https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... utsch.htmlIn den Wohnungen pflegen Deutsche ihr Eigentum. Aber im öffentlichen Raum geht die Sauerei los: Alles wird entsorgt, abgelegt, weggeworfen – vor allem in den Städten. Die Bürger setzen jene Lieblosigkeit um, die der Staat vorlebt.
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In den deutschen Wohnungen ist alles just, außer bei Messies, könnte man sagen. Man hegt und pflegt sein Eigenes. Aber draußen dann, auf weiter Flur, in dem, was man öffentlichen Raum nennt, also jenseits des Privaten, in den Wäldern, an den Autobahnabfahrten und Straßenböschungen, auf den Rastplätzen, in den Parks der Städte, geht die Sauerei los: Alles wird entsorgt, abgelegt, weggeworfen, fallen gelassen.
Als sei ein mentaler Hebel umgelegt. Drinnen hui, draußen pfui. Besonders in den großen Städten ist der öffentliche Raum, das, was schon die großen Philosophen das Gemeingut nannten, zur Müllhalde geworden. Führen also Individualismus und Freiheit zwangsläufig zu Vermüllung und Verrohung? Einer Gleichgültigkeit, die dann auch in anderen Bereichen ihre Spuren hinterlässt?
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Man geht nicht zu weit, dies als deutsches Problem zu erkennen. Tiefenpsychologisch betrachtet, ist das Gefühl für Verantwortung, für Hege und Pflege erkaltet. Man lernt das schon früh in der Familie – oder auch nicht. Der Müll, das Wegwerfen, ist ein Sinnbild des instrumentellen Verständnisses vieler zum Leben, unter Inkaufnahme der Hässlichkeit.
Helfen da noch ästhetischer Sinn und bürgerlicher Enthusiasmus? Oder müssen doch Verbot und Sanktion her?
Am Ende rückt die Autorin also doch von ihrer These ab. Dennoch frage ich mich was da passiert ist. Ich kann mich nicht daran erinnern im Bewusstsein aufgewachsen zu sein, dass man einfach alles auf die Straße kippt. Wie kommt man auf solche Ideen? Und was könnte man tun um es nicht weiter verlottern zu lassen?
Braucht es mehr Bestrafung? Muss man in der Erziehung nachschärfen? Oder sind wir eigentlich nur endlich auch unserer Spießigkeit erwacht - nurnoch nicht diejenigen, die das kritisieren wollen?
Was mich besonders überrascht ist aber, dass die Autorin im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland besonders schlimme Zustände ausmacht. Sind wir vielleicht ohne unser Wissen zum Vorreiter der Trashkultur in Europa geworden? Was hätte uns dazu gemacht?