Mag sein, dass Sie wahrnehmen, dass Erdogan im Nahen Osten beliebt ist. Ich habe das in jahrzehntelanger Tätigkeit im Nahen Osten konträr wahrgenommen und nehme das bis heute so wahr. Geradezu erstaunlich, dass sich die arabische Liga, einschließlich der palästinensischen Vertreter, so zügig und so einig in der Verurteilung von Erdogans Invasion ist.Emin hat geschrieben:(16 Oct 2019, 17:42)
Eine Tatsache ist nun mal, dass die türkische Armee Damaskus einnehmen kann, wenn sie will. Was danach passieren wird sei mal dahingestellt. Aber auch die russischen Truppen in Syrien könnten sie im Zweifelsfall erst mal nicht daran hindern.
Was dann passieren wird ist natürlich rein hypothetisch. Aber so viel sei gesagt: Erdogan ist ohnehin schon der beliebteste politische Führer im Nahen Osten, und den verhassten Assad entfernt zu haben wird seine Beliebtheit in der Region nach oben katapultieren. Trump wird im Wahljahr auch nichts dagegen haben. Er wird behaupten, er hat es orchestriert, Assad ist weg und kein amerikanischer Soldat ist dafür gestorben.
Das einzige Risiko ist Russland, die könnten natürlich auch Assad unter dem Risiko eines Weltkrieges verteidigen wollen. Allerdings gibt es kein formales Verteidigungsbündnis zwischen Syrien und Russland. Assad hat die Russen eingeladen und die haben angenommen. Es besteht in dieser Hinsicht keine Pflicht Assad dauerhaft zu schützen. Syrien ist auch geopolitisch nichts besonders relevant für Russland, im Gegensatz zum Kaukasus und der Ukraine, wo die Türkei ein wichtiger Verbündeter sein kann. Ein gewisses Restrisiko bleibt, aber einem Staatsführer wie Erdogan ist das denke ich egal.
Zudem ist Syrien, auch wenn momentan in zweiter Reihe nach dem Jemen, nach wie vor ein Gebiet auf dem sich der Konflikt Arabien Iran austrägt. Den Osmanen will dort keiner in der arabischen Liga herrschen sehen.