Eulenwoelfchen hat geschrieben:(05 Jun 2019, 08:39)
Das Thema Reparationen an Griechenland ist völkerrechtlich (und juristisch) eindeutig geklärt und erledigt.
Griechenland versucht halt mit allen Mitteln an Geld zu kommen, um die durch die eigene, jahrzehntelange Misswirtschaft
entstandene Schieflage und katastrophale Staatsverschuldung auszugleichen. Ohne auch nur einen einzigen kleinen Finger
für dringend notwedige Wirtschaftsreformen, strukturelle (verwaltungs- und steuerrechtliche) Verbesserungsmaßnahmen
"krumm" machen zu müssen, wäre man alle Staatsschulden mit den geforderten 375 Mrd. Euro los und hätte sogar noch
Geld übrig, dass man dann stolz als soziale Wohltaten im Land verteilen könnte. Um so weiterzumachen wie bisher:
Einen Lebensstandard (auch im Alter) zu finanzieren, der mit der erbrachten (eigenen) Wirtschaftsleistung schlicht nicht zu
halten oder zu erbringen wäre.
Aber für Griechenland macht diese Forderung natürlich Sinn. Auch wenn sie etwas bauernschlau und sehr durchsichtig
daherkommt. Vielleicht verfährt man ja nach dem Motto, dass man den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern in
Deutschland doch noch oder wieder ein besonders schlechtes "Griechenlandgewissen" machen könnte, dies früher oder später
solange auf der politischen Agenda und in den deutschen Medien breitgewalzt wird, bis es auch in breiteren Schichten der
der Bevölkerung in D zu einer Akzeptanz und ebensolchem, schlechten Gewissen führt, und dann der Weg frei würde,
um den Griechen - wieviel auch immer - an Euromilliarden zukommen zu lassen. Sozusagen auf dem Wege der
"schuldbewussten" Kulanz.
Allerdings, und das sollte auch die griechische Regierung bzw. das dortige Parlament überdenken:
Sofern man Deutschland in eine moralische Ecke drängt, in eine internationale Isolierung als
Rechtsnachfolger des Nazistaats, der für die Verbrechend der Nazis weder moralisch noch finanziell
einstehen und entschädigen wolle, kann dies hierzulande natürlich auch genau das Gegenteil dessen bewirken,
was man sich wünschen sollte: Weg von dem ohnehin schon grassierenden, rechtspopulistischen Nationalismus
und einer damit einhergehenden weiteren Spaltung Europas.
Sofern man - möglicherweise mit anderen EU-Staaten zusammen - eine höchst gefährliche erneute Diskussion
über Reparationsleistungen für WWII hochkochen will, um von Deutschland möglichst viel Geld zu erlangen,
wäre das ein weiterer (nicht ungefährlicher ) Schritt in Richtung Spaltung und nationalistische Interessensstreitereien
innerhalb der EU, die diese zusätzlich schwächen oder über kurz oder lang sogar in Frage stellen könnte.
Zur Freude aller Nationalisten und Rechtspoplulisten hierzulande und auch für Putin, Trump, Erdogan und anderen
totalitaristischen "Chinesen"...wäre ein einigeres und stärker zusammenfindendes Europa damit wohl entgültig erledigt.
Die Möglichkeit noch weniger erfolgsversprechend, die ohnehin teils sehr weit auseinandergehenden Einzelinteressen der EU-Länder
unter einen für alle tragbaren und akzeptablen Kompromißkurs eines einigen und zusammenhaltenden Europa der 27 zu bringen.
Tja...da tobt der Kampf um ein stärkeres und einigeres Europa, mit weiss Gott genug Problemen und rechtsnationalen
Gegnern dieser EU, in D und in ganz Europa, dem Dauerbrenner und ergegbnisoffenem Brexit ...und dann kommt
Griechenlands Parlament und schüttet einen weiteren Benzinkanister ins offene EU-Feuer.
Ob das die Stimmung in der verbleibenden EU hebt? Besonders in D?
Hin zu einem vereinten Europa, das ggf. sogar - ähnlich wie hierzulande mit dem Landerfinanzausgleich - irgendwann den Weg zu einer engeren und solidarischeren Staatengemeinschaft
findet, was einen allseitig vernunftbegabten Einsichtskonsens in der Bevölkerung voraussetzt...ich bin das skeptisch.
Der Vorstoß des Griechischen Parlaments dürfte daher besonders kontraproduktiv sein. Auch linksdrehender, nationalistischer Populismus
(besonders im hochmoralischen Gewand) ist gefährlich für die EU. Nicht nur der von Rechts.