Du bestätigst mit deinen Beiträgen recht eindrucksvoll, was der NZZ-Kolumnist in seinem Kommentar beschreibt.schokoschendrezki hat geschrieben:(07 May 2019, 08:15)
Gut. O.K. Dass Menschen, die intellektuell unabhängig sind, sich erstmal ihre eigene Meinung bilden, und solche, die es nicht sind, von den Meinungen in NZZ und Co abhängig sind ... den Fingerzeig hab' ich schon verstanden.
Das ist letztendlich das Problem eines solchen NZZ-Artikels wie "Die folgsame Schar der Moralisten". Wirklich unabhängige Intellektuelle, wie sie dort eingefordert werden, wissen zunächst einmal gar nicht, wovon überhaupt die Rede ist, wenn es um "PC" oder "Deutungshoheit" geht. Denn selbstverständlich werden sie ihre Ansichten nicht - ausgerechnet! - von den Vorstellungen ihrer Diskussionskontrahenten darüber abhängig machen. Leute dagegen, die den lieben langen Tag von Meinungsunterdrückung, Deutungshoheit und Political Correctness schwätzen, erweisen sich damit als genau davon abhängig. Es geht ihnen eben tatsächlich nicht etwa um "Meinungsfreiheit" sondern um "Konsenseinforderung". Alle sollen gefälligst so denken wie sie.
Wie kommt der Autor des NZZ-Artikels auf eine so völlig absurde Behauptung wie "Der Kern des Problems ist einfach: Es gibt im Grunde nur einen öffentlichen Debattenraum."? Das ist so als hätte man zu DDR-Zeiten nur die gelenkte Staatspresse als relevante Meinungsplattform anerkannt. Und Samisdat-Publikationen als irgendetwas angesehen, was im "Kampf um die Deutungshoheit" als irrelevant oder sogar zurecht illegal anzusehen ist.
Du beanspruchst doch gerade für dich, im Besitz einer allgemeingültigen Wahrheit zu sein.
Dabei vergisst du allerdings, dass man sich nur dann eine eigene Meinung bilden kann, wenn man über möglichst viele, auch widersprüchlicher Informationen verfügt, die es gegeneinander abzuwägen und deren Argumente es zu prüfen gilt.
Meinungsunterdrückung findet auf genau DIE subtile Weise statt, die Du und User Selina hier im Forum betreiben.
Argumente, die in einer Meinungsäußerung vorgebracht werden, die nicht der eigenen Meinung entsprechen, werden gar nicht geprüft, sondern die Person, die diese vorbringt verunglimpft, verleumdet und einem bestimmten politischen Spektrum zugeordnet, was letztendlich dazu führt, dass der derart Verunglimpfte/Verleumdete, seine Meinung NICHT mehr äußert.
Es geht bei Meinungsfreiheit eben NICHT um Konsenseinforderung, weil Meinungsfreiheit von Gegensätzen "lebt", davon dass auch unbequeme Meinungen und/oder Einzelmeinungen Gehör finden.
Die Konsenseinforderung findet gerade bei den Vertretern der PC statt!
q.e.d.