Antisemitismus

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Wolverine
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Wolverine »

Senexx hat geschrieben:(15 Jul 2019, 15:42)

Dass man von "Abwehrmaßnahmen" spräche, habe ich noch nie vernommen. Berichten die nicht immer von "Vergeltungsmaßnahmen"?
Das ist zutreffend. Damit soll Israel noch mehr verdammt werden. Das ist geschickt gemacht. Dass die Angriffe aus Gaza auf Israel keine völkerrechtliche Grundlage haben, liegt auf der Hand. Die Hamas ist nichts weiter als eine verf****** Terrororganisation die sich zum Ziel gesetzt hat Israel vollständig zu vernichten. Unterstützt werden sie von allen Israel-Feinden, vor allem aus Iran. Selbst die UN musste nach Jahren ganz kleinlaut zugeben, dass das Recht sich militärisch zu verteidigen eine völkerrechtliche Grundlage hat. Millizen, die uniformiert und bewaffnet einen souveränen Staat angreifen werden im Völkerrecht wie feindliche Kombattanten behandelt und sind somit legale militärische Ziele.

Die meisten Menschen blenden aus, dass die Hamas sich immer in der Nähe von bewohnten Gebieten, neben Schulen oder Krankenhäusern und neben Moscheen platzieren, in der Hoffnung damit zivile Opfer zu produzieren. Auch hier sagt das Völkerrecht eindeutig, dass ein Staat, um sich zu verteidigen, auch Ziele angreifen darf, die bewohnt sind. Hier ist allerdings gefordert, dass andere Möglichkeiten geprüft werden, um zivile Opfer zu vermeiden. Die Militärs anderer Staaten wissen genau wie der Hase läuft und einige britische Offiziere haben sich offen an die Seite der Israelis gestellt.

Ich habe jetzt keine Lust die Quellen zu suchen...……… findet man alles in dem großen Strang "Darf Israel in Cisjordan respektive Judäa und Samaria siedeln...…….." Dort ist alles niedergeschrieben mit exakten Quellenangaben.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Bobo »

Dark Angel hat geschrieben:(15 Jul 2019, 16:00)

Ich muss Dich korrigieren: Juden sind nicht nur eine Religionsgemeinschaft, Juden verstehen sich als Volk und das seit beinhahe 3000 Jahren. Jude sein bedeutet mitnichten (nur) Angehöriger einer Religionsgemeinschaft zu sein, Jude sein bedeutet in erster Linie Zugehörigkeit zu einem Volk. Daran ändern auch die Assimilierungsversuche deutscher Juden ab dem 18./19. Jh nichts.
Das mag so sein. Ich weiß nicht zu beurteilen, wie viele Juden der weiter unten angefügten Veröffentlichung kennen und ihr zustimmen. Zudem wäre die Frage zu klären, was vorher da war? Die Veröffentlichung oder der Antisemitismus? Ich denke, es sollte den Juden vorbehalten bleiben, wie sie sich definieren. Jenen, die es aufzuklären gilt, sollte man nicht zumuten, diese Thesen studieren zu müssen, um das Judentum zu verstehen. Sie müssen es nicht verstehen. Es reicht völlig, wenn sie die Akzeptanz der religiösen Vielfalt der Menschen erkennen und dem Judentum mit der gleichen Fairness begegnen wie anderen Religionen und endlich aufhören, den Juden besondere Verschlagenheit, Niedertracht, Mordlust und andere negative Eigenschaften anzudichten. Nicht den Juden und auch nicht deren Staat, der lediglich um seine Existenz kämpft. Wie es jeder Staat auf Erden täte. Selbst prüfen staat blinder Glaube, heißt die Parole
Zuletzt geändert von Bobo am Mo 15. Jul 2019, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Wolverine »

Vongole hat geschrieben:(15 Jul 2019, 16:24)

Yves Kugelmann hat auf die Frage, ob Judentum religionsabhängig ist, mal einen grandiosen Artikel geschrieben:

Judentum ist Existenzialismus, Freiheit, Grenzüberschreitung. Judentum hat trotz der jüdischen Religion überlebt und hat sich nicht auf sie reduzieren lassen. Judentum hat die Religion überwunden und ist längst über sie zu einer säkularen, heterogenen, quellenverbundenen Undefinierbarkeit hinausgewachsen, mit der sich nicht wenige schwertun.
Judentum hat sich am Widerstreit mit dem Mythos, dem Ewigen, dem Nichtverstehbaren herauskristallisiert und einen Weg eingeschlagen, der eine zeitlos starke Kultur, eine kontinuierliche Geschichte, eine oder mehrere Sprachen immer mit dem Umfeld verbindet, das das Judentum in jeder Zeit umgeben, gefördert, bekämpft, vernichtet hat. Judentum ist monotheistisch und doch nicht zentralistisch. Judentum ist nicht einheitlich, sondern immer wieder anarchistisch. Judentum ist ein Biotop, Judentum ist Avantgarde, Judentum ist aus dem Streit hervorgegangen – Judentum ist all dies und erst recht dann, wenn es sich nicht auf die Religion beruft.

https://www.juedische-allgemeine.de/all ... -moeglich/

Auch wenn Joel Berger ihm im Punkt Religion widerspricht, finde ich Kugelmanns Definition zutreffend.
hehehe, der Artikel gefällt mir. :)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Vongole hat geschrieben:(15 Jul 2019, 16:24)

Yves Kugelmann hat auf die Frage, ob Judentum religionsabhängig ist, mal einen grandiosen Artikel geschrieben:

Judentum ist Existenzialismus, Freiheit, Grenzüberschreitung. Judentum hat trotz der jüdischen Religion überlebt und hat sich nicht auf sie reduzieren lassen. Judentum hat die Religion überwunden und ist längst über sie zu einer säkularen, heterogenen, quellenverbundenen Undefinierbarkeit hinausgewachsen, mit der sich nicht wenige schwertun.
Judentum hat sich am Widerstreit mit dem Mythos, dem Ewigen, dem Nichtverstehbaren herauskristallisiert und einen Weg eingeschlagen, der eine zeitlos starke Kultur, eine kontinuierliche Geschichte, eine oder mehrere Sprachen immer mit dem Umfeld verbindet, das das Judentum in jeder Zeit umgeben, gefördert, bekämpft, vernichtet hat. Judentum ist monotheistisch und doch nicht zentralistisch. Judentum ist nicht einheitlich, sondern immer wieder anarchistisch. Judentum ist ein Biotop, Judentum ist Avantgarde, Judentum ist aus dem Streit hervorgegangen – Judentum ist all dies und erst recht dann, wenn es sich nicht auf die Religion beruft.

https://www.juedische-allgemeine.de/all ... -moeglich/

Auch wenn Joel Berger ihm im Punkt Religion widerspricht, finde ich Kugelmanns Definition zutreffend.
Besonders interessant finde ich diese Passage:

"Ich möchte zunächst entgegenhalten, dass das Judentum eine historisch‐organisch entwickelte Gemeinschaft darstellt. Die Charakteristika unserer Gemeinschaft sind voneinander untrennbar: Religion (oder Kultus) und Nation (als Festhalten an unserem Volkscharakter und dessen Eigenschaften) – Glaube und Volkstum. Dieser »Doppelcharakter« ist seit frühesten Epochen gegenwärtig."

Historisch-organisch entwickelt, aber nicht geradlinig, sondern ein mit "Rückschlägen" verbundener "Findungsprozess", bei dem religiöse Glaubensvorstellungen durchaus eine Art Kitt darstellen, wobei diese religiösen Glaubensvorstellungen selbst einer Entwicklung bzw Veränderung unterlagen und wahrscheinlich deshalb keine dogmatischen Glaubenssätze entstanden sind.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Dark Angel hat geschrieben:(15 Jul 2019, 16:55)

Besonders interessant finde ich diese Passage:

"Ich möchte zunächst entgegenhalten, dass das Judentum eine historisch‐organisch entwickelte Gemeinschaft darstellt. Die Charakteristika unserer Gemeinschaft sind voneinander untrennbar: Religion (oder Kultus) und Nation (als Festhalten an unserem Volkscharakter und dessen Eigenschaften) – Glaube und Volkstum. Dieser »Doppelcharakter« ist seit frühesten Epochen gegenwärtig."

Historisch-organisch entwickelt, aber nicht geradlinig, sondern ein mit "Rückschlägen" verbundener "Findungsprozess", bei dem religiöse Glaubensvorstellungen durchaus eine Art Kitt darstellen, wobei diese religiösen Glaubensvorstellungen selbst einer Entwicklung bzw Veränderung unterlagen und wahrscheinlich deshalb keine dogmatischen Glaubenssätze entstanden sind.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Bobo »

Dark Angel"](15 Jul 2019, 14:11)

Bei dem, was Du hier schreibst und beschreibst, stimme ich Dir in vieler Hinsicht zu, gebe allerdings zu bedenken, dass es sich bezüglich des Nahostkonflikts weniger um Unwissenheit handelt, sondern mehr um einen Verdrängungsprozess bzw um eine ganz bewusste Falschdarstellung - zumindest, was die Ursachen für diesen betrifft.
Bei dieser bewussten Falschdarstellung handelt es sich um Antisemitismus, welcher sich nahtlos, seit seinen Anfängen fortsetzt und fortgesetzt wird.


Da sind wir immer noch nicht auf demselben Gleis. Die Urheber der beanstandungswürdigen Meldungen bedienen sich bekanntlich gern der Falschdarstellung, lassen gezielte Lücken usw. Die Unwissenheit liegt bei den Adressaten. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber es ist nur eine Wunschvorstellung, wenn man von angemessen informierten Politikern ausgeht. Auch sie gehören zu den Adressaten und die Absender sind zahlreich und reichen bis ins vermeintlich seriöse politische Lager. Deutlich größer ist die Verbreitung des falschen Gesamteindruckes in der Bevölkerung. Nicht jeder interessierte oder interessiert sich so sehr für den Nahostkonflikt, dass er auch mal über die verfügbaren Nachrichten hinaus schaut. Und Propagandamaschinen wie der BDS kamen bis vor ein paar Monaten doch noch hochseriös rüber! Die Menschen haben so viel mit sich selbst zu tun, dass man existenzielle Themen, die gern vernachlässigt werden, zu den Bürgern bringen muss. Die Feinde Israels haben es verstanden, die Aufklärung bedeutet nur, es ihnen gleichzutun. Nur sauber und fair aufgearbeitet. An Verdrängung glaube ich nicht. Ich habe mich nicht immer so sehr wie heute für den Nahostkonflikt und dessen Wirkung auf Deutschland interessiert und viele Jahre auch die Augen verdreht, wenn der Zentralrat der Juden sich mal wieder geäußert hat. Erst die Suche nach mehr Input änderte das. Bis dahin war einer der unwissenden Masse, von der ich schrieb. Ich war weder für noch gegen israel, was wusste ich schon über deren Probleme? Was über deren Alltag?



Ausgeblendet wird, wer tatsächlich Urheber dieses Konflikts war und immer noch ist UND es wird immer noch die antisemitische Begründung der Urheber als Begründung heran gezogen.
Richtig. Deshalb sollte es Teil der Aufklärung sein.

Tatsächlich kann sich niemand - wirklich niemand - auf diese angebliche Unwissenheit zurück ziehen, weil es genügend Informationsmöglichkeiten diesbezüglich gibt. Man muss sich nur informieren WOLLEN, muss seine eigene Denk- und Sichtweise hinterfragen WOLLEN. Was bei vielen - quer durch alle politischen Spektren und sozialen Schichten - leider nicht der Fall ist.
Doch. ich fürchte, die Bevölkerung ist längst zu gleichgültig und obrigkeitsgläubig, um irgendetwas, geschweige die gewählten Volksvertreter infrage zu stellen. Da sind die Infos von Presse und TV, Talkshows, Faktenchecks und die einschlägigen nicht enttarnten Propagandaquellen. Wenn wichtig, sagen diverse Volksvertreter schon was Sache ist. Was die sagen ist richtig. Das ist Deutschland heute in meiner Wahrnehmung. Nicht alle, natürlich, aber erschreckend viele!

Mir war eigentlich nur diese eine Aussage aufgestoßen:
"Ich bin da nicht so sicher. Meine Beobachtungen sagen was anderes."

und auf diese habe ich reagiert.
Für mich stellte sich die Aussage derart dar, dass du importierten Antisemitismus für präsenter/stärker in D. vertreten betrachtest, als den "einheimischen".

So ähnlich sehe ich es auch. Aber nicht in Form eines infantilen Bodycounts nach dem Motto, in welchem Lager finden sich die meisten Antisemiten.

Meine Gleichung berücksichtigt auch die mit der Einreise antiisraelisch eingestellter Araber zunehmende propagandistische Wirkung. Welcher Araber oder arabische Palästinenser mit antiisraelischer Ausrichtung nutzt nicht jede sich bietende Gelegenheit, dem deutschen Bruder im Geiste bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine jammervolle Geschichte zu erzählen? Und wie oft bekommen diese Adressaten diese Geschichte durch tendenziös gefärbte Nachrichten oder Politiker indirekt bestätigt? Erinnerst du die mediale Reaktion zur Doku über Antisemitismus? Welche mediale Reaktion darauf folgte? Der sogenannte Faktencheck? Schau dir mal bewusst die Werbung an, dann wirst du erkennen, wie einfältig die Bevölkerung heutzutage eingeschätzt wird. Die Werbestrategen wissen, was sie tun.

Siehe auch Ex - Außenminister Gabriel. Er wurde während einer Führung durch arabisch palästinensische Elendsviertel von ihm unbemerkt emotional bearbeitet, dass er sich hinterher sichtlich erschüttert dazu verstieg, Israel einen Apartheidstaat zu nennen. Er wurde Opfer einer emotional meisterhaft inszenierter Propaganda. Hätte er diese Ansicht schon früher in sich getragen, er hätte sie längst geäußert gehabt. Andererseits. Hätte er die Fakten zu Entstehung und Verlauf des Konfliktes angemessen im Hinterkopf präsent gehabt, hätte es diese emotionale Entgleisung Gabriels nicht gegeben, so meine Überzeugung.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Bobo »

Vongole hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:04)

Ist sie auch!
Womit Judentum sich im Allgemeinen geradezu wohltuend von Christentum und Islam unterscheidet.

Na ja. Aber Christentum aus Sicht eines ... sagen wir wohlwollend Agnostikers, ist auch nicht zu verachten! :D
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alter Stubentiger »

Vongole hat geschrieben:(15 Jul 2019, 15:39)

Selbst Dir müsste klar sein, dass es einen Unterschied macht, ob die Tageschau "titelt": "Israel fliegt Angriffe auf Gaza" und nach 2 Minuten hinzufügt, dass es sich um Abwehrmaßnahmen handelt,
oder ob der Aufmacher mit "Nach zahlreichen Angriffen auf israelische Städte reagierte Israel...." beginnt.
Die erste Minute sitzt im Gedächtnis der Zuschauer - und auf Google news.
Man sollte nicht mit Gewalt irgendwie einen Antisemitismus an Stellen Suchen wo er nicht zu finden ist. Man sollte sich mit dem echten Antisemitismus beschäftigen der immer wieder hochkommt.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alter Stubentiger »

Vongole hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:04)

Ist sie auch!
Womit Judentum sich im Allgemeinen geradezu wohltuend von Christentum und Islam unterscheidet.
Na ich weiß nicht. Wenn man bedenkt wie unterschiedlich das Judentum gelebt wird dann passt das irgendwie nicht zu einem einzigen großen Volkscharakter. Der ist in Jerusalem und Tel Aviv ja doch ziemlich unterschiedlich. (Beispiel)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(15 Jul 2019, 18:23)

Man sollte nicht mit Gewalt irgendwie einen Antisemitismus an Stellen Suchen wo er nicht zu finden ist. Man sollte sich mit dem echten Antisemitismus beschäftigen der immer wieder hochkommt.
Man sollte auch begreifend lesen. Wo steht bei meiner Feststellung tendenziöser Berichterstattung in Bezug auf Israel etwas von Antisemitismus?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Uffhausen »

Bobo hat geschrieben:(14 Jul 2019, 12:37)
Beginnend mit dem Anfang.

[...]
Ich will gar nicht mehr deine Meinung auseinanderfriemeln - ich habe den Eindruck, dass du ein extrem theoretischer Mensch bist = anders kann ich mir deine realitätsferne Denke zu dem Thema nicht erklären.

Du scheinst dem guten Glauben aufzusitzen, dass die Politik(er) allein ALLE Fäden der Macht - und somit auch selbige über die gesamtgesellschaftliche Meinung, Stimmung und Beurteilung z. B. bzgl. des Nahost-Konflikts - besäßen. Wie gesagt, rein theoretisch gesehen ist das annehmbar = aber wie wäre es denn in der PRAXIS?

In der Praxis sähe das so aus: Die Politiker sagen den Leuten, so und so sieht es aus. Dies und Das ist zu tun. Jenes und Selbiges ist zu unterlassen. Und die Leute sagen sich darauf: Pfft, was wollen die denn, interessiert mich nicht, deren Gesülze. Oder: Die können mir viel erzählen, ich weiß es ja Internet-sei-Dank viel besser. Oder: Ich lasse mich nicht von meiner bisherigen Position abbringen, da können die sagen, was sie wollen. Oder: Und und und...

Wenn du tatsächlich meinst, die (westlich-freiheitliche!) Gesellschaft folge und füge sich willenlos politischer Vorgaben, dann täuschst du dich - und zwar gewaltig. Unsere Politik ist schließlich demokratisch - und eben nicht diktatorisch!

Siehe Angela Merkels berühmteste drei Worte: "Wir schaffen das!" - die einen hat das überhaupt nicht angesprochen - denen ist nämlich alles egal, was von der Politik kommt. Andere hat es im positiven Sinne angesprochen - und diese engagieren sich teils bis heute in der Flüchtlingshilfe. Und weitere hat es im negativen Sinne angesprochen - die wählen seither AfD.
Und KEINER weiß BIS HEUTE, was die Merkel mit diesen drei Worten im Grunde WIRKLICH aussagen wollte - und selbst wenn sie sich ausgiebigst dazu erklärt hätte, ihre Meinung und Aussage detailliert und konkretisiert hätte, wüssten es die einen, die anderen und die weiteren TROTZDEM besser = es spielt keine Rolle, was die Politik sagt, wenn die Leute sich hinterher so oder so ihre eigenen Gedanken machen (können!).

Deiner Theorie, bzgl. politischer Macht, steht die gesamtgesellschaftliche Meinungfreiheit und -vielfalt als unüberwindbare Praxis-Hürde gegenüber. Der Nahost-Konflikt ist alles, nur nicht lösbar durch ledigliches Politiker-Gequatsche - ganz egal, wieviel Wahrheit oder Lüge in selbigem steckt. Und die Meinung bspw. der deutschen Bevölkerung hat alles, nur keinen Einfluß auf die Kriegsparteien im Nahen Osten - ganz egal, wieviel Wahrheit oder Lüge sie seitens Politik und Medien ausgesetzt werden. Ansonsten würde im Nahen Osten ganz bestimmt längst Frieden herrschen!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Bobo hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:23)

Da sind wir immer noch nicht auf demselben Gleis. Die Urheber der beanstandungswürdigen Meldungen bedienen sich bekanntlich gern der Falschdarstellung, lassen gezielte Lücken usw. Die Unwissenheit liegt bei den Adressaten. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber es ist nur eine Wunschvorstellung, wenn man von angemessen informierten Politikern ausgeht. Auch sie gehören zu den Adressaten und die Absender sind zahlreich und reichen bis ins vermeintlich seriöse politische Lager.
Wir werden da auch nicht auf das selbe Gleis kommen, weil ich Politiker nicht als Adressaten sehe, sondern als Teil derjenigen, die Falschdarstellungen verbreiten bzw deren Verbreitung nicht verhindern und zwar aus ideologischen Gründen.
Ich sehe es weniger als Wunschvorstellung, sondern als Pflicht für Politiker, sich umfassend zu informieren bzw informieren und beraten zu lassen.
Bobo hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:23)
Deutlich größer ist die Verbreitung des falschen Gesamteindruckes in der Bevölkerung. Nicht jeder interessierte oder interessiert sich so sehr für den Nahostkonflikt, dass er auch mal über die verfügbaren Nachrichten hinaus schaut. Und Propagandamaschinen wie der BDS kamen bis vor ein paar Monaten doch noch hochseriös rüber! Die Menschen haben so viel mit sich selbst zu tun, dass man existenzielle Themen, die gern vernachlässigt werden, zu den Bürgern bringen muss. Die Feinde Israels haben es verstanden, die Aufklärung bedeutet nur, es ihnen gleichzutun. Nur sauber und fair aufgearbeitet. An Verdrängung glaube ich nicht. Ich habe mich nicht immer so sehr wie heute für den Nahostkonflikt und dessen Wirkung auf Deutschland interessiert und viele Jahre auch die Augen verdreht, wenn der Zentralrat der Juden sich mal wieder geäußert hat. Erst die Suche nach mehr Input änderte das. Bis dahin war einer der unwissenden Masse, von der ich schrieb. Ich war weder für noch gegen israel, was wusste ich schon über deren Probleme? Was über deren Alltag?
Das ist eine faule Ausrede, derer sich alle diejenigen bedienen, die sich gerne unreflektiert "berieseln" lassen, die der Meinung sind Medien würden Informationen verbreiten und dass diese Informationen seriös recherchiert sind und nicht ideologisch gefärbt.
Ich weiß wovon ich rede, weil ich auch lange genug ideologisch gefärbten Nachrichten aufgesessen bin, diese als Tatsachen hingenommen und gar nicht gemerkt habe, wie durch und durch antisemitisch die Politik der "verflossenen" DDR tatsächlich war und das trotz wortreicher Verurteilung des Holocausts und der gleichen Lippenbekenntnisse, der gleichen Heuchelei, der sich deutsche Politiker immer noch bedienen.
Und ich weiß auch, dass die Erkenntnis, dass man über Jahre/Jahrzehnte hinweg belogen wurde, weh tut und dass es Überwindung kostet, die eigene (anerzogene) Sichtweise zu hinterfragen und sich mit den historischen Tatsachen auseinanderzusetzen UND diese historischen Tatsachen auch zu akzeptieren und seine Sichtweise zu ändern und dass es durchaus ein schmerzhafter Prozess ist.
Dieser Prozess des Umdenkens, des sich informierens, der Auseinandersetzung mit den historischen Tatsachen begann bei mir vor ca. 25 Jahren und den Anstoß gab eine Doku.

Und genau aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass jeder einzelne selbst in der Pflicht ist, sich zu informieren, sich selbst zu hinterfragen und die verfügbaren Informationsquellen zu nutzen, statt zu warten, bis ihm die Infos "mundgerecht" serviert werden.

Leider, leider gibt es aber genügend Zeitgenossen, die nicht bereit sind umzudenken, sich selbst zu hinterfragen, die stattdessen Informationen ignorieren, marginalisieren oder glattweg negieren - frei nach Christoff Morgenstern.
Bobo hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:23)
Richtig. Deshalb sollte es Teil der Aufklärung sein.
Und von wem sollte, Deiner Meinung nach, diese Aufklärung ausgehen, wenn nicht durch Politik/Politiker angestoßen?
Bobo hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:23)
Doch. ich fürchte, die Bevölkerung ist längst zu gleichgültig und obrigkeitsgläubig, um irgendetwas, geschweige die gewählten Volksvertreter infrage zu stellen. Da sind die Infos von Presse und TV, Talkshows, Faktenchecks und die einschlägigen nicht enttarnten Propagandaquellen. Wenn wichtig, sagen diverse Volksvertreter schon was Sache ist. Was die sagen ist richtig. Das ist Deutschland heute in meiner Wahrnehmung. Nicht alle, natürlich, aber erschreckend viele!
Und weil große Teile der Bevölkerung gleichgültig, obrigkeitshörig etc sind, lassen wir deren faule Ausreden gelten und sie weiter ihrem teilweise latenten, teilweise öffentlichen Antisemitismus frönen?



So ähnlich sehe ich es auch. Aber nicht in Form eines infantilen Bodycounts nach dem Motto, in welchem Lager finden sich die meisten Antisemiten.
Bobo hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:23)
Meine Gleichung berücksichtigt auch die mit der Einreise antiisraelisch eingestellter Araber zunehmende propagandistische Wirkung. Welcher Araber oder arabische Palästinenser mit antiisraelischer Ausrichtung nutzt nicht jede sich bietende Gelegenheit, dem deutschen Bruder im Geiste bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine jammervolle Geschichte zu erzählen? Und wie oft bekommen diese Adressaten diese Geschichte durch tendenziös gefärbte Nachrichten oder Politiker indirekt bestätigt? Erinnerst du die mediale Reaktion zur Doku über Antisemitismus? Welche mediale Reaktion darauf folgte? Der sogenannte Faktencheck? Schau dir mal bewusst die Werbung an, dann wirst du erkennen, wie einfältig die Bevölkerung heutzutage eingeschätzt wird. Die Werbestrategen wissen, was sie tun.
Och - für diese Art Propaganda bedurfte es nicht der antiisraelisch/antisemitisch eingestellten Araber. Diese Art Propaganda hat in Deutschland eine lange Geschichte, insbesondere im linken politischen Spektrum und ganz besonders bei den Linken, die der SED-Ideologie ausgesetzt waren.
Bobo hat geschrieben:(15 Jul 2019, 17:23)Siehe auch Ex - Außenminister Gabriel. Er wurde während einer Führung durch arabisch palästinensische Elendsviertel von ihm unbemerkt emotional bearbeitet, dass er sich hinterher sichtlich erschüttert dazu verstieg, Israel einen Apartheidstaat zu nennen. Er wurde Opfer einer emotional meisterhaft inszenierter Propaganda. Hätte er diese Ansicht schon früher in sich getragen, er hätte sie längst geäußert gehabt. Andererseits. Hätte er die Fakten zu Entstehung und Verlauf des Konfliktes angemessen im Hinterkopf präsent gehabt, hätte es diese emotionale Entgleisung Gabriels nicht gegeben, so meine Überzeugung.
(Ex)Außenminister Gabriel und Opfer von irgendwas? Neee - wer zu seinem Antrittsbesuch als Außenminister, als erste Amtshandlung nix besseres zu tun hat, sich mit so genannten "systemkritischen NGO" zu treffen, statt mit Mitgliedern der Regierung des besuchten Staates, der ist kein Opfer, der ist das Gegenteil!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(15 Jul 2019, 18:23)

Man sollte nicht mit Gewalt irgendwie einen Antisemitismus an Stellen Suchen wo er nicht zu finden ist. Man sollte sich mit dem echten Antisemitismus beschäftigen der immer wieder hochkommt.
Ooh solche Schlagzeilen, die suggerieren Israel sei der/ein Agressor SIND echter Antisemitismus, weil sie ganz gezielt Falschmeldungen verbreiten. Die Schlagzeile setzt sich im Denken fest, nicht deren Relativierung oder gar deren Richtigstellung.
In den Tagesschaumeldungen findet sich keine Information, dass die Hamas Kinderspielplätze, Krankenhäuser und Schulen als Abschussbasen für ihre Raketen nutzt, mit denen sie israelische Städte zu zerstören trachtet, da finden sich nur Meldungen, dass Israel als Vergeltungsschlag Schulen und Krankenhäuser in Gaza bombardiert.
Das IST echter Antisemitismus!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Bobo hat geschrieben:(15 Jul 2019, 16:25)

Ja stimmt! Ein SEHR guter und wichtiger Hinweis, der zur Planung einer solchen Aufklärung unbedingt berücksichtig gehört! Deshalb braucht es ja auch Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Einer allein kann die nötige Vielfalt nicht entwickeln oder bräuchte ewig dazu. Ein wirklich wichtiger Hinweis! :thumbup:
Ich weiß nicht genau. Kann es sein, dass Du in irgendeiner Art und Weise mit Jugendlichen zu tun hast, unter denen ein großer Anteil mit antisemitischen Vorurteilen herumläuft?

Ich kann dir als Aufklärungshilfsmittel vor allem die Geschichte von Csanád Szegedi empfehlen. Szegedi ist/war nicht nur einfach irgendein ungarischer Politiker in der zweiten Reihe sondern Gründungsmitglied, stellvertretender Vorsitzender der rechtsextremen Jobbik-Partei. Und in dieser schon ziemlich antisemitischen Partei der mit Abstand judenfeindlichste (und romafeindlichste) Hetzer. Dem selbst die Jobbik noch zu liberal war, weshalb er zusätzlich eine SA-ähnliche paramilitärische Organisation gründete. Und gleichzeitig gelangte er über ein EU-Parlamentsmandat zu europaweitem Einfluss.

Dann wurde er 2010 damit konfrontiert, dass er selbst jüdische Wurzeln hat. Und nicht nur das. Dass seine eigene Oma zu den wenigen Auschwitz-Überlebenden gehört. Inzwischen ist er aus der Jobbik-Partei ausgetreten, hat sich beim Budapester Oberrabbiner entschuldigt, ist Mitglied einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde, hat in Israel nach seinen Vorfahren gesucht ... es klingt wie die Story aus einer Hollywood-TV-Serie. Aber es ist reine Wirklichkeit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Geschichte unter Kindern und Jugendlichen ihre Wirkung nicht verfehlen dürfte. Zur Wirklichkeit gehört aber auch, dass der Politiker Viktor Orbán, der eine unsägliche antisemitische Staatskampagne anzettelte, zu den persönlichen Freunden des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten gehört und mit der Handelsvertretungseröffnung in Jerusalem gewissermaßen eine diplomatische Grenzlinie durchbrach. Gemeinsam mit dem derzeitigen amerikanischen Präsidenten. Man darf sich nicht für dumm verkaufen lassen!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alter Stubentiger »

Dark Angel hat geschrieben:(15 Jul 2019, 19:29)

Ooh solche Schlagzeilen, die suggerieren Israel sei der/ein Agressor SIND echter Antisemitismus, weil sie ganz gezielt Falschmeldungen verbreiten. Die Schlagzeile setzt sich im Denken fest, nicht deren Relativierung oder gar deren Richtigstellung.
In den Tagesschaumeldungen findet sich keine Information, dass die Hamas Kinderspielplätze, Krankenhäuser und Schulen als Abschussbasen für ihre Raketen nutzt, mit denen sie israelische Städte zu zerstören trachtet, da finden sich nur Meldungen, dass Israel als Vergeltungsschlag Schulen und Krankenhäuser in Gaza bombardiert.
Das IST echter Antisemitismus!
Eine Meldung dass Israel als Vergeltung Krankenhäuser und Schulen bombardiert habe ich noch nie gehört. Diese Art von Propaganda wird von den angeblichen Israel-Supportern aber ständig gebracht. Und damit schaden sie dem Ruf Israels. Die Tagesschau ist immer sehr bemüht Nachrichten neutral rüberzubringen. Der Zuschauer soll die Möglichkeit erhalten sich seine Meinung dazu selber zu bilden. Diesen Anspruch vertritt die ARD auch nach außen. Bewertet wird im Kommentar.

Das jetzt hier sogar die Tagesschau als tendenziell antisemitisch dargestellt wird zeigt mir nur in welcher krausen Gedankenwelt die "Israel-Supporter" hier verharren. Und dass ist bedauerlich. Sie sorgen dafür dass Israel als immer befremdlicher wahrgenommen wird. Auch eine Leistung.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2019, 08:12)

Ich weiß nicht genau. Kann es sein, dass Du in irgendeiner Art und Weise mit Jugendlichen zu tun hast, unter denen ein großer Anteil mit antisemitischen Vorurteilen herumläuft?

Ich kann dir als Aufklärungshilfsmittel vor allem die Geschichte von Csanád Szegedi empfehlen. Szegedi ist/war nicht nur einfach irgendein ungarischer Politiker in der zweiten Reihe sondern Gründungsmitglied, stellvertretender Vorsitzender der rechtsextremen Jobbik-Partei. Und in dieser schon ziemlich antisemitischen Partei der mit Abstand judenfeindlichste (und romafeindlichste) Hetzer. Dem selbst die Jobbik noch zu liberal war, weshalb er zusätzlich eine SA-ähnliche paramilitärische Organisation gründete. Und gleichzeitig gelangte er über ein EU-Parlamentsmandat zu europaweitem Einfluss.

Dann wurde er 2010 damit konfrontiert, dass er selbst jüdische Wurzeln hat. Und nicht nur das. Dass seine eigene Oma zu den wenigen Auschwitz-Überlebenden gehört. Inzwischen ist er aus der Jobbik-Partei ausgetreten, hat sich beim Budapester Oberrabbiner entschuldigt, ist Mitglied einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde, hat in Israel nach seinen Vorfahren gesucht ... es klingt wie die Story aus einer Hollywood-TV-Serie. Aber es ist reine Wirklichkeit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Geschichte unter Kindern und Jugendlichen ihre Wirkung nicht verfehlen dürfte. Zur Wirklichkeit gehört aber auch, dass der Politiker Viktor Orbán, der eine unsägliche antisemitische Staatskampagne anzettelte, zu den persönlichen Freunden des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten gehört und mit der Handelsvertretungseröffnung in Jerusalem gewissermaßen eine diplomatische Grenzlinie durchbrach. Gemeinsam mit dem derzeitigen amerikanischen Präsidenten. Man darf sich nicht für dumm verkaufen lassen!
Orban und Netanjahu sind in erster Linie Nationalisten und Antidemokraten. Die verstehen sich oft erstaunlich gut.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alter Stubentiger »

Vongole hat geschrieben:(15 Jul 2019, 18:43)

Man sollte auch begreifend lesen. Wo steht bei meiner Feststellung tendenziöser Berichterstattung in Bezug auf Israel etwas von Antisemitismus?
Wie soll man es denn sonst verstehen? Du hast impliziert. Und dass weißt du auch.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2019, 08:12)

Ich weiß nicht genau. Kann es sein, dass Du in irgendeiner Art und Weise mit Jugendlichen zu tun hast, unter denen ein großer Anteil mit antisemitischen Vorurteilen herumläuft?

Ich kann dir als Aufklärungshilfsmittel vor allem die Geschichte von Csanád Szegedi empfehlen. Szegedi ist/war nicht nur einfach irgendein ungarischer Politiker in der zweiten Reihe sondern Gründungsmitglied, stellvertretender Vorsitzender der rechtsextremen Jobbik-Partei. Und in dieser schon ziemlich antisemitischen Partei der mit Abstand judenfeindlichste (und romafeindlichste) Hetzer. Dem selbst die Jobbik noch zu liberal war, weshalb er zusätzlich eine SA-ähnliche paramilitärische Organisation gründete. Und gleichzeitig gelangte er über ein EU-Parlamentsmandat zu europaweitem Einfluss.

Dann wurde er 2010 damit konfrontiert, dass er selbst jüdische Wurzeln hat. Und nicht nur das. Dass seine eigene Oma zu den wenigen Auschwitz-Überlebenden gehört. Inzwischen ist er aus der Jobbik-Partei ausgetreten, hat sich beim Budapester Oberrabbiner entschuldigt, ist Mitglied einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde, hat in Israel nach seinen Vorfahren gesucht ... es klingt wie die Story aus einer Hollywood-TV-Serie. Aber es ist reine Wirklichkeit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Geschichte unter Kindern und Jugendlichen ihre Wirkung nicht verfehlen dürfte. Zur Wirklichkeit gehört aber auch, dass der Politiker Viktor Orbán, der eine unsägliche antisemitische Staatskampagne anzettelte, zu den persönlichen Freunden des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten gehört und mit der Handelsvertretungseröffnung in Jerusalem gewissermaßen eine diplomatische Grenzlinie durchbrach. Gemeinsam mit dem derzeitigen amerikanischen Präsidenten. Man darf sich nicht für dumm verkaufen lassen!
Sehe ich anders.

Extremisten sind immer kritisch zu betrachten.

Zuerst war er rechtsextrem und bekennender Antisemit.

Nun bekennt er sich zum orthodoxen Judentum. Auch eine Form des Extremismus.

Wir finden es häufiger, dass Extremisten die Seiten wechseln.

Ich lehne jede Form des Extremismus ab. Extremisten können von mir keinen Respekt erwarten.

Er taugt nicht als Lehrbeispiel. Höchstens als warnendes Muster eines typischen Extremisten.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Senexx hat geschrieben:(16 Jul 2019, 09:00)

Sehe ich anders.

Extremisten sind immer kritisch zu betrachten.

Zuerst war er rechtsextrem und bekennender Antisemit.

Nun bekennt er sich zum orthodoxen Judentum. Auch eine Form des Extremismus.

Wir finden es häufiger, dass Extremisten die Seiten wechseln.

Ich lehne jede Form des Extremismus ab. Extremisten können von mir keinen Respekt erwarten.

Er taugt nicht als Lehrbeispiel. Höchstens als warnendes Muster eines typischen Extremisten.
Der hat doch nicht einfach opportunistisch die Seiten gewechselt. Hebräisch lernen zum Beispiel ist keine Kleinigkeit. Beispiele für leichthin seitenwechselnde Opportunisten gibts genug.

Der Mann soll ja auch nicht als Vorbild hingestellt werden. In seiner Person entlarven sich nur einfach die ganzen Trugbilder rund um das Phänomen Antisemitismus. Im Falle von Csanádi war das in der väterlichen Linie die Gleichsetzung von "Juden" und "Kommunisten". Die ungarische Räterepublik 1919 war ebenso wie die Münchner Räterepublik und auch die russische Revolution 1918 zu großen Teilen von Menschen jüdischer Herkunft geprägt. Und von der Enteignungsangst der anderen Seite. Heute gibt es diesen separierenden Ost-West-Konflikt nicht mehr. Und wie der Mutterboden nach dem Gletscherauftauen kommen nun ganz alte Geschichten zum Vorschein.

Es ist einfach so, dass sich anhand solcher konkreten Personen, historische Verläufe viel lebendiger nachzeichnen lassen.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Di 16. Jul 2019, 09:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2019, 09:19)

Der hat doch nicht einfach opportunistisch die Seiten gewechselt. Hebräisch lernen zum Beispiel ist keine Kleinigkeit. Beispiele für leichthin seitenwechselnde Opportunisten gibts genug.

.
Extremisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie Extemes tun und dafür auch extrem handeln. Hebräisch zu lernen ist dann in diesem Sinne keine besondere Anstrengung, sondern zwangsläufig. Musste er ja such tun, um als orthodoxer Jude anerkannt zu werden.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Senexx hat geschrieben:(16 Jul 2019, 09:24)

Extremisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie Extemes tun und dafür auch extrem handeln. Hebräisch zu lernen ist dann in diesem Sinne keine besondere Anstrengung, sondern zwangsläufig. Musste er ja such tun, um als orthodoxer Jude anerkannt zu werden.
So gesehen wären dann auch die wenigen Menschen auf der Erde, die die Stringtheorie komplett verstehen verachtenswerte "Extremisten". Ist nicht genau das ein antisemitisches Denkmuster?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2019, 09:26)

So gesehen wären dann auch die wenigen Menschen auf der Erde, die die Stringtheorie komplett verstehen verachtenswerte "Extremisten". Ist nicht genau das ein antisemitisches Denkmuster?
Meine Güte.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Wolverine »

Uffhausen hat geschrieben:(15 Jul 2019, 19:08)

………….

Deiner Theorie, bzgl. politischer Macht, steht die gesamtgesellschaftliche Meinungfreiheit und -vielfalt als unüberwindbare Praxis-Hürde gegenüber. Der Nahost-Konflikt ist alles, nur nicht lösbar durch ledigliches Politiker-Gequatsche - ganz egal, wieviel Wahrheit oder Lüge in selbigem steckt. Und die Meinung bspw. der deutschen Bevölkerung hat alles, nur keinen Einfluß auf die Kriegsparteien im Nahen Osten - ganz egal, wieviel Wahrheit oder Lüge sie seitens Politik und Medien ausgesetzt werden. Ansonsten würde im Nahen Osten ganz bestimmt längst Frieden herrschen!
Die Berichterstattung der deutschen Medien über den Konflikt ist tendenziös. Und das geschieht mit Absicht. Es soll immer der Eindruck entstehen, die armen Palästinenser wären die Opfer. Das ist falsch. Sie sind die Täter. Angefangen 1948 als 6 Armeen Israel an mehreren Fronten angriffen, um es gleich nach der Unabhängigkeitserklärung wieder auszulöschen unter dem Deckmäntelchen der Hilfe für die im Mandat lebenden Araber(dabei war der Plan von Anfang an die Vernichtung Israels und die Ermordung aller dort lebenden Juden). Darauf folgten noch 2 weitere Kriege durch arabische Staaten, die auch verloren gingen. Der unsägliche Terror gegen Israels zivile Gesellschaft und die ständige Ermordung israelischer Bürger, die in umstrittenen Gebieten leben. Das gesamte Westeuropa lässt sich vom Geseiere solcher Patriarchen wie Abbas einlullen, demnach Israel immer noch der Landräuber und Besatzer ist, was keinesfalls der Wahrheit entspricht. Alles, was von palästinensischer Seite behauptet wird stellt sich bei genauerer Betrachtung als Lüge oder grobe Verdrehung der Wahrheit heraus. Die Wahrheit ist immer noch die, dass die palästinensischen Führer den gutgläubigen unter ihresgleichen die Mär von der endgültigen Befreiung "Palästinas" verkaufen wollen, wobei "Befreiung von einem modernen säkularen demokratischen Staat hin zu einem mörderischen Kalifat unter der Sharia ablaufen soll. Die Hamas geht sogar so weit, dass sie die Ermordung aller Juden fordert, egal in welchem Land sie leben.

Also Deine Sicht der Dinge kann ich nun wirklich nicht teilen. :rolleyes:
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Re: Antisemitismus

Beitrag von JFK »

Senexx hat geschrieben:(15 Jul 2019, 11:33)

Sie lügen.

Er hat von "importiertem Antisemitismus" gesprochen, nicht von menschlichen Importen.
Es meint ja keine Antisemitischen Bücher oder Antisemitische Baklava, es sind Araber denen aufgrund ihrer Herkunft latenter Antisemitismus angeheftet und die wie Waren In und Exportiert werden.
Und die Isreal- gegner sind nicht einmal echte Rassenantisemiten so wie die Nazis früher und Heute.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Uffhausen hat geschrieben:(15 Jul 2019, 19:08)
In der Praxis sähe das so aus: Die Politiker sagen den Leuten, so und so sieht es aus. Dies und Das ist zu tun. Jenes und Selbiges ist zu unterlassen. Und die Leute sagen sich darauf: Pfft, was wollen die denn, interessiert mich nicht, deren Gesülze. Oder: Die können mir viel erzählen, ich weiß es ja Internet-sei-Dank viel besser. Oder: Ich lasse mich nicht von meiner bisherigen Position abbringen, da können die sagen, was sie wollen. Oder: Und und und...

Wenn du tatsächlich meinst, die (westlich-freiheitliche!) Gesellschaft folge und füge sich willenlos politischer Vorgaben, dann täuschst du dich - und zwar gewaltig. Unsere Politik ist schließlich demokratisch - und eben nicht diktatorisch!

Siehe Angela Merkels berühmteste drei Worte: "Wir schaffen das!" - die einen hat das überhaupt nicht angesprochen - denen ist nämlich alles egal, was von der Politik kommt. Andere hat es im positiven Sinne angesprochen - und diese engagieren sich teils bis heute in der Flüchtlingshilfe. Und weitere hat es im negativen Sinne angesprochen - die wählen seither AfD.
Und KEINER weiß BIS HEUTE, was die Merkel mit diesen drei Worten im Grunde WIRKLICH aussagen wollte - und selbst wenn sie sich ausgiebigst dazu erklärt hätte, ihre Meinung und Aussage detailliert und konkretisiert hätte, wüssten es die einen, die anderen und die weiteren TROTZDEM besser = es spielt keine Rolle, was die Politik sagt, wenn die Leute sich hinterher so oder so ihre eigenen Gedanken machen (können!).
Gar keine Rolle vielleicht nicht ... aber das ist, glaube ich, schon eine ziemlich realistische Sicht. Der zentrale Nahost-Konflikt ist inzwischen eingebettet in und verknüpft mit zahlreichen anderen Konflikten in der Region. Es geht um Macht und Einfluss bereits jetzt Mächtiger und Einflussreicher. Es geht auch um DInge, die viele Menschen vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben. Wasser, Klima, Ressourcen. Es läuft inzwischen ein ganz anderes Stück aber es werden noch immer dieselben Melodien gesungen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Wolverine »

JFK hat geschrieben:(16 Jul 2019, 10:06)

Es meint ja keine Antisemitischen Bücher oder Antisemitische Baklava, es sind Araber denen aufgrund ihrer Herkunft latenter Antisemitismus angeheftet und die wie Waren In und Exportiert werden.
Und die Isreal- gegner sind nicht einmal echte Rassenantisemiten so wie die Nazis früher und Heute.
Öhm, Araber sind die Todfeinde Israels. Hattet Ihr keinen Geschichtsunterricht?

Jeder Israelgegner ist ein Antisemit. Denn hier handelt es sich um den einzigen jüdischen Staat auf diesem Planeten und wer Gegner des Staates Israel ist, der spricht den Juden das Recht auf einen eigenen Staat ab. Muss man Dir wirklich alles erklären?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

JFK hat geschrieben:(16 Jul 2019, 10:06)

Es meint ja keine [...]Antisemitische Baklava ...

Baklava ist, wenn ich richtig informiert bin, eine Süßspeise. Dass die auch antisemitisch sein kann, wusste ich bisher nicht.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von JFK »

Wolverine hat geschrieben:(16 Jul 2019, 11:14)

Öhm, Araber sind die Todfeinde Israels. Hattet Ihr keinen Geschichtsunterricht?
Also jeder Araber automatisch Judenfeind, aha.

Jeder Israelgegner ist ein Antisemit. Denn hier handelt es sich um den einzigen jüdischen Staat auf diesem Planeten und wer Gegner des Staates Israel ist, der spricht den Juden das Recht auf einen eigenen Staat ab. Muss man Dir wirklich alles erklären?
Das führt den Antisemitismus natürlich so überhaupt nicht ad absurdum :rolleyes:
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Re: Antisemitismus

Beitrag von JFK »

Senexx hat geschrieben:(16 Jul 2019, 11:17)

Baklava ist, wenn ich richtig informiert bin, eine Süßspeise. Dass die auch antisemitisch sein kann, wusste ich bisher nicht.
Kommt drauf an, wie man es serviert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

JFK hat geschrieben:(16 Jul 2019, 11:49)

Also jeder Araber automatisch Judenfeind, aha.
Das führt den Antisemitismus natürlich so überhaupt nicht ad absurdum :rolleyes:
Ich denke, es ist zielführend, wenn man konkreter wird. Je abstrakter man hier diskutiert, umso weniger kann man irgendwelche Behauptungen an der Realität prüfen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von JFK »

imp hat geschrieben:(16 Jul 2019, 11:54)

Ich denke, es ist zielführend, wenn man konkreter wird. Je abstrakter man hier diskutiert, umso weniger kann man irgendwelche Behauptungen an der Realität prüfen.
Das ist aber hier offensichtlich nicht gewollt, logischerweise gibt es auch bei Arabern richtige Rassenantisemiten, die Juden hassen weil sie Juden sind, die Pauschalisierende Hetze soll aber die in Verruf bringen, die mit diesen Hassprediger lediglich ihr Araber D
Dasein teilen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Adam Smith »

JFK hat geschrieben:(16 Jul 2019, 11:49)

Also jeder Araber automatisch Judenfeind, aha.

Das führt den Antisemitismus natürlich so überhaupt nicht ad absurdum :rolleyes:
Nicht jeder Sunnit im Irak hat was gegen Schiiten und nicht jeder Muslim in Syrien hat was gegen Jesiden.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Wolverine »

JFK hat geschrieben:(16 Jul 2019, 11:49)

Also jeder Araber automatisch Judenfeind, aha.



Das führt den Antisemitismus natürlich so überhaupt nicht ad absurdum :rolleyes:
Wenn Du einen Beitrag nicht verstehst, dann lass ihn Dir doch erklären. ;)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

JFK hat geschrieben:(16 Jul 2019, 12:08)

Das ist aber hier offensichtlich nicht gewollt, logischerweise gibt es auch bei Arabern richtige Rassenantisemiten, die Juden hassen weil sie Juden sind, die Pauschalisierende Hetze soll aber die in Verruf bringen, die mit diesen Hassprediger lediglich ihr Araber D
Dasein teilen.
Ich sehe da auch die Gefahr, dass man schlicht die falschen Personen erwischt. Es gibt wahrlich genug Antisemiten, auch unter Arabern, auch unter anderen Muslimen, sowohl hier in Deutschland als auch dort in der Region. Von den Nazis gar nicht zu reden. Arabische christliche Antisemiten und solche ohne eigenen religiösen Hintergrund gibt es dann auch noch. Bei diesem Überangebot an Antisemiten ist es nicht notwendig, sich noch welche hinzuzudenken durch falsche Pauschalisierungen. Es gibt dann auch noch alle möglichen Randfälle. Es gibt Menschen, die einzelne antisemitische Argumente hersagen, obwohl das gar nicht ihr Anliegen ist. Da muss man doch auf das Thema zielen und das ansprechen und dem Menschen das mal sagen, dass da was nicht passt. Es gibt auch manchmal schlicht zwei Meinungen, wie etwas gemeint ist oder ob man hier eine Kritik, vielleicht eine grundsätzliche Kritik an einer bestimmten Politik in Israel hat, die andere für überlebenswichtig oder "alternativlos" halten. Gibt es bestimmt alles, ist eben die Frage, ob man wirklich so interessiert am Thema ist, dass man deswegen mit den immer gleichen Personenkreisen die immer gleichen Gesprächsschleifen durchläuft - und warum eigentlich.

Ich halte es auch nicht für so zielführend, wenn man immer wieder durch läuft und betont, dass eben nicht alle A und B und C Antisemiten sind und dass es die auch bei X und bei Y gibt. Damit nimmt man nur in Kauf, dass das aber der Regelfall sei - das bezweifle ich. Der andere sieht's andersrum, damit kann man dann sehr lange sehr viel Verdruss haben. Was bringt es?

Besser ist es doch, du beschäftigst dich mit einer bestimmten Person und ihren nachlesbaren Äußerungen und Handlungen und schaust, was ist da jetzt möglicherweise der Antisemitismus, was ist eine Gegnerschaft zu bestimmten Juden, zu bestimmten Israelis, zu bestimmten Parteien und politischen Ideen, die einfach nur ein Konflikt ist. Vielleicht ist der eine oder andere auch einfach nur ein schlechter Mensch, der neben vielen anderen auch noch Juden haut. Dann kann man darüber streiten und vielleicht etwas herausfinden, etwas erkennen. Der Streit darum, ob Gruppe X nun überwiegend, mehrheitlich, in erheblichem Anteil, ... antisemitisch geprägt ist, der ist dagegen für die Katz. Welche Beweisabsicht und welche Aussicht auf Einigung besteht da? Was macht man dann damit? Was beabsichtigt jemand, der "die Araber" oder "die Deutschen" als antisemitisch einsortiert? Will man damit wirklich was zu tun haben? Da gehe ich doch lieber auf einen Schlagerabend oder ein Steuerseminar.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Im dritten Teil einer aktuellen Essay-Reihe zum Thema Antisemitismus spricht die Schriftstellerin Mirna Funk ("Winternähe"), die sich selbst eine "ostdeutsche Vaterjüdin" ( ;) ) nennt. Sie ist die Urenkelin des DDR-Schriftstellers Stephan Hermlin.

Wie so oft, stelle ich auch hier wieder fest, dass "Sprache" unser Werkzeug zur Wahrheitsfindung ist. Man muss nur genau hinhören bzw. hinlesen.

Sie berichtet über eine Lesung vor Schülern in der Stadt Anklam. Sie wird nach der Zulässigkeit von "Israelkritik" gefragt. Und antwortet, dass bereits die Wortbildung "Israelkritik" etwas über die politische Zielrichtung sagt. Gibt es "Portugalkritik"? Nein. Es gibt hier und da Kritik an der Politik der jeweiligen portugiesischen Regierung. Aber nicht "Portugalkritik". "Israelkritik" ist schon in ihren Fragestellungen speziell zugeschnitten auf diesen einen Staat Israel. Das ist der Unterschied.

Der nächste Punkt ist noch problematischer. Es wird erwartet, dass sie als "Halbjüdin" (ausgerechnet der Lehrer benutzt dieses Nazi-Wort, entschuldigt sich dafür bezeichnenderweise) ... dass sie zur Politik der aktuellen israelischen Regierung "Stellung nimmt". Warum eigentlich? Eine eigentlich pluralistische demokratische Gesellschaft wird noch immer in den Köpfen zu einer jüdischen Einheitsmasse zusammengegossen.

Dritter Punkt: Niemals, niemals geht es in Deutschland denen, die sich auf der einen Seite für Juden als Ziel muslimischer antisemitischer Hetze oder für Muslime als Ziel antimuslimischer Kampagnen einsetzen wirklich um Juden oder Muslime. Beide Gruppen sind immer nur Joker, Instrumentalisierungen, die für ganz andere politische Ziele aus der Tasche gezogen werden.

https://www.deutschlandfunk.de/neuer-an ... _id=450422
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Wolverine »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2019, 14:58)

Im dritten Teil einer aktuellen Essay-Reihe zum Thema Antisemitismus spricht die Schriftstellerin Mirna Funk ("Winternähe"), die sich selbst eine "ostdeutsche Vaterjüdin" ( ;) ) nennt. Sie ist die Urenkelin des DDR-Schriftstellers Stephan Hermlin.

Wie so oft, stelle ich auch hier wieder fest, dass "Sprache" unser Werkzeug zur Wahrheitsfindung ist. Man muss nur genau hinhören bzw. hinlesen.

Sie berichtet über eine Lesung vor Schülern in der Stadt Anklam. Sie wird nach der Zulässigkeit von "Israelkritik" gefragt. Und antwortet, dass bereits die Wortbildung "Israelkritik" etwas über die politische Zielrichtung sagt. Gibt es "Portugalkritik"? Nein. Es gibt hier und da Kritik an der Politik der jeweiligen portugiesischen Regierung. Aber nicht "Portugalkritik". "Israelkritik" ist schon in ihren Fragestellungen speziell zugeschnitten auf diesen einen Staat Israel. Das ist der Unterschied.

Der nächste Punkt ist noch problematischer. Es wird erwartet, dass sie als "Halbjüdin" (ausgerechnet der Lehrer benutzt dieses Nazi-Wort, entschuldigt sich dafür bezeichnenderweise) ... dass sie zur Politik der aktuellen israelischen Regierung "Stellung nimmt". Warum eigentlich? Eine eigentlich pluralistische demokratische Gesellschaft wird noch immer in den Köpfen zu einer jüdischen Einheitsmasse zusammengegossen.

