Bobo hat geschrieben:(18 Jul 2019, 12:15)Ich gebe zu, könnte für sich stehend so interpretiert werden, aber aus dem Gesamtkontext geht hervor, dass die Politik zur Aufklärung nur die Weichen stellen kann. Stichwort Bildungsministerium. Ich meine, das entscheidet, ob und welche Themen in die Schulen kommen.
Man geht aber nicht sein ganzes Leben in die Schule - irgendwann ist die Schulzeit rum und somit auch evt. die direkte Konfrontation mit Themen wie bspw. Antisemitismus.
Ich persönlich bin skeptisch, was die Ausweitung dieser Themenbehandlung in den Schulen angeht - nicht, weil es nicht für nötig oder wichtig erachte. Sondern, weil viele Themen, denen ich in der Schule gezwungenermaßen ausgesetzt war und die mich nicht die Bohne interessiert haben, heute noch unschöne Gefühle bei mir auslösen. Wenn ich bspw. an Indien denke, was bei mir damals ein unnötig aufgeblasenes Thema im Erdkunde-Unterricht war und ein gutes halbes Jahr andauerte, dann denke ich automatisch an einen langweiligen Unterricht, nervige Gruppenarbeiten, einen ätzenden Lehrer und schlechte Noten. Wer weiß, vielleicht würde ich heute auch Antisemitismus oder die Lehre der deutschen NS-Vergangenheit auf derartiges reduzieren und von mir weisen, wären diese Theman damals nicht lediglich Stoff für vier, fünf Schulstunden gewesen.
U. a. Antisemitismus, die deutsche NS-Vergangenheit oder eine evt. Themanbearbeitung des Nahost-Konfliks im schulischen Unterricht - das sind alles eigentlich viel zu wichtige und ernste Themen, um sie lediglich hinterher auf eine Schulnote zu reduzieren, nur um dann zum nächsten Thema übergehen zu können.
Man sollte diesbezüglich auch mal hinterfragen, um was es heutzutage eigentlich noch beim Schulbesuch tatsächlich geht - etwas auch, oder gerade für das spätere Leben zu lernen, oder geht es nur um Noten, welche dir u. a. deinen späteren Berufsweg und Gesellschaftsklassenstatus diktieren. Ich persönlich habe die leidvolle Erfahrung gemacht, dass es meinen damaligen Lehrern auf der Realschule mehrheitlich nur darum ging, uns irgendeinen (vom Bildungsministerium!) vorbestimmten Stoff zu verklickern, diesen von uns auswendig lernen zu lassen, damit sie uns hinterher darüber zensieren konnten. Ob er wichtig für's spätere Leben war, oder ob er auf allgemeines Interesse stieß, war dabei völlig egal. Es hieß immer wieder nur: Denk an die Zeit nach der Schule - du musst doch einen Beruf erlernen um Geld zu verdienen = und dafür brauchst du gute Noten!
Meine schulfreie Zeit und die Ferien habe ich deshalb gern in der Stadtbibliothek verbracht - um etwas zu lernen; etwas mich wirklich interessiert hat und was ich später vielleicht wirklich gebrauchen könnte = ganz ohne Notendruck.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner