Das wohl eher nicht. Der Schah zeigte sich zwar gegenüber den al-Sauds "freundlich" diplomatisch ausgedrückt. Aber er machte klar, nachdem die alten Kolonialmächte sukzessiv den Rückzug antraten (aus der arabischen Welt des Persischen Golfes), das der Iran nun doch klarer seine uralte Führungsposition - zum Wohle aller - einzunehmen hätte. Die al-Sauds waren vom persischen Großkönig sowenig begeistert, wie von den Türken (Osmanen).
Die Vorstellungen Khomeinis von einer geeinigten Ummah hat sich bereits Anfang der Achtziger nicht umsetzen lassen.
Was immer noch realistische Option ist, wird u.a. von Samuel P. Huntington in seinem viel diskutiertem Buch "Clash of Civilizations" (1993) skizziert. Insbesondere in dem Kapitel, in dem er sogenannte
core states definierte.
Dabei definierte er bestimmte kulturelle Regionen. Die Kultur (inklusive der Religion) als wichtigster Parameter dabei. Potentiell benannte er die Türkei, Ägypten, den Iran, Pakistan und Saudi-Arabien, wenn ich mich recht erinnere. In Bezugnahme des islamischen Kulturraumes. Man kann darüber streiten, ob das allgemeingültiges Kriterium wäre, aber ich lasse das mal so stehen. Dabei schälte er heraus, das kein islamisches Land alle notwendigen Faktoren zusammen bekäme, die notwendig für einen herrausragenden Kernstaat wären.
Die Türkei ist politisch und militärisch robust, die Wirtschaft aber nicht so gewichtig (wenn doch in der Region herrausragend) und die kulturelle Kompatibilität schwer belastet, um als Führungsmacht sich durchsetzen zu können. Ägypten ist ein bedeutendes arabisches Land, einige meinen das "wichtigste", am Rest fehlt es komplett. Saudi-Arabien ist arabisch, wirtschaftlich noch interessant. Militärisch, kulturell (trotz Mekka und Medina) und politisch ein Leichtgewicht. Pakistan ist weder ein arabisches Land, wenn auch sunntisch, noch wirtschaftlich attraktiv und einflußreich. Politisch fragil. Die Atombombe sichert eher das Überleben des Staates, denn eine Dominanz. Der Iran, der hier angesprochen wird, könnte wirtschaftlich interessant sein, militärisch, "scheitert" aber als nicht-arabisches Land (wie die Türkei)
und weil es ein schiitisch geprägter Staat ist. Diese Staaten sind natürlich keine failed states. Sie stellen core states innerhalb der islamischen Welt dar, aber keiner ist - lt. Huntingtion - in der Position eine herrausragende, führende und somit dominante Position innerhalb der islamischen Welt einzunehmen. Ich sehe das übrigens auch so.
Was wir zur Zeit haben, ist das schiitische Gesellschaften, die außerhalb des Irans in der Minderheit sind bzw. unterdrückt wurden trotz Mehrheit (z.B. Irak) sich ihrer Position bewußt werden. Weil alte Ordnungen seit z.B. Sykes-Picot und den letzten US-Interventionen, davor dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, sich verändern. Die mit Gewalt aufrecht gehalten wurden. Das schafft neue Spielräume.
Diese z.B. schiitischen Gesellschaften stellen allerdings nicht
die islamische Welt dar. Sie sind in der Minderheit. Der Iran kann niemals diese Führungsposition einnehmen. Natürliche, kulturelle Grenzen machen es ihm, anders als sunntische Staaten physisch praktisch unmöglich eine allgemeine Führung der islamischen Welt zu erlangen. Da, wo schiitische Gesellschaften existieren, da ist eine Anbindung möglich. Siehe z.B. Irak. Gegen die Stellung einer Regional- oder Mittelmacht spricht dagegen nichts. Eines gewichtigen "core states".