Dritter Punkt: Niemals, niemals geht es in Deutschland denen, die sich auf der einen Seite für Juden als Ziel muslimischer antisemitischer Hetze oder für Muslime als Ziel antimuslimischer Kampagnen einsetzen wirklich um Juden oder Muslime. Beide Gruppen sind immer nur Joker, Instrumentalisierungen, die für ganz andere politische Ziele aus der Tasche gezogen werden.

https://www.deutschlandfunk.de/neuer-an ... _id=450422
Ein sehr guter Auszug, wie ich finde. "Jüdische Einheitsmasse" gefällt mir in dem Zusammenhang besonders gut. In Israel leben nicht nur Juden sondern mehr als 20% Araber, Drusen, Christen, Buddhisten usw. ……….
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Uffhausen »

Wolverine hat geschrieben:(16 Jul 2019, 09:52)
Die Berichterstattung der deutschen Medien über den Konflikt ist tendenziös. Und das geschieht mit Absicht. Es soll immer der Eindruck entstehen, die armen Palästinenser wären die Opfer. Das ist falsch. Sie sind die Täter. Angefangen 1948 als 6 Armeen Israel an mehreren Fronten angriffen, um es gleich nach der Unabhängigkeitserklärung wieder auszulöschen unter dem Deckmäntelchen der Hilfe für die im Mandat lebenden Araber(dabei war der Plan von Anfang an die Vernichtung Israels und die Ermordung aller dort lebenden Juden). Darauf folgten noch 2 weitere Kriege durch arabische Staaten, die auch verloren gingen. Der unsägliche Terror gegen Israels zivile Gesellschaft und die ständige Ermordung israelischer Bürger, die in umstrittenen Gebieten leben. Das gesamte Westeuropa lässt sich vom Geseiere solcher Patriarchen wie Abbas einlullen, demnach Israel immer noch der Landräuber und Besatzer ist, was keinesfalls der Wahrheit entspricht. Alles, was von palästinensischer Seite behauptet wird stellt sich bei genauerer Betrachtung als Lüge oder grobe Verdrehung der Wahrheit heraus. Die Wahrheit ist immer noch die, dass die palästinensischen Führer den gutgläubigen unter ihresgleichen die Mär von der endgültigen Befreiung "Palästinas" verkaufen wollen, wobei "Befreiung von einem modernen säkularen demokratischen Staat hin zu einem mörderischen Kalifat unter der Sharia ablaufen soll. Die Hamas geht sogar so weit, dass sie die Ermordung aller Juden fordert, egal in welchem Land sie leben.

Also Deine Sicht der Dinge kann ich nun wirklich nicht teilen. :rolleyes:
Ist mir persönlich von ganzem Herzen wurscht, ob nun die Palästinenser oder die Israelis die Guten oder Bösen im Nahost-Konflikt sind. Krieg ist Krieg = und für Krieg hab' ich NULL VERSTÄNDIS. Und ich denke mal, im Nahen Osten selbst haben die wenigsten den korrekten Durchblick, was, wieso und weshalb das alles und seit Jahrzehnten ist, wie es ist - warum? Weil der Konflikt von Religiösitäten zersetzt ist. Und Religion ist Auslegungssache, da Glauben kein Wissen benötigt.

User Bobo meint, allen voran würde sie deutsche Politik was an dem ganzen Nahost-Theater verändern können, wenn sie sich nur korrekt informieren würde und die deutsche Bevölkerung entsprechend korrekt aufklären würde. Nee, glaub' ich nicht. Politische "Aufklärung" wird in Deutschland bei vergleichsweise ganz harmlosen Gesellschaftsproblemen schon als "Manipulation" und "Meinungsdiktat" verurteilt; also wieso sollten die Deutschen Bürger derlei anders angehen, wenn's um den Nahost-Konflikt geht? Und selbst wenn - wieso sollten die Nahöstler sich an uns Deutschen orientieren (wollen)? Diese Vorstellung wäre ja ja wohl bei aller Liebe zu schön, um wahr zu sein...

Die ohne jeden Zweifel höchst fragwürdige (deutsche? westliche?) mediale Berichterstattung über den Nahost-Konflikt gilt es aber mMn zu differenzieren - wenn man die Leute in Deutschland fragen würde, ob sie Krieg oder Frieden im Nahen Osten befürworten, glaubst du, jemand würde behaupten, dass er - aufgrund der entsprechenden medialen Bericherstattung - den Nahost-Konflikt gutheißt? Erst bei einer Positionierungsfrage zum Nahost-Konflikt würde sich die entsprechende mediale Bericherstattung durchschlägig zeigen - vermutlich würden sich die meisten auf die Seite der Palästinenser schlagen = obgleich ich mir sehr gut vorstellen könnte, dass die meisten vieleher (und wahrheitsgetreuer!) sagen würden, dass ihnen der Nahost-Konflikt eigentlich KOMPLETT egal ist.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tetsu »

Ich bin neu im Forum und hoffe es ist ok, wenn ich spontan ins Gespräch einsteige.
JFK hat geschrieben:(16 Jul 2019, 11:49)

Also jeder Araber automatisch Judenfeind, aha.
Die Formulierung ist sicher unglücklich und gefährlich verallgemeinernd gewählt, unstrittig dürfte aber sein, dass Antisemitismus (insbesondere in Form des Antizionismus*) in großen Teilen der sogenannten arabischen Welt besonders Einflussreich ist und sich dementsprechend nicht nur in Politischen Statements und Strategien niederschlägt, sondern gegensätzliche Bewegungen aktiv unterdrücken und Ausgrenzen.
Zu behaupten die Araber wären die Todfeinde der Juden ist natürlich genauso falsch wie zu behaupten, die katholische Kirche sein Homophob, dennoch dürfte zumindest in den höheren Rängen jeder einen schweren Stand haben, der sich offen und aktiv für queere Themen einsetzt...
Das führt den Antisemitismus natürlich so überhaupt nicht ad absurdum :rolleyes:
Hier muss ich Wolverine wiederum recht geben; die Übertragung von (teilweise durchaus berechtigter) Kritik an einzelnen Positionen und Verhaltensweisen auf den gesamten Staat bzw. die Gesellschaft ist im Falle Israels als Antisemitisch einzustufen.
Es ist auch nicht ganz mit der oben genannten Verallgemeinerung gleichzusetzen, da im ersten Fall aus einer klaren Tendenz oder allgemeiner Norm auf die ganze Gruppe verallgemeinert wird, in Zweiteren von Ausnahmen:

Ersteres wäre als würde ich behaupten: "Die deutschen sind gegen die Abschaffung des Incestparagraphen" (eine Verallgemeinerung, die aber innerhalb zumindest des Establishments mehrheitsfähig sein dürfte); Zweiteres hingegen entspräche der Behauptung "Deutsche sind gegen Fleischkonsum" (wir haben zugegebenermaßen einiges an Veg-X und es wird sogar Sozial eher honoriert als geächtet; ein Politiker der aber mit "Fleisch verbieten" in den Wahlkampf starten würde, dürfte einen mehr als nur schweren Stand haben).




*(Antizionismus ist meiner Ansicht nach einer der drei großen Hauptrichtungen des Antisemitismus, die anderen sind Antijudaismus den man wiederum häufig bei nicht antizionistsischen aber theokonservativen Antisemiten findet und last but not least bestimmte Formen des Kommunitarismus der sich hier oft in Antikapitalistischen oder Globalisierungsfeindlichen Positionen und Verschwörungstheorien gegen jüdische Unternemer wie die Rothschilds oder george Soros äußert, aber auch die Leugnung der polnischen Beteiligung an der Shoa oder die Behauptung die Juden trügen an Pogromen durch ihr verhalten oder ihren "Ausenseiterstatus" eine Mitschuld (Victimblaming) zähle ich in diese Kategorie)
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Wolverine
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Wolverine »

Uffhausen hat geschrieben:(16 Jul 2019, 16:16)

Ist mir persönlich von ganzem Herzen wurscht, ob nun die Palästinenser oder die Israelis die Guten oder Bösen im Nahost-Konflikt sind..
Es geht im Konflikt um Araber und Juden. Die Bezeichnung "Palästinenser" für die im Mandat lebenden Araber sollte dazu dienen evtl. Ansprüche an Israel geltend zu machen oder zu verstärken. Nun, wenn Dir grundsätzlich die Kenntnis abgeht, warum schreibst Du dann hier?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Uffhausen »

Wolverine hat geschrieben:(16 Jul 2019, 17:12)
Nun, wenn Dir grundsätzlich die Kenntnis abgeht, warum schreibst Du dann hier?
Äh - weil das hier der Antisemitismus-Thread im Gesellschaftsforum ist und nicht ein Nahost-Konflikt-Thread im Außenpolitikforum ist? Warum schreibst du hier und nicht dort? ;)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Uffhausen hat geschrieben:(17 Jul 2019, 02:13)

Äh - weil das hier der Antisemitismus-Thread im Gesellschaftsforum ist und nicht ein Nahost-Konflikt-Thread im Außenpolitikforum ist? Warum schreibst du hier und nicht dort? ;)
Ich meine nicht, dass es hilfreich ist, auf Phrasendrescherei immer wieder zu antworten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr verschiedene Positionen in Deutschland zum Antisemitismus und zum Judentum als Religion und Kultur alleweil auf Israel zu sprechen kommen müssen.

Welche realen, hiesigen politischen Konflikte kann man mit dem Judentum haben? Das sind überwiegend solche, die man mit Religion überhaupt oder zumindest auch mit anderen Religionen haben kann. Man kann aus ordnungspolitischen Gründen etwa die staatliche Beteiligung an der Finanzierung von Gotteshäusern nicht richtig finden. In Dessau etwa legt der Bund 700.000 Euro hin für eine neue Synagoge, eine halbe Million kommt aus quasi-staatlichen Lottogeldern, 100.000 kommen von der eher linken Reemtsma-Stiftung. Mehr als 7 Prozent der Baukosten gehen voraussichtlich für Sicherheitsanlagen drauf. Das ist wohl nötig in Deutschland, wo sich Staat und Gesellschaft erheblich an der Zerstörung solcher Gotteshäuser beteiligt haben. Die Synagoge in Dessau war in den 30ern unter den ersten, die zerstört wurden. So legitim es ist, diese Investitionen aus Privathand allein zu wünschen, so seltsam wäre es, wenn einem das ausgerechnet bei Synagogen und, möchte ich hinzufügen, Moscheen immer wieder einfällt, bei christlichen Kirchen aber nicht.

Ein anderer Streitpunkt ist der Umgang mit Tierschlachtungen nach traditionellen Riten und, man verzeihe mir die Zusammenfassung, die Beschneidung von Kindern ohne konkreten medizinischen Grund. Beides kann man aus prinzipiellen Gründen kritisch finden und wenn man in dem Thema sehr engagiert ist, kann man persönlich auch die Güter wie Tierwohl oder Unverletzlichkeit des Menschen für wichtiger halten als die Ermöglichung ältester religiöser Praktiken. Man muss aber hinterfragen, ob man nicht eigentlich den Juden oder Muslimen in diesen Fällen strenger entgegentritt als bei anderen Konflikten dieser allgemeinen Werte mit der gelebten Praxis - und warum. Erinnern wir uns an das Leid der Massentierhaltung und auch daran, wie strenge Auflagen und Einschränkungen bei der ausnahmsweise erlaubten traditionellen Schlachtung oder rituellen - in vielen Fällen nur noch symbolisch durchgeführten - Operation am kleinen Kind. Steht hier wirklich das Wohl der Betroffenen im Mittelpunkt jeder Kritik von allen Kritikern? Wie ist die eigene Motivation?

