsäußerung gesetzt sind, finden sich just dort niedergelegt, wo auch die Meinungsfreiheit selbst garantiert wird: im Grundgesetz, dessen 70. Jahrestag die Republik soeben gefeiert hat.
Mitunter ist es geradezu kurios, mit welchen Aussagen das Allensbach-Institut die Behauptung zu belegen versucht, dass der Raum für freie Meinungsäußerung enger werde: "So sind 62 Prozent überzeugt, dass ein Politiker mit harter Kritik rechnen muss, der äußert, der Islam habe in Deutschland zu viel Einfluss." Ja, selbst im Freundeskreis äußerten sich viele Deutsche bei einigen Themen "vorsichtig". Renate Köcher trägt dies vor, als handle es sich um alarmierende Befunde.
Doch alarmierend ist hier nichts. Es mag Anzeichen für eine gesteigerte Sensibilität in Teilen der öffentlichen Debatte geben, aber ganz gewiss ist deshalb nicht die Meinungsfreiheit in Gefahr. Im Grunde geht dies auch aus den Umfragewerten der Allensbach-Studie selbst hervor, wenn man sie genau liest: "Vorsichtig" bei "einigen" oder "vielen" Themen zu sein, heißt schließlich nicht, seine Meinung nicht zu äußern, sondern dies mit Umsicht zu tun. Vor allem aber schützt keine Meinungsfreiheit vor der Meinungsfreiheit der anderen. Kritik, auch harte, gehört zum freien Diskurs, das gilt für alle gleichermaßen. So ist das in einer Demokratie. Unwidersprochen seine Meinung kundtun zu können, ist ein Privileg von Tyrannen.
https://www.zeit.de/kultur/2019-05/mein ... eutschland
Vielen Dank für das Zitat und den Link.