Das kann man fortführen mit allen möglichen Eckpunkten des Laizismus und Atheismus. Berühren denn ausgerechnet die weniger verbreiteten Religionen vorrangig diese Probleme oder denkt man sie nur insgesamt mit?

Dahinter gibt es die eher operativ-politischen Konflikte. So selbstverständlich wie jeder andere gesellschaftliche Faktor haben auch die jüdischen Gemeinden und Verbände ihre Lobbyisten, die sich für Entscheidungen, Finanzierungen, Personen einsetzen und damit ganz natürlich für manche Personen, Finanzanträge, Entscheidungen zur Konkurrenz werden. In einem normalen Rahmen ist es völlig legitim, hier zu konkurrieren, auch eigene Vorteile oder Nachteile der konkurrierenden Person oder Lösung herauszustreichen. Dagegen wäre es eher befremdlich, sich ohne konkrete Anhaltspunkte einzureden, die andere Partei werde bevorteilt, "weil sie Juden sind" und nicht Fehler, Probleme oder Nachteile an der eigenen Position zu hinterfragen.

Wie man sieht, gibt es jede Menge Möglichkeiten zum Konflikt ganz ohne Israel. Also warum kippt die Diskussion immer dahin?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Im vierten Teil der sechsteiligen Essay-Reihe zum Thema "Neuer Antisemitismus" im DLF geht es speziell um arabischen Antisemitismus. Wer sich für dieses in diesem Forum häufig diskutierte Phänomen interessiert, es in seiner ganzen Komplexität verstehen will und wer keine Angst vor Kopfschmerzen hat, dem sei der Beitrag des Islamwissenschaftlers und Autors Stefan Weidner empfohlen: Arabischer Antisemitismus im globalen Spannungsfeld.

Ich jedenfalls brauchte für diesen 30-Minuten-Beitrag 3 Durchläufe.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Bobo »

Uffhausen hat geschrieben:(15 Jul 2019, 19:08)

Ich will gar nicht mehr deine Meinung auseinanderfriemeln - ich habe den Eindruck, dass du ein extrem theoretischer Mensch bist = anders kann ich mir deine realitätsferne Denke zu dem Thema nicht erklären.

Du scheinst dem guten Glauben aufzusitzen, dass die Politik(er) allein ALLE Fäden der Macht - und somit auch selbige über die gesamtgesellschaftliche Meinung, Stimmung und Beurteilung z. B. bzgl. des Nahost-Konflikts - besäßen. Wie gesagt, rein theoretisch gesehen ist das annehmbar = aber wie wäre es denn in der PRAXIS?

In der Praxis sähe das so aus: Die Politiker sagen den Leuten, so und so sieht es aus. Dies und Das ist zu tun. Jenes und Selbiges ist zu unterlassen. Und die Leute sagen sich darauf: Pfft, was wollen die denn, interessiert mich nicht, deren Gesülze. Oder: Die können mir viel erzählen, ich weiß es ja Internet-sei-Dank viel besser. Oder: Ich lasse mich nicht von meiner bisherigen Position abbringen, da können die sagen, was sie wollen. Oder: Und und und...

Wenn du tatsächlich meinst, die (westlich-freiheitliche!) Gesellschaft folge und füge sich willenlos politischer Vorgaben, dann täuschst du dich - und zwar gewaltig. Unsere Politik ist schließlich demokratisch - und eben nicht diktatorisch!

Siehe Angela Merkels berühmteste drei Worte: "Wir schaffen das!" - die einen hat das überhaupt nicht angesprochen - denen ist nämlich alles egal, was von der Politik kommt. Andere hat es im positiven Sinne angesprochen - und diese engagieren sich teils bis heute in der Flüchtlingshilfe. Und weitere hat es im negativen Sinne angesprochen - die wählen seither AfD.
Und KEINER weiß BIS HEUTE, was die Merkel mit diesen drei Worten im Grunde WIRKLICH aussagen wollte - und selbst wenn sie sich ausgiebigst dazu erklärt hätte, ihre Meinung und Aussage detailliert und konkretisiert hätte, wüssten es die einen, die anderen und die weiteren TROTZDEM besser = es spielt keine Rolle, was die Politik sagt, wenn die Leute sich hinterher so oder so ihre eigenen Gedanken machen (können!).

Deiner Theorie, bzgl. politischer Macht, steht die gesamtgesellschaftliche Meinungfreiheit und -vielfalt als unüberwindbare Praxis-Hürde gegenüber. Der Nahost-Konflikt ist alles, nur nicht lösbar durch ledigliches Politiker-Gequatsche - ganz egal, wieviel Wahrheit oder Lüge in selbigem steckt. Und die Meinung bspw. der deutschen Bevölkerung hat alles, nur keinen Einfluß auf die Kriegsparteien im Nahen Osten - ganz egal, wieviel Wahrheit oder Lüge sie seitens Politik und Medien ausgesetzt werden. Ansonsten würde im Nahen Osten ganz bestimmt längst Frieden herrschen!

Ich meine schon erneuert zu haben, dass es nicht um politische Meinungsgefolgschaft geht. Es ist, wie du schreibst. Die einen denken das Gegenteil dessen, was die Politik äußert, die andern interessieren sich nicht dafür und wieder andere hängen den Politikern an den Lippen. Und natürlich alles dazwischen.

Es ging mir um Glaubwürdigkeit und die Vorbildfunktion der etablierten Politik. Egal wie hoch die Zahl derer ist, deren Meinung von Politikern beeinflusst wird, sie sollten berücksichtigt werden. Insbesondere führende Politiker haben für mein Dafürhalten mehr als alle anderen darauf zu achten, dass sie nicht antisemitisch rüber kommen, ihr Handeln sollte der offiziellen Regierungsposition nicht entgegen stehen. Seltsame Entgleisungen, wie wir sie gelegentlich zu Israel erlebten, tun das sehr wohl, und es drückt durchaus Wohlwollen aus, wenn ich den Hauptakteuren erhebliche Wissensdefizite zum Nahostkonflikt bescheinige. Läge der nicht vor, kann jeder selbst über alternative Gründe dafür nachdenken. Die erforderliche Aufklärung zum Antisemitismus, das habe ich hier deutlich genug gemacht, gehört in die Hände der Schulen, und dazu gehört m. M. nach zwingend der Nahostkonflikt samt Nebenschauplätzen.

Ich fordere von unseren Politikern gewiss kein politisches Gequatsche. Das genaue Gegenteil ist der Fall! Sie sollen lieber ihre Klappe halten. Bisher tun sie das aber leider nicht! Stattdessen vergiften diese Narren die Bevölkerung mit ihrem unreflektierten Scheißdreck, klagen zeitgleich über den zunehmenden Antisemitismus und ernennen einen Antisemitismusbeauftragten? Finde den Fehler. Unsere Politiker verhalten sich zum Thema wie Deppen, die sich während einer Dürre im Wald Würste auf dem Lagerfeuer grillen während sie über die gefährliche Zunahme der Waldbrände jammern. Wenn angesehene oder amtierende Politiker Aussagen zu wichtigen Themen machen, dann hat das Gewicht, dann hat das Außenwirkung! Dann ist das Wasser auf die Mühlen jener, deren Zunahme sie mit der Ernennung des Antisemitismusbeauftragten vorgeblich entgegen treten wollen. Wer keine Karotten will, zu besser daran, sie nicht zu pflanzen, dann braucht er deren Gedeihen nicht bekämpfen.

Und sorry, aber das Geld der EU, also auch dass der Deutschen, an Terrorgruppen und Fürsten hat m. M. nach sehr wohl Einfluss auf Dauer und Fortgang des Nahostkonfliktes. Nicht politisches Gelaber der deutschen Politik, sondern Schweigen und Handeln auf Basis der Tatsachen schafft Veränderungen. Da stimmen wir vermutlich überein. Den Rest kann man getrost den Konfliktparteien überlassen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Bobo »

Uffhausen hat geschrieben:(16 Jul 2019, 16:16)

User Bobo meint, allen voran würde sie deutsche Politik was an dem ganzen Nahost-Theater verändern können, wenn sie sich nur korrekt informieren würde und die deutsche Bevölkerung entsprechend korrekt aufklären würde.
Das hat Bobo mit keiner Silbe geschrieben! Ebenso hab ich kein Wort zum möglichen Beenden des Nahostkonfliktes mithilfe deutsche Politiker geschrieben. Der Gedanke wäre schon lächerlich. Zur deutschen Politik bin ich lediglich auf die Verantwortung für die Stimmungslage im Lande eingegangen. Und die ist wie folgt.

Kanzlerkandidat spendet einen Terrorfürsten für die antisemitische Hass Rede Applaus und nennt die Rede inspirierend. Ein kurzer Kommentar des WDR dazu.

Abbas vor dem EU-Parlament „Doch sobald diese Besatzung endet, werden die Ausreden verschwinden. Dann werden der Terrorismus, die Gewalt und der Extremismus auf der ganzen Welt und im Nahen Osten sowie in Europa und in anderen Erdteilen enden.
Darüber hinaus möchte ich noch sagen, dass vor nur einer Woche einige Rabbiner in Israel ihre Regierung aufgefordert haben, unser Wasser zu vergiften, um Palästinenser zu töten. Ist das nicht eine klare Anstiftung zum Massenmord am palästinensischen Volk?“ (O-Ton Mahmud Abbas, Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde)
Standing Ovations. Parlamentspräsident Schulz twittert danach: „Eine inspirierende Rede!“ Wie bitte? Rabbiner planen palästinensische Brunnen zu vergiften, um deren Land zu rauben? Das ist eine der Ritualmordlegenden, die seit dem Mittelalter in Europa kursieren, um Juden zu enteignen, zu vertreiben und zu ermorden.
Zwei Tage später bezeichnet Abbas diese Lüge zwar als „unbegründet“, aber sie ist in der Welt – und in Millionen Köpfen.


Quelle: http://wdr-doku-faktencheck-pruefung.de ... =abbas.txt

Mein Hinweis zu diesen zitierten Worten des Terrorfürsten. Fällt irgendjemanden die unterschwellige Drohung an Europa und die Welt, bzw. das Bekenntnis zum weltweiten Terror des Palästinenserpräsidenten auf! Und wir finanzieren das! Unsere Politiker applaudieren dafür, anstatt den Arsch direkt in den Knast zu schaffen. Siehe Markierung. Und was meint er wohl mit Extremismus? Muss man hoffentlich nicht auflösen. Den Terrorismus hat er ja beim Namen genannt.

Amtierender deutscher Außenminister nennt Israel nach einer Reise durch arabisch palästinensische Elendsviertel(?) einen Apartheidsstaat

Neuer amtierender deutscher Außenminister erklärt sein politisches Streben mit dem vielen Unrecht, welches Israel widerfahren ist.

Derselbe Außenminister stimmt vor der UN sechzehn Resolutionen gegen Israel zu, und rechtfertigt sein Handeln mit der Absicht, "schlimmeres verhindern zu wollen". Kerngedanke: Ein kleineres Stück Scheiße, welches Israel mit Deutschlands Hilfe ans Zeug geschmiert wurde, stinke weniger als ein größeres, welches die einschlägigen Initiatoren ohne Deutschlands Hilfe in Richtung Israel warfen.

Deutscher Bundestag bestätigt mit großer Mehrheit die heldenhafte "Rettungsaktion für Israel" des o.g. Außenministers.

Deutscher Bundespräsident gratuliert dem iranischen Mullah Regime im Namen des gesamten(?) deutschen Volkes zum Jubiläum ihres mörderischen Regimes. Meine Frage. Sind wir schon in Gesamtheit Antisemiten oder überzeugte Schiiten?

Die deutsche Regierung gibt sich über den zunehmenden Antisemitismus besorgt und ernennt einen Antisemitismusbeauftragten.

Deutsche Kanzlerin erklärt Israels Sicherheit zur Staatsraison.

Alles Ereignisse und politisches Handeln ohne Außenwirkung? Das war mein einziger Bezug zur deutschen Politik und ihren Akteuren. Verantwortung für die nach Außen dargestellte, deutsche Politik und deren Ursprung.

Wenn ständig gefurzt wird, stinkt es zwangsläufig gewaltig!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tetsu »

imp hat geschrieben:(17 Jul 2019, 08:37)

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr verschiedene Positionen in Deutschland zum Antisemitismus und zum Judentum als Religion und Kultur alleweil auf Israel zu sprechen kommen müssen.

Israelkritick ist aber so gut wie immer Antisemitismus, schon mal weil alle anderen darauf achten würden ihre kritick nicht als allgemeine Israelkritick zu formulieren um nicht mit den Antisemiten in einen Korb geworfen zu werden.
Er zeigt sich aber eben nicht nur in der Verallgemeinerung sondern dort auf sehr vielen Ebenen.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zeigt sich imo zuerst:

1. in er Bereitschaft, negativ-Aussagen über die betroffene Gruppe glauben zu schenken (siehe den stehenden Applaus im EU-Parlament als Abbas die alte Brunnenvergifterlegende reaktivierte und durch eine ziemlich einseitige und vor allem Unvollständige Darstellung Israel unterstellte, sie würden die Palästinensischen Autonomiegebiete vom Wasser abgraben),

2. im besonderen Maße auf deren Fehlverhalten zu achten, bzw. sie sprichwörtlich "auf dem Kicker" oder "darauf eingeschossen" zu haben (wenn Duterte sich durch die philipinische Devianz mordet und sich dabei öffentlich mit Hitler vergleicht, gibt es ein kurzzeitiges Murren in der Sommerpause, der Konflikt zwischen der VRC und deren Muslimischen Minderheiten ist vielleicht mal nen Randartickel - würde Israel sowas abziehen gebe es wochenlang weltweite Protestdemonstrationen und es hieße, man hätte es schon immer gewusst -> Siehe Punkt 1.)

3. darin, positive Handlungen oder Ergebnisse der betroffenen Gruppe zu relativieren oder zu ignorieren, teilweise in Einheit mit der Überhöhung solche bei den Konkurrenten oder Gegnern eben dieser Gruppe (siehe Camp David 2, wo das entgegenkommen Israels als unzureichend und nicht Ernstgemeint dargestellt- und gleichzeitig darüber diskutiert wurde, ob das den Palästinensern - die die Verhandlungen in passiv Aggressiver weise ansich die ganze zeit boykottiert haben - überhaupt zuzumuten sei).

Das sind überwiegend solche, die man mit Religion überhaupt oder zumindest auch mit anderen Religionen haben kann.
Jep, nur wird sich bei fremden bzw. eigentlich vor allen bei Nahöstlichen Religionen heftiger und in ungleicher Weise beschwert als bei den eingesessen und das hat eben nichts mehr mit allgemeiner Religionskritick zu tun sondern ist zum einen Etablierten-vorrecht (siehe die liste der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeiten) und durch die Fokussierung auf Synagogen und Moscheen auch konkreter Antijudaismus und Antiislamismus.

Ein anderer Streitpunkt ist der Umgang mit Tierschlachtungen nach traditionellen Riten und, man verzeihe mir die Zusammenfassung, die Beschneidung von Kindern ohne konkreten medizinischen Grund.
Und in beiden fällen wurden die "Fremden unheimlichen Riten" heraus gepickt, ihnen eine unverhältnismäßige Beachtung geschenkt (siehe meinen punkt 2 oben), teilweise völlig unpassende vergleiche angestellt (die Zirkumzision wurde mit der Genitalverstümmelung bei Mädchen verglichen) und durchaus nicht unpassende Vergleiche wurden hingegen aufgrund unbedeutender Unterschiede als unpassend erklärt (z.B. weil bestimmte eingriffe reversibel wären - warum entdecken die Deutschen plötzlich eine besondere Liebe zur Fremden Vorhaut wenn sie durch fremde Rituale, anstelle durch einen eigenen Trend bedroht wird?) - dass sich die Tierrechts-Brigade vor so ziemlich jeden Karren spannen lässt ist spätestens seit der Chlorhühnchen-Debatte hinlänglich bekannt, was nichts daran ändert, dass sie sich trotz verschiedener vergleichbar schwerwiegender oder schwerwiegenderer Alternativen hier mal wieder den Karren ausgesucht hat, der ins Schema der Kommunitaristen passt (siehe wieder punkt 2)...
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Hallo Tetsu und willkommen im Forum. Ich habe ein paar Themen nicht weiter kommentiert, weil sie in einem speziellen Unterforum schon lang und breit behandelt werden und mich auch nicht besonders interessieren.
Tetsu hat geschrieben:(17 Jul 2019, 12:19)
2. im besonderen Maße auf deren Fehlverhalten zu achten, bzw. sie sprichwörtlich "auf dem Kicker" oder "darauf eingeschossen" zu haben (wenn Duterte sich durch die philipinische Devianz mordet und sich dabei öffentlich mit Hitler vergleicht, gibt es ein kurzzeitiges Murren in der Sommerpause, der Konflikt zwischen der VRC und deren Muslimischen Minderheiten ist vielleicht mal nen Randartickel - würde Israel sowas abziehen gebe es wochenlang weltweite Protestdemonstrationen und es hieße, man hätte es schon immer gewusst -> Siehe Punkt 1.)[/quoe]
Dass man für einzelne Länder besonders sensibilisiert ist, würde ich nicht speziell unter Antisemitismus fassen. Einige Benutzer bekommen bei jeder Nachricht zu Russland, Türkei oder so das dringende Bedürfnis, sich zu äußern, während sie bei demselben Thema im Weltmaßstab eher desinteressiert sind. Das ist ein Verhalten, das nicht speziell mit dem Antisemitismus verknüpft ist. Seltsam wird es jedoch, wenn zu der unterschiedlichen Aufmerksamkeit auch eine unterschiedliche Wertung tritt - das wäre doch sehr erklärungsbedürftig.


Ja, da sehe ich auch eine wichtige Trennlinie zwischen einer nachvollziehbaren allgemeinen Kritik und einer speziellen, feindlichen Haltung.
Ich möchte das Ergebnis einer Auseinandersetzung um diese Themen nicht als gegeben voraussetzen. Mir erscheint in manchen Fällen die Motivation etwas unklar. Wenn das Tierleid immer nur einfällt, wenn es gerade um die J/M geht, das ist doch etwas einseitig. Die außenpolitische Komponente ist, dass man auch von anderen Ländern Ausnahmen und Genehmigungen fordert, die etwa Christen und Atheisten dort ein Leben in der Gesellschaft ermöglichen.

Ich finde die Auseinandersetzung mit den hiesigen Themen vorrangig. Möglicherweise erledigt sich die Auseinandersetzung mit der Politik in Israel in Teilen dann automatisch.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von al-Faylasuf »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jul 2019, 08:56)

Im vierten Teil der sechsteiligen Essay-Reihe zum Thema "Neuer Antisemitismus" im DLF geht es speziell um arabischen Antisemitismus. Wer sich für dieses in diesem Forum häufig diskutierte Phänomen interessiert, es in seiner ganzen Komplexität verstehen will und wer keine Angst vor Kopfschmerzen hat, dem sei der Beitrag des Islamwissenschaftlers und Autors Stefan Weidner empfohlen: Arabischer Antisemitismus im globalen Spannungsfeld.

Ich jedenfalls brauchte für diesen 30-Minuten-Beitrag 3 Durchläufe.

Ich fand den Artikel derart lesenswert, dass ich mich soeben hier angemeldet habe, um ihn zu verlinken. Schön zu sehen, dass dies bereits geschehen ist. Schade nur, dass solche Essays - die nicht nur mit einigen Vorurteilen aufräumen, sondern sie auch noch diskretidieren - im großen, weißen Rauschen (das wir "Informationen" nennen) untergehen. Oder sich in akademischen Blasen zurückziehen, während die öffentlichen Debatten von Anderen dominiert werden. Stefan Weidner ist ja kein Unbekannter und hat schon öfters mit Artikeln (oder Büchern) erhellende Beiträge geliefert (auch wenn es in anderen Bereichen Dinge gibt, worin ich mit ihm nicht übereinstimme).
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Uffhausen »

Bobo hat geschrieben:(17 Jul 2019, 10:26)
Es ging mir um Glaubwürdigkeit und die Vorbildfunktion der etablierten Politik
Das hängt ganz von der Wählerschaft ab - ob selbige an politischer Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion interessiert ist - siehe bspw. AfD; nicht glaubwürdig und nicht vorbildhaft, gewinnt aber immer mehr an Wählerstimmen = vielleicht auch gerade deshalb! Denk' da mal drüber nach, bevor du vorschnell die Politik angreifst.

Ich persönlich finde, die Politik ist im Grunde nichts anderes als das Spiegelbild der sie wählenden Gesellschaft. Von nix kommt schließlich nix. :|
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Uffhausen »

Bobo hat geschrieben:(17 Jul 2019, 11:13)
Das hat Bobo mit keiner Silbe geschrieben!
:s
Bobo hat geschrieben:(07 Jul 2019, 12:29)
Die deutsche Politik hat als einzige Macht die Handhabe, den islamischen Antisemitismus auf deutschem Boden zu bekämpfen! Von nichts anderem ist hier die Rede. Stellt Deutschland die Nulltoleranz zu jeglichen Antisemitismus klar und handelt konsequent danach, wird die Wirkung bis hinunter in den Nahenosten reichen.
Diese deine Aussage hab' ich jedenfalls so interpretiert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Uffhausen hat geschrieben:(17 Jul 2019, 16:37)

Das hängt ganz von der Wählerschaft ab - ob selbige an politischer Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion interessiert ist - siehe bspw. AfD; nicht glaubwürdig und nicht vorbildhaft, gewinnt aber immer mehr an Wählerstimmen = vielleicht auch gerade deshalb! Denk' da mal drüber nach, bevor du vorschnell die Politik angreifst.

Ich persönlich finde, die Politik ist im Grunde nichts anderes als das Spiegelbild der sie wählenden Gesellschaft. Von nix kommt schließlich nix. :|
Ist sie, sollte sich aber auch die Kritik der wählenden Gesellschaft gefallen lassen, bzw. mal zu Herzen nehmen, jedenfalls, wenn sie von demokratischer Seite kommt.
Eine Politik, die sich des Kampfes gegen Antisemitismus nur halbherzig annimmt, ist nämlich auch dafür verantwortlich, dass die Wähler das dann eben auch nur eher lässig sehen.